Titel: | Ueber Baumé's Aräometer als Grundlage zur Berechnung des Procentgehaltes von Zukerlösungen und der Wasserverdampfung in den Rübenzukerfabriken, nebst deren Dampf- und Brennmaterialverbrauch u.s.w., nach theoretischen Grundsäzen und praktischen Erfahrungen. Von Hrn. L. G. Treviranus, Mechaniker der altgräfl. Salm'schen Etablissements zu Blansko in Mähren. |
Fundstelle: | Band 70, Jahrgang 1838, Nr. X., S. 36 |
Download: | XML |
X.
Ueber Baumé's Araͤometer als Grundlage
zur Berechnung des Procentgehaltes von Zukerloͤsungen und der Wasserverdampfung
in den Ruͤbenzukerfabriken, nebst deren Dampf- und Brennmaterialverbrauch
u.s.w., nach theoretischen Grundsaͤzen und praktischen Erfahrungen. Von Hrn.
L. G. Treviranus,
Mechaniker der altgraͤfl. Salm'schen Etablissements zu Blansko in
Maͤhren.
Aus den Verhandlungen des Vereins zur Befoͤrderung des
Gewerbfleißes in Preußen, 1838, 3te Lieferung S. 97.
Ueber Baumé's Araͤometer.
Das Araͤometer von Baumé ist zwar ein sehr
bekanntes Instrument, welches sich schon seit langer Zeit in den Haͤnden der
Zukerraffineure befindet, und gegenwaͤrtig auch haͤufig in den
Ruͤbenzukerfabriken, zur Ermittlung der Starke des Saftes und des Syrups,
gebraucht wird. Nicht allgemein bekannt scheint mir es indessen zu seyn, wie man zu
rechnen hat, um aus den Graden, welche das Instrument, in Zukerloͤsungen
getaucht, angibt, den Schluß auf den Procentgehalt derselben zu machen, und wie sich
ferner nach den Graden auch leicht berechnen laͤßt, wie viel Wasser verdampft
werden muß, um eine schwaͤchere Zukerloͤsung, oder auch defecirten
Ruͤbensaft, zu einer bestimmten hoͤheren Graͤdigkeit, oder
umgekehrt, wie viel Wasser man einer staͤrkeren Loͤsung zuzusezen hat,
um sie auf einen bestimmten schwaͤcheren Grad zu bringen. Die Verdampfung des
Wassers aus dem Safte bis zur Darstellung des Rohzukers ist in den
Ruͤbenzukerfabriken ein zu wichtiger Punkt, als daß man nicht in allen
vorkommenden Faͤllen den Betrag des zu verdampfenden Quantums, und die
Wirksamkeit der zu ihrer Bewerkstelligung anzuwendenden Mittel, richtig zu berechnen
im Stande seyn muͤßte. Nicht minder wichtig ist es auch in vorkommenden
Faͤllen, vorzuͤglich wenn die Heizung der Kessel und Pfannen mittelst
Dampf bewerkstelligt werden soll, nicht nur im Voraus den gesammten Dampf-
und Brennmaterialverbrauch, sondern auch speciell den der einzelnen Operationen, als
der Defecation, Abdampfung und Eindikung, und des Verkochens der Melasse berechnen
zu koͤnnen.
Es sind freilich uͤber diese Punkte schon manche sehr schaͤzenswerthe
und nuͤzliche Erfahrungssaͤze, vorzuͤglich von Hrn. Prof. Schubarth, in seinen „Beitraͤgen zur
naͤhern Kenntniß der Runkelruͤbenzukerfabrication in Frankreich,
Berlin 1836“, und in dem Nachtrag von ihm und Hrn. Reich
„Die Runkelruͤbenzukerfabrication in Frankreich, Berlin
1837“ veroͤffentlicht worden, aber solche Erfahrungssaͤze erhalten
erst dann ihren wahren Werth, wenn man auch nach theoretischen Grundsaͤzen
gerechnet, mit Beruͤksichtigung der in der Praxis obwaltenden
Umstaͤnde, zu den gleichen Resultaten, ohne der Rechnung Zwang anzuthun,
gelangen kann. Gelingt es mir nun auch andere zur Ueberzeugung zu bringen, daß die
Grundsaͤze, welche ich bei meinen Berechnungen in Anwendung bringen werde,
wenn auch nicht alle als ganz richtig angenommen werden koͤnnen, doch der
Wahrheit so nahe kommen, als fuͤr alle vorkommende Faͤlle in der
Praxis erforderlich ist, so hoffe ich mit dieser Abhandlung eine Luͤke in
Bezug auf Anlage von Ruͤbenzukerfabriken auszufuͤllen, welche
wenigstens fuͤr mich in einer Zeit sehr fuͤhlbar war, und die auch
nach Allem zu urtheilen, was mir bis jezt uͤber diesen Gegenstand zu
Haͤnden kam, noch durch Niemand ausgefuͤllt wurde.
Um aber zur Sache zu kommen, so muß ich meinen Untersuchungen schon vorhandene
Angaben uͤber das specif. Gewicht der Zukerloͤsungen von bekanntem
Procentgehalt, und ferner ebenfalls schon vorhandene Angaben uͤber die zu den
Graden von Baumé's Araͤometer
correspondirenden specif. Gewichte zum Grunde legen. In Hrn. Prof. Schubarth's Elementen d. technischen Chemie, Bd. 3,
befindet sich S. 210 (2te Ausg.) eine Tabelle uͤber den Procentgehalt und die
specif. Gewichte von reinen Zukerloͤsungen in Wasser, welche von Hrn. Niemann herruͤhrt. Da ich fand, daß die Zahlen
einer andern Tabelle von den HHrn. Brandes und Reich, enthalten im pharmaceutischen Centralblatte
fuͤr 1832, mit denen der ersteren gut zusammenstimmen, so richtete ich mich
nach der vollstaͤndigeren ersten Tabelle. Die den Graden von Baumé's Araͤometer correspondirenden
specif. Gewichte entnehme ich aus Prechtl's
technologischer Encyklopaͤdie Bd. I. S. 332.
Man wird finden, daß der Procentgehalt reiner Zukerloͤsungen in Wasser bei
einer Temperatur von 14° R. im Mittel genommen 1,82 Mal den Graden des Baumé'schen Araͤometers gleich kommt, daß
ferner auch von etwa 4 oder 5° bis zu 44° B. gerechnet, der
Procentgehalt ohne erhebliche Fehler den Baumé'schen Graden proportional angenommen werden kann. Laͤßt
sich dieses beweisen, so liegt in diesem Saz auch ein sehr einfaches Mittel,
fuͤr jeden in der Praxis vorkommenden Fall gleich zu berechnen, wie viel
Wasser man aus einer Zukerloͤsung abzudampfen hat, um dieselbe von einem
bekannten niedrigeren Grad aus einen bestimmten hoͤheren Grad zu bringen.
Es woͤge z.B. eine Zukerloͤsung 100 Pfd. und Baumé's Araͤometer gaͤbe als Staͤrke der
Loͤsung 6° an, so enthaͤlt sie 6 × 1,82 = 10,92 Proc.
Zuker, oder eben so viele Pfunde. Wird nun diese Loͤsung bis auf
20° B. abgedampft, so erhaͤlt man (100 × 6)/20 = 30 Pfd.
20graͤdigen Syrup, und 100 – 30 = 70 Pfd. Wasser muͤßten zu dem
Ende verdampfen. Von dem Zukerquantum, muß vorausgesezt werden, ging bei der
Abdampfung nichts verloren, die 10,92 Pfd. sind also auch noch in den 30 Pfd. der
20graͤdigen Loͤsung enthalten, und deren Wassergehalt betruͤge
dann 30 – 10,92 = 19,08 Pfd. Procente; an Zuker enthielte diese
Loͤsung 10,92/30 × 100 = 36,4, und aus den Graden abgeleitet dasselbe,
naͤmlich 20 × 1,82 = 36,4. Werden die 30 Pfd. des 20graͤdigen
Syrups bis zu 44° B., d. i. bis zum Krystallisationspunkt, eingedikt, so
erhaͤlt man (20 × 30)/44 = 13,64 Pfd. Zukermasse, und 30 –
13,64 = 16,36 Pfd. Wasser muͤßten verdampfen. In dieser Masse befinden sich
wieder nur die 10,92 Pfd. Zuker, welche in Procenten ausmachen 10,92/13,64 ×
100 = 80, und 80 ist auch wieder 44 × 1,82. Die 13,64 Pfd. Zukermasse
erhaͤlt man auch auf ein Mal aus den 100 Pfd. der 6graͤdigen
Loͤsung, wenn man rechnet 44 : 6 = 100 : 13,64.
Nach dieser Methode laͤßt sich, mit Bezug auf die Baumé'schen Grade und den Procentgehalt, leicht eine Tabelle
fuͤr gleiches Zukerquantum der Loͤsungen
und des dazu gehoͤrigen Wasserquantums berechnen, die dann zum Gebrauch der
Ruͤbenzukerfabriken bequem gefunden werden wird. Nur muß man nach den
Gewichten der Loͤsungen rechnen, indem die Rechnung nach dem Volumen nicht so
einfach ist. Nach der gemachten Berechnung geben 100 Pfd. einer Zukerloͤsung
von 6° B. an Zukermasse von 44° B. = 13,64 Pfd., das
Verhaͤltniß in Pfunden ausgedruͤkt ist also = 7,33 : 1. Will man es
nach dem Volumen wissen, so dividire man jede der beiden Zahlen durch das
zugehoͤrige specif. Gewicht, welches fuͤr 6° B. = 1,041 und
fuͤr 44° B. = 1,428 ist; man erhaͤlt dann die
Verhaͤltnißzahlen 7,05 : 0,70, oder beide Zahlen wieder mit 1,428
multiplicirt 10,06 : 1. Dieß ist nun aber wirklich das Verhaͤltniß, in
welchem in den Ruͤbenzukerfabriken das Volumen von defecirtem
6graͤdigen Saft zum Volumen der Zukermasse steht, welche man daraus
erhaͤlt. Vorlaͤufig ergibt sich denn schon hieraus, daß meine Annahmen
nicht weit von der Wahrheit entfernt seyn koͤnnen, und nicht bloß auf reine
Zukerloͤsungen anwendbar sind, sondern aus Gruͤnden, welche ich
spaͤter angeben werde, mehr noch auf den defecirten Ruͤbensaft passen.
Daß man in der Regel aus dem Ruͤbensafte nur etwa so viele Procente Zuker
erhaͤlt, als Baumé's Araͤometer
Grade des defecirten
Saftes zeigtNach obiger Annahme des Hrn. Verfassers betruͤge dann bei einem
defecirten Saft von 6° B. die Ausbeute 6 % des Saftes, also bei 80 %
Saft, aus den Ruͤben 7,5 % des Ruͤbengewichts, was mit der
Erfahrung gut uͤbereinstimmt. Prof. Schubarth., und nicht, wie ich fuͤr reine Zukerloͤsungen annahm, 1,82 Mal
mehr, liegt in Umstaͤnden, die wohl bekannt sind, die ich hier aber nicht
weiter beruͤhren kann.
