Titel: Verbesserungen an den Apparaten zur Zersezung des Kochsalzes und in der Art und Weise sich ihrer zu bedienen, worauf sich Thomas Lutwyche, Chemiker und Fabrikant in Liverpool, am 13. Oktober 1836 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 67, Jahrgang 1838, Nr. LXXVII., S. 268
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LXXVII. Verbesserungen an den Apparaten zur Zersezung des Kochsalzes und in der Art und Weise sich ihrer zu bedienen, worauf sich Thomas Lutwyche, Chemiker und Fabrikant in Liverpool, am 13. Oktober 1836 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of arts. Decbr. 1837, S. 139. Mit Abbildungen auf Tab. V. Lutwyche's Apparat zur Zersezung des Kochsalzes. Der Zwek, den sich der Patenttraͤger sezte, ist Verhuͤtung des Entweichens des bei der Zersezung des Kochsalzes frei werdenden salzsauren Gases durch Verdichtung desselben in entsprechenden Vorrichtungen, und Vollbringung des ganzen Processes auf eine vortheilhaftere Weise, als es mit den dermalen gewoͤhnlich gebraͤuchlichen Apparaten moͤglich ist. Man pflegt die Zersezung des Kochsalzes mit Schwefelsaͤure entweder in cylindrischen eisernen Retorten oder in offenen, aus Baksteinen aufgefuͤhrten Oefen vorzunehmen. In ersterem Falle, wo man die Hize von Außen auf den Boden der Retorte einwirken laͤßt, beabsichtigt man nicht nur die Erzeugung von Glaubersalz oder schwefelsaurem Natron, sondern auch die Gewinnung der Salzsaͤure. Ersteres bewerkstelligt man, indem man das bei der Zersezung frei werdende Gas in zweihaͤlsige Vorlagen leitet, die man oben auf bekannte Weise durch eingekittete irdene Roͤhren sowohl unter einander, als auch mit der Retorte verbindet. In lezterem Falle dagegen ist das Streben mehr auf Erzielung eines besseren und vollkommeneren Glaubersalzkuchens gerichtet; weßhalb man denn auch Hize und Flamme direct auf die der Behandlung unterliegenden Materialien wirken, und das salzsaure Gas dafuͤr unbenuzt in die atmosphaͤrische Luft entweichen laͤßt. Der ersteren dieser Methoden laͤßt sich unvollkommene Zersezung des Salzes, Unreinheit der Saͤure und Schwierigkeit der Verdichtung zum Vorwurfe machen; der lezteren hingegen das ungeheure Volumen des entweichenden salzsauren Gases und der uͤbrigen schaͤdlichen Daͤmpfe, die der ganzen Nachbarschaft eben so nachtheilig als laͤstig werden. Der verbesserte Apparat besteht erstlich in einem eigenen geschlossenen Ofen oder einer Zersezungskammer mit den dazu gehoͤrigen Feuerstellen und Feuerzuͤgen, wozu hauptsaͤchlich Baksteine und Moͤrtel verwendet werden. Innerhalb dieser Kammer sind beilaͤufig in einer Entfernung von 6 Zoll von einander zwei Lager oder Boden angebracht, uͤber denen mit schief gelegten Baksteinen ein Bogen oder ein Gewoͤlbe gebaut ist, welches die Kammer von dem Feuer trennt, und welches die Flamme und den Rauch hindert, mit den der Behandlung unterliegenden Materialien in Beruͤhrung zu kommen, ohne daß jedoch dem Zutritt der zur Zersezung noͤthigen Hize ein Hinderniß im Wege steht. Bei dieser Einrichtung kann das aus dem Kochsalze entwikelte salzsaure Gas, da es von dem Rauche und den gasartigen Stoffen, die sich bei der Verbrennung aus dem Brennmateriale entwikeln, geschieden ist, leichter verdichtet werden. Ueber diesem Gewoͤlbe ist aus Baksteinen ein zweites gebaut, und hiedurch werden die Feuerzuͤge gebildet. An dem Ende der Zersezungskammer befinden sich eine oder mehrere Feuerstellen. Das Salz und die Saͤure werden zugleich auf das untere Lager der Kammer gebracht. In der Seitenwand dieser lezteren findet man zwei Thuͤren, von denen die eine in der Naͤhe der Mitte des Lagers, die andere hingegen dicht an dessen Ende und dem oberen Lager zunaͤchst gelegen ist, damit man die in den Ofen gebrachte Masse leichter von dem unteren Lager auf das obere schaffen kann, wenn sie ein Mal (was gewoͤhnlich nach wenigen Stunden zu geschehen pflegt) den hiezu erforderlichen Grad von Festigkeit erlangt hat. Ist der erste Einsaz von dem unteren Lager auf das obere geschafft, so bringt man auf das untere einen zweiten, wo dann 10 bis 12 Stunden nach dem Beginnen der Operation das Glaubersalz aus dem oberen Lager heraus geschafft, das zum Theil zersezte Salz wieder von dem unteren Lager auf das obere gebracht, und auf das untere ein neuer Einsaz gemacht werden kann. Obschon demnach die Masse 10 bis 12 Stunden lang im Ofen verweilt, so wird doch alle 5 bis 6 Stunden eine frische Menge Salz und Schwefelsaͤure auf das untere Lager, und die zersezte Salzmasse aus dem oberen Lager herausgeschafft. In den zur Erlaͤuterung beigefuͤgten Abbildungen ist Fig. 10 eine perspektivische Ansicht des Zersezungsofens und des Verdichtungsapparates gegen die Fronte der