Titel: | Ueber die Irrthümer und Trugschlüsse der Erfinder der sogenannten rotirenden Dampfmaschinen. Vorgetragen von Hrn. John Scott Russell Esq., Docenten der Physik, vor der Society of Arts for Scotsland. |
Fundstelle: | Band 67, Jahrgang 1838, Nr. LXXXIX., S. 332 |
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LXXXIX.
Ueber die Irrthuͤmer und
Trugschluͤsse der Erfinder der sogenannten rotirenden Dampfmaschinen. Vorgetragen
von Hrn. John Scott
Russell Esq., Docenten der Physik, vor der Society of Arts for
Scotsland.
Aus dem Edinburgh New Philosophical Journal. No. 47,
S. 35.
Mit Abbildungen auf Tab. VI.Tab. V.
Russell, uͤber die Trugschluͤsse der Erfinder der
rotirenden Dampfmaschinen.
Die sogenannte rotirende Dampfmaschine gehoͤrt mit zu jenen
Gegenstaͤnden der Mechanik, uͤber die man ziemlich allgemein irrige
Ansichten hegt, und denen taͤglich vergeblich eben so viel Muͤhe, als
Scharfsinn und mechanisches Talent zum Opfer gebracht werden. Ich moͤchte sie
mit der Quadratur des Cirkels und mit dem Perpetuum
mobile so ziemlich in eine Kategorie stellen. Vergleicht man den dermaligen
Zustand der mechanischen Kuͤnste in England mit dem, was vor einem
Jahrhunderte war, so wird man nicht in Zweifel daruͤber bleiben, daß wir in
neuerer Zeit raschere Fortschritte gemacht haben, als in irgend einer der
fruͤheren Zeitperioden. Erwaͤgt man aber, welcher große und
thaͤtige Theil unserer Bevoͤlkerung alle seine Talente und
Kraͤfte lediglich der Vervollkommnung dieser Kuͤnste widmete, so wird
man zu der Frage verleitet, ob denn die Resultate mit dem Kraftaufwande wirklich im
Verhaͤltnisse stehen, und ob nicht viel mehr haͤtte geleistet werden
koͤnnen, wenn man seine Kraͤfte nur richtig gestellten Problemen und
keinen eitlen Spekulationen zugewendet haͤtte, und wenn man dem Talente nicht
gestattet haͤtte von jener Bahn abzuweichen, die allein zu wahren
Fortschritten in der Civilisation, zur Erweiterung unserer Kenntnisse in den
Wissenschaften und Kuͤnsten, und zur Foͤrderung der materiellen
Interessen fuͤhrt. Wenn ich bedenke, wie viele Maͤnner nur ich allein
kenne, die mit einem hohen Erfindungsgeiste begabt sind, und deren
Bemuͤhungen dennoch fruchtlos waren, so muß ich zur Ueberzeugung kommen, daß
sie ihre Talente entweder auf fehlerhafte Weise Gegenstaͤnden zuwendeten die Andere unter
besseren Umstaͤnden oder von besonderen Vorzuͤgen beguͤnstigt,
besser zur Ausfuͤhrung brachten; oder daß sie sich vollends gar mit Dingen
beschaͤftigten, die entweder unpraktisch oder ganz unmoͤglich waren.
Waͤre es moͤglich, die Thaͤtigkeit all dieser Maͤnner
auf die Foͤrderung der reellen Interessen der Gesellschaft zu lenken; und
koͤnnte man namentlich jedes einzelne Individuum auf jenen Gegenstand
fuͤhren, der seinem Geiste am meisten zusagt, so bin ich uͤberzeugt,
daß unsere Fortschritte in Kuͤrze reißend, ja Staunen erregend seyn
wuͤrden.
Diese allgemeinen Bemerkungen finden ihre volle Anwendung auf jene Reihe von
Erfindungen, die man unter dem Namen der rotirenden Dampfmaschinen begreift. Das zum
Grunde liegende Princip nahm verschiedene Formen an und erlitt mannigfache
Modificationen; es leitete und leitet noch jezt manche glaͤnzende Talente von
dem zum Nuͤzlichen und Wahren fuͤhrenden Wege ab. Der Zwek, den ich
mir durch diese Abhandlung gesezt habe, ist: zu zeigen, daß saͤmmtliche
Principien der rotirenden Dampfmaschinen, in so fern sie einen Vorzug vor der
gewoͤhnlichen Maschine mit Wechselbewegung haben sollen, auf
Irrthuͤmern beruhen; daß die rotirende Maschine auf irrigen mathematischen
Principien beruht; daß sie als Mechanismus betrachtet eine Taͤuschung ist,
und daß aus deren Anwendung fuͤr die Industrie nie ein Vortheil erwachsen
kann. Moͤchte es mir gelingen, manches mechanische Genie von einem seiner so
unwuͤrdigen Gegenstande abwendig zu machen!
Bevor ich jedoch das Vertrauen in meine Worte anspreche, und um mir bei Praktikern
Eingang zu verschaffen, muß ich noch eine Bemerkung vorausschiken. Obschon sich mir
die Ansichten, die ich entwikeln will, erst aus einem Studium ergaben, bei welchem
ich die hoͤhere Analysis in Anwendung brachte, so muß ich doch, da man
solchen wissenschaftlichen Forschungen gewoͤhnlich die praktische Erfahrung
entgegen zu stellen pflegt, erinnern, daß ich mich in den lezten 10 Jahren
fortwaͤhrend mit der praktischen Loͤsung der schwierigsten, die
Dampfmaschine betreffenden Probleme beschaͤftigte; daß ich selbst zwei
rotirende Maschinen erfand und fuͤr mich erbaute, und daß diese Maschinen
guͤnstig genug ausfielen, um mich zu uͤberzeugen, daß das Princip
selbst und nicht die Anwendung, welche ich davon machte, von Grund aus falsch und
unrichtig war. Ich hatte auch Gelegenheit, die gelungensten Maschinen dieser Art,
welche je verfertigt wurden, zu untersuchen und sie arbeiten zu sehen. Wuͤrde
mich demnach die Theorie auch nicht à priori zu
meinen Resultaten gefuͤhrt haben, so haͤtte ich mich doch bald davon
uͤberzeugen muͤssen, daß auch die praktische Erfahrung der rotirenden
Dampfmaschine entgegen steht.
Ich will nun versuchen meine Argumente in einer Form aufzustellen, welche so wenig
als es sich mit der Genauigkeit vertraͤgt, untechnisch ist.
1) Mein erster Wunsch ist zu zeigen, daß die Erfindung der rotirenden Dampfmaschine
nichts so Neues und Unversuchtes ist, wie noch manche glauben. Ich werde zu diesem
Behufe die Namen von mehr dann 90 Erfindern, groͤßten Theils
Patenttraͤgern, anfuͤhren.
2) Ich will versuchen zu beweisen, daß sich alle diese Erfindungen in fuͤnf
verschiedene Classen bringen lassen, und daß die uͤbrigen saͤmmtlich
Wiederholungen eines und desselben Principes sind. Jeder Erfinder mag hieraus
abnehmen, ob seine Maschine ein ganz neues Princip enthaͤlt und kann, wenn
dieß nicht der Fall ist, uͤberzeugt seyn, daß dasselbe bereits versucht wurde
und zwar mit unguͤnstigem Erfolge.
3) Durch die Anfuͤhrung der Namen der Erfinder der mißlungenen rotirenden
Maschinen werde ich darthun, daß die fuͤnf erprobten Classen nicht wegen
Mangel an Talent, Kenntnissen und Erfahrung mißlingen konnten, indem die Liste die
Namen der ausgezeichnetsten Praktiker enthaͤlt.
4) Ich werde zu beweisen suchen, daß die gewoͤhnliche Kurbelmaschine nicht die
Maͤngel hat, die man ihr zuschreibt, und denen durch die rotirende Maschine
abgeholfen werden soll, und daß die Anwendung der Kurbel oder des Krummzapfens
keinen Verlust an Kraft bedingt.
5) In praktischer Hinsicht, naͤmlich was Einfachheit, Wohlfeilheit,
Leichtigkeit des Baues, Dauerhaftigkeit, Ersparniß beim Dienste, und
Gleichmaͤßigkeit der Bewegung betrifft, steht die rotirende Maschine in jeder
dieser Beziehungen der Maschine mit Wechselbewegung nach.
6) Die rotirende Maschine ist ganz besonders unanwendbar fuͤr Locomotion auf
dem festen Lande und fuͤr Dampfschifffahrt, fuͤr die man sie besonders
geeignet hielt.
7) Die gegenwaͤrtige Dampfmaschine ist praktisch vollkommen, indem sie sich
der mathematischen Vollkommenheit bis auf 10 Proc. annaͤhert.
8) Die Kurbel oder der Krummzapfen der gewoͤhnlichen Dampfmaschine besizt
gewisse merkwuͤrdige Eigenschaften, die sich der Natur der Bewegung des
Dampfes besonders anpassen. Hieraus erwachst auch deren Superioritaͤt als
Elementarmaschine, gleich wie daraus Eigenschaften hervorgehen, die nicht wohl irgend einer der
rotirenden Maschinen zukommen.