Die erwaͤhnte Tabelle von Niemann reicht nur bis zu
Zukerloͤsungen von 70 Procent, wozu ungefaͤhr 38 1/2° B.
correspondirt; da ich sie aber fuͤr meinen Zwek bis zu 44° brauche, so
habe ich das Fehlende durch Rechnung nach den sogenannten Vermischungsregeln zu
ergaͤnzen gesucht. Es geben diese Vermischungsregeln zwar nicht in allen
Faͤllen richtige Resultate, indem sie sich auf die Voraussezung
stuͤzen, daß in der Vermischung der Fluͤssigkeiten von verschiedenen
spec. Gewichten keine Volumenveraͤnderung vor sich geht, indessen wird man
doch sehen, daß die Zahlen, welche ich danach berechnete, mit den aus Niemann's Tabelle abgeleiteten, mindestens von 8°
bis zu 35° B., ganz gut uͤbereinstimmen, so daß nicht viel gefehlt
seyn kann, wenn ich die von 35° bis 44° B. fehlenden Zahlen durch
Rechnung nach den Vermischungsregeln bestimmte. Auch ist noch zu bemerken, daß ich
(in der ersten Tabelle, welche ich liefern werde), da das spec. Gewicht von Niemann's Zukerloͤsungen gewoͤhnlich nicht
zu den spec. Gewichten der ganzen Baumé'schen
Grade paßte, jene Gewichte und die correspondirenden Procentgehalte den lezteren
gemaͤß zu reduciren genoͤthigt war; daß ferner in Bezug auf
Ruͤbenzukerfabriken, weil, wie ich schon sagte, das Zukerquantum des
defecirten Saftes waͤhrend der uͤbrigen Processe als: der Abdampfung
und Eindikung, dasselbe verbleibend angenommen werden muß (etwanige Verluste aber in
eine besondere Rubrik gehoͤren), es auch in der Tabelle so angenommen wurde:
weßhalb dann aber Hrn. Niemann's Zahlen nicht mehr so wie
im Original, oder in Hrn. Prof. Schubarth's technischer
Chemie, erscheinen werden.
In der ersten Tabelle, welche ich insbesondere nur fuͤr den Zwek mittheile, um
zu zeigen, daß die nach den Vermischungsregeln berechneten Zahlen nahe mit Niemann's Zahlen uͤbereintreffen, und die
Ergaͤnzung bis zu 44° B. nach jenen Zahlen Statt finden durfte, nahm
ich eine Zukerloͤsung von 5° B. als Norm an, zu welcher nach Niemann 9,308 Proc. Zuker, und 90,692 Proc. Wassergehalt
correspondirt, und behielt diese 9,308 Theile Zuker, oder dieses Zukerquantum, in
der ganzen Reihe bei. Eine Loͤsung von z.B. 10° Baumé hat nun, nach Niemann, 17,467 Proc. Zuker- und 82,533
Proc. Wassertheile; denkt man sich unter den Theilen und Procenten etwa Pfunde, so muß eine
Zukerloͤsung von 10° B., wenn sie 9,308 Zuker enthalten soll, 9,308
× 82,533/17,467 = 43,58 Pfd. Wasser enthalten, und das ganze Gewicht der
Loͤsung betruͤge 52,888 Pfd.
Auf solche Art kam ich denn zu den Rubriken e, f, g der
Tabelle; die Verhaͤltnißzahlen in Rubrik h
ergeben sich durch Division der Zahlen in Rubrik g mit
der Zahl 11,684. Rubrik b enthaͤlt das zu Baumé's Graden correspondirende spec. Gewicht nach
Prechtl; c die aus den
spec. Gewichten nach den Vermischungsregeln von mir berechneten Volume fuͤr
gleiches Zukerquantum. Diese Volumen wurden, zur Vergleichung mit den Zahlen der
Rubrik h, mit den zugehoͤrigen spec. Gewichten
multiplicirt, und wieder durch 1,428 dividirt, wo sich dann die
Verhaͤltnißzahlen der Gewichte in Rubrik d
ergaben.
Tabelle 1.
Ueber die Volumen und Gewichte von Zukerloͤsungen in
Wasser fuͤr gleiche Zukermengen berechnet.
Die Zahlen der
Rubriken c und d aus
b nach
den
Vermischungsregeln berechnet.
Von 5 bis
35° B. aus Niemann's Tabelle abgeleitet.
a.
Grade nachBaumé.
b. Spec.
Gewicht
der Loͤsung.
c.
Volumen derLoͤsung.Wenn das
Volumen einer Zukerloͤsung von 44° B. und 1,428 spec.
Gewicht = 1 angenommen wird, so wird fuͤr gleiche Zukermenge
das Volumen x einer andern
schwaͤchern Losung von n°
B. und einem spec. Gewicht = p gefunden
durch die Formel 1 + (1,428 – p)/(p – 1) = x, wo 1 im Nenner des Bruchs das spec.
Gewicht des Wassers bedeutet, und der ganze Bruch den
noͤthigen Wasserzusaz angibt. So ist z.B. fuͤr
30° B. und ein spec. Gewicht von 1,256 das Volumen der
Loͤsung 1 + (1,428 – 1,256)/(1,256 – 1,000) =
1,672 fuͤr 25° B. und ein spec. Gewicht von
1,205 das Volumen 1 + (1,428 – 1,205)/(1,205 – 1,000)
= 2,09. Im ersten Falle muͤßten 1 Volumen des 44°
Syrups 0,672 Volumen Wasser zugesezt werden, um ihn auf 30°
B., und im zweiten Falle 1,09 Volumen Wasser, um ihn auf 25°
B. herunter zu bringen, oder zu verduͤnnen.Prof. Sch.
d.
Gewicht derLoͤsung.
e. Gehalt
anZukergewicht.
f. Gehalt
anWassergewicht.
g. Summen beiderGewichte.
h.
Verhaͤltnißzahlen derselben.
44°
1,428
1,000
1,000
9,308
2,376
11,684
1,000
40
1,375
1,141
1,099
9,308
3,529
12,837
1,099
35
1,312
1,372
1,261
9,308
5,069
14,377
1,230
30
1,256
1,672
1,470
9,308
7,849
17,175
1,470
25
1,205
2,090
1,763
9,308
11,319
20,627
1,765
20
1,157
2,726
2,209
9,308
16,728
26,036
2,228
15
1,113
3,788
2,952
9,308
24,632
33,940
2,905
10
1,072
5,945
4,463
9,308
43,580
52,888
4,527
9
1,064
6,687
4,980
9,308
49,418
58,726
5,026
8
1,057
7,598
5,557
9,308
55,443
64,751
5,542
7
1,049
8,734
6,416
9,308
64,169
73,477
6,289
6
1,041
10,439
7,603
9,308
75,310
84,618
7,242
5
1,034
12,588
9,115
9,308
90,692
100,000
8,559
Aus den Rubriken d und h ist
ersichtlich, daß die von mir fuͤr 30° B. berechnete Zahl 1,47 in
Rubrik d mit der in Rubrik h
aus Niemann's Zahlen abgeleiteten Zahl zusammentrifft;
bei 36° B. findet sich zwar in d ein Plus von
0,031, solcher Differenzen finden sich aber in den beiden Reihen mehrere, bald + und
bald –. Bei 20° B. findet sich z.B. in Rubrik h – 0,019, und gleich darauf bei 15° B. ist + 0,047; bei
8° B. passen aber die Zahlen wieder bis auf 0,015, nur unterhalb 8°
werden die Differenzen bedeutender, und die Zahlen der Rubrik d constant groͤßer, als- die Zahlen der Rubrik h. – Gruͤndeten sich die Zahlen der Rubrik
h nicht auf Versuche, und die der Rubrik d nicht auf bloße Berechnung, deren Richtigkeit, wie ich
bereits sagte, wegen des ebenfalls erwaͤhnten, dabei obwaltenden Umstandes
moͤglicher Volumenveraͤnderungen nicht ganz verbuͤrgt werden
kann, dann muͤßte ich es dahin gestellt seyn lassen, welcher der beiden
Reihen der Vorzug gebuͤhre, so aber gebuͤhrt er ohne Zweifel der Reihe
h.
Inzwischen ist der Gegenstand, um den es sich hier handelt, doch von der Art, daß
eine uͤbergroße Genauigkeit nicht am rechten Ort seyn wuͤrde, und so
liefere ich denn die zweite Tabelle, welche, oder vielmehr die derselben zum Grunde
liegenden Saͤze, ich ihrer Einfachheit und doch hinreichenden Genauigkeit
halber zum Gebrauch fuͤr Ruͤbenzukerfabriken ganz geeignet halte.
Tabelle 2.
Ueber die zu den Baumé'schen
Graden correspondirenden spec. Gewichte, Volumen, Gewichte und Procentgehalte etc.
von Zukerloͤsungen in Wasser fuͤr gleiche
Zukermengen der Loͤsungen und zum Gebrauch fuͤr
Ruͤbenzukerfabriken berechnet.
a.
Grade nachBaumé.
b. Spec.
Gewicht derZukerloͤsungen.
c. Verh. Zahlender Gewichte
fuͤr gleicheZukermenge.
d. Gewichtstheileder
Loͤsungen an Zuker.
e. Gewichtstheileder
Loͤsungen an Wasser.
f. Gehalt
derLoͤsungen an Zuker
in Procenten.
g. Verh. Zahlender Volumen
fuͤr gleicheZukermenge.
44
1,428
1,000
0,800
0,200
80,0
1,000
40
1,375
1,100
0,800
0,300
72,7
1,142
35
1,312
1,257
0,800
0,457
63,6
1,368
30
1,256
1,467
0,800
0,667
54,5
1,668
25
1,205
1,760
0,800
0,960
45,5
2,085
20
1,157
2,200
0,800
1,400
36,5
2,715
15
1,113
2,933
0,800
2,133
27,25
3,763
14
1,104
3,143
0,800
2,343
25,5
4,066
13
1,196
3,381
0,800
2,581
23,7
4,405
12
1,086
3,667
0,800
2,867
21,8
4,813
11
1,080
4,000
0,800
3,200
20,0
5,289
10
1,072
4,400
0,800
3,600
18,2
5,861
9
1,064
4,889
0,800
4,089
16,4
6,562
8
1,057
5,500
0,800
4,700
14,5
7,431
7
1,049
6,286
0,800
5,486
12,7
8,557
6
1,041
7,333
0,800
6,533
10,9
10,059
5
1,034
8,800
0,800
8,000
9,1
12,153
4
1,028
11,000
0,800
10,200
7,3
15,280
Es sind also in dieser zweiten Tabelle in Rubrik a die
Grade nach Baumé's Araͤometer enthalten und
in Rubrik b wieder das dazugehoͤrige spec.
