Titel: Verbesserte Methode Ammoniaksalze aus der Flüssigkeit zu bereiten, die man bei der Fabrication von Steinkohlengas erhält, worauf sich George Deakin Midgley, Chemiker am Strand in der Grafschaft Middlesex, und John Howard Kyan, Esq. von Cheltenham in der Grafschaft Gloucester, am 4. Nov. 1837 ein Patent ertheilen ließen.
Fundstelle: Band 69, Jahrgang 1838, Nr. LXXV., S. 357
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LXXV. Verbesserte Methode Ammoniaksalze aus der Fluͤssigkeit zu bereiten, die man bei der Fabrication von Steinkohlengas erhaͤlt, worauf sich George Deakin Midgley, Chemiker am Strand in der Grafschaft Middlesex, und John Howard Kyan, Esq. von Cheltenham in der Grafschaft Gloucester, am 4. Nov. 1837 ein Patent ertheilen ließen. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Jul. 1838, S. 11. Mit einer Abbildung auf Tab. VII. Midgley's u. Kyan's Methode Ammoniaksalze zu bereiten. Man pflegt gegenwaͤrtig, um die Salze aus der ammoniakalischen Fluͤssigkeit der Steinkohlengaswerke zu gewinnen, diese Fluͤssigkeit in eigenen Gefaͤßen der Einwirkung von Schwefel- oder Salzsaͤure auszusezen. Es entwikeln sich hiebei Daͤmpfe, die man in einen Hotflue oder in einen Ofen uͤbergehen laͤßt, die aber sehr laͤstig und beschwerlich werden. Durch Abdampfen der ruͤkstaͤndigen Fluͤssigkeit erhaͤlt man endlich die Salze. Nach unserem Verfahren dagegen soll die ammoniakalische Fluͤssigkeit einer Behandlung unterliegen, bei der das Ammoniak frei wird, waͤhrend sich die uͤbrigen Bestandtheile der Fluͤssigkeit mit anderen Stoffen verbinden, so daß das Ammoniak uͤberdestillirt und zum Behufe der Erzeugung von Salzen in reinerem Zustande mit Saͤure in Beruͤhrung gebracht werden kann. Es findet auf diese Weise nicht nur keine Entwiklung von beschwerlich fallenden Gasarten Statt, sondern man erzielt die Salze auch in einem sehr concentrirten Zustande, woraus eine wesentliche Ersparniß folgt. In der beigegebenen Zeichnung (Fig. 20) sieht man einen Durchschnitt eines zur Vollfuͤhrung unserer Erfindung eingerichteten Apparates. Das aus Gußeisen oder irgend einem anderen geeigneten Materiale bestehende Gefaͤß a, a ist mit einem Agitator b, b ausgestattet, dem zum Behufe der Vermengung der eingetragenen Ingredienzien eine rotirende Bewegung mitgetheilt wird. Dieses Gefaͤß soll so groß seyn, daß es einen Einsaz, wie es fuͤr die aus Gußeisen oder einem anderen Stoffe gearbeitete Destillirblase c, c erforderlich ist, zu fassen vermag. In der Destillirblase selbst befindet sich, wie aus einem Blike auf die Zeichnung erhellt, gleichfalls ein Agitator d, d, mit dem die Fluͤssigkeit, waͤhrend die Destillation von Statten geht, in Bewegung erhalten wird. Das Gefaͤß a und die Destillirblase c, c sind durch die Roͤhre e, e mit einander verbunden, und an dieser Roͤhre bemerkt man einen Sperrhahn. An dem oberen Theile des Gefaͤßes a bemerkt man ferner einen Trichter f, dessen unterer Theil mit einem Roste oder Gitter g ausgestattet ist, und durch den die ammoniakalische Fluͤssigkeit eingegossen wird, nachdem vorher geloͤschter Kalk in denselben gebracht worden ist. Die Oeffnung h dient zum Eintragen von Fluͤssigkeit, wenn man sie nicht uͤber den geloͤschten