Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 69, Jahrgang 1838, Nr. XLIV., S. 231
Download: XML
XLIV. Miszellen. Miszellen. Preise der Société royale et centrale d' Agriculture fuͤr das J. 1839. Die in Paris bestehende koͤnigliche Centralgesellschaft fuͤr Landwirtschaft hat fuͤr das Jahr 1839 folgende Preise ausgeschrieben. 1. Preis von 2000 Fr. fuͤr eine Handdreschmaschine, welche ohne das Stroh staͤrker zu brechen, als es durch den Flegel zu geschehen pflegt, bei gleichem Aufwande um wenigstens ein Viertheil mehr liefert, als das Dreschen mit dem Flegel, bei welchem man auf einen Drescher des Tages 150 Kilogr. ausgedroschenes Getreide rechnet. – Fuͤr Verbesserungen an den bisher bekannten Maschinen werden goldene und silberne Medaillen zuerkannt. 2. Preis von 1500 Fr. fuͤr Bohrung von Brunnen nach der artesischen Methode, um laufendes, zu landwirthschaftlichen Zweken bestimmtes Wasser zu erhalten. 3. Goldene oder silberne Medaillen fuͤr eine Kartoffelreibe fuͤr den Landgebrauch zur Sazmehlgewinnung. 4. Goldene oder silberne Medaillen fuͤr Einfuͤhrung einer Bewirtschaftung ohne Brache und eine Rotation von wenigstens vier Jahren anstatt der in Frankreich gebraͤuchlichen Brache. 5. Preise, die Zukerfabrication betreffend, und zwar: a) Preis von 3000 Fr. fuͤr eine gute Beschreibung der einfachsten und wohlfeilsten, fuͤr kleine Oekonomien geeigneten Verfahren der Zukergewinnung. Diese Verfahren muͤssen wenigstens seit 2 oder 3 Monaten im Gange seyn und taͤglich wenigstens 12 Kilogr. Zuker geben, der so weit gereinigt ist, daß er entweder fuͤr den Kuͤchenbedarf verwendet oder an die Raffinerien abgegeben werden kann. b) Preis von 2000 Fr. fuͤr wohlfeile und leicht zu handhabende Apparate, deren Preis fuͤr Vereine von Landwirthen, welche wenigstens 50 Hectoliter Saft des Tages zu verarbeiten gesonnen sind, geeignet ist. c) Preis von 1000 Fr. fuͤr die wesentlichste Verbesserung an irgend einer der Zukerfabrication bestimmten Operationen. d) Praͤmien von 100 Fr. fuͤr die 12 ersten Landwirthe, welche kleine Fabriken errichteten, in denen jaͤhrlich aus selbst gebauten Runkelruͤben wohlfeil uͤber 300 Kilogr. Zuker von solcher Reinheit, daß sie fuͤr den Hausbedarf geeignet sind, erzeugt werden. e) Goldene und silberne Medaillen fuͤr diejenigen, welche am wirksamsten zur Errichtung solcher kleiner Fabriken beigetragen, welche die Bildung von Vereinen mehrerer Landwirthe zur Errichtung einer gemeinschaftlichen Zukerfabrik am meisten befoͤrdert, und endlich fuͤr jene Fabrikanten, welche an die Landwirthe ihrer Gegend am meisten Zuker gegen Runkelruͤben ausgetauscht haben. 6. Zwei Preise: einer zu 2000 und einer zu 1000 Fr. fuͤr Trokenlegen thoniger oder nasser Boden mittelst kuͤnstlicher Versenkbrunnen oder unterirdischer Canaͤle. Die Concurrenten um den ersten muͤssen wenigstens 50, jene um den zweiten wenigstens 25 Hectaren troken gelegt haben. – Außerdem goldene oder silberne Medaillen den Verfassern von Abhandlungen uͤber die Existenz und die Richtung von natuͤrlichen Versenkgruben, Schluͤnden u. dergl., und fuͤr solche, welche dergleichen kuͤnstlich herstellen. 7. Preise von 1000 Fr. und Medaillen fuͤr landwirthschaftliche Elementarbuͤcher fuͤr die Kinder in den Primaͤrschulen. 8. Drei Preise, jeder zu 1000 Fr., fuͤr die Bereitung von Hollaͤnder-, Ehester- und Parmesankaͤsen in Frankreich. – Ferner goldene und silberne Medaillen fuͤr jene, welche Producte liefern, die den genannten nahe kommen, und fuͤr jene, welche andere gute haltbare Kaͤse erzeugen. 9. Preis von 2000 Fr. fuͤr ein wirksames Mittel gegen die unter dem Namen der Muscardine bekannte Krankheit der Seidenraupen; und goldene Medaillen fuͤr die interessantesten Mittheilungen uͤber diesen Gegenstand. 10. Zwei Preise: einer zu 2000, und einer zu 1000 Fr. fuͤr vergleichsweise Versuche uͤber die beste Methode Ochsen und Kuͤhe einzuspannen. – Ferner goldene und silberne Medaillen fuͤr Concurrenten, die zwar die Preise nicht loͤsten, aber doch wichtige Beobachtungen uͤber den fraglichen Gegenstand mittheilen. 