Gewicht nach Prechtl's Angabe hinzugefuͤgt; die
Zahlen der Rubrik c wurden nach dem Grundsaz berechnet:
fuͤr gleiche Zukermengen der Loͤsungen verhalten sich die Gewichte der
lezteren umgekehrt als ihre Grade nach Baumé.
Dieser Saz folgt aus dem ersten Saz: daß der Procentgehalt den Baumé'schen Graden als nahe proportional angenommen werden
kann.
Krystallisationsfaͤhigen Syrup oder Zukermasse von 44° B. nahm ich
dabei zur Gewichtseinheit an. Es enthaͤlt demnach z.B. 1 Pfd. Syrup von
44° B. eben soviel Zuker als 2,2 Pfd. Syrup von 20° B., indem 20 : 44
= 1 : 2,2. Wollte man ferner etwa wissen, wie viele Pfunde 25graͤdigen Syrup
man aus 11 Pfd. einer Loͤsung von 4° B. enthaͤlt, so ist das
Resultat des obigen Sazes: (4 × 11)/25 = 1,76 Pfd. So sind dann die Zahlen der
Rubrik c entstanden. Vergleicht man e mit den Zahlen der Rubrik h der ersten Tabelle, die aus Niemann's
Versuchen abgeleitet wurden, so gibt die Rechnung bei 30° B. um 0,003 mehr
als die Versuchszahl; bei 20° B. gibt sie 0,028 weniger: bei 15° B.
aber 0,028 mehr; bei 10° B. wieder 0,127 weniger; bei 7° B. nur um
0,003 weniger, bei 6° B. aber wieder 0,091 mehr. Es findet also ein Wechsel
in dem Plus und Minus der Differenzen Statt, der zu Gunsten der Rechnung spricht.
Bei 5° B. gibt endlich die Rechnung um 8,800 – 8,559 = 0,341 zu viel,
was aber auch nur 0,341/8,559 = 1/25 mehr als Niemann's
Zahl ausmacht.
Man wuͤrde also demzufolge in Bezug auf Ruͤbenzukerfabrication vom
defecirten 5graͤdigen Saft etwa 1/25 mehr brauchen, um ein gleiches Quantum
Zukermasse darzustellen, als von einer reinen 5graͤdigen Zukerloͤsung.
Dieß laͤßt sich nun zwar strenge genommen nicht beweisen, daß man aber vom
Saft etwas mehr als von einer Zukerloͤsung brauchen wird, laͤßt sich
doch wohl vermuthen, wenn man in Erwaͤgung zieht, daß auch der auf das beste
defecirte Saft immer noch fremde Stoffe enthaͤlt, die sein
anfaͤngliches spec. Gewicht vermehren, die also einen zu hohen Schluß auf den
Procentgehalt an Zuker machen lassen, die aber in den auf die Defecation folgenden
Operationen zum Theil ausgeschieden werden, so daß man in der Regel mit einem an
Zuker aͤrmeren Saft zu thun haben wird, als man nach den Baumé'schen Graden zu schließen berechtigt war.
Solchem Saft schmiegt sich dann der von mir angenommene Grundsaz: fuͤr gleiche Zukermengen der Loͤsungen
muͤssen sich die Gewichte der Loͤsungen umgekehrt verhalten als
ihre Grade nach Baumé, recht gut an, und ich glaube dann hiemit die
Anwendbarkeit dieses Sazes in der Ruͤbenzukerfabrication, und auch in Bezug
auf Raffinirung des Rohzukers, dargethan zu haben.
Was die schon erwaͤhnte Zahl 1,82 anbelangt, womit man die Baumé'schen Grade zu multipliciren hat, um den
Procentgehalt reiner Zukerloͤsungen zu finden, so wurde sie einfach von mir
gefolgert, indem ich die Summe von Niemann's
Procentzahlen mit der Summe der zugehoͤrigen Baumé'schen Grade theilte, wo sich dann die Zahl 1,817 ergab,
wofuͤr ich 1,82 annahm. Die Verhaͤltnißzahlen in Rubrik c sind auch zugleich die Summenzahlen der Zuker-
und Wassertheile der Rubriken d und e. Die Zahlen der Reihe f
wurden aus den Graden der Rubrik a berechnet, sie lassen
sich aber auch aus c und d
ableiten. Die Volumenzahlen in g entstanden durch Division der
Verhaͤltnißzahlen in c mit den dazu
gehoͤrigen spec. Gewichten der Rubrik b. Damit
die Reihe oben bei 44° B. wieder mit 1 anfinge, wurden alle erhaltenen
Quotienten mit dem zu 44° B. gehoͤrigen spec. Gewichte 1,428
multiplicirt.
Zulezt erlaube ich mir noch meine Zahlen mit Zahlen, welche ich aus einer
anderweitigen Angabe entnahm, in Vergleich zu stellen. In Hrn. Benjamin Scholz's Lehrbuch der Chemie Bd. 2 finde ich S. 491
angegeben: Aus 7075 Maaß Runkelruͤbensaft von 7° B. erhaͤlt man
den Erfahrungen zufolge 1180 Maaß Syrup von 30° B., und aus diesen 707 Maaß
von 44° B. Das Verhaͤltniß dieser Volumenzahlen ist 10 : 1,67 : 1.
Nimmt man nun an, daß der rohe Saft etwa 1° B. in der Defecation verliert, so
behielt der obige Saft nach der Defecation nur noch 6° B. und fuͤr
6°, 30° und 44° B. sind in der Rubrik g der zweiten Tabelle die Volumenzahlen 10,059 : 1,668 : 1,000 die also
nahe mit obigen uͤbereinstimmen. Aber streng genommen muͤßte entweder
Hrn. Scholz's erste Zahl etwas hoͤher, oder meine
etwas niedriger seyn, indem bei ihm die Zahl 10 das Volumen des rohen Saftes, bei
mir aber die Zahl 10,059 das Volumen des defecirten Saftes ausdruͤkt, und der
Saft bekanntlich in der Defecation nicht nur an der Graͤdigkeit, sondern auch
an Volumen verliert. Dem sey uͤbrigens wie da wolle! Es findet sich
zufaͤllig, daß meine Verhaͤltnißzahlen der Gewichte in Rubrik c Tabelle 2 mit den Verhaͤltnißzahlen der Rubrik
h Tabelle 1, welche aus Niemann's Zahlen abgeleitet wurden, fuͤr 6°, 30° und
44° B. nur sehr wenig differiren, so daß ein Vorwurf der Ungenauigkeit, den
man etwa erstern machen koͤnnte, auch die lezteren traͤfe, welche doch
durch Versuche bestimmt wurden; und so muß ich es denn annehmen, daß der Fehler wohl
in den Zahlen der obigen Angabe liegen mag. Mir genuͤgt es vorlaͤufig,
den Gegenstand, um welchen es sich handelte, unter gewisse Regeln gebracht zu haben,
welche der Wahrheit nahe kommen, und wonach ich in allen Werken, welche mir
uͤber Ruͤbenzukerfabrication vorkamen, vergeblich forschte.
––––––––––
Nachdem in dem Vorangegangenen dargethan wurde, wie bei Zukerloͤsungen und dem
defecirten Ruͤbensafte nach den Graden von Baumé's Araͤometer sich jederzeit der Schluß auf den
Procentgehalt machen, und wie sich auch berechnen laͤßt, wie viel Wasser man
aus einer schwaͤchern Loͤsung zu verdampfen hat, um sie auf bestimmte
hoͤhere Grade zu bringen, werde ich die aufgefundenen Regeln nochmals auf ein
groͤßeres Beispiel in Anwendung bringen, fuͤr den Zwek einer
Berechnung des Dampfverbrauches, welchen, nach theoretischen Grundsaͤzen und in
Vergleich zu praktischen Erfahrungen, die verschiedenen in den
Ruͤbenzukerfabriken vorkommenden Operationen, als die Defecation, Abdampfung,
Eindikung und das Verkochen der Melasse, sowohl einzeln als zusammengenommen
erfordern; aus dem gefundenen Dampfverbrauch zulezt auch noch nach praktischen
Regeln die Groͤße der noͤthigen Dampfkessel und den
Brennmaterialverbrauch fuͤr den anzunehmenden Fall ableiten, wonach sich dann
die Schluͤsse auf andere aͤhnliche Faͤlle leicht werden machen
lassen. Dabei seze ich eine gewoͤhnliche Ruͤbenzukerfabrik voraus, in
welcher aber alle Operationen, wozu sich Dampf anwenden laͤßt, wie auch schon
aus dem eben Gesagten hervorgeht, mit Huͤlfe des Dampfes bewerkstelligt
werden.
Als Beispiel glaube ich kein besseres waͤhlen zu koͤnnen, als die
Fabrik des Hrn. Crespel-Dellisse in Arras, welche
Hr. Prof. Schubarth in seinen Beitraͤgen zur
naͤheren Kenntniß der Ruͤbenzukerfabrication in Frankreich, im Detail
beschrieb, und worauf sich vorzuͤglich auch seine neueren Notizen in dem
Nachtrag von ihm und Hrn. Reich beziehen.
Den eben angefuͤhrten Notizen zufolge verarbeitet Hrn. Crespel's Fabrik taͤglich, in 24 Stunden, 65000 franz. Pfd.
Runkelruͤben. Mittelst der Wasserpressen werden daraus gewonnen 85–86
Proc. Saft; zu 86 Proc. gerechnet sind es 55900 Pfd. Saft, dessen Staͤrke ich
zu 7 1/2° B. annehmen will.
Defecation. Zahl derselben.
Da bei Hrn. Crespel zu einer Defecation 8,5 Hectoliter
oder 850 Liter Saft gehoͤren, und 1 Liter Saft von 7 1/2° B. 1,05
Kilogr. oder 2,1 Pfd. wiegt, so wiegen 850 Liter 1785 Pfd. und zu 55900 Pfd. Saft
waͤren erforderlich 31 Defecationen und ein Bruchtheil. Aber die ganze Zahl
31 angenommen, betraͤgt das dazu gehoͤrige Saftquantum 55900/31 = 1803
Pfd., wofuͤr ich die runde Zahl 1800 seze.
Defecation. Dampfverbrauch.
