Titel: | Ueber die Mittel zur Entdekung des Kartoffelsazmehles und des Mehles der Hülsenfrüchte im Weizenmehle. Von Hrn. Cavalié, Apotheker der Marine in Toulon. |
Fundstelle: | Band 69, Jahrgang 1838, Nr. LXII., S. 303 |
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LXII.
Ueber die Mittel zur Entdekung des
Kartoffelsazmehles und des Mehles der Huͤlsenfruͤchte im Weizenmehle. Von
Hrn. Cavalié,
Apotheker der Marine in Toulon.Hr. Cavalie erhielt fuͤr seine Abhandlung im
Jahre 1836 von Seite der Gesellschaft eine silberne Medaille zuerkannt. A. d.
O.
Aus dem Bulletin de la Société
d'encouragement. Januar 1838, S. 19.
Cavalié, uͤber Ausmittelung des
Kartoffelstaͤrkmehls im Weizenmehle.
Die zur Loͤsung ausgeschriebene Preisaufgabe zerfaͤllt in die Entdekung
des Kartoffelsazmehles und in jene des Mehles der Huͤlsenfruͤchte.
I. Von der Entdekung des
Kartoffelsazmehles.
Ich habe in einer Reihe von Jahren, welche ich diesem Gegenstande widmete, eine Menge
von Versuchen angestellt, bis ich eine Methode ausfindig machte, welche entsprach,
und von der ich uͤberzeugt bin, daß sie auch anderen entsprechen
duͤrfte. Ohne die vergebens vorgenommenen Versuche mehr zu beruͤhren,
will ich sogleich zur Eroͤrterung meines Verfahrens uͤbergehen.
§. 1. Grundlagen der
Untersuchungsmethode.
Es ist wirklich zu verwundern, daß unter den vielfachen, verschiedenen Mitteln,
welche bereits zur Erkennung des Sazmehles im Weizenmehle vorgeschlagen wurden,
die Wirkung der Alkalien ganz unbeachtet blieb, obschon sie genau
gepruͤft allerdings sehr geeignet erscheint, die Aufmerksamkeit auf sich
zu ziehen.
Die meisten Schriftsteller in der Chemie beschraͤnkten sich auf die
Bemerkung, daß sowohl das Stark- als auch das Sazmehl in alkalisirtem
Wasser aufloͤslich seyen; einigeThénard's Chemie, 5te Aufl., Bd.
IV. druͤken sich bestimmter dahin aus, daß das Kartoffelsazmehl in
sehr verduͤnnten Kalilaugen aufloͤslich ist. Begierig, mich hievon
zu uͤberzeugen, schuͤttelte ich Sazmehl mit Wasser, dem etwas
Aezkali zugesezt worden war, und erhielt dadurch eine gallertartige Masse, in
der das Sazmehl gaͤnzlich aufgeloͤst zu seyn schien.
Staͤrkmehl dagegen gab mir bei gleicher Behandlung nur eine
consistenzlose, milchige Fluͤssigkeit, aus der sich das Staͤrkmehl
beim Stehenlassen abschied.
Dieß erwekte in mir die HoffnungHoffnuug, hierin das Mittel zur Entdekung des Sazmehles im Weizenmehle gefunden
zu haben; denn aus Allem konnte man schließen: 1) daß die Consistenz des Mehles
bei dessen Behandlung mit dem Alkali um so bedeutender wuͤrde, je mehr
Sazmehl es enthielte, und daß es leicht seyn duͤrfte, zwischen dem Grade der
erlangten Consistenz und der Quantitaͤt Sazmehl ein Verhaͤltniß
herzustellen. 2) daß eine sehr schwache Alkaliaufloͤsung vielleicht das
Sazmehl aufloͤsen duͤrfte, ohne auf das Staͤrkmehl zu
wirken. Ich verfolgte diese Idee durch Versuche weiter, und die Resultate, zu
denen ich gelangte, sind es, die ich hier angeben will.
Verdikung des Sazmehles durch die Alkalien. Meine
erste Sorge war die Wahl des zwekmaͤßigsten Alkali's, wobei ich fand, daß
das Kali hier kraͤftiger wirke als das Natron. Hierauf suchte ich die zur
Erzielung des deutlichsten Resultates guͤnstigsten Verhaͤltnisse
des Alkali's und des Mehles auszumitteln, wobei ich nach zahlreichen Versuchen
bei folgenden Quantitaͤten stehen blieb.
1. Wenn man ein 2 Gramme Wasser fassendes Maaß mit Sazmehl fuͤllt; wenn
man es dann in ein weithalsiges Flaͤschchen mit eingeriebenem
Stoͤpsel leert, und in diesem mit 20 Grammen einer
Aezkaliaufloͤsung von einem
Araͤometergrade uͤbergießt, so wird man durch Schuͤtteln
des verpfropften Flaͤschchens in weniger dann einer Minute eine
durchscheinende Masse erhalten, welche so dik ist, daß sie nicht ausfließt, wenn
man das Flaͤschchen umstuͤrzt, und in welcher das Sazmehl
aufgeloͤst zu seyn scheint.
