Titel: Ueber die Zukerfabrication nach der Methode des Hrn. de Dombasle.
Fundstelle: Band 69, Jahrgang 1838, Nr. LXXX., S. 376
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LXXX. Ueber die Zukerfabrication nach der Methode des Hrn. de Dombasle. Aus dem Bulletin des Sucres, No. 29. Dombasle's Methode bei der Zukerfabrication. Hr. de Dombasle hat so eben unter dem Titel Fabrication simple et peu dispendieuse du sucre indigène eine Beschreibung jenes Verfahrens bekannt gemacht, welches ihm nach seinen Versuchen fuͤr kleinere Fabriken als das empfehlenswertheste erschien. Wir beeilen uns, aus dieser interessanten Schrift des bereits vielfach um die Zukerfabrication verdienten Hrn. Verfassers einen gedraͤngten Auszug zu geben. Die Schrift handelt, nach Vorausschikung der Resultate der in den Jahren 1837 und 38 zu Roville angestellten Versuche, zuerst von der Veraͤnderung des Zukerstoffes, welche angeblich durch die Wirkung des Versiedens vor sich gehen soll. Diese Frage, die zu den wichtigsten gehoͤrt, da auf ihr der Haupteinwurf, welcher der Theorie nach gegen die Maceration mit warmem Wasser gewacht wurde, beruht, ward schon bei den ersten hierauf bezuͤglichen Arbeiten vollkommen entschieden. Es ergab sich naͤmlich, daß durch das Sieden der Runkelruͤben in Wasser auch keine Spur einer Veraͤnderung eintritt; daß die aufanf diese Weise erzielten Syrupe viel weniger gefaͤrbt sind, sich leichter versieden und besser krystallisiren als jene, welche man durch Reiben und Auspressen der Ruͤben gewonnen. Von dieser Frage geht der Verfasser auf die Faͤrbung der Syrupe uͤber, welche er waͤhrend der verschiedenen Theile der Operation studirte. Das Product der Maceration ist nach der Laͤuterung klar, von sehr blasser, dem Schwefelgelben aͤhnlichen Farbe. Concentrirt man es, ohne es uͤber Kohle fließen zu lassen, bis auf 15°, so nimmt es kaum eine dunklere Farbe an. Bei 30° ist der Syrup noch merkwuͤrdig fluͤssig und an Farbe dem Maderaweine aͤhnlich, so daß er vollkommen einem schoͤnen Raffinerieklaͤrsel gleicht. Er laͤßt sich in diesem Zustande sehr leicht uͤber freiem Feuer versieden, und zwar beinahe ohne daß man je zur Daͤmpfung des Aufwallens zur Butter zu greifen braucht. Die Krystallisation ist kraͤftig, tritt im ganzen Raume der Form ein und liefert ein kaum gefaͤrbtes Korn. Wenn man nach der Laͤuterung eine sehr blaßgelbe, ins Citronen- oder Schwefelgelbe ziehende Fluͤssigkeit erhaͤlt, die sich an der Luft oder waͤhrend der ersten Zeit der Eindikung nicht dunkler faͤrbt, so kann man versichert seyn, daß keine Veraͤnderung im Zukerstoffe vorging. Liefert die Laͤuterung dagegen eine ins Roͤthliche oder Bernsteinfarbige ziehende Fluͤssigkeit, so wird diese Faͤrbung bei der Eindikung immer dunkler und dunkler werden; man erhaͤlt einen mehr oder minder braunen oder roͤthlichen Syrup und kann dann versichert seyn, daß der Zukerstoff eine merkliche Veraͤnderung erlitten. Im vierten Abschnitte wird vom Schneiden der Ruͤben und dem Gange ihrer Ausziehung gehandelt. Zu Roville schnitt man die Ruͤben immer mittelst eines einfachen Wurzelschneiders (coupe-racine) in Schnitten von 3 Linien Dike; man bemuͤhte sich nicht, die Ruͤben in bandartige Stuͤke oder Prismen zu schneiden, wie dieß Andere empfehlen. Diese Arbeit geht so leicht von Statten, daß zwei Maͤnner, die an einer Kurbel arbeiten, in einer Viertelstunde 500 Kilogr. Runkelruͤben zerschneiden, wobei jedoch ein dritter die Ruͤben in den Trichter schaffen muß. Die mechanische Arbeit des Ausziehens (virement), welche vollbracht wird, indem man die Fluͤssigkeit aus einem Bottiche in einen anderen uͤbergießt, bietet keine Schwierigkeit dar; die Fluͤssigkeit laͤuft mittelst eines doppelten, durchloͤcherten Bodens aus Holz sehr schnell zwischen den Schnitten durch. Nur das Einzige hat Hr. de Dombasle gefunden, daß, wenn die Bottiche mehr dann 5 bis 6 Hectoliter fassen, zum