Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 69, Jahrgang 1838, Nr. XXX., S. 154
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XXX. Miszellen. Miszellen. Das Dampfboot „die Koͤnigin von England.“ Das groͤßte Dampfboot und selbst das groͤßte Schiff in der Welt ist „die Koͤnigin von England,“ welche am 24. Mai l. J. von den HHrn. Curling und Young zu Limehouse vom Stapel gelassen wurde. Das Schiff ist Eigenthum der englisch-amerikanischen Dampfschiffcompagnie und zum Verkehre zwischen London und New-York bestimmt. Seine ganze Laͤnge zwischen den aͤußersten Enden betraͤgt 275 Fuß, also um 35 Fuß mehr als an dem groͤßten Schiffe der dermaligen engl. Marine; das obere Verdek mißt 245 F., der Kiel 223 F. in der Laͤnge; die Breite betraͤgt 40 1/2 mit Einschluß der Ruderkasten 64 F.; die Hoͤhe 27 Fuß. Es fuͤhrt 1862 Tonnen Ladung. Seine beiden von Napier u. Comp. erbauten Dampfmaschinen arbeiten mit 500 Pferdekraͤften. Ihre Cylinder haben 77 1/2 Zoll Durchmesser und 7 Fuß Kolbenhub. Die Ruderraͤder haben 30 Fuß im Durchmesser. Das Gewicht der Maschinen, Kessel und des Wassers schaͤzt man auf 500 Tonnen; den Kohlenvorrath fuͤr 20 Tage auf 600 Tonnen, die eigentliche Ladung auf 500 Tonnen. Die Wassertracht wird bei dieser Ladung 16 Fuß betragen. Das Schiff gewaͤhrt 280 Passagieren das beste Unterkommen. (Civil Engineer and Architects Journal. Junius 1838, S. 232.) Ueber Hrn. Jarry's Eisenbahnsystem. Als man die Eisenbahnen mit Dampflocomotiven zu befahren begann, erwaͤhnt das Mémorial encyclopédique in seinem lezten Aprilhefte, brachte man zwischen den beiden Schienen eine Zahnstange an, in die ein verzahntes Huͤlfsrad der Locomotive eingriff. An der Bahn zu Middleton, wo dieses System noch dermalen besteht, schaffen Locomotiven, welche mit dem Munitionswagen 6200 Kilogr. wiegen, 22,250 Kilogr. bergan. An der Bahn von Darlington dagegen schaffen Maschinen von 12,000 Kilogr. Gewicht nur 35,000 Kilogr. Last bergab. Der Vortheil, der sich hiernach auf Seite des Zahnstangen Systemes ergibt, wird jedoch durch die groͤßeren Kosten, welche dasselbe bedingt, weit aufgewogen. Hr. Jarry dagegen hat der Akademie ein von ihm erfundenes System vorgelegt, bei welchem nicht nur das sogenannte todte Gewicht der Locomotiven vermindert wird, sondern welches auch in der ersten Anlage keinen hoͤheren Kostenaufwand bedingt, indem bei demselben directe Verbindungen, ohne Ruͤksicht aus Terrainunebenheiten und ohne Aufstellung von stehenden Maschinen an den schiefen Flaͤchen, moͤglich werden. Diesem Systeme gemaͤß soll naͤmlich dem Kranze der arbeitenden Raͤder eine groͤßere Breite gegeben werden, damit sich daselbst eine Verzahnung anbringen laͤßt, ohne daß die Kranze der Wagons die an der Schiene anzubringenden Zaͤhne beruͤhren. Die Verzahnung selbst soll nicht nach Art der Getriebsverzahnungen eingerichtet werden. Da es sich naͤmlich von der Entwiklung einer Curve auf einer geraden Flaͤche handelt, so koͤnnen die Zahne je nach dieser Curve so geordnet seyn, daß der eine in demselben Momente austritt, in welchem der naͤchstfolgende zu wirken beginnt. Die Zaͤhne waren an der inneren Seite der Schiene in Entfernungen anzubringen, welche nach der Entwiklung der von den Raͤdern der Locomotive beschriebenen Curven berechnet seyn muͤßten. Ihre Groͤße und Form waͤre so zu berechnen, daß sie einer weit groͤßeren als der Triebkraft zu widerstehen vermoͤgen. Der Gang der Verzahnung muͤßte mit den Dimensionen der Zaͤhne im Verhaͤltnisse stehen, und der Durchmesser der Raͤder muͤßte so berechnet seyn, daß die Distanz der Zahne