2. Ein gleiches Maaß Staͤrkmehl auf gleiche Weise behandelt bleibt
unaufgeloͤst und die Fluͤssigkeit erlangt keine merklich
hoͤhere Consistenz.
3. Derselbe Versuch unter gleichen Umstaͤnden mit Mehl wiederholt gibt
eine Fluͤssigkeit, welche zwar etwas weniger duͤnn ist, als die
mit Staͤrkmehl erzielte, die aber doch mit groͤßter Leichtigkeit
fließt.
Da diese Versuche immer gleiche Resultate gaben, so war nur das
Verhaͤltniß der Consistenz zu der Menge des Sazmehles zu erforschen. Von
den Mitteln, deren ich mich hiezu bediente, will ich nur eine Andeutung geben.
Das erste bestand darin, daß ich die Fluͤssigkeit waͤhrend einer
bestimmten Dauer durch eine enge Oeffnung fließen ließ; die durchgelaufene, in
eine graduirte Roͤhre fallende Fluͤssigkeit deutete den Grad der
Consistenz an. Das zweite Mittel dagegen beruhte darauf, daß consistente
Koͤrper um so langsamer von einem gewichtigen Koͤrper durchdrungen
werden, je groͤßer ihre Consistenz ist.
Diese beiden Mittel gaben mir ziemlich genaue Resultate, wenn ich sie zur
Berechnung des Sazmehlgehaltes gewisser, im Voraus bereiteter Gemenge benuzte,
so lange ich diese Resultate mit jenen verglich, die dasselbe Mehl, womit die
Gemenge bereitet worden sind, gaben. Anders verhielt sichs jedoch, als ich
andere Mehlsorten probirte; denn da ergab sich mir, daß verschiedene Mehlsorten
durch die Einwirkung
des alkalischen Wassers eine verschiedene Consistenz bekommen, und daß einige
Mehle selbst eine Verdikung erzeugten, die sonst nur einem Gemenge mit 10 und 15
Proc. Sazmehl eigen war. Die Nichtigkeit, welche hieraus fuͤr diese
Versuche hervorging, schien mir theils durch den verschiedenen Klebergehalt
mancher Mehle, theils aber auch durch einen mehr oder minder bedeutenden
Wassergehalt bedingt.
Wenn nun die angefuͤhrten Versuche auch nicht dem Zweke, zu dem sie
unternommen wurden, entsprachen, so sind sie doch nicht ohne Interesse. Sie
gestatten naͤmlich: 1) die leichteste Unterscheidung des
Staͤrkmehles vom Sazmehle, indem lezteres bei der angegebenen Behandlung
in eine consistente Masse verwandelt wird, waͤhrend ersteres in der
Fluͤssigkeit nur schwebend erhalten wird und sich aus ihr wieder
abscheidet; und sie gestatten 2) die Entdekung von Staͤrkmehl und Mehl im
Sazmehle. Die Verfaͤlschung des Sazmehles mit Mehl oder Staͤrkmehl
wird zwar nicht haͤufig vorkommen; doch aber ist sie moͤglich,
indem es Orte gibt, wo das Sazmehl theurer ist als Mehl von erster
Qualitaͤt. Zu ihrer Entdekung brauchte man die fragliche Substanz nur der
oben angegebenen Behandlung zu unterwerfen; ist sie rein, so wird man eine stets
durchsichtige Masse bekommen; ist sie mit Staͤrkmehl oder Mehl versezt,
so wird die Masse um so undurchsichtiger und weißlicher ausfallen, je
staͤrker ihr Mehlgehalt ist.
Aufloͤsung des Sazmehles durch die Alkalien.
Da mir das Dikwerden nur Resultate von geringer Genauigkeit gab, so erprobte ich
die aufloͤsende Wirkung des Alkali's. Von den in dieser Hinsicht
vorgenommenen Versuchen fuͤhre ich nur folgende drei an:
1. Ein 2 Gramme Wasser fassendes Maaß Sazmehl ward in einem Flaͤschchen
mit eingeriebenem Stoͤpsel mit 20 Grammen einer Fluͤssigkeit in
Beruͤhrung gebracht, welche aus drei Theilen Wasser und einem Theile
fluͤssigen Aezkali's von 1° bestand. Nachdem die Masse drei
Minuten lang geschuͤttelt worden war, ward ein Theil der filtrirten
Fluͤssigkeit mit einigen Tropfen Essigsaͤure gesaͤuert, und
dann mit einer sehr verduͤnnten geistigen Jodaufloͤsung
gepruͤft. Es zeigte sich hiebei keine Faͤrbung.
2. Derselbe Versuch unter gleichen Umstaͤnden mit Mehl angestellt
beurkundete eine sehr merkliche Faͤrbung.
3. Staͤrkmehl auf gleiche Weise behandelt gab eine Fluͤssigkeit,
welche farblos blieb.
