Titel: | Bemerkungen über den Betrieb von Baumwoll- und Wollenwaaren-Fabriken mittelst Riemen. Von Hrn. J. H. Beard, Civilingenieur. |
Fundstelle: | Band 68, Jahrgang 1838, Nr. LXXIX., S. 372 |
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LXXIX.
Bemerkungen uͤber den Betrieb von
Baumwoll- und Wollenwaaren-Fabriken mittelst Riemen. Von Hrn. J. H. Beard,
Civilingenieur.
Aus dem Journal of the Franklin Institute im
Mechanics'
Magazine, No. 764.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Beard, uͤber den Betrieb von Spinnereien etc. mit
Riemen.
Durch ganz Neu-England war bis auf wenige Jahre unter den Ingenieurs und
Mechanikern beinahe allgemein die Ansicht verbreitet, daß Baumwoll- und
Wollenwaaren-Fabriken, und uͤberhaupt alle einer bedeutenden
Triebkraft beduͤrfenden Fabriken, ohne große und schwere Gestaͤnge aus
Guß- oder Schmiedeisen und ohne schwere Zahnraͤder aus Gußeisen oder
aus Eisen und Holz nicht wohl in Gang gesezt werden koͤnnten. Als man anfing
diese Zahnraͤder durch Treibriemen zu ersezen, hielten selbst mehrere unserer
ersten Ingenieurs dieß fuͤr ein hoͤchst zweifelhaftes, wo nicht ganz
unausfuͤhrbares Experiment. Ja selbst heut zu Tage, wo die Vorzuͤge
des Treibens mit Riemen hergestellt sind, gibt es noch manche eifrige
Anhaͤnger des alten Systemes. Der Grund hievon ist weniger in einem Mangel an
Beurtheilungsfaͤhigkeit, als in einem Mangel an Gelegenheit zur Vergleichung
der Vortheile und Nachtheile beider Systeme, so wie auch darin zu suchen, daß man
von einem Falle, in welchem die Riemen schlecht benuzt waren, auf deren Tauglichkeit
im Allgemeinen schloß. Da ich mich nun durch mehr als 10jaͤhrige
ununterbrochene praktische Erfahrung uͤberzeugt habe, daß die unter dem Namen
„Muͤhlen“ begriffenen Fabriken mit Treibriemen weit
leichter, ruhiger, mit viel weniger Reibung und mit verhaͤltnißmaͤßig
geringerem Kraftaufwande arbeiten, so erlaube ich mir einige Winke uͤber
diesen Gegenstand mitzutheilen.
Eine Muͤhle, welche mit 4000 Spindeln arbeitete, und ihr Gespinnst zu
gewoͤhnlichem Zeuge verwebte, brauchte vier durch vier Stokwerke hinauf
reichende Gestaͤnge, und an jedem von diesen befanden sich 2 bis 4 Paar
schwerer Zahnraͤder. In einigen Muͤhlen waren außerdem
saͤmmtliche Gegengestaͤnge unter rechten Winkeln mit den horizontalen
Hauptgestaͤngen gefuͤhrt, wodurch eins große Menge von Raͤdern
und Gestaͤngen erforderlich wurde. Eine solche Muͤhle, die Maschinerie
gar nicht in Anschlag gebracht, zu treiben, erheischte schon die ganze Kraft eines
Wasserrades von mittlerer Groͤße; und doch kann ein großer Theil von all
diesem unnoͤthigen Gewichte und der daraus erwachsenden Reibung durch
zwekmaͤßige Anwendung von Treibriemen anstatt Raͤderwerken erspart
werden.
Zu diesen Nachtheilen der Raͤderwerke kommt ferner noch, daß sie einer
bestaͤndigen Aufsicht beduͤrfen; daß sie, um sie gegen Reibung,
Erhizung und rasche Abnuͤzung zu schuͤzen, immer schluͤpfrig
erhalten werden muͤssen, und daß man sie mit einem Gehaͤuse zu umgeben
und mit Ablaufbeken zu versehen hat, wenn einerseits nicht ihr Gang
beeintraͤchtigt, und andererseits durch das Abtropfen der Schmiere nicht
mancherlei und oft großer Nachtheil fuͤr die Fabricate entstehen soll. Allen
diesen großen Maͤngeln kann durch die Anwendung von Treibriemen gesteuert
werden.
Die Anschaffungs- und Unterhaltungskosten sind mit den Treibriemen nicht
groͤßer als mit den Raͤderwerken. Die Gefahr der Unterbrechung der
Arbeit ist bei ersteren weit geringer; denn wenn ja ein solcher Riemen bricht, so
kann man ihn in aller Kuͤrze ausbessern, oder durch einen anderen ersezen,
waͤhrend der Bruch eines einzigen Rades einen wochenlangen Aufenthalt und das
Auswechseln eines Rades gegen ein anderes 100 Mal mehr Kosten und Arbeit veranlaßt,
als das Auswechseln eines Riemens. Will man endlich die Geschwindigkeit irgend eines
Theiles der Muͤhle abaͤndern, so kann dieß durch Wechseln der Rollen
und Trommeln weit leichter und mit geringeren Kosten geschehen, als das Wechseln der
Raͤder veranlaßt.
