Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 70, Jahrgang 1838, Nr. XXXV., S. 151 |
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XXXV.
Miszellen.
Miszellen.
Preisevertheilung der Société d'encouragement in Paris.
Die Société d'encouragement hat in ihrer
Sizung vom 27. Junius 1838 folgende Preise zuerkannt:
Vier goldene Medaillen; und zwar dem Hrn. Pape fuͤr die Fortschritte, die man ihm in der
Fabrication der Pianos verdankt; dem Hrn. Pons
fuͤr den Impuls, den er der Uhrenfabrication in Frankreich zu geben wußte,
und fuͤr seine Verbesserungen an den Pendel- und anderen Uhren; dem
Hrn. Perrot fuͤr seine Maschinen zum Druken von
Zeugen; dem Hrn. Graux fuͤr die schoͤnen
Wollen, die er von einer neuen Race von Schafen erzielte.
Drei Medaillen aus Platin; naͤmlich dem Hrn. Hennecart fuͤr seine Beuteltuͤcher; dem
Hrn. Careau fuͤr die von ihm erfundene mechanische
Lampe; dem Hrn. Viollet fuͤr seine schoͤne
Arbeit uͤber die artesischen Brunnen.
Zwoͤlf silberne Medaillen; naͤmlich dem
Hrn. Bunten fuͤr seine physikalischen Instrumente
aus Glas; dem Hrn. Legey fuͤr seine
mathematischgeometrischen Reißzeuge; dem Hrn. Wagner
fuͤr eine neue wohlfeile Uhr fuͤr große Gebaͤude und Fabriken;
dem Hrn. Muͤller fuͤr seine Verbesserungen
an den Orgeln Grenier's; dem Hrn. Gouet fuͤr einen
neuen Schneidapparat fuͤr Metalle; dem Hrn. Cuiller fuͤr seinen Apparat zur Verhuͤtung von
Feuersbruͤnsten in Theatern; dem Hrn. Denison
fuͤr seinen ausgezeichnet schoͤnen Leim; dem Hrn. Journet fuͤr sein Baugeruͤst; dem Hrn. Greiling fuͤr seine akustischen Instrumente; dem
Hrn. Cambray fuͤr seine Akerbaugeraͤthe;
dem Hrn. Dier fuͤr seine Methode alte Kleider zu
restauriren; dem Hrn. Sorel fuͤr seine Methode das
Eisen zu galvanisiren.
Zehn Medaillen aus Bronze; naͤmlich dem Hrn. Beuze fuͤr seine Wagnerwerkzeuge; dem Hrn. Leroy-Tribou fuͤr den von ihm erfundenen
franzoͤsischen Schluͤssel; dem Hrn. Dinocourt fuͤr seine
Araͤometer und Thermometer; dem Hrn. Bazin
fuͤr seine Lederbesazungen der Schiffsrollen; dem Hrn. Chaillot fuͤr seinen Apparat zur Verhuͤtung des Springens
der Saiten der Harfen; dem Hrn. Martin fuͤr eine
Drehbank zum Schraubenschneiden; dem Hrn. Tissot fuͤr einen Apparat zum Erdraͤumen;
dem Hrn. Falhol fuͤr seine
Tabatierengefuͤge fuͤr Dachfenster; dem Hrn. Chassang fuͤr seine Verbesserungen an den Parketboͤden; dem
Hrn. Franchot fuͤr seine neue mechanische
Lampe.
Ehrenvoller Erwaͤhnung geschah mehrerer Fabrikanten und Kuͤnstler.
Preisaufgaben.
Die Académie des sciences morales in Paris hat
unter anderen nicht in unser Gebiet einschlagenden Preisen fuͤr das Jahr 1839
auch folgenden ausgeschrieben:
„Welchen Einfluß hat der deutsche Zollverein bereits
jezt auf die Wohlfahrt der dem Vereine beigetretenen Voͤlker, auf die
Entwiklung ihrer Industrie und auf den Handel mit anderen Nationen
ausgeuͤbt? Wie wird sich dieser Einfluß in der Zukunft gestalten?
Welche aͤhnliche Vereine duͤrften sich durch dieses Beispiel
so wie auch durch die Nothwendigkeit der Schaffung eines neuen
Gleichgewichtes im Verkehre der Nationen bilden?“
Wer diese Fragen am gruͤndlichsten loͤst, erwirbt einen Preis von 3000
Fr. Die Académie royale des sciences,
belles-lettres et arts de Lyon ertheilt im Jahre 1839 eine von Hrn.
Mathieu Bonafous gegruͤndete Medaille im Werthe
von 600 Fr. fuͤr die beste Geschichte der Seide von ihrer Entdekung an bis
auf die neueste Zeit und unter allen Beziehungen betrachtet.
Dunkan's neue
Dampfmaschine.
Nach englischen Blaͤttern hat ein Uhrmacher Namens Dunkan eine kleine Hochdrukdampfmaschine neuer Art erfunden. Durch eine
sinnreich ausgedachte Vorrichtung wußte es der Erfinder moͤglich zu machen,
daß sich der Dampf, bevor er entweicht, zwei Mal im Cylinder bewegt, woraus im
Vergleiche mit einer jeder anderen Dampfmaschine von gleicher Kraft eine große
Ersparniß an Brennmaterial sowohl als an Wasser erfolgen muß. Wenn man eine
Luftpumpe und einen Condensator anbringt, so kann die neue Maschine eben so
vortheilhaft auch mit niederem Druke arbeiten. Sachverstaͤndige, welche die
Maschine sahen, aͤußerten sich dahin, daß sie fuͤr die Locomotiven und
fuͤr die zu weiten Seereisen bestimmten Dampfboote sehr geeignet seyn
duͤrfte. (Echo du monde savant, 1838, No. 36.)
Sims's Verbesserung an der
Dampfmaschine.
