Titel: Verbesserte Methode den Kautschuk für sich allein oder in Verbindung mit andern Substanzen zu behandeln, worauf sich Thomas Hancock, Fabrikant der patentirten wasserdichten Zeuge, in Goswell Mews in der Grafschaft Middlesex, am 23. Januar 1838 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 70, Jahrgang 1838, Nr. XXIX., S. 119
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XXIX. Verbesserte Methode den Kautschuk fuͤr sich allein oder in Verbindung mit andern Substanzen zu behandeln, worauf sich Thomas Hancock, Fabrikant der patentirten wasserdichten Zeuge, in Goswell Mews in der Grafschaft Middlesex, am 23. Januar 1838 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Septbr. 1838, S. 168. Hancock's Methode den Kautschuk zu behandeln. Meine Erfindung betrifft die Umwandlung des Kautschuk in Blaͤtter und in lange gleichmaͤßige Streifen oder Faͤden. Ich praͤparire denselben zu diesem Zweke nach dem Verfahren, auf das ich fruͤher ein Patent nahm, so daß ich auf die damals von diesem Verfahren gegebene Beschreibung (polytechnisches Journal Bd. LX. S. 29) Bezug nehme. Die Umwandlung des praͤparirten Kautschuk in Blaͤtter bewerkstellige ich auf folgende Weise. Ich nehme einen Leinen-, Seiden-, Baumwoll- oder anderen geeigneten Zeug, und saͤttige dessen Gewebe mit gewoͤhnlichem Leime, Kleister, Gummi oder irgend einem anderen derlei, durch Wasser leicht wegzuschaffendem Stoffe. Nach dem Troknen lasse ich diesen Zeug durch eine Mange laufen, oder ich glaͤtte dessen Oberflaͤche auf irgend eine andere Weise je nach Umstaͤnden mehr oder weniger. Hierauf breite ich den praͤparirten Kautschuk auf den auf solche Art behandelten Zeug, wobei ich mich einer Maschine bediene, die der in dem erwaͤhnten Patente beschriebenen aͤhnlich ist. Waͤre ein Ueberzug nicht genuͤgend, so wiederhole ich die Operation. Wenn dieser Kautschuk-Ueberzug troken geworden ist, weiche ich das Ganze so lange in maͤßig erwaͤrmtes Wasser ein, bis der Gummi oder der Kleister so weich geworden, daß man den Kautschuk von dem Zeuge abloͤsen kann. Wenn die Blaͤtter eine groͤßere Dike bekommen sollen, als man ihnen fuͤglich durch das Auftragen mehrerer Schichten auf einen Zug geben kann, so trage ich den Kautschuk auf zwei Zeuge auf; vereinige dann die beiden uͤberstrichenen Seiten, bevor sie noch ganz troken geworden; ziehe hierauf die eine Seite des Kautschukblattes von dem Zeuge ab, und trage endlich eine dritte Kautschuk-Schichte darauf auf, die vorher gleichfalls auf die angegebene Weise auf den praͤparirten Zeug gebracht worden. Auf solche Art fahre ich so lange fort Kautschuk-Schichten aufzutragen, bis das Kautschukblatt die gewuͤnschte Dike erlangt hat. Anstatt den Zeug mit Gummi oder Kleister zu impraͤgniren, kann man auf die eine Seite desselben auch Papier kleben, auf dieses den Kautschuk auftragen, und dann das Kautschukblatt gleichfalls durch Einweichen in Wasser von dem Zeuge abloͤsen. Sollen die Kautschukblaͤtter bleibend auf Zeug, Leder etc. fixirt werden, so uͤberstreiche ich diese Stoffe ein oder zwei Mal mit der gewoͤhnlichen Kautschuk-Aufloͤsung, die hier als Kitt zu dienen hat, vereinige hiemit und bevor der Kitt noch ganz troken geworden, durch Druk die Kautschukblaͤtter, und ziehe endlich, nachdem das Ganze in Wasser eingeweicht worden, den gummirten Zeug ab. Man kann den Kautschukblaͤttern uͤbrigens dadurch, daß man die praͤparirten Zeuge preßt, beliebige Muster oder erhabene Dessins geben. Ebenso kann man den Kautschuk meinem fruͤheren Patente gemaͤß mit Farbstoffen versezen, oder ihn dadurch faͤrben, daß man die gewoͤhnlichen Farbstoffe, wie Federweiß, Zinnober, Lampenschwarz, Gruͤnspan etc., mit einer sehr duͤnnen Kautschuk-Aufloͤsung vermengt mittelst einer Buͤrste