Titel: Ueber die Lampen mit Regulator des Hrn. Rouen in Menilmontant. Auszug aus dem Berichte der HH. Guiraudet und Malepeyre jun.
Fundstelle: Band 67, Jahrgang 1838, Nr. XXXI., S. 109
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XXXI. Ueber die Lampen mit Regulator des Hrn. Rouen in Menilmontant. Auszug aus dem Berichte der HH. Guiraudet und Malepeyre jun. Aus dem Journal de l'Académie de l'Industrie. Maͤrz 1837, S. 40. Rouen's Lampen mit Regulator. Hrn. Carcel, der mit den Bruͤdern Girard die von Argand gebrochene Bahn unter allen Lampisten mit dem guͤnstigsten Resultate verfolgte, gebuͤhrt das Verdienst: 1) daß er sich durch Verengerung des Rauchfanges in der Hoͤhe des Herdes der Verbrennung der Luftzuͤge bemeisterte; und daß er, indem er den Glastraͤger beweglich machte, die Moͤglichkeit gab, durch einfaches hoͤher oder tiefer Stellen des Glastraͤgers die Lebhaftigkeit der Verbrennung zu erhoͤhen oder zu vermindern; 2) daß er den Docht weiß brennen machte, und dadurch die Verbrennung des Ringes oder der Roͤhre, die den Docht traͤgt und mithin auch die daraus folgenden Verlegungen verhuͤtete. Von den vielen, seither in Vorschlag gebrachten Mechanismen dienten einige wirklich zur Verbesserung des Carcel'schen; waͤhrend es anderen Erfindern, die bloß den Brenner Carcel's annahmen, und dessen verschiedene Theile besser zu combiniren wußten, gelang, auch den Draht der Lampen mit hoͤher angebrachtem Oehlreservoir weiß zu brennen und dennoch die Lampen fuͤr wohlfeilen Preis zu liefern. Um jedoch zu diesem Zweke zu gelangen, ist man gezwungen, die Muͤndung des Brenners etwas unter das Niveau des Reservoirs zu stellen, woraus nothwendig folgt, daß, wenn das Reservoir gefuͤllt ist, im Brenner so viel Oehl zufließt, daß der Docht um 6 bis 7 Linien uͤber den Ring gestellt werden muß, wenn das Licht Glanz haben soll. In dem Maaße, als aber das Niveau des Oehles faͤllt, verliert das Licht wegen Abnahme des Oehlzuflusses an Intensitaͤt; der Docht muß demnach um eine halbe oder ganze Linie tiefer gestellt werden, und diese Veraͤnderung muß von Stunde zu Stunde geschehen, wenn das Licht immer gleich bleiben soll, und wenn man die Verkohlung des Dochtes verhuͤten will. An Brennern von 9 bis 10 Linien ist es ein Leichtes, diese Unannehmlichkeit beinahe unmerklich zu machen; denn man braucht das Reservoir oder die Krone nur so abzuplatten, daß die Oehlmasse eine geringe Tiefe bekommt; allein an Brennern von 13 bis 14 Linien, und besonders an solchen, an denen es nicht moͤglich ist, das Oehl in einer duͤnnen Schichte auszubreiten, muß die Verbrennung in Folge der Niveauveraͤnderungen nothwendig beeintraͤchtigt werden. Diesem Uebel zu steuern ist die Aufgabe, welche sich Hr. Rouen bei der Erfindung seines Regulators, durch den das Oehl immer auf gleichem Niveau und zwar nur um eine Linie unter dem oberen Theile des Brenners erhalten wird, sezte. Die Vorrichtung gestattet, den Docht um 3 bis 4 Linien uͤber den Brenner zu erhoͤhen, und hiedurch ein Licht zu erzielen, welchem alle mit dieser Art von Beleuchtung verbundenen Vortheile zukommen. Da der uͤber dem Herde der Verbrennung befindliche weiße Theil des Dochtes nur den Zwek hat das Verbrennen des Ringes oder des Dochttraͤgers zu verhuͤten, so ist eine groͤßere Laͤnge des weißen Dochtes als die eben angegebene ganz unnuͤz. Dasselbe gilt auch von dem Ueberschusse an Oehl in den Carcel'schen Lampen. Die Handhabung der Lampen des Hrn. Rouen ist sehr einfach, und an den auf einem Fuße stehenden dieselbe, wie an den