Diese Versuche nahmen alle Aussichten auf ein guͤnstiges Resultat, obwohl
die Theorie zu ganz anderen Erwartungen berechtigte. Es war in der That schwer
erklaͤrlich, warum das Sazmehl in fluͤssigem Kali von 1 Grade eine dike
Masse bildet, und sich in einer schwaͤcheren alkalischen
Fluͤssigkeit gar nicht aufloͤst, waͤhrend das Mehl, welches
in dem Kali zu 1 Grade so wenig an Consistenz gewinnt, sich in der
schwaͤcheren Fluͤssigkeit zum Theil aufloͤst. Sollte diese
bis jezt unerklaͤrbare Anomalie vielleicht daher kommen, daß sich in dem
Mehle so zarte Staͤrkmehltheilchen befinden, daß sie der Wirkung des
Aufloͤsungsmittels nachgeben; oder etwa daher, daß sich einige
Staͤrkmehltheilchen unter der guͤnstigen Mitwirkung des Klebers
aufloͤsen? Nur weiter fortgesezte Versuche koͤnnen die
gehoͤrige Aufklaͤrung hieruͤber geben.
In meinen Erwartungen getaͤuscht gab ich meine Versuche auf, um sie nach
Ablauf von 8 Monaten neuerdings wieder aufzunehmen, indem mir die Idee kam, ob
der alkalischen Fluͤssigkeit nicht allenfalls irgend eine Substanz,
welche deren Wirkung modificirt, zugesezt werden koͤnnte. Nach vielfachen
Versuchen glaubte ich in dem Zusaze, einer gewissen Menge Alkohol ein
kraͤftiges Huͤlfsmittel gefunden zu haben, so daß ich nach vielem
Herumtappen endlich 1) ein Gemisch aus fluͤssigem Kali und Alkohol, und
2) eine jodhaltige Fluͤssigkeit, deren Zusammensezung sogleich
naͤher angegeben werden soll, annahm. Diese Fluͤssigkeiten gaben
mir folgende Resultate:
1. Ein 2 Gramme Wasser fassendes Maaß Mehl ward zwei Minuten lang mit 20 Grammen
alkoholisierten Aezkali's geschuͤttelt und filtrirt. Ein Gramm des
Filtrates mit 9 Grammen Wasser verduͤnnt und mit 5 Tropfen jodhaltiger
Fluͤssigkeit versezt, nahm eine schmuzig gruͤnlich-gelbe
Farbe an. Acht andere Mehlproben gaben bei gleicher Behandlung dasselbe
Resultat.
2. Ein gleiches Maaß eines aus 2 Theilen Sazmehl und 8 Theilen Mehl bestehenden
Gemenges gab unter gleichen Umstaͤnden eine schoͤne himmelblaue
Farbe.
Diese Verschiedenheit der Wirkung erprobte ich so vielfach und mit so
verschiedenen Gemengen, daß ich hierauf meine Pruͤfungsmethode
gruͤndete.
§. 2. Erklaͤrung
meiner Methode.
Obwohl ich hier, um mich ganz zu verstaͤndigen, in viele kleinliche
Details eingehen muß, werde ich mich doch moͤglichst kurz zu fassen
suchen.
In Betreff des Sazmehles ergeben sich zuvoͤrderst zwei Fragen,
naͤmlich: 1) ist das Mehl mit Sazmehl versezt; und 2) in welchem
Verhaͤltnisse ist dieß der Fall?
Gegenwart des Sazmehles. Um sich von dem Daseyn von
Sazmehl im Mehle zu uͤberzeugen, braucht man nach meiner Methode 8
Geraͤthschaften, naͤmlich: ein Maaß, einen Streicher, eine Art von
Sieb (poudroir genannt), ein Glaͤschen zum
Schuͤtteln, einen Trichter, Filter, einen Tropfenzaͤhler und ein
Probirglaͤschen.
1. Das Maaß, welches aus Eisenblech verfertigt ist und einen Griff hat, soll
einen etwas weniges konischen, kreisrunden Rauminhalt von 8 Millimeter innerer
Hoͤhe haben, dessen oberer Durchmesser im Lichten 19 Millimeter mißt,
waͤhrend der untere Durchmesser nur 16 Millimeter hat. Die ganze
Laͤnge des Maaßes soll 10 Centimeter haben, so daß es 2 Gramme Wasser
faßt, wovon man sich genau uͤberzeugen soll. Da es jedoch schwer ist, das
gefuͤllte Maaß zu waͤgen, ohne etwas zu verschuͤtten, so
seze ich zu diesem Behufe das leere Maaß in eine kleine, genau tarirte Schale;
ist das Maaß dann gefuͤllt und wieder in die Schale gebracht, so gibt die
Gewichtsvermehrung genau das Gewicht der Fluͤssigkeit. Waͤre das
Maaß zu groß, so koͤnnte man es durch Abfeilen des oberen Randes
verkleinern. Der Zwek dieses Maaßes ist sich auf leichte Weise eine beinahe
immer gleiche Quantitaͤt Mehl zu verschaffen; obwohl es theils bei der
zum Fuͤllen des Maaßes befolgten Methode, theils wegen der Beschaffenheit
des Mehles unmoͤglich ist, daß ein Maaß immer ein und dasselbe Gewicht
Mehl enthalte. Um eine moͤglichst gleiche Fuͤllung zu erzielen,
und um auch die Hoͤhlungen zu verhuͤten, welche sonst leicht im
Mehle bleiben, bediene ich mich der beiden folgenden Werkzeuge.