Um die Berechnung derselben durch Erlaͤuterungen nicht zu oft unterbrechen zu
duͤrfen, untersuche ich zu erst, welches Dampfquantum erforderlich ist, um
fuͤr jede folgende Defecation den Kessel und dessen Gehaͤuse
gleichzeitig mit dem Safte wieder von einer niedrigem auf die hoͤhere
Temperatur zu bringen; und um die Dampfmassen nicht zu klein zu bekommen, nehme ich
die Umstaͤnde, welche Einfluß auf den Dampfverbrauch haben, gerade nicht als
die guͤnstigsten an. Die taͤgliche Zahl der Defecationen wurde also zu
31 berechnet. Da nun in
der Fabrik zu Arras 4 Defecationskessel abwechselnd gebraucht werden, so kommt in 24
Stunden jeder 31/4 = 7 3/4 Mal an die Reihe, und der Zeitraum von einer Defecation
zur anderen betraͤgt 24/7,75 = 3,1 Stunden. Der Zeitraum, in welchem zum
Behuf der Defecation der Dampf wirken muß, betraͤgt aber nur etwa 1/2 Stunde,
folglich ist etwa 2 1/2 Stunden lang der Kessel der Wiederabkuͤhlung durch
die Luft ausgesezt, und es duͤrfte nicht viel gefehlt seyn, wenn ich annehme,
daß er nur mit einer Temperatur von etwa 40° R.Dieß ist zu viel. Da naͤmlich der Kessel mit Saft gescheuert wird, so
kommt er auf die Temperatur der Luft herab.Sch. bei der folgenden Defecation wieder in Arbeit kommt. Wenn bei einem solchen
Kessel von 8 1/2 Hectoliter Inhalt, das Innere aus Kupfer, das Aeußere, oder das
Gehaͤuse, aus Gußeisen besteht, dann wiegt er beilaͤufig 2300
Pfd.Gewicht des kupfernen Kessels 250, der eisernen Schale 800, Ringe, Schrauben
et. 150 Pfd., Summe 1200 Pfund.Sch., und mit Beruͤksichtigung des Verhaͤltnisses, in welchem bei
solchen Kesseln das Kupfer gewoͤhnlich zum Gußeisen steht, kann man die
vereinte spec. Waͤrme beider Metalle zu etwa 0,134 annehmen; so daß in dieser
Beziehung statt der 2300 Pfd. Kupfer und Gußeisen als Aequivalent 2300 ×
0,134 = 308 Pfd. Wasser gesezt werden koͤnnen. Erlaubte man dem Kessel sich
nach jeder Defecation zur Temperatur des zu defecirenden Saftes abzukuͤhlen,
so haͤtte man, wenn das Saftquantum wie oben zu 1800 Pfd. angenommen wird,
einen Waͤrmeverlust von mindestens (308 × 100)/1800 = 17,2 Proc.,
indem das Gehaͤuse des Kessels durch den Dampf zu einer viel hoͤheren
Temperatur als das Innere des Kessels und die Fluͤssigkeit gebracht wird.
Dieses in Anschlag gebracht und zugleich, daß der Kessel mit etwa 40° R.
wieder in Arbeit kommt, glaube ich den Waͤrmeverlust auf etwa 15 Proc.
anschlagen zu muͤssen. In kalten Tagen, wenn die Fabrik etwa gefrorne
Ruͤben mit zu verarbeiten hat, wird es auch nicht ungewoͤhnlich seyn,
daß der Saft mit nur wenigen Graden uͤber 0, vielleicht auch mit 0°
R., zur Defecation kommt; ich nehme also fuͤr die Temperatur des Saftes
0° R., die gesammte Waͤrme des Dampfes zu 520° R. an, so daß 1
Pfd. Dampf 520 Waͤrmeeinheiten hat.
Hienach waͤren zu einer Defecation erforderlich:
Waͤrmeeinheiten.
1)
Um 1800 Pfd. Saft von 0° auf 80° R. zu
bringen 1800 × 80
= 144000
2)
Den Kessel von 40 auf 80° R. (144000 ×
15)/100
= 21600
3)
Nach beendigter Defecation wird
gewoͤhnlichder im Gehaͤuse eingeschlossene Dampf
ausgeblasen,der etwa 1 Pfd. betragen kann; macht 1 ×520
=
520
4)
Auch sind gewoͤhnlich die Defecationskessel
aͤußerlichnicht gegen Abkuͤhlung durch kalte Luft
geschuͤzt,und in diesem Falle werden in Zeit von 30Minuten,
so lange naͤmlich Dampf eingelassenwird, condensirt, etwa 0,4
Pfd. Dampf, macht0,4 × 520
=
208
––––––––––
gibt in Summa
166328
Waͤrmeeinheiten, als zu einer Defecation,
exclusive des Dampfverlustes, der etwa noch in den
Dampfleitungs-roͤhren Statt findet, erforderlich. Jedes Pfund
Dampf hat nun zwar 520 Waͤrmeeinheiten, sie koͤnnen aber
der Defecation nicht alle zu gute kommen, indem sich der Dampf zu
Wasser niederschlaͤgt, dessen Temperatur nach eigenen
Beobachtungen, wenn viele Defecations-kessel gleichzeitig im Betrieb
sind, etwa 60° R. betraͤgt, folglich dem Dampfe (oder 1
Pfd. desselben) 60 Waͤrmeeinheiten entzieht, so daß fuͤr
die Defecation selber nur 520 – 60 = 460 Waͤrmeeinheiten
verbleiben.
5)
Ist dann das Endresultat: Eine Defecation
erfordert 166328/460 = 361,6 Pfd. Dampf.
In der Defecation findet des Schaumes wegen ein Verlust an Saft Statt, den ich im
Mittel aus mehreren Angaben zu 1/16 annehme, der also von 1800 Pfd. Saft in ganzer
Zahl 112 Pfd. betraͤgt, so daß 1688 Pfd. defecirter Saft verbleiben. Auch
verliert der Saft durch die Defecation etwa 1° an seiner anfaͤnglichen
Graͤdigkeit und da diese 7 1/2 B. angenommen wurde, so betraͤgt sie
nach der Defecation noch 6 1/2° B.
Abdampfung. Dampfverbrauch.
Wird der Saft von 6 1/2° B. in dieser Operation zu 20° nach der
franzoͤsischen Spindel concentrirt, so machen diese etwa 22° B., und
rechnet man nach meinem im ersten Abschnitt angenommenen Saz, so erfolgen aus 1688
Pfd. defecirten Saft von 6 1/2° B. (6 1/2 × 1688)/22 = 498,8 Pfd.
Syrup von 22° B., und 1688 – 498,8= 1199 Pfd.Diese Zahl ist in 1189 zu verwandeln.Sch. Wasser muͤßten verdampfen. Von der Defecation weg, und nachdem der
Saft seinen Lauf durch die Thierkohle der Dumont-Filter genommen, kommt er, meinen Beobachtungen nach, noch mit
einer Temperatur von etwa 40° R. auf die Abdampfpfannen. Zur Abdampfung des
Quantums von einer Defecation ist jezt nothwendig:
1) Muͤssen 1688 Pfd. defecirter Saft von 40° auf 80° R. gebracht
werden, ehe die Abdampfung beginnen kann. Der Saft nimmt nun zwar nur 1688 ×
40 = 67520 W. Einh. auf; weil aber der wirkende Dampf im Anfange zu Wasser von
40° und am Ende zu Wasser von 80° R. sich niederschlaͤgt, so
kann man rechnen, daß dieses Wasser im Mittel mit einer Temperatur von 60° R.
die Pfanne verlaͤßt. Um obige 1688 Pfd. Saft von 40° auf 80° R.
zu erwaͤrmen sind noͤthig: 67520/(520 – 60) = 146,8 Pfd.
Dampf.
2) Aus dem jezt schon siedendheiß angenommenen Safte muͤssen dann 1199 Pfd.
Wasser in Dampfform entweichen. Weil aber auch in diesem Falle der wirkende Dampf
nicht seine ganze Waͤrme abgeben kann, sondern zu Wasser von der Temperatur
des abzudampfenden Saftes, die mindestens 80° R. betraͤgt, sich
niederschlaͤgt, so sind, um obige 1199 Pfd. Wasser in Dampf zu verwandeln,
unter der Pfanne noͤthig (1199 × 520)/(520 – 80) = 1416,5Da die obige Zahl 1199 in 1189 umzuwandeln ist, so betraͤgt die
noͤthige Dampfmenge nur 1405,1 Pfd.Sch. Pfd. Dampf.
3) Das Kupfer einer Abdampfpfanne, wie sie bei Hrn. Crespel, der Beschreibung von Hrn. Prof. Schubarth zufolge, gebraucht werden, kann nach gemachtem Ueberschlag etwa
700 Pfd. wiegen, welche im Punkt der spec. Waͤrme 700 × 0,095 = 66,5
Pfd. Wasser sind. Die Pfanne wird sich nun auch, wie ich bei den Defecationskesseln
rechnete, in der Zwischenzeit von einer Abdampfung zur andern, mehr oder minder
abkuͤhlen, muß also auch in der folgenden Abdampfung um eben so viel wieder
erhoͤht werden. Wird nun das Saftquantum einer Defecation in zwei Pfannen
vertheilt, und gleichzeitig abgedampft, so koͤnnen die Zeitraͤume
zwischen 2 und 2 solcher Abdampfungen nur halb so groß als bei der Defecation, also
etwa 1 1/2 Stunden seyn. Nimmt man nun zulezt an, daß die Pfannen mit einer
Temperatur von etwa 50° R. wieder in Arbeit kommen, also etwa 30° R.
an Waͤrme verloren gingen, so sind, um diese in beiden Pfannen wieder zu
ersezen, noͤthig: (66,5 × 30 × 2)/(520 – 65) = 8,8 Pfd.
Dampf; wo die Zahl
65 im Nenner die mittlere Temperatur zwischen 80 und 50° R. ist.
4) Alle drei Posten: 146,8, 1416,5 und 8,8 zusammengezogen geben zur Summe 1572,1
Pfd.Eigentlich nur 1560,7 Pfd. Dampf.Sch. Dampf, welche noͤthig waͤren, um 1688 Pfd. Saft, welche aus
einer Defecation erfolgten, von 6 1/2° auf 22° B. abzudampfen.Man vergleiche den Anhang zu dieser Abhandlung.Sch.
Bemißt man, nebenbei gesagt, in diesem Fall den Nuzeffect des Dampfes bloß nach dem
Wasserquantum von 1199 Pfd., welches verdampfte, so ergeben sich (1199 ×
100)/1572,1 = 76,2 Proc.In vier Abdampfversuchen, welche auf meine Veranlassung angestellt wurden,
variirte der Nuzeffect von 74 bis 78 Proc., je nachdem der Saft mehr oder
weniger heiß auf den Dampfapparat kam.Treviranus.
Der 22graͤdige Syrup kommt jezt, nachdem die zweite Filtration durch
Thierkohle vorgenommen wurde, zur
Eindikung. Dampfverbrauch.
In der zweiten Filtration findet zwar auch, wie bei der Defecation, ein, wiewohl viel
geringerer Verlust an Saft Statt, dagegen komme aber das Aussuͤßwasser der
Filter wieder hinzu, so daß man, hinsichtlich des bis zum Krystallisationspunkt
daraus zu verdampfenden Wassers, die 498,8 Pfd. Syrup von 22° B., welche die
Abdampfung gab, als zur Eindikung kommend, wird annehmen koͤnnen.