Emporheben der Fluͤssigkeit eine Drukpumpe oder irgend ein anderes mechanisches Mittel geeignet seyn duͤrfte. Bei kleinen Bottichen geschieht das Umgießen jedoch leicht mit den Armen und mittelst eines Schaͤffels, in dem der Arbeiter die aus dem einen Bottiche ablaufende Fluͤssigkeit auffaͤngt, um sie in den naͤchsten Bottich zu gießen. Noch vortheilhafter fand es der Verf., wenn man, anstatt die Fluͤssigkeit auszugießen, lieber die Ruͤbenschnitten aus einem Bottiche in den andern schafft. Bei der Anwendung dieses Verfahrens auf saͤmmtliche Bottiche, laͤßt sich eine sehr wichtige Vereinfachung im Baue des Apparates erzielen, indem man in diesem Falle nur den ersten und lezten Bottich einer jeden Reihe zu erwaͤrmen braucht. Zur sogenannten Amortisirung ist ein einziger Bottich, der auf niedrigerem Niveau als die uͤbrigen anzubringen ist, bestimmt. Man kann daher durch einfaches Oeffnen eines Hahnes die Fluͤssigkeit aus dem reichsten Bottiche einer Reihe in diesen Bottich fließen lassen. Im Verlaufe einer halben Stunde muͤssen die in saͤmmtlichen Macerationsbottichen enthaltenen Ruͤbenschnitten aus einem Bottiche in den andern wandern. Nach der Maceration handelt der Verf. von der Laͤuterung. Er sagt hier, daß die durch Maceration gewonnenen Saͤfte mit denselben Quantitaͤten Kalk gelaͤutert werden koͤnnen, wie die ausgepreßten. Man kann selbst eine geringere Menge davon anwenden; doch fallen davon die Fluͤssigkeiten staͤrker gefaͤrbt aus, abgesehen davon, daß sie sich beim Versieden minder gut verhalten. Die Quantitaͤten des Kalks wurden bei den Versuchen sehr verschieden genommen, wobei sich ein Ueberschuß davon nie als schaͤdlich erwies. Weitere Erfahrung muß zeigen, ob sich die durch Maceration gewonnenen Saͤfte in dieser Hinsicht wirklich von den ausgepreßten unterscheiden. Die Guͤte des zur Laͤuterung gewaͤhlten Kalkes ist auf die Geschwindigkeit der Bildung des Bodensazes von Einfluß. Von magerem Kalke mußte der Verf. zur Erzielung einer gleichen Wirkung drei und vier Mal so viel nehmen, als von fettem, an alkalischem Stoffe sehr reichem Kalke. Dessen ungeachtet gibt er dem mageren Kalke den Vorzug, und zwar, weil sich bei der Anwendung von solchem der Bodensaz schneller absezt und viel weniger voluminoͤs bleibt. Die Behandlung der Syrupe nach der Laͤuterung, welche ausfuͤhrlich beschrieben wird, theilt der Verf. in mehrere Paragraphen, die wir einzeln kurz durchgehen wollen. 1) Erste Filtrirung und erste Concentrirung. Der klar ablaufende gelaͤuterte Saft wird in jenen Behaͤlter geschafft, der zur Speisung eines Filters mit thierischer Kohle bestimmt ist. Man verwendet zu dieser Filtrirung ein Filter, womit bereits Saft von 15° filtrirt worden. Die vom Filter ablaufende Fluͤssigkeit gelangt in einen Behaͤlter, der so viel fassen muß, als zur Fuͤllung von einem der Kessel, worin die erste Concentration von Statten geht, noͤthig ist. In kleinen Fabriken dienen einfache Kuͤbel anstatt dieser Behaͤlter. Wenn aus dem Laͤuterungsbottiche keine klare Fluͤssigkeit mehr abfließt, so gießt man den truͤben Theil in Saͤke; dasselbe hat auch mir jenem Theile zu geschehen, der beim Oeffnen des Hahnes anfaͤnglich truͤb abfließt. 2) Zweite Filtrirung und Concentrirung. Der Inhalt der Kessel, worin die erste Concentrirung vorgenommen worden, wird unmittelbar in einen Behaͤlter geleert, der uͤber einem Filter angebracht ist, welches bereits zur Filtrirung bei 30° gedient hat. Das Weitere bleibt wie bei der ersten Filtrirung. 