11. Goldene oder silberne Medaillen: a) fuͤr die Einfuͤhrung von Duͤngerarten, welche bisher in einer Gegend Frankreichs noch nicht gebraͤuchlich waren; b) fuͤr vollkommene oder auszugsweise Uebersezung von landwirthschaftlichen Werken oder Abhandlungen, worin neue und nuͤzliche Beobachtungen enthalten sind; c) fuͤr biographische Notizen uͤber Agronomen, Landwirthe oder Schriftsteller, die sich um die Landwirthschaft verdient gemacht haben; d) fuͤr Werke, Abhandlungen und Beobachtungen im Gebiete der praktischen Veterinaͤrkunde; e) fuͤr Bewaͤsserungen; f) fuͤr Aufklaͤrungen uͤber die Bewaͤsserungsstatistik Frankreichs, und uͤber die im Auslande hierauf bezuͤglichen Verordnungen; g) fuͤr Einfuͤhrung der Cultur der Mostaͤpfel- und Birnbaͤume in jenen Gegenden Frankreichs, wo sie bisher noch fehlte; h) endlich fuͤr Verbreitung populaͤrer Instructionen uͤber die Benuzung der auf dem Lande an Krankheiten, aus Alter oder wegen Beschaͤdigungen fallenden Thiere. Saͤmmtliche Concurrenten haben ihre Abhandlungen, Documente, Geraͤthe etc. vor dem 1. Jan. 1839 unter der Adresse des Ministeriums fuͤr oͤffentliche Arbeiten, Landwirthschaft und Handel an die Gesellschaft einzusenden. Die Gesellschaft behaͤlt sich das Recht vor, die zum Concurse eingesendeten Gegenstaͤnde ganz oder theilweise zu behalten; auch nimmt sie an, daß derjenige, der einen Preis empfaͤngt, in die Bekanntmachung seiner Entdekung oder Erfindung einwilligt und auf ein darauf zu nehmendes Patent verzichtet. W. Hancock's Dampfgig. Hr. W. Hancock, der beruͤhmte und bisher auch der gluͤklichste Erfinder von Dampffuhrwerken fuͤr die gewoͤhnlichen Landstraßen, erschien in lezter Zeit in den belebtesten Theilen Londons mit einer Dampfgig, in der er mit noch zwei Personen fuhr. Man war allgemein uͤberrascht von der Leichtigkeit und Sicherheit, womit sich dieß Fuhrwerk, der Leitung seines Erfinders folgend, durch die Unmasse von Karren, Omnibus und Cabriolets, wovon die Cheapside Londons stets wimmelt, wand. Mit großen Buchstaben hatte Hr. Hancock auf seine Dampfgig ausgeschrieben, daß er nichts mit der neu gegruͤndeten Compagnie zur Einfuͤhrung der Dampfwagen auf den Landstraßen gemein habe. Diese Compagnie hat den von Sir James C. Anderson, Baronet, erfundenen Kessel und Mechanismus angekauft, und verspricht sich davon goldene Berge. Was das Publicum aber von ihr zu erwarten hat, duͤrfte schon daraus hervorgehen, daß sie in dem ausgegebenen Prospectus ausschreibt, des Baronet's Kessel erzeuge den dichtesten Dampf (most dense steam), den es gibt! (Mechanics' Magazine, No. 770.) Ueber das Queksilber-Dampfschiff Columbus. Das schoͤne Dampfschiff „Columbus“, welches fuͤr den Verkehr zwischen England und Nordamerika bestimmt ist, und wegen der Eigenthuͤmlichkeit seiner Maschinerie lebhaftes Interesse erregte, hat am 24. April l. J. seine erste Probefahrt gemacht. Es hat 21 1/2 Fuß Bauchweite, 145 Fuß Kiellaͤnge und 13 1/2 Fuß Tiefe. Es fuͤhrt zwei Maschinen zu je 110 Pferdekraͤften, Cylinder von 40 1/2 Zoll Durchmesser mit 3 1/2 Fuß Kolbenhub; und Raͤder von 17 1/2 Fuß Durchmesser. Es geht mit Kohlenvorrath fuͤr 20 Tage und 30 Tonnen Eisen als Ballast so tief im Wasser, daß sein getauchter Durchschnitt 150 Quadratfuß mißt; dabei ist seine Geschwindigkeit 10 Meilen in der Zeitstunde. Die Maschinen sind nach dem Howard'schen Patente erbaut. An den gewoͤhnlichen Kesseln wird die Hize an sehr ausgedehnte Oberflaͤchen, die mit einer großen Wassermenge in Beruͤhrung steht, mitgetheilt; die Temperatur des Wassers haͤngt also hiebei von der Dichtheit oder von dem Druke des Dampfes ab, und die Verdampfung ist unter diesen Umstaͤnden beschraͤnkt. An dem Howard'schen Kessel dagegen wird eine kleine Quantitaͤt zum Sieden erhizten Wassers mit einer verhaͤltnißmaͤßig kleinen, auf die der Verdampfung guͤnstigste Temperatur, naͤmlich auf 400° F. erhizten Oberflaͤche in Beruͤhrung gebracht. Hiezu dient eine Quantitaͤt Queksilber oder Amalgam, welches sich zwischen zwei eisernen Platten befindet, von denen die eine dem Feuer zunaͤchst gelegene nur eine Oberflaͤche von 3/4 Fuß auf die Pferdekraft, waͤhrend die andere, die Verdampfungsoberflaͤche, einen vier Mal groͤßeren Raum einnimmt. Der Dampf erlangt nie einen durch die Temperatur bedingten Druk, sondern er wird selbst auf beilaͤufig 400° F. erhizt, mit einem Druke von 10 Pfd. auf den Zoll verwendet, und nach vollendetem halben Hube abgesperrt. – Die Verdichtung wird durch wiederholte Einsprizung desselben Wassers bewerkstelligt. Die Luftpumpen schaffen das warme Einsprizungswasser aus den Verdichtern in Heißwasserbehaͤlter, aus denen es durch Roͤhren, welche in einem Behaͤlter gelegt sind, und von Außen durch kaltes Seewasser abgekuͤhlt werden, an das Luftpumpenquerhaupt gelangt, um dann abgekuͤhlt in den in den Verdichtern befindlichen Dampf eingesprizt zu werden. Diese Verdichtungsart ist auch auf gewoͤhnliche Dampfkessel anwendbar. Der Verbrauch an Brennmaterial betraͤgt 3 Tonnen innerhalb 24 Stunden. Der Feuerrost hat nur eine Gesammtoberflaͤche von 22 Fuß; die Luft wird ihm mittelst eines kleinen, leicht zu regulirenden