Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 68, Jahrgang 1838, Nr. XXXV., S. 152 |
Download: | XML |
XXXV.
Miszellen.
Miszellen.
Verzeichniß der vom 22. April bis 31. Mai 1823 in England
ertheilten und jezt verfallenen Patente.
Des Robert Winter
Esq., im Fen Court, London: auf
eine verbesserte Methode den Destillationsproceß zu leiten. Dd. 22. April
1823.
Des Robert John
Tyers, in Piccadilly, Middlesex: auf einen
Apparat, der an Stiefeln und Schuhen bei Reisen zu Fuß angebracht werden soll.
Dd. 22. April
1823.
Des William Palmer,
in Lothbury, London: auf
Verbesserungen an den Apparaten zum Bemalen des Papieres fuͤr Tapeten,
Dd. 22. April
1823.
Des Francis Gibbon
Spilsbury, in Walsall in Staffordshire: auf gewisse
Verbesserungen im Gerben. Dd. 22. April 1823. (Beschrieben im Repertory, dritte Reihe, Bd. I. S. 279.)
Des Francis Deakin
aus Birmingham: auf eine verbesserte Methode Meubles zu
verfertigen, so wie auch das Gestell der Sonnen- und Regenschirme. Dd. 22. April.
1823.
Des James Rawlins, am
Penton Place, Middlesex: auf eine Bettstaͤtte fuͤr Invaliden. Dd. 22. April
1823.
Des John Hall,
Ingenieurs in Dartford) Kent: auf eine Oehlpresse. Dd. 22. April 1823.
Des Joseph Taylor in
Manchester: auf eine Maschinerie, um das Spinnen und
Dubliren der Baumwolle, Wolle und des Flachses zu erleichtern. Dd. 29. April
1823.
Des John Bourdieu
Esq. in Lime Street, London: auf
ein Gummisurrogat fuͤr die Drukfarben auf baumwollene etc. Gewebe. Von
einem Auslaͤnder mitgetheilt. Dd. 29. April 1823. (Beschrieben im Repertory, zweite Reihe, Bd. XLVI. S. 11.)
Des William Caslon in
Burton Crescent, Middlesex: auf Verbesserungen an Gasometern. Dd. 10. Mai
1823.
Des Jakob Pertins,
Ingenieurs in Fleet Street, London: auf ein verbessertes Verfahren Fluͤssigkeiten
mittelst Dampf zu erhizen, um sie abzudampfen. Dd.
17. Mai 1823. (Beschrieben im Repertory, dritte Reihe, Bd. I. S. 220.)
Des Edward
Ollerenshaw in Manchester: auf eine
Verbesserung im Vollenden und Ausruͤsten der Huͤte. Dd. 27. Mai
1823. (Beschrieben im Repertory, zweite
Reihe, Bd. XLVI. S. 396.)
Des Thomas Peel Esq.
in Manchester: auf eine rotirende Dampfmaschine. Dd. 27. Mai
1823.
Des Stephen Wilson
Esq. in Streatham, Surrey: auf Verbesserungen an den
Webstuͤhlen. Von einem Auslaͤnder mitgetheilt. Dd. 31. Mai
1823.
(Aus dem Repertory of Patent-Inventions,
Maͤrz 1838, S. 187.)
Ueber das Ausbringen des Palladiums in Brasilien.
Bei der Wichtigkeit, welche das Palladium auch fuͤr Techniker (namentlich in
Legirung mit Silber fuͤr Zahnaͤrzte und astronomische
Instrumentenmacher, in Legirung mit Silber, Gold und Kupfer fuͤr Uhrmacher,
als Oxyd fuͤr Porzellan, und Emailmaler u.s.w.) hat, wird es interessant
seyn, einige Nachricht uͤber die Art zu erhalten, wie dasselbe in Brasilien
gewonnen wird. P. N. Johnson in London, welcher vor 4
Jahren den Besizer der Goldgrube Gorgo Soco, auf welcher das Palladium vorkommt, die
zu befolgende Methode angab, hat Lampadius
daruͤber nebst Uebersendung von Erz- und Productenproben, folgende
Mittheilungen gemacht.
Das Palladium kommt theils in Legirung mit Gold als rundliche, dunkelbraune
Koͤrner, theils als braunes, pulveriges Oxyd nesterweiß in einem Erze vor,
welches man Zacotinga nennt und das nach Lampadius
vorwaltend aus Eisenglanz mit Quarzkoͤrnern, etwas Glimmer und Manganerz
besteht. Aus diesem Erze gewinnt man das Gold-Palladium und Palladiumoxyd
durch Waschen als dunkelbraune pulverigkoͤrnige Masse, aus welcher
Salzsaͤure das Palladiumoxyd aufloͤst und das Palladiumgold
zuruͤklaͤßt. Neben dem Palladium kommen auch Spuren von Kupfer, Osmium
und Platin (vielleicht etwas Platinerz? L.) im Zacotinga vor. Aus dem ausgewaschenen
Goldpalladium gewinnt man nun das Palladium auf folgendem Wege:
Man nimmt auf jedes Pfund ausgewaschenes Goldpalladium 2 1/2 Pfd. Silber und schmelzt
das Gemenge mit einer kleinen Menge Salpeter und Borax ein. Die Schlake nimmt
Eisenoxyd, einige erdige Theile, so wie etwas Kupfer und Osmium auf. Der Einsaz auf
einen Tiegel ist 6 Pfd. des Palladgoldes und 15 Pfd. Silber. Die geschmolzene
Legirung wird in eiserne Innguͤsse zu Barren ausgegossen, sodann von Neuem
geschmolzen und in Massen granulirt. Darauf folgt die Goldscheidung zuerst mit
schwacher und sodann mit concentrirter Salpetersaͤure auf die
gewoͤhnliche Art. Das ruͤkstaͤndige Gold wird
zusammengeschmolzen, in Barren gegossen und zur Muͤnze abgeliefert. Aus der
von der Goldscheidung zuruͤkgebliebenen Pallad-Silbersolution wird
zuerst das Silber durch Chlornatrium gefaͤllt und die Palladsolution
abgegossen. Das Chlorsilber wird gut ausgesuͤßt und die Aussuͤßwasser
kommen zur abgegossenen Palladsolution, welche auch noch etwas Kupfer und geringe
Mengen anderer Nebenbestandtheile enthaͤlt. – Das Chlorsilber reducirt
Johnson auf dem nassen Wege durch Vermengung mit
verduͤnnter Schwefelsaure mittelst granulirten Zinks in Gefaͤßen
(wahrscheinlich porzellainenen und unter maͤßiger Erwaͤrmung?), welche
5 bis 600 Unzen des niederfallenden Silbers fassen koͤnnen. Die Mischung muß
ununterbrochen geruͤhrt werden. Das niedergefallene Silber wird nun-
gut ausgewaschen, getroknet, geschmolzen und zu Barren ausgegossen. – Die
Palladsolution, welche vom Chlorsilber theils abgegossen, theils durch
Aussuͤßen erhalten wurde, faͤllt man durch Zinkmetall, und
loͤst das durch diese Faͤllung erhaltene, zuvor ausgewaschene Pallad
in Salpetersaͤure bis zur Saͤttigung der lezteren auf, welche Arbeit
besonders darum unternommen wird, um das Pallad in ein kleineres Volum zu bringen.