Die Wurzel der den rotirenden Maschinen zum Grunde liegenden Taͤuschungen ist
in den falschen Ansichten, welche man von der Kurbel, als dem einfachen
Elementar-Instrumente, womit die Umlaufsbewegung der Achse oder des großen
Rades der Dampfmaschine unmittelbar erzeugt wird, hegt. Es gibt nichts Einfacheres
als die Kurbel. Wir biegen um eine Welle umzudrehen das eine Ende derselben unter
einem rechten Winkel ab, erfassen dieses mit der Hand, und drehen dadurch die Welle
um. Dasselbe was die Hand durch ihre Hin- und Herbewegungen vollbringt,
leistet an der Dampfmaschine die Kolbenstange. Man kann die Kurbel kaum einen Zusaz
zur Welle nennen; sie ist nur eine Abbiegung derselben, wie es denn auch der Ausdruk
Krummzapfen (crank) andeutet; sie diente seit Aleotti's Zeiten ganz auf dieselbe Weise zur Bewegung der
Kolben der gewoͤhnlichen Pumpen, auf welche man sich ihrer dermalen zur
Bewegung der Dampfmaschine bedient. Aus einer gaͤnzlichen Unkenntniß der
Eigenschaften dieser hoͤchst einfachen Vorrichtung erwuchsen großen Theils
die zahlreichen Vorschlage zur Erzeugung einer kreisenden Bewegung ohne Anwendung
der Kurbel; und zwar indem man dem Dampfe selbst unmittelbar eine solche Bewegung
gab, oder indem man zur Vermittelung derselben zwischen dem hin- und
herlaufenden Kolben und der umlaufenden Welle irgend einen anderen minder einfachen
Mechanismus anbrachte. Man bildete sich ein, daß die directe rotirende Bewegung des
Dampfes eine groͤßere, gleichmaͤßigere und wohlfeilere Wirkung
hervorbringe, als die gewoͤhnliche Wechsel- oder Hin- und
Herbewegung, die mittelst der Kurbel in eine kreisende Bewegung umgewandelt
wird.
Die rotirenden Maschinen lassen sich in folgende Classen bringen:
I. Rotirende Maschinen durch einfache Ausstroͤmung oder Emission.
II. Rotirende Maschinen durch mittelbare Wirkung.
III. Rotirende Maschinen durch hydrostatische Reaction.
IV. Rotirende Maschinen mit umlaufenden Kolben.
Als mit diesen Maschinen in Hinsicht auf das Irrige im Principe nahe verwandt, wollen
wir als fuͤnfte Classe noch auffuͤhren:
V. Rotirungsmechanismen, die anstatt der Kurbel in Vorschlag gebracht wurden.
Classe I. Die aͤlteste und unvollkommenste Methode
einen Mechanismus durch Entweichen von Dampf in Bewegung zu sezen, ist die durch
einfache Ausstroͤmung oder Emission wirkende rotirende Maschine. Hero von
Alexandrien beschrieb sie 120 Jahre v. Christus in seiner Pneumatica. Sie beruht
auf demselben Principe, wie die Bewegung der Rakete, wie die Bewegung der
Feuerraͤder; sie ist nichts weiter als eine Anwendung des Ruͤkstoßes.
Der Ruͤklauf, der z.B. beim Abfeuern einer Kanone bemerkbar ist, wird
uͤberall, wo eine Fluͤssigkeit durch einfaches Ausstroͤmen aus
einem Behaͤlter austritt, fuͤhlbar; und wenn man eine solche Anordnung
trifft, daß Wasser, Dampf, Luft oder die durch Entzuͤndung von Schießpulver
erzeugten Gase durch die Arme eines beweglichen Rades, an welchem die
Austrittsmuͤndungen in gehoͤriger Richtung angebracht sind, austreten,
so wird das Rad durch diesen Ruͤklauf umgetrieben werden, und eine durch
einfache Ausstroͤmung thaͤtige rotirende Maschine zum Vorscheine
kommen. Indem sich Hero dieses Principes bediente,
erzielte er eine arbeitende Maschine; er erhizte zu diesem Zweke ein mit Wasser und
Luft gefuͤlltes Gefaͤß, aus welchem er den Dampf durch zwei Oeffnungen
entweichen ließ, die sich an entgegengesezten Seiten der Enden zweier Arme befanden,
welche von der durch das Austreten in Bewegung zu sezenden Kugel ausliefen.
Man kann anstatt sich des eben eroͤrterten Principes des Ruͤklaufes zu
bedienen, den mit Gewalt bei der Muͤndung eines Kessels ausstroͤmenden
Dampf auch auf die Fluͤgel eines Rades richten, und dadurch das Rad
umtreiben. Diese zweite Art von rotirender Dampfmaschine durch einfache
Ausstroͤmung ward im Jahre 1629 von Branca
erfunden. Seither wurden Maschinen dieser Classe mehrfach wieder erfunden, wie man
aus folgendem Verzeichnisse ersieht:
1. Hero von Alexandrien
130 v. Ch.
5. Kempel
1785
2. Branca
1629 n. Ch.
6. James Sadler
1791
3. Kircher
1643
7. Richard Trevithic
1815
4. Daslesme
1699
8. Alexander Craig
1834
Die Theorie dieser Maschinen ward schon vielfaͤltig gepruͤft, wobei als
Resultat hervorging, daß durch einfache Ausstroͤmung unmoͤglich mehr
als die Haͤlfte der ganzen Kraft des Dampfes zu Nuzen gebracht werden kann,
waͤhrend die andere Haͤlfte verschwendet wird, um der Luft einen
Impuls zu geben, oder um eine andere eben so nuzlose Stroͤmung zu erzeugen.
Die Erfahrung hat den Ausspruch der Theorie bekraͤftigt. Smeaton und Pelletan, die
diese Maschinen sorgfaͤltig angestellten Versuchen unterwarfen, haben
gefunden, daß mit denselben hoͤchstens 3 Theile von 11, 8 von 27 und 2 von 5
zu wirklichem Nuzen gebracht werden konnten, und daß auch durch gar keine
Verbesserung derselben ein die Haͤlfte der Gesammtkraft
uͤbersteigender Nuzeffect zu erzielen ist.
Classe II. Rotirende Maschinen durch mittelbare Wirkung
sind solche, an denen
eine Welle nicht unmittelbar durch Wirkung des Dampfes auf das Rad umgetrieben wird,
sondern an denen zwischen der Kraft und der Wirkung ein Communicationsmittel
besteht, welches erst das directe Agens der Kreisbewegung ist. Man kann sich diese
Maschinen leicht versinnlichen, wenn man sich irgend eine einfache Dampfmaschine,
wie z.B. jene Savary's und Newcoman's, zum Heben von Wasser verwendet denkt; und wenn man annimmt,
daß dieses Wasser, indem es auf die Schaufeln eines gewoͤhnlichen
Muͤhlrades herabfaͤllt, lezteres umtreibt. Die Maschine Savary's hebt Wasser, indem sie direct auf dessen
Oberflaͤche druͤkt. Man braucht dann dieses Wasser nur auf ein Rad
fallen zu lassen, um eine Maschine der zweiten Classe zu bekommen.
Es gibt eine Varietaͤt dieser Classe, als deren Typus man das Feuerrad Amontons annehmen kann. Der Dampf treibt Wasser durch
Canaͤle, welche die Arme des Rades bilden, aus einer Reihe von Kammern, die
sich auf der einen Seite des Rades befinden, in eine entsprechende Kammerreihe auf
der entgegengesezten Seite. Da die mit Wasser gefuͤllte Seite immer das
Uebergewicht uͤber die andere bekommt, so muß das Rad umlaufen. Da das Wasser
hiebei bestaͤndig von einer bestimmten Seite des
Rades gegen die entgegengesezte Seite getrieben wird, so folgt aus dem Gewichte des
Wassers eine gleichfoͤrmige Umdrehung. Hier ist also der Dampf das
eigentliche Agens, das Wasser hingegen das Mittel, wodurch die rotirende Bewegung
mitgetheilt wird.
Auf aͤhnliche Weise wurden auch feste Koͤrper zur Erzeugung einer
rotirenden Bewegung benuzt. Man ließ Gewichte in der Form von Kolben durch die
Dampfkraft auf einer Seite des Rades eine bedeutende Streke von dem Mittelpunkte
entfernen, an der anderen Seite dagegen sie diesem annaͤhern, so daß durch
das fortwaͤhrende Uebergewicht der einen Seite eine rotirende Bewegung
entstand. Rotirende Maschinen dieser Art besizen wir von Watt und Witty.
Folgendes sind die Erfinder von Maschinen dieser Classe:
1. Guillaume Amontons
i. J.
1699
6. Richard Witty
i. J.
1810
2. Leopold von Plainitz
1723
7. Sir W. Congreve
1818
3. Champion von Bristol
1752
8. John Moore
1820
4. James Watt
1769
9. Sir W. Congreve
1821
5. Davidson und Hawkesley
1793
10. Thomas Mastermann
1822
An dieser Classe von Maschinen ist der Verlust an Kraft offenbar, denn der Dampf muß,
um die Kreisbewegung hervorzubringen, seine Kraft aufwenden, um das Medium in
Bewegung zu bringen, und um den sehr großen Widerstand zu uͤberwinden, den
die Fluͤssigkeit in saͤmmtlichen Roͤhren, Canaͤlen und
Ventilen erleidet, wenn sie sich bei jedem Umgange von einer Seite des Rades zur
anderen bewegt. Alle diese Kraft ist von dem Nuzeffecte abzuziehen und geht rein
verloren. An jenen Maschinen, an denen sich Gewichte gegen den Umfang des Rades und
von demselben hinweg bewegen, handelt es sich um Kolben mit Wechselbewegung, aber
ohne Kurbeln. Sie treffen alle jene Nachtheile, die bei der fuͤnften Classe
hervorgehoben werden sollen; so wie man denn an den Hieher gehoͤrigen
Maschinen von Watt und Witty
wirklich um die Arbeit einer einzigen Maschine mit Wechselbewegung zu vollbringen,
ihrer mehrere hat, die um ein Rad herum geordnet sind. – Da wo das
Communicationsmittel eine Fluͤssigkeit ist, geht nicht nur alle die Kraft
verloren, die zur Bewegung dieser selbst erforderlich ist, sondern es
erwaͤchst auch noch bei allen bisher bekannten Methoden die
Fluͤssigkeit zum Umtreiben des Rades zu verwenden ein Verlust, der selbst in
den besten Faͤllen mehr als den sechsten Theil der Kraft betraͤgt.