Geblaͤses zugefuͤhrt. Die dem Feuer ausgesezten Eisenplatten sind durch das Queksilber, welches ihnen rasch die Hize entzieht, um sie weiter fortzupflanzen, gegen Zerstoͤrung geschuͤzt. Bei dem geringeren Verbrauche an Brennstoff und bei der verminderten Schwere und Groͤße der Verdampfungsapparate im Vergleiche mit den gewoͤhnlichen Kesseln glauben die Unternehmer, daß ein Dampfboot von gewoͤhnlicher Groͤße und und Kraft fuͤnf Mal weitere Fahrten unternehmen kann, als bisher. (Civil Engineer and Architects Journal. Jun. 1838.) Ueber die Vorzuͤge der eisernen Dampfboote. Waͤhrend man in mehreren franzoͤsischen Blattern gegen die Anwendung des Eisens als Baumaterial fuͤr die Dampfboote zu Felde zieht, scheinen sich in England die Ansichten immer mehr und mehr zu Gunsten der eisernen Dampfboote zu gestalten. So spricht z.B. der ruͤhmlich bekannte Barlow in einem Anhange zu der von Woolhouse veranstalteten neuen Ausgabe von Tredgold's Werk uͤber die Dampfmaschine seine Ueberzeugung dahin aus, daß man der baldigen allgemeinen Einfuͤhrung eiserner Dampfboote entgegensehen duͤrfe. Ueberall, wo man Versuche hiemit anstellte, sagt derselbe, fuͤhrten diese zu den guͤnstigsten Resultaten, und die Moͤglichkeit, große Seereisen mit Dampfbooten zu unternehmen, scheint ihm durch die Anwendung des Eisens in hohem Grade gesteigert. Die eisernen Dampfboote sind um die Haͤlfte leichter, gehen daher minder tief im Wasser, und bewegen sich bei gleichem Kraftaufwands mit groͤßerer Geschwindigkeit. Sie gewaͤhren groͤßere Sicherheit, da sie durch eiserne Scheidewaͤnde in mehrere wasserdichte Faͤcher getheilt sind; sie bedingen eine nicht unbedeutende Ersparniß, indem sie weniger Reparaturen beduͤrfen; und sie gewaͤhren endlich bei gleicher Groͤße mehr Raum, indem ein hoͤlzernes Schiff von zu Fuß Breite im Inneren nur 27 Fuß 6 Zoll Weite hat, waͤhrend diese Weite an einem eisernen Boote 29 Fuß 6 Zoll betraͤgt. Ueber die Feuersbruͤnste in London im Jahr 1837. Hr. W. Baddeley liefert im Mechanics' Magazine seinen interessanten Jahresbericht uͤber die im Jahr 1837 ausgebrochenen Feuersbruͤnste. Wir ziehen fuͤr unsere Leser die wesentlichsten numerischen Daten aus. Die Zahl der Feuerlaͤrme belief sich im Ganzen auf 717; nach Abzug von 89 falschen Laͤrmen und nach Abzug von 127, welche durch Schornsteine, die in Brand kamen, veranlaßt wurden, bleiben noch 501, die sich nach den Monaten folgender Maßen vertheilen: Monate      Zahl derFeuersbruͤnste           Zahl der     Bruͤnste wobeiMenschen verungluͤkten.     Zahl derverungluͤkten   Personen. Feuerlaͤrme    wegen brennenderSchornsteine.    FalscheFeuerlaͤrme. Januar        34             3         4        15       9 Februar        39             0         0        15     10 Maͤrz        58             2         2        17       7 April        31             2         2        11       5 May        48             4         4          5       4 Junius        44             1         1          4     12 Julius        47             0         0          1       5 August        43             0         0        12       9 September        39             2         4        12       7 October        41             1         1          3     13 November        37             1         1        15       6 December        40             0         0        17       2 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Summa      501           16       19      127     89 Von den 501 wirklichen Bruͤnsten fuͤhrten 22 zu gaͤnzlicher Zerstoͤrung, 122 zu bedeutender Beschaͤdigung und 357 zu leichten Beschaͤdigungen der in Brand gerathenen Gebaͤude. Die Gesammtzahl der mehr oder weniger durch Feuer beschaͤdigten Gebaͤude belief sich auf. 600. Von den 22 gaͤnzlich zerstoͤrten Gebaͤuden waren 3 so weit entfernt, daß bei der Ankunft der Sprizen schon Alles in Brand stand; 7 waren ganz kleine Gebaͤude, die so zu sagen mit einem Male in Flammen aufgingen, und die uͤbrigen 12 enthielten groͤßtentheils hoͤchst brennbare Stoffe, wie Theer, Oel, Terpenthin u. dgl. Bei den 501 Bruͤnsten waren Gebaͤude und Mobiliar versichert in 173 Faͤllen; die Gebaͤude allein in 47; das Mobiliar allein in 76 Faͤllen; gar keine Versicherung fand in 205 Faͤllen Statt. An Montagen ereigneten sich 70, an Dienstagen 75, an Mittwochen 79, an Donnerstagen 74, an Freitagen 66, an Samstagen 61 und an Sonntagen 76 Bruͤnste. Deren Vertheilung nach Stunden war folgende: 1 Uhr.  2.  3.  4.  5.  6.  7.  8.  9. 10. 11. 