Die Solution wird bis zum Uebermaaß mit Aezammoniak versezt, wobei sich der
entstehende Niederschlag bis auf ein wenig Eisenoxyd wieder aufloͤst.
Zuweilen bleibt bei dieser Behandlung auch ein wenig Platin und Bleioxyd
zuruͤk, welche Substanzen durch Filtration abgesondert werden. Die klare
abfiltrirte Fluͤssigkeit wird mit so viel Salzsaͤure versezt, bis das
freie Ammoniak in derselben etwas uͤbersaͤttigt ist, wodurch sich ein
Doppelsalz, Chlorpalladium-Ammoniak, bildet und niederfaͤllt, und das
Kupfer nebst etwas weniges Pallad in der uͤberstehenden Fluͤssigkeit
verbleiben. – Das Palladsalz wird mit kaltem Wasser ausgewaschen, getroknet,
und durch Rothgluͤhhize der Salmiak ausgetrieben. Man wird finden, daß
vorstehendes Verfahren der Darstellung des Pallads wohlfeiler als das bisherige
durch Cyanqueksilber ist, auch erhaͤlt man das Pallad reiner.
Lampadius hat sich durch Versuche uͤberzeugt, daß
das dem ausgewaschenen Palladiumgolde beigemengte braune Pulver wirklich
Palladiumoxyd ist (das erste Beispiel von natuͤrlichem Vorkommen desselben);
er hat auch gefunden, daß das erwaͤhnte Chlorpalladium-Ammoniak, ein
gelbes krystallinisches Pulver, sich keineswegs so leicht in Wasser aufloͤst,
als man bisher annahm, indem 1000 Th. kaltes Wasser nur 2,65 Th. davon aufnehmen,
daher man Platin und Iridium durch Faͤllung mit Salmiak nicht von Palladium
trennen kann. Im Uebrigen sind die Bemerkungen von Lampadius theils mehr mineralogisch, theils rein chemisch und fuͤr
diesen Ort weniger geeignet. (Journal fuͤr praktische Chemie, XI., S. 309 bis
315)
Ueber die Anwendung des Zinks zum Dachdeken.
Unter einigen Professoren in Amerika hat sich uͤber die Anwendbarkeit des
Zinks zum Dachdeken ein Streit erhoben; einige empfahlen es zu diesem Zweke,
waͤhrend andere auf seine Nachtheile in dieser Hinsicht aufmerksam machten.
Unter lezteren bemerkt Prof. Gale in feiner Entgegnung
auf einige ihm gemachte Einwuͤrfe, daß das Zink sich nicht wohl zum Dachdeken
eignet, weil es 1) sich in der Waͤrme ziemlich stark ausdehnt; 2)
sproͤde ist und endlich 3) das Wasser ungesund macht.
Zwar, sagt er, kann das Zink, nachdem es bis auf einen gewissen Grad erhizt worden
ist, zu Blech gewalzt werden, es wird aber nach einiger Zeit wieder so
sproͤde, als es zuvor war. Diese Eigenschaft haben mit dem Zink auch noch
andere Metalle gemein; so wird z. 33. weiches Eisen nach mehrjaͤhriger
Beruͤhrung mit der Luft sehr sproͤde, und zwar in Folge seiner Neigung
eine krystallinische Textur anzunehmen.
Auf das Regenwasser haben Zinkdaͤcher nach Hrn. Gale eine solche Wirkung, daß man dasselbe weder zum Reinigen der
Waͤsche noch zu anderen haͤuslichen Zweken mehr benuzen kann. Dieß
ergab sich durch seine drei Jahre lang fortgesezten Versuche mit einem Zinkdache von
16000 Quadratfuß Oberflaͤche.
So bald es anfing zu regnen, sammelte man das erste vom Dache ablaufende Wasser, und
fand, daß es die Seife nicht aufloͤste, und einen starken metallischen
Geschmak hatte. Nachdem man es einige Wochen in einer Cisterne ruhig stehen gelassen
hatte, war ein feiner Schlamm von schwach gelblicher Farbe daraus abgelagert, der
sich bei der Untersuchung als Zinkoxyd erwies. Der groͤßte Theil desselben
wurde durch Schnee erzeugt, der bis zum eingetretenen Thauwetter auf dem Dache
verweilt hatte. (Echo du monde savant, No. 13.)