2. Der Streicher aus Eisenblech, der an seinem abgerundeten Theile 2 Centimeter,
und an dem parallelen Theile auf 12 Millimeter Breite 8 Centimeter Laͤnge
hat, dient zum Abstreichen des gefuͤllten Maaßes. Ich hielt ihn
fuͤr geeigneter als ein walzenfoͤrmiges Instrument, indem ein
solches oͤfter ziemlich große Mehltheilchen mit sich reißt, so daß die
Mehloberflaͤche Aushoͤhlungen bekommt, welche das Volumen des
Mehles vermindern.
3. Das Sieb (poudroir) besteht aus einem Cylinder aus
Weißblech von 10 Centimeter Laͤnge auf 2 1/2 Centimeter Durchmesser im
Lichten. Dieser Cylinder ist aus zwei Theilen gebildet; naͤmlich aus dem
sogenannten Koͤrper, der an dem einen Ende offen, an dem anderen dagegen
geschlossen ist, und aus dem Dekel, der in das offene Ende des Cylinders
eingerieben wird, und durch den siebartig runde Loͤcher von 1 1/2
Millimeter im Durchmesser gebohrt sind. Um mit diesem Siebe das Maaß
gleichmaͤßig zu fuͤllen, fuͤllt man dessen Koͤrper
beilaͤufig bis zur Haͤlfte mit Mehl, und reibt den Dekel ein; dann
stuͤrzt man es um, daß der Dekel nach Abwaͤrts gerichtet ist, und
bewegt es uͤber dem darunter gesezten, auf ein Papier gestellten Maaße rasch auf und
nieder, bis das Maaß mehr als voll ist. Das gefuͤllte Maaß streicht man,
nachdem man von dessen Henkel das Mehl mit einem Federbarte beseitigt hat, mit
dem Streicher ab.
Bei diesem Verfahren gelang es mir, mit einem und demselben Mehle immer ein Maaß
von gleichem Gewichte zu erzielen; denn bei 12maligem Versuche wog das gemessene
Mehl stets 14 Grane. Was die durch Verschiedenheit des specifischen Gewichtes
verschiedener Mehle bedingten Differenzen betrifft, so konnten diese freilich
auf diesem Wege nicht beseitigt werden; allein ich suchte wenigstens deren
Groͤße zu ermitteln. Ich nahm zu diesem Zweke 10 Mehlproben und
fuͤllte mit diesen nach einander mein Maaß auf die angegebene Weise. Im
mittleren Durchschnitte betrug das Gewicht des Mehles hienach 14,55; das Minimum
war 14, das Maximum 15 Grane. Man kann daher 14,55 Gran als das constante
Gewicht annehmen; denn wenn bei dieser Annahme auch ein Irrthum von 3 Proc. zu
viel oder zu wenig Statt finden kann, so schwindet die Bedeutung hievon doch
außerordentlich, wenn man bedenkt, daß das Mehl beinahe mit einem Drittheile
Sazmehl vermengt seyn muß, wenn sich bei der Schaͤzung des Sazmehles auch
nur um ein Hundertel zu viel oder zu wenig ergeben soll.Der Gewichtsunterschied des Volumens verschiedener Mehlsorten zeigt, wie
unstatthaft es ist, den Gehalt an Sazmehl aus der Gewichtszunahme eines
bestimmten Volumens Mehl berechnen zu wollen. Wenn man z.B. mein Maaß
mit einem Mehle fuͤllt, welches 14,5 wiegt, so wird dasselbe Mehl
nach Zusaz von 1/5 Sazmehl nicht mehr als 15 wiegen, was dem Gewichte
einiger reinen Mehlsorten gleichkommt. A. d. O. Nehmen wir z.B. an, daß das wirkliche Gewicht nicht 14,55, sondern 15
betrage, so gibt dieß das Verhaͤltnis 14,55 : 15,00 = 100 : x = 102,40,
wonach also das Mehl um 2,40 zu gering angeschlagen wurde. Enthielte das Mehl
ein Drittheil Sazmehl, so gaͤbe dieß 33,33 als die Quantitaͤt des
in 102,40 und nicht in 100 Gewichtstheilen Mehl enthaltenen Sazmehles. Das wahre
Verhaͤltniß des Sazmehles waͤre also nicht 33,33, sondern 32,54.
