Titel: | Zur Geschichte der Fourneyron'schen Kreiselräder. |
Fundstelle: | Band 67, Jahrgang 1838, Nr. XLI., S. 162 |
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XLI.
Zur Geschichte der Fourneyron'schen Kreiselraͤder.
Zur Geschichte der Fourneyron'schen
Kreiselraͤder.
Die Verhandlungen des Vereins zur Befoͤrderung des Gewerbfleißes in Preußen
enthalten in der vierten Lieferung (1837) S. 167–181 einen sehr
schaͤzbaren Aufsaz des Hrn. Dr. und Professor
Egen uͤber die Geschichte des ersten in Herford (in Preußen) erbauten
Kreiselrades, welches zuerst verfehlt wurde, spaͤter aber gelang. Bei dem
allgemeinen Interesse, welches die horizontalen Wasserraͤder
gegenwaͤrtig erregen, glauben wir daraus ebenfalls folgenden (im Polytechn.
Centralblatt, Nr. 70, enthaltenen) Aufsaz mittheilen zu muͤssen:
Hr. Schoͤnfeld in Herford bestimmte sich 1834 zum
Bau eines Kreiselrades, welches ein Gefaͤlle von 5 1/2 Fuß und einen
Wasserzufluß von 64 Kubikfuß in Triebkraft verwandeln sollte. Nach Fourneyron's praktischen Regeln (Polytechn. Journal Bd. LIII. S. 274) betrug der innere
Raddurchmesser 6,03', der aͤußere 7,43'; die Schaufelzahl 42, die
Hoͤhe derselben 10'', der Winkel am aͤußeren Radumfange mit der
Tangente = 40°; 8 Leitcurven schlossen mit der Tangente einen Winkel von
30° ein. Das Rad badete ganz im Unterwasser, und sollte in der Minute 32
Umlaͤufe machen. Dabei glaubte man auf 32 Pferdekraͤfte rechnen zu
koͤnnen. – Nach Versuchen von Carliczeck
machte das Rad rastlos 27 Umlaufe, und gab bei 12 Umlaufen und 50 Kubikfuß
Wasserverbrauch der ersten Welle nur 5 Pferdekraͤfte. – Bei so
traurigem Resultate wurde Egen consultirt, welcher schon
fruͤher den Hauptfehler der Construction darin zu finden geglaubt hatte, daß
die Wasserfaͤden bei der angegebenen Construction der Leitcurven nicht den
Weg nahmen, den ihnen die Theorie zuschreibt. Jede Leitcurve stand mit ihrem Ende
senkrecht gemessen 11'' von der convexen Seite der naͤchsten ab; die
Schuͤze wurde hoͤchstens 4 1/2'' gezogen, die Schuͤzenbretter
waren nur 3'' dik. Außer diesem Hauptfehler bestand noch ein anderer,
naͤmlich der zu große Winkel, welchen die Schaufeln mit dem aͤußeren
Radumfange einschlossen. Egen verordnete zunaͤchst, in die Schaufeln
Holzkeile einzusezen, durch welche der zulezt erwaͤhnte Winkel von 40°
auf 18° gebracht wurde, und außerdem die Schuͤzendike auf 8'' zu
verstaͤrken.
Bei den persoͤnlich angestellten Untersuchungen zeigte sich, daß durch unvortheilhafte
Herstellung der Wasserzufuͤhrungscanaͤle das moͤgliche Gefalle
von 7' 4'' um 35,4 Proc. gekuͤrzt worden war, und daß (mit schwimmenden
Weinflaschen ermittelt) 55 K' Wasserzufluß State fanden. Die systematisch
angestellten Versuche zeigten, daß bei einem Wasserstrahle, dessen Breite die
Hoͤhe vielfach uͤbertrifft, die Wasserfaden nicht parallel bleiben und
die Richtung des lezten Elementes der concaven Seite der Leitcurven annehmen; das
Wasser kam daher nicht in der vorgeschriebenen Richtung auf die Schaufeln. Es wurde