Um jedoch eine Muͤhle durchaus mit Treibriemen in Bewegung zu sezen, und um
dieß auf die moͤglich beste Weise zu bewerkstelligen, dazu ist unstreitig
eine genauere Berechnung, ein richtigeres Urtheil und mehr Erfahrung noͤthig,
als beim Betriebe derselben mit Raͤdern; weßhalb denn auch so manche mit
Riemen arbeitende Muͤhle existirt, in der die Reibung und der Kostenaufwand
groͤßer ist, als er mit Raͤdern seyn wuͤrde. Ich will, um nach
meiner Ansicht moͤglichst nuͤzliche Erlaͤuterungen zu geben,
vorlaͤufig ein Paar Methoden, gegen welche sich wesentliche Einwuͤrfe
machen lassen, erwaͤhnen und dann erst jene beruͤhren, die mir als die
beste erscheint. Denn nicht selten nuzt es mehr, wenn man ein Uebel zu vermeiden,
als ihm abzuhelfen weiß, wenn es bereits vorhanden ist.
In Fig. 4 ist
A die durch das Wasserrad B in Bewegung gesezte Treibrolle von 8 bis 12 Zoll im Durchmesser; C das Grundgebaͤude; D der zum Kardaͤtschen bestimmte Raum; E die Spinnerei; F die Weberei und G, G die Appretirlocalitaͤt. a, b, c, d, e, f, g, h, i, j sind die Trommellinien in
den Kardaͤtsch- und Webgeschossen; sie erstreken sich beinahe durch
die ganze Laͤnge der Muͤhle, und werden in einer Muͤhle von
4000 Spindeln von zwei auf gleiche Weise laufenden Riemen getrieben. 1,2,3,4 sind
Fuͤhrer fuͤr den Riemen, wodurch demselben die gehoͤrige
Richtung gegeben wird. Zur Verfertigung dieses Riemens, der gegen 320 Fuß Laͤnge und 12 bis
15 Zoll Breite haben muß, sind 600 bis 700 Pfd. starkes Leder noͤthig. Derlei
Riemen nehmen daher einen großen Raum ein, sind schwer und noch schwerer zu
handhaben; und wenn je eine Nath aufgeht, – ein Unfall, dem sie ziemlich
haͤufig ausgesezt sind, – so laufen sie leicht beinahe oder ganz von
den Trommeln ab, wodurch die ganze Maschinerie in Stoken geraͤth, und ein
halbduzend Arbeiter einen Tag lang mit dem neuerlichen Anlegen desselben zu schaffen
bekommen. Dieß ist jedoch noch keineswegs das groͤßte Uebel. Es wird
naͤmlich beim Laufe des Riemens uͤber die Trommeln die ganze, auf ihn
wirkende Gewalt auf die Zapfenlager der Trommelachsen geworfen, wodurch wegen der
bedeutend erhoͤhten Reibung nicht nur zum Betriebe der Muͤhle eine
weit hoͤhere Kraft erforderlich wird, sondern wodurch auch eine Erhizung und
Abnuͤzung derselben, der kaum vorgebeugt werden kann, entsteht. Ich selbst
sah eine solche Erhizung an ihnen eintreten, daß sie mit kaltem Wasser
abgekuͤhlt werden mußten. Ich erlaube mir, um die auf jeden Riemen und jede
Trommel wirkende Gewalt noch anschaulicher zu machen, nur folgendes Beispiel
anzufuͤhren. Die Kraft von 7 Muͤhlen in Lowell, welche 32,000 Spindeln
zaͤhlen, betraͤgt 330,000 Pfd. auf einen Fuß Hoͤhe in der
Secunde gehoben, wovon 287,000 Pfd. auf die Maschinerie und 43,000 Pfd. auf das
Muͤhlwerk kommen. Hienach treffen auf einen Riemen, der 2000 Spindeln
fuͤhrt, 20,625 Pfd. auf einen Fuß Hoͤhe in der Secunde oder 1,237,500
Pfd. auf einen Fuß Hoͤhe in der Minute gehoben. Die Pferdekraft zu 32,000
Pfd. angeschlagen, treffen folglich an einer Muͤhle, welche mit
groͤßter Ersparniß an Kraft gefuͤhrt wird, auf den Betrieb von 2000
Spindeln in der dazu gehoͤrigen Maschinerie beinahe 39 Pferdekraͤfte.
Dagegen wird an einer Muͤhle, die wie die eben beschriebene gefuͤhrt
wird, der durch die erhoͤhte Reibung bedingte Mehraufwand an Kraft nicht
weniger als 33 1/3 Proc. betragen, so daß auf 2000 Spindeln oder jeden Riemen hier
52 Pferdekraͤfte kommen!
Man hat bei der Anordnung des Treibwerkes einer Muͤhle keine Zeit und
Muͤhe zu sparen, um dieselbe so zu treffen, daß, so viel es thunlich ist, der
Gewalt, die ein Riemen auf ein Zapfenlager ausuͤbt, durch jene, welche ein
anderer Riemen nach entgegengesezter Richtung ausuͤbt, entgegengewirkt wird,
da in Hinsicht auf die auf die Haupttrommelreihe wirkende Gewalt die Gegentrommeln
von minderem Belange sind. Dagegen ist es da, wo die Hauptkraft ausgeuͤbt
wird, Ersparniß an der Abnuͤzung des ganzen Muͤhlwerkes sowohl als
auch an Kraft, wenn man die auf einen Riemen ausgeuͤbte Gewalt in jene eines
anderen hinuͤberspielt. Man hat dieß nicht immer beruͤksichtigt, weil man es bei der
Einrichtung einer Fabrik nicht selten fuͤr bequemer hielt, die
Haupttrommelreihe nicht in der Mitte, sondern an der einen Seite anzubringen: eine
Einrichtung, bei der nothwendig die ganze Gewalt der Riemen einer Seite der
Zapfenlager der Haupttrommel-Wellen zur Last kommt, was nie geduldet werden
sollte.