Der Mechaniker Hr. Sims, der die Leistung der einfachen
Dampfmaschine an den Gruben von Cornwallis bereits von 25 bis auf 58 Millionen
steigerte, hat der Royal Polytechnic Society of Cornwall
die Zeichnungen einer Maschine vorgelegt, die seiner Ansicht nach noch
Außerordentlicheres leisten soll. Er gestaltet naͤmlich dem Dampfe, sich bei
dem Hube nach Abwaͤrts in einem kleinen Cylinder theilweise, und dann bei dem
Hube nach Aufwaͤrts in einem großen Cylinder, der so angebracht ist, daß die
Ausdehnung des Dampfes durch den groͤßeren Theil des Kurbelumganges
Nuzanwendung findet, weiter auszudehnen. Die Gesellschaft behaͤlt sich vor,
die Resultate der mit dieser Maschine angestellten Versuche bekannt zu machen. (Mechanics' Magazine, No. 780.)
Einige neuere franzoͤsische
Dampfmaschinen-Verbesserungen.
Das Mémorial de Rouen berichtet von den Versuchen,
welche in Elbeuf mit einem von Hrn. Sabey erfundenen
Heizapparate fuͤr Dampfkessel angestellt wurden. Die angeblichen Vortheile
dieses Apparates sind; Unmoͤglichkeit von Explosionen, ununterbrochener
Gang der Maschine, wenn auch die eine oder die andere der Siederoͤhren
Schaden leidet, und große Ersparniß an Brennmaterial. Die beiden ersten Punkte
sollen durch die Versuche, die dermalen unter den Augen einer von Paris abgesandten
Commission fortgesezt werden, bereits bewaͤhrt seyn. Hr. Sabey hat sich schon durch die Direction der Gaswerke in
Elbeuf, die seit ihrer Gruͤndung ununterbrochen arbeiten, ruͤhmlich
ausgezeichnet. – Ein in Metz in Ruͤkzug lebender
Artillerie-Offizier kuͤndigte eine Dampfmaschine an, welche ohne
Cylinder, Kolben und sonstigem Zugehoͤr arbeitet, und bei geringerem Aufwande
an Brennmaterial eben so viel Kraft erzeugt. – Endlich hat der bekannte
Mechaniker Philippe in Paris, rue
Château-Laudon, eine Dampfmaschine von 3 bis 4
Pferdekraͤften aufgestellt, welche, die Kosten des Kessels nicht
mitgerechnet, nur auf einige 100 Fr. zu stehen kommen soll. Die Maschine, welche
seit einiger Zeit eine Furnirsaͤge treibt, soll sich durch Einfachheit,
Sicherheit und Kraft auszeichnen. Cylinder, Kolben, Balanciers, Schiebstangen,
Parallelogramm und Flugrad sind an ihr beseitigt; und die ganze complicirte
Maschinerie der gewoͤhnlichen Dampfmaschine ist durch eine einfache, auf dem
Boden fixirte Scheibe von 2 Fuß im Durchmesser und 4 bis 5 Zoll Dike ersezt. Das
Gewicht der neuen Maschine soll nicht den zehnten Theil des Gewichtes der
aͤlteren betragen. Was den Verbrauch an Brennstoff betrifft, so verspricht
sie auch hierin eine Ersparniß. (Aus dem Mémorial
encyclopédique, Jul. 1838.)
Anschaffungs- und Unterhaltungskosten eines
Dampfwagens, nach Stephenson.
Es wird dabei angenommen, daß er die Kraft habe, 20 Tonnen (40,000 Pfd.) Waare, oder
sein eigenes Gewicht eingeschlossen, 30 Tonnen (60,000 Pfd.) aufzunehmen, und diese
90 engl. Meilen, mit einer Schnelligkeit von 12 engl. Meilen in der Stunde,
fortzuschaffen. Die Maschine selbst soll nicht mehr als 10 Tonnen, ohne ihren
Beiwagen (tender), wiegen. Die Kosten der Maschine (des
Dampfwagens) mit dem Beiwagen betragen 600 Pfd. Sterl., wozu noch 1/5 fuͤr
eine Reserve-Maschine und Beiwagen kommt, zusammen also 720 Pfd. Sterl.
Interessen des Capitals und Entwerthung der Maschine zu 7 1/2 Proc, also 54 Pfd. St.
Jaͤhrliche Reparaturen, durch wirkliche Erfahrung berechnet, 50 Pfd. St. Der
Maschinenaufseher, mit einem Wochenlohne von 21 Schilling, und der Gehuͤlfe,
mit 26 Pfd. St. jaͤhrlich, zusammen 80 Pfd. St. 12 Sch. Steinkohlen zur
Feuerung 439 Tonnen im Jahre, zu 5 Sch. 10 Pence die Tonne, also 128 Pfd. St., und
Fett, Oehl u. dergl. 12 Pfd. St. Gesammtkosten des Dampfwagens, fuͤr 312 Tage
im Jahre, 324 Pfd. 12 Sch. (Ehrenb. Zeitsch. Bd.
III.)
Wicham's Maschine zur
Ausfuͤhrung von Erdarbeiten.
Zeitungsnachrichten zu Folge hat ein Hr. Thomas Wicham
eine durch Dampf zu betreibende Maschine erfunden, welche zum Graden von
Canaͤlen und Abzuͤgen fuͤr Wasser, so wie auch zum Abebnen des
Terrains fuͤr Straßen und Eisenbahnen bestimmt ist. Die Maschine soll
taͤglich 150, 000 Kubikfuß Erdreich ausgraben, wozu sonst 3000 Arbeiter
noͤthig waren. Vier Menschen sollen zu ihrer Bedienung ausreichen, und die
durch sie an Zeit und Geld bedingte Ersparniß soll 9 Zehntheile des bisherigen
Aufwandes betragen. (France industrielle.)
Lord Willoughby d'Eresby's Torfpresse.