Dasselbe gilt auch, wenn das Mehl nur 14 anstatt des angenommenen Mittels von
14,55 betruͤge; nur wuͤrde hier in diesem Falle das aufgefundene
Verhaͤltniß des Sazmehles zu gering ausfallen. Der hiedurch erwachsende
Irrthum erschien mir zu unbedeutend, als daß er mich bewogen haͤtte, mein
Meßverfahren aufzugeben, und zwar um so mehr, als es sich bei der Bestimmung des
Sazmehlgehaltes nur um eine approximative Angabe, bei der es auf ein Hundertel
mehr oder weniger nicht ankommt, handelt. Das Maaß nur als ein gleichbleibendes
oder constantes Volumen betrachtet (was mit Grund geschehen kann, indem dasselbe
Mehl immer dasselbe Gewicht gibt), kann ich auch zu einem weit bestimmteren, jene
kleineren Unregelmaͤßigkeiten ausschließenden Resultate gelangen. Wenn
ich naͤmlich durch directe Versuche erkannt habe, daß ein Maaß Mehl,
welches z.B. 5, 10, 15 Proc. Sazmehl enthaͤlt, diese oder jene
Beschaffenheit beurkundet, so kann ich ohne zu fuͤrchten, mich groß zu
irren, die bemerkbaren Eigenschaften als jene von Gemengen betrachten, die in
den angegebenen Verhaͤltnissen aus Mehl und Sazmehl zusammengesezt
wurden.
4. Zum Beuteln oder Schuͤtteln des Mehles mit der Fluͤssigkeit
dient ein einfaches, weithalsiges, glaͤsernes Flaͤschchen mit
eingeriebenem Stoͤpsel, welches gegen 50 Gramme Wasser faßt. Der Hals muß
2 1/2 Centimeter im Durchmesser haben, damit man das Maaß aus Eisenblech leicht
durch ihn einfuͤhren kann. An diesem Flaͤschchen sollen sich zwei
horizontale Striche befinden, von denen der untere 20 und der obere 40 Gramme
Wasser repraͤsentirt.
5. Der Trichter hat nichts Außergewoͤhnliches; nur soll er gerade
Waͤnde haben, indem dieß das Filtriren erleichtert; seine Dimensionen
sind: 9 Centimeter Laͤnge, oben 3 1/2 Centim. Durchmesser im Lichten; an
dem Ende der Roͤhre 4 bis 5 Millimeter im Durchmesser. An seinem unteren
Theile soll er mit einem Pfropfe ausgestattet seyn, damit man ihn auf dem
Probirglase befestigen kann; und an diesem Pfropfe sollen sich zwei kleine
Rinnen befinden, damit die Luft frei entweichen kann.
6. Die aus gewoͤhnlichem Filtrirpapiere bestehenden Filter muͤssen
in Hinsicht auf Groͤße dem Trichter entsprechen.
7. Der Tropfenzaͤhler ist bekanntlich eine cylindrische Glasroͤhre
von 12 Centim. Laͤnge auf 5 Millim. Durchmesser im Lichten, welche an dem
einen Ende offen ist, an dem anderen dagegen haarfoͤrmig
auslaͤuft. Sein Zwek ergibt sich aus seinem Namen.
8. Das Probirglaͤschen ist eine Glasroͤhre von 15 Centimeter
Laͤnge auf 13 Millim. Durchmesser. Es hat zwei Striche, von denen der
untere 1 Gramm Wasser repraͤsentirt, der obere dagegen ihrer 10. Es soll,
um es stellen zu koͤnnen, mir einem dazu bestimmten Dreifuße versehen
seyn.
Die zur Vornahme der Untersuchung der Mehle bestimmten Fluͤssigkeiten sind
ihrer drei, naͤmlich: eine alkoholisirte Aezkaliloͤsung, welche
ich ganz einfach das Alkali nennen will, eine jodhaltige saure
Fluͤssigkeit und Wasser.
Das Alkali bereite ich mir aus 88 Theilen einer Aezkaliaufloͤsung von
1° am AraͤometerUm sich das fluͤssige Aezkali zu bereiten, bringt man 80 Gramme
durch Verpuffung von Salpeter und Weinstein erzeugtes kohlensaures Kali,
100 Gramme Kalkhydrat und 2 Liter destillirten Wassers in eine Flasche. Nach 24
Stunden, waͤhrend denen die Masse oͤfter
geschuͤttelt worden, ist die Fluͤssigkeit
gewoͤhnlich in hinreichendem Grade aͤzend. Man
uͤberzeugt sich hievon durch Kalkwasser; wird die
Fluͤssigkeit hiedurch nicht mehr gefaͤllt, so filtrirt man
sie, und versezt sie mit destillirtem Wasser, bis sie nur mehr 1°
am Araͤometer zeigt.A. d. O. und aus 12 Theilen Alkohol von 34° bei 12° Temperatur.
Die Vermischung geschieht in einem Flaͤschchen mit eingeriebenem
Stoͤpsel.