nun die rohe consumirte Kraft zu 26,3 Pferdekraͤften bestimmt, und die von
dem Rade ausgeuͤbte zu
11 Pferdekr.
bei 25 Umdrehungen
der liegenden
Welle,
9,7 –
– 12 –
– –
–
folglich war im ersten Falle der Wirkungsgrad 42 Proc., im
zweiten 37 Proc. Sollte das Rad beibehalten werden, so ließ sich das Gefaͤlle
auf 6 Fuß, folglich die rohe Kraft auf 42,7 Pferdekr. steigern; 42 Proc. davon
betragen 17,0; davon gehen ab als ermittelter Widerstand der Betriebstheile: 7
Pferdekr.; folglich bleiben zur eigentlichen Verwendung 10–11 Pferdekr.
uͤbrig. Der Zapfen des Rades lag im Wasser, und das Rad konnte nicht gehoben
werden. Alles dieß empfahl eine ganz neue Radconstruction.
Fourneyron wurde nach den Bedingungen gefragt, unter
welchen er die Construction uͤbernehmen wolle, und forderte 2000 Fr.
Reisekosten nebst billigem Honorar fuͤr Bemuͤhungen, 11,000 Fr.
fuͤr das Rad, das in Niederbronn bei Vv. Dietrich
und Sohn gebaut werden sollte; er versprach 18 Pferdekr. Leistung (kaum 60 Proc.)
und wollte sie nur dann verbuͤrgen, wenn der Preis auf 14,000 Fr.
erhoͤht wuͤrde. Solche uͤbertriebene Forderungen schrekten
ab.
Carliczeck sammelte auf einer Reise folgende Angaben
uͤber Kreiselraͤder: In Niederbronn fand er ein Rad im Bau fuͤr
ein Gefalle von 3,050 Meter. Der aͤußere Durchmesser betrug 1,416, der innere
1,066 Met., die Schaufelhoͤhe 2,290 Met.; das Rad sollte 36 Schaufeln und 24
Leitcurven erhalten; es war fuͤr die Consumtion von 25 K' Wasser und
fuͤr 51 Umdrehungen berechnet. Der Zapfen war fast so construirt, wie an dem
neuen Herforder Rade, und sollte durch ein Rohr von Unten mit Oehl gespeist werden.
Das Rad war fuͤr ein Geblaͤse der Maschinenwerkstatt selbst bestimmt.
– In Loͤrrach waren bei den HH. Koͤchlin zwei Kreiselraͤder aufgestellt, und zwar in
demselben Gerinne, bei 4 1/2 bis 5 Fuß Gefalle und 25 K' Aufschlagwasser fuͤr
beide Raͤder zusammen. Das eine Rad hatte 0,800 Met. inneren, 1,100 Met.
aͤußeren Durchmesser, 0,130 Met. Schaufelhoͤhe, 26 Schaufeln und eben
so viel Leitcurven. Der Zapfen war construirt wie der in Niederbronn. Das zweite Rad hatte 3' inneren
Durchmesser und 7–8'' Schaufelhoͤhe; auch dieses Rad hatte 26
Schaufeln und 26 Leitcurven. Die Raͤder treiben die Maschinen einer Drukerei.
Mehr Daten konnten nicht ermittelt werden. – In St. Blassen war das eine Rad,
welches eine Baumwollspinnerei treibt, seit 1 1/2 Jahre im Betriebe. Es hat 17''
inneren, 28'' aͤußeren Durchmesser, 18''' Schaufelhoͤhe, 36 Schaufeln
und 18 Leitcurven, deren leztes Element mit dem Radius einen Winkel von 90°
bildet. Bei 70' Gefaͤlle werden 7 K' Aufschlagwasser verbraucht. Das Rad
macht 350 bis 370 Umlaͤufe, und hat bei 58 Proc. Nuzeffect eine Kraft von 70
Pferden. Der Zapfen kann geschmiert werden. Das zweite Rad wird fuͤr ein
Gefalle von 360' und fuͤr ein Wasserquantum von 2 K' erbaut. Es wird 0,100
Met. inneren, 0,158 Met. aͤußeren Durchmesser erhalten. Es bekommt 36
Schaufeln und 36 Leitcurven. Die Zahl der Umlaufe war von Hrn. Fourneyron auf 2210, und die Kraft auf 62 Pferde vorbestimmt worden. Die
Zapfen liegen unter Wasser, haben aber eine abgeschlossene Oehlkammer, so daß sie in
Schmiere gehalten werden koͤnnen.