Die Torfpresse des edlen Lord, die wir im polyt. Journal Bd. LXVII. S. 34 beschrieben, hat nach einem
in der Literary Gazette erschienenen Artikel seither
einige Verbesserungen erfahren; namentlich wendet der Erfinder jezt einen
laͤngeren und mithin kraͤftigeren Hebel an. Ein Versuch, der in
Gegenwart mehrerer Notabilitaͤten und Sachverstaͤndiger neuerlich mit
einer derlei Presse, die aus der Fabrik des Hrn. Napier
hervorging, vorgenommen worden war, fiel zur allgemeinen Zufriedenheit aus. Der edle
Lord machte bei dieser Gelegenheit darauf aufmerksam, daß es nach seiner Erfahrung
besser sey, die zweite Pressung des gestochenen Torfes nicht unmittelbar nach der
ersten vorzunehmen, sondern zwischen beiden einen Zeitraum von 24 Stunden
verstreichen zu lassen. Waͤhrend dieser Zeit wird sich naͤmlich die im Inneren des Torfes
zuruͤkgebliebene Feuchtigkeit mehr nach Außen begeben, so daß die zweite und
lezte Pressung dann einen haͤrteren und trokneren Torfziegel gibt, als
erzielt werden kann, wenn beide Pressungen unmittelbar nach einander bewerkstelligt
werden.
Ueber einen Apparat zum Verkohlen des Torfes.
Im XXX. Bande der Brev. d'Inv. findet man einen von den
HHrn. Drevon, Desbordes und Boudon erfundenen Apparat zur Verkohlung des Torfes beschrieben. Derselbe
besteht aus einem oder mehreren gußeisernen Cylindern von 4–8 Fuß
Hoͤhe auf 18–36 Fuß Durchmesser, welche neben einander aufrechtstehend
und bleibend aus einen oder mehrere, einen einzigen Bau bildende eiserne Oefen
gesezt sind. An dem oberen Ende dieser Cylinder ist aus Baksteinen eine gegen 2 Fuß
messende Verlaͤngerung aufgefuͤhrt, welche als Behaͤlter
fuͤr den Torf dient. Der Torf tritt nach und nach in dem Maaße, als sich in
Folge der Verkohlung sein Umfang vermindert, in den gußeisernen Cylinder. Nach Oben
endigen sich die Cylinder in einen retortenartigen Dekel, an welchem eine
Roͤhre, die den sich entwikelnden Gasarten Austritt gestattet, angebracht
ist. Unter diesen Gasen ist das gekohlte Wasserstoffgas das vorherrschendste; es
kann in den Ofen zuruͤkgeleitet und daselbst als Heizmittel verwendet werden.
Nach Unten sind die Cylinder mit einem eisernen Schieber geschlossen, den man zum
Behufe der Entleerung der erzeugten Kohle zuruͤkzieht. Unter den Cylindern
befindet sich der Feuerherd, auf dem Torf gebrannt wird; die Hize entweicht bei
einer Abdachung, welche sich am Grunde befindet, steigt in einem Canale um den
Cylinder herum empor, und tritt vorne durch ein Rauchfangrohr aus, welches so
angebracht ist, daß der Zug am Anfange, unter und hinter dem Cylinder beginnt und
oben vor dem Cylinder aufhoͤrt, so daß saͤmmtliche Theile der
intensivsten Hize ausgesezt sind. Der bewegliche Rost wird, wenn man den Cylinder
ausleeren will, durch einen Daͤmpfer ersezt. Das Aschenloch ist 3 Fuß hoch,
damit man den Daͤmpfer durch dasselbe einfuͤhren kann. Die
Patenttraͤger versichern, daß sie mit ihrem Apparate in 12 Stunden und mit
einer Ersparniß von 3/4 an Brennmaterial dasselbe erreichen, wozu sonst 36 Stunden
erforderlich waren. (Polytechn. Centralblatt, 1838, Nr. 47.)
Pons's Verbesserungen in der
Uhrenfabrication.
Hr. Pons, einer der ersten Uhrmacher und Mechaniker
Frankreichs, dermaliger Vorstand der Fabrik in St. Nicolas-d'Aliermont, die
er zu einer der ersten und bluͤhendsten machte, erhielt von der Société d'encouragement kuͤrzlich
ihre goldene Medaille zuerkannt. Er wußte die Apparate und Maschinen, mit denen er
arbeitet, so zu vereinfachen und zu vervollkommnen, daß er das Gangwerk einer
Pendeluhr, welches fruͤher 40 Fr. kostete, fuͤr 10 Fr. zu liefern im
Stande ist; also fuͤr einen Preis, der in Paris kaum den Aufwand an Material
deken wuͤrde! Waͤhrend fruͤher ein Arbeiter an einem solchen
Werke vier Tage lang arbeitete, liefert er ihrer dermalen 6 bis 8 in einem Tage.
Abgesehen hievon wußte Hr. Pons das sogenannte
Zaͤhlrad, welches keine Verschiebung der Zeiger zuließ, ohne daß man das
Schlagwerk alle Viertel- und ganze Stunden ausschlagen ließ, durch einen
Mechanismus zu ersezen, gemaͤß dem man die Zeiger nach allen Richtungen um
eine beliebige Streke bewegen kann, ohne daß man besorgen duͤrfte, den
Einklang zwischen ihnen und dem Schlagwerke auch nur im Geringsten zu
stoͤren. Auch dieß ist aber, wie der Berichterstatter, Hr. Francoeur, im Bulletin de la
Société d'encouragement, Jul. 1838, sagt, nur eine einzelne
von jenen hundertfaͤltigen Verbesserungen, die man Hrn. Pons verdankt.
Pape's Verbesserungen an den
Pianofortes.
Nach einem Berichte, den Hr. Francoeur am 27. Jun. l. J.
der Société d'encouragement erstattete,
haͤtte es Frankreich, welches noch vor Kurzem seine besseren Pianos aus
England und Deutschland holen mußte, nunmehr dahin gebracht, dergleichen selbst
fuͤr den auswaͤrtigen Handel zu liefern. Von 30 Fabrikanten, die sich am Ende des
vorigen Jahrhunderts in Frankreich mit dem Baue von derlei Instrumenten
beschaͤftigten, ist die Zahl in lezter Zeit beinahe auf 500 gestiegen! Die
groͤßten und wesentlichsten Fortschritte verdankt die franzoͤsische
Kunst dem wakeren Hrn. Pape, von dem wir schon mehrere
Male zu sprechen Gelegenheit hatten, und dem die Gesellschaft denn auch in
Anerkennung seiner großen Verdienste ihre goldene Medaille zuerkannte. Wir entnehmen
unter Hinweisung auf das polyt. Journal Bd. XLIII.