Meinem Saz zufolge geben demnach 498,8 Pfd. Syrup von 22° B. (498,8 ×
22)/44 = 249,4 Pfd. Syrup von 44° B., oder sogenannte Zukermasse, und eben so
viele, also auch 249,4 Pfd. Wasser muͤssen zu dem Ende verdampfen. –
Der durch die Abdampfung erfolgte Syrup kuͤhlt sich waͤhrend der auf
die Abdampfung folgenden Filtration nahe bis zur Temperatur des Arbeitsraumes ab,
welche ich hier auch wie bei der Defecation zu 0° rechne.
Ehe die Eindikung ihren Anfang nehmen kann, muß der Syrup, jezt Klaͤrsel
genannt, wieder zum Kochpunkt gebracht werden, der zwar etwas hoͤher, als der
des Wassers ist, den ich aber, als eine zu unbedeutende Differenz in der Rechnung
machend, auch zu 80°R. annehmen will. Ein anderer Umstand verdient indessen
mehr Beruͤksichtigung. Die spec. Waͤrme der Zukerloͤsungen
nimmt naͤmlich, je mehr sich diese dem Krystallisationspunkte naͤhern,
ab; nach welchem Geseze
ist wahrscheinlich noch nicht ermittelt, wenigstens mir nicht bekannt.
Hr. Dr. L. A. Krause gibt
indessen in der „Darstellung der Fabrication des Zukers aus
Runkelruͤben“ Wien 1834, S. 192–195 an: daß
Klaͤrsel von 30° B. nur noch die halbe spec. Waͤrme des Wassers
habe. Wenn diese Angabe nun richtig istDa nach Herrmann die spec. Waͤrme des
krystallisirten Zukers 0,34 betraͤgt, so moͤchte vielleicht
richtiger die spec. Waͤrme eines Klaͤrsels von 30° B.
0,802, und von 22° B. dann 0,855 betragen.Sch., so glaube ich ohne erheblichen Irrthum annehmen zu duͤrfen:
Klaͤrsel von 22° B. hat beilaͤufig im umgekehrten
Verhaͤltniß der Grade wieder mehr als das 30graͤdige, also etwa 3/4
der spec. Waͤrme des Wassers.
Hienach waͤren erforderlich:
1) Um 498,8 Pfd. Klaͤrsel von 0° auf 80° R. zu bringen (498,8
× 80 × 3)/4 = 29928 Waͤrmeeinheiten. Um diese der
Fluͤssigkeit mitzutheilen, gebraucht man 29928/(520 – 40) = 62,6 Pfd.
Dampf, indem sich der Dampf anfangs zu Wasser von 0° R., also im Mittel zu
Wasser von 40° R. niederschlaͤgt.
2) Waͤhrend der Eindikung des Klaͤrsels steigt die Temperatur desselben
allmaͤhlich uͤber 80° R., so daß sie am Ende der Operation
92° R. wird, die mittlere Temperatur also etwa 86° R. betraͤgt.
Unter diesen Umstaͤnden kann denn, aus schon angegebenen Gruͤnden,
jedes Pfund Dampf nur 520 – 86 = 434 Waͤrmeeinheiten zur Verdampfung
abgebenMan vergleiche den Anhang.Sch., und es sind, um 249,4 Pfd. Wasser des Klaͤrsels in Dampf
aufzuloͤsen, (249,4 × 520)/434 = 298,8 Pfd. Dampf erforderlich.
3) Das Kupfergewicht einer Abdampfpfanne wurde in der Berechnung der Abdampfung zu
700 Pfd. angenommen, und da nach der Beschreibung des Hrn. Prof. Schubarth die Eindikpfannen des Hrn. Crespel etwa die halbe Groͤße der Abdampfpfannen
haben, so wird sich das Gewicht einer Eindikpfanne auch auf das halbe, also 350
Pfd., annehmen lassen und die spec. Waͤrme dieser 350 Pfd. Kupfer = der spec.
Waͤrme von 66,5/2 = 33,25 Pfd. Wasser zu sezen seyn. Das Quantum an
Klaͤrsel, welches aus einer Defecation erfolgte, die 498,8 Pfd., werden nun
gleichzeitig in zwei solcher Pfannen eingekocht; es kann dafuͤr dieselbe
Zeit, wie zu einer Defecation, naͤmlich etwas uͤber drei Stunden,
erlaubt werden. Da aber das Kochen selbst nur etwa 1/2 Stunde dauert, so koͤnnen sie
waͤhrend der uͤbrigen Zeit von der empfangenen Waͤrme nicht
viel behalten, und es duͤrften wohl nicht mehr als etwa 20° R. in
Anschlag kommen. Beide Pfannen, deren spec. Waͤrme wieder gleich der spec.
Waͤrme von 66,5 Pfd. Wasser, muͤssen also fuͤr das folgende
Kochen gleichzeitig mit dem Klaͤrsel von 20° auf 80° R.
gebracht werden, wozu 66,5 × (80 – 20) = 3990 Waͤrmeeinheiten
noͤthig sind. Der Dampf schlaͤgt sich nieder im Mittel mit (80 + 20)/2
= 50° R., und 1 Pf. gibt ab 520 – 50 = 470 Waͤrmeeinheiten.
Beide Kochpfannen von 20 auf 80° R. zu bringen, braucht man also: 3990/470 =
8,5 Pfd. Dampf.
4) Alle drei Posten, 62,6, 298,8 und 8,5, geben zur Summe 369,9 Pfd. Dampf, als
noͤthig um 498,8 Pfd. Klaͤrsel von 22° auf 44° B., oder
zum Krystallisationspunkt zu bringen, oder auch um 249,4 Pfd. Wasser daraus zu
verdampfen.
Bemißt man hier wieder, wie bei der Abdampfung, den Nuzeffect des Dampfes bloß nach
dem damit verdampften Wasserquantum, so ist dieser Nuzeffect 249,4/369,9 ×
100 = 67,4 Proc.Vergleiche den Anhang. Sch. Daß der Nuzeffect hier bedeutend geringer als bei der Abdampfung
ausfaͤllt, ruͤhrt hauptsaͤchlich daher, weil bei der Eindikung
die verdampfte Wassermasse in einem niedrigeren Verhaͤltniß zur zu dem Ende
zum Kochpunkt gebrachten Fluͤssigkeit steht, als bei der Abdampfung.
Die Berechnung des Dampfverbrauchs fuͤr die einzelnen Operationen der
Ruͤbenzukerfabrication waͤre jezt so weit gediehen, wo die fertige
Zukermasse in die Formen gefuͤllt, das sogenannte erste Product durch die
Krystallisation daraus gewonnen und der Syrup des ersten Productes verkocht
wird.
Verarbeitung des Syrups vom ersten Product.
Dampfverbrauch.
Das Ruͤbenquantum, welches Hrn. Crespel's Fabrik
taͤglich verarbeitet, wurde gleich Anfangs zu 65000 Pfd. angegeben, und die
Zahl der Defecationen wurde zu 31 berechnet, so daß zu einer Defecation, worauf sich
die bisherigen Berechnungen beziehen, 2097 Pfd. Runkelruͤben
gehoͤren.
Nach Hrn. Prof. Schubarth's Angabe kann man nun rechnen,
daß von gutem Saft
und zukerreichen Ruͤben als erstes Product 5 Proc. Rohzuker erfolgen, also
von einer Defecation, oder von 2097 Pfd. Ruͤben (2097 × 5)/100 = 104,8
Pfd. Rohzuker. – Zukermasse erhielten wir durch die Eindikung 249. 4 Pfd.;
folglich blieben zur weitern Bearbeitung 249,4 – 104,8 = 144,6 Syrup des
ersten Productes; 144,6/2097 × 100 = 6,9 Proc. vom Gewichte der
Ruͤben.
Der Syrup des ersten Productes hat gewoͤhnlich etwa 42° B.; wird
derselbe, zum Behuf der Laͤuterung, mit einem gleichen Gewichte Wasser
verduͤnnt, so erhaͤlt man 289,2 Pfd. Syrup von 21° B.
Da solch ein geringes Quantum sich aber nicht zur Laͤuterung eignet, indem
Hrn. Crespel's Lauterkessel 9 1/2 Hectol. oder 950 Liter
verlangt, so muß der Syrup mehrerer Defecationen, deren Zahl ich berechnen werde,
zusammengenommen werden. – Von einer Defecation betraͤgt er
289,2/2,332 = 124,5 Liter, mithin gehoͤren zu einer Syruplaͤuterung
950/124,5 = 7,63 Defecationen. Als besser passend, rechne ich aber: zu einer
Syruplaͤuterung gehoͤren 7,75 Deflationen, weil dann jene am Tage
31/7,75 gerade 4 Mal vorkommt. Zu einer solchen Laͤuterung waͤren von
dem 21graͤdigen Syrupe erforderlich 289,2 × 7,75 = 2241 Pfd., welche
nach dem Vorangegangenen im Punkte der spec. Waͤrme (2241 × 3)/4 =
1681 Pfd. Wasser zu sezen sind.
In der Berechnung der Defecation wurden als Aequivalent fuͤr das Metallwerk
eines Defecationskessels in Betreff der spec. Waͤrme 308 Pfd. Wasser gesezt,
und diese Zahl behalte ich bei, obgleich das Metallwerk etwas mehr als das eines
Defecationskessels betragen mag. Ferner nehme ich an, daß der
Laͤuterungskessel nur alle 6 Stunden ein Mal gebraucht wird, da er beim
jedesmaligen Gebrauch, so wie auch der zu laͤuternde Syrup, bis 0°
erkaltet sey. – Das Aequivalent fuͤr den Syrup (1681 Wasser) und das
fuͤr das Metallwerk des Kessels (308 Pfd.) machen zusammen 1989 Pfd. Wasser,
welche, um sie von 0° auf 80° R. zu bringen, 1989 × 80 = 159120
Waͤrmeeinheiten verlangen. Der Dampfschlaͤge sich nieder zu Wasser im
Mittel von 40° R. Temperatur, 1 Pfd. desselben gibt also ab 520 – 40 =
480 Waͤrmeeinheiten, und so braucht dann die Laͤuterung von 2241 Pfd.
21graͤdigen Syrup 159120/480 = 331,5 Pfd. Dampf.