Fig. 5 zeigt
einen nach diesem Systeme betriebenen Kardaͤtschraum. A ist die Reihe der Haupttrommeln, a sind die
Verkuppelungen der Hauptwelle, B, B, B die
Gegentrommeln. Die Treibriemen sind durch punktirte Linie angedeutet. Das
Ungeeignete einer derartigen Anordnung, welche man allerdings in mehreren Fabriken
trifft, erhellt auf den ersten Blik, so daß ich nicht weiter darauf einzugehen
brauche.
In Fig. 6
dagegen sieht man einen Aufriß einer durch Treibriemen zu bewegenden Muͤhle,
an der die Gewalt beinahe ausgeglichen ist. Der Verlust an Kraft und die
Abnuͤzung der Zapfenlager in Folge der Reibung ist hier moͤglichst
gering, indem der auf den einen Riemen wirkenden Gewalt durch jene, die an einem
anderen Riemen nach entgegengesezter Richtung Statt findet, entgegen gewirkt wird.
A, A sind die Haupttrommelreihen, B ist der Raum fuͤr die Weberei, C jener fuͤr die Spinnerei, E das unterste Stokwerk. F,
F sind die Wasserraͤder. G ist die
Haupttreibrolle, H jene fuͤr die
Kardaͤtschanstalt und fuͤr die Spinnerei. Von ersterer fuͤhren
an leztere die Riemen I, I. Der Riemen K treibt die Maschinerie der Weberei und
Appretiranstalt. Hier liefern die beiden von der Haupttreibrolle ausgehenden Riemen
I, I die Kraft fuͤr die ganze Muͤhle.
Zwei solche Riemen von 12 bis 15 Zoll Breite koͤnnen, wenn sie aus dem besten
Materiale verfertigt sind, 4000 Drosselspindeln sammt all der Maschinerie zur
Verfertigung grober schwerer Baumwollwaare in Bewegung sezen. Der von der Rolle H auslaufende Riemen, der bloß der Weberei und der
Appretiranstalt die Triebkraft zufuͤhrt, braucht bloß 12 Zoll Breite zu
haben, selbst wenn er aus leichterem Leder verfertigt waͤre als die beiden
ersteren Riemen. Er wirkt hier in diesem Fall gegen die Gewalt der beiden ersteren
Riemen, und befreit mithin hie Zapfenlager der Hauptrolle H von einem guten Theile der auf sie einwirkenden Gewalt.
Fig. 7 zeigt
eine zur Verhuͤtung der seitlichen Gewalt getroffene Anordnung; auch erhellt
daraus die beste Methode des Betriebes mit Riemen mit moͤglichster
Verhuͤtung der Reibung in den Zapfenlagern.
Wenn nun dieser Zwek erreicht ist, so ist es noch von groͤßter Wichtigkeit
jedem Riemen eine Laͤnge zu geben, gemaͤß der er in solchem Maaße an
der Trommel anliegt, daß kein Glitschen zu befuͤrchten steht, ohne dabei so fest
gespannt zu seyn, daß eine Klemmung der Trommeln und eine Abnuͤzung der
Zapfenlager Statt finden kann. Um gut und leicht zu laufen soll jeder Riemen so
schlaff seyn, daß seine erschlaffte Seite eine wellenfoͤrmige Bewegung
bekommt, und daß immer nur die andere Seite gespannt ist. Wenn die Riemen auf solche
Weise laufen ohne dabei uͤber die Trommeln zu glitschen, so werden sie lange
dauern: selbst wenn ihnen eine große Last auferlegt ist. Denn, wenn ihnen bei jedem
Umlaufe Gelegenheit gegeben ist, sich wieder bis auf ihren natuͤrlichen
Zustand zusammenzuziehen, so werden sie nicht leicht brechen; bleiben sie hingegen
zu beiden Seiten der Trommeln bis aufs Hoͤchste gespannt, so werden sie bald
an den Raͤndern springen und in Kuͤrze zu Grund gerichtet seyn. Man
verwendet selten hinreichende Sorgfalt auf diesen Gegenstand, und beinahe in allen
Muͤhlen gehoͤrt eine zu große Spannung der Riemen, aus der eine große
Abnuͤzung der Riemen sowohl als der Zapfenlager erwachsen muß, zu den
Hauptfehlern.
Man pflegt in den meisten durch Treibriemen bewegten Muͤhlen schwere,
belastete gußeiserne oder hoͤlzerne Baͤnder (binders) an jenen Riemen zu befestigen, die das
Haupt-Raͤderwerk treiben. Man thut dieß, weil man allgemein glaubt,
daß das Glitschen dieser Riemen uͤber die Trommeln oder Rollen sonst nicht
wohl zu verhuͤten ist. Diese Ansicht ist gaͤnzlich irrig und
ungegruͤndet, wenn die Riemen gehoͤrig zubereitet sind, wie ich mich
an einer Baumwollmuͤhle in Pittsfield zur Genuͤge uͤberzeugte.
Ich richtete naͤmlich diese Muͤhle, in der 3072 Drosselspindeln und
die Maschinerien zur Fabrication grober Shirtings zu treiben waren, nach der oben
bei Fig. 6 und
7
beschriebenen Methode ein, und bediente mich hiebei nur zweier Riemen von 12 Zoll
Breite, welche sehr schlaff um die Trommeln liefen, und obwohl sie keine
Baͤnder hatten, doch nicht im Geringsten glitschten. Die Behandlung, der ich
meine Riemen hiebei unterwarf, bewaͤhrte sich mir in so hohem Grade, daß ich
sie allen Fabrikanten empfehlen kann.