S. 155, und Bd. XLVIII. S. 63 aus
dem angefuͤhrten Berichte nur Folgendes. Die vorzuͤglichste Erfindung
des Hrn. Pape besteht bekanntlich in einem
zwekmaͤßigen Mechanismus, um die Haͤmmer von Oben auf die Saiten
schlagen zu lassen. Hiedurch halten die Instrumente nicht nur laͤnger ihre
Stimmung, sondern ihre Dauer wird auch im Allgemeinen eine laͤngere, da den
sonst so haͤufigen Verbiegungen und Formveraͤnderungen des
Resonanzbodens bei diesem Systeme leicht und vollkommen vorzubeugen ist. Dadurch,
daß er den Hebeln in senkrechter Richtung eine Biegung gab, gelang es Hrn. Pape ferner, die Dimensionen des Kastens bedeutend zu
verkleinern, ohne die Laͤnge der Saiten beschraͤnken zu muͤssen
und ohne der Schoͤnheit des Tones Eintrag zu thun. Seine vierekigen Pianos,
welche in jedem Salon ein nicht im Geringsten stoͤrendes Moͤbel
bilden; seine stehenden Pianos, die nicht mehr Raum einnehmen als ein Kaminsims;
seine Pianos in Form einfacher runder oder sechsseitiger Guéridons stehen
angeblich in ihren Leistungen denen der bisherigen großen und schwerfaͤlligen
Instrumente nicht nach. Das Werfen des Resonanzbodens wußte er auf eine sehr
sinnreiche Weise durch Verstaͤrkungsstaͤbe, die dem Zuge, den die
Saiten auf die Wirbelbalken ausuͤben, widerstreben, und die durch den
eisernen Steg laufend zwischen dem Resonanzboden und der von den Saiten gebildeten
Ebene gelegen sind, zu verhuͤten. Endlich laͤßt Hr. Pape auch noch in der Naͤhe der Wirbel einen Druk
auf die Saiten wirken, so daß die Stimmung nicht mehr durch eine Zugkraft, sondern
durch einfachen Druk hervorgebracht wird. Jedermann kann dem gemaͤß eine
Saite, deren Spannung nachgelassen, leicht wieder auf die gewuͤnschte
Stimmung zuruͤkbringen. – Anreihen muͤssen wir hier Einiges aus
dem Berichte, den Hr. Prof. La Hausse, der Erfinder des
Clavigrade, der Académie de l'Industrie
uͤber die vierekigen Pianos der HHrn. Côte
und Perdrix in Paris erstattete, und in welchem er, ohne
in einen Prioritaͤtsstreit einzugehen, wenigstens einige der dem Hrn. Pape zugeschriebenen Verdienste fuͤr diese
Kuͤnstler in Anspruch nimmt. Als die Vorzuͤge ihrer Pianos, an denen
die Haͤmmer gleichfalls von Oben auf die Saiten schlagen, werden
angefuͤhrt: eine groͤßere Soliditaͤt des Kastens und deßhalb
ein laͤngeres Halten der Stimmung; eine groͤßere Staͤrke und
Voͤlle der Toͤne, weil der Resonanzboden nicht bloß an zwei Seiten,
sondern im ganzen Umfange am Kasten befestigt ist, und weil das Instrument nach
Unten offen ist, so daß sich der Ton nicht bloß den oberen, sondern auch den unteren
Luftsaͤulen mittheilen kann. Ferner kann in Folge eigener sinnreicher
Mechanismen nicht allenfalls eine der Tasten durch das Brechen der Federn
ploͤzlich stumm werden, so wie auch das sonst durch die Abnuͤzung des
Instrumentes entstehende Geklapper verhuͤtet ist. Endlich ist es Hrn. Côte gelungen, die harmonischen Toͤne, die
an allen Pianos den Grundton der ganzen Saite uͤberdauern, sobald die Saite
an einem ihrer aliquoten Theile von dem Daͤmpfer coupirt wird, zu beseitigen.
Er bezwekte dieß durch einen zweiten Daͤmpfer, dessen aͤußerst
einfacher Mechanismus die Wirkung des ersteren neutralisirt, und durch Druk auf die
Mittelpunkte der Schwingungen alles Unangenehme desselben absorbirt. Die Académie ertheilte dem Erfinder deßhalb ihre
silberne Medaille.
Muller's Orgeln.
Die Société d'encouragement in Paris
ertheilte in ihrer Generalversammlung vom 27. Jun. l. J. dem Orgelbauer Hrn. Muller auf den Bericht des Hrn. de
la Morinière ihre große silberne Medaille fuͤr die
Verbesserungen, welche derselbe an den bekannten Orgeln des Hrn. Grenié, die man in den Brevets d'Invention Bd. VI. und IX. beschrieben und abgebildet findet,
anzubringen wußte. Hr. Muller hat naͤmlich dieses
Instrument bis auf 6 Octaven gebracht, waͤhrend es fruͤher ihrer nur 4
1/2 hatte; er verbesserte den Bau der Pfeifen und ihrer Zungen, so wie auch jenen
des Mechanismus, der die Bewegung von der Claviatur an die Ventile fortpflanzt; er wußte
dasselbe dadurch, daß er es mit einem sogenannten monotonen Geblaͤse, welches
mittelst eines Hebels beliebig zu handhaben ist, ausstattete, fuͤr eine
groͤßere Anzahl von Kunstliebhabern geeignet zu machen; er hat endlich auch
die zur Fabrication seiner Instrumente bestimmten Werkzeuge und Apparate bedeutend
und wesentlich verbessert. Lezterer Umstand sezt ihn denn auch in Stand, Grenié'sche Orgeln mit 4 1/2 Octave, welche bisher
3000 Fr. kosteten, fuͤr 1600 Fr. zu liefern, und selbst solche mit 6 Octaven
fuͤr den maͤßigen Preis von 2500 Fr. herzustellen. Orgeln zu 5 Octaven
kosten 1800 und solche zu 4 Octaven nur 1200 Fr. Ausfuͤhrlicheres
hieruͤber findet man im Bulletin der genannten
Gesellschaft, Jul. 1838, S. 268.