Die auf die Laͤuterung folgende Wiedereindikung laͤßt sich, hinsichts
des Dampfverbrauches, nach dem Dampfverbrauch zur Eindikung des ersten Syrups
berechnen, indem nur die Massen der Fluͤssigkeiten verschieden, die
uͤbrigen Umstaͤnde aber sehr nahe dieselben sind. Rechnen wir nun um
498,8 Pfd. Klaͤrsel zum Krystallisationspunkt zu bringen, brauchte man 369,9
Pfd. Dampf, so brauchen 2241 Pfd. Klaͤrsel (2241 × 369,9)/498,8 =
1661,9 Pfd. Dampf. Fuͤr die Laͤuterung 331,5 Pfd. hiezu addirt, gibt
1993,4 Pfd. und auf eine Defecation wieder reducirt, 1993,4/7,75 = 257,2 Pfd. Dampf,
zum Behuf der Laͤuterung und Wiedereindikung des Syrups vom ersten Product
einer Defecation, naͤmlich von 144,6 Pfd. Diese wogen bis auf 21° B.
verduͤnnt 289,2 Pfd., wieder auf 44° B. eingedikt, (289,2 ×
21)/44 = 138 Pfd. und 289,2 – 138 = 151,2 Pfd. Wasser mußten verdampfen. Es
waren dazu 257,2 Pfd. Dampf erforderlich, und der Nuzeffect, in dem Sinne, wie
bisher genommen, betraͤgt 151,2/257,2 × 100 = 59 Proc.; macht circa 8 Proc. weniger, als bei der Eindikung des ersten
Syrups, und circa 17 Proc. weniger als bei der
Abdampfung. Der Grund liegt in der Laͤuterung.
Eigentlich that man weiter nichts, als man brachte 144,6 Pfd. Syrup von 42° B.
auf 138 Pfd. von 44° B., entfernte also nur 6,6 Pfd. Wasser daraus, mit einem
Dampfverbrauche von 257,2 Pfd., und so genommen betraͤgt der Nuzeffect nur
6,6/257,2 × 100 = 2,58 Proc. Hiemit will ich aber nur andeuten, daß, wenn man
den Wiederaufloͤsungs- und Laͤuterungsproceß des Syrups vom
ersten Product umgehen koͤnnteDieß ist leider nicht wohl ausfuͤhrbar, da der Syrup vom ersten
Product, als die Mutterlauge des lezteren, saͤmmtliche, im Saft
enthaltene leicht loͤsliche Salze, Kali, Kalk enthaͤlt, die
zum groͤßeren Theil durch die Behandlung mit Knochenkohle entfernt
werden.Sch., man in Ruͤksicht auf Brennmaterial-Ersparung wohl daran
thaͤte.
Hiemit waͤre jezt die Berechnung des Dampfverbrauches fuͤr die
Operationen, wozu man Dampf in den Ruͤbenzuker-Fabriken
gewoͤhnlich braucht, beendigt, und es koͤnnen die Endresultate aus den
gefundenen Zahlen gezogen werden. Weil aber auch von der Zukermasse, der
Zukerausbeute etc. die Rede war, so verweile ich, der Ordnung wegen, noch einige
Augenblike dabei.
Es kommen also auf eine Defecation 2097 Pfd. Runkelruͤben; diese gaben 1800 Pfd. Saft von 7
1/2° B.; nach der Defecation 1688 Pfd. Saft von 6 1/2° B.; diese
wieder nach der Abdampfung und Filtration 498,8 Pfd. Klaͤrsel von 22°
B. Hieraus erfolgten 249,4 Pfd. Zukermasse von 44° B., woraus als erstes
Product 104,8 Zuker gewonnen wurden, so daß noch 144,6 Pfd. Syrup uͤbrig
blieben. Rechnet man nun fuͤr beide Krystallisationen eine Zukerausbeute von
7 1/2 Proc., oder (2097 × 7,5)/100 = 157,275 Pfd., und gab die erste
Krystallisation 104,8 Pfd., so gibt die zweite (oder man erhaͤlt aus den
144,6 Pfd. zweiten Syrup) noch 157,275 – 104,8 = 52,575 Pfd. Zuker; es
verbleiben daher an Melasse 144,6 – 52,475 = 92,125 Pfd. oder 92,125/2097
× 100 = 4,4 Proc. Zuker und Melasse zusammen machen 7,5 + 4,4, oder auch nach
dem Gewichte der Zukermasse selbst gerechnet, 249,4/2097 × 100 = 11,9 Proc.
vom Gewichte der Ruͤben.
Zukermasse von 44° B. besteht in 10 Gewichtstheilen aus 8 Zuker und 2 Wasser,
und so waͤren denn in 11,9 Proc. Zukermasse enthalten (11,9 × 8)/10 =
9,5 Proc. Zuker und 2,4 Proc. Wasser. Konnte man nun aber wirklich nur 7,5 Proc.
Zuker bekommen, so wurden entweder die fehlenden 2 Proc. unkrystallisirbar gemacht,
oder sie waren in dem Ruͤbensafte gar nicht enthalten, und ihr Plaz wurde
durch andere loͤsliche Substanzen eingenommen.
Um nun noch darzuthun, daß die von mir berechneten Procente der Zukermasse mit der
Erfahrung uͤbereinstimmen, waͤhle ich zur Vergleichung die Data eines
Abdampfversuches, welcher, nach Hrn. Prof. Schubarth's
und Hrn. Reich's Schrift: „Die
Runkelruͤbenzuker-Fabrication in Frankreich“ (S. 40) in
Arras angestellt wurde.
Man erhielt aus 8 1/2 Hectoliter Saft, der im rohen Zustande 7° nach der
franzoͤsischen Spindel, also etwa 7 1/2° B. wog, 88 Liter
krystallisationsfaͤhigen Syrup, oder sogenannte Zukermasse. Das Saftquantum
war also gerade so groß, als ich pr. Defecation in der Rechnung annahm, und der Saft
auch eben so stark; deßhalb fraͤgt es sich dann nur, ob 249,4 Pfd.
Zukermasse, welche ich als Ausbeute berechnete, dem Volumen nach 88 Liter machen? Da
1 Liter Zukermasse von 44° B. nach dem spec. Gewicht gerechnet 2,856 fr. Pfd.
wiegen muß, so machen 249,4 Pfd. Zukermasse 249,4/2,856 = 87,32 Liter, das ist 0,68
Liter weniger als der Versuch gab, eine Differenz, fuͤr welche viele
Gruͤnde aufzusuchen sich nicht der Muͤhe lohnen duͤrfte! Ich haͤtte nur
noͤthig, in einer anderen Rechnung anzunehmen, daß der Saft in der Defecation
statt 1° etwa nur 0,9° B. verlor, dann kaͤme ich auf die Zahl,
welche der Versuch gab.
Nur finde ich, daß die Angabe: „Man erhielt nach der Abdampfung 180 Liter
20graͤdigen Saft“, auf meine Rechnungsart nicht passen will.
Ich finde naͤmlich, der Saft muͤßte etwa 25° B. gehalten haben.
Rechne ich aber, daß 20° der franz. Spindel etwa 22° B. machen, und
die Graͤdigkeit des Saftes im warmen Zustande desselben genommen wurde, so
duͤrfte er im kalten Zustande wohl 25° V. gewogen haben.
Nach dieser etwas langen Abschweifung kehre ich wieder zum Gegenstand des
Dampfverbrauches zuruͤk.
Endresultate des Dampfverbrauchs.
Pfd. Dampf.
1) Um 1800 Pfd. Runkelruͤbensaft zu
defeciren
361,6
2) Ihn von 6 1/2° auf 22° B.
abzudampfen
1572,11560,7. Vergleiche S. 107. Sch.
3) Von 22 auf 44° einzudiken
369,9
4) Die Laͤuterung und Verkochung des
zweiten Syrups
257,2
–––––
gibt in Summe
2560,82549,4
nach obiger Berichtigung.
Sch.
Obgleich ich wohl uͤberall den Dampfverbrauch, um ihn nicht zu geringe zu
erhalten, reichlich berechnete, so sollte doch noch etwas fuͤr Verlust an
Waͤrme durch die Dampfleitungsroͤhren, die der kalten Luft exponirten
Einlaßhaͤhne etc. zugegeben werden, oder wenigstens muß der Sache noch
Erwaͤhnung geschehen. Nach eigenen Beobachtungen betrug bei etwa 100 Fuß
langen 5zoͤlligen gußeisernen Roͤhren, welche Dampf von 3 1/2
Atmosphaͤren Druk leiteten, die Differenz der Temperaturen an den Enden
dieser Roͤhren nur 2 1/2. bis 3° R.; aus diesen und anderen
Beobachtungen schließe ich denn, daß, wenn die Dampfroͤhren gut gegen
Beruͤhrung mit der kalten Luft geschuͤzt sind, wie es bei
erwaͤhnten Roͤhren der Fall war, der Verlust an Waͤrme nur etwa
3 Proc. betraͤgt. Addirt man demnach zu 2560,8 Pfd. noch 1/33 hinzu, so
erhaͤlt man in ganzer Zahl 2638 Pfd. Dampf, als erforderlich zur Darstellung
des ersten und zweiten Productes von 1800 Pfd. Saft, der im rohen Zustande 7
1/2° B. wog.
Kohlenquantum zum Saftquantum.
Welches Kohlenquantum nun dazu gehoͤre, im Dampfkessel ein solches
Dampfquantum zu erzeugen, haͤngt begreiflich von der mehr oder minder
vollkommenen Construction der Kessel, von der Feuerleitung und dem Zuge, von der Art, wie
das Feuer bedient wird, vorzuͤglich aber von der Qualitaͤt der
Steinkohlen ab. Hat man nur Steinkohlen zur Disposition, die etwa 15 bis 20 Proc.
Schlaken geben, so wird man bei der Erzeugung von Hochdrukdampf, d.h. von etwa 3 1/2
Atmosphaͤrendruk uͤber das Vacuum, oder 3 1/2 uͤber den Druk
der Atmosphaͤre, wie er in den Ruͤbenzuker-Fabriken
gewoͤhnlich gebraucht wird, auf schwerlich mehr rechnen duͤrfen, als
daß 1 Pfd. Steinkohlen 5 Pfd. Dampf erzeugt, und dieses insbesondere in dem Fall,
wenn die von den Kesseln und Pfannen abziehenden Daͤmpfe zur
Erwaͤrmung der Raͤume in der Fabrik benuzt werden, und die Kessel dann
vielleicht mit kaltem Wasser gespeist werden muͤssen. Angenommen, daß 1 Pfd.
Steinkohlen 5 Pfd. Hochdrukdampf erzeugt, so waͤren zur Erzeugung von 2638
Pfd. Dampf noͤthig 527,6 Pfd. Steinkohlen, und mit 1 Pfd. Kohlen
wuͤrden verarbeitet 1800/527,6 = 3,43 Pfd. Saft.
In dem Nachtrage zur Ruͤbenzuker-Fabrication vom Hrn. Prof. Schubarth und Hrn. Reich finde
ich S. 46, daß in Hrn. Crespel's Fabrik auf 35 Hectoliter
Steinkohlen 110 bis 120, also im Mittel 115 Hect. Saft kommen. Hienach kaͤme
denn auf 1 Hect. Steinkohlen 110/35 = 3,14 bis 120/35 = 3,425 Hect. Saft. Um hienach
meine Rechnung pruͤfen zu koͤnnen, waͤre noͤthig zu
wissen: 1) Von welcher Beschaffenheit die Kohlen in obiger Fabrik beilaͤufig
sind? 2) Ob nach gestrichenenGestrichene Hectoliter und Steinkohlen von 16–20 Proc.