aufgehaͤngten. Der Erfinder vermag sie, obschon sie aus vielen Theilen, die sehr sorgfaͤltig zusammenpassen muͤssen, bestehen, in Folge einer Vervollkommnung der dazu verwendeten Instrumente und in Folge einer groͤßeren Ausdehnung seiner Fabrication, dennoch sehr wohlfeil zu liefern. Aus den Arbeiten der Bruͤder Girard, Carcel's und mehrerer anderer hat sich ergeben, daß zur Erzielung der besten und vollkommensten Verbrennung folgende Bedingungen erforderlich sind: 1) muß das Niveau des Oehles bestaͤndig auf 4 Linien unter dem Punkte, auf welchem die Flamme an dem Dochte fixirt ist, erhalten werden. 2) muß die Speisung mit Oehl stets eine reichliche und gleichmaͤßige seyn. 3) darf sich zwischen die Flamme und die Oberflaͤche des Oehls kein anderer Koͤrper, als das Oehl eindraͤngen. 4) endlich muͤssen die Canaͤle, in denen die Luft von Innen und von Außen an den Docht gelangt, in bestimmten und geeigneten Verhaͤltnissen zu einander stehen. Die beiden ersteren dieser Bedingungen haͤngen von dem Reservoir und dem zwischen diesem und dem Brenner bestehenden Communicationsmittel ab; die beiden lezteren hingegen von dem Brenner allein. Die Carcel'schen und hydraulischen Lampen entsprechen diesen Bedingungen vollkommen; wir wollen nun sehen, ob dieß auch von jenen Rouen's gilt. Die Fuͤllung und Niveauerhaltung ist an allen Lampen der lezteren Art eine und dieselbe. Eine senkrechte Roͤhre, welche sich oben in eine als Fuͤlltrichter dienende Muschel endigt, fuͤhrt durch das Reservoir, und durch sie selbst ist gegen den unteren Theil hier eine Oeffnung gebohrt, deren oberer Theil sich genau auf derselben Hoͤhe befindet, bis auf welche man das Oehl in den Brenner gelangen lassen will. Man kann also das Reservoir auf beliebiger Hoͤhe anbringen; denn man brauchte sowohl dieses als die Luftroͤhre nur so weit zu verlaͤngern, bis die Oeffnung, welche das Niveau zu reguliren hat, mit dem oberen Theile des Brenners auf gleicher Hoͤhe sieht. In dem Behaͤlter ist eine falsche Roͤhre, welche zur Einfuͤhrung der Luftroͤhre dient und dieselbe zugleich auch umgibt, anzubringen. Durch den oberen Theil dieser falschen Roͤhre ist eine kleine Oeffnung zu bohren, welche mit einer aͤhnlichen Oeffnung, die an der Luftroͤhre auf gleicher Hoͤhe angebracht ist, correspondirt. Dreht man den Trichter in horizontaler Richtung um, so deutet ein kleiner, nach Art der Bajonetten-Adjustirungen eingerichteter Aufhaͤlter die Stellung an, in der diese beiden Oeffnungen uͤber einander zu stehen kommen, und in welcher die Fuͤllung moͤglich ist. Das in den Trichter gegossene Oehl fließt in der Luftroͤhre herab, tritt durch die oben erwaͤhnte untere Oeffnung ein, und steigt in dem Reservoir empor, waͤhrend die in diesem enthaltene Luft durch die beiden Oeffnungen, die oben an dem Reservoir und der Luftroͤhre einander gegenuͤber angebracht sind, entweichen. Da waͤhrend der ganzen Dauer der Fuͤllung die Oberflaͤche des Oehles im Reservoir bedeutend uͤber dem oberen Theile des Brenners steht, so wuͤrde waͤhrend dieser ganzen Zeit Oehl ausfließen, wenn Hr. Rouen, um dieses zu verhuͤten, unter der unteren Oeffnung der Luftroͤhre nicht eine Scheidewand, welche die Communication mit dem Brenner aufhebt, angebracht haͤtte. Um jedoch diese unumgaͤnglich nothwendige Communication seiner Zeit wieder herzustellen, befinden sich an dem unteren Theile der Luftroͤhre sowohl als der falschen Roͤhre zwei andere Oeffnungen, die in Correspondenz kommen, wenn man den Trichter in entgegengesezter Richtung mit jener, in der man