Classe III. Die durch hydrostatische Reaction wirkende
Maschine leistet mehr als die beiden vorhergehenden Classen. So wie sie im Jahre
1769 von Watt erfunden ward, bestand sie aus Dampfgefaͤßen, welche die
Gestalt hohler Ringe hatten, die mit gehoͤrigen Eintritts- und
Austrittsoͤffnungen fuͤr den Dampf ausgestattet waren, und die sich
wie die Raͤder und Eimer einer Wassermuͤhle an horizontalen Wellen
aufgezogen und in irgend eine Fluͤssigkeit untergetaucht befanden. Dieses aus
Eisen gebaute Rad von 6 Fuß im Durchmesser ward durch die Reaction des Queksilbers
umgetrieben. Die Maschine bewegte sich zwar, allein man gab sie als zu wenig
leistend auf, obwohl man sie unter sehr guͤnstigen Umstaͤnden
probirte.
Das Princip, nach welchem diese Maschine arbeitet, ist folgendes. Der Dampf gelangt
in eine kreisrunde am Umfang eines Rades befindliche Kammer, die zum Theil mit
irgend einer Fluͤssigkeit erfuͤllt ist. Der Druk des Dampfes wird
verwendet, um das Queksilber nach der einen und das Ende der Kammer nach der
entgegengesezten Richtung zu treiben, so daß waͤhrend die Fluͤssigkeit
auf diese Weise aus der Kammer ausgetrieben wird, die Kammer mit einer gleichen
Kraft von der Fluͤssigkeit weg und das Rad mithin umgetrieben wird. Hieraus
erhellt, daß nur ein Theil der Kraft zum Treiben des Rades, der Ueberrest hingegen
dazu verwendet wird, den Widerstand der Reactions-Fluͤssigkeit zu
uͤberwinden und dieselbe aus den Kammern auszutreiben. Dieser leztere Theil
bildet in der That einen großen dem Nuzeffecte entzogenen Theil der Kraft.
Rotirende Maschinen dieser Classe haben wir nur von:
1. James Watt i. J.
1782
2. Bryan Donkin. i.
J.
1803
Classe IV. Die mit einem rotirenden Kolben arbeitenden
Maschinen sind nach einem weit besseren Principe gebaut, und geben weit mehr als
irgend eine der Maschinen der drei vorhergehenden Classen Hoffnung, mit den
gewoͤhnlichen Maschinen mit hin und her beweglichen Kolben in Concurrenz
treten zu koͤnnen. Bei den fruͤheren Classen ist der Dampf nicht in
starre Behaͤlter eingeschlossen, sondern seine Thaͤtigkeit ist auf die
Erzielung von Stroͤmungen in Fluͤssigkeiten gerichtet. Seine Kraft
wird auf nuzlose mittelbare Effecte verwendet, und geht daher verloren. Ganz anders
verhalt sich dieß bei der Dampfmaschine mit rotirendem Kolben; hier ist der Dampf
auf eine geschlossene starre Kammer beschraͤnkt; er wirkt bloß auf eine feste
unbiegsame Oberflaͤche und entweicht durch enge Canaͤle, so daß also
seine ganze Kraft nuͤzlich verwendet werden kann. Abstract betrachtet, sollte
diese Maschine wirklich die ganze Kraft des Dampfes geben; wonach man denn auch
glauben koͤnnte, daß sie mit der gewoͤhnlichen Dampfmaschine mit
Wechselbewegung die Concurrenz auszuhalten im Stande seyn duͤrfte. Die gegen
sie zu machenden Einwendungen sind daher rein praktischer Natur, und treffen die
Maschine nicht in ihrer mathematischen abstracten Form, sondern als eine Maschine,
die aus einem der Zerstoͤrung unterliegenden, unvollkommen elastischen
Materials, aus Oberflaͤchen, welche der Bewegung Widerstand entgegensezen,
aus einem den bekannten Gesezen der Bewegung und der Ruhe unterliegenden Stoffe
besteht. Diese Einwuͤrfe sind nicht weniger gewichtig als die rein
theoretischen; allein eben deßwegen, weil dieses Princip weit mehr
Wahrscheinlichkeit des Gelingens fuͤr sich hat, hat es auch eine weit
groͤßere Anzahl von Technikern irre gefuͤhrt. Mehr als 40 Opfer dieser
Taͤuschungen, und darunter Maͤnner vom hoͤchsten Rufe
zaͤhlen wir; ihre Namen sind:
1. James Watt
im Jahre
1782
16. John Trotter
im Jahre
1811
2. James Cooke
1787
17. William
Onions
1811
3. Bramah und
Dickinson
1790
18. Richard
Trevithic
1813
4. Edmund Cartwright
1797
19. Joseph
Turner
1816
5. Jonathan
Hornblower
1805
20. John Mallam
1816
6. William Murdoch
1805
21. Joshua
Routledge
1843
7. Jonathan
Hornblower
1805
22. William
Carter
1818
8. John Trotter
1805
23. John Rider
1820
9. Andrew Flint
1805
24. Robert Delap
1821
10. William Lester
1806
25. Bambridge und
Dyer
1821
11. Richard Wilcor
1806
26. William
Foreman
1824
12. Thomas Read
1808
27. Lord
Cochrane
1825
13. Edward Jane
1808
28. L. M. Wright
1825
14. Samuel Clegg
1809
29. F. Halliday
1825
15. William Chapman
1810
30. Joseph Eve
1825
31. John Costigin
im Jahre
1826
39. Samuel
Hobday
im J.
1831
32. Marquis de Combis
1826
40. John
Ericsson
1832
33. Elijah Galloway
1826
41. Robert Stein
1833
34. Paul Steenstrup
1827
42. Elijah
Galloway
1834
35. John Evans
1828
43. Edward
Appleby
1835
36. John Strut
1830
44. John F.
Kingston
1835
37. E. und I. Dakeigne
1830
45. John Yule
1836
38. William Morgan
1831
46. John White
1836
Da diesen Maschinen großen Theils dieselben irrigen Ansichten zum Grunde liegen, wie
jenen der naͤchstfolgenden fuͤnften Classe, so will ich bei diesen
lezteren weiter daruͤber sprechen.
Classe V. Die verschiedenen Mechanismen, welche man
anstatt der Kurbel der gewoͤhnlichen Dampfmaschine in Vorschlag brachte, um
von der geradlinigen Bewegung des Kolbens. auf ein bessere Weise als durch die
Kurbel eine rotirende Bewegung abzuleiten, treffen beinahe dieselben
Einwuͤrfe wie die mit rotirenden Kolben, so daß ich beide miteinander in
Betracht ziehen will. Die Namen der Erfinder sind hier:
1. Jonathan Hulls
im Jahre
1757
13. Edmund
Cartwright
im J.
1801
2. Keane Fitzgerald
1757
14. Matthew
Murray
1802
3. Gautier von Nancy
1757
15. Richard
Witty
1811
4. John Stewart
1769
16. I. Dawes
1816
5. Dugald Clarke
1769
17. Tobias
Mitchel
1817
6. Matthew
Wasborough
1779
18. Henry
Penneck
1820
7. James Watt
1781
19. William
Aldersey
1821
8. Thomas Burgess
1789
20. Robert
Barlow
1827
9. Matthew Murray
1789
21. Thomas Peck
1827
10. William Lander
1799
22. Samuel Clegg
1828
11. Phineas Crowther
1800
23. William Lucy
1836
12. George Medhurst
1801
24. Karl
Schafhaͤutl
1836.
Obschon man auch in lezterer Classe den Namen Watt's
trifft, so muß doch bemerkt werden, daß Watt zu dieser Erfindung gezwungen wurde,
weil die Anwendung der Kurbel in ihrer einfachen Gestalt durch ein fruͤher
ertheiltes Patent beschraͤnkt war, und daß er seinen eigenen schoͤnen,
aber complicirteren Mechanismus sogleich aufgab, als die urspruͤngliche
Kurbel wieder von dem Monopole frei geworden war. Auch ist man es seinem Andenken
schuldig zu bekennen, daß das von ihm erfundene Sonnen- und Planetenrad
eigentlich nur eine verstekte Kurbel ist, welche mit Ausnahme der Einfachheit und
der geringen Reibung alle die Eigenschaften besizt, durch welche sich die Kurbel
auszeichnet. Watt ist demnach, obschon auch er einen
Hieher gehoͤrigen Mechanismus erfand, doch nicht unter die Opfer der
Taͤuschungen, denen andere unterlagen, zu zaͤhlen.
Ich will bei der Aufdekung der Irrthuͤmer, durch welche die Erfinder der
Mechanismen der beiden lezten Classen Hingerissen wurden, deren irrige Ansichten
uͤber die gewoͤhnliche Kurbelmaschine zum Grunde legen, indem hierin
hauptsaͤchlich die Veranlassung jener Vorzuͤge zu suchen ist, welche
sie ihren Erfindungen zuschrieben.