12. Vormittag   32 24 18 16 12 13 12 16  5 13 17 17 Nachmittag   20 11 18 17 22 42 22 46 37 53 36 45 Aus den Nachforschungen uͤber die Entstehungsursachen ergaben sich folgende Resultate: Durch verschiedene groͤßten Theils unabwendbare Ursachen wurden veranlaßt   17 Durch Entzuͤndung der Kleider     7 Durch Entzuͤndung von Bettvorhaͤngen   47 Durch Entzuͤndung von Vorhaͤngen an den Fenstern   29 Durch verschiedene Unfaͤlle mit Kerzen   49 Durch offenbare Unvorsichtigkeiten     7 Durch Kinder, welche mit Feuer spielten   18 Durch Trunkenheit     2 Durch Feuer, welche auf Herden oder an ungeeigneten Orten angezuͤndet wurden     5 Durch Feuerfunken   10 Durch Feuerwerke     5 Durch verstopfte, fehlerhafte oder brennend gewordene Feuerzuͤge   53 Durch unvorsichtige Raͤucherungen     2 Durch uͤberhizte Ofen   12 Durch verschiedene Unfaͤlle mit Entweichen von Gas   25 Durch Unfaͤlle beim Gasanzuͤnden     6 Durch Schießpulver     3 Durch Lampen     3 Durch Troknen von Leinzeug am Feuer   48 Durch Zuͤndhoͤlzchenfabrication     8 Durch uͤberhizte oder fehlerhafte Oefen     3 Durch Entzuͤndung von Holzspaͤnen     8 Durch Selbstentzuͤndung von Lumpen     3 Durch Selbstentzuͤndung von Gerberlohe     1 Durch fehlerhafte oder uͤberhizte Ofenroͤhren   28 Durch Trokenoͤfen     8 Durch Tabakrauchen     3 Durch Anwendung von Feuerhize in verschiedenen Gewerben   22 Durch Brandstiftung     5 Verdaͤchtig     7 Unbekannt   57 –––– 501 Was die Vertheilung der Bruͤnste nach gewissen Gebaͤuden und Gewerben betrifft, so war dieselbe im Jahr 1837 wie folgt: In Privatwohnungen brachen aus 187     Bei Messing- und Eisengießern 4 In Miethgebaͤuden   34     Bei Buchdrukern 4 Bei licentirten Speisewirthen   28     Bei Talgfabrikanten und Seifensiedern 4 In Kauflaͤden und Bureaux   23     Bei Schneidern 4 Bei Oehl- und Farbenhaͤndlern   16     Bei Barken- und Schiffbauern 3 In Tuch- und Schnittwaarenhandlungen   14     Bei Bierwirthen 3 Bei Zimmerleuten u. Holzarbeitern   12     Bei Troͤdlern u. Kleiderhaͤndlern 3 Bei Zuͤndhoͤlzchenfabrikanten   10     Bei Farbenfabrikanten 3 In Staͤllen   10     Bei Kornhaͤndlern 3 Bei Baͤkern     8     Bei Lederbereitern 3 Bei Schreinern     8     Bei Theerdestillateurs 3 Bei Gewuͤrz- und Theehaͤndlern     8     Bei Paͤchtern 3 Bei Haͤndlern mit Marinerequisiten     5     Bei Feuerwerkern 3 Bei Zinngießern, Gelbgießern und Schmieden     5     In Gaswerken 3 In unbewohnten Gebaͤuden     5     Bei Wascherinnen 3 Bei Apothekern und Materialisten     4     Bei Fabrikanten von Musikinstrumenten 3 In Bordellen     4     In Magazinen 3 Bei Buchhaͤndlern, Buchbindern und     4     Bei Kerzenhaͤndlern 2 Schreibmaterialhaͤndlern     Bei Kaͤsehaͤndlern 2 Bei Wagenfabrikanten     4     In Kaffeehaͤusern 2 Bei Destillateurs     4     Bei Kuͤrschnern 2 In Gasthaͤusern     4     Bei Hutmachern 2 Bei Malern und Glasern     2     Bei Lakirern 1 Auf Schiffen     2     Bei Lampenschwarzfabrikanten 1 Auf Dampfschiffen     2     Bei Papierfabrikanten 1 Bei Tabakfabrikanten     2     Bei Pfandverleihern 1 In Haͤusern, welche Reparaturen unterlagen     2     Bei Drukerschwaͤrzfabrikanten 1 Bei Firnissfabrikanten     2     An oͤffentlichen Belustigungsorten 1 Bei Wein- u. Branntweinhaͤndlern     2     Bei Seilern 1 In Badhaͤusern     1     Bei Staͤrkmachern 1 Bei Baumeistern     1     Auf Dampfmuͤhlen 1 Bei Wagenschmierfabrikanten     1     Bei Russhaͤndlern 1 Bei Kaffeeroͤstern     1     Bei Haͤndlern mit geraͤuchertem Fleische 1 Bei geheimen Branntweinbrennern     1     Bei Gerbern 1 In den Magazinen der Doks     1     In Theatern 1 Bei Federhaͤndlern     1     Bei Bauholzhaͤndlern 1 Bei Teppichfabrikanten     1     Bei Tapezirern 1 In Hotels     1     In Arbeitshaͤusern 1 Am Schluͤsse seines Berichtes gibt Hr. Baddeley eine Beschreibung von der großen schwimmenden Feuersprize, welche die Londoner Loͤschcompagnie auf der Themse errichtete, und welche an der Southwark-Bruͤke stationirt ist. Diese aus drei Sprizen bestehende, von Hrn. Tilley gebaute Maschine treibt mit vollstaͤndiger Bemannung und einem 1 1/2 zoͤlligen Mundstuͤke mehr dann 100 Fuß hoch, und ergießt in jeder Minute vier Tonnen Wasser. Sie aͤußerte ihre Wirksamkeit zum ersten Male bei dem Brande an der Davis's Werfte und zwar mit bestem Erfolge. Ueber einen verbesserten Regulator fuͤr die Geblaͤse der Hohoͤfen berichtet Hr. Feburet, Huͤttenmeister in Auxonne, im Mémorial encyclopédique, April 1838, S. 220 Folgendes. „Praktiker und Theoretiker sind seit langer Zeit daruͤber einig, daß die Wasserregulatoren fuͤr die Geblaͤse der Hohoͤfen und der Huͤttenwerke die besten waren, wenn der Wind auf dem Durchgange durch dieselben nicht zu viel Feuchtigkeit