Titel: Ueber eine neue Bereitungsart der lithographischen Kreiden. Von Hrn. Fichtemberg in Paris.
Fundstelle: Band 70, Jahrgang 1838, Nr. IX., S. 34
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IX. Ueber eine neue Bereitungsart der lithographischen Kreiden. Von Hrn. Fichtemberg in Paris. Aus dem Journal de l'Académie de l'Industrie. Julius 1838, S. 107. Fichtemberg's Bereitungsart der lithographischen Kreiden. Man nimmt zu weicher lithographischer Kreide folgende Ingredienzien: Trokne, weiße Marseiller Seife 4 Theile Jungfernwachs 2    – Hammelfett 1    – Gummilak in Tafeln 1    – Leicht calcinirten Kienruß so viel als noͤthig ist,    um ein schoͤnes Schwarz zu erzielen. Zu haͤrterer Kreide dagegen nimmt man: Weiße Marseiller Seife 4 Theile Jungfernwachs 3    – Gummilak in Tafeln 1    – Thon 1    – Salpeter 1/4    – Kienruß eine hinlaͤngliche Menge. Vier und zwanzig Stunden bevor man die Bereitung beginnen will, uͤbergießt man den von allen fremdartigen Stoffen gereinigten Gummilak in einem irdenen, mit einem Dekel versehenen Topfe mit soviel rectificirtem Weingeiste von 40° B., daß er kaum davon bedekt ist, und sezt ihn dann der Sonne aus oder an einen warmen Ort, wobei man oͤfter umruͤhrt. Man darf nicht zuviel Weingeist nehmen, indem sonst die Kreide eine zu große Elasticitaͤt bekommen wuͤrde. Dann gibt man die Seife klein geschnitten in ein irdenes Gefaͤß, in welches man soviel Wasser, als zur Loͤsung der Seife noͤthig ist, gegossen. Diesen Topf sezt man zum Behufe der Aufloͤsung der Seife auf ein gelindes Feuer, wobei man von Zeit zu Zeit umruͤhrt. Wenn die Seife aufgeloͤst ist, sezt man das Wachs in kleine Stuͤke gebrochen und hierauf auch das Hammelfett zu. Zugleich bringt man den Gummilak, um ihn aufzuloͤsen, ebenfalls auf ein gelindes Feuer. Wenn beide Aufloͤsungen in Sud gekommen, nimmt man beide Toͤpfe vom Feuer und gießt die Lakaufloͤsung tropfenweise und unter bestaͤndigem Umruͤhren in die Seifenaufloͤsung, bis der Topf etwas weniges abgekuͤhlt ist. Hierauf reibt man sogleich den Kienruß mit etwas Ochsengalle ab, gießt das eben bereitete Gemenge daruͤber, und reibt Alles mit einander ab, bis die Mischung vollkommen geschehen. Eben so verfaͤhrt man bei der Bereitung der harten Kreide mit dem Thone und dem Salpeter. Nach vollbrachtem Abreiben sezt man die teigige Masse in kleinen Zeltchen auf Papier zum Behufe des Troknens der Luft, aber nicht der Sonne aus. Nach 3 bis 4 Tagen, wenn die Zeltchen Festigkeit gewonnen, bringt man sie auf eine Marmor- oder gut polirte Holztafel, auf der man sie mit einem Stuͤke glatten, harten Holzes, wie man es zur Bereitung des Glaserkittes hat, so lange blaͤut, bis sie eine elastische Masse bilden. Fiele diese zu hart aus, so muͤßte man ihr etwas Wasser zusezen und sie dann abermals blaͤuen. In diesem Zustande kann man Zeichenstifte aus der Masse bilden, wobei man auf verschiedene Weise verfahren kann. 1) Man nimmt einen messingenen Rahmen von 5 bis 6 Zoll Laͤnge auf 3 Zoll Breite und 2 bis 3 Linien Hoͤhe, legt diesen auf eine ebene, mit einem feinen Tuche bedekte Tafel, und schlaͤgt dann in diesen Rahmen die Masse mittelst eines Blaͤuels so fest hinein, daß man gewiß ist, daß sie keine Luftblasen mehr enthaͤlt. Wenn man dann die Masse mittelst eines Messers auf der Oberflaͤche geglaͤttet hat, so legt man eine zweite, der ersteren an Groͤße gleichkommende Tafel darauf, und gießt sie zu einem Kuchen, der uͤberall gleiche Dike hat. Aus diesem Kuchen schneidet man dann mit einem Messer oder einem Messingdrahte die Zeichenstifte, die man fabriciren will. 2) Man kann den Teig auch in einer Presse zwischen zwei Platten zu Kuchen von gehoͤriger Dike auspressen, und aus diesen dann die Stifte schneiden, die jedoch auf diese Weise nicht so regelmaͤßig ausfallen, wie auf erstere. 3) Man kann sich einen Messingcylinder von 12 Zoll Laͤnge auf 3 bis 4 Zoll Durchmesser, dessen Dekel in der Mitte ein rundes Loch hat, verschaffen; diesen mit dem Teige fuͤllen, und dann zum Behufe des Pressens mittelst einer Schraube einen Kolben hineintreiben, so daß die Masse in Staͤngelchen bei dem Loche des Dekels austritt. Der Druk muß hier sachte und gleichmaͤßig geschehen. Die ausgepreßten Staͤngelchen legt man auf eine geglaͤttete Platte, um sie zulezt in Stuͤke von gewuͤnschter Laͤnge zu schneiden. Waͤren die Staͤngelchen sehr duͤnne, so kann man sie wie gewoͤhnliche Bleistifte in Holz fassen.