Titel: Ueber die Dichtigkeit der bei verschiedenen Temperaturen gebrannten Thonarten; von A. Laurent.
Fundstelle: Band 70, Jahrgang 1838, Nr. LV., S. 227
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LV. Ueber die Dichtigkeit der bei verschiedenen Temperaturen gebrannten Thonarten; von A. Laurent. Aus den Annales de Chimie et de Physique. Septbr. 1837, S. 96. Laurent, uͤber die Dichtigkeit der Thonarten. Bekanntlich haben gewisse Thonarten die Eigenthuͤmlichkeit, daß beim Erhizen ihr Volumen abnimmt und daß diese Abnahme in dem Grade erfolgt, in welchem die Temperatur, der sie unterworfen wurden, zunimmt. Hieraus laͤßt sich schließen, daß ihre Dichtigkeit in demselben Grade zunehme. Dieser Schluß ist jedoch nicht genau, und obgleich das Gegentheil offenbar ungereimt zu seyn scheint, so findet diese Ungereimtheit doch nur dem Anscheine nach Statt. Ich will dieß sogleich beweisen. Ich ließ ein Prisma aus Kaolin, welcher in Wasser eingeruͤhrt war, um ihm mehr Gleichartigkeit zu geben, gießen, und troknete dieses bei ungefaͤhr 150° C. Seine Laͤnge betrug  0,236 M. Sein Gewicht 10,852 Gr. Seine Dichtigkeit (gepulvert)  2,643. Ich sezte das Prisma 6 Stunden lang der Rothgluͤhhize aus, die im Stande war, eine Legirung aus 3 Theilen Silber auf 7 Th. Gold zu schmelzen. Seine Laͤnge war fast gleich 0,233 M. Sein Gewicht 9,852 Gr. Seine Dichtigkeit (gepulvert) 2,643. Bis jezt zeigt sich nichts Außerordentliches. Das Volumen hat abgenommen und die Dichtigkeit zugenommen, aber nicht in gleichem Verhaͤltnisse, denn es hat eine Veraͤnderung in der chemischen Zusammensezung Statt gefunden, da das wasserhaltige Thonerdesilicat ungefaͤhr 8 1/2 Proc. Wasser verloren hat. Das Prisma wurde nachher ungefaͤhr 6 Stunden lang bei einer Temperatur erhizt, die im Stande ist, eine aus gleichen Theilen Gold und Platin bestehende Legirung zu schmelzen (Temperatur der Eisenproben). Seine Laͤnge wurde gleich 0,212 M. Sein Gewicht 9,814 Gr. Seine Dichtigkeit (gepulvert) 2,481. Wird die Laͤnge und das Gewicht auf 100 Theile gebracht, so hat man folgende Verhaͤltnisse:     Bei 150°. Bei Rothgluͤhhize. Bei Weißrothgluͤhhize. Laͤnge 100         98,72         90,98 Gewicht 100         89,62         89,66. Da von der Rothgluͤhhize bis zur Weißrothgluͤhhize das Gewicht fast dasselbe geblieben ist, so sieht man, daß das Volumen betraͤchtlich abgenommen hat und daß es sich eben so mit der Dichtigkeit verhalte, die aus 2,643 2,481 geworden ist. Als ich ein anderes Stuͤk Kaolin genommen hatte, erhizte ich es allmaͤhlich bei verschiedenen Temperaturen, wobei ich jedesmal die Dichtigkeit aufsuchte. Ich erhielt dabei folgende Resultate: Dichtigkeit. Bei 100° C     2,47 Bei 150°     2,53 Bei 300°     2,60 Bei Dunkelrothgluͤhhize     2,70 Bei starker Rothgluͤhhize     2,64 Bei einer Temperatur unter der der Eisenproben     2,50 Bei der Temperatur der Eisenproben     2,48. Da das Volumen immerfort vom Anfange bis zum Ende abnimmt, so sieht man, daß die Dichtigkeit allmaͤhlich bis zur Dunkelrothgluͤhhize zunimmt, wo sie ihr Maximum erreicht hat; daß ferner das Gewicht gleichmaͤßig bis zu dieser Temperatur abnimmt, und daß, wenn man von diesem Punkte ausgeht, die Dichtigkeit gleichzeitig mit dem Volumen abnimmt, waͤhrend das Gewicht constant bleibt. Es ist sehr leicht, sich von der Verminderung der Dichtigkeit, wenn man von der Dunkelrothgluͤhhize ausgeht, Rechenschaft zu geben, wenn man bedenkt, daß das Volumen, in Masse gemessen, nur das scheinbare Volumen ist, welches aus dem wirklichen Volumen der Theilchen und dem Volumen der Luft, das sie von einander absondert, besteht. Durch die Hize naͤhern sich die Theilchen einander, indem die dazwischen befindliche Luft ausgetrieben wird, und sie nehmen zugleich an Volumen zu. Es ist eben so, als wenn man einen Kubikliter kleiner Stuͤkchen Blattgold naͤhme. Wenn das Gold geschmolzen wird, so wuͤrde es vielleicht nur ein halbes Liter ausmachen, und wenn man die Dichtigkeit dieses oder des geschmolzenen gepulverten suchte, so wuͤrde man sie nicht so groß finden als die Dichtigkeit des Blattgoldes. Was die Volumenvermehrung der Theilchen des Thones betrifft, so koͤnnte sie der Verbindung beigemessen werden, die allmaͤhlich zwischen den Moleculen der Kieselerde und Thonerde entsteht, die nur gemengt oder zum Theil verbunden in dem nicht gebrannten Thone sich befinden, was ganz der Erfahrung gemaͤß ist, welche beweist, daß fast immer, wenn zwei Koͤrper sich verbinden, das Resultat der Verbindung eine geringere Dichtigkeit hat als die mittlere Dichtigkeit der beiden Bestandtheile ist.