aufnaͤhme, was dem Gange des Hohofens sehr nachtheilig wird. Ich hatte Gelegenheit, an den Hohoͤfen in Dole am Jura die Wirkung des Reibungsregulators mit jener des Wasserregulators zu vergleichen, und habe mich uͤberzeugt, daß lezterer weit besser ist, wenn er den gehoͤrigen Rauminhalt hat, z.B. einen 25 Mal groͤßeren als der Geblaͤscylinder. Der Reibungsregulator hat allerdings das voraus, daß er trokenen Wind gibt; allein er liefert den Wind nie so regelmaͤßig, sondern stoßweiße; auch unterliegt er haͤufigen Reparaturen, und es ist eine bestaͤndige sorgfaͤltige Beaufsichtigung noͤthig, was Alles bei dem Wasserregulator, der, wenn er ein Mal aufgestellt ist, nicht leicht in Unordnung kommt, nicht der Fall ist. Es war demnach nur ausfindig zu machen, wie dem Wasserregulator die uͤble Eigenschaft, nassen Wind zu geben, benommen werden koͤnnte. Ich erreichte diesen Zwek vollkommen dadurch, daß ich auf das im Regulator befindliche Wasser eine 2 Zoll hohe Schichte Oehl brachte, wodurch die Luft verhindert wird mit dem Wasser in Beruͤhrung zu kommen. Mein Regulator arbeitet mit solcher Regelmaͤßigkeit, daß er bei einem Druke von 30 bis 36 Linien Queksilber mit einer Duͤse von 30 Linien Weite kaum eine Schwankung von einer halben Linie erleidet. Mehrere Kenner, die weinen Apparat besahen, versicherten, daß ihnen noch kein besserer vorgekommen.“ Ueber eine Ursache des Losgehens der Percussionsflinten. Im Temps ward kuͤrzlich von einem toͤdtlich abgelaufenen Ungluͤksfalle berichtet, der sich dadurch ereignete, daß eine Jagdflinte, an welche die Zuͤndkapsel vor dem Laden gestekt wurde, beim Laden losging, obschon auf die Kapsel direct kein Stoß oder Schlag ausgeuͤbt wurde. Die Explosion ward naͤmlich durch den Druk der Luft, der beim Laden im Laufe erzeugt wurde und auf die Zuͤndkapsel wirkte, hervorgebracht, gleichwie im bekannten pneumatischen Feuerzeuge ebenfalls Entzuͤndung zu Stande kommt. Es ist Jemandem, der eigens hieruͤber Versuche anstellte, schon beim zweiten Male gelungen, eine Flinte auf diese Weise losgehen zu machen. Da viele Jaͤger die uͤble Gewohnheit haben, daß sie die Zuͤndkapsel vor dem Laden des Laufes aufsteken, so kann vor den uͤblen Folgen, die daraus entstehen koͤnnen, nicht genug gewarnt werden. Wir muͤssen uͤbrigens bei dieser Gelegenheit auch darauf aufmerksam machen, daß man haͤufig glaubt, allen Gefahren vorgebeugt zu haben, wenn man an Flinten, die man geladen nach Hause bringt, die Kapsel abnimmt. Dem ist jedoch keineswegs so; denn viele Kapseln, namentlich die sogenannten Bombes cannelées, lassen Spuren eines weißlichen Pulvers zuruͤk, welches aus Knallpulver besteht und durch den leisesten Schlag auf den Piston die Flinte zum Losgehen bringen kann. (Mémorial encyclopédique. April 1838.) Whitfield's unausloͤschliche Tinte. Die unausloͤschliche, sogenannte Sicherheitstinte, auf welche sich Robert Whitfield, Genleman von den Hercules-Buildings in der Grafschaft Surrey, am 14. Novbr. 1837 ein Patent ertheilen ließ, wird nach dem London Journal Jun. 1838, auf folgende merkwuͤrdige Weise bereitet. Der Patenttraͤger vermengt in verschiedenen Verhaͤltnissen: Leinoͤhl, Kokosnußoͤhl, venetianischen Terpenthin, Ochsenblut, Zuker, Koͤrnerlak, fein gestoßenes arabisches Gummi, gestoßenen Leinsamen und Baumwollenkoͤrner, fein gepuͤlverte Holzkohle, Granataͤpfelschalen, Aleppogallaͤpfel, Gummikino, Kautschukaufloͤsung, besten Syrup, Pergamentschnizel, gebranntes Horn, bestes Bein- und Antwerpner Schwarz, indischen Borax, blausaures Kali, fein gepuͤlverten besten Leim, Hasel- und Wallnußschalen. Alle diese Ingredienzen werden in einem großen eisernen Tiegel 10 Minuten lang gekocht und dann durch Umruͤhren mit einem rothgluͤhenden Eisen in Brand gestekt und bis zur Verzehrung des Oehles in diesem belassen. Der dabei aufsteigende Rauch wird in einem uͤber den Tiegel gestuͤrzten kegelfoͤrmigen Gefaͤße aus Eisenblech gesammelt, worin er sich als Ruß anlegt. Der Ruß wird nach beendigter Verbrennung des Oehles gesammelt; der im Tiegel gebliebene, den Waͤnden anhaͤngende Ruͤkstand wird herausgekrazt und auf einem Steine zu einem unfuͤhlbaren Pulver abgerieben. Ein Pfund der auf diese Weise erzielten Producte wird mit einem Gallon heißen Wassers, dem ein Quart Weinessig zugesezt worden ist, mit einer kleinen Quantitaͤt fein gestoßenem arabischem Gummi, eben so viel Gummilak, mit einigen Aleppogallaͤpfeln und einer geringen Menge Blauholzspaͤnen versezt und gegen 10 Minuten lang in einem eisernen Gefaͤße gesotten, worauf man die Masse in seichte, eiserne Gefaͤße ausgießt, und drei