Die Jodfluͤssigkeit bereite ich mir, indem ich 5 Decigramme reines Jod in
einem Flaͤschchen mit eingeriebenem Stoͤpsel mit 50 Grammen
Alkohol von 34° uͤbergieße und bei gewoͤhnlicher Temperatur
bis zu vollkommener Aufloͤsung damit in Beruͤhrung lasse; und
indem ich dann 50 Gramme reine brennzelige Holzsaͤure von 7° damit
vermische.
Bei der Untersuchung selbst befolge ich folgenden Gang.
1. Man bringt ein Filter in den Trichter und fixirt diesen auf dem
Probirglaͤschen.
2. Man fuͤllt das Sieb zur Haͤlfte mit dem zu pruͤfenden
Mehle, und siebt dann dieses auf die angegebene Weise in das Maaß, worauf man
den Streicher in horizontaler und schiefer Richtung uͤber das Maaß
fuͤhrt.
3. Man fuͤllt das Alkali bis zum unteren Striche in das zum
Schuͤtteln bestimmte Flaͤschchen, stuͤrzt das im Maaße
befindliche Mehl in dieses, pfropft es zu und schuͤttelt es zwei Minuten
lang ununterbrochen.
4. Nach Ablauf dieser Zeit fuͤllt man den mit dem Filter versehenen
Trichter mit der Fluͤssigkeit, laͤßt 5 bis 6 Tropfen des
Filtrates, welche allenfalls einige Mehltheilchen mit fortgerissen haben
koͤnnten, entweichen, und sezt den Trichter auf das
Probirglaͤschen, bis der obere Theil des durchgelaufenen Filtrates bis
zum unteren Striche reicht. Dann hebt man den Trichter ab und versezt das im
Probirglaͤschen befindliche Filtrat bis zum oberen Striche mit Wasser,
worauf man das Glaͤschen mit dem Daumen zuhaͤlt und einige Male
uͤber und uͤber kehrt.
5. Man taucht den Tropfenzaͤhler mit dem Haarroͤhrchenende in die
mit der Jodfluͤssigkeit gefuͤllte Flasche; hebt ihn, nachdem von
dieser in ihm emporgestiegen, unter Verschließung des oberen Endes uͤber
das Probirglaͤschen, und laͤßt nach Entfernung des Daumens von
seiner oberen Muͤndung 5 Tropfen der Jodfluͤssigkeit in das
Glaͤschen fallen. Wenn man dann lezteres einige Male auf die beschriebene
Weise umgestuͤrzt hat, pruͤft man die Farbe, welche die
Fluͤssigkeit annahm. Erhaͤlt man naͤmlich hiebei eine blaue
oder blaͤuliche Farbe, so ist das Mehl immer mit Sazmehl vermengt, da reines
Mehl nie eine andere als eine schmuzig-gruͤnliche Farbe gibt.
Verhaͤltnis des beigemengten Sazmehles. Die
eben angegebenen Operationen dienen auch zur Ermittelung der Quantitaͤt,
in welcher dem Mehle Sazmehl beigemengt worden ist; denn da das Sazmehl die
blaue Faͤrbung bedingt, so wird diese Faͤrbung um so dunkler
ausfallen, je groͤßer der Gehalt an Sazmehl ist. Ich bereitete mir zur
Probe Gemenge, welche bis zu 25 Proc. hinauf von 5 zu 5 Hunderttheilen mehr
Sazmehl enthielten, und gelangte dabei zu folgenden Resultaten.
0,05
Sazmehl
gaben
eine
duͤstere
gruͤnlich-gelbe
Faͤrbung
0,08
–
–
blaͤulich-gruͤne
–
0,10
–
–
blaͤulich-graue
–
0,15
–
–
blaugraue
–
0,20
–
–
himmelblaue
–
0,25
–
–
dunkelblaue
–
Hieraus folgt, daß ein Zusaz von nicht mehr dann 5 Proc.
Sazmehl ziemlich schwer zu erkennen ist, indem die hiedurch entstehende
Faͤrbung von der durch reines Mehl bedingten nur sehr wenig verschieden
ist. Dagegen kann man einen Zusaz von 8 Proc. schon sehr gut erkennen. Es
ergeben sich demnach die beiden Fragen: 1) bietet ein Verfahren, durch welches
erst 8 Proc. Sazmehlzusaz entdekbar sind, hinreichende Genauigkeit; und 2) kann
dieser Zusaz nicht in einigen Faͤllen mehr dann 25 Proc. betragen?
Auf die erste dieser Fragen erwiedere ich, daß ein betruͤgerischer Zusaz
von weniger dann 8 Proc. wenig Gewinn abwirft; und daß ein Verfahren, welches
sehr geringe Mengen Sazmehl andeutet, leicht den Nachtheil haben koͤnnte,
daß es in gewissen Faͤllen, wo kein Betrug Statt findet, einen solchen
vermuthen lassen koͤnnte. Dieß wuͤrde z.B. da eintreten, wo die
Muͤller lediglich zum Behufe der Erleichterung des Mahlprocesses eine
geringe Menge Sazmehl beisezen.