Ich erhize uͤber einem Holzkohlenfeuer in einem Kessel 2 Pfd.
gewoͤhnlichen Talg, 1 Pfd. Lorbeerfett (bayberry-tallow) und 1 Pfd. Bienenwachs bis zum Sieden, und
bestreiche mit dieser Mischung, die siedend erhalten werden muß, mittelst einer
Buͤrste die beiden Seiten der fertigen Riemen, deren Leder vollkommen troken
seyn muß. Da ungeachtet der hohen Temperatur der Mischung das Wachs nicht ganz in
das Leder eindringt, sondern großen Theils auf dessen Oberflaͤche
zuruͤkbleibt, so bringe ich einen kleinen eisernen Ofen beinahe zum
Rothgluͤhen, und bewege die Riemen in einer Entfernung von einem halben Zoll
von diesem Ofen langsam so lange uͤber denselben hin und her, bis das Wachs
vollkommen in das Leder eingedrungen ist. Ich besorgte anfaͤnglich, daß das
Leder bei dieser hohen Temperatur Schaden leiden moͤchte, habe mich aber
seither uͤberzeugt, daß dieß durchaus nicht der Fall ist, wenn das Leder
vollkommen troken ist. Um naͤmlich zu erproben, welchen Hizgrad trokenes
Leder bei der Anwendung der angegebenen Composition vertraͤgt ohne verbrannt
zu werden, sott ich einen 16 Fuß langen zweizoͤlligen Riemen 45 Minuten lang
bei der staͤrksten Hize, die ich zu erzeugen im Stande war, in einem mit der
angegebenen Mischung gefuͤllten Kessel. Er hatte nicht im mindesten Schaden
gelitten; dagegen war ein mit Wasser benezter Riemen bei dieser Behandlung in
weniger dann einer halben Minute verbrannt. Die duͤnneren poroͤsen
Theile des Leders erhalten durch das Auftragen und Einreiben der angegebenen
Mischung eine solche Festigkeit, daß sie beinahe eben so stark und dauerhaft werden,
wie die aus dem Ruͤken der Haut geschnittenen Riemen.
Die nach dem Schneiden der Riemen uͤbrig bleibenden duͤnneren Theile
der Haͤute, die gewoͤhnlich von sehr geringem Werthe sind, verwende
ich, nachdem ich sie auf dieselbe Welse wie die Riemen selbst behandelt habe, zum
Ueberziehen der Trommeln und Rollen, uͤber welche die Riemen zu laufen haben.
Ich befestige sie zu diesem Zwek mit der rauhen Seite nach Außen gekehrt mittelst
gewoͤhnlicher Schuhnaͤgel. Andere Naͤgel eignen sich nicht gut
hiezu, indem sie sich heraus arbeiten und dann die Riemen beschaͤdigen. An
diese Trommeln lege ich die Riemen mit der rauhen Seite nach Innen gerichtet.
Dadurch, daß ich die rauhen und nicht die Fleischseiten des Leders mit einander in
Beruͤhrung bringe, werden dessen Oberflaͤchen mehr eben; und wenn das
Leder vollends gut mit der Composition getraͤnkt ist, so ist die
Beruͤhrung eine so innige, daß alle Luft zwischen den beiden
Oberflaͤchen ausgeschlossen ist, und daß sie durch den aͤußeren Druk
so fest angedruͤkt werden, daß der Riemen, wenn er mit großer Geschwindigkeit
laͤuft, eher bricht als glitscht.
Die Kraft, womit die Luft einen Riemen andruͤkt, berechnet sich, wenn es sich
z.B. um eine Rolle von 4 Fuß im Durchmesser and um einen 12zoͤlligen Riemen,
der auf der Haͤlfte des Umfanges aufruht, handelt, folgender Maßen:
4 × 3,1416 = 12,5664: 2 = 6,2832 Fuß = beinahe 75,4 Zoll. Diese 75,4 ×
12 = 904,8 Quadratzoll Oberflaͤche, welche in Contact ist. Diese
Oberflaͤche multiplicirt mit 15 Pfd. als dem Druke, den die Luft auf den
Quadratzoll ausuͤbt, gibt 53,572 Pfd. als den auf den Riemen wirkenden
Druk.
Bei großer Geschwindigkeit adhaͤrirt der Riemen weit staͤrker und die Neigung zum
Glitschen ist demnach auch geringer als bei geringer Geschwindigkeit. Es ist mithin
viel besser eine Muͤhle mit kleinen Trommeln auszustatten und diese mit
großer Geschwindigkeit laufen zu lassen, als umgekehrt. Dazu sind hiebei auch die
Kosten geringer, abgesehen davon, daß die kleinen Trommeln zierlicher aussehen als
die großen. Bedarf man der Kraft eines Riemens von 18 Zoll Breite, so ist es besser,
anstatt eines einzelnen Riemens von dieser Breite ihrer zwei von je 9 Zoll Breite
anzuwenden; indem man selten ein Leder findet, welches in einer Breite von 18 Zoll
ganz gleiche Dike hat, und indem, wenn dieß nicht der Fall ist, der Riemen an der
einen Seite nothwendig duͤnner ausfaͤllt als an der anderen. Die Folge
hievon ist, daß die duͤnnere Seite alsbald laͤnger wird und loser
laͤuft, wodurch die Adhaͤsion des Riemens gestoͤrt wird und ein
großer Theil seiner Kraft verloren geht.
