Titel: | Ueber die Bereitung des reinen Gerbestoffs; von Hrn. Leconnet. |
Fundstelle: | Band 67, Jahrgang 1838, Nr. CXX., S. 450 |
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CXX.
Ueber die Bereitung des reinen Gerbestoffs; von
Hrn. Leconnet.
Aus dem Journal de Pharmacie.
Leconnet's Bereitung des reinen Gerbestoffs.
Ich habe wich bemuͤht, das von Hrn. Pelouze angegebene Verfahren zur Bereitung des reinen
GerbestoffsPolyt. Journal Bd. LII. S. 303. oͤkonomischer zu machen, und sah mich nach vielen Versuchen
veranlaßt, der sogenannten Verdraͤngungsmethode zu entsagen. Das Verfahren,
bei welchem ich stehen blieb und welches gegenwaͤrtig auch in der
Centralapotheke (in Paris) angewandt wird, ist sehr einfach und liefert viel mehr
Gerbestoff als das von Pelouze, ohne daß man mehr Aether
verliert.
Ich nehme einen Pokal von weiter Oeffnung, der mit einem Pfropf aus gutem Kork
luftdicht verschlossen werden kann und bringe auf den Boden desselben die fein
gepulverten Gallaͤpfel, woruͤber ich nur so viel Aether gieße, als
durchaus noͤthig ist, um das Pulver zu befeuchten; mehr waͤre
unnuͤz. Ich ruͤhre nun mit einer hoͤlzernen Spatel um und ebne
das Ganze mit der Hand ab, worauf ich den Pokal verkorke, die Fugen verkitte und das
Ganze 24 Stunden lang stehen lasse. Nach dieser Zeit nehme ich die Masse aus dem
Pokale, bringe sie auf ein Stuͤk Leinewand, das gerade groß genug ist, um die
Gallaͤpfel einzuwikeln, und bilde nun daraus auf der Leinewand ein moͤglichst
gleiches Brod, welches ich in die Presse bringe. Dadurch erhalte ich eine
Quantitaͤt Fluͤssigkeit, deren Consistenz von der des Honigs bis zu
derjenigen eines diken Syrups wechselt, je nachdem naͤmlich mehr oder weniger
Aether angewandt worden ist.
Das ausgepreßte Brod schabe ich aͤußerlich mit einem Kartenstuͤk aus
Horn ab, um den daran haͤngen gebliebenen Gerbestoff zu beseitigen, zerreibe
die Gallapfel zwischen den Fingern und bringe sie mit einer neuen Quantitaͤt
Aether wieder in den Pokal, lege das Kartenblatt und die Leinewand daruͤber
und verkitte dann das Gefaͤß; nach 24 Stunden presse ich neuerdings aus und
so fort.
Das Gefaͤß muß nothwendig groͤßer seyn, als es die anzuwendenden
Gallaͤpfel erheischen, damit man die benuzte Leinewand darin einschließen
kann; diese behaͤlt naͤmlich dann ihre Biegsamkeit bei und es geht von
dem Aether, womit sie getraͤnkt ist, nichts verloren. Bei jeder nachfolgenden
Behandlung der Gallaͤpfel erhaͤlt man natuͤrlich immer weniger
Gerbestoff, und endlich tritt ein Zeitpunkt ein, wo es sich nicht mehr lohnen
wuͤrde, die Operation fortzusezen. Als ich 500 Gramme Gallaͤpfel drei
Mal nach einander mit Aether behandelte, erhielt ich folgende Resultate:
Gallaͤpfel.
Aether.
Gerbestoff.
500
450
195
500
520
230
500
780
300
Hienach findet folgendes Verhaͤltniß zwischen dem
Gerbestoffe und dem Aether Statt:
Bei dem
ersten Versuche
das von
1 zu 2,3
–
zweiten –
–
1 zu 2,27
–
dritten –
–
1 zu 2,6
Ich schließe hieraus, daß man um so mehr Gerbestoff erhaͤlt, je mehr Aether
man anwendet, daß aber ein Zeitpunkt eintritt, wo man ohne Vergleich mehr Aether
anwenden muß, um eben so viel Gerbestoff auszuziehen; deßhalb glaube ich auch, daß
es zwekmaͤßig ist, die Operation zu unterbrechen, wenn man einmal so viel
Gerbestoff gewonnen hat, als der Haͤlfte des Gewichts der angewandten
Gallaͤpfel entspricht.
Ich will nun diese Resultate mit denjenigen vergleichen, welche ich bei der
Verdraͤngungsmethode erhielt. Bei einer Operation nach lezterem Verfahren,
welche mir am besten gelang, ließ ich uͤber 500 Gramme Gallaͤpfel 630
Gramme Aether streichen und erhielt auch (wie Pelouze
angibt) zwei Schichten von gleichem Volum; das Ganze wurde nun destillirt, wobei ich 210 Gramme Aether
sammelte und 105 Gramme Gerbestoff bekam. Ich ließ nun Wasser durch die
Gallaͤpfel streichen, wodurch ich neuerdings 45 Gramme Gerbestoff erhielt; im
Ganzen wurden also 150 Gramme Gerbestoff erhalten und es gingen 420 Gramme Aether
verloren, so daß zwischen dem Gerbestoff und dem Aether das Verhaͤltniß von 1
zu 2,8 Statt findet.
Wenn alle Versuche wie der angefuͤhrte von Statten gingen und man bei
Anwendung der doppelten Menge Aether auch zwei Mal so viel Gerbestoff erhielte, so
waͤre der angegebene Unterschied offenbar nicht groß genug, um meinem
Verfahren vor der Verdraͤngungsmethode einen besonderen Vorzug geben zu
koͤnnen; leider ist dieses aber nicht der Fall, denn ich erhielt nur ein
einziges Mal ein so guͤnstiges Resultat, obgleich ich immer unter denselben
Umstaͤnden arbeitete, und uͤberdieß ist es nicht moͤglich, die
Gallaͤpfel mittelst der Verdraͤngungsmethode zu erschoͤpfen,
denn Hr. Pelouze sagt in
seiner Abhandlung, daß er 35 bis 40 Proc. Gerbestoff erhielt, waͤhrend ich
nach meinem Verfahren bis 60 Proc. gewann und noch weiter haͤtte gehen
koͤnnen.
Auch ist bei meinem Verfahren das Ergebniß immer dasselbe, und ich erhalte niemals
zwei Schichten, wie bei der Verdrangungsmethode. Ich glaube, daß die eine dieser
Schichten, naͤmlich die obere, hauptsaͤchlich deßwegen gebildet wird,
weil die Gallaͤpfel die Eigenschaft besizen, sich beim Befeuchten zusammenzuziehen; wenn man naͤmlich Aether auf das
Pulver in den Trichter gießt, so sieht man, daß sich zwischen dem Trichter und den
Gallaͤpfeln ein leerer Raum bildet, durch welchen dann der Aether filtrirt,
wobei er nur etwas Farbstoff, aber keinen Gerbestoff mit sich nimmt.