Ueber die Richtigkeit der Angaben des Compasses auf eisernen
Schiffen.
Hr. Rayler von Southsea hielt am 3. Jul. l. J. vor der in
London gestifteten Electrical Society einen Vortrag
uͤber die auf eisernen Dampfbooten Statt findende Localattraction, wodurch
die Angaben des Compasses unrichtig werden, wenn der Vordertheil des Schiffes nicht
ganz oder beinahe nach Norden oder nach Suͤden steht. Nachdem derselbe die
auf gewoͤhnlichen Schiffen Statt findende Localattraction und die zu deren
Correction befolgte Methode beschrieben, spricht er seine Ueberzeugung dahin aus,
daß man auf eisernen Booten nach denselben Gesezen, jedoch vielleicht in einer
erhoͤhten Form, wird verfahren koͤnnen. Wenn ein Mal die
Quantitaͤt dieser Localattraction genau ermittelt ist, so verschwindet alle
durch sie bedingte Gefahr, da jede durchsteuerte Bahn danach corrigirt werden kann.
Er dringt jedoch darauf, daß man vor der Abfahrt eines jeden eisernen Bootes die
Localattraction nehme, und daß man ebendieß auch an den verschiedenen
Landungsplaͤzen thue, da die Abweichung keine constante Quantitaͤt
ist. (Civil Eng. and Archit. Journal.)
Eisenplatten von außerordentlicher Groͤße.
Liverpooler Blaͤtter berichten von zwei eisernen Platten, die man
kuͤrzlich in den Werkstaͤtten der HHrn. Fawcett,
Breston und Comp. sehen konnte, und die das Groͤßte gewesen seyn
duͤrften, was bisher noch in dieser Art fabricirt wurde. Sie hatten 10 Fuß 7
Zoll Laͤnge, bei 5 Fuß 1 Zoll Breite und 7/16 Zoll Dike. Ihr Gewicht betrug
zwischen 7 und 8 Cntr. Bestimmt sind sie zu Bodenplatten fuͤr zwei
Dampfgeneratoren, die nach Howard's System gebaut werden
sollen. Fabricirt wurden sie von der
Colebrook-dale-Eisenbahn-Gesellschaft in Shrapshire, welche in
ganz England die einzige seyn soll, welche Platten dieser Art zu liefern im Stande
ist. (Civil Eng. and Archit. Journ.)
Chassang's Verbesserungen an
den Parketboͤden.
Hr. Chassang, Tischler in Paris, hat die
Parketboͤden durch eine Verbesserung der Gefuͤge um ein Bedeutendes
wohlfeiler zu machen gewußt, abgesehen davon, daß sie seinem Systeme gemaͤß
weit leichter zu legen sind und sich nicht so gern werfen. Das Wesen der
Verbesserung beruht darauf, daß er die gewoͤhnlichen Falzen durch metallene
Baͤnder ersezt. Die Tafeln, welche aus einer groͤßeren oder geringeren
Anzahl schmaler Ausfuͤllstuͤke zusammengesezt seyn koͤnnen,
werden direct auf die mit Gyps zugerichtete Bodenflaͤche gelegt und durch
einfache Mittel in ihr fixirt. In der Mitte der Dike ihres Holzes sind die Tafeln an
jedem der Gefuͤge eingesaͤgt, und die Saͤgespalte dient zur
Aufnahme von metallenen Baͤndern, die den Falz fuͤr zwei an einander
zu fuͤgende Tafeln bilden. Die Tafeln sind nach diesem Verfahren viel
leichter zu arbeiten, und da sie in ihrer ganzen Ausdehnung auf der
Bodenflaͤche aufruhen, so kann man dem Holze auch eine bedeutend geringere
Dike geben. Die Rippen sind ferner gaͤnzlich entbehrlich. Das neue System
eignet sich sowohl fuͤr die einfachsten als fuͤr die
praͤchtigsten Parketboͤden. Die Société d'encouragement hat dem Hrn. Chassang auf den Bericht des Hrn. Vallot
deßhalb auch eine bronzene Medaille verliehen.
Knight's farbiger
Kupferstich.
Hr. Charles Knight, der unermuͤdete Verleger der
Society for the Diffusion of useful Knowledge, hat
in neuester Zeit ein Patent auf eine neue Erfindung in der Kupferstecherkunst
genommen, die, wenn auch nur ein geringer Theil der davon gehegten Erwartungen in
Erfuͤllung geht, doch eine neue Epoche in der Kunstwelt hervorrufen
duͤrfte. Er hat bereits zwei oder drei Serien von colorirten
Portraͤten und Darstellungen aus der Geschichte angekuͤndigt, so wie
auch eine Sammlung von Landkarten, da sich das neue Verfahren zur Herausgabe solcher
ganz besonders eignen soll. Da die Beschreibung des Patentes noch nicht erschienen
ist, so laͤßt sich uͤber die Erfindung noch nichts Bestimmtes sagen;
jedenfalls muß sie aber sehr rasch und leicht ausfuͤhrbar seyn, da zwei oder
drei colorirte Karten nur 9 Pence, und wenn sie sehr groß sind, nur einen Schilling
kosten sollen. Man vermuthet, daß alle Farben zugleich mit einem Model gedrukt
werden, der aus so vielen Theilen besteht, als Farben vorhanden sind; und daß die
Erfindung also auf einer Methode beruht, nach welcher diese Theile zum Behufe des
Auftragens der Farbe leicht aus einander genommen, und zum Behufe des Abdrukes auch
wieder leicht zusammengesezt werden koͤnnen. Wir besizen bereits treffliche
colorirte Holzschnitte von G. Baxter; mit diesen, die
wahre Kunstwerke sind, aber auch sehr theuer bezahlt werden, wird Hr. Knight wohl nicht concurriren koͤnnen.