Thomas Masterman von Ratcliffe, Erfinder einer rotirenden
Maschine, sagt zu deren Empfehlung Folgendes: „Man wird die Wichtigkeit
einer wirksamen und wohlfeilen rotirenden Dampfmaschine nicht in Zweifel ziehen,
wenn man bedenkt, daß die Dampfmaschine mit Wechselbewegung beinahe die
Haͤlfte der Kraft des Dampfes absorbirt.“
William Aldersey von Homerton sagt in der Beschreibung des
von ihm erfundenen, die Kurbel ersezenden Mechanismus: „Der Zwek meiner
Erfindung ist die Bewegung auszugleichen, und die Kraft zu ersparen, welche an
den Dampfmaschinen, und uͤberhaupt an allen Maschinen, an denen eine
geradlinige oder Hin- und Herbewegung in eine rotirende verwandelt wird,
nothwendig verloren geht. Die einfache Weise, auf welche dieß nach meinem
Verfahren geschieht, wird allen, die sich solcher Maschinen zu bedienen
Gelegenheit haben, sehr erwuͤnscht seyn; denn eine Ersparniß an Kraft
bedingt eine Ersparniß an Brennmaterial, und eine solche ist von weit
groͤßerem Belange, als eine Ersparniß in den Anschaffungskosten. Jeder in
der Mechanik hinreichend Bewanderte wird einsehen, daß durch meine Maschine
diese Ersparniß wirklich erzielt wird. Um jedoch auch andere zu
uͤberzeugen, will ich die Wirkungsweise der gewoͤhnlichen Kurbel
erlaͤutern. Wenn sich die Kurbelstange in einer Stellung befindet, in der
sie entweder von Oben oder von Unten wirkt, wie in Fig. 88 und 90 bei A und B angedeutet ist,
so wird sie zur Umdrehung der Kurbel beinahe gar keine Kraft besizen; dagegen
wird ihre Kraft am groͤßten seyn, wenn sich die Kurbelstange an den
beiden Zwischenpunkten M, N, Fig. 89, 91
befindet. Hieraus folgt, daß die Kraft, welche die Kurbel umzutreiben strebt, in
dem ersten Viertheile des Umganges von Null bis zum Maximum steigt, in dem
zweiten Viertheile aber wieder vom Maximum bis zu Null abnimmt, u.s.f. Der aus
der Anwendung der Kurbel erwachsende Verlust an Kraft betraͤgt hienach
beinahe den dritten Theil des Ganzen.“
Hr. Aldersey ist der
Repraͤsentant der Ansichten einer großen Menge von Erfindern, welche
saͤmmtlich den vermeintlichen durch die Kurbel veranlaßten Verlust an Kraft
zu beseitigen suchten. Leider muß ich noch hinzufuͤgen, daß einige der
ausgezeichnetsten Schriftsteller uͤber die Dampfmaschine derselben Lehre
huldigten.
Ich will nun zu beweisen suchen, daß der von der Kurbel hervorgebrachte Druk keinen
Verlust an dynamischer Kraft bedingt; daß gerade da, wo der Verlust am groͤßten zu seyn
scheint, gar kein solcher Statt findet; und daß der an jeder Stelle erzielte
Nuzeffect mit der auf dessen Erzielung verwendeten Menge Dampf in geradem
Verhaͤltnisse steht.
Der scheinbar groͤßte Verlust findet an den beiden Endpunkten der
Mittelpunktslinie Statt. Allein sieht man denn nicht, daß gerade in diesem Momente
von einem wirklichen Verluste gar keine Sprache seyn kann, indem weder eine
Ausdehnung des Dampfes, noch ein Verbrauch an den Elementen vor sich geht? Der
Zufuͤhrungscanal ward verschlossen, die Communication mit dem Kessel
abgesperrt; der Dampf hat seine Wirkung vollbracht, und wartet nur auf seine
Entlassung aus der Kammer, welche auch sogleich Statt findet, so wie das
Austrittsventil geoͤffnet und dem Dampfe zur anderen Seite des Kolbens
Zutritt gestattet wurde. Der eintretende Dampf trifft den Kolben beinahe in
Beruͤhrung mit dem Cylinderende, bei dem er eintritt; er dringt in die leere
Scheibe, und treibt, indem er deren Dike maͤchtig ausdehnt, den Kolben gegen
das andere Cylinderende. Anfaͤnglich ist diese Bewegung eine langsame;
allmaͤhlich wird sie aber geschwinder, bis der Kolben die Mitte des Cylinders
erreicht und sich dann mit der vollen Geschwindigkeit der Kurbel in der Mitte
bewegt. Da die Bewegung des Kolbens jedoch beim Eintreffen desselben an dem Ende des
Cylinders ganz und gar aufhoͤren muß, so geschieht eine aͤußerst
schoͤne Vorbereitung hiezu; denn von der Haͤlfte seines Laufes an
verliert die Bewegung, indem sich der Dampf immer langsamer und langsamer ausdehnt,
immer mehr an Geschwindigkeit, bis die geradlinige Bewegung, nachdem sie
allmaͤhlich und unmerklich bis auf Nichts herabgesunken, endlich ganz
aufhoͤrt, indem der Dampf keine weitere Wirkung ausuͤbt und
ausgelassen wird. Dieß ist in Kuͤrze die Geschichte des Durchganges der
Elementarkraft durch den Cylinder. Verfolgen wir nun ebenso die gleichzeitig Statt
findenden Erscheinungen jenes Punktes, der in Folge seiner Verbindung mit dem Kolben
in einem Kreise herum gefuͤhrt wird, waͤhrend dessen Motor die
Hin- und Herbewegungen im Cylinder vollbringt. Wie ist dieser
allmaͤhliche Uebergang vom Zustande der Ruhe zur Bewegung, und von dieser
wieder zur Ruhe mit der gleichfoͤrmigen Bewegung, die der Kurbel in einem
Kreise mitgetheilt wird, in Einklang zu bringen? Sie ist nicht nur mit ihr in
Einklang, sondern sie folgt sogar aus ihr. Die gleichmaͤßige Kreisbewegung
traͤgt zu dieser wahren Graduirung der geradlinigen Bewegung bei, und nur mit
dieser allein laͤßt sie sich einiger Maßen in Einklang bringen.
Um die gleichzeitigen Stellungen jenes Kurbelpunktes, welcher den Kreis beschreibt, und jenes
Punktes, der die gerade Linie im Cylinder durchlaͤuft, zu verfolgen, stelle
man sich einen Kreis vor, der mit seinem Mittelpunkte lind seinem Halbmesser in eine
gegebene Entfernung von dem Ende des Cylinders gebracht ist, so daß ein Kolben, der
sich in der gegebenen geraden Linie seiner Kolbenstange bewegt, in einer gegebenen
Entfernung davon so damit verbunden ist, daß aus der Bewegung des einen eine
Bewegung des anderen erwaͤchst. Es seyen Fig. 92 und 93 Cylinder,
und die Kreise 1, 5, 10, 15 und 20 die Bahn der Kurbel, wobei die Zahlen an dem
Cylinder und an den Kreisen correspondirende Stellen der Kurbel und des Kolbens zu
bestimmten Zeiten andeuten. In Fig. 92 ist die Bewegung
der Kurbel als gleichfoͤrmig, und der Kreis als in gleiche Theile getheilt
gedacht; in Fig.
93 hingegen ist die Achse des Cylinders als in gleiche Theile getheilt
gedacht, um einen hypothetischen Fall von gleichmaͤßiger Wechselbewegung im
Kolben darzustellen: so daß der Kolben, wenn er von dem Dampfe hinauf oder herab
getrieben wird, die Kurbel mit sich von A nach B und C herab zieht oder von
C mit sich nach D und
A empor bewegt. Es sey die Kreisbahn der Kurbel in
zwanzig gleiche Theile getheilt, wovon sich die zehn ersten Nummern an der
absteigenden, die zehn anderen hingegen an der aufsteigenden Seite des Kreises
befinden. Es sey ferner die dem Durchmesser des Kreises gleichkommende Kolbenbahn in
zehn Theile getheilt, welche den Kolben in jedem Augenblike des Hubes an jenen
Stellen zeigen, die mit den Punkten der Kurbel in ihrer Bahn gleichzeitig sind, so
daß die zehn eisten Zahlen sowohl im Kreise als im Cylinder mit correspondirenden
Punkten der Hin- und Her- und der Umlaufsbewegung correspondiren.
Wir wollen nun an jedem dieser Punkte das Verhaͤltnis untersuchen, welches
zwischen dem Druke, den der Dampf auf den Kolben ausuͤbt, und der beim
Umdrehen der Kurbel vollbrachten Wirkung besteht; so wie auch jenen Theil des Dukes
des Dampfes, der keine Bewegung hervorbringt, und der irriger Weise als verloren
betrachtet wird. Der schief auf die Kurbel wirkende Dampf bedingt durch die Kurbel
einen Druk gegen den Mittelpunkt, und eine Tangentenbewegung in der Richtung des
Kreises. Man sehe Fig. 94 und 95, wo die als Tangenten
dargestellten Pfeile die effective rotirende Kraft, die senkrechten Linien die Kraft
des Dampfes, und die gegen den Mittelpunkt gerichteten Linien den scheinbaren
Verlust andeuten. Nimmt man den Gesammtdruk des Dampfes zu 100 Pfd. an, so wird man
bei Ermittelung des Verhaͤltnisses, in welchem die Linien a, b und c in der Richtung
dieser Theile zu einander stehen, finden, daß in der ersten Eintheilung die in der
Richtung des Kreises wirkende Kraft nur 31 Proc. der auf den Kolben wirkenden Kraft betraͤgt;
daß sie sich in der zweiten Eintheilung auf 58, 78 oder beinahe 59, in der dritten
auf 80,90 oder beinahe 81, in der vierten auf 95, 11 oder beinahe 95 Proc.
belaͤuft, und daß in der fuͤnften, d.h. nach Vollendung des Viertels
eines Umganges, der Druk einen Augenblik 100 Proc. oder beinahe die ganze, auf den
Kolben wirkende Kraft betraͤgt, womit die Wirkung ihr Maximum erreicht hat.