Schlakengehalt.Sch. oder gehaͤuften Hectolitern gerechnet wird? 3) Wie viel ein solches
gestrichenes oder gehaͤuftes HectoliterHr. Dr. Krause rechnet S. 255 seines Werks
uͤber die Ruͤbenzuker-Fabrication 1 gestrichenes
Hectoliter Steinkohlen zu 75 Kilogramme; berechne ich aber das Gewicht nach
mir bekannten Saͤzen, so finde ich in allen Faͤllen mehr.1 gestrichener preuß. Scheffel schlesischer Steinkohlen wird in Schlesien zu
95 Pfd. Berl. Gewicht gerechnet; es wiegt also, nach gehoͤriger
Reduction der Maaße und Gewichte, 1 Hect. Steinkohlen 81 Kilogr.1 gestrichene Wiener Meze maͤhrischer Steinkohlen wiegt 100 Pfd.
Wiener Gewicht; 1 Hect. darnach 91 Kilogr.1 gestrichener Bushel englischer Steinkohlen wird in England zu 84 Pfd.
gerechnet; 1 Hect. darnach 105 Kilogr.Da gibt es also Abweichungen im Gewichte gleicher Volumen Steinkohlen = 75 :
81 : 91 : 105. Das Gewicht der maͤhrischen Steinkohlen hielte hier so
ziemlich das Mittel zwischen den Extremen, indem (105 + 75)/2 = 90 ist.
Hieraus ist denn zu entnehmen, wie unsicher man bei Steinkohlen, im
Allgemeinen genommen, nach dem Volumen rechnet.Anmerk. d. Hrn. Verf.In Frankreich rechnet die Bergbehoͤrde das Hect. Steinkohlen im
Durchschnitt zu 0,944 metrischen Cntr., = 201,834 preuß. Pfd.; danach
woͤge ein preuß. Scheffel (1 Hect. = 1,8194 preuß. Scheffeln)
110,93 preuß. Pfd., oder 1 Cntr. 0,93 Pfd. Die preuß. Bergbehoͤrde
rechnet nur 1 Cntr.Sch. Kohlen wiegt?
Hier in Maͤhren wird unter einer Meze Kohlen immer eine gehaͤufte Meze
verstanden, und eine solche Meze wiegt 115, eine gestrichene nur 100 Pfd. Wiener
Gewicht. Da eine Wiener Meze 1,94 Kubikfuß haͤlt, der Kubikfuß Wasser 56,4
Pfd. wiegt, und 7graͤdiger Ruͤbensaft 1,049 Mal dichter ist als
Wasser, so wuͤrde eine Meze Ruͤbensaft von 7° B. wiegen 1,94
× 56,4 × 1,049 = 115 Pfd., also gerade so viel als eine
gehaͤufte Meze Steinkohlen von Oslowan und Rossiz. Dieser Reduction zufolge
ließe sich das eben gefundene Resultat auch so ausdruͤken, daß mit einer
gehaͤuften Meze Steinkohlen sich 3,43 Mezen Ruͤbensaft oder auch mit
einem gehaͤuften Hect. Steinkohlen 3,43 Hect. Ruͤbensaft verarbeiten
ließen, und so waͤre denn das Resultat meiner Rechnung noch etwas
hoͤher, als das hoͤhere Resultat, welches die HHrn. Schubarth und Reich angaben.
Sind aber in deren Angaben gestrichene Hectoliter gemeint, so wird die Zahl 3,43
reducirt auf (3,43 × 100)/115 = 2,98, und diese Zahl waͤre dann
kleiner als die kleine der HHrn. Schubarth und Reich.
Daß ich aber absichtlich, um kein zu guͤnstiges Resultat des Dampf- und
Kohlenverbrauchs herauszubringen, die Sachen mehr von der unguͤnstigen als
guͤnstigsten Seite nehmen wuͤrde, bemerkte ich im Voraus, und hatte
den einfachen Grund, daß es nach meinem Beduͤnken immer angenehmer ist, wenn,
auf solche Berechnungen fußend, die praktischen Resultate spaͤter
vortheilhafter ausfallen, als wenn sie hinter denen der Rechnung
zuruͤkbleiben. Man wird uͤbrigens aus der gelieferten Detailberechnung
des Dampfconsumes entnehmen koͤnnen, in welchen Umstaͤnden die
Hauptdampfverluste ihren Grund haben, und wenn man daruͤber im Reinen ist,
auch Mittel zu finden wissen, diese und jene zu verringern.
Vielleicht war es Manchem auffaͤllig, wenn ich bei Berechnung der Abdampfung
und Eindikung annahm, der Dampf schluͤge sich zu Wasser von der Temperatur
des der Abdampfung unterworfenen Saftes nieder, und daraus den Mehrbetrag des
wirkenden Dampfes uͤber den aus der Fluͤssigkeit sich entwikelnden
ableitete, da doch die HHrn. Schubarth und Reich in dem Nachtrage zur
Ruͤbenzuker-Fabrication, S. 31, ausdruͤklich bemerken, daß bei
der Dampfpfanne von Pecqueur, welche fuͤr eine der
besten gehalten wird, aus den Roͤhren derselben nie Wasser, sondern immer nur
Dampf entweicht. Auf solch einen etwa zu machenden Einwurf haͤtte ich zu
antworten, daß nach theoretischen Grundsaͤzen der wirkende Dampf von seiner
gesammten Waͤrme
der abzudampfenden Fluͤssigkeit nicht mehr mittheilen kann, als nach Abzug
der Waͤrme der lezteren verbleibt, und daß, wenn sich keine Daͤmpfe in
den Roͤhren oder der Pfanne zu Wasser niederschlagen, die Ursache nur in den
reichlich vom Dampfrohre aus nachstroͤmenden Daͤmpfen, in der hohen
Temperatur derselben und in ihrer daraus folgenden Faͤhigkeit,
Daͤmpfe, die sich zu Wasser niederzuschlagen im Begriff standen, in der
Dampfform zu erhalten, zu suchen ist. Es duͤrfte sich aber, ungeachtet dieses
Umstandes, eine etwanige Dampf- oder Brennmaterial-Ersparung
schwerlich nachweisen lassen.Man vergleiche hieruͤber den Anhang.Sch.
So waͤre denn jezt sowohl nach theoretischen Grundsaͤzen, als auch
durch praktische Erfahrungen dargethan, daß man fuͤr 1 Pfd. Steinkohlen
mittlerer Qualitaͤt sicher auf eine Verarbeitung
von 3,43 Pfd. Saft rechnen kann, wofuͤr sich auch wohl 3 1/2 Pfd. werden
annehmen lassen, und daß mit dem abziehenden Dampfe zugleich auch noch die
Trokenboͤden geheizt werden koͤnnen.
In einer zweiten Berechnung des Dampf- und Steinkohlenconsumes, welche ich
anstellte, wo ich aber die Umstaͤnde hinsichtlich der anfaͤnglichen
Temperatur des Saftes, der Syrupe, Kessel und Pfannen guͤnstiger, als in
dieser Schrift annahm, auch die Laͤuterung des Syrups vom ersten Product
ausschloß, folglich rechnete: der Syrup werde zum Behuf der zweiten Krystallisation
nur von etwa 40 auf 44° wieder eingedikt; den Saz: 1 Pfd. Steinkohlen erzeugt
in den Dampfkesseln 5 Pfd. Hochdrukdampf, aber beibehielt, kam ich zu folgendem
Resultate: Mit 1 Pfd. Steinkohlen ließen sich 4,1 Pfd. Saft verarbeiten. Etwa 4 1/2
Pfd. Saft auf 1 Pfd. Kohlen duͤrften sich aber annehmen lassen, wenn man die
unter den Pfannen abziehenden Dampfe nicht zur Erwaͤrmung der
Zukerboͤden anwenden wollte, sondern sie dem Speisewasser der Dampfkessel
wieder zu gute kommen ließe.
Aus 65,000 Pfd. Runkelruͤben erhielt man, wie gleich anfangs gerechnet wurde,
31 × 1800 = 55800 Pfd. Saft; um diesen auf Zuker zu verarbeiten, brauchte man
demnac 55800/(3,5 × 100) = 159,43 oͤster. Centner, oder 159,43/1,15 =
138 gehaͤufte Mezen Steinkohlen. Der Inhalt einer gestrichenen Meze
verhaͤlt sich zum Inhalt eines gestrichenen Hectoliters = 1,94 : 3,17; nimmt
man nun dieses Verhaͤltniß auch fuͤr die gehaͤuften Maaße als bleibend
an, so machen obige 138 Mezen (138 × 1,94)/3,17 = 85 Hectoliter.
Nach Hrn. Prof. Schubarth's Beitraͤgen, S. 47, ist
der taͤgliche SteinkohlenverbrauchWobei aber ausdruͤklich bemerkt worden ist, daß die Feuerungsanlagen
sehr vieles zu wuͤnschen uͤbrig lassen.Sch. in der Fabrik des Hrn. Crespel-Dellisse in
Arras nur 80 Hect. mit Einschluß dessen, was die 10 Pferdekraft-Dampfmaschine
braucht. Hieraus ergibt sich denn abermals, daß ich mich mit der Berechnung des
Dampf- und Kohlenverbrauchs auf der sichern Seite befinde. Aber, wie schon
gesagt, die Qualitaͤt der Steinkohlen und andere Umstaͤnde
koͤnnen bedeutende Differenzen im Nuzeffecte hervorbringen.
Die Groͤße der Dampfkessel und ihre
Verhaͤltnisse zu einander betreffend.
Unter ihren Verhaͤltnissen zu einander verstehe ich hier das
Verhaͤltnis ihrer Dampfentwiklungsfaͤhigkeit fuͤr die
Defecation, Abdampfung und die vereinte Eindikung und Melassenverkochung fuͤr
den Fall, wenn obwaltende Umstaͤnde dieses zu wissen noͤthig machen.
Betruͤge, bei der in Rede stehenden Fabrik, der taͤgliche
Kohlenverbrauch bloß fuͤr die Verarbeitung des Saftes, wie meine Rechnung
gab, 15943 Pfd., so ist das Consum in der Minute 15943/(24 × 60) = 11,07
Pfd.; erzeugt nun 1 Pfd. Kohlen 5 Pfd. Hochdrukdampf, so werden in der Minute 55,35
Pfd. Dampf erzeugt, und fuͤr eben so viele sogenannte Pferdekraͤfte
arbeiten auch dann die Dampfkessel, indem jedes oͤster. Pfd. Dampf, welches
in der Minute erzeugt wird, 1 Pferdekraft correspondirt. Wendet man, mit Beseitigung
des Bruches, leztere Zahl auf Hrn. Crespel's Fabrik an,
und rechnet fuͤr die 10 Pferdekraft-Dampfmaschine auch den Kesseln 10
hinzu, so ergibt sich, daß Hrn. Crespel's Dampfkessel
hoͤchstens einen Nuzeffect von 65 Pferdekraft ausuͤben. Nebenbei
folgte, da die Fabrik taͤglich 65,000 Pfd. Ruͤben verarbeitet, daß bei
Hrn. Crespel, einschließlich Dampfmaschine, auf jede
Pferdekraft der Kessel 1000 Pfd. Ruͤben kaͤmen, oder umgekehrt, zu
jedem 1000 Pfd. Ruͤben 1 Pferdekraft der Kessel noͤthig
waͤre.