Neue Methode das Chlorgas zu verdichten.
Hr. Dr. Mohr hat ein Verfahren entdekt, wodurch man sich
leicht fluͤssiges Chlor zu jeder Jahreszeit verschaffen kann. Man schmilzt
zweifach schwefelsaures Kali in einem Platintiegel und gießt es auf ein
duͤnnes Platinblech aus. Nachdem dieses Salz erkaltet ist, verwandelt man es
in ein feines Pulver und vermengt es dann innig mit Kochsalz und Braunstein. Mit
diesem Gemenge fuͤllt man den laͤngeren Schenkel einer
gekruͤmmten und sehr starken, unten zugeschmolzenen Glasroͤhre zu drei
Viertel an, bringt darauf eine beilaͤufig zwei Zoll dike Schichte von
geschmolzenem salzsaurem Kalk und schmilzt dann auch das Ende des kuͤrzeren
Schenkels uͤber einer Lampe zu. Hierauf bringt man die Roͤhre, welche
das Gemenge enthaͤlt, mit Sand in einen Flintenlauf und erhizt es in einem
aͤhnlichen Ofen, wie man ihn zu den organischen Analysen benuzt. Es
verdichtet sich bald in dem kleinen Schenkel eine betraͤchtliche Menge
vollkommen trokenes Chlor mit rein orangegelber Farbe, ohne allen Stich in
Gruͤn. Dieses fluͤssige Chlor bleibt unveraͤndert in der
Glasroͤhre und man kann sich davon leicht bis zu einem Quentchen verschaffen.
(Echo du monde savant, No. 13.)
Slater's Verbesserungen ich
Bleichen von Leinen- und Baumwollgeweben.
James Slater, Bleicher von Salford, erhielt unterm 22.
Aug. 1834 ein Patent auf verschiedene Verbesserungen an den Maschinen zum Bleichen
von Leinen- und Baumwollgeweben, woruͤber das London Journal im
Januarhefte S. 221 Folgendes aͤußert: „Der Patenttraͤger
bezwekt in der Hauptsache eine Verbesserung des Verfahrens, auf welches David
Bentley unterm 21. Febr. 1828 ein Patent nahm
(Polyt. Journal Bd. XLIII. S. 315); er
beschreibt ausfuͤhrlich, auf welche Weise die Gewebe nach diesem
Verfahren in endlosen Laͤngen durch die Bleichfluͤssigkeit
gefuͤhrt werden, und welche Maͤngel diesem Verfahren vorgeworfen
sind. Namentlich hebt er hervor, daß Bentley keine
Methode angab, wonach die Gewebe in die Bottiche, in denen der Bleichproceß von
Statten geht, gelegt werden sollen. Seine Erfindung besteht daher im
Wesentlichen in einem Mechanismus, womit die Gewebe in regelmaͤßigem
Zikzak in die Bottiche gelegt, und nach beendigtem Bleichen wieder
herausgeschafft werden sollen. Ungeachtet der bedeutenden Laͤnge, in
welcher der Patenttraͤger seine Beschreibung abgefaßt hat, troz der
rielen Abbildungen, die er ihr beizugeben fuͤr noͤthig fand, und
obschon wir die Maschine selbst arbeiten sahen, bleibt uns diese im Patentstyle
abgefaßte Beschreibung dennoch so unverstaͤndlich, daß wir uns auf
folgende Andeutungen beschranken muͤssen. Die Gewebe werden an einander
genaht in unbestimmten Laͤngen laͤngs des Daches der Bleicherei
uͤber Leitungswalzen gefuͤhrt. Sind sie uͤber dem Bottiche
oder uͤber dem Gefaͤße, in welchem sie gebleicht werden sollen,
angelangt, so werden sie in regelmaͤßigen Zikzakfalten niedergelegt,
gleichwie die Wollentuͤcher vor einer Gig- oder Rauhmuͤhle
niedergelegt werden. Von hier gelangen sie ausgestrekt uͤber eine Art von
Schuß, dem durch ein mit dem Speisungsapparate in Verbindung stehendes
Wechselrad eine Schaukelbewegung mitgetheilt wird, hinab in den Bottich, in
welchem sie in langen, den Boden bedekenden Falten niedergelegt und auf einander
geschichtet werden, um der Einwirkung der zum Bleichen dienenden
Fluͤssigkeiten zu unterliegen. Nach vollbrachter Bleiche, und wenn die
Zeuge gut ausgewaschen worden sind, werden sie zwischen Walzen ausgepreßt, und
mittelst einer aͤhnlichen Maschinerie in Bottiche gebracht. Wie diese
leztere Maschinerie arbeitet, konnten wir nicht ermitteln; sie scheint uns aber
in der Hauptsache große Aehnlichkeit mit jener zu haben, auf welche Southworth im Jahre 1823 ein Patent nahm.“
Das Blauen der gebleichten Garne.
Es ist bekannt, daß sich die in England gebleichten Garne neben der Reinheit der
Bleiche insbesondere durch einen angenehmen gruͤnlich blauen Ton auszeichnen.