Zunaͤchst darauf tritt eine Verminderung der kreisfoͤrmig wirkenden
Kraft ein, und zwar bei der sechsten Eintheilung um 5, bei der siebenten um 19, bei
der achten um 41, bei der neunten um 63 Proc., bis endlich bei der zehnten der
Kolben das Ende seines Laufes erreicht hat, und der ganze in dieser Stellung auf die
Kurbel wirkende Druk gar keine Wirkung auf die Kreisbahn ausuͤben, und der
scheinbare Verlust mithin volle 100 Proc. betragen wuͤrde. Aehnliche
Verminderungen finden im zweiten Halbkreise waͤhrend der Ruͤckehr oder
des Emporsteigens des Kolbens Statt.
Es laͤßt sich hienach folgende Tabelle fuͤr die Kraft, welche an 10
Punkten des Halbkreises direct zur Erzielung einer Kreisbewegung benuzt werden kann,
ausfindig machen.
Textabbildung Bd. 67, S. 344
Punkte in der Figur; Von der Kurbel
beschriebener Bogen; Kraft in der Umlaufsrichtung; Relative Geschwindigkeit der
Kurbel zum Kolben
Durch diese Folgerungen sind viele scheinbar ganz richtig zu dem Schlusse gekommen,
daß an der Kurbel der mittlere Nuzeffect um mehr dann um ein Drittheil geringer ist,
als der Druk, welcher im Cylinder mittelst des Kolbens ausgeuͤbt wird. Ich
bin in eine so weitlaͤufige Eroͤrterung dieser falschen Folgerungen
eingegangen, um dem Leser das, wohinter der Irrthum verborgen liegt, um so klarer zu
machen. Ich will nunmehr sogleich zeigen, aus welcher Quelle das Irrige erwachst,
und wie man zur Wahreit gelangen kann.
Man darf nicht vergessen, daß bei allen Kraftberechnungen der durchlaufene Raum eben
so gut in Anschlag gebracht werden muß, wie die in diesem Raume ausgeuͤbte
Kraft; und daß z.B. eine Kraft von 2 Pfd., welche ein Gewicht von 2 Pfd. in einer
Secunde durch drei Fuß bewegt, im Nuzeffecte einer Kraft von 3 Pfd. gleichkommt,
welche ein Gewicht von 3 Pfd. in einer Secunde nur durch zwei Fuß bewegt; d.h. bei
der Berechnung der Effectivkraft haͤlt eine groͤßere Geschwindigkeit
einer groͤßeren Kraft das Gleichgewicht. Wenn man demnach, dieses Princip auf
gleichfoͤrmige Bewegungen angewendet, findet, daß die auf den Kolben wirkende
Kraft durch die Kurbel eine Wirkung hervorbringt, in welcher die Kraft, wenn sie
auch geringer ist, durch einen verhaͤltnißmaͤßig groͤßeren Raum
wirkt, als der ist, durch den sich der Kolben bewegt, so kann man mit allem Rechte
schließen, daß kein Verlust an Kraft Statt findet, sondern daß das, was an Kraft
verloren geht, an Geschwindigkeit gewonnen wird. Dieß ist nun gerade mit der Kurbel
der Fall.
Waͤhrend sich der Kolben durch die Cylinderlaͤnge, welche dem
Durchmesser des Kurbelkreises gleich ist, bewegt, bewegt er die Kurbel durch den
Umfang eines Halbkreises. Da sich nun die Laͤnge des Durchmessers zur
Laͤnge des Umfanges des Halbkreises wie 2 zu 3,14159 verhaͤlt, so gibt
dieß ein Verhaͤltnis von etwas mehr als von 63 zu 100. Zeigt sich demnach,
daß die mittlere von der Kurbel ausgeuͤbte Kraft nicht unter diesem
Verhaͤltnisse steht, so laͤßt sich beweisen, daß der Verlust nur ein
scheinbarer ist. Die mittlere Kraft der Kurbel verhalt sich nun aber, wie die dritte
Columne der Tabelle angibt, wie 63 zu 100: d.h. die Kraft im Kolben ist genau in
demselben Verhaͤltnisse groͤßer als die mittlere Kraft in der Kurbel,
In welchem seine Geschwindigkeit geringer ist, als jene der lezteren.
Die Sache laͤßt sich uͤbrigens auch noch anders betrachten. Man sagt,
daß die Stellung der Kurbel am oberen und unteren Ende des Hubes fuͤr die
Erzeugung einer Kreisbewegung eine so unguͤnstige ist, daß keine Dampfkraft,
wie groß sie auch seyn mag, einen guten Nuzeffect geben kann. Dieß veranlaßt mich,
die Bewegung des Dampfes selbst im Cylinder in Verbindung mit der Bewegung des
Kolbens und der Kurbel zu verfolgen. Der Dampf konnte, wenn sich der Kolben am
oberen Ende des Cylinders befindet, noch nicht auf den Kolben druͤken, und
daher konnte auch noch nichts von seiner Kraft verloren gehen. Im Augenblike, wo der
Kolben diese Stelle verlaͤßt, tritt der Dampf ein, und am Ende der ersten
18° wird die Kurbel nur mit einer Kraft von 12,80 herumgetrieben. Der Dampf
treibt jedoch den Kolben nur. durch einen Raum, der den achten Theil des von der
Kurbel durchlaufenen Raumes betraͤgt, so daß die Bewegung des Kolbens gerade um so viel
langsamer ist als jene der Kurbel, als die Kraft der Kurbel hinter jener des Kolbens
zuruͤksteht. Es ergibt sich also auch hier wieder ein dynamisches Aequivalent
einer groͤßeren Kraft mit einer langsameren Bewegung fuͤr eine
groͤßere Geschwindigkeit mit geringerer Kraft.
Wenn der Kolben herabsteigt und der Druk zunimmt, so wird die Geschwindigkeit des
Kolbens genau im Verhaͤltnisse seiner Wirkung auf die Kurbel zunehmen, so daß
im Momente der Gleichheit des Drukes auf Kurbel und Kolben auch deren
Geschwindigkeiten gleich sind, und daß waͤhrend der folgenden Abnahme des
Drukes auf die Kurbel die Geschwindigkeit des Kolbens in demselben
Verhaͤltnisse abnimmt. Die Bewegung des Kolbens ist also keine
gleichmaͤßige, sondern eine wandelbare, indem dessen Geschwindigkeit je nach
dem Druke auf die Kurbel wechselt. Die beiden dynamischen Effecte sind aber nicht
bloß im Ganzen, sondern auch in jedem einzelnen Zeitmomente gleich. Waͤre die
Bewegung des Kolbens eine gleichmaͤßige gewesen, so haͤtte jene der
Kurbeln auf die in Fig. 93 angedeutete Weise wechseln muͤssen, was unstatthaft ist,
und was sich weder mit der Natur und mit den Gesezen der Materie, noch auch mit der
praktischen Anwendung der mechanischen Kraft vertraͤgt.
Es ergibt sich mithin: 1) daß der mittlere Druk, welcher waͤhrend des ganzen
Umganges auf die Kurbel wirkt, geringer ist als der auf den Kolben wirkende Druk,
und zwar genau in demselben Verhaͤltnisse, in welchem der von lezterem
durchlaufene Raum kleiner ist, als der von ersterer beschriebene, so daß die
Gesammtkraft des einen dem Gesammteffecte der anderen gleich ist. 2) daß an den
neutralen Punkten kein Verbrauch an Dampf Statt findet, und daß der Verbrauch an
jedem Punkte genau mit der nuzvoll verwendeten Kraft im Verhaͤltnisse steht.
3) daß die Geschwindigkeit des Kolbens mit der Kraft, welche in jedem Momente auf
die Kurbel wirkt, im Verhaͤltnisse steht.
Dieselben Schluͤsse, die hier aus der Betrachtung der Stellungs- und
Geschwindigkeitsverhaͤltnisse folgen, wurden urspruͤnglich von
denselben Daten durch den weit strengeren Calcul abgeleitet. Ich konnte in dem
Beispiele, welches ich hier von diesem richtigeren Verfahren zu geben suchte, nur
einige wenige Punkte im Umfange auswaͤhlen, weßhalb denn auch das Resultat
nur annaͤherungsweise richtig ist; da jedoch an jedem einzelnen Punkte
dasselbe geschehen kann, so mag die gegebene Eroͤrterung dennoch
genuͤgen. Das Studium der hoͤheren Analysis kann jenen, die bei ihren
Erfindungen alle Taͤuschungen vermeiden wollen, nicht genug empfohlen
werden.
Bei dem Kolben mir geradliniger oder Wechselbewegung findet man die Gesammtkraft, wenn man
den Doppelhub des Kolbens, d.h. dessen Vor- und Ruͤkbewegung mit dem
auf denselben wirkenden Druk multiplicirt. Diese Kraft ist aͤquivalent mit
dem Gesammteffecte, den ein vollkommener Umgang der Kurbel hervorbringt. Der Druk
des Dampfes und der Raum, durch den er sich bewegt, geben demnach das Maaß
fuͤr die Kraft.
Bei dem rotirenden Kolben muß der Dampf genau denselben Nuzeffect geben, wenn der
rotirende Kolben dieselbe Groͤße hat und sich durch denselben Raum bewegt,
wie der Kolben mit geradliniger Bewegung. Wenn auf den rotirenden Kolben ein Druk
wirkt, der dem mittleren auf die Kurbel wirkenden Druke gleichkommt, und wenn der
Kolben sich durch einen Kreis bewegt, der dem Kreise der Kurbel gleich ist, so muß
der Nuzeffect in beiden Faͤllen einer und derselbe seyn.