Wohlfeilheit scheint das groͤßte Verdienst der neuen Methode, und daher
gebuͤhrt ihr alle Beachtung, selbst wenn sie an kuͤnstlerischem Werthe
nicht excelliren sollte. (Mechanics' Magazine, No.
778.)
de Witte's Anstrich um Holz
etc. unverbrennbar zu machen.
Der bekannte Hr. Baddeley berichtet im Mechanics' Magazine No. 778 uͤber die Versuche,
die man kuͤrzlich in einem neuen eigens zu diesem Zweke aufgefuͤhrten
Gebaͤude in der Naͤhe Londons mit dem patentirten Feuerschuzmittel des
Hrn. de Witte anstellte. Die gesammte Zimmerung des auf
gewoͤhnliche Art mit Baksteinen gebauten Hauses ward mit dem
schuͤzenden Anstriche behandelt. Man begann den Versuch damit, daß man in das
obere Stokwerk eine Masse Holzspaͤne brachte, auf diese einige Bretter legte,
und das Ganze dann anzuͤndete. Als dieses ausgebrannt war, stekte man auch im
Zimmer des unteren Stokwerkes, in welches man eine einfache hoͤlzerne
Einrichtung und ein Bett gestellt hatte, und auf dessen Boden sich 18 Zoll hoch
trokene Holzspaͤne befanden, in Brand. Es entstand hiedurch bei leichtem
Winde ein heftiger Brand, bei dem die Flammen zu den Fenstern hinaus bis in die
oberen Stokwerke schlugen. Als die Brennstoffe verzehrt und der Brand in sich
erloschen war, schritt man zur Untersuchung des Gebaͤudes. Alles mit dem
Anstriche versehene Holzwerk war unversehrt geblieben, und nur einer der
Fensterstoͤke, bei dem die Flammen besonders heftig hinausschlugen, war etwas
verkohlt. Jene Zimmer, in denen kein Feuer angezuͤndet worden, die aber mit
praͤparirtem Holzwerke gefuͤllt waren, zeigten keine Spur von
Beschaͤdigung, so daß also der Anstrich die Verbreitung des Feuers trefflich
hindert. Der Patenttraͤger hatte die Kuͤhnheit gehabt, in der die
Stokwerke scheidenden Deke einige kleine Partien Schießpulver unterzubringen, und
dieses blieb unversehrt! Die Composition hat das Aussehen von grauem oder
schieferfarbigem Moͤrtel, ist leicht aufzutragen, wird beim Troknen sehr
hart, erleidet bei Temperaturveraͤnderungen nur wenig Ausdehnung und
Zusammenziehung, loͤst sich nicht ab, laͤßt sich, nachdem sie troken
geworden, wie Marmor poliren, und gibt den besten Grund fuͤr alle farbigen
Anstriche. Fuͤr ein Haus mit 10 Zimmern kommt der Anstrich auf 20 Pfd.
Sterl.
Hrn. Durios's Methode brennbare Stoffe unverbrennlich zu machen.
Hr. Durios, von dessen Erfindung wir bereits in unserer
Zeitschrift Meldung thaten, hat nun zur Ausbreitung derselben in Paris unter dem
Namen: „L'Incombustible“, eine mit
einem Capitale von einer Million Fr. arbeitende Actiengesellschaft
gegruͤndet. Wir entnehmen aus dem bei dieser Gelegenheit publicirten
Programme, welches allerdings weniger schwulstig ist, als viele der Erlasse der
neufranzoͤsischen Industrieritter nur das, was als Thatsache darin
angefuͤhrt wird.
Der Erfinder hat in Auftrag der Polizeipraͤfectur mehrere der zu
Theater-Decorationen bestimmten Zeuge nach seiner Methode behandelt. Sie
verloren dadurch weder an Geschmeidigkeit, noch an Durchsichtigkeit und Glanz; der
Flamme einer starken Weingeistlampe ausgesezt, kamen sie allerdings zum
Rothgluͤhen; auch wurden sie verkohlt; allein es entwikelte sich keine
Flamme, und die Zerstoͤrung reichte nur so weit als der Zeug in unmittelbare
Beruͤhrung mit der Flamme kam. Wachstropfen, die man absichtlich auf den Zeug
gemacht hatte, verbrannten, ohne daß jedoch der Zeug selbst in Brand gerathen
waͤre. Ein gegen den Zeug gerichtetes Zuͤndlicht brachte ebenso wenig
eine Entzuͤndung hervor. Papiertapeten, Musseline, Organdis, Tulls u. dgl.,
welche mit dem Mittel des Erfinders impaͤgnirt worden, ließen sich ebenso
wenig entzuͤnden, selbst wenn sie vorher vielfach zusammengebogen und
zerknistert wurden. Ein unverbrennlich gemachter, durch die Einwirkung des Feuers
aber verkohlter Perkal wurde mit Talg uͤberstrichen, und dann den Flammen
ausgesezt. Der Talg verbrannte, aber der Zeug blieb unveraͤndert. Ein
horizontal uͤber eine Kerzenflamme gehaltenes Papier, welches vorher
unverbrennlich gemacht worden, verkohlte sich allerdings in Form eines Kreises;
allein nach Ausloͤsung dieses verkohlten Kreises spielte die Flamme durch das
hiedurch entstandene Loch, ohne die uͤbrigen Theile anzugreifen. Dazu kommt
noch, daß der unverbrennliche Anstrich den angestellten Proben gemaͤß den
Farben und dem Glanze der damit uͤberstrichenen Gegenstaͤnde,
namentlich der Theater-Decorationen, keinen Eintrag thut. – Hr. G. Delessert hat hienach allen Theaterdirectionen in Paris
befohlen, in den Theatern nur solche Zeuge und Papiere, die nach dem Verfahren des
Hrn. Durios unverbrennlich gemacht worden, zu verwenden.