einer genauen Eintheilung des Raͤderumfanges entspraͤche. Man koͤnnte wohl auch eine fortlaufende Verzahnung, bei der bald dieser, bald jener Zahn eingriffe, anwenden; doch scheint eine bestimmte und genaue Eintheilung den Vorzug zu verdienen. Bei diesem Systeme wird die Kraft der Motoren wesentlich erhoͤht. Außerordentliche Geschwindigkeit einer Eisenbahnfahrt. Die groͤßte Geschwindigkeit, welche bisher noch auf einer englischen Eisenbahn erreicht wurde, ergab sich am 12. Mai l. J. an der kuͤrzlich eroͤffneten Bahn zwischen London und Southampton. Eine der Locomotiven legte naͤmlich die ganze 23 engl. Meilen betragende Streke in 25 Minuten zuruͤk; und da sie hiebei ein Mal anhielt, um Reisende aufzunehmen, so kann man fuͤglich sagen, daß sie sich mit einer Geschwindigkeit von beinahe 60 engl. Meilen in der Zeitstunde bewegte! (Civil Engineer and Architects Journal) Vortheilhafte Anwendung der erhizten Geblaͤseluft bei den Oefen zum Glasschmelzen. In der Glashuͤtte bei Bald im Fuͤrstenthume Hohenzollern-Sigmaringen benuzen die Besizer dieser Huͤtte, Schoeb und Faller, erwaͤrmten Wind zur Heizung ihres Glasofens. Die Ersparniß an Holz, welche durch die Anwendung erwaͤrmten Windes erzielt wurde, betraͤgt schon nach dem ersten Versuche 20 Proc. und die dabei angewandten Vorrichtungen, welche ohne bedeutende Kosten herzustellen sind, koͤnnen von Jedermann eingesehen werden. Arizzoli's Calcinirofen. Hr. Arizzoli, der Erfinder eines in unserer Zeitschrift bereits erwaͤhnten Bakofens, hat auch einen zur Calcinirung oder Oxydirung der Metalle construirt, uͤber welchen der Académie de l'Industrie durch Hrn. Masson-Four ein guͤnstiger Bericht erstattet ward. Folgendes ist in der Hauptsache die Einrichtung dieses Ofens, dessen Dimensionen je nach Umstaͤnden verschieden seyn koͤnnen. Der Rost bildet so wie der Herd, dessen Hoͤhe dem Verbrauche an Brennstoff und der dadurch zu erzielenden Hize angemessen seyn muß, ein laͤngliches Vierek. Laͤngs der Seitenwaͤnde des Feuerherdes sind fuͤr den Austritt der Flamme und des Rauches Oeffnungen angebracht, und uͤber dem Herde befindet sich eine gußeiserne Platte und Taͤfelung, worin Oeffnungen sind, welche mit den eben angegebenen correspondiren. Auf die Platte und zwar innerhalb ihrer Oeffnungen ist eine Art von Muffel gesezt, in der die Calcinirung von Statten geht; und uͤber diese erste Muffel ist noch eine zweite gestuͤrzt, worin die Flamme und der Rauch circulirt. Die Muffel ist mit einer Schiebthuͤre versehen, welche mittelst einer Kette und einer Rolle beliebig hoͤher oder niedriger gestellt werden kann, je nachdem man den Vorgang in der Muffel beobachten und deren Inhalt umruͤhren oder herausschaffen will. Im Grunde der Muffel und innen ist ein Schornstein angebracht, der die fluͤchtigen Stoffe entweichen laͤßt, und der zum Behufe der Verdichtung und Ablagerung dieser Stoffe, welche laͤstig oder selbst sehr gefaͤhrlich seyn koͤnnen, in einen Apparat geleitet wird, der je nach Umstaͤnden verschieden eingerichtet seyn muß. Die zur Seite der ersten Muffel befindlichen Oeffnungen lassen sich nach Belieben offnen oder schließen, so daß man die Hize je nach Bedarf in dem vorderen oder hinteren Theile der Muffel concentriren kann. Eben so kann man auch die Flammen und den Rauch vor dem Austritte aus dem Schornsteine uͤber einen beliebigen Theil der ersten Muffel circuliren machen. Die Haupteigenschaften dieses Ofens sind, daß er beinahe alle Waͤrme nuzbar macht, daß er die Arbeiter gegen alle schaͤdlichen Daͤmpfe schuͤzt, und daß die verfluͤchtigten Substanzen gewonnen werden