Da durch die Fortpflanzung der Dampfkraft von einem Kolben mit geradliniger Bewegung
an die Kurbel einer umlaufenden Welle ein Verlust Statt findet; und da es keine
Maschinerie gibt, welche die Quantitaͤt der von einem Motor abgegebenen Kraft
zu vermehren im Stande ist, sondern da es sich bloß darum handelt, uͤber die
Kraft auf eine einem bestimmten Zweke entsprechende Weise zu verfuͤgen, so
folgt hieraus, daß der rotirende Kolben keinen Zwek hat, ausgenommen er
uͤbertrifft jenen mit geradliniger Bewegung an Einfachheit, Wohlfeilheit,
Raumersparnis, Dauerhaftigkeit, Ersparnis im Betriebe, Leichtigkeit der
Ausbesserung, verminderter Reibung, oder endlich darin, daß er sich besonders zu
gewissen Zweken, wie z.B. zur Dampfschifffahrt oder fuͤr Dampfwagen
eignet.
I. Was die Einfachheit der Theile anbelangt, so kann die rotirende Maschine hierin
die einfachste Maschine mit Wechselbewegung nicht uͤbertreffen; so z.B. jene,
die bloß aus einem Cylinder, einem Kolben und einer Kurbelwelle besteht, an der sich
der an einer Welle aufgezogene Cylinder bei den Umlaufen der unmittelbar an dem Ende
der Kolbenstange befestigten Kurbel schwingt, und welche keine beweglichen Ventile
irgend welcher Art erfordert, indem der Dampf durch Oeffnungen in der Achse des
Cylinders, welche durch die Bewegung des Cylinders selbst geoͤffnet und
geschlossen werden, ein- und austritt. Eben so wenig hat sie in Hinsicht auf
die Leichtigkeit und Wohlfeilheit des Baues einen Vorzug voraus; denn man wird mir
nicht bestreiten, daß, der Kolben und der Canal worin er sich bewegt, moͤgen
rechtwinkelig oder kreisrund seyn, ein gerader Cylinder und ein hineinpassender
Kolben viel leichter zu verfertigen ist, als die ringfoͤrmige Kammer
fuͤr einen rotirenden Kolben, deren Oberflaͤche eine doppelte
Kruͤmmung hat, und die nur sehr schwer in gehoͤriger Vollendung zu
erzielen ist. Noch schwieriget waͤre fuͤr einen rechtekigen Kolben
eine vierseitige Kammer ohne Verwehrung der Kosten und Arbeit zu verfertigen.
II. In Hinsicht auf den Umfang steht der Kolben mit geradliniger Bewegung offenbar im
Vortheile; denn die ringfoͤrmige Kammer des rotirenden Kolbens muß, um eine
gleiche Kraft zu geben, gegen 2/3 des Flaͤchenraumes und die dreifache
Laͤnge des geradlinigen Cylinders haben, wonach also der Flaͤchenraum
beinahe ein doppelter ist. Allein selbst diese Schaͤzung ist fuͤr den
Kolben noch zu guͤnstig; denn die Achse desselben muß einen bedeutenden
Durchmesser haben, weil sie haͤufig als Dampfweg benuzt wird, weil jede in
der Naͤhe des Mittelpunktes angewandte Dampfkraft wegen des kleinen Kreises,
den dieser Theil des Kolbens beschreibt, einen geringen Nuzeffect gibt, und weil der
dem Auslassen und der Abnuͤzung ausgesezte Theil des Kolbens mit dem
gewonnenen Effecte im Verhaͤltnisse steht. Endlich muß der Kolben auch noch
deßhalb weiter von dem Mittelpunkte entfernt werden, damit die rotirende Bewegung
der Theile eine mehr gleichmaͤßige werde. Da Alles dieß jedoch spaͤter
noch weiter in Betracht kommt, so genuͤgt es uns bewiesen zu haben, daß
hieraus ein groͤßerer Umfang der Maschine erwachst.
III. Die Dauerhaftigkeit und die Ersparniß beim Gebrauche anbelangend, so liegen die
schlagendsten Argumente gegen die rotirende Maschine vor. Ich sah mehrere derselben,
die sehr gut gearbeitet waren und sehr schoͤn arbeiteten, und dennoch
geriethen sie sehr bald in Unordnung. Sie arbeiteten stets am besten so lange sie
neu waren. Es mag vielleicht manchen scheinen, daß dieß lediglich von Fehlern
herruͤhre, die bloß durch besondere Constructionsweisen bedingt sind. Ich
gebe auch zu, daß mehrere derselben aus Elementen zusammengesezt waren, die nicht
nothwendig mit zum Principe gehoͤren; allein ich will dessen ungeachtet
beweisen, daß, abgesehen von der Eigenthuͤmlichkeit gewisser Maschinen, die
nothwendige Wirkungsweise der rotirenden Maschinen den Grund zur raschen
Zerstoͤrung derselben in sich traͤgt; und daß jeder rotirende Kolben
in Kuͤrze der Abnuͤzung unterliegen muß.
Es ist ein allgemein anerkannter Grundsaz, daß sich an einer guten Maschine die
Theile gleichmaͤßig abnuͤzen sollen, und daß selbst aus ihrer Bewegung
ein besseres gegenseitiges Aneinanderpassen erwachsen soll. Dieß ist der Fall mit
dem Cylinder und dem Kolben, so wie mit anderen Theilen der Dampfmaschine mit
Wechselbewegung, ja es ist dieß so wahr, daß manche der aͤltesten Watt'schen Maschinen noch heutzutage so gut arbeiten, wie
je, und vielleicht sogar besser als einige neuere Maschinen. Die rotirende Maschine
steht in auffallendem
Gegensaze hiemit, und es wird mir nicht schwer werden zu beweisen, daß sich deren
Theile ungleich abnuͤzen muͤssen, und daß die Maschine also mit jedem
Tage ihrer Aufgabe weniger gewachsen wird.
Man lege zwei vollkommen ebene kreisrunde Metallplatten so auf einander, daß sie
einander vollkommen bedeken, befestige die untere auf einem Tische, und lasse die
obere in Beruͤhrung mit der unteren rasch um ihre eigene Achse umlaufen. Was
wird wohl das Resultat der zwischen beiden Platten Statt findenden Reibung seyn?
Wird die Abnuͤzung eine so gleichmaͤßige seyn, daß beide Platten
fortwaͤhrend genau an einander passen, oder nicht? Die Erfahrung beantwortet
diese Frage im Einklange mit der Theorie mit Nein. Man darf nur bedenken, daß der
aͤußere Rand einen groͤßeren Kreis beschreibt, als irgend ein anderer
dem Mittelpunkte naͤher gelegene Theil; daß also, da alle Theile innerhalb
einer und derselben Zeit umlaufen, die dem Umfange naͤher gelegenen eine
groͤßere Geschwindigkeit haben Muͤssen, als die dem Mittelpunkte
anliegenden, daß mithin die Abreibung vom Umfange weg, wo sie am groͤßten
ist, gegen den Mittelpunkt der Platten hin gleichmaͤßig abnimmt, und daß
folglich die Platten nothwendig kegelfoͤrmig werden und immer mehr und mehr
die Neigung zu dieser Gestalt bekommen muͤssen. Diese unbestreitbare Wahrheit
machte schon so manche an sich schoͤne Erfindung mißlingen; sie ist der
Grund, warum die kegelfoͤrmigen Anwellen beinahe durchaus gegen cylindrische
umgetauscht wurden; und aus ihr erklaͤrt sich, warum schon so viele
sinnreiche Verbesserungen der Dampfmaschine aufgegeben werden mußten. Ich erinnere
nur an die von Oliver Evans eingefuͤhrten,
flachen, rotirenden Ventile, die man ungeachtet ihrer Einfachheit, Wirksamkeit und
Wohlfeilheit allgemein wieder aufgegeben hat, und zwar lediglich wegen dieser
Abreibung, die der Ruin einer jeden nach dem Rotations-principe gebauten
Dampfmaschine ist.
Die Anwendung des eben gegebenen Beispieles auf den in Frage stehenden Gegenstand
ergibt sich leicht. Die angedeutete Rotirung von einem Mittelpunkt aus mit Druk auf
Unterlagen, deren Theile sich in ungleichen Entfernungen von dem Mittelpunkte
befinden, umfaßt naͤmlich auch die außerordentliche Abreibung der
Umfangsoberflaͤche im Vergleich mit jener, die dem Mittelpunkte
zunaͤchst liegt, und die sich also mit geringerer Geschwindigkeit bewegt. Die
Umfangsoberflaͤchen nuͤzen sich weit schneller ab, und sind
unbrauchbar geworden, bevor noch die dem Mittelpunkte zugekehrten
Oberflaͤchen merklich Schaden gelitten haben. Wo ausgedehnte
Metalloberflaͤchen in gegenseitiger Beruͤhrung stehen, sind die
Reparaturen immer mit vielen Kosten und langem Verzuge verbunden. Man hat allerdings um diesem Uebel zu
steuern, den rotirenden Kolben weit von dem Mittelpunkte der Bewegung entfernt;
allein dadurch wird nur theilweise Huͤlfe geschafft, und dafuͤr sowohl
der Umfang der Maschine als auch deren Reibung bedeutend vergroͤßert.
Ueberdieß wird die Maschine durch Verlaͤngerung des Radius jener die nach dem
Principe der geradlinigen Bewegung gebaut ist, naher gebracht; die Vollkommenheit
wird daher erst erreicht, wenn der kreisrunde Cylinder in einen geraden, oder die
rotirende Maschine in eine mit geradliniger Bewegung verwandelt wird.