Die Behandlung grober und feiner leinener und haͤnfener Zeuge kommt auf 60
Cent. per Quadrat-Meter; jene der Calicos auf 50
Cent.; jene der Gase, Organdis, Musseline auf 40 Cent.; jene der Canevasse
fuͤr Tapeten auf 40 Cent.; jene des Papieres auf 5 Cent. per Bogen. (France
industrielle, 1838, No. 34.)
Aufbewahrung des Mutterkorns.
Hr. Wislin hat die Appert'sche Methode mit Erfolg zur
Aufbewahrung des Mutterkorns angewandt. Er verfaͤhrt dabei folgender Maßen:
nachdem das Mutterkorn gut ausgetroknet ist, fuͤllt er damit Glasflaschen,
welche 2 bis 4 Loth fassen, verkorkt und verbindet sie fest und stellt sie dann in
Wasser, welches er zum Kochen bringt und darin einige Minuten erhaͤlt. So
behandeltes Mutterkorn erhaͤlt sich mehrere Jahre unveraͤndert und
bekommt nie den Geruch von ranzigem Oehle, welchen man an solchem Mutterkorne
bemerkt, das lange der Luft ausgesezt blieb. Man pulvert es erst in dem Augenblike,
wo man es anwendet. (Journal de Chimie médicale.
Jun. 1838.)
Mehlverfaͤlschung in England.
Hr. Clarke wurde kuͤrzlich von den Lords der
Admiralitaͤt beauftragt, 1407 Saͤke Mehl zu untersuchen, welche in
Hull als verdaͤchtig mit Beschlag belegt und versiegelt worden waren. Das
Resultat war, daß einige Saͤke von diesem fuͤr Spanien und Portugal
bestimmten Mehle wirklich verfaͤlscht waren und uͤber ein Drittel
eines Gemenges von gepulvertem Gyps und Knochen enthielten. Der Eigenthuͤmer
dieses Mehls wurde in Folge hievon zu einer Geldstrafe von 10,000 Pfd. Sterl.
verurtheilt. (Leed intelligencer.)
Maceroni's Composition, um
Leder wasserdicht zu machen.
Wir haben im polyt. Journal Bd. LX. S. 80 die
Mischung angegeben, welche Oberst Maceroni empfiehlt, um
Stiefel und Schuhe wasserdicht zu machen. Wir fanden dieselbe seither in mehreren
franzoͤsischen und englischen Blaͤttern gepriesen. Zu ihren Lobrednern
in lezteren gehoͤrt namentlich der bekannte W. Baddeley, der nur die einzige Bemerkung beizufuͤgen hatte, daß die
Stiefel, die man damit behandeln will, nicht zu eng seyn duͤrfen, weil es
sonst beinahe unmoͤglich wird, in sie ein- und auszuschliefen.
Derselbe Schriftsteller ruͤhmt die naͤmliche Composition auch, um die Treibriemen
der Maschinen dauerhaft zu machen. Ebenso raͤth er die ledernen, zu den
Feuersprizen gehoͤrigen Schlaͤuche damit zu behandeln, da sie, so weit
seine Erfahrung bis jezt reicht, besser entsprechen duͤrfte, als das
Traͤnken derselben mit Oehl, welches gleich ausgetrieben wird, so wie man die
Schlaͤuche unter Anwendung eines etwas bedeutenden Drukes benuzt.
Woolrich's Methode
kohlensauren Baryt zu gewinnen.
Hr. John Woolrich, Professor der Chemie an der
medicinischen Schule in Birmingham, ist der Besizer eines unterm 22. Jun. 1836
ertheilten Patentes auf eine verbesserte Methode kohlensauren Baryt zu gewinnen. Wie
wenig Neues an diesem Patente ist, ergibt sich aus folgendem dem London Journal, August 1838 entnommenen Auszuge. Der
Patenttraͤger erhizt ein Gemenge aus 5 Gewichtstheilen fein gepulverten
schwefelsauren Baryts und einem Gewichtstheile ebenso feiner Holzkohle oder Kohks in
einer Retorte zum Rothgluͤhen, und unterhaͤlt diese Hize durch zwei
Stunden, ohne sich jedoch genau an das Mischungsverhaͤltniß oder die Dauer
des Gluͤhens zu binden. Den in der Retorte gebliebenen, aus Schwefelbarium
bestehenden Ruͤkstand, loͤst er hierauf in Wasser auf, wozu nach des
Patenttraͤgers Angabe das zehnfache Gewicht kaltes und etwas weniger heißes
Wasser erforderlich ist. Die klare Aufloͤsung gießt er in ein Gefaͤß
ab, in welches er mittelst einer Roͤhre die waͤhrend des
Gluͤhens der angegebenen Mischung aus der Retorte entweichende
Kohlensaͤure leitet, die er also kostenfrei erhaͤlt. Dieses Gas
erzeugt einen Niederschlag von kohlensaurem Baryt, der nur mehr ausgewaschen,
getroknet, und in einem Trokenofen eine Stunde lang scharf getroknet zu werden
braucht, um als kohlensaurer Baryt in den Handel zu kommen.
Ueber die Gasgewinnung aus den oͤhligen
Substanzen.
Wie das System der Gasgewinnung aus oͤhligen Substanzen auch immer modificirt
worden seyn mochte, so blieb man im Principe doch dabei stehen, daß man die Oehle
unmittelbar in gußeiserne Retorten, welche beinahe bis zum Weißgluͤhen erhizt
worden, fließen ließ, um in diesen deren Zersezung zu bewirken. Den Durchmesser und
die Dike fuͤr diese Retorten war man nie im Stande genuͤgend zu
bestimmen. Das in die Retorte fallende Oehl verwandelte sich daselbst zuerst in
Daͤmpfe und in ein ziemlich reichliches concretes Product; erstere wurden
durch die Weißgluͤhhize in Gas und in etwas Kohle verwandelt. War die
Temperatur nicht hoch genug, so entwichen die Daͤmpfe unzersezt und
verdichteten sich in den Kuͤhlgefaͤßen. Man mußte, um diesem Uebel zu
steuern, sowohl den Durchmesser als die Dike der Retorten vermindern; allein in
diesem Falle traten oft Verstopfungen ein, die den Gang der Apparate hemmten. Die
direct mit Harz arbeitenden Apparate waren denselben Maͤngeln ausgesezt. Hrn.