Diesen hervorzubringen wenden unsere Bleicher eine schwache Aufloͤsung von
Indigo an, verfehlen aber dadurch ihren Zwek gaͤnzlich, indem das Garn davon
truͤb und flekig wird, und diesen Ton in der ersten Waͤsche schon
wieder verliert. Einsender dieses gab sich mit Huͤlfe eines sehr geschikten
Chemikers viele Muͤhe, um etwas Besseres zu finden. Manche zum Theil
kostspielige Versuche schlugen fehl, bis nachstehendes einfache Verfahren zum
erwuͤnschten Resultate fuͤhrte. Man nahm cyprischen Vitriol in Wasser sehr verduͤnnt, so daß dasselbe nur
leicht blaͤulicht davon wurde, nahm das zuvor in reinem weichem Wasser
erweichte Garn und zog dasselbe so Laͤnge durch, bis es den gehoͤrigen
Grad von Faͤrbung angenommen hatte. Vorher hatte man gleichzeitig mit obigem
ein schwaches Bad von gereinigter Potasche bereitet, und nachdem der erste Proceß
voruͤber und das Garn ausgerungen war, wusch man es in diesem und darauf in
reinem Wasser aus, und die Operation war fertig. Es kommt hiebei naͤchst der
vollstaͤndigen Bleiche viel auf die Guͤte des Vitriols an. Meistens
enthaͤlt derselbe Unreinigkeiten und nicht selten Eisen. Deßwegen ist es gut,
wenn man sich ein beliebiges Quantum hievon in wenig Wasser aufloͤst, und die
Unreinigkeiten sich niederschlagen laͤßt, was bald geschieht, und was man
mehrmals wiederholen kann. Beim Bedarf ist dasselbe dann gleich verduͤnnt,
und da die Verduͤnnung nur schwach seyn darf, so reicht ein maͤßig
großes Gefaͤß schon zu einer großen Quantitaͤt Garn. Es muß
uͤbrigens bemerkt werden, daß auf schlecht oder nicht ganz schoͤn
gebleichtem Garne die Wirkung des Blauens ganz verloren geht, indem das Garn dann
nur noch truͤber wird. UeberhauptUeberhanpt fehlt es unseren Bleichen noch immer an dieser Vollkommenheit, so
ruͤhmenswerth sonst auch ihre Fortschritte sind. Die gegenseitige Concurrenz
druͤkt den Bleichlohn mit jedem Jahr mehr herab, und dieß mag mit
Hauptursache seyn, daß weniger auf Vervollkommnung der Bleichkunst gedrungen wird.
(Riecke's Wochenblatt, Nr. 13.)
Ueber die Flachsspinnerei in England.
Folgende Notizen, uͤber den Zustand der Flachsspinnerei in Großbritannien
moͤgen darauf hinweisen, daß unsere Linnenerzeugung auf die Laͤnge
nicht die Concurrenz mit dem englischen Fabrikate aushalten kann, wenn wir uns nicht
beeilen, eben so wie dort, durch die Maschinenspinnerei diesem Erwerbszweige unter
die Arme zu greifen. Daß es moͤglich sey, dieß Material gut,
vorzuͤglich, wohlfeil und dem Erzeuger Nuzen bringend mit Maschinen zu
verarbeiten, wird in Folgendem hinlaͤnglich erwiesen.
Was den Flachsbau anbelangt, so erzeugt freilich das noͤrdliche Irland
bedeutende Quantitaͤten, aber bei weitem nicht genug, um dem Bedarfe der
engl. Etablissements zu genuͤgen. Leeds z. H.
spinnt nur flaͤmischen und franzoͤsischen Flachs. Wie bei uns. wird im
noͤrdlichen Irland noch viel Flachs mit der Hand gesponnen, aber dieß
verliert sich, je mehr die Spinnmaschinen zunehmen, was in erstaunlicher Progression
geschieht.
In Lisburn befinden sich mehrere, in Belfast schon zwoͤlf solcher Flachsspinnereien. Man war dort im
Begriff, einige Baumwollspinnereien in Flachsspinnereien umzuwandeln. In Leeds zahlt
man drei, worunter die. des Hrn. Marschall Brothers und
die der HH. Atkinson und Hives. Alle diese Spinnereien liefern ein Gespinnst, welches an
Qualitaͤt alles auf dem Continente erzeugte weit hinter sich
laͤßt.
Die in Irland befindlichen Flachsspinnereien stehen hinsichtlich der Reinlichkeit auf
niedriger Stufe; der Mangel an frischer Luft bereitet den Arbeitern einen ungesunden
Aufenthalt. Der Staub, die Hacheln und der Dunst des Wassers, durch welches das Garn
geht, fallen im hoͤchsten Grade beschwerlich. In England scheinen diese
Uebelstaͤnde vermieden zu seyn, wenigstens wird die Spinnerei der HH. Atkinson und Hives als ein
Muster der Reinlichkeit und eines gesunden und angenehmen Aufenthaltes fuͤr
den Arbeiter geruͤhmt; auch ist ihr Gespinnst eines der
vorzuͤglichsten. Die Chefs dieser Firma waren fruͤher in dem
Geschaͤfte von Marschall Brothers mit einem
Antheile placirt. Nach ihrer Trennung legten sie selbst eine Spinnerei in zwei
Gebaͤuden an, deren jedes 670 engl. Fuß lang, 6 Stok hoch ist und einen
Flaͤchenraum von 5600 □ Yards einnimmt. Sie liegen unmittelbar am.
Canal, der Leeds mit Liverpool und Hull verbindet. Der flaͤmische und
franzoͤsische Flachs wird direct aus dem Boote in die Spinnerei gewunden und
gesponnen, aus derselben wieder ins Boot gelassen, um ausgefuͤhrt zu werden.
Er beruͤhrt also nicht ein Mal englischen Grund und Boden. Durch eine mit der
Dampfmaschine verbundene Vorrichtung werden Menschen und Kisten bis zum sechsten
Stok gehoben oder herniedergelassen.
Die Gebaͤude sind durchaus massiv, und kein Balken, keine Latte, kein Sparren
ist daran von Holz, sondern alles von Eisen, der Fußboden mit eisernen Platten
belegt. Eiserne Roͤhren gehen durch die Saͤle, um sie mit Dampf zu
heizen: uͤberall ist die schoͤnste Gasbeleuchtung. An den eisernen
Fensterrahmen sind Ventilatoren angebracht, wodurch stets eine wohlthaͤtige
und vollstaͤndige Erneuerung der Luft erzielt wird; eben so wird das
Umherfliegen der Hacheln durch eine eigene Einrichtung vermieden, und das Wasser,
wodurch die Faͤden gehen, ist uͤberdekt, damit die Duͤnste, die
daraus aufsteigen, nicht schaͤdlich wirken koͤnnen.