Auf die zweite dagegen ließe sich antworten, daß die Betruͤger selten
einen groͤßeren Zusaz als von 25 Proc. wagen, daß sie sich
gewoͤhnlich unter einem solchen halten, und daß sich das angegebene
Verfahren auch zur Entdekung einer groͤßeren Verfaͤlschung eignet,
wenn man es folgender Maßen modificirt. Man fuͤllt naͤmlich das
Flaͤschchen bis zum oberen, 40 Gramme Wasser repraͤsentirenden
Striche mit Alkali, traͤgt dann die Mehlprobe ein, und verfaͤhrt
uͤbrigens auf die beschriebene Weise. Die erzielte Faͤrbung
entspricht dann nur der Haͤlfte des Sazmehles, weil eine doppelt
groͤßere Menge Fluͤssigkeit angewendet wurde. Erhielte man z.B.
eine Faͤrbung, welche sonst einem Gehalte von 15 Proc. entspricht, so wuͤrde dieß hier
auf einen Gehalt von 30 Proc. deuten, u.s.f.
Da sich die Farben nicht gut beschreiben lassen, so habe ich Farbenmuster
aufgestellt, die sich leicht durch den Pinsel oder auch durch gefaͤrbte
Papiere oder Zeuge vervielfaͤltigen ließen, und von denen jedes mit einer
dem Sazmehlgehalte entsprechenden Nummer zu versehen waͤre. Paßte die
beobachtete Faͤrbung nicht auf ein bestimmtes Farbenmuster, so
waͤre dieß ein Beweis, daß der Sazmehlgehalt zwischen zwei der
angenommenen Muster in der Mitte stuͤnde.
§. 3. Vortheile, welche meine
Methode gewaͤhrt.
Mein Verfahren ist nicht nur leicht und schnell ausfuͤhrbar, sondern es
kommt auch wohlfeil zu stehen. Die Manipulationen bei demselben erfodern keine
besondere Gewandtheit, sondern Jedermann kann sie vollbringen, wenn er sich ein
Mal durch ein Paar Versuche mit ihnen vertraut gemacht hat.
Die zu einer Untersuchung noͤthige Zeit wechselt je nach der Reinheit oder
nach der Verfaͤlschung des Mehles. Fuͤr reines Mehl sind 5 Minuten
mehr als genuͤgend; bei einem Gehalte von 8 bis 15 Hunderttheilen Sazmehl
sind im mittleren Durchschnitte 10 Minuten erforderlich; bei 16 bis 25 Proc.
bedarf es ihrer 15 bis 25. Dieser Unterschied in dem Zeitaufwande beruht darauf,
daß die Fluͤssigkeit um so diker und mithin um so schwerer zu filtriren
wird, je mehr Sazmehl vorhanden ist. Gemenge mit mehr dann 25 Proc. Sazmehl
erfordern nicht mehr Zeit, indem man dann eine doppelt groͤßere Menge
Fluͤssigkeit anwendet. Im mittleren Durchschnitte dauert daher die
Pruͤfung nicht uͤber eine Viertelstunde.
Was endlich die Kosten dieser Untersuchungen betrifft, so sind sie sehr
unbedeutend; denn man braucht fuͤr 100 Mehlproben nur 500 Tropfen
Jodfluͤssigkeit, 2000 Gramme Alkali und 100 Filter, was zusammen nicht
mehr als 4 Fr. 69 Cent. kostet. Ein Versuch kommt also nur auf 5 Cent.
Mein Verfahren vereint daher leichte und schnelle Ausfuͤhrbarkeit mit
Wohlfeilheit; und jeder Baͤker, der sich den beschriebenen einfachen
Apparat angeschafft hat, kann sich dessen bedienen.
II. Von der Entdekung des Mehles der
Huͤlsenfruͤchte.
Drei Fragen kommen in dieser Beziehung zu eroͤrtern, naͤmlich: 1)
Enthaͤlt das Weizenmehl wirklich Mehl von Huͤlsenfruͤchten
beigemengt? 2) in welchem Verhaͤltnisse findet die Vermengung Statt? und 3)
welches ist die Beschaffenheit dieses Mehles? Ich will diese drei Fragen einzeln
behandeln.
§. 1. Ausmittelung des Mehles
der Huͤlsenfruͤchte.
Das Verfahren, bei dem ich in dieser Hinsicht stehen blieb, beruht auf der
Eigenschaft der von Braconnot in den
Huͤlsenfruͤchten entdekten Legumin's, Fluͤssigkeiten, mit
denen man es schuͤttelt, schaͤumen zu machen. Diese
Pruͤfungsmethode schien mir ihrer außerordentlichen Einfachheit wegen vor
allen uͤbrigen den Vorzug zu verdienen.
Es gibt viele Fluͤssigkeiten, welche, wenn man sie mit
Huͤlsenfruͤchtenmehl schuͤttelt, einen bleibenden Schaum
erzeugen; die alkalischen namentlich besizen diese Eigenschaft in einem hohen
Grade. Ich fand mich dessen ungeachtet veranlaßt, dem Gebrauche lezterer zu
entsagen, indem sie auf den Kleber des Weizenmehles wirken, und durch
Aufloͤsung eines Theiles desselben der Fluͤssigkeit eine
Klebrigkeit geben, in Folge deren sie einen etwas bleibenden Schaum erzeugt.