ihn zum Behufe des Fuͤllens umdrehte, abermals umdreht. Die Bajonett-Adjustirung hemmt auch diese Bewegung auf dem gehoͤrigen Punkte, der durch eine kleine, in die falsche Roͤhre eingelassene Schraube und durch einen kleinen, an dem Trichter befindlichen Knopf angedeutet ist. Wenn diese beiden Zeichen uͤber einander stehen, so kann die Lampe brennen. Durch die leztere Umdrehung des Trichters ward die Communication des Reservoirs mit der aͤußeren Luft aufgehoben. Es stellt sich zwischen der Oberflaͤche des Oehles in der Luftroͤhre und im Brenner das Niveau her, waͤhrend das Oehl im Behaͤlter durch den Druk der atmosphaͤrischen Luft auf jene beiden Oberflaͤchen im Gleichgewichte erhalten wird. Wenn in Folge der Verbrennung das Niveau im Brenner auch nur um das Geringste sinkt, so sinkt es auch in der mit ihm communicirenden Luftroͤhre. Die Folge davon ist, daß eine Luftblase durch das im Reservoir befindliche Oehl emporsteigt, und also zur Herstellung des Niveau eine gleiche Quantitaͤt Oehl in die Luftroͤhre und in den Brenner treibt. Dieß wiederholt sich waͤhrend der ganzen Dauer des Brennens der Lampe, so daß also das Niveau immer eines und dasselbe bleibt, und daß mithin den beiden ersten der zur Erzielung eines reinen Lichtes noͤthigen Bedingungen entsprochen ist. Daß dieß auch von den beiden anderen, von der Gestalt des Brenners abhaͤngigen Bedingungen gilt, davon hoffen wir durch die nunmehr folgende Beschreibung des von Hrn. Rouen in Anwendung gebrachten Brenners zu uͤberzeugen. Aus dem beschriebenen Reservoir gelangt das Oehl wie gewoͤhnlich durch eine Communicationsroͤhre in den Brenner. Diese Roͤhre muͤndet in eine oben offene Buͤchse, in deren Mittelpunkt vollkommen symmetrisch die innere Roͤhre des Brenners, die mittelst einer eingeloͤtheten Scheibe an dem unteren Theile dieser Buͤchse fixirt ist, angebracht ist. Die Buͤchse bildet demnach mit dieser Roͤhre einen ringfoͤrmigen Raum fuͤr das aus dem Reservoir herbeifließende Oehl. Diese innere Roͤhre des Brenners ist unbeweglich und unten offen, damit der innere Luftzug durch sie Statt finden kann; sie ist zur Aufnahme des Bekens, in welches das uͤberschuͤssige Oehl abfließt, mit einem Schraubengange, und uͤberdieß an ihrer inneren Oberflaͤche der ganzen Laͤnge nach mit einer spiralfoͤrmig laufenden Rinne, deren Zwek spaͤter angedeutet werden soll, versehen. Die aͤußere Roͤhre des Brenners tritt mit ihrem unteren Theile in die Buͤchse ein, und um sie bestaͤndig mit der inneren Roͤhre vollkommen concentrisch zu erhalten, ist sie an ihrem Umfange mit einer kleinen Scheibe ausgestattet. Wuͤrde sich Hr. Rouen mit dieser Einrichtung der aͤußeren Roͤhre, welche beweglich seyn muß, begnuͤgt haben, so wuͤrde das durch Druk in die Buͤchse getriebene Oehl zwischen der Roͤhre und der Buͤchse entweichen und nicht in dem Dochte emporsteigen. Um dieß zu verhuͤten und der Roͤhre dennoch ihre Beweglichkeit zu erhalten, hat der Erfinder den oberen Theil der Buͤchse mit einem Schlaubengange ausgestattet, und die Roͤhre mit einem kleinen Hute, worin sie sich frei umdrehen kann, versehen. Dieser innen ausgeriebene Hut wird auf den oberen Theil der Buͤchse gesezt, und daselbst aufgeschraubt, indem man zwischen die oben erwaͤhnte Scheibe einige Baumwollfaden legt, die durch den Druk des Hutes das Entweichen des Oehles hindern und gleichsam einen luftdichten Schluß herstellen. Der Docht ruht auf einem gewoͤhnlichen Dochttraͤger mit drei Klemmen, der zwischen die beiden Roͤhren des Brenners eingesezt wird. Im Inneren desselben