In vielen Muͤhlen besteht die der Dauer der Riemen sehr nachtheilige und
mithin gaͤnzlich zu verwerfende Sitte, die Treibriemen mit Thran oder
Klauenfett zu bestreichen, um dadurch das Glitschen zu verhuͤten. Durch
dieses Verfahren oͤffnet man die Poren des Leders, der Zusammenhang seiner
Theile leidet Schaden, und in Kuͤrze sind die Riemen schlaff und unbrauchbar.
Die mit meiner Composition behandelten Riemen dauern noch ein Mal so lang, als die
mit Thran oder Klauenfett bestrichenen, wie man sich leicht durch einen Versuch
uͤberzeugen kann. Ich glaube, daß die Schlaͤuche der Feuersprizen und
anderer Maschinen mehr durch das Klauenfett, als durch die Zeit und Abnuͤzung
zu Grunde gerichtet werden. Ich zweifle kaum, daß sich auch an ihnen eine
groͤßere Dauer erzielen ließe, wenn man das zu ihrer Verfertigung bestimmte
Leder vorher mit meiner Mischung behandelte, und wenn man diese von Zeit zu Zeit auf
sie auftruͤge.
Ein anderer Vortheil, den meine Mischung gewaͤhrt, ist auch noch in einer
nicht unbedeutenden Ersparniß an Zeit zu suchen, da Riemen, die mit ihr
getraͤnkt worden sind, wohl 6 Monate lang laufen koͤnnen, bevor eine
neue Auftragung derselben erforderlich wird.
Das Leder wird endlich hiedurch auch wasserdicht, weßhalb es sich nicht nur sehr gut
zu Schlaͤuchen, sondern auch zu Stiefeln, Schuhen u. dergl. eignet. Ich
traͤnkte mir ein Paar kalblederne Stiefel, in die kein Tropfen Fett
eingelassen worden war, mit derselben Mischung, die ich zu meinen Riemen nahm und
der ich fuͤr diesen Fall nur etwas Beinschwarz zusezte, und ich kann
versichern, daß diese Stiefel, nachdem ich sie so lange am Feuer erwaͤrmt
hatte, bis das Leder ganz mit der Mischung gesaͤttigt war, keinen Tropfen Wasser durchließen und
laͤnger dauerten, als alle Stiefel, die ich fruͤher trug.
Ich schließe mit dem Wunsche, daß meine fluͤchtig hingeworfenen Bemerkungen
hier oder dort Nuzen bringen moͤchten.
Erinnerungen zu obigen Bemerkungen von Hrn. Rufus Tyler, an
der Muͤnze der Vereinigten Staaten.
Ich finde mich bewogen in eine weitere Eroͤrterung einiger in dem vorstehenden
Aufsaze enthaltenen Punkte einzugehen, theils um den in der Mechanik minder
Vertrauten Lesern zu Huͤlfe zu kommen, theils aber auch, weil einige Angaben
so uͤberraschend scheinen, daß man in die daraus gezogenen Schluͤsse
Zweifel sezen moͤchte.
Ich stimme ganz mit Hrn. Beard
uͤberein, wenn er sagt, daß der Betrieb mit Riemen vor jenem mit
Zahnraͤdern viele Vorzuͤge voraus hat; daß um eine Muͤhle ganz
und zwekmaͤßig mit Riemen zu treiben, mehr Beurtheilungskraft, Erfahrung und
genauere Berechnung erforderlich ist, als bei der Anwendung von Raͤdern, und
daß man in vielen Muͤhlen eine Riemen-Einrichtung findet, die mehr
Reibung, Kosten und Kraftverlust bedingt, als mit der Anwendung eines
Raͤderwerkes verbunden waͤre. Wenn er aber, nachdem er unter Fig. 4 eine der
schlechtesten Riemen-Anordnungen, die je angegeben worden sind, beschrieben,
sagt: daß die ganze auf den Riemen wirkende Kraft auf die Zapfenlager der Wellen der
einzelnen Trommeln, uͤber die der Riemen laͤuft, geworfen wird, und
daß hiedurch nicht nur die zum Betriebe der Muͤhle noͤthige Kraft
wegen der vermehrten Reibung bedeutend erhoͤht wird, sondern daß sich die
Zapfenlager auch so erhizen und abnuzen, daß durch keine Schmiere geholfen werden
kann; so gibt er hiedurch wohl ziemlich deutlich zu verstehen, was er meint; allein
es bleibt noch die Frage uͤbrig, welches Verhaͤltniß zwischen der auf
den Riemen und das Zapfenlager wirkenden Gewalt besteht, und welche
Intensitaͤt der Gewalt an den verschiedenen Theilen des Riemens Statt
findet.
