Titel: Verbesserungen an den Dampfkesseln, worauf sich William Gilman, Ingenieur von Bethnalgreen in der Grafschaft Middlesex, am 17. Aug. 1837 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 70, Jahrgang 1838, Nr. LVII., S. 242
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LVII. Verbesserungen an den Dampfkesseln, worauf sich William Gilman, Ingenieur von Bethnalgreen in der Grafschaft Middlesex, am 17. Aug. 1837 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of arts. Septbr. 1838, S. 349. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Gilman's verbesserte Dampfkessel. Die unter gegenwaͤrtigem Patente begriffenen Erfindungen lassen sich in fuͤnf verschiedene Abschnitte bringen. Sie betreffen naͤmlich: 1) einen neuen oder verbesserten Bau der Kammern, aus denen der Dampfkessel oder Dampferzeuger besteht, und in denen das Wasser in Folge ihrer eigenthuͤmlichen Einrichtung waͤhrend des Siedens circuliren muß. 2) einen verbesserten Bau der Dampfkessel, gemaͤß welchem die einzelnen schmalen Kammern, aus denen der Kessel zusammengesezt ist, mit Faͤchern, die unter der Linie der Roststangen anzubringen sind, ausgestattet werden, damit diese Faͤcher den sich bildenden Bodensaz aufnehmen. Es soll hiedurch dem Verbrennen der Boͤden der Kammern, welches bekanntlich Statt findet, wenn sie uͤber dem Feuer angebracht und der directen Einwirkung desselben ausgesezt sind, vorgebeugt werden. 3) eine Verbesserung an den Metallplatten, die man zum Baue der aus schmalen Kammern zusammengesezten Dampfkessel oder Dampfgeneratoren verwendet. Diese Verbesserung besteht in einem solchen Auswalzen der Platten, daß sie an jenen Stellen, an denen die Loͤcher fuͤr die Nieten ausgeschlagen zu werden pflegen, und an denen sie also eine Schwaͤchung erleiden, eine Verdikung und mithin eine groͤßere Staͤrke bekommen. 4) eine verbesserte Einrichtung der Cylinder und der Ventile jener Dampfmaschinen, in denen der Dampf ausdehnungsweise arbeitet; d.h. an denen der Dampf mit hohem Druke in einen Cylinder eintritt, um, nachdem er in diesem seine Kraft auf den Kolben ausgeuͤbt hat, in einen anderen Cylinder von groͤßeren Dimensionen zu entweichen, und in diesem seine Kraft auf einen anderen Kolben auszuuͤben. Die Cylinder werden der neuen Methode gemaͤß innerhalb einander angebracht, und saͤmmtliche Kolbenstangen mit einem einzigen Querhaupte verbunden. Die Schiebventile betreffend ist fuͤr eine Einrichtung gesorgt, bei der die Dampfwege saͤmmtlicher Cylinder gleichzeitig geoͤffnet und geschlossen werden. 5) endlich Verbesserungen an der nach dem Principe der sogenannten Barker'schen Muͤhle arbeitenden rotirenden Dampfmaschine. Was nun die in den ersten Abschnitt gehoͤrende Erfindung, naͤmlich den Bau eines Kessels betrifft, bei welchem das der Einwirkung des Feuers ausgesezte Wasser in neben einander angebrachten Kammern circulirt, so sieht man in Fig. 51 eine dieser Kammern in einem senkrechten Durchschnitte, waͤhrend Fig. 52 einen Theil eines derlei Dampfkessels in einem Endaufrisse zeigt. Diese Kammern bestehen aus zwei parallelen Seitenwaͤnden a, a, von denen in Fig. 51 die eine weggelassen ist, um das Innere sichtbar werden zu lassen, und aus den Randstuͤken C, C, welche durch Nieten oder Bolzen fest damit verbunden sind. Zwischen den beiden Seitenwaͤnden befinden sich die Zwischenstufe B, B, und sowohl durch erstere als durch leztere gehen die Nieten c, c, c, welche das Ganze so fest zusammenhalten, daß es dem in dessen Innerem entstehenden Druke zu widerstehen vermag. Die diagonale oder schraͤge Stellung der Zwischenstuͤke B, B bewirkt, daß der in den Zwischenraͤumen erzeugte Dampf in der Richtung der Pfeile in den senkrechten Canal D emporsteigt. Bei diesem Emporsteigen an die Oberflaͤche gibt er das uͤberschuͤssige Wasser, welches er mit sich fuͤhrt, ab; und da dieses Wasser in dem absteigenden Canale E zuruͤkfließt, so ergibt sich, daß eine fortwaͤhrende Circulation des Wassers innerhalb der Kammern Statt findet. F ist die Roͤhre, durch welche die Kammern von dem mit der Speisungspumpe in Verbindung stehenden Gefaͤße G her ihren Wasserzufluß erhalten. Dieses Gefaͤß kann irgend eine entsprechende Gestalt haben, und die Kammern lassen sich laͤngs ihm auf die aus Fig. 52 ersichtliche Weise reihen. Die Kammern sind auf die gewoͤhnliche Weise durch Roͤhren verbunden; wenn sie hingegen einander kreuzen, wie z.B. in dem Aufrisse, Fig. 53, zu ersehen ist, so sind sie abwechselnd auf der einen oder anderen Seite mit den Gefaͤßen G, G verbunden. Man kann die Kammern uͤbrigens aber auch in zwei geschiedenen Reihen anbringen, wie dieß in dem Aufrisse, Fig. 54, angedeutet ist. Die Roͤhre H leitet den in den Kammern erzeugten Dampf in einen Dampfbehaͤlter, mit dem alle die einzelnen Kammern in Verbindung stehen. Der Patenttraͤger bindet sich bei dem Baue dieser Art von Kessel nicht an die flachen parallelen Seitenplatten, indem die Zwischenraͤume eben so gut auch cylindrisch oder oval seyn koͤnnen. Diesen Zwek erreicht man z.B., wenn man die Platten mit Modeln oder auf irgend andere Weise in Falten legt, und die gegenuͤberliegenden Erhoͤhungen oder Grate zusammennietet; oder wenn man die Platten zum Theil faltet und dann Zwischenplatten dazwischen bringt. Auch der Winkel, unter dem der Scheitel und der Boden der Kammern an die Seitenwaͤnde stoßen, ist kein bestimmter