3) Dritte Filtrirung und Versieden. Der auf 30° gebrachte Syrup wird in einen Behaͤlter geschafft, der seinen Abfluß auf ein mit frischer Kohle versehenes Filter hat. Unter diesem Filter gelangt er in einen Behaͤlter, dessen Rauminhalt so berechnet seyn soll, daß er den innerhalb 24 Stunden erzeugten Syrup zu fassen vermag. Dieß ist deßhalb, weil man es gewoͤhnlich geeignet findet, sich nur einige Stunden des Tages uͤber mit dem Versieden zu beschaͤftigen. Zum Behufe des Versiedens selbst gießt man den Syrup in eine Schaukelpfanne von zwei bis drei Zoll Hoͤhe. Man feuert lebhaft, wobei der Syrup je nach seiner Dike in 6 bis 10 Minuten versotten ist. Haͤlt man den Syrup fuͤr gehoͤrig versotten, so entleert man die Pfanne in ein untergeseztes Beken, und laͤßt dafuͤr, indem man den Hahn eines seitwaͤrts angebrachten Syrupbehaͤlters oͤffnet, frischen Syrup in sie einfließen. 4) Krystallisation und Reinigung. Welche Krystallisirgefaͤße man auch anwenden mag, so muͤssen sie zur Beguͤnstigung der Reinigung, d.h. des Abflusses der Melasse, an einem Orte aufgestellt werden, an welchem die Temperatur wenigstens auf 12 oder 13, noch besser aber auf 15 bis 18° erhalten wird. Bei einer niedrigeren Temperatur wuͤrde die Melasse bedeutend an Fluͤssigkeit verlieren. 5) Einrichtung der Kohlenfilter. Die zur Filtrirung dienende thierische Kohle soll Koͤrner bilden, die nicht kleiner als feines Jagdpulver und nicht groͤber als Hirsenkoͤrner sind. Der Kohlenstaub muß durch Sieben abgeschieden werden, da er die Filtrirung beeintraͤchtigen wuͤrde. Alle thierischen Knochen eignen sich zur Bereitung dieser Kohle. Am Schlusse gibt Hr. de Dombasle einige Details uͤber die Einrichtung und die Dimensionen der Werkstaͤtte, welche keine große Ausdehnung zu haben braucht. Am meisten Raum nehmen die Bottiche ein; doch ist dieser Raum im Allgemeinen kleiner als jener, den bei dem gewoͤhnlichen Reibsysteme der Goͤpel allein in Anspruch nimmt. In einem Raume von 35 Fuß Laͤnge auf 20 Fuß Breite und 15 Fuß Hoͤhe lassen sich bequem alle Apparate unterbringen, deren man bedarf, wenn man mit Bottichen von 2 Hectoliter Rauminhalt arbeitet, und wenn man innerhalb 24 Stunden 2400 Kilogr. Runkelruͤben verarbeitet. Endlich fuͤgt der Verfasser auch noch Beschreibungen der Apparate, deren er sich bedient, bei. Der Wurzelschneider besteht aus einer mit vier Messern bewaffneten, verticalen Scheibe, die mit einer Kurbel umgetrieben wird. Die Schnitten fallen unmittelbar in einen zur Seite des Amortisationskessels aufgestellten Macerationsbottich. Der Amortisationsbottich ist den Macerationsbottichen aͤhnlich; nur muß er wegen der in ihm angebrachten doppelten Boͤden und wegen des durch ihn gefuͤhrten flachen Schlangenrohres um einige Zoll hoͤher seyn. Bedient man sich eines uͤber freiem Feuer befindlichen Kessels, so muß er cylindrisch und beinahe von denselben Dimensionen wie der Bottich seyn; auch muß er einen falschen Boden haben. Die Macerationsbottiche sind einfache Bottiche aus Tannenholz ohne falschen Boden und ohne irgend einen Heizapparat. Sie sollen innen mit einem aus gutem starkem Spagat gearbeiteten und aus einem Stuͤke bestehenden Nezbeutel ausgekleidet seyn, damit man die Schnitten auf diese Weise beliebig herausschaffen kann. Der Kaltwasserbottich soll eine dem Amortisationsbottiche aͤhnliche Einrichtung haben, man mag ihn mit Dampf heizen oder durch einen uͤber freiem Feuer angebrachten Kessel ersezen. Der Mechanismus, womit die Nezbeutel mit den Ruͤbenschnitten aus einem Bottiche in den anderen gebracht werden, kann je nach Umstaͤnden sehr verschieden seyn. Die den Abdampfkesseln zu gebenden Dimensionen haͤngen von dem Verfahren ab, welches man in Hinsicht auf das Filtriren einschlaͤgt; am besten gibt man ihnen jedoch eine runde Gestalt, weil sich bei dieser die Waͤrme am gleichmaͤßigsten uͤber die ganze Oberflaͤche verbreitet. Zum Versieden haͤlt der Verf. die Schaukelpfanne am geeignetsten. Die bei der Laͤuterung bleibenden Bodensaͤze werden durch Beutel aus einem plucheartigen Baumwollzeuge, deren Zahl und Dimensionen von der Quantitaͤt, mit der man arbeitet, bedingt sind, filtrirt. Die Apparate und Geraͤthe fuͤr eine kleine, mit freiem Feuer arbeitende Fabrike bedingen, nach dem Anschlage des Hrn. de Dombasle, einen Kostenaufwand von 2552 Franken.