koͤnnen. Der Berichterstatter meint, daß er auch auf die Fabrication von thierischer Kohle und auf die Wiederbelebung derselben anwendbar seyn duͤrfte. (Journal de l'Acad. de l'Industrie. April 1838.) Urtheile einiger englischen Chemiker uͤber die Galvanisirung des Eisens. Die Compagnie, welche sich zur Ausbeutung des fuͤr England, Schottland und Irland genommenen (im polytechnischen Journal Bd. LXVIII S. 459 beschriebenen) Patentes auf die Galvanisirung oder Verzinkung des Eisens gebildet hat, gab kuͤrzlich einen Prospectus heraus, in welchem sie sich nicht nur auf die guͤnstigen Berichte der Pariser Akademie und der Société d'encouragement stuͤzt, sondern in der auch die Gutachten mehrerer ausgezeichneter englischer Chemiker vorgelegt sind. Wir heben hier Einiges aus den lezteren aus, da die beiden ersteren unseren Lesern bereits aus unserem Journale bekannt sind. 1) Auszuͤge aus dem Gutachten des Hrn. Thom. Graham, Prof. der Chemie an der Londoner Universitaͤt. Die Schuzkraft des Zinkes gegen die Oxydirung des Eisens ist den Chemikern schon seit einiger Zeit bekannt. Bei Versuchen, die kuͤrzlich zu Dublin und Liverpool angestellt wurden, hat sich gezeigt, daß kleine Zinkstuͤkchen an jedes Glied eines Kettentaues gehaͤngt, dieses gegen die Angriffe des Seewassers schuͤzen, selbst wenn es, wie an den oberen Theilen einer Bogenkette abwechselnd dem Seewasser und der Luft ausgesezt wird. Bei den Versuchen, welche ich mit mehreren nach dem Patentverfahren behandelten eisernen Gegenstaͤnden anzustellen Gelegenheit hatte, blieb das Eisen selbst in sauren Fluͤssigkeiten unangegriffen, so lange noch ein kleiner Theil des Zinkuͤberzuges unaufgeloͤst war. Die Verzinkung hat vor der Verzinnung das voraus, daß wenn auch das Eisen mit der Zeit theilweise zum Vorscheine kommt, es doch so lange vollkommen geschuͤzt bleibt, als noch eine ganz kleine Menge Zink daran zu finden ist. Die Verzinnung leistet durchaus keinen solchen Schuz; und da sie gewoͤhnlich nicht vollkommen luft- und wasserdicht ist, so rostet das Eisen in feuchter Luft selbst unter ihr in Kuͤrze. Es unterliegt daher keinem Zweifel, daß die Verzinkung sowohl ihrer Wirksamkeit als ihrer Einfachheit wegen, unter die schaͤzbarsten Erfindungen unseres Zeitalters zu rechnen ist. 2) Auszuͤge aus dem Gutachten der HHrn. I. G. Children Esq etc. und A. Garden Esq. etc. Die HHrn. Aikin gaben schon im Jahr 1807 in ihrem Handwoͤrterbuch der Chemie an, daß man Eisen mit Zink, anstatt mit Zinn uͤberziehen koͤnne. Das von Davy angegebene Schuzmittel fuͤr den Kupferbeschlag, duͤrfte vielleicht Hrn. Sorel auf seine Verzinkung gebracht haben, die sich jedoch wesentlich unterscheidet. Wir sezten Platten von galvanisirtem, von gewoͤhnlichem verzinnten, und ganz ungeschuͤztem Eisen in verschiedenen Gefaͤßen der Einwirkung von destillirtem Wasser, von Kochsalzaufloͤsung von der Staͤrke des Seewassers und von verduͤnnter Salzsaͤure aus. Das ungeschuͤzte und das verzinnte Eisen rosteten in allen diesen Faͤllen nach wenigen Stunden, so zwar, daß nach drei Tagen schon eine Menge rothes Eisenoxyd auf dem Boden der Gefaͤße zu bemerken war. Das galvanisirte Eisen dagegen zeigte auch nicht eine Spur von Oxyd; nur der Zinkuͤberzug war in einigen Faͤllen etwas dunkler geworden. Wir brachten ferner ein Stuͤk galvanisirtes Eisenblech und ein Stuͤk gewoͤhnliches Eisenblech mit einander in Beruͤhrung in destillirtes Wasser und in Kochsalzaufloͤsung. Nach drei Tagen war noch an keinem der Bleche eine Spur von Oxyd zu bemerken, so daß es scheint, daß das galvanisirte Blech das mit ihm