Ausgezeichnet ist diese Spinnerei vor allen anderen durch die Vollkommenheit ihrer
Maschinen, so daß es den Besitzern derselben moͤglich wird, aus dem Pfunde
Flachs 60,000 Yards Garn zu spinnen, und dieß ihr Gespinnst daher als das
vorzuͤglichste bekannt ist. Durch eine sinnreiche Vorrichtung wird die
Dampfmaschine der Aufseher und Controleur der Spinner, indem die Anzahl ihrer
Schwingungen in ein bestimmtes Verhaͤltniß zum Garne, was gesponnen werden
soll, gebracht ist.
In Leith, dem Hafen von Edinburgh, hat eine der dort
befindlichen privilegirten Banken mit einigen Unternehmern ein Abkommen getroffen,
dem zufolge die Bank 40,000 Pfd. St. zur Errichtung einer Flachsspinnerei in der
Naͤhe von Leith vorgeschossen hatte. Die Haͤlfte dieses Betrages ist
von 50 Personen, in gleichen Theilen von 100 Pfd. St. jeder, garantirt;
uͤberdieß ist der Bank die ganze Anstalt hypothekarisch verschrieben.
2–300 Menschen erhalten durch diese Maßregel ihren guten Lebensunterhalt.
In Betreff der Bleiche wird in England nur bei den fuͤr den Londoner Markt
bestimmten Artikeln die natuͤrliche Rasenbleiche in Anwendung gebracht, da
die Dauer derselben
(7–8 Monate) durch Zinsenverlust fuͤr anderweitige Ausfuhr die Waare
zu sehr im Preise erhoͤht. Ein anderes Verfahren, welches die
natuͤrliche und chemische Bleiche vereinigt, indem die Stoffe erst durch 3
bis 4 Monate die Rasenbleiche, dann die chemische erleiden, wird auch nur bei den
fuͤr den inneren Markt bestimmten Waaren gebraucht. Bei aller Leinwand aber,
die exportirt wird, findet die chemische Bleiche Statt, indem diese nur 3–4
Wochen Zeit erfordert und, bei der zu bestehenden Concurrenz auf auswaͤrtigen
Maͤrkten, der Preis im Verhaͤltnisse billiger wird. Doch
duͤrfte man aus dem Vorausgegangenen folgern, daß man fuͤr Leinwand
die Rasenbleiche als die zutraͤglichste anerkenne.
Die Weberei wird bei Leinwand nur auf den gewoͤhnlichen Handstuͤhlen
betrieben, da die Eigenthuͤmlichkeiten des Garnes noch nicht erlaubt haben,
Maschinenstuͤhle in Anwendung zu bringen.
Auch in Frankreich wird unablaͤssig an der Vervollkommnung der
Maschinenflachsspinnerei gearbeitet, und in dem Jahresberichte des Industrievereins
in Muͤhlhausen am Ende des Jahres 1836 werden die Spinnereien der HH. Leclaire in Kaiserberg und Osterberg von Bernhardsweiler als solche erwaͤhnt, die besonders in
den hoͤheren Nummern ein ausgezeichnetes Gespinnst liefern. (Riecke's Wochenblatt, Nr. 12.)
Dr. Reichenbach's Verbesserung in der
Runkelruͤbenzuker-Fabrication.
Man kennt jezt das Wesentliche der in oͤffentlichen Blaͤttern
besprochenen neuen Methode bei der Ruͤbenzuker-Fabrication, welche von
Hrn. Dr. Reichenbach in Blansko entdekt wurde. Bei ihrer
Einfachheit moͤchte man sich wundern, daß sie nicht schon laͤngst
eingeschlagen worden ist. In der Hauptsache erscheint sie als eine Umstaltung der so
uͤbel beruͤchtigten Maceration; allein sie bemaͤchtigt sich
dieses Verfahrens auf eine solche Weise, daß sie allen den Nachtheilen, die bisher
ihrer Anwendbarkeit im Wege lagen, ausbeugt und mechanische Huͤlfsmittel
herbeischafft, die das Schwierige mit Leichtigkeit und Schnelligkeit
uͤberwinden. Die in duͤnne Scheiben geschnittenen Runkeln fallen
unmittelbar vom Schneidmesser in siedendes Wasser, das sich in einem
zehnfaͤcherigen, liegenden Halbcylinder befindet. In einem Fache verweilen
die Schnitten nur ungefaͤhr eine halbe Minute; dann kommen sie heraus, und
werden in das zweite Fach geleitet, von da in das dritte u.s.f. Waͤhrend sie
von einem Fache in das andere wandern, passiren sie durch ein Bad von Wasserdampf,
das sich unmittelbar uͤber dem Fachwerk befindet. Nach fuͤnf Minuten
verlassen sie das zehnte Fach und sind nun voͤllig zukerlos. Der ganze
Apparat ist bestaͤndig im Sieden und Daͤmpfen. In das zehnte Fach