Wochen lang dem Einflusse der atmosphaͤrischen Luft ausgesezt laͤßt! Ueber Anwendung des Gift- und Maulbeerbaumes zum Gelbfaͤrben auf Wolle. Hr. Prof. Cantu in Turin berichtet im Calendario georgico della reale società agraria di Torino 1837 uͤber einige Versuche, welche er uͤber die Benuzung der frischen Blaͤtter des Giftbaumes (Rhus Toxicodendron), des Sumachs (Rhus Coriaria), und des philippinischen oder vielstaͤngeligen Maulbeerbaumes (Morus cucullata) zum Gelbfaͤrben anstellte. Er kochte 8 Theile frische Giftbaumblaͤtter eine halbe Stunde lang mit einer hinreichenden Menge Wassers; sezte dem abgegossenen Absude einen Theil Alaun und einen Theil Zinnsalzaufloͤsung, welche er sich mit 4 Theilen Salzsaͤure und 3/4 Zinn bereitet hatte, zu; ließ die gebleichte Wolle 3/4 Stunden darin sieden, und ließ sie uͤberdieß noch nach Beseitigung des Feuers 12 Stunden lang in der Farbbruͤhe. Die Wolle bekam dadurch eine schoͤne goldgelbe Farbe, welche der Sonne und dem Seifenwasser sehr gut widerstand. Frische Sumachblaͤtter gaben der Wolle bei gleichem Verfahren ein schoͤnes lebhaftes Orange, und frische Maulbeerblaͤtter ein schoͤnes helles Gelb, welches dem Waugelb in nichts nachstand. Wir haben hiezu nur zu bemerken, daß schon Dambourney den Giftbaum als Faͤrbemittel benuzte; daß das Faͤrben mit Sumach, Fustel und anderen Arten von Sumach noch laͤnger bekannt ist; und daß das Gelbholz endlich gleichfalls einer Art von Maulbeerbaum (Morus tinctoria) angehoͤrt. (Journal de Pharmacie, April 1838.) Ueber die Aufloͤsung des Gummi elasticum (Kautschuk) in Fetten und Oehlen, um Leder wasserdicht zu machen. An verschiedenen Orten sind dem Publicum Aufloͤsungen von Kautschuk zum Kaufe angeboten worden, zu dem Zweke, Leder und andere biegsame Stoffe wasserdicht zu machen. Diese Aufloͤsungen erfuͤllen auch den versprochenen Zwek, jedoch nicht alle, und auch die besseren nicht im Verhaͤltnisse des Preises, um den sie mit großen Anpreisungen in die Welt geschikt werden. Die Meisten, welche sich mit diesem Gegenstand beschaͤftiget haben, glaubten schon am Ziele ihrer Bestrebungen zu seyn, wenn es ihnen gelang, das Gummi elasticum in eine fluͤssige Verbindung zu bringen. Allein dieß ist ein Irrthum, denn es gibt solche Aufloͤsungen, welche zwar im ersten Augenblike das Leder vollkommen wasserdicht machen, spaͤter aber demselben eine solche Steifigkeit und Sproͤdigkeit ertheilen, daß die daraus verfertigten Fußbekleidungen ganz unbrauchbar werden, ja sogar durch Brechen einem vorzeitigen Zerstoͤren entgegeneilen. Unter allen Fetten und Oehlen, welche dem Leder am besten zusagen, sind wohl das Schweineschmalz und der Bergerthran die vorzuͤglicheren, weil sie das Leder geschmeidig und weich, also auch dauerhaft erhalten. Schweineschmalz loͤset den Kautschuk leicht und in geringer Hize auf, ohne selbst etwas durch diese zu leiden, dagegen Bergerthran einer sehr gesteigerten Temperatur zur Aufloͤsung des Kautschuks bedarf, welche große Hize einen Theil des Thrans verkohlt, ihm also die markichte Consistenz raubt und ihm so den groͤßten Theil seiner Zwekdienlichkeit benimmt. Kautschuk und Schweineschmalz zu gleichen Theilen aufgeloͤst, dann mit warmem Bergerthran beliebig verduͤnnt, ist nach den vorgenommenen Versuchen die beste Art, den Kautschuk zur Verdichtung und Erhaltung des Leders anzuwenden. Die Aufloͤsung geschieht uͤber einem maͤßigen Kohlenfeuer in einem durch einen Dekel verschließbaren irdenen oder gußeisernen Gefaͤße. Man laͤßt den Dekel darauf sizen und untersucht nur von Zeit zu Zeit mit einem Holzstaͤbchen, ob die Aufloͤsung stattgefunden hat, welches an dem Verschwinden der Kluͤmpchen leicht zu bemerken ist. Die Einreibung der Aufloͤsung geschieht warm, nachdem das Leder zuvor mit lauwarmem Wasser abgewaschen und oberflaͤchlich wieder troken geworden ist. Bei dieser Aufloͤsung ist es die Absicht, das Austroknen derselben zu verhindern, damit das Leder dadurch fortwaͤhrend weich und biegsam erhalten wird. In andern Faͤllen aber wuͤnscht man das Entgegengesezte, naͤmlich wenn duͤnne Gewebe damit bestrichen werden sollen, bei welchen ungeachtet der groͤßern Haͤrte, die der Faden dadurch erhaͤlt, doch kein Brechen zu befuͤrchten ist. In diesem Falle muß man Talg, Schweineschmalz, Thran und gewoͤhnliches Oehl ganz vermeiden. Man schwellt alsdann den Kautschuk in Terpenthinoͤhl oder weißem Steinoͤhl auf, allenfalls durch Waͤrme unterstuͤzt, und loͤst nun die aufgequollene Masse in Leinoͤhl, welches auf die bekannte Weise mit Bleiglaͤtte gekocht worden ist. Dieß geschieht uͤber einem guten Kohlenfeuer, wobei