Wenn eine Last von 100 Pfd. mit einer Schnur oder einem Riemen, der uͤber eine
Reihe in parallelen Linien laufender Trommeln geht, aufgezogen werden soll, so wird
die erste oder der Last zunaͤchst liegende Trommel mit einer Gewalt von 200
Pfd. gegen die Zapfenlager gedruͤkt werden, abgesehen von jener Kraft, welche
an einer Seite der Trommel im Riemen zum Behufe der Ueberwindung der Reibung der
Trommel noͤthig ist. Denn der Riemen wird an einer Seite der Trommel von der
Last und an der anderen von einer eben so großen zur Ueberwaͤltigung der Last
noͤthigen Kraft angezogen, und da beide Kraͤfte in gleicher Richtung
wirken, so reagirt deren
Summe auf die Trommel, abgesehen von der Kraft, welche zur Erzeugung der Bewegung
noͤthig ist, und welche gleichfalls in derselben Richtung reagirt. Die auf
diese Welse erhoͤhte Spannung des Riemens wird mit doppelter Kraft auf die
Zapfenlager der zweiten Trommel wirken, wozu dann noch die zur
Ueberwaͤltigung der zweiten Trommel noͤthige Kraft kommt; und so wird
jede der folgenden Trommeln einen hoͤheren Druk in den Zapfenlagern erleiden,
und der uͤber sie laufende Riemen einer groͤßeren Gewalt ausgesezt
seyn. Oder mit anderen Worten: jede Trommel, uͤber die ein Riemen
laͤuft, wird mit einer Kraft gegen die Zapfenlager gedruͤkt, welche
der doppelten Spannung, die der Riemen erleidet, bevor er an die Trommel gelangt,
gleichkommt, wozu uͤberdieß noch jene Kraft gerechnet werden muß, die zur
Ueberwaͤltigung des von der Trommel selbst geleisteten Widerstandes
noͤthig ist.
Wenn sich nun 10 Trommeln in der Reihe befinden, und wenn jede derselben eine Last
von 100 Pfd. zu heben haͤtte, so wird die Spannung des Riemens bei seinem
Laufe uͤber die Trommeln in einem viel hoͤheren Verhaͤltnisse
steigen. Denn, die Reibung gar nicht gerechnet, wird die Spannung des Riemens an der
zehnten Trommel 10 Mal groͤßer seyn als an der ersten; und der auf die
Zapfenlager ausgeuͤbte Druk wird das Doppelte betragen.
Dieß auf einen wirklichen, eine Reihe von Trommeln nach der oben von Hrn. Beard bei Fig. 4 angegebenen
Methode, treibenden Riemen angewendet, wollen wir anstatt der Gewichte an dem
Zapfenlager einer jeden Trommel eine Bremse (friction clasp
or brake) annehmen, welche 100 Pfd. Widerstand am Umfange der Trommel
gleichkommt, und welche den Druk der Zapfen gegen die Zapfenlager verhuͤtet.
Wir wollen ferner annehmen, daß der Widerstand die gewoͤhnlichen
Verrichtungen der Muͤhle, von denen jede Trommel einen gleichen Theil
vollbringt, repraͤsentire. Von diesen Annahmen aus, gegangen muß nun offenbar
der Riemen, nachdem er uͤber die erste Trommel gegangen, mit einer Kraft von
100 Pfd. und an der anderen Seite nur so viel, als zur Erzeugung der
noͤthigen Adhaͤsion des Riemens an der Trommel noͤthig ist
(z.B. mit 50 Pfd.), gespannt werden; so daß sich also in Summa an den Zapfenlagern
der ersten Trommel 150 Pfd. Druk ergeben. Die Reibung in den Zapfenlagern ganz
unberuͤksichtigt gelassen, wird man finden, daß der Riemen bei dem Laufe
uͤber die zweite Trommel an der Ziehseite mit 100 Pfd. mehr, naͤmlich
mit 200 Pfd. gespannt wird, was mit den 100 Pfd. der ersten Trommel einen Druk von
300 Pfd. auf die Zapfenlager gibt. Der um die dritte Trommel zu fuͤhrende
Riemen hat eine Spannung von 200 Pfd. und erzeugt also einen Druk von 400 Pfd., wozu noch 100
Pfd. gerechnet werden muͤssen, die daraus erwachsen, daß der Riemen um diese
Trommel umzutreiben eine groͤßere Spannung haben muß. Es ergibt sich also an
den Zapfenlagern der dritten Trommel ein Druk von 500 Pfd., und fuͤr den
Riemen eine Spannung von 300 Pfd. Auf dieselbe Weise berechnet sich fuͤr die
vierte Trommel ein Druk von 700 und eine Riemenspannung von 400; fuͤr die
fuͤnfte ein Druk von 900 und eine Riemenspannung von 500; fuͤr die
sechste ein Druk von 1100 und eine Riemenspannung von 600; fuͤr die siebente
ein Druk von 1300 und eine Riemenspannung von 700; fuͤr die achte ein Druk
von 1500 und eine Riemenspannung von 800; fuͤr die neunte ein Druk von 1700
und eine Riemenspannung von 900; fuͤr die zehnte endlich ein Druk von 1900
und eine Riemenspannung von 1000 Pfd. Diese im Riemen angesammelte Gewalt oder
Spannung muß zunaͤchst auf die Haupt- oder Treibtrommel
uͤbergetragen werden, wonach sich an den Zapfenlagern von dieser mit
Einschluß der Gewalt, welche an der anderen Seite der Haupttrommel zur Erzeugung der
noͤthigen Adhaͤsion des Riemens erforderlich ist, und welche, wie oben
zu 50 Proc. angeschlagen, 500 Pfd. ausmacht, in Summa ein Druk von 1500 Pfd.
berechnet. Da jedoch der Riemen mit seiner dermaligen Spannung von 500 Pfd. an die
naͤchstfolgende Trommel laͤuft, welche uns an jene, von der wir
ausgingen, und an der 50 Pfd. Riemenspannung noͤthig waren,
zuruͤkbringt, so bleibt uns keine andere Wahl, als den Ueberschuß von 450
Pfd. zu der anfaͤnglich genommenen Zahl zu addiren, und zwar in duplo, so daß also zu dem oben angegebenen Betrage des
auf das Zapfenlager einer jeden Trommel, mit Ausnahme der Haupt- oder
Treibtrommel wirkenden Drukes, noch 900 Pfd. gezaͤhlt werden
muͤssen.