fließt fortwaͤhrend frisches Wasser und ergießt sich von diesem in das
neunte, achte u.s.f. bis zum ersten, aus welchem dasselbe als fertiger Saft
unmittelbar in den Laͤuterungskessel abfließt. Runkelschnitten und siedendes
Wasser bewegen sich also in entgegengesezter Richtung und durchdringen sich
waͤhrend ihres Laufes. Siedend heiß faͤllt nun der Saft in den
Laͤuterungskessel, ist von Eiweißstoff bereits frei und kann augenbliklich
mit Kalk gelaͤutert werden; der Laͤnge Zeitverlust der lezteren
Operation ist fast gaͤnzlich erspart. Der gewonnene Saft erreichte in Blansko
eben so acht Grad Beaumé, wie der gleichzeitig bereitete Preßsaft. Aber ein
außerordentlicher Unterschied ergab sich in Quantitaͤt und Qualitaͤt
der Zukerausbeute. Waͤhrend man dort mit dem gewoͤhnlichen
Preßverfahren nur 5 Proc. Rohzuker aus den Runkeln gewann, lieferte das neue
Verfahren 8 bis 9 Proc. krystallisirtes Gut. Ueberraschend war die ungemeine
Reinheit des Saftes sowohl in Wohlschmak als an Farbe. Ende Maͤrz noch
schmekte der concentrirte Saft und die ablaufende Melasse so rein, wie ihn nur die
Runkeln vom September zu geben pflegen, und die Farbe erschien so hell, wie man sie
von Runkeln erhaͤlt, die frisch von der Ernte genommen werden. Die
Zukerkrystalle brauchten bloß ausgepreßt zu werden, um sogleich in Masse fast weiß
zu erscheinen, und von der Bitterkeit der Preßsaftmelassen der spaͤteren
Jahreszeit war keine Spur vorhanden. Diese erfreulichen Ergebnisse, verbunden mit
der Einfachheit und Kuͤrze der Arbeit sichern dem neuen Verfahren einen so
uͤberlegenen Vorzug vor den bisherigen Methoden der Zerreibung und des
Auspressens oder Auswaschens des Runkelbreies, daß man in der Wahl zwischen beiden
keinen Augenblik schwanken kann. Es uͤberwindet jene Hindernisse, welche der
vollstaͤndigen Ausziehung des Zukers und der
Erhaltung des Ausgezogenen Widerstand leisteten, und
bereichert sofort diese Fabrikation auf eine schaͤzbare Weise. Man wird in
dem Verfahren Verwandtschaften mit den Methoden der Maceration und Levigation u.a.
finden; allein man muß sein Augenmerk auf die wesentlichen Abweichungen davon
richten, wenn man die so viel guͤnstigeren Ergebnisse beurtheilen will. Alle
Erfahrung zeigt, daß eine kalte Maceration ihren Zwek, den Zuker auszuziehen,
durchaus verfehlt; es kann demnach der kalt arbeitende Levigator auch nur abwaschen,
nicht ausziehen; er wascht sehr gut ab, und macht weitere Aussuͤßung nahehin
uͤberfluͤssig, allein er durchdringt die Runkelpartikeln nicht, und
laͤßt den Zuker, den sie im Inneren einschließen, verloren gehen. Außerdem
fuͤhrt er alle Nachtheile der Zerreibung, auf der er beruht, in seinem
Gefolge. Mittelwarme Maceration aber, wie sie verschiedentlich versucht worden,
wirkt zwar etwas besser, jedoch gleichwohl matt; will man mit ihr die
Aussuͤßung vollenden, so bedarf es eines langen Zeitraumes, waͤhrend
dessen man die Einwirkung des Wassers auf die Runkelschnitten fortdauern lassen muß.
Zeitverlust aber ist der Zukerzersezung wegen vor Allem das Verderben dieser
Fabrication. Darum mißlangen auch uͤberall die Beaujeu'schen Vorschlaͤge. Hize allein, und zwar volle Siedhize,
durchdringt kraͤftig die Runkelsubstanz und loͤst die Bande ihres
suͤßen Inhalts; in diesem Zustande entzieht ihr das Wasser, rasch nach
eineinander erneuert, mit Schnelligkeit den Zuker bis auf die lezte Spur. Und
waͤhrend es dieß vollbringt, fixirt es einerseits den Eiweißstoff gerinnend
in den Schnitten, andererseits laͤßt es ihre Gallertsaͤure zum
groͤßeren Theile ungeloͤst im Zellgewebe ruhen – große
Nebenvortheile, in so fern der Saft um eben so viel reiner erscheint, als er freier
von beiden ist. Aber außer dem Schaden durch Zeitverlust und Zukerzersezung
scheiterte das Verfahren Beaujeu's noch an einem anderen
Gebrechen, das die mechanische Anordnung in sich schloß.