Die mathematische Theorie der Kreiselraͤder ist sicher begruͤndet und
vollstaͤndig; es kommt daher nur darauf an, die Bedingungen gehoͤrig
anzuordnen, unter welchen das Rad gerade so wirkt, wie es soll. Eine der ersten
Bedingungen ist, daß die Hoͤhe jeder Schuͤzenoͤffnung ihre
Breite mehrfach uͤbertreffe, und daß die Schuͤzenbretter dik genug
sind, um dem Wasser einen Canal von hinreichender Laͤnge darzubieten. Bei der
neuen Radconstruction wurden nach Egen 28 bis 30
Leitcurven beplant; jede Schuͤzenoͤffnung ist so 2,82'' breit, 4''
lang und bei vollem Schuͤzenzuge 6–7'' hoch, die untere Seite der
Schuͤzen ist nach Innen zu abgerundet. Die Oeffnungen erlangten auf diese Art
die Gestalt, welche fuͤr moͤglichste Verminderung der Contraction am
guͤnstigsten ist. Bei einem Versuche betrug die wirkliche
Ausflußgeschwindigkeit 86 Proc. der theoretischen. – Die Leitcurven sollten
einen Winkel von 60° mit dem Radius bilden, und das Rad mit halber
Geschwindigkeit des ausstroͤmenden Wassers sich bewegen. Die innere
Peripherie des Rades betrug 14,7', die Ausflußgeschwindigkeit war eben so groß;
folglich mußte das Rad 30 Umgaͤnge in der Minute machen. saͤmmtliche
Ausflußoͤffnungen des Rades betragen im Querschnitte 4,81 □' und sind
gegen 53 Proc. groͤßer als die gesammten Schuͤzenoͤffnungen bei
5 3/4'' Hoͤhe. Der gußeiserne Ring, an welchen sich die
Schuͤzenliederung anlegt, wurde auf 4 1/4' verengt und dadurch die leichte
Beweglichkeit der Schuͤze hervorgebracht. Der innere Durchmesser des Rades
wurde auf 4' 8'' festgesezt und dem Rade eine Breite von 10'' gegeben.
Nach den Versuchen von Carliczeck betraͤgt bei dem
seit 6 Monaten befriedigend gehenden Rade der Nuzeffect 68 2/3 Proc. bei 32
Umlaͤufen, 6'' Schuͤzenzug, 5' 7'' Gefaͤlle und 47,1 K'
Wasserverbrauch.
Ueber die Kraftverluste gibt Egen folgende werthvolle
Notizen: Wenn angenommen werden darf, daß in den Schuͤzenoͤffnungen
keine Contraction Statt findet, d.h., daß die Wasserstrahlen daselbst parallel
liegen, so betraͤgt die wirkliche Ausstroͤmungsgeschwindigkeit 86
Proc. von der theoretischen. Dann verhaͤlt sich die theoretische Wasserkraft
zur Kraft des in die Schaufeln einstroͤmenden Wassers wie (100)² :
(96)² = 100 : 74, so daß also das Wasser schon 26 Proc. an Kraft verloren
hat, bevor es auf die Schaufeln trifft. Will man einwenden, der
Geschwindigkeitsverlust sey geringer, so muß man zugeben, daß dann die
Wasserstrahlen nicht parallel liegen, und also nicht unter dem vorausgesezten Winkel
die Schaufeln treffen, wodurch ein anderer Kraftverlust herbeigefuͤhrt wird,
der dem bestrittenen leicht nahe kommen mag. – Ein zweiter Kraftverlust
ergibt sich dadurch, daß die meisten Wasserstrahlen unter Winkeln auf die Schaufeln
zugehen, die von den vorgeschriebenen Neigungswinkeln mehr oder weniger abweichen.