in Beruͤhrung gebrachte gewoͤhnliche Blech gleichfalls schuͤzte. Man darf auch nicht befuͤrchten, daß das Eisen angegriffen wird, wenn der Zink zum Theile abgenuͤzt ist; denn galvanisirtes Eisen, an welchem wir die Verzinkung bis auf das Eisen durchfeilten, rostete nicht im Geringsten, waͤhrend verzinntes Eisen an den ausgefeilten Stellen schnell zu rosten begann. Ja wir gingen noch weiter; denn wir loͤsten den Zink des galvanisirten Eisens mit sehr verduͤnnter Salzsaͤure und eben solcher Schwefelsaͤure auf, und pruͤften die Aufloͤsung, die abgegossen wurde, nachdem aller Zink aufgeloͤst war, und der wir etwas Salpetersaͤure zusezten, mit Aezammoniak auf Eisen. Nur eine ganz schwache roͤthliche Faͤrbung, in Folge deren sich kaum einige Floken absezten, war jedoch zu beobachten! Bei diesen Thatsachen stehen wir nicht an, unsere Ueberzeugung dahin auszusprechen, daß die Verzinkung des Eisens unendliche Dienste leisten, und ausgedehnte Anwendung finden wird; z.B. zum Schuze des Eisenblechs fuͤr Doͤcher, fuͤr Schiffsbeschlag u. dgl. Zu Kuͤchengeschirren moͤchte sich jedoch das galvanisirte Eisen kaum mit Sicherheit eignen. 3) Auszuͤge aus dem Gutachten des Hrn. W. Thom. Brande Esq., Professor der Chemie an der Royal Institution. An dem verzinnten Eisenbleche findet eine Verbindung Statt, welche die Zerstoͤrung des Eisens beguͤnstigt; denn das Eisen ist hier das schuͤzende und das Zinn das geschuͤzte Metall; an dem verzinkten Eisen dagegen ist gerade das Entgegengesezte der Fall, indem hier das Eisen das geschuͤzte und der Zink das schuͤzende Metall ist. Ich habe verschiedenes galvanisirtes Eisen vergleichsweise mit verzinntem Bleche, mit Schmied- und Gußeisen der Einwirkung von destillirtem oder Regenwasser, Seewasser, der gemeinschaftlichen Wirkung von Wasser und Luft, verduͤnnter Schwefel-, Salpeter- und Salzsaͤure, so wie auch noch anderen oxydirenden Agentien ausgesezt. Das galvanisirte Eisen blieb hiebei stets geschuͤzt, waͤhrend das andere schnell angegriffen wurde, und zwar das verzinnte am schnellsten, sobald das Eisen daran irgendwo bloß lag. Das galvanisirte Eisen ist demnach von weit groͤßerer Dauerhaftigkeit und wird und muß eine sehr ausgedehnte Anwendung finden. Ich kann zwar nicht mit Bestimmtheit sagen, welche Wirkung bei lange fortgesezter Einwirkung chemischer Agentien auf das galvanisirte Eisen eintreten wird, allein der Theorie und der Erfahrung nach halte ich fuͤr ausgemacht, daß das Eisen so lange geschuͤzt seyn wird, als noch Zink vorhanden ist. Ich halte die Verzinkung des Eisens bei weitem fuͤr die schaͤzbarste Anwendung des elektrochemischen Principes auf die Schuͤzung der Metalle. (Mechanics' Magazine Nr. 772.) Die Anwendungen, welche sich von der Galvanisirung oder Verzinkung des Eisens machen lassen, sind uͤbrigens gewiß sehr uͤbertrieben worden, wahrhaft nuͤzlich duͤrfte sie fuͤr Daͤcher aus Eisenblech, Dachrinnen, Schornsteinroͤhren werden, dann fuͤr alle Naͤgel, womit solches Eisenblech zusammengenietet und befestigt wird, sowie fuͤr alles Eisenwerk, das an feuchten Orten angewandt wird oder unter Wasser getaucht bleibt. Alle diese Gegenstaͤnde brauchen nicht ganz rein polirt zu seyn und koͤnnen folglich ohne große Kosten verzinkt werden, waͤhrend bei verzinkten Luxusgegenstaͤnden die Politur oder lezte Ausruͤstung ziemlich schwierig und kostspielig ist. In Paris hat man es bisher leider versaͤumt, eine den zu erwartenden Bestellungen angemessen ausgeruͤstete Fabrik zur Verzinkung eiserner Gegenstaͤnde herzustellen und diesen Industriezweig auszubeuten, man fand es