Wenn sich ein Kolben in einem geraden Cylinder hin und her bewegt, so bewegen sich
alle seine Punkte, so wie auch jene des Cylinders gleichmaͤßig:
naͤmlich in Linien, welche mit der Achse parallel laufen, und um die
Anhaͤufung von Excentricitaͤt zu verhuͤten, kann die Stellung
des Kolbens, was seinen Umfang betrifft, durch eine theilweise Umdrehung
veraͤndert werden.
Die rotirende Bewegung ist mithin schon ihrer Natur nach gegen das Gelingen des
rotirenden Principes; sie bedingt als Grundursache kostspielige Reparaturen und
einen raschen Verfall der Maschine.
IV. Die rotirende Maschine ist ferner auch noch anderen Maͤngeln besonders
ausgesezt: so den Vacuitaͤten und dem Auslassen an den Ventilen und
Canaͤlen, Unregelmaͤßigkeiten in der Bewegung und
Erschuͤtterungen, welche durch die Einwirkung der Theile auf einander
entstehen. Alle diese Gebrechen kommen jedoch nur an den einzelnen Maschinen, an
denen sie sich zeigen, in Betracht.
V. Eignet sich die rotirende Maschine demnach nicht ganz besonders zu einzelnen
Zweken, wie z.B. zur Dampfschifffahrt oder zur Locomotion, so duͤrfen wir auf
die Hoffnung von ihr einen praktischen Vortheil zu ernten, von vorn herein
verzichten. Nun ist sie aber fuͤr die Dampfschifffahrt, fuͤr die man
sie empfohlen hat, ganz unbrauchbar. Es ist naͤmlich an den Dampfschiffen
sehr gut, wenn die Rotationsachse so hoch und das Gewicht der Maschine so tief als
moͤglich angebracht ist. Wuͤrde man min die Maschine an diese Achse
bringen, wie es mit der rotirenden Maschine der Fall seyn wuͤrde, so
muͤßte die Achse entweder zu weit herab versezt werden, oder das Gewicht der
Maschine wuͤrde sich so hoch oben befinden, daß das Fahrzeug dadurch an
Staͤtigkeit verlieren anstatt gewinnen muͤßte. Bei der
gegenwaͤrtig gebraͤuchlichen Maschine befindet sich das Gewicht
unmittelbar uͤber dem Flach des Schiffes, und die Achse ist mit dem Verdek in
Beruͤhrung.
Gegen die directe Anwendung der rotirenden Maschine an der Achse eines Dampfwagens oder
einer Locomotive bestehen unuͤberwindliche Hindernisse. Da zwischen ihr und
den Raͤdern keine Federn vorhanden waͤren, so wuͤrde die
Maschine durch jeden Stoß in Unordnung gerathen, und durch starre Verbindung des
Gewichtes der Maschine mit der Achse wuͤrden die Raͤder in
Truͤmmer gehen. Allen diesen Uebeln ist an der Maschine mit geradliniger
Bewegung dadurch abgeholfen, daß die Maschine von der Achse getrennt ist, und daß
die Kraft durch Stangen, Raͤder und Ketten an das Treibrad oder die
Treibwelle fortgepflanzt wird. Es gehoͤrt uͤbrigens an einigen
Locomotiven zu den Hauptfehlern, daß diese Trennung weniger vollkommen besteht, als
man es wuͤnschen kann; und obwohl diese an den rotirenden Maschinen
unthunliche Trennung an der Maschine mit geradliniger Bewegung sehr erleichtert ist,
so lag doch hierin lange Zeit eines der Haupthindernisse gegen das Gelingen der
Locomotion.
VI. Abgesehen von den bereits erwaͤhnten Vorzuͤgen, welche die Maschine
mit Wechselbewegung vor der rotirenden voraus hat, erleichtert sie auch noch auf
eine bei der lezteren ganz unbekannte Art den direkten Betrieb einiger
untergeordneter, zur Dampfmaschine gehoͤriger Mechanismen, z.B. der
Kaltwasserpumpe, der Speisungspumpe etc. Ist die Maschine eine verdichtende, so
haͤlt die Einfachheit des Mechanismus der Luftpumpe mit der rotirenden
Maschine gar keinen Vergleich aus.
VII. Alle diese Betrachtungen zusammen, welche von hoͤchstem praktischen
Belange sind, beweisen offenbar, daß, wenn an der Maschine mit Wechselbewegung nicht
ein sehr bedeutender Verlust an Kraft vorgeht, Nichts zur Umtauschung des rotirenden
Kolbens gegen jenen mit geradliniger Bewegung verleiten kann. Es scheint vielmehr
sowohl theoretisch als praktisch erwiesen, daß mit Abzug eines kleinen auf die
Reibung kommenden Theiles, der Kolben mit geradliniger Bewegung durch die Kurbel
alle jene Kraft abgibt, die im Cylinder auf ihn wirkt. Mehr kann kein Mechanismus
leisten.Ich habe die gedrukten Berichte uͤber die vorjaͤhrigen
Leistungen der von Sims gebauten Kurbelmaschinen
in Charlestown und Wheel Kitty vor mir liegen. Ich besize eben so die
Angaben uͤber den Druk, den Hr. Smith von Manchester auf einer zu diesem
Behufe an die Bergwerke unternommenen Reise mit einem sehr genauen Indicator
in dem Cylinder beobachtete. Ich besize also die Mittel zur Vergleichung der
Kraft, welche wirklich auf den Kolben wirkte, mit der von diesem
vollbrachten Leistung, und kann hienach als Resultat verbuͤrgen, daß die wirkliche Leistung nur um 10 Proc. unter
der auf sie verwendeten Kraft zuruͤkbleibt. Hieraus folgt, daß selbst
die hoͤchste denkbare Vervollkommnung des Mechanismus der Maschine
nur eine Ersparniß von einigen Procent geben kann; und daß die
gegenwaͤrtig gebraͤuchliche Kurbelmaschine der Vollkommenheit
so nahe kommt, als man nur erwarten kann. A. d. O. Da die rotirende
Maschine ferner weder in Hinsicht auf Einfachheit des Spieles, noch in Hinsicht auf
Compactheit der Form, auf Raumumfang, auf Wohlfeilheit in der Anschaffung oder in
der Unterhaltung etwas voraus hat; da im Gegentheile schon der Natur ihrer Bewegung
nach der Keim einer raschen Abnuͤzung in ihr gelegen ist, und da sie sich
endlich durch keinerlei Eigenthuͤmlichkeiten als fuͤr einzelne Zweke,
wie z.B. fuͤr die Dampfschifffahrt oder Locomotion besonders empfehlenswerth
zeigt, so kann ich wahrlich nicht abnehmen, wie man nur einen Augenblik Denkens auf
weitere Verbesserung derselben oder Abaͤnderung ihrer Gestalt verwenden kann.
Wenn schon das Princip im hoͤchsten Grade der Ausbildung sich jenem der
Maschine mit Wechselbewegung in Hinsicht auf Leistung und Dauerhaftigkeit nur
annaͤhern, keineswegs aber es uͤbertreffen kann, so verdient es
wahrlich keinen weiteren Aufwand an Zeit und Forschung.
VIII. Die Argumente, welche ich hier aufstellte um zu zeigen, durch welche
Taͤuschungen die Erfinder rotirender Maschinen von der wahren Bahn abgeleitet
wurden, gewinnen noch bedeutend an Gewicht, wenn man die Eigentuͤmlichkeiten
der Kurbel als einen der Elementar-Mechanismen zur Umwandlung der
geradlinigen in eine rotirende Bewegung in Betracht zieht. Die Kurbel zeichnet sich
naͤmlich vor allen anderen Mitteln, womit die besagte Umwandlung geschehen
kann, durch besondere Eigenschaften aus; sie paßt sich der Natur des Dampfes sowohl
als der festen Materie so trefflich an, daß wir die Vortheile, die wir heut zu Tage
aus der Dampfmaschine ziehen, wesentlich auch ihr verdanken. Alle Muͤhe, die
sich der Erfindungsgeist seit Jahren gab, um deren vermeintliche Mangel zu
beseitigen oder sie gar entbehrlich zu machen, war unnuͤz verschwendet; nach
vielen vergeblichen Anstrengungen ist es endlich erwiesen, daß die Kurbel allein der
Zauberstab ist, dem die ungeheure Kraft des Dampfes willig Folge leistet. Ich will
nun versuchen in eine Eroͤrterung dieser Eigenschaften, denen die Kurbel ihre
Vollkommenheit als Elementar-Mechanismus verdankt, einzugehen.
1) Einleitend muß ich erinnern, daß mit dem Kolben einer Dampfmaschine mit
Wechselbewegung Folgendes vorgeht. Er wird nach einer Richtung in Bewegung gesezt,
und dann angehalten, hierauf wird er in entgegengesezter Richtung bewegt, und dann
wieder angehalten, worauf dann die erste Bewegung abermals eintritt. Beim Beginnen
der Bewegung nach Abwaͤrts oͤffnet sich ein Ventil, durch welches der
Dampf uͤber den Kolben gelangt, welches aber am Ende des Hubes geschlossen
werden muß. In demselben Augenblike, in welchem sich dieses Ventil schließt, muß
sich ein entgegengeseztes oͤffnen, um Dampf unter den Kolben eintreten zu
lassen. In demselben Augenblike muß sich aber auch ein Austrittsventil fuͤr den zuerst
eingetretenen Dampf eroͤffnen, und ein zweites Austrittsventil an der
entgegengesezten Seite des Kolbens dafuͤr schließen. In einem und demselben
Augenblike muß demnach die Bewegung des Kolbens nach der einen Richtung angehalten
werden, und nach der entgegengesezten Richtung beginnen; eine
Dampf-Communication muß geschlossen, eine zweite geoͤffnet, ein
dritter Austrittscanal abgesperrt und ein vierter geoͤffnet werden; und alles
dieß muß, wenn die Maschine auf Vollkommenheit Anspruch machen soll, beinahe mit
absoluter Genauigkeit erfolgen.
