Titel: | Auszug aus einem Berichte des Hrn. Odolant-Desnos über die lüftungsfähigen Hüte des Hrn. Gibus, und über dessen Castorgewebe. |
Fundstelle: | Band 67, Jahrgang 1838, Nr. XXI., S. 63 |
Download: | XML |
XXI.
Auszug aus einem Berichte des Hrn. Odolant-Desnos
uͤber die luͤftungsfaͤhigen Huͤte des Hrn. Gibus, und uͤber dessen
Castorgewebe.
Aus dem Journal de l'Académie de l'Industrie. April
1837, S. 55.
Ueber Gibus' luͤftungsfaͤhige
Huͤte.
Ich habe mich bei Erneuerung des Besuches der Werkstaͤtten des Hrn. Gibus mit Vergnuͤgen uͤberzeugt, daß er auf
die ihm ertheilten Rathschlaͤge eingegangen, und daß er sich bemuͤhte,
seinen Fabrikaten bei Ermaͤßigung der Preise noch groͤßere
Vollkommenheit zu geben.
Ohne seinen bekannten mechanischen Hut, dessen Vorzuͤge in Gesellschaften und
auf Reisen anerkannt sindDieser mechanische Hut ist im Polyt. Journal Bd. LIX. S. 290 beschrieben worden;
weitere Notizen daruͤber findet man aber auch Bd. LXII. S. 438 und Bd. LXV. S. 319. A. d. R., aufzugeben, suchte er einen Theil seiner fruͤheren Idee zur
Verfertigung von Sommerhuͤten, die sich durch besondere Leichtigkeit und Kuͤhle
auszeichnen, und die er luͤftungsfaͤhige Huͤte (chapeaux ventilateurs) genannt wissen will, zu bennzen.
Diese neuen Huͤte, die viel wohlfeiler sind als die mechanischen, bestehen
aus irgend einem Zeuge, der auf ein staͤhlernes Geripp von 5 bis 6 Quentchen
im Gewichte aufgezogen wird. Das Geripp oder der Mechanismus besteht aus drei
horizontalen Kreisen, von denen zwei an den beiden Enden des Hutkopfes und einer in
dessen Mitte angebracht ist, und aus vier senkrechten Staͤbchen. Dieser
Mechanismus ersezt die aus wasserdichtem Filze bestehende Scheibe, welche dermalen
gegen 3 Unzen wiegt, und die so oft bricht. Die neuen Huͤte sind viel
leichter, lassen die Luft circuliren, brechen nicht so leicht, wie alle
uͤbrigen Huͤte, und lassen an der Tresse keine Fettfleken zum
Vorscheine kommen, wie dieß so haͤufig der Fall ist. Wuͤrde ihr Gupf
ja ein Mal verbogen, so wuͤrde er in Folge seiner Elasticitaͤt bald
wieder seine natuͤrliche Gestalt annehmen. Sie sind bei ihrem geringen Preise
als Sommerhuͤte bereits sehr beliebt geworden, und selbst die uͤbrigen
Hutmacher sind ihnen bei weitem nicht so abhold, wie den mechanischen Huͤten,
bei denen sie keinen financiellen Vortheil fuͤr sich erbliken.
Die zweite, dem Hrn. Gibus zu verdankende Verbesserung in
der Hutmacherkunst ist dessen Erfindung eines Castorgewebes. Man hatte schon vor ihm
versucht, in die Seidenzeuge, die man in Paris als Ueberzug fuͤr schlechtere
Hutsorten verfertigt, Hafen-, Castor- und Kaninchenhaare einzuweben,
jedoch vergebens; denn so wie man diese Zeuge durch die Kraͤmpeln laufen
ließ, gingen alle Haare aus, so daß nur der Seidenzeug zuruͤkblieb. Hr. Gibus nahm die aufgegebenen Versuche wieder auf, und ließ
die Seide mit verschiedenen Quantitaͤten verschiedener Haare spinnen, wobei
es ihm denn auch nach langen und kostspieligen Versuchen gelang, schoͤnere
als die bisherigen Castorhuͤte, die bekanntlich gefilzt werden mußten, zu
verfertigen. Das Verfahren, welches er hiebei befolgte, und auf welches er kein
Patent nahm, da er es nicht selbst im Großen ausbeuten kann, und da es in den
Haͤnden der Weber wahrscheinlich fruͤher einen hoͤheren Grad
von Vollkommenheit erreichen duͤrfte, ist einfach. Man spinnt naͤmlich
ein Gemenge von gleichen Theilen Seide und Hasenhaaren; denn dieses gibt, obschon
man sich auch anderer Verhaͤltnisse bedienen kann, doch die besten Resultate.
Der gewebte Zeug wird in ein Bad eingeweicht, welches man sich bereitet, indem man
ein Maaß einer Aufloͤsung von 3 Unzen Queksilber in einem Pfunde
Salpetersaͤure von 32° mit 30 Maaß Wasser verduͤnnt. Dieses Bad
ist demnach nichts anderes als die Saͤure, die man in der Hutmacherkunst beim
Filzen gewoͤhnlich anzuwenden pflegt.