Der Verfasser wagt es nicht, diesen Verlust zu schaͤzen. Ferner wird dadurch
noch Kraft eingebuͤßt, daß das Wasser in den Schaufeln Widerstand findet und
daß es nicht in der Tangentialrichtung das Rad verlaͤßt. Endlich noch
koͤnnen die Schuͤzenbloͤke nicht genau schließen, es muß sich
Wasser durch die Zwischenraͤume hindurchdraͤngen und auf den Ausfluß
stoͤrend einwirken. Alle diese Kraftverluste muͤssen unerwartet gering
seyn, wenn ein Nuzeffect von 70 Proc. uͤbrig bleiben soll, den das Herforder
Rad bei 30 Umlaͤufen vielleicht erreicht. Wo von einem bedeutend
hoͤheren Effecte solcher Raͤder die Rede ist, kann man sich des
Mißtrauens nicht erwehren. Fourneyron selbst spricht, nach dem er seine Raͤder verbessert hat, nicht
mehr von einem Effecte von 80 Proc. und mehr. Und wie sollten seine fruͤheren
Raͤder, mit nur 10 oder 12 Leitcurven, einen Effect von 83 und 87 Proc. haben
leisten koͤnnen? Es ist gar zu leicht, sich bei hydraulischen Versuchen der
Selbsttaͤuschung hinzugeben, oder unwillkuͤrlich derselben anheim zu
fallen. Unter den Augen sachkundiger Maͤnner werden jezt in einem
beruͤhmten Bergwerksbezirke Deutschlands (Freiberg?) zwei
Kreiselraͤder gebaut, die unzweifelhaft in allen Theilen zwekmaͤßig
ausgefuͤhrt werden. Hoffentlich wird man ihren Effect genau untersuchen, so
daß unsere Kenntniß uͤber den Werth solcher Raͤder recht bald einen
erwuͤnschten Zuwachs zu erwarten hat.
Eine Vergleichung der Leistung und Kosten von einem Poncelet'schen und Fourneyron'schen Kreiselrade in dem angegebenen
Falle fuͤhrt zu folgendem Resultate: waͤre ein Poncelet'sches Rad gebaut worden, dessen Wellenfortsezung sich unmittelbar
an den Koͤnigsbaum anschloß, so wuͤrde das Bewegungsmoment dieses
Rades nebst Welle gegen 1 Pferdekraft ausgemacht haben. Nimmt man ferner den
Nuzeffect des Poncelet'schen Rades zu 64 Proc., so wie
des Fourneyron'schen Rades zu 70 Proc. an, so lassen sich
die Leistungen beider Raͤder fuͤr 55 K' Aufschlagwasser in folgender
Art mit einander vergleichen:
Gefaͤlle
Poncelet'sches
Rad
Fourneyron'sches
Rad.
Bruttokraft.
Nettokraft
Bruttokraft.
Nettokraft
4 3/4 Fuß
21,6 Pferdek.
20,6 Pferdek.
23,7 Pferdek.
19,7 Pferdek.
6 –
27,3 –
26,3 –
29,9 –
25,9 –
6 1/2 –
29,6 –
28,6 –
32,4 –
28,4 –
Das Poncelet'sche Rad wuͤrde also in Beziehung auf
Kraftbenuzung dem Kreiselrade nicht nachgestanden haben.
Die Anlagekosten des Poncelet'schen Rades wuͤrden
die folgenden gewesen seyn, wenn es ganz in Eisen gebaut worden waͤre:
I. An Gußeisen waren erforderlich:
fuͤr die
Wasserradachse
4830 Pfd.
– 14
Radarme
4900 –
– 3 Radkraͤnze
13000 –
– den Kammring
3600 –
– 2 Streben im Gerinne
1200 –
– 2 Zapfenlager
1000 –
– den Regulator
1000 –
––––––––––
Thlr. Sgr. Pf.
in Summa
29530 Pfd. zu 50 Thlr. =
1476 15 –
II. An Schmiedeisen waren
erforderlich:
Thlr. Sgr. Pf.
fuͤr die Schaufeln
4928 Pfd.
zu 90 Thlr. =
443 6
3
– 14 Streben
1200 –
–
3 Sgr. =
120 – –
– Schrauben
500 –
– 4
– =
66 20
–
– Achsen
480 –
– 4
– =
64 –
–
–––––––––––––––––––
693 26
3
III. An Rothguß 60 Pfd. zu 15
Sgr.