Es ergibt sich demnach fuͤr die
1ste Trommel
anstatt
150 ein Betrag
von 1050 Pfd.
2te
–
–
300
–
–
1200
3te
–
–
500
–
–
1400
4te
–
–
700
–
–
1600
5te
–
–
900
–
–
1800
6te
–
–
1100
–
–
2000
7te
–
–
1300
–
–
2200
8te
–
–
1500
–
–
2400
9te
–
–
1700
–
–
2600
10te
–
–
1900
–
–
2800
–––––––
–––––––––
Wonach sich also als Summa
der Reibung anstatt
10050 ein Betrag
von 19050 berechnet.
Hieraus folgt, um wie viel wichtiger es ist, allen unnoͤthigen Widerstand an den entfernteren,
als an den der Triebkraft naͤher gelegenen Trommeln zu beseitigen. Es erhellt
aber ferner, daß, wenn an jede der erwaͤhnten Trommeln von der Haupttrommel
aus ein eigener Riemen liefe, keine derselben in ihren Zapfenlagern einen Druk von
mehr dann 150 Pfd. zu ertragen haͤtte: so daß der Gesammtdruk in diesem Fall
nur 1500 anstatt 19050 Pfd. betragen wuͤrde. Waͤre es praktisch
ausfuͤhrbar, die Spannung des einen Riemens in jene eines anderen
hinuͤber zu spielen, wie es Hr. Beard oben empfiehlt, und wie es in einigen Faͤllen wirklich
geschieht, so wuͤrde die Summe des auf die Zapfenlager saͤmmtlicher
Trommeln wirkenden Drukes theoretisch nicht mehr als die 150 Pfd. betragen, und auch
diese nur an der entferntesten der Trommeln. Der an der Haupttrommel Statt findende
Druk ist natuͤrlich hier nicht mitgerechnet.
Es bleibt nunmehr zu zeigen, welche Wirkung die aus der Spannung des Riemens
erwachsende Reibung hervorbringt, und wie groß der Betrag der verlorenen Kraft im
Vergleiche mit der zur Vollbringung der Arbeit noͤthigen Kraft ist. Die
Reibungskraft kann an der reibenden Oberflaͤche zu 1/7 des Drukes angenommen
werden. Da nun den obigen Berechnungen gemaͤß an der ersten Trommel der Druk
auf die Zapfenlager 1050 Pfd. betrug (abgesehen von der wegen der Reibung
noͤthigen groͤßeren Spannung des Riemens und der abermals daraus
erwachsenden Erhoͤhung des Drukes), so betraͤgt der siebente Theil
hievon als Reibung an der Oberflaͤche der Zapfen 150 Pfd. Wenn aber der
Durchmesser der Trommel 10 Mal groͤßer ist als jener der Zapfen, und die
Widerstandskraft am Umfange den zehnten Theil der Intensitaͤt
betraͤgt, so erhaͤlt man 15 Pfd. = dem siebzigsten Theil des Drukes,
als den Grad, in welchem die Spannung des Riemens erhoͤht werden muß, um der
Reibung zu begegnen. Diese erhoͤhte Riemenspannung erstrekt sich bis an die
Haupttrommel, wonach auf jede der uͤbrigen 9 Trommeln das Doppelte von 15,
naͤmlich 30 kommt. Die Summe dieser Druke ist also 30 × 9 + 15 = 285
Pfd. als der durch die Reibung der Zapfen der ersten Trommel bedingte Druk.
Fuͤr die zweite Trommel ergibt sich, die 30 Pfd. Reibung der ersten Trommel
zu dem oben berechneten Druk von 1200 hinzugerechnet, ein wirklicher Druk von 1230
Pfd. auf die Zapfenlager. 1/70 dieses Drukes oder 17 4/7 Pfd. erhoͤhen also
von der zweiten Trommel an die Riemenspannung, so daß auf die Zapfenlager der
zweiten Trommel 17 4/7 Pfd. und auf jene aller uͤbrigen 8 Trommeln das
Doppelte hievon mehr kommt; wonach sich also mit Hinweglassung der Bruchtheile der
durch die Reibung der zweiten Trommel bedingte Druk auf 297 Pfd. berechnet. Auf gleiche Weise
berechnen sich fuͤr die Reibung der dritten Trommel 300, fuͤr jene der
vierten 300, fuͤr jene der fuͤnften 286, fuͤr jene der sechsten
261, fuͤr jene der siebenten 224, fuͤr jene der achten 175,
fuͤr jene der neunten 114 und fuͤr jene der zehnten Trommel 41 Pfd.,
als der Druk, der an diesen einzelnen Trommeln aus dem Grade der durch ihre Arbeit
und Stellung bedingten Reibung erwachst. In Summa gibt dieß 2226 Pfd., welche zu den
oben berechneten 19,050 addirt 21,276 Pfd. als die Summa des Drukes geben. Rechnet
man hiezu noch die 1500 Pfd., die als der Druk an den Zapfenlagern der Haupttrommel
bezeichnet wurden, so steigt die Summe des Drukes der an saͤmmtlichen, nach
Fig. 4
gefuͤhrten Trommeln erwaͤchst, auf 22,776 Pfd. Dagegen berechnet sich
der Gesammtdruk nur auf 3064 Pfd., wenn man fuͤr jede Trommel von einer Seite
der Haupttrommel aus einen eigenen Riemen laufen laͤßt; denn hier in diesem
Fall kommen auf jede der zehn Trommeln 300 Pfd. Druk, wozu noch als der siebente
Theil des Ganzen, 64 Pfd., wegen der dadurch entstehenden Reibung gezaͤhlt
werden muͤssen. Zugleich wird die Summe der Spannung saͤmmtlicher
Riemen an der gespanntesten Seite nur halb so groß seyn, als die groͤßte
Spannung des langen Riemens. Die Reibung verzehrt daher, an der Oberflaͤche
der Trommel oder zu 1/70 des Drukes genommen, in ersterem Falle 308/1000 der zum
Betriebe der Muͤhle erforderlichen Kraft, in lezterem Falle aber nur 44/1000,
was fuͤr beide Systeme ein Verhaͤltniß von 1 zu 7 gibt.