auf die Blaͤtter auftraͤgt. Man nimmt zu dieser Aufloͤsung auf ein Gallon rectificirtes Steinkohlen- oder Terpenthinoͤhl gegen 10 Unzen praͤparirten Kautschuk. Ferner kann man diese Farben auch mit Platten, Moͤdeln, Formen, Lettern aufdruken. Ich fabricire ferner Schreibtafeln, auf die man mit Bleistift, Kreide etc. schreiben kann. Ich vermenge zu diesem Zweke nach dem in meinem fruͤheren Patente in Bezug auf die Faͤrbung des Kautschuks beschriebenen Verfahren diesen mit Bimssteinpulver, feinem Schmirgel oder mit irgend einer anderen derlei Substanz; oder ich vermenge diese Substanzen mit einer duͤnnen Kautschuk-Aufloͤsung, welche ich dann gleichfalls schichtenweise auftrage. Ich erzeuge weiter aus dem natuͤrlichen, fluͤssigen, aus Suͤdamerika kommenden Kautschuk gleichfalls Kautschukblaͤtter, indem ich mich gleichfalls eines gummirten Zeuges bediene. Am Geeignetsten fand ich es, zu diesem Zweke zwei gummirte Zeuge mittelst Gummi oder Kleister zusammenzukleben, sie hierauf in den fluͤssigen Kautschuk einzutauchen, den uͤberfluͤssigen Kautschuk abtropfen zu lassen, und das Ganze, nachdem es getroknet worden, abermals, jedoch in entgegengesezter Richtung einzutauchen, um es dann neuerdings zu troknen. Wenn dieses Verfahren so oft wiederholt worden, bis die Kautschukblaͤtter die gewuͤnschte Dike erlangt haben, so entferne ich den Zeug auf die im Eingange angegebene Weise, d.h. durch Einweichen des Ganzen in Wasser. Die Raͤnder muͤssen hiebei, wenn es noͤthig ist, abgeschnitten werden, damit das Wasser in den Zeug eindringen kann. Auch hier kann die Kautschuk-Oberflaͤche mit einem Dessin ausgestattet werden, so wie man auch die oben beruͤhrten Faͤrbungsmethoden gleichfalls in Anwendung bringen kann. Um Kautschukblaͤtter von verhaͤltnißmaͤßig geringer Groͤße und besonderer Form zu erzeugen, gieße ich den fluͤssigen Kautschuk auf Gypsmodel. Sollen sie eine etwas bedeutende Dike bekommen, so fand ich es am besten, zuerst eine duͤnne Schichte einzugießen und nach dem Troknen dieser eine weitere Schichte zu gießen und so fort, bis die gewuͤnschte Dike erlangt ist. Will man den Blaͤttern eine sehr glatte Oberflaͤche geben, so soll man sie auf Glas gießen. Um die Dike des Blattes zu reguliren und um ein zu weites Auseinanderlaufen des Kautschuks zu verhuͤten, bediene ich mich zuweilen einer Leiste aus Holz oder einem anderen geeigneten Materiale. Zu einigen Zweken habe ich es ferner fuͤr gut befunden, den meiner zuerst beschriebenen Methode gemaͤß erzeugten Blaͤttern einen Anstrich von natuͤrlichem fluͤssigem Kautschuk zu geben, da sie hiedurch an Qualitaͤt gewinnen. Man kann sie zu diesem Zweke in die Fluͤssigkeit eintauchen, oder man kann diese auf irgend eine Weise auftragen. Lange gleichfoͤrmige Streifen oder auch Faͤden fabricire ich aus dem fluͤssigen Kautschuk mittelst hoͤlzerner oder auch metallener Cylinder, in welche ich eine spiralfoͤrmige Fuge von der Breite und Dike des gewuͤnschten Streifens oder Fadens drehe. Diese Fuge fuͤlle ich durch Eintauchen des Cylinders in die Fluͤssigkeit, und durch Abstreifen dieser lezteren von den prominirenden Theilen des Cylinders. Ich wiederhole dieß Eintauchen und Troknen so oft, bis die Fuge ausgefuͤllt ist, wo ich dann den Cylinder in maͤßig warmes Wasser tauche, und hierauf die Streifen oder Faͤden abwikle. Ich uͤberstreiche aber ferner auch ganze glatte Cylinder mit dem fluͤssigen Kautschuk, worauf ich, wenn die Kautschukschichte die erforderliche Dike erlangt hat, diese Cylinder in eine Maschine bringe, in welcher der Kautschuk in Streifen oder Faͤden von der gewuͤnschten Breite geschnitten wird. Da diese Maschine allen Sachverstaͤndigen ohnehin zur Genuͤge bekannt ist, so brauche ich in keine Beschreibung derselben einzugehen.