Kalk laufen lassen will. Die Destillirblase wird von einem entsprechenden Dampfkessel her mit Dampf geheizt, und ist daher an ihrem unteren Theile mit einem hiezu dienenden Mantel oder Gehaͤuse umgeben. Der obere Theil der Blase oder der sogenannte Helm ist mit dem Behaͤlter i umschlossen, durch den fortwaͤhrend kaltes Wasser stroͤmt. Aus diesem Helme fließt das Ammoniak zugleich mit etwas Dampf in die Vorlage j, welche mit Blei gefuͤttert ist, und die von Oben her, wo sie geschlossen ist, bestaͤndig mit kaltem Wasser gespeist wird. In der Vorlage bemerkt man den Schwimmer k, das Sicherheitsventil l, und eine Roͤhre m, durch die Schwefel- oder Salzsaͤure eingetragen wird. n ist ein Probirhahn, durch den man sich leicht uͤberzeugen kann, ob Ammoniak uͤbergeht; denn ist dieß der Fall, so wird sich, wenn man an das Ende dieses Hahnes mittelst irgend eines geeigneten Materiales Saͤure bringt, ein weißer Rauch kund geben. Die Temperatur, auf die wir die Destillirblase erwaͤrmen, betraͤgt 170 bis 200° F. (61–93° R.) Wir binden uns an keine bestimmte Dimension dieses Apparates, und nehmen ihn, da er uͤberhaupt nicht neu ist, nur dann als unser ausschließliches Recht in Anspruch, wenn er zu dem fraglichen Zweke benuzt wird. Wir nehmen auf je 500 Gallons der ammoniakalischen Fluͤssigkeit 250 Pfd. Aezkalk, den wir mit der gehoͤrigen Menge Wasser geloͤscht in den Trichter f des Gefaͤßes a bringen, um in diesem die Fluͤssigkeit uͤbruͤber ihn laufen zu lassen. Der beschriebene Rost g verhuͤtet das Durchfallen groͤßerer Theile des Kalkes. Wenn die Fluͤssigkeit gehoͤrig umgeruͤhrt worden ist, so lassen wir sie in die Destillirblase laufen, in der sie auf 170 bis 200° F. erhizt erhalten wird. Das Gefaͤß a dient hauptsaͤchlich zur Zubereitung eines frischen Einsazes fuͤr die Destillirblase, waͤhrend der fruͤhere Einsaz in dieser verarbeitet wird. Durch den Kalk wird das in der ammoniakalischen Fluͤssigkeit enthaltene Ammoniak frei gemacht, indem die uͤbrigen Bestandtheile eine groͤßere Verwandtschaft zum Kalk haben. Man kann zwar zu demselben Zweke auch verschiedene andere Substanzen verwenden; allein keine derselben wird sich als wohlfeiler und wirksamer bewaͤhren als der Kalk. Wir bemerken uͤbrigens ausdruͤklich, daß wir die einfache Freimachung des Ammoniaks, wenn sie nicht zugleich mit dem Destillationsprocesse und der Erzeugung von Ammoniaksalzen in Verbindung gebracht ist, nicht als unsere Erfindung in Anspruch nehmen; und daß wir uns keineswegs an die Anwendung von Kalk allein binden. In die Vorlage tragen wir auf je 100 Gallons der ammoniakalischen Fluͤssigkeit nach ihrer Qualitaͤt 50 bis 60 Pfd. etwas verduͤnnte Schwefel- oder Salzsaͤure ein. Die Salze, die wir auf diese Weise von vorzuͤglicher Qualitaͤt und in hohem Grade concentrirt erhalten, bringen wir durch Verduͤnstung derselben in offenen Gefaͤßen zum Krystallisiren. Schließlich bemerken wir noch, daß wir zwar den beschriebenen Apparat auf das Entsprechendste zusammengesezt erachten; daß wir uns aber dessen ungeachtet nicht strenge an ihn binden, indem man sich, ohne im Ganzen von dem Principe abzugehen, auch anderer Apparate zu dem fraglichen Zweke bedienen kann.

Tafeln

Tafel Tab. VII
Tab. VII