Die Anordnung, welche Hr. Beard
angibt, nachdem er einige Bemerkungen uͤber jene Methode vorausgeschikt,
gemaͤß der die Trommelreihe laͤngs der einen Seite anstatt in der
Mitte angebracht werden soll, scheint auch mir dem vorgestekten Ziele am besten zu
entsprechen, indem dem Druke des einen Riemens durch jenen eines anderen entgegen
gewirkt wird, und indem hiedurch einer großen Verzehrung der Kraft durch
unnoͤthige Reibung vorgebaut wird.
Ich fuͤge daher schließlich nur noch einige Bemerkungen uͤber jene
Vortheile bei, die daraus erwachsen sollen, daß man die Trommeln, wenn es die
Umstaͤnde gestatten, so weit von einander anbringt, daß der Riemen eine
Laͤnge bekommt, in Folge deren er der Trommel adhaͤrirt, ohne einen zu
hohen Grad von Spannung zu haben. Es ist, wenn wir das, was Hr. Beard hieruͤber sagt, in's
Auge fassen, schwer erklaͤrlich, wie ein Riemen einerseits seine
Adhaͤsion seiner Spannung zu beiden Seiten der Trommel, und andererseits seiner groͤßeren
Laͤnge zwischen zwei Trommeln und nur seiner Spannung an der einen Seite
verdanken soll. Es scheint vielmehr, daß, wenn nicht irgend eine klebende Substanz
entzwischen gebracht wird, ein vollkommener Nachlaß der Spannung an der einen Seite
auch einen Nachlaß derselben an der anderen Seite zur Folge haben muß. Wenn nun dem
wirklich so ist, wie es denn auch allgemein angenommen zu werden pflegt, so weiß ich
keine Loͤsung der Schwierigkeit, ausgenommen es ließe sich darthun, daß die
eine erschlaffte Seite dadurch, daß sie sich in einer groͤßeren Streike an
die Trommel ablegt, eine groͤßere Adhaͤsion bekommt. Daß dem jedoch
nicht immer so seyn kann, erhellt aus Fig. 8, wo von einer
mittleren Treibtrommel aus nach Rechts und nach Links Riemen gefuͤhrt sind.
Denn, waͤhrend hier der eine Riemen dadurch, daß er sich in groͤßerer
Ausdehnung um die Trommel anlegt, gewinnt, verliert der andere durch das Losewerden.
Wenn man daher nach einer anderweitigen Erklaͤrung forschen muß so
moͤchte ich fragen: ob der Grund nicht in dem bestaͤndigen Klapsen des
Riemens, wodurch dessen Spannung bei jeder Vibrirung momentan durch eine Art von
Kneipung erhoͤht wird, und darin zu suchen sey, daß das Bewegungsmoment der
Trommel den Riemen waͤhrend der Verminderung der Spannung in Bewegung
erhaͤlt? Dieß als richtig angenommen, wuͤrde aber doch noch immer
zwischen den beiden in Fig. 8 ersichtlichen
Riemen aus dem zuerst angegebenen Grunde ein merklicher Unterschied bestehen,
abgesehen davon, daß ein betraͤchtlicher Theil der Spannung und des Drukes
auf Abnuͤzung des Riemens und der Zapfenlager hinwirkt. Soviel ist
uͤbrigens gewiß, daß ein Mittel das Glitschen zu verhindern, der Riemen mag
lang oder kurz seyn, darin gelegen ist, daß man ihn kuͤrzer macht. Hr. B.
bemerkt ganz richtig, daß daraus, daß man auf die Art und Weise, wie die Riemen
laufen, im Allgemeinen zu wenig Ruͤksicht nimmt, eine bedeutende und rasche
Abnuͤzung der Riemen und der Zapfenlager folgt, und daß die Riemen viel
laͤnger dauern, wenn sie lose und nur so laufen, daß sie nicht glitschen.
Wenn er aber sagt, daß der Grund ihrer laͤngeren Dauer darauf beruht, daß sie
sich zur Zeit des Nachlasses wieder zusammenziehen koͤnnen; so moͤchte
ich dagegen fragen, ob die groͤßere Dauer bei groͤßerer Laͤnge
nicht auch davon herruͤhrt, daß er minder oft gespannt und beim Laufe
uͤber die Trommeln seltener gebogen wird? Was endlich die Angabe betrifft,
daß ein Riemen bei groͤßerer Geschwindigkeit besser adhaͤrirt und
weniger Neigung zum Glitschen hat, so habe auch ich etwas der Art in einem Falle
bemerkt, wo die Maschine mit Unterbrechungen arbeitete. Ich suchte den Grund hievon,
da ich mir keine bessere Erklaͤrung zu geben vermochte, darin, daß die groͤßeren
Bewegungsmomente der arbeitenden Theile in einem gewissen Grad wie ein Flugrad
wirken duͤrften.