Taillebert gelang es nach langwierigen Forschungen
diese saͤmmtlich zu heben, denn sein Apparat verhuͤtet nicht nur alle
Verstopfungen, sondern er bedingt zugleich auch eine ungeheure Vermehrung des
Productes. Nach den aͤlteren Systemen muß das Harz dadurch, daß man es aller
festen Stoffe entledigt, zuerst in Oehl verwandelt werden, und aus diesem Oehle kann
erst durch zwei auf einander folgende Operationen Gas erzeugt werden. Mit dem neuen
Apparate dagegen fallen beide Operationen in eine einzige zusammen. Man kann mit
seiner Huͤlfe aus allen oͤhligen Substanzen Alles, was an Gas darin
enthalten ist, gewinnen, und zwar in viel geringerer Zeit und mit um die
Haͤlfte geringerem Verbrauche an Kohlen als bisher. Alle die an den
aͤlteren Apparaten so haͤufig vorkommenden Unfaͤlle sind
verhuͤtet, und das gewonnene Gas besizt die groͤßte Reinheit, so daß
es dem besten Harzgase gleichkommt. Hr. Dumas erstattete
der Akademie in Paris einen guͤnstigen Bericht uͤber diese Erfindung.
(Mémorial encyclop. Jul. 1838).
Zunahme des Kartoffelbaues in Frankreich.
Die France industrielle gibt in Nr. 14 folgende Daten
uͤber die Zunahme des Kartoffelbaues in Frankreich. Im Jahre 1815 betrug die
Ernte 21,957,945 Hectoliter; im J. 1820 stieg sie auf 40,670,683 Hectoliter, im J.
1830 auf 54,835,167 und im J. 1833 auf 71,982,811 Hectoliter. Da im J. 1815 558,965
Hectaren, im J. 1835 aber auch nicht uͤber 803,854 Hectaren Landes mit
Kartoffeln bestellt waren, so folgt hieraus, wenn diese Daten richtig sind, daß
nicht bloß der Kartoffelbau im Allgemeinen zugenommen hat, sondern daß man jezt auch
auf einer und derselben Streke Landes einen doppelt groͤßeren Ertrag
erzielt.
Ueber eine neue ausgezeichnete Race von Schafen.
Hr. Graux, Besizer der Maierei in Mauchamp in der Gegend
von Laon, bemerkte vor 10 Jahren unter einer von ihm gehaltenen
Merinos-Heerde ein maͤnnliches Lamm, welches sich von seinen
Stammverwandten auffallend durch seine Wolle unterschied. Diese hatte
naͤmlich einerseits das Weiche und Markige der Kaschemirwolle und
andererseits den Glanz der englischen Leicesterwolle, so daß man keinen
bezeichnenderen Namen fuͤr sie waͤhlen konnte, als den Namen
Seidenwolle (laine-soie), den ihr Hr. Graux gab. Als aufmerksamer und sachkundiger Oekonom kam
Hr. Graux sogleich auf die Idee, diese neue,
zufaͤllig entstandene, und durch so treffliche Eigenschaften ihres Vließes
ausgezeichnete Race wo moͤglich zu erhalten und zu vermehren. Es gelang dieß
auch wirklich seiner Sorgfalt, und er ist nun im Besize einer kleinen Heerde, deren
Wolle die angegebenen Eigenschaften in vollem Maaße beibehalten hat. Die neue Race
kommt in Hinsicht auf ihren Koͤrperbau der gewoͤhnlichen
Merinos-Race gleich, obwohl sie wegen ihrer laͤngeren und weicheren
Wolle einen etwas anderen Anblik gewaͤhrt, als diese. Ihre Hoͤhe,
welche die Thiere erst mit dem dritten Jahre ganz erreichen wechselt von 60 bis zu
72 Centimetern, und die Schwere steht mit dieser Groͤße im
Verhaͤltnisse. Die schwaͤchsten Hammel geben bei der Schur
beilaͤufig ein, die staͤrksten hingegen 2 1/2 Kilogr. am Ruͤken
gewaschene Wolle; ungewaschen wiegen die Vließe gewoͤhnlich das Doppelte. Die
gewaschene Wolle gibt bei viermaligem Kaͤmmen mit demselben Kamme 50 Proc.
Kammwolle, 25 Proc. Kurzwolle und 25 Proc. Abfall. Man zahlt sie gewaschen gern zu
10 Fr. das Kilogramm; Sachverstaͤndige erklaͤrten uͤbrigens,
daß sich ihr Werth nach dem Cumulativpreise der gekaͤmmten Kaschemir-
und der gekaͤmmten Merinoswolle ergibt, wenn man den Mittelpreis zur Basis
nimmt. Die Seidenwolle behaͤlt, wenn sie gesponnen und gefaͤrbt
worden, ihren Glanz, ihre Weichheit und ihre Festigkeit. Mehrere Fabrikanten, und
darunter die ausgezeichnetsten, wie z.B. Hr. Cunin-Gridaine, verarbeiteten sie zu Shawls, zu Satin-Laine,
zu Drap-Nouveautés, zu Gilets etc. und zwar mit bestem Erfolge, so daß
sie nur bedauern, daß sie bisher in so geringer Menge zu haben ist. Auf der
Ausstellung zu Reims erhielt sie den ersten Preis. Den uͤber sie erstatteten,
von Hrn. Soulange-Bodin abgefaßten Bericht findet
man im Bulletin de la Société
d'encouragement. Julius 1838, S. 288.