Bemerkt muß aber werden, daß es uͤblich und rathsam ist, Dampfkessel nicht
fortwaͤhrend mit dem Hoͤchsten, was sie noͤthigen Falles
leisten koͤnnten, in Arbeit zu halten, sondern, um dieses nicht zu brauchen,
in ihrer Groͤße zuzugeben. Den „Beitraͤgen“ S. 46
zufolge wird die
Kraft der 4 Kessel in Arras auf 120 PferdekraftDieß ist eine in Arras (so wie uͤberhaupt in Frankreich) angenommene
irrige Schaͤzung. Man kann sie hoͤchstens auf 2/3 obiger Zahl,
auf 80 Pferdekraft, annehmen.Sch. geschaͤzt, so daß mindestens 120 – 65 = 55
Pferdekraͤfte in Reserve waͤren. Obgleich diese Zugabe von 80 Proc.
Dampfkraft etwas stark erscheint, lassen sich doch auch wieder Gruͤnde genug
anfuͤhren, um diese Vorsichtsmaßregel zu rechtfertigen. Um die Kesselanlage
nicht zu sehr zu vertheuern, moͤchte aber doch fuͤr
gewoͤhnliche Faͤlle eine Zugabe von 50 Proc., oder ein Nuzeffect der
Dampfkessel von 66 2/3 Proc. wohl rathsamer seyn. – Daß aber kein Nuzen,
sondern Schaden dabei waͤre, hiebei zu sparsam zu verfahren, ließe sich aus
der kurzen Dauer der Kessel fuͤr Dampfschiffe und in Locomotivmaschinen
fuͤr Eisenbahnen, im Vergleiche mit den stationaͤren Dampfmaschinen,
wohl erweisen.
Rechnet man fuͤr eine Ruͤbenzukerfabrik, welche taͤglich 65,000
franz. Pfd., oder (65000 × 100)/112 = 58000 oͤster. Pfd.
Runkelruͤben verarbeiten soll, 55 Pferdekraft Nuzeffect der Dampfkessel, so
waͤren fuͤr die passendere Zahl von 60000 Pfd., oder 600
oͤster. Centner, 57 Pferdekraft, oder, sagen wir, um auch hier eine runde
Zahl zu bekommen, 60 Pferdekraft noͤthig, wo dann wieder zu 1000 Pfd., oder
10 Cntr. Ruͤben 1 Pferdekraft gehoͤrte. Hiezu als Reserve noch 30
Pferdekraft addirt, gibt 90 Pferdekraft, und zu einer taͤglichen Verarbeitung
von 6 2/3 Cntr. Ruͤben gehoͤrte 1 Pferdekraft der Dampfkessel. Dabei
ist denn auf eine Saftausbeute von 80 Proc., wie bei Hrn. Crespel, gerechnet, die Dampfkraft zum etwanigen Betrieb aber
ausgeschlossen.
Es koͤnnen bei der Anlage einer Runkelruͤbenzuker-Fabrik, zumal
wenn schon vorhandene Gebaͤude dazu verwendet werden sollen, die
Faͤlle vorkommen, daß man nicht alle Dampfkessel in ein und demselben Raume
aufstellen kann, sondern sie fuͤr die Defecation, Abdampfung und Eindikung
besonders aufstellen muß. Hier ist dann nothwendig zu wissen, welcher Theil der
Gesammtkraft auf jede dieser einzelnen Zweige der Fabrication gebracht werden muß.
Den vorangegangenen Berechnungen zufolge fand sich, daß eine Defecation 361,6 Pfd.
Dampf, die Abdampfung 1572,1, und die Eindikung und das Verkochen der Melasse, oder
des Syrups vom ersten Producte, zusammen 627,1 Pfd. Dampf- verlangten. Die
Summe dieser drei Zahlen ist: 2560,8 Pfd. Dampf.
Theilt man nun die Gesammtkraft der Kessel (90 Pferdekraft) im Verhaͤltnisse der eben
angegebenen drei Zahlen mit Huͤlfe ihrer Summe ein, so fallen:
a) auf die Defecation (361,6 ×
90)/2560,8
=
12,71
Pferdekraft.
b) auf die Abdampfung (1572,1 ×
90)/2560,8
=
55,25
–
c) auf die Eindik. u. das Melassekochen
(627,1 × 90)/2560,8
=
22,04
–
–––––
wie oben in Summa
90,00
Pferdekraft.
Eine inlaͤndische Zukerfabrik theilte mir die Zahlen, 16,61 und 23 als das
Verhaͤltniß des Kohlenverbrauchs fuͤr die obigen Operationen mit, die
dann auch das Verhaͤltniß der Dampfkesselgroͤßen geben. Die Summe
dieser drei Zahlen ist 100, und theilt man die 90 Pferdekraft hiernach ein, so
kaͤme auf die Defecation 14,4, auf die Abdampfung 54,9, und das Verkochen des
zweiten Syrups 20,7. Hiernach scheint es daß meine Zahl fuͤr die Defecation
etwas zu klein, und fuͤr die Eindikung und das Melassekochen etwas zu groß
waͤre. Man darf aber nur annehmen, daß die Fabrik, von welcher leztere
Verhaͤltnißzahlen herruͤhren, die Abdampfung etwa um 1° B.
weiter trieb, als 22° B., worauf meine Berechnung sich gruͤndet, dann
hatte sie bei der Eindikung um so viel weniger Wasser zu verdampfen, und ihre Zahlen
werden dann den meinigen, so nahe als sich erwarten laͤßt, proportional
befunden werden. Daß bei ihr die Zahl 14,4, welche den Brennmaterialverbrauch
fuͤr die Defecation ausdruͤkt, groͤßer als meine Zahl 12,71
ist, scheint daher zu ruͤhren, well sie, wie sie auch selbst zugibt, bisher
in zu vielen Defecationskesseln arbeitete, wodurch, wie ich in dem diesen Gegenstand
betreffenden Artikel zeigte, Brennmaterialverlust herbeigefuͤhrt wird. Da
zulezt meine Zahlen fuͤr die Groͤße der Kessel etwa 1/3 als
Reservekraft in sich schließen, so ist begreiflich nicht nochwendig, sich so streng
danach zu richten. Wer mithin fuͤr die Defecation etwa einen 12 bis 14
Pferdekraftkessel, fuͤr die Abdampfung zwei zu 28 bis 30. oder auch drei zu
20 Pferdekraft und fuͤr die Eindikung und das Verkochen des zweiten Syrups
einen Kessel von 20 Pferdekraft anlegt, duͤrfte keine Mißgriffe machen. Wo
alle Kessel zusammen in ein und denselben Schornstein placirt werden koͤnnen,
da moͤchten drei Kessel zu 30 Pferdekraft zu empfehlen seyn.
Zum Schluß mag es noch nuͤzlich seyn, hier den scheinbaren Nuzeffect des
Dampfes und des Brennmaterials anzugeben, wenn man naͤmlich diesen nur bloß
nach dem damit verdampften Wasserquantum bemißt; fuͤr die einzelnen
Operationen ist dieses zwar schon geschehen, aber aus dem Ganzen zog ich keinen
Schluß.
Aus meinen Rechnungen folgt also, daß aus dem Saftquantum einer Defecation 1599,6,
oder in runder Zahl 1600 Pfd. Wasser verdampfen mußten, um den Saft bis zur
Krystallisation zu bringen, und um den wieder verduͤnnten Syrup des ersten
Productes ein zweites Mal einzukochen. Das zu allen Operationen erforderliche
Dampfquantum war in Summa 2638 Pfd., mithin ist der scheinbare Nuzeffect des Dampfes
1600/2638 × 100 = 60,7 Proc., so daß, wenn in den Dampfkesseln mit 1 Pfd.
Kohlen 5 Pfd. Hochdrukdampf erzeugt werden, mittelst dieser 5 Pfd. Dampf des Kessels
aus dem Safte nur (5 × 60,7)/100 = 3,03 Pfd. Wasser in Dampf verwandelt
werden, die uͤbrigen 1,97 Pfd. Dampf aber auf die Defecation, auf die
mehrmalige Wiedererwaͤrmung des Saftes, der Kessel und der Pfannen bis zum
Kochpunkte, auf die Erhaltung der Temperatur in den Roͤhrenleitungen, und
zulezt aber auch auf die Erwaͤrmung der Trokenboͤden verwendet werden,
oder wenigstens verwendet werden koͤnnen, weßhalb denn obiger Nuzeffect, wie
gesagt, nur der scheinbare genannt werden kann, aber dazu dienen mag, den Werth der
Feuerungsanlagen, Abdampfapparate etc. in verschiedenen
Runkelruͤbenzuker-Fabriken danach in Vergleich zu stellen. Der Saz:
mit 1 Pfd. Kohlen werden so und so viele Pfunde Saft verarbeitet, ist zu solchen
Vergleichungen aber auch ganz brauchbar, nur sezt er den Saft immer von gleicher
Staͤrke voraus.
Daß in den Fallen, wo der Fabrik bessere Steinkohlen zu Gebote stehen, als ich
annahm, damit auch im Verhaͤltnisse der bessern Qualitaͤt mehr
ausgerichtet werden kann, versteht sich von selbst. Wer also mit Kohlen arbeitet,
von welchem 1 Pfd. im Kessel 6 Pfd. Dampf statt 5 Pfd. erzeugt, wuͤrde damit,
statt 3,03 Pfd. Wasser, (3,03 × 6)/5 = 3,64 Pfd. Wasser aus dem Safte
verdampfen koͤnnen. Und ließen sich mit 1 Pfd. der schlechten Kohlen nur 3,5
Pfd. Saft verarbeiten, so kaͤmen auf 1 Pfd. der besseren Sorte 4,2 Pfd. Saft.
– Wer die Dampfkessel mit Holz zu heizen genoͤthigt ist, wird
fuͤr gleichen Effect dem Gewichte nach etwa doppelt so viel, als von
Steinkohlen, zu nehmen haben; von Braunkohlen und Torf ist nicht wohl
moͤglich, etwas Bestimmtes anzugeben, da deren Brennkraft, je nach der
Qualitaͤt, noch weit veraͤnderlicher als die der Steinkohlen ist. Auch
lag es nicht in meinem Plane, die Berechnung des Brennmaterialverbrauchs etwa noch
auf den Fall auszudehnen, wenn in einer Runkelruͤbenzuker-Fabrik alle
Operationen, zu welchen ich die Waͤrme des Dampfes in Anschlag brachte, bloß
mit Huͤlfe freien Feuers bewerkstelligt werden sollten.