Die Runkelschnitten lagen staͤndig aufeinander, ruhten, und das Wasser sollte
sie filterartig durchsikern. Das that es aber nicht. Die Schnitten dekten einander,
schuͤzten sich gegenseitig, hinderten das Wasser in seiner freien Bewegung
und brachten es dahin, daß es sich einzelne Wege, besonders an den Seiten hinab,
bahnte; waͤhrend es da aussuͤßte, blieben die Schnitten dort
unergriffen, entgingen der Einwirkung, oder gaͤhrten inzwischen wohl gar
sauer; Zuker und Zeit gingen mit einander zu Grunde. Bei dem Reichenbach'schen Verfahren besteht dagegen der wesentliche Unterschied,
daß nicht bloß das Wasser, sondern daß auch die Runkeln in Bewegung sind, daß jede
einzelne Schnitte fuͤr sich frei flottirt, im
Wasser hin- und hergeschwungen wird, und zehn Mal aus der Fluͤssigkeit
heraustretend und abtraͤufelnd, zehn Mal in frisches Wasser wieder
hineinfaͤllt. Alle Theile werden also vielfach umspuͤlt und
waͤhrend des Ueberganges von einem Fache in das andere vom Dampfe
durchdrungen. Die Freiheit und die Bewegung sind es hier also, welche Alles anders
stellen und die rasche und durchgreifende Wirksamkeit erzeugen, deren Mangel die
aͤlteren Methoden nachtheilig empfinden. – Indeß hier endigen die
Vortheile des Zeitgewinns noch nicht, sie pflanzen sich jezt auf die
Laͤuterung fort. Denn der Saft koͤmmt nun nicht kalt, wie aus der
Presse oder vom Levigator, oder lau, wie von Beaujeu's
Macerator, sondern siedend in den
Laͤuterungskessel, und ist der Betrieb der Fabrik nur groß genug, um
schnell einen solchen zu fuͤllen, so ist die ganze Laͤnge Zeit
gewonnen, die gewoͤhnlich nothwendig ist, um die Siedhize zu dieser Operation
heranzubringen. Rechnet man Alles zusammen, so kann in einer großen Fabrik zwischen
dem Aufschuͤtten der Runkelruͤben und dem Ablassen des
gelaͤuterten Saftes aus dem Laͤuterungskessel eine Viertelstunde Zeit
ausreichen – ein Intervall, dessen Kuͤrze die groͤßte
Buͤrgschaft fuͤr vollstaͤndige Erhaltung des gewonnenen Zukers
gewahrt, der aber nach der bisherigen Methode im Großen wohl
fuͤnfzehn- bis zwanzigfach verbraucht wurde. Die Laͤuterung
liefert eine schoͤne, rein weiße Schaumdeke, welche nichts von der schmuzigen
Faͤrbung des Preßsaftes hiebei hat. Auf den ersten Anblik koͤnnte man
gegen diese Methode einwenden, daß sie Brennstoff zur Aussuͤßung aufbrauche,
wo andere dessen bei kalter Behandlung nicht beduͤrfen; diese
Bemaͤngelung widerlegt sich aber leicht durch die Hinweisung auf die
Laͤuterung, bei welcher fast eben so viel Brennstoff in Ersparung
koͤmmt; schon ehe nur die Runkelschnitte untertaucht, ist die
Fluͤssigkeit, die sie dem Laͤuterungskessel liefert, im Sieden; die
Zeiten der Anwaͤrmung, der Aussuͤßung und der Laͤuterung
verschmelzen in einander und loͤsen sich gewisser Maßen in Eins auf. Von dem
Instrumente selbst, mittelst dessen diese Verrichtungen vollzogen werden, wird Hr. Reichenbach die Gefaͤlligkeit haben,
demnaͤchst eine Beschreibung und Abbildung fuͤr das Polyt. Journal
mitzutheilen; er will nicht, wie es jezt in haͤufigem Gebrauch ist, durch ein
Erfindungspatent die Anwendung unter Tribut sezen, sondern Jedermann zur freien
Benuzung uͤberlassen. – Fuͤr die naͤchste Zukunft
verspricht er sich noch eine namhafte Steigerung der Vortheile seiner Methode; er
glaubt von der Beobachtung, daß die Runkeln, mit einiger Vorsicht dem bloßen freien
Luftzuge ausgesezt, einen ansehnlichen Theil ihres Wassergehaltes ohne weiteres
Zuthun entweichen lassen, in der Art vortheilhafte Anwendung machen zu
koͤnnen, daß er durch zwekmaͤßige Construction der
Aufbewahrungsbehaͤlter die Runkeln dahin bringt, um etwa ein Drittheil
freiwillig einzutroknon. Dadurch wird er dann in die Lage kommen, ihren Zukergehalt
concentrirter, also verhaͤltnißmaͤßig suͤßere Schnitte zu
erhalten; und da der Aussuͤßungssaft seines Apparates sich mit dem
natuͤrlichen Suͤßigkeitsgrade der Runkeln ins Gleichgewicht sezt, so
haͤtte er dann das Mittel in der Hand, den Saft statt auf 8, gleich auf 14
bis 16 Grad Baumé zu bringen, woraus dann weitere bedeutende Ersparnisse an
Arbeit und Brennstoff folgen wuͤrden. Vorlaͤufige kleinere Versuche
uͤber Lezteres haben ihm die guͤnstigsten Ergebnisse geliefert; die
Bestaͤtigungen im Großen sind der naͤchsten Runkelernte vorbehalten.
Rechtfertigen sie, wie mit Wahrscheinlichkeit vorauszusehen, die Erwartung, so
bringen sie das neue Verfahren auf eine erhoͤhte, gewiß erfreuliche Stufe
technischer und oͤkonomischer Ausbildung.
Ueber den Einfluß des in der Luft enthaltenen Stikstoffes auf
die Vegetation.
Hr. Boussingault suchte durch Versuche zu ermitteln, ob,
wie man bisher glaubte, der in der atmosphaͤrischen Luft enthaltene Stikstoff
bei den waͤhrend der Vegetation Statt findenden Vorgaͤngen
unthaͤtig bleibt, oder ob die Vegetabilien von diesem Stikstoffe etwas
aufnehmen und zu welchen Zeiten. Er analysirte die Samen vor der Aussaat, ließ sie
in einer Luft, welche fortwaͤhrend erneuert und durch Waschen von allem
Staube befreit wurde, in Quarzsand und unter Begießung mit destillirtem Wasser
keimen und vegetiren. Die auf diese Weise mit Klee und Weizen angestellten Versuche
ergaben, daß die Samen beider beim Keimen Kohlenstoff. Wasserstoff und Sauerstoff
verlieren, waͤhrend ihr Stikstoffgehalt derselbe bleibt. Bei der weiteren,
durch drei Monate beobachteten Vegetation hingegen nahm der Klee eine große Menge
Stikstoff, die er nothwendig der Luft entzogen haben mußte, auf, waͤhrend
sich der Stikstoffgehalt des Weizens nicht im Geringsten vermehrte. Hr. B. zieht aus
seinen Beobachtungen den Schluß, daß alle Pflanzen waͤhrend der Vegetation
Stikstoff aufnehmen, und daß, wenn in dieser Hinsicht ein Unterschied Statt findet,
derselbe wahrscheinlich nur in der Zeit, zu der die Aufnahme geschieht, zu suchen
ist. – Beinahe gleichzeitig mit Hrn. B. beschaͤftigte sich auch Hr.