man die Vorsicht gebrauchen muß, daß nicht etwa die aus der Mischung aufsteigenden Daͤmpfe des aͤtherischen Oehls von der Flamme ergriffen werden koͤnnen. Sobald die Aufloͤsung des Klumpen vollstaͤndig stattgefunden hat, verduͤnnt man die Loͤsung mit Terpenthinoͤhl bis zu einer beliebigen Duͤnne und traͤgt sie nachher mit einem Pinsel auf. Diese Aufloͤsung troknet an der Luft vollstaͤndig zu einem glaͤnzenden Ueberzuge aus und wird so fest, daß sie selbst mit dem warmen Finger eine Zeit lang beruͤhrt nicht mehr an demselben klebend haftet. (V. d. G. V. in Coblenz.) Ueber die sogenannte Desoxydirung des Wassers, des Bieres, des Weines, des Ciders und anderer gegohrner Getraͤnke. Unter den zahllosen Erfindungen, welche in neuerer Zeit in Frankreich gleich Pilzen auftauchen, gehoͤrt zu den merkwuͤrdigeren die sogenannte Desoxydirung des Wassers, des Bieres, des Weines, des Ciders und verschiedener anderer Getraͤnke, womit der Erfinder, Hr. J. D. Kruͤger von Cette, diese Getraͤnke aller Art gesuͤnder machen, verbessern, und fuͤr eine unbestimmt lange Zeit haltbar machen will. Das franzoͤsische Ministerium hat sich bereits von der Académie de Médecine einen Bericht hieruͤber erstatten lassen, in welchem die aus den HHrn. Robiquet, Gueneau, de Mussy und Pelletier zusammengesezte Commission im Wesentlichen Folgendes niederlegte: 1) das Verfahren, dem Hrn. Kruͤger die Getraͤnke unterwirft, um ihnen die Eigenschaft der freiwilligen sauren oder faulen Gaͤhrung zu widerstehen zu geben, beruht auf positiven Erfahrungen, so daß die Arbeiten, denen sich der Erfinder seit langer Zeit in der Absicht eine leicht anwendbare Aufbewahrungsweise der Getraͤnke ausfindig zu machen, mit Erfolg unterzog, Aufmunterung verdienen. 2) aus der Eigenschaft, dem Sauerwerden auch unter den hiezu guͤnstigsten Umstaͤnden kraͤftig zu widerstehen, folgt nothwendig die Moͤglichkeit, diese Fluͤssigkeiten fuͤr lange Seereisen und unter den verschiedensten Klimaten aufzubewahren. – Unter den Versuchen, welche die genannte Commission anstellte, hebt die France industrielle, aus der wir gegenwaͤrtigen Artikel entlehnen, nur folgende hervor. Vier Liter Wein von Beaune wurden in den Apparat des Hrn. Kruͤger gebracht; nach sechstaͤgigem Aufenthalte in diesem glich er der Farbe und dem Geschmake nach altem Rhoneweine; er war vollkommen klar und hatte nicht nur Nichts von seinem Alkohol-Gehalte verloren, sondern durch Beendigung der Gaͤhrung sogar noch daran gewonnen. Eine Neige dieses desoxydirten Weines in einer Flasche bei einer Temperatur von 15° in einem Zimmer der Luft ausgesezt, blieb 8 Tage, ohne truͤb oder saͤuerlich zu werden. Derselbe Wein truͤbte sich, wenn er nicht desoxydirt worden war, unter gleichen Umstaͤnden schon nach 3 Tagen, wurde schimmelig, und war nach 8 Tagen vollkommen in Essig verwandelt. – Schlechter, kaum trinkbarer Wein aus der Gegend von Paris wurde durch die Desoxydation strohgelb, waͤhrend er fruͤher rothgrau war; er verlor bedeutend an Saͤure und glich weißem Weine, so daß Hr. Pelletier glaubt, daß die schlechten Pariser Weine durch das Kruͤger'sche Verfahren trinkbar gemacht werden koͤnnten. – Auf Bier angewendet schien das neue Verfahren der Commission eine große Ersparniß in den Fabricationskosten zu bedingen, und dabei gute gesunde Biere, welche sich unbestimmt lange Zeit aufbewahren lassen, zu liefern. – Wasser endlich haͤlt sich, wenn es der Desoxydirung unterlegen ist, gleichfalls sehr lange Zeit, was fuͤr die Verproviantirung von hoͤchster Wichtigkeit ist. Hr. Kruͤger, ehemaliger Kaufmann und hannoverscher Consul, wohnhaft in Paris, rue Jacob, No. 23, besizt ein Patent fuͤr 15 Jahre, und hat die Absicht, an die Person gebundene, nicht uͤbertragbare Autorisationen zur Benuzung seiner Methoden an Pharmaceuten, Branntweinbrenner, Braͤuer, Weinhaͤndler, Weinbergbesizer, Chemiker, Faͤrber, Druker etc. zu verkaufen. – Wir hoffen, spaͤter den erwaͤhnten Bericht uͤber diese sonderbare Erfindung ausfuͤhrlich mittheilen zu koͤnnen, und enthalten uns einstweilen eines jeden Urtheiles hieruͤber. Hrn. Decaisne's Beobachtungen uͤber den Krapp. Der ruͤhmlich bekannte Botaniker, Hr. Decaisne, hat in einer Abhandlung, welche im Jahre 1837 von der Akademie in Bruͤssel mit dem Preise gekroͤnt wurde, die anatomischen und physiologischen Beobachtungen, welche er uͤber die Krappflanze anstellte, niedergelegt. Es hat sich ihm aus seinen Forschungen ergeben, daß saͤmmtliche, aus den Krappwurzeln gezogenen unmittelbaren Bestandtheile nur chemische Verbindungen eines und desselben, in der ganzen Pflanze ungleich