Anders verhaͤlt sich dieß mit Fluͤssigkeiten, welche
Mineralsaͤuren enthalten; denn diese greifen weder den Kleber noch das
Legumin an, und bedingen doch einen reichlichen Schaum. Wenn man z.B. reines
Mehl einige Minuten lang mit verduͤnnter Schwefelsaͤure
schuͤttelt, so bildet sich etwas Schaum, der in der Ruhe schnell wieder
verschwindet. Enthaͤlt das Mehl hingegen etwas Bohnen-,
Erbsen- oder Linsenmehl, so bildet sich bei demselben Verfahren ein
reichlicher Schaum, der mehrere Stunden lang bleibt. Dieses Verhalten ist es,
auf welches sich die sogleich zu beschreibende Pruͤfungsmethode
gruͤndet.
Man braucht zur Untersuchung nichts weiter als ein Probirglaͤschen, ein
Maaß und einen Streicher, wie sie zur Untersuchung des Mehles dienen; und ferner
eine Fluͤssigkeit, welche man sich aus einem Theile concentrirter
Schwefelsaͤure von 66° und vier Theilen Wasser bereitet.
Man fuͤllt zuerst das Probirglaͤschen bis zu dem oberen, 10 Gramme
Wasser repraͤsentirenden Striche mit der sauren Fluͤssigkeit und
schuͤttet dann in diese das Maaß Mehl, welches nach dem oben
beschriebenen Verfahren mittelst des Siebes gefuͤllt und mittelst des
Streichers abgestrichen worden ist. Hierauf schuͤttelt man das verstopfte
Probirglaͤschen zwei Minuten lang, um nach einem Ruhestande von 10
Minuten dessen Oberflaͤche zu untersuchen. Ist das Mehl rein, so wird
aller Schaum auf der Oberflaͤche verschwunden seyn, so daß kaum mehr
einige kleine Blaͤschen bemerkbar sind; ist es hingegen mit dem Mehle von
Huͤlsenfruͤchten verfaͤlscht, so wird sich ein mehr oder
minder haͤufiger bleibender Schaum zeigen.
§. 2. Ausmittelung des
Verhaͤltnisses des zugesezten
Huͤlsenfruͤchtenmehles.
Ich bediente mich zur approximativen Schaͤzung der Quantitaͤt des
Huͤlsenfruͤchtenmehles eines sehr einfachen Mittels; d.h. ich maß
den nach einem Ruhestande von 10 Minuten bleibenden Schaum mit einem kleinen
Maaßstabe, der 10 Grade von je 4 Millimetern hatte. Die Resultate waren
folgende:
Mit einem Gemenge von
100
Weizenmehl und
0
Huͤlsenfruͤchtenmehl
maß der Schaum
0°
92
–
8
–
–
1/2°
90
–
10
–
–
1°
85
–
15
–
–
2°
80
–
20
–
–
3°
75
–
25
–
–
4°
Diese Angaben sind das aus zahlreichen Versuchen gezogene
Mittel, und koͤnnen daher als ziemlich genaue Repraͤsentanten des
wirklichen Gehaltes an Huͤlsenfruͤchtenmehl betrachtet werden.
§. 3. Beschaffenheit der
Huͤlsenfruͤchtenmehle.
Es schien mir von geringer Bedeutung zu erforschen, von welcher Art von
Huͤlsenfruͤchtenmehl dem Weizenmehle zugesezt wurde, indem ihre
Preise nicht sehr von einander abweichen, indem sie in ihren Bestandtheilen
analog sind, und indem sie auch in ihrer Wirkung bei der Brodbereitung gleich
sind. Das Bohnen- und Erbsenmehl laͤßt sich jedoch auf folgende
Weise von dem Mehle der Feldbohnen und Linsen unterscheiden.
Man siebt das Mehl durch ein enges Seidensieb, um dessen feinsten Theile
abzuscheiden. Wenn nichts mehr durch das Sieb geht, so befeuchtet man die auf
diesem zuruͤkgebliebenen Kleien mit einer Aufloͤsung von einem
Theile Eisenvitriol in 25 Theilen Wasser. Hat man mit Bohnen- oder
Erbsenmehl zu thun, so veraͤndern die Kleien bei dieser Behandlung ihre
Farbe nicht; handelt es sich hingegen um Mehl von Feldbohnen oder Linsen, so
nehmen die Kleien bald eine schwaͤrzliche Farbe an, indem in den Schalen
der beiden lezteren Huͤlsenfruͤchte Gerbestoff enthalten ist.Nach Berzelius enthalten zwar auch die Schalen
der Erbsen Gerbestoff; doch ist er in diesem nicht durch Eisenvitriol zu
entdeken. A. d. O.