30 – –
IV. An Modell- und
Aufstellungskosten
200 – –
––––––––––
In Summa
2400 11 3
Dagegen hat das neue Kreiselrad gekostet:
Thlr.
Sgr.
Pf.
1)
Zapfenlager zur Radwelle 500 Pfd. zu 50 Thlr.
25
–
–
2 Keile dazu 8 Pfd. zu 5 Sgr.
1
10
–
2)
Die stehende Radwelle 2152 Pfd. zu 56 Thlr.
120
5
4
Schmiedeisen daran 28 Pfd. zu 10 Sgr.
9
10
–
Messingene Buͤchsen 31 Pfd. zu 24 Sgr.
24
24
–
Durchbohrung zum Behuf des Schmierens
5
–
–
3)
Rohr um die Radwelle 3182 Pfd. zu 56 Thlr.
178
5
9
Schmiedeisen daran 28 Pfd. zu 7 Sgr.
6
16
–
4)
Kreiselrad 2097 Pfd. zu 60 Thlr.
125
25
–
Die 44 Schaufeln 559 Pfd. zu 4 Sgr.
74
16
–
5)
Leitscheibe 1293 Pfd. zu 60 Thlr.
67
17
–
Die 28 Leitcurven 413 Pfo. zu 4 Sgr.
55
12
–
6)
Schuͤzenring 696 Pfd. zu 60 Thlr.
41
23
–
Liederung, die Holzbloͤke u.s.w.
36
6
–
7)
Ring, in welchem die Schuͤzenliederung
auf- und abgeht, 2166 Pfd. zu 56
Thlr.
121
9
–
8)
Kreuz fuͤr den Schuͤzenzug 266 Pfd. zu 50
Thlr.
13
9
–
Die Stangen dazu 567 Pfo. zu 6 Sgr.
113
12
–
9)
Vorrichtung zum Aufziehen des Rades bei
Reparaturen 74 Pfd. zu 6 Sgr.
14
24
–
10)
Die Schraube fuͤr den Schuͤzenzug 211
Pfd. zu 10 Sgr.
70
10
–
11)
Zapfen der Radwelle 40 Pfd. zu 12 Sgr.
16
–
–
Stahlstuͤke dazu 7 Pfd. zu 25 Sgr.
5
25
–
12)
Die Roͤhre zum Schmieren
10
–
–
13)
Das conische Rad auf der Radwelle ungefaͤhr
700 Pfd. zu 50 Thlr.
35
–
–
14)
Der eisenblecherne Gerinnkasten
100
–
–
15)
Der Regulator
200
–
–
16)
An Aufstellungskosten
200
–
–
–––––––––––
In Summa
1671
19
1
Es wuͤrde demnach allerdings das Poncelet'sche Rad
730 Thlr. theurer geworden seyn, als das Kreiselrad, wenn man ersteres ganz in Eisen
haͤtte bauen wollen. Wenn man aber Arme und Radkraͤnze aus Holz baute,
so wuͤrde der Preis des Kreiselrades kaum erreicht worden seyn. Die
Herstellungskosten der Gerinne und Wassergraͤben moͤgen fuͤr
beide Arten von Raͤdern ziemlich dieselben bleiben.
Endlich schließen wir unsere Mittheilungen mit Egen's
werthvollen Bemerkungen uͤber die Kreiselraͤder, die unter der
besonderen Ruͤksicht aufgestellt worden sind daß die Leistungen dieser
Raͤder unter den sehr verschiedenen Verhaͤltnissen, in denen sie zur
Anwendung kommen koͤnnen, noch wenig sicher constatirt zu seyn scheinen.