Feuerstellen zu betrachtet. Fig. 11 ist eine aͤhnliche Ansicht der Seite des Ofens. Fig. 12 ist ein senkrechter Durchschnitt nach der Laͤnge des Ofens, woraus die geschlossene Zersezungskammer, die Feuerstellen und die Feuerzuͤge erhellen. Fig. 13 endlich ist ein anderer aͤhnlicher Durchschnitt nach der Quere genommen. An allen diesen Figuren ist a, a das Mauerwerk des Ofens, b sind die Feuerstellen, c die Ofenthuͤrchen, d die Aschengruben, e, e die in den Schornstein fuͤhrenden Feuerzuͤge. Der aus feuerfesten Baksteinen aufgefuͤhrte Bogen f, f scheidet die Feuerzuͤge von der Zersezungskammer g, g, in der das untere Lager mit h, das obere hingegen mit i bezeichnet ist. Durch die Thuͤre k wird das Salz und die Saͤure in den Ofen eingetragen, durch die Thuͤre l hingegen schafft man das zum Theil zersezte Salz von dem unteren auf das obere Lager. Durch die Thuͤre m endlich wird das Glaubersalz aus dem Ofen genommen. Eine kleine Abaͤnderung des eben beschriebenen Apparates sieht man in Fig. 14 und 15, in denen aͤhnliche Durchschnitte abgebildet sind, wie in Fig. 12 und 13, und an denen zur Bezeichnung gleicher Theile die fruͤher gebrauchten Buchstaben beibehalten sind. Der einzige Unterschied besteht darin, daß hier die Ziegel, welche die Feuerzuͤge von der Zersezungskammer scheiden, unter einem Winkel und nicht so gelegt sind, daß sie ein Bogengewoͤlbe bilden, und daß der Scheitel der Feuerzuͤge stach oder horizontal gebaut ist. Fig. 16 ist ein Laͤngendurchschnitt durch einen der Verdichtungsapparate, der sogleich ausfuͤhrlicher beschrieben werden soll. Der Apparat besteht naͤmlich aus einem oder mehreren Troͤgen aus Stein, Schiefer, Holz oder einem anderen, der Einwirkung der Salzsaͤure hinreichend widerstehenden Material. Holz, welches gut mit gesottenem Theer, Pech oder Colophonium oder mit einer Mischung dieser Substanzen uͤberzogen worden ist, entsprach dem Patenttraͤger gut. Als die geeignetste Form gibt er 9 bis 12 Fuß Laͤnge, 3 Fuß Weite und 12 bis 15 Zoll Tiefe an. Einen derlei Trog sieht man bei o, o, und in diesen werden die aus Thon oder Steingut fabricirten Leitungsroͤhren p, p auf die aus Fig. 16 ersichtliche Weise eingefuͤhrt. Wenn in die Troͤge so viel Wasser gegossen worden ist, daß dasselbe bis auf einige Zoll von den Muͤndungen der Roͤhren p, p emporreicht, so stuͤrzt man uͤber die Roͤhrenmuͤndungen die aus Thon oder Steingut bestehenden Gefaͤße q, q, welche auf diese Weise hydraulische Gefuͤge oder Verschluͤsse bilden. Das Gas stroͤmt von dem Ofen her durch die Roͤhren r, r in die Leitungsroͤhren p, p und gelangt daher von einem der Gefaͤße q, q zum anderen. Bis zum vierten oder fuͤnften Gefaͤße duͤrfte sich jedoch nur wenig von dem Gase begeben, da in jedem dieser Gefaͤße eine nicht unbedeutende Wassermenge dem Gase dargeboten ist. Die lezte Leitungs- oder Austrittsroͤhre s steht mit einem Feuerzuge in Verbindung, der in einen Kamin fuͤhrt, dessen Zug dazu beitraͤgt, das Gas aus dem Ofen vorwaͤrts zu schaffen und die Verdichtung zu beguͤnstigen. An dem unteren Theile einer jeden der Leitungsroͤhren p, p ist eine kleine Roͤhre t, t befestigt, die durch den Boden des Troges geht, und durch welche alles Gas, welches sich allenfalls waͤhrend des Durchganges durch die Roͤhren verdichtet, in einen unterhalb angebrachten Behaͤlter von entsprechender Form faͤllt. Das Wasser in den Troͤgen kann so oft gewechselt werden, als man es fuͤr noͤthig haͤlt. Wenn man keinen Mangel an Wasser hat, und wenn die gesammelte Saͤure keine bestimmte Staͤrke bekommen soll, so kann man wohl auch an dem einen Ende des Troges fortwaͤhrend frisches Wasser zufließen, und an dem anderen das mit Saͤure geschwaͤngerte dafuͤr abfließen lassen. Soll jedoch die Saͤure zu bestimmten Zweken verwendet werden, so soll man das Wasser so lange in den Troͤgen belassen, bis die Saͤure die gewuͤnschte Staͤrke oder specifische Schwere erlangt hat, oder bis die aus ihr aufsteigenden Daͤmpfe laͤstig zu werden anfangen, oder bis die Verdichtung nicht mehr gut von Statten geht. Der Patenttraͤger bindet sich an keine bestimmten Formen und Dimensionen der Zersezungskammer, noch an einen bestimmten Bau der Bogen, die die Feuerzuͤge und die Feuerstelle von der Zersezungskammer scheiden. Eben so kann das Medium, uͤber das das Feuer streicht, aus feuerfesten Ziegeln oder Baksteinen oder aus anderen entsprechenden Materialien, die schief, horizontal oder in Curven uͤber die der Behandlung unterliegenden Substanzen gelegt sind, bestehen. Die Zahl der Verdichtungstroͤge, so wie der Leitungsroͤhren muß sich nach der Quantitaͤt Salz, die man innerhalb einer bestimmten Zeit zersezen will, richten.

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