Diese Vorgaͤnge, wodurch die Umwandlung aus dem Zustande der Ruhe in die
Bewegung und umgekehrt hervorgebracht wird, erfordert jedoch Zeit. Die Materie
erlangt ein Bewegungsmoment, und dieses muß allmaͤhlich aufgehoben werden,
wenn die Materie keine Erschuͤtterung und durch diese eine
Beschaͤdigung erleiden soll. Andererseits erlangt die Materie durch die
Bewegung eine solche Kraft, daß um sie aufzuhalten, dieselbe Kraft erforderlich ist,
wie die, der sie die Bewegung verdankt. Diese Vorgaͤnge koͤnnen
demnach leine augenbliklichen seyn, und da die Bewegung, die der Dampf erzeugt, eine
gleichmaͤßige und ununterbrochene ist, so muͤssen nothwendig die
Theile der Maschine selbst so viel Zeit gestatten, als erforderlich ist, damit sie
allmaͤhlich und ohne Erschuͤtterung in den Zustand der Ruhe kommen,
und aus diesem nach entgegengesezter Richtung wieder in die groͤßte
Geschwindigkeit versezt werden. Alles dieses bewirkt nun die Kurbel auf
ausgezeichnete Weise. Sie haͤlt den Kolben so sachte und sanft an, als
waͤre ein Flaumenkissen unter ihn gebracht, und sezt ihn dann nach
entgegengesezter Richtung eben so allmaͤhlich in Bewegung, bis er die
groͤßte Geschwindigkeit erlangt hat. Eben so vollkommen bewirkt sie das
Oeffnen der Ventile; denn dieses geschieht mit jener allmaͤhlichen Bewegung,
wodurch die Weite der Oeffnung mit der Quantitaͤt der Fluͤssigkeit,
welche zustroͤmen soll, in Verhaͤltniß gebracht wird. Eine so
vollkommene Adjustirung kann nur bei einem solchen Verhaͤltnisse Statt
finden, wie es zwischen der Kurbel und dem Kolben besteht, von denen die eine
gleichmaͤßig den Umfang eines Kreises beschreibt, waͤhrend sich der
andere mit abwechselnd zu- und abnehmender Geschwindigkeit bewegt.
2) Es gereicht einem Mechanismus zu großer Empfehlung, wenn dessen Brauchbarkeit
durch einen geringen Fehler im Bau nicht wesentlich beeintraͤchtigt wird;
wenn eine geringe Unordnung in dessen Adjustirung nicht unmittelbar zu dessen
Zerstoͤrung fuͤhrt; wenn andererseits seine volle Wirksamkeit sich bei
jenem Grade von Genauigkeit, der durch einen gewoͤhnlichen Arbeiter erzielt
werden kann, und bei
jener Sorgfalt, die von gewoͤhnlichen Maschinenwaͤrtern zu erwarten
ist, aͤußert; und wenn endlich die Schadhaftigkeit so allmaͤhlich
eintritt, daß man bei Zeiten auf Abhuͤlfe aufmerksam gemacht wird. Gerade ein
solcher Mechanismus ist nun abermals die Kurbel. Das Oeffnen und Schließen der
Ventile muß am Anfange und am Ende des Hubes, oder wie man zu sagen pflegt in der
Linie der Mittelpunkte von Statten gehen, und gerade an dieser Stelle kann der auf
den Kolben wirkende Druk nicht auf die Kurbel wirken. Gesezt jedoch die Ventile
bewegten sich nicht mit absoluter Genauigkeit, sondern sie oͤffneten oder
schloͤßen sich zu fruͤh oder zu spaͤt, so wird dieser Fehler
gerade hier von geringem Belange seyn, weil die Bewegung des Kolbens eben dann so
unbedeutend ist, daß er durch einen Bogen von 20° nicht den hundertsten Theil
eines Hubes vollbringt. Jeder in diesem Raume vorkommende Fehler wird daher nur den
hundertsten Theil seiner Wirkung auf die Kurbel ausuͤben; oder jeder Fehler
in der Adjustirung wird, was seine Wirkung betrifft, auf den hundertsten Theil
dessen beschraͤnkt, was eintreten wuͤrde, wenn die Bewegung des
Kolbens, wie dieß bei jeder anderen Art der Umwandlung der Bewegung in eine
rotirende der Fall ist, in Portionen, welche mit dem durchlaufenen Bogen
correspondiren, gleichmaͤßig waͤre.
3) Auf gleiche Weise werden Fehler, die aus einem mangelhaften Baue, aus
unvollkommener Unterhaltung der Maschine oder deren Abnuͤzung erwachsen,
durch die Kurbel auf den hundertsten Theil vermindert. Ich habe mich oft
hoͤchlich verwundert, wie solche Ruinen von Maschinen, wie ich sie an manchen
Kohlengruben, Bergwerken u. dgl. fand, doch immer noch so arbeiten, daß sie hinter
ihrer vollen Kraft kaum um 30 Proc. zuruͤkbleiben.
4) Zu allem dem kommt noch, daß bei den Eigenschaften der Kurbel eine Maschine von
fehlerhaftem Gewichte, und nach ganz plumpen Dimensionen gebaut seyn kann, ohne daß
ihr Spiel deßhalb bedeutend beeintraͤchtigt wird. Denn die Kurbel erreicht am
Anfange und am Ende des Hubes eine so langsame Bewegung, daß sie allen Theilen der
Maschine eine eben so langsame Bewegung mittheilt, und eben so empfaͤngt sie
von diesen das Bewegungsmoment, welches sie abgeben, wenn sie gegen das Ende des
Hubes wieder langsam in Ruhestand kommen. Der den hin und her beweglichen Theilen
der Maschine gegebene Trieb geht demnach nicht verloren, sondern er wird nur
verliehen.
Ich habe hiemit dargethan, daß man von einem Irrwahn befangen ist, wenn man glaubt,
daß unsere dermalige Dampfmaschine einen großen Theil der Kraft, die sie
uͤbertragen soll, verzehrt oder aufhebt, und daß die rotirenden Maschinen den Betrag der
nuzbringend verwendeten Kraft zu erhoͤhen im Stande sind; daß die
taͤglich erscheinenden rotirenden Maschinen nicht neu sind, indem sie sich in
5 große Classen bringen lassen, und von mehr dann 90 Personen immer wieder und
wieder erfunden wurden; daß alle diese Maschinen mißlangen, indem keine derselben
sich in taͤglichem Gebrauche erhielt; daß dieses Mißlingen nicht von
zufaͤlligen Fehlern in der Anordnung der Theile herruͤhrte, indem man
bereits so zahlreiche Formen und Abaͤnderungen versuchte; daß es eben so
wenig durch fehlerhafte praktische Ausfuͤhrung bedingt seyn koͤnne, da
auch die ausgezeichnetsten Praktiker nichts Brauchbares zu Stande brachten; daß die
Kurbel der Dampfmaschine keinen Verlust an Kraft bedingt, indem das, was an Kraft
verloren zu gehen scheint, an Geschwindigkeit wieder gewonnen wird; daß in demselben
Verhaͤltnisse, in welchem die auf den Kolben wirkende mittlere Kraft
groͤßer ist als die auf die Kurbel wirkende, auch der von lezterer
durchlaufene Raum groͤßer ist, als jener, den ersterer zuruͤklegt; daß
der innerhalb einer bestimmten Zeit hervorgebrachte Nuzeffect genau mit dem
innerhalb dieser Zeit verbrauchten Dampfe im Verhaͤltnisse sieht, und daß die
gewoͤhnliche Dampfmaschine mit Wechselbewegung demnach vollkommen frei ist
von den ihr beigemessenen Fehlern, denen durch die rotirende Maschine abgeholfen
werden soll. Ferner daß der rotirende Kolben, was die Einfachheit betrifft, vor
jenem mit geradliniger Bewegung nichts voraus hat, wohl aber schwieriger zu
verfertigen ist, hoͤher zu stehen kommt, mehr Reibung erzeugt, einen
groͤßeren Umfang einnimmt, sich schneller abnuͤzt und eine mindere
Genauigkeit und Gleichfoͤrmigkeit zulaͤßt; daß die rotirende Maschine
demnach Grundfehler hat, wegen der sie nie wohlfeil und dauerhaft seyn kann; und daß
selbst wenn dieß der Fall waͤre, sie sich doch weder fuͤr die
Dampfschifffahrt noch zur Locomotion eignen wuͤrde. Endlich daß die Kurbel
als das zur Umwandlung der geradlinigen Bewegung in eine rotirende dienende Mittel,
eine Vollkommenheit besizt, die durch keinen anderen Mechanismus erreicht wird, und
erreicht werden kann, und daß gut gebaute Kurbeldampfmaschinen eine Leistung geben,
welche sich dem theoretischen Maximum des Nuzeffectes bis auf 10 Proc.
annaͤhert, und welche ohne besonders erfahrene und genaue
Maschinenwaͤrter zu erzielen ist. Moͤge es mir hiedurch gelungen seyn,
manchen talentvollen Erfinder von der Verfolgung des eitlen Projectes einer
rotirenden Maschine abwendig zu machen, und seine Thaͤtigkeit
ersprießlicheren Forschungen zuzuwenden.