Payen mit diesem Gegenstande, naͤmlich mit der
Verbreitung des Stikstoffes in den Pflanzentheilen. Er hatte bekanntlich
fruͤher gefunden, daß die Wurzelzaserchen oder Radicellen eine solche Menge
Stikstoff halten, daß sie bei der Destillation freies oder kohlensaures Ammoniak
entbinden. Seine neueren Versuche fuͤhrten ihn nun zu der Behauptung, daß
jedes in der Entwikelung begriffene vegetabilische Organ eine große Menge
stikstoffhaltiger Substanz enthalte, und daß dieser Gehalt in dem
Verhaͤltnisse abnimmt, als die Entwikelung weiter vorruͤkt. Ferner
uͤberzeugte sich Hr. Payen, daß die Holzarten
einen Saft enthalten, der reich an solchem stikstoffigen Bestandtheile ist. Wenn man
durch ein frisch abgeschnittenes Staͤbchen Holz eine große Menge Wasser
stroͤmen laͤßt, so wird demselben aller Stikstoff entzogen. Hieraus
erklaͤrt sich die Rolle, welche die zur Conservirung des Holzes empfohlenen
Substanzen spielen; sie bringen naͤmlich den stikstoffhaltigen Bestandtheil
zum Gerinnen und machen ihn in Wasser unaufloͤslich. (Aus dem Echo du monde savant. No. 305)
Tinte fuͤr Stahlfedern.
Bekanntlich wirkt die gewoͤhnliche Tinte zerstoͤrend auf die
Stahlfedern ein, weil sie nur loker an ihre Bestandtheile gebundene
Schwefelsaͤure enthaͤlt, die sich aus dem, durch den Gerbestoff
zersezten Eisenvitriol abscheidet; uͤberdieß sezt man noch Essig zu, um den sich
bildenden Extractabsaz wieder aufzuloͤsen und die dik gewordene Tinte wieder
fluͤssig zu machen. Daß diese Saͤuren den Stahl angreifen und folglich
die Spize der davon verfertigten Federn unbrauchbar machen, ist bekannt, und es
haben viele diese bequemen Adern aus diesem Grunde wieder bei Seite gelegt; es fehlt
also nur an einer guten Tinte, welche keine Saͤuren enthaͤlt. Die
schwarze Tusche laͤßt sich aus mehreren Gruͤnden nicht gebrauchen und
die im polytechnischen Journal Bd. XLVII. S.
440 zu diesem Behuf angegebene Tinte aus Campecheholz, Alaun, Candiszuker
und arabischem Gummi, ist ebenfalls sehr mangelhaft und bedarf noch eines
sogenannten Limpidiums, um sie fließen zu machen, das wieder schwefelsaures
Eisenoxyd oder Eisenoxydul enthaͤlt. Hr. Dr.
Haͤnle versuchte daher eine Tinte darzustellen, welche dem Zweke
vollkommen entspricht, rabenschwarz ist, diese Farbe dem gerbesauren und
gallussauren Eisenoxyd verdankt und keine Saͤure enthaͤlt; er findet
sie auch unter allen anderen als die beste. Man bereitet sie auf folgende Weise:
Eine beliebige Menge, etwa 1/4 Pfund Eisenvitriol, wird in einem irdenen Topf auf
starkem Feuer gegluͤht, bis eine rothe Masse entstanden ist, wodurch das
Eisenoxydul in rothes Oxyd umgewandelt und die Schwefelsaͤure bis auf einen
sehr geringen unschaͤdlichen Antheil ausgetrieben wird. Dieses Oxyd wird fein
gepulvert und zum Gebrauche aufbewahrt. Um nun die Tinte zu verfertigen sezt
man:
groͤblich gestoßene schwarze Gallaͤpfel 1 Loth,
arabisches Gummi 1/2 Loth,
Regenwasser 10 Loth
in einer Flasche 34 Stunden lang an, waͤhrend welcher
Zeit einige Mal geschuͤttelt wird. Hierauf fuͤgt man bei:
von obigem Eisenoxyd 1/3 Quentchen.
Diese Tinte wird sogleich schwarz und greift die Federn nicht an; troknet sie ein, so
verduͤnnt man sie mit etwas Wasser und sollte sie spaͤterhin
schimmeln, so sezt man einige Tropfen Kreosotwasser oder einige Gran Queksilberoxyd
zu. (Mittheilungen des Gewerbsvereins in Lahr. Erster Jahrgang.)
Literatur.
Franzoͤsische.
Rapport du jury central de l'exposition des produits
de l'industrie française en 1835; par M. le baron Ch.Dupin. 3 vol.
8.
Manuel pratique du petit fabricant de sucre de
betteraves dans le midi de la France; par M.
Lacroix
fils. 8.
Mémoire sur la culture du mûrier et sur
l'education des vers à soie dans les départements du nord
de la France; par M.Kiquier. 8.
Manuel économique des brasseries; parSougenet. 8.
L'industrie dans le Cantal; par M.Grenier. 8.
Notice sur la concentration des jus sucrés et
la cuisson des sirops; par M.Degrand. 8.
Fabrication et raffinage du sucre; par le
même. 8.
Dictionnaire de l'agriculture et de la campagne; par
l'abbéBesançon. 1
vol. 8.
Nouveau cultivateur; par M.Jeanneteau. 1 vol.
12.
Recueil et choix des meilleures recettes applicables
à l'économie domestique. 12.
Vade-mecum de l'orfèvre et du
bijoutier; par E.Fessart. 1 vol.
8.
Annuaire de la boulangerie de Paris. 12.