1) Das Kreiselrad unterscheidet sich dadurch wesentlich von allen uͤbrigen
Wasserraͤdern, mit Ausnahme des Reactionsrades (von Seegner), daß es bei allen Fallhoͤhen, von der niedrigsten bis zur
hoͤchsten, zur Anwendung gebracht werden kann. Die gewoͤhnlichen
Wasserraͤder werden schon bei Gefallen von 30 Fuß sehr unbehuͤlfliche
und trage gehende Kraftmaschinen. Das Kreiselrad wird unstreitig fuͤr so hohe
und hoͤhere Gefaͤlle kuͤnftig sehr haͤufig mit großem
Vortheile zur Anwendung gebracht werden koͤnnen. In Gebirgsgegenden und beim
Bergbau kann man haͤufig sehr hohe Gefaͤlle zur Benuzung bringen, die
darum unberuͤksichtigt blieben, weil gewoͤhnliche Wasserraͤder
nicht angewendet werden konnten.
2) Bei Gefaͤllen von 9–30° Hoͤhe geben die
ruͤken- und oberschlaͤchtigen Raͤder einen um
5–15 Proc. hoͤheren Effect, als Kreiselraͤder, und werden also
schwerlich von denselben verdraͤngt werden. Besonders moͤchten
Kreiselraͤder fuͤr den Betrieb von Hammer- und Walzwerken
weniger geeignet befunden werden. Wenn aber in einzelnen Faͤllen eine sehr
große Winkelgeschwindigkeit, oder Ersparung von Raum, von besonderem Werthe seyn
sollte, so wuͤrden fuͤr sie Kreiselraͤder zu empfehlen
seyn.
3) Fuͤr Gefaͤlle von 6–9 Fuß koͤnnen Poncelet'sche Raͤder nicht zwekmaͤßig mehr
zur Anwendung gebracht werden. Ruͤkenschlaͤchtige und
Brustraͤder muͤssen bei bedeutenderem Wasserzuflusse sehr breit gebaut
werden; sie haben eine geringe Winkelgeschwindigkeit und uͤbertreffen hier
kaum nur noch die Kreiselraͤder im Nuzeffecte. In vielen Faͤllen
werden fuͤr diese Fallhoͤhen Kreiselraͤder mit Vortheil zur
Anwendung gebracht werden koͤnnen.
4) Fuͤr Gefaͤlle von 3–6° Hoͤhe moͤchte im
Allgemeinen noch immer den Poncelet'schen Raͤdern
der Vorzug einzuraͤumen seyn. Nur wo eine große Winkelgeschwindigkeit von
groͤßerem Werthe ist, oder wo die Welle des Kreisels zu gleicher Zeit als
Koͤnigsbaum fuͤr das Triebwerk benuzt werden kann, treten die
Kreiselraͤder mit entschiedenem Vortheile auf.
5) Fuͤr ein Gefaͤlle unter 3' Hoͤhe moͤchte ebenfalls ein
Kreiselrad vor dem Poncelet'schen Rade entschiedenen
Vortheil haben, weil bei Anwendung des lezteren Rades der halbe Schuͤzenzug
an: Gefaͤlle verloren geht, was hier schon 16 Proc. und mehr ausmachen
kann.
6) Poncelet'sche und gut gebaute
ruͤkenschlaͤchtige Raͤder koͤnnen ohne besonderen
Nachtheil 2–3' tief im Unterwasser baden. Nun betragen aber bei
Fluͤssen von mittlerer Groͤße (Oder, Spree, Lippe, Ruhr u.s.w.) die
haͤufiger vorkommenden Veraͤnderungen der Wasserhoͤhen mehr als
3', und dabei werden oft auf solchen Fluͤssen nur geringe Gefalle benuzt. Unter solchen
Umstaͤnden wird das Kreiselrad mit großem Vortheile anzuwenden seyn, so daß
kuͤnftig alle Raͤder mit Pansterzeugen wegfallen sollten.
Das Kreiselrad ist aber unter allen Wasserraͤdern am schwierigsten im
Entwuͤrfe genau und zwekmaͤßig den vorhandenen Verhaͤltnissen
anzupassen, am schwierigsten auszufuͤhren und am schwierigsten in gutem
Betriebe zu erhalten. Wer ein solches Rad anlegen will, vertraue den Entwurf und den
Bau nur sachkundigen und umsichtigen Haͤnden an, wenn er des guten Erfolges gewiß seyn
will.