vertheilten Productes sind. Er glaubt, daß aus diesem Saze vortheilhafte Modificationen der Behandlungen, denen man den Krapp vor seiner Anwendung in der Faͤrberei unterwirft, hervorgehen duͤrften. Hr. D. hat den Krappbau im suͤdlichen Frankreich studirt, und ist dabei zu Resultaten gekommen, die fuͤr die Verpflanzung dieser Kultur in noͤrdliche Klimate von großem Belange seyn duͤrften. (Mémorial encyclopédique. April 1838.) Loiseleur-Deslonchamps's Methode Obst aufzubewahren. Hr. Loiseleur-Deslonchamps's hat die Preisaufgabe geloͤst, welche die Gartenbaugesellschaft fuͤr Aufbewahrung des Obstes ausschrieb. Seine Methode beruht auf der Anwendung einer kuͤnstlichen Kaͤlte, um die Reife der Fruͤchte zu verspaͤten und auf einem Stillstande zu erhalten. Er ließ sich zu diesem Zweke Buͤchsen aus Zink von einem Fuß Hoͤhe auf 6 Zoll im Gevierte machen, die er mit einem Dekel aus demselben Metalle schließen konnte. Er wikelte seine Birnen Stuͤk fuͤr Stuͤk in Filtrir- oder sogenanntes Josephpapier und hierauf in gewoͤhnliches graues Fließpapier. Die eingewikelten Birnen legte er schichtenweise in die Buͤchsen, welche gewoͤhnlich in 4 bis 5 Schichten 18 bis 20 Stuͤk Birnen faßten. Die gefuͤllten Buͤchsen brachte er, nachdem er die Fugen des Dekels mit starkem Papiere luftdicht verschlossen hatte, in eine hoͤlzerne Kiste, die er in einem Eiskeller unmittelbar auf das Eis sezte. Nach 6 Monaten waren Butterbirnen, die auf diese Weise aufbewahrt worden sind, so frisch und schmakhaft, als wenn sie eben erst gepfluͤkt worden waͤren. (Echo du monde savant, No. 18.) Ueber die Befoͤrderung des Keimens der Pflanzen durch Alkalien. Hr. Braconnot untersuchte eine Fluͤssigkeit, von der man ihm die Kraft, die Vegetation zu befoͤrdern, ruͤhmte. Er fand, daß man sich dieselbe sehr leicht bereiten koͤnne, wenn man ein Gemenge aus 4 Grammen gehakten Fleisches, 1 1/2 Grammen kaͤuflicher Potasche und einem Liter Wasser der Faͤulniß uͤberlaͤßt. – Es reihen sich hieran die Versuche des Hrn. Matteucci, der den Pffanzenkeim als ein elektro-negatives System, welches die Alkalien anzieht und die Saͤuren abstoͤßt, betrachtet. Dieser Physiker baute sich, um zu erfahren, ob das Keimen durch kuͤnstliche Elektricitaͤt beguͤnstigt oder aufgehalten werden koͤnnte, eine Saͤule aus 10 Paar Kupfer- und Zinkplatten, und brachte sowohl den positiven, als den negativen Pol mit befeuchteten Linsenkoͤrnern in Beruͤhrung. Die Linsen am negativen Pole kamen hiebei bald zum Keimen, waͤhrend sich an jenen am positiven Pole erst viel spaͤter Keimung zeigte. Diese Erscheinung brachte Hrn. M. auf die Idee, daß die am negativen Pole bemerkbare Wirkung vielleicht nur dem an diesem Pole sich ansammelnden Alkali zuzuschreiben seyn duͤrfte; und dieß ward denn auch durch die Erfahrung bestaͤtigt. Es wurde naͤmlich eine Portion Linsen in Wasser gebracht, dem man etwas Essig zugesezt hatte, und eine andere Portion in Wasser, welches mit etwas Potasche versezt worden war. An lezteren war die Keimung nach 30 Stunden schon sehr weit vorgeschritten, waͤhrend sie an ersteren selbst nach einem Monate noch gar keine Fortschritte gemacht hatte. Es scheint demnach, daß eine aͤußerst verduͤnnte alkalische Aufloͤsung, der einige thierische Substanzen, wie Blut, Fleisch u. dergl. beigemengt worden sind, allerdings das Keimen bedeutend beguͤnstigen kann. (Mémorial encyclopédique. April 1828.) Ueber die Vertilgung der Engerlinge. Man klagt in diesem Jahre in einigen Gegenden Frankreichs uͤber die außerordentlichen Verheerungen, welche von den Engerlingen angerichtet werden. Viele Felder sind ganz verwuͤstet, und ganze Gemeinden pfluͤgen ihre Grundstuͤke um, um hiebei die zu Tage kommenden Larven zu sammeln und zu zerstoͤren. Man gedenkt Buchweizen in diese Felder zu bauen, da dieser von diesem Ungeziefer nicht angegangen werden soll. Ein Gaͤrtner, der sich hauptsaͤchlich mit der Erdbeercultur abgibt, und dessen Betten fruͤher auch großen Schaden litten, gab vor der Société d'horticulture an, daß er sich auf folgende Weise vor jenen boͤsen Gaͤsten schuͤzt. Er graͤbt seine Betten waͤhrend der Winterszeit 10 bis 12 Zoll tief aus, und wirft die Erde zu beiden Seiten. In den ausgegrabenen Grund bringt er eine 3 bis 4 Zoll tiefe Schichte trokener Baumblaͤtter, auf die dann die Erde geworfen wird, in die er die Erdbeeren pflanzt. Die Engerlinge, welche sich im Winter tiefer als in die angegebene Tiefe vergraben, sind nach seiner Erfahrung nicht im Stande die Blaͤtterschichte zu durchdringen. Diese Schichte muß jedoch alle drei Jahre erneuert werden. (Echo du monde savant.)