bequemer, anstatt zu fabriciren, Journalartikel zu schreiben, welche in der Regel uͤbertrieben waren. Endlich hat es aber der groͤßte Fabrikant unserer Zeit, Hr. John Cockerill, durchgesezt, daß die Direction des Etablissements zum Galvanisiren eiserner Gegenstaͤnde, einem seiner geschiktesten Mitarbeiter, Hrn. Lebrun, einem Zoͤgling der école polytechnique, anvertraut wird, von welchem man erwarten kann, daß er diesem Industriezweig in kurzer Zeit die Entwiklung geben wird, deren er faͤhig ist. (France industr. No. 25.) Galvanisches Papier zum Einwikeln eiserner Gegenstaͤnde. Hr. Montgolfier, den Technikern vortheilhaft bekannt, wurde beauftragt, Versuche uͤber die Fabrication eines Papiers mit Zinkpulver als Grundlage zu machen, und es gelang ihm ein galvanisches Papier zu produciren, welches allen Anforderungen entspricht. Dieses Papier wird eben so wenig wie das zum Einwikeln von Quincailleriewaaren mit Thon und Theer fabricirte, von der Luft durchdrungen, die Gegenstaͤnde, welche man darin einwikelt, sind folglich gegen die Beruͤhrung der trokenen Luft und die dadurch entstehende Oxydation geschuͤzt. Bisher besaß man jedoch noch kein Papier, welches die darin eingewikelten Gegenstaͤnde gegen feuchte Luft und Wasser zu schuͤzen faͤhig gewesen waͤre; wikelt man aber einen eisernen Gegenstand in galvanisches Papier ein. dessen Basis Zink ist, so sind diese beiden heterogenen Metalle in einem leitenden Medium mir einander in Beruͤhrung und die im Papier enthaltene Feuchtigkeit bildet aus dem Ganzen eine wirtliche galvanische Saͤure, in welcher bloß der im Papierzeug selbst enthaltene Zink oxydirt, das Eisen aber durchaus nicht angegriffen wird. Dieß beweißt folgender Versuch: Zwei Stuͤke polirten Stahls, von derselben Stange, wurden gleich lange, das eine bloß, das andere in galvanisches Papier eingewikelt, und zwar jedes in einem besonderen Gefaͤße, lufthaltigem Wasser ausgesezt. Das bloß gelegte Stahlstuͤk wurde schon in den ersten Augenbliken von Rost angegriffen und war in wenigen Tagen davon stark zerfressen; das in galvanisches Papier eingewikelte hingegen zeigte nach zehn Tagen noch nicht die geringste Spur von Oxydation, obgleich es taͤglich mehrmals aus dem Wasser genommen, er Luft ausgesezt und von mehreren Personen beruͤhrt wurde, ehe man es wieder in das Papier einwikelte und in das Wasser stekte; ja selbst nach zwanzig Tagen war es noch so glaͤnzend wie anfangs. Es werden nun Versuche im Großen angestellt, um zu erfahren, wie lange das galvanische Papier seine Schuzkraft beibehaͤlt und zu welchem Preise man es fabriciren kann. (France indust. No. 26.) Ueber Hrn. Cicéri's kuͤnstlichen Marmor findet man im Journal de l'Académie de l'Industrie. April 1833 einen aͤußerst vortheilhaften Bericht abgedrukt. Die Berichterstatter gehen nicht in die Methode ein, nach welcher der geniale Erfinder verfaͤhrt, um eine Masse zu erzeugen, welche dem Marmor tauschend aͤhnlich ist, und vor dem Stuk bei weitem den Vorzug verdient. Sie erwaͤhnen in der Hauptsache bloß, daß sich Hr. Cicéri erst seit ungefaͤhr einem Jahre mit dem fraglichen Gegenstaͤnde beschaͤftigt; und daß er in dieser kurzen Zeit schon einen hohen Grad von Vollkommenheit erlangt habe, obschon es ihm bisher nur gelang solche Marmors nachzumachen, die ihre Farbe den verschiedenen Oxydationsstufen des Eisens verdanken. Die Oberflaͤche der Masse erleidet eine Behandlung, in Folge deren sie die physischen Eigenschaften des Marmors erlangt und zugleich zur Aufnahme des Farbstoffes geeignet wird. Die Farben werden fluͤssig angewendet, und dringen mehr oder minder tief in die Poren des Steins ein. Das Verfahren eignet sich uͤbrigens nicht bloß zur Erzeugung ganzer Steinmassen, sondern man kann es auch auf verschiedene poroͤse Steine anwenden, die dadurch eine Schoͤnheit und Dauerhaftigkeit bekommen, die ihnen sonst nicht eigen ist. Zu Gunsten der neuen Methode spricht ferner auch, daß Beschaͤdigungen, welche die nach ihr behandelten Gegenstaͤnde auf irgend eine Weise erlitten, sehr leicht ausgebessert werden koͤnnen. Was endlich den Kostenpunkt betrifft, so gestaltet sich dieser aͤußerst vortheilhaft fuͤr die Erfindung des Hrn. Cicéri; denn eine Klafter Stein kommt nach ihr unpolirt auf 30 Fr., polirt auf hoͤchstens 45 Fr. zu stehen, waͤhrend sie in ganz gewoͤhnlicher Stukarbeit auf 60 Fr. kommt. Eine Theeplatte von 14 Linien Dike und 30 Zoll im Umfange, welche in Sienna-Marmor 300 Fr. kostet, liefert Hr. Cicéri in einer diesem Marmor vollkommen aͤhnlichen Masse fuͤr 50 Fr. Es unterliegt hienach keinem Zweifel, daß diese Erfindung in Kuͤrze eine sehr ausgedehnte Nuzanwendung finden duͤrfte, namentlich zur Verzierung der Wohnungen der wohlhabenderen Classe. Weiteres uͤber die Aufloͤsung des Kautschuk in Ammoniak. Wir haben im Polytechn. Journale Bd. XLVI S. 39, Bd. XII S. 137 und Bd. LXIV S. 77 von der Sievier'schen Aufloͤsungsmethode des Kautschuk in Ammoniak gesprochen, und fuͤgen nun dem daselbst Gesagten aus einem neueren Blatte des Echo du monde savant noch Folgendes bey, zum Beweise, daß diese Methode eine immer groͤßere Verbreitung erlangt. Die bisherigen Aufloͤsungen der Kautschuk in aͤtherischen Oehlen hatten das Unangenehme, daß das Aufloͤsungsmittel immer drei Mal mehr kostete, als die aufzuloͤsende Substanz und ganz verloren ging; daß die Aufloͤsungen nur sehr schwer trokneten, lange klebrig blieben, und auch lange den Geruch des fluͤchtigen Oehles beibehielten, so daß man sie zu manchen Zweken nur mit Schwierigkeit gebrauchen koͤnnte. Das Ammoniak trifft keine dieser Einwendungen, und es gewaͤhrt uͤberdieß den Vortheil, daß es den Kautschuk wieder auf seine urspruͤngliche rahwartige Consistenz zuruͤkbringt. Wenn man den Kautschuk klein geschnitten einige Monate lang in Flaschen mit Aezammoniak uͤbergossen stehen laͤßt, so loͤst er sich auf. Das Ammoniak faͤrbt sich hierbei nach und nach braun, waͤhrend der Kautschuk ein glaͤnzendes, frischen Sehnen oder Nerven aͤhnliches Aussehen bekommt. In diesem Zustande ist der aufgeblaͤhte Kautschuk noch elastisch und man kann ihn in schoͤne seidenartige Faͤden ausziehen, welche jedoch leichtes brechen, als die aus rohem Kautschuk. Sezt man dem in Ammoniak digerirten aufgeblaͤhten Kautschuk Terpenthinoͤhl zu, so loͤst er sich unter Schuͤtteln leicht auf, er gibt eine Emulsion. aus der er sich beim Stillstehen in einer rahmartigen, an die Oberflaͤche emporsteigenden Schichte groͤßten Theils abscheidet. Diese milchige Substanz trokenet schnell, und bleibt wegen des zugesezten Terpenthinoͤhles eine kurze Zeit uͤber noch etwas klebrig. Es ist bisher noch nicht gelungen, den Kautschuk ohne allen Zusaz von Terpenthinoͤhl in eine Emulsion zu verwandeln; ob dieß nicht allenfalls durch Anwendung des Papin'schen Digestions-Apparates zu erlangen waͤre? Ueber die Zukerfabrication in Rußland. Die kaiserliche landwirtschaftliche Gesellschaft zu Moskau hat im J. 1837 unter dem Titel Coup d'oeil sur les travaux de la Société imperiale d'economie rurale de Moscau einen Bericht uͤber ihre Arbeiten herausgegeben, in welchem einige interessante Notizen uͤber die Zukerfabrication in Rußland enthalten sind. Die eigens fuͤr