ist ein kleiner Zapfen angeschweißt, welcher in die erwaͤhnte spiralfoͤrmig verlaufende Rinne der inneren Roͤhre einpaßt; an der Außenseite dagegen bemerkt man eine Auskerbung, in die ein laͤngs der inneren Wand der aͤußeren Roͤhre verlaufender Laͤngenvorsprung einpaßt. Hienach ergibt sich leicht, auf welche Weise die Bewegung des Dochtes von Statten geht. Wenn naͤmlich der Dochttraͤger zwischen die beiden Roͤhren eingesezt ist, so wird er, wenn man die aͤußere Roͤhre dreht, sich mit ihr drehen, da er durch den erwaͤhnten Vorsprung mit ihr solidarisch gemacht ist. Er kann sich jedoch nicht drehen, ohne daß der an seiner inneren Wand befindliche, in die Spirale der inneren Roͤhre eingelassene Zapfen in dieser Spirale gleitet: d.h. ohne daß er sich je nach der Richtung, in der man die aͤußere Roͤhre dreht, nach Auf- oder nach Abwarts bewegt. Die Gallerie, die den Rauchfang traͤgt, gleitet frei an der aͤußeren Roͤhre, damit der Rauchfang nach Belieben hoͤher oder niedriger gestellt werden kann. Endlich ist an dem Dochttraͤger auch noch eine kleine Vorrichtung angebracht, die das Aufsteigen und den Durchgang des Oehles erleichtert, besonders wenn sich der Docht verlegt, und in Folge der Anschwellung den Durchgang verhindert. Es befindet sich naͤmlich am Ruͤken einer jeden seiner Klemmen ein kleiner Vorsprung, der deren unmittelbare Beruͤhrung mit den inneren Waͤnden der aͤußeren Roͤhre unmoͤglich macht, und also fuͤr das ununterbrochene Emporsteigen des Oehles hinlaͤnglichen Raum gestattet. Dieses System, welches ein sehr lebhaftes und glaͤnzendes Licht gibt, ist auf alle Arten von Lampen anwendbar. Wir haben vergleichsweise Versuche mit der Lampe Rouen's und einer sehr guten Carcel'schen angestellt, und haben gefunden, daß erstere der lezteren in nichts nachsieht. Eine Rouen'sche Lampe von großem Caliber mit einem Dochte von 14 Linien verbrannte in 12 Stunden ein Pfund Oehl. Eine vom zweiten Caliber mit einem Dochte von 11 1/2 Linie verbrannte in 17 Stunden eine gleiche Menge. Eine vom dritten Caliber mit Docht von 9 1/2 Linie zehrte 22 Stunden an einem Pfunde. Eine vom vierten Caliber endlich mit einem Dochte von 7 Linien langte 33 Stunden mit dieser Quantitaͤt aus. Schließlich muͤssen wir jedoch folgende Bemerkungen beifuͤgen. Wenn man nach geschehener Fuͤllung der Lampe die Communication zwischen dem Canale des Brenners und der Luftroͤhre herstellt, so wird die Luft, indem sie auf das in der Luftroͤhre befindliche und uͤber dem Niveau stehende Oehl druͤkt, diesen Theil des Oehles nothwendig in die Communicationsroͤhre des Brenners treiben, so daß an dem oberen Theile des Brenners etwas Oehl uͤberfließt. Dieses Ueberfließen ist jedoch keineswegs nachtheilig, sondern es gewahrt vielmehr den Vortheil, daß es das alte vielleicht schon etwas verdichtete Oehl austreibt, und den Docht mit frischem Oehle traͤnkt. Die zweite, aus der eben gemachten Bemerkung folgende Ruͤge besteht darin, daß das uͤberfließende Oehl, welches anfaͤnglich innen zwischen den Roͤhren des Brenners herabfließt, endlich den unteren Theil der Buͤchse, an welche der zu dessen Aufnahme bestimmte Behaͤlter geschraubt ist, beschmuzt; und daß man daher diesen Theil der Lampe nicht beruͤhren darf, wenn man sich nicht die Finger schmierig machen will. Dessen ungeachtet haben aber die Rouen'schen Lampen vor allen bisher in den Handel gebrachten Lampensystemen mit hoͤher stehendem Reservoir wesentliche Vorzuͤge; wir schlagen daher vor, dem Erfinder die Ehrenmedaille der Gesellschaft zu ertheilen.