diesen Zweig ernannte Commission hat, um zu erfahren, welche Ausdehnung der Runkelruͤbenbau in Rußland erlangen koͤnnte, in die verschiedenen Gouvernements Samen der weißen schlesischen Runkelruͤbe gesendet. Aus den Analysen, welche zu Moskau mit den aus diesen Samen erzielten Ruͤben angestellt wurden, ergab sich: 1) daß die Runkelruͤbe in verschiedenen Jahren einen verschiedenen Zukergehalt, der durch die Witterung bedingt ist, hat. So enthielten z.B. die Runkelruͤben vom J. 1834 um 2 Proc. mehr Zuker, als jene vom J. 1835. – 2) daß zwischen der Schwere und dem Zukergehalte der Ruͤben kein directes Verhaͤltniß besteht. Im europaͤischen Rußland bis zum 56 Breitengrade hinauf enthalten die Ruͤben von   4 bis   8 Unzen Schwere 10 bis 13 Proc. Zuker   8  – 16   –   –   9  – 12   –   – 16  – 32   –   –   8  – 11   –   – 32  – 64   –   –   7  – 10   –   – Die Ruͤben aus Omsk und Tobolsk in Sibirien dagegen enthalten bei 16 bis 19 Unzen Schwere nur 4 1/2. Proc. Zuker. – 3) daß das Gewicht und also auch der Zukergehalt der Ruͤben von der Beschaffenheit des Bodens abhaͤngt. Was die Methode betrifft, nach der in Rußland der meiste Zuker fabricirt ward, so ist dieß die Davidoff'sche, welche auch in einer von Hrn. Maßloff gegruͤndeten kleinen Normalfabrik gelehrt wird. Hr. Davidoff war mit Beaujeu und Dombasle einer der ersten, der den Zuker durch Digestion der Ruͤben mit Wasser auszog; er wendet jedoch kaltes Wasser an, waͤhrend leztere bekanntlich die Digestion mit heißem Wasser vornehmen. Die Fabrikanten sind mit dem Davidoff'schen Verfahren sehr zufrieden, und geben an, daß sie darnach aus drei Theilen Ruͤben eben so viel Zuker gewinnen, wie mittelst der Presse aus vier Theilen. – Im J. 1835 zaͤhlte Rußland bereits 80 Zukerfabriken, die mehr als 1,600,000 Kilogr. Zuker lieferten, die groͤßte darunter ist jene des Hrn. Grafen Bobrinsky, auf der taͤglich 56,000 Kilogr. Runkelruͤben verarbeitet werden. (Bulletin des sucres No. 27.) Ueber Essigverfaͤlschungen. Einige Beschlagnahmen großer Quantitaͤten Essig, welche neuerlich in Frankreich wegen angeblicher Verfaͤlschung dieser Essige mit Schwefelsaͤure vorgenommen wurden, haben ernstliche Reklamationen veranlaßt. Es hat sich auch wirklich bei genauerer Pruͤfung gefunden, daß die von den ersten Untersuchern entdekte Schwefelsaͤure nicht frei in den Essigen vorhanden sey, und auch nicht von den Essigfabrikanten zugesezt wurde, sondern daß sie dadurch in den Essig kam, daß man in manchen Gegenden Frankreichs schlechtere Weine, wie sie gewoͤhnlich zum Essige verwendet werden, durch einen Zusaz von Alaun oder auch von Gyps gegen das Umschlagen zu bewahren pflegt. Dieses schaͤdliche Verfahren wird besonders in den Distrikten am Juragebirge und im suͤdlichen Frankreich prakticirt, wo man schon dem in Gaͤhrung befindlichen Moste haͤufig Gyps zusezt. (Journal de Pharmacie, April 1838.) Einiges uͤber die franzoͤsischen Bitumen oder Erdharze. Das Echo du monde savant enthaͤlt in seiner heurigen Nr. 19 einen Aufsaz uͤber die neueren franzoͤsischen Bitumen-Unternehmungen, aus welchem wir Folgendes entnehmen. Natuͤrliche Bitumens oder Erdharze. Das Bitumen von Lobsann scheint die Eigenschaften eines guten Cementes zu besizen. Man bedient sich desselben auf die gewoͤhnliche Weise, nur wird es in einer sehr duͤnnen Schichte auf eine mit Baksteinen gelegte Taͤfelung aufgetragen. Ueber die Dauerhaftigkeit dieser Methode kann nur die Zeit das Urtheil faͤllen; einstweilen kann man der Pariser Boͤrse gegenuͤber ein nach ihr ausgefuͤhrtes Trottoir sehen. Das Bitumen impraͤgnirt zu Lobsann, wie zu Seyssel, einen Sandstein, aus dem es durch Anwendung von Wasser und Waͤrme gewonnen wird. Zur Bereitung des Cementes nimmt man gleiche Theile Bitumen und Kalkstein, der jedoch weniger Bitumen enthaͤlt, als der zu Seyssel verwendete. – Das Bitumen von Bastennes, Dep. des Landes, findet sich gleichfalls in einem sandigen Terrain der tertiaͤren Formation, in der es in geringer Tiefe 5 bis 6 Meter maͤchtige bitumenhaltige Massen bildet, die reicher sind als jene zu Seyssel und Lobsann. Gewoͤhnlich ist es mit 50 bis 60 Centimeter vegetabilischer Erde und 4 bis 5 Meter eines eisenhaltigen, leicht wegzuraͤumenden Sandes bedekt. Man vermengt auch dieses Bitumen mit Kalkstein zu einem Cemente; doch geschieht dieß nicht am Orte seiner Gewinnung, sondern da, wo es in Anwendung kommen soll. Man beutet dieses Erdharz schon seit langer Zeit aus; erst neuerlich kam es jedoch in Aufschwung. Man hat bereits Proben feiner Haltbarkeit; und wenn man einige Maͤngel, die man bisher noch an ihm bemerkt, beseitigt haben wird, so duͤrfte es sehr gesucht, werden. – Das Bitumen von der oberen Loire ist noch zu wenig bekannt, als daß Etwas daruͤber berichtet werden koͤnnte. Kuͤnstliche Bitumens. Unter diesen steht das Bitumen Dez-Maurel oben an. Es ist ein Gemeng von verschiedenen Stoffen, unter denen ein aus Steinkohlen oder vegetabilischen Substanzen gewonnenes Erdharz die Hauptrolle spielt. Mit diesem Bitumen ist in riesenhafter Art die Pflasterung der Straße, welche die Champs-Elisées von der Place de la Concorde trennt, ausgefuͤhrt, und zwar auf eine Weise, die sich bisher als dauerhaft bewies. Es scheint allen Bedingungen zu entsprechen, nur entwikelt es durch die Reibung der Hufeisen und der Wagen einen schwachen Geruch. – Die kuͤnstlichen Bitumens von Aulnette, von Polonceau, so wie der Mastic végétal wetteifern mit Bitumen Dez-Maurel und duͤrften dieses auch erreichen und selbst uͤbertreffen, da es hier bloß auf Kenntnisse und Gewandtheit der Concurrenten ankommt. – Man versuchte auch, gefaͤrbte Bitumens einzufuͤhren, worin man es jedoch noch nicht weit gebracht hat. Es steht zu besorgen, daß die Fußboden fuͤr Zimmer, welche man damit zu legen beabsichtigt, im Winter bei der Ofenwarme einen unangenehmen Geruch ausstoßen werden, so wie denn auch das Tanzen auf solchen Boͤden, die in der Waͤrme etwas klebend werden, nicht sehr angenehm seyn koͤnnte. – Endlich hat sich in neuester Zeit auch noch ein Hr. Guibert mit einem kuͤnstlichen Bitumen hervorgethan, das wenigstens in finanzieller Hinsicht Vortheile zu bieten scheint. Draht anstatt der Holzpfaͤhle in den Weingaͤrten Der Vorschlag, in den Hopfengarten verheerten Eisendraht anstattt Hopfenstangen anzuwenden, wurde in Frankreich von Hrn. de Macheco in Alleret auf den Weinbau ausgedehnt, und zwar angeblich mit guͤnstigem Erfolge. Er schlug in Entfernungen von 12 Fuß von einander Pfaͤhle, die am unteren Ende angebrannt waren, in den Boden ein, und zog von einem zum anderen Draͤhte, an denen dann die Rebenranken befestigt wurden. Er brauchte auf 150 Klafter Rebgrund 20 Pfd. Draht im Werthe von 10 Fr.; 300 Pfahle zu 45 Fr. und kleine Pfahle zu 10 Fr. Die Auslage betrug daher in Summa 55 Fr., waͤhrend sie mit gewoͤhnlichen Rebpfaͤhlen 45 Fr. ausgemacht haben wuͤrde; abgesehen davon, daß diese Pfahle alle vier Jahre erneuert werden muͤssen, waͤhrend die betheerten Draͤhte und angebrannten Pfaͤhle weit laͤnger dauern. Bei der neuen Methode ist ferner die Arbeit, namentlich der Schnitt der Stoͤke und das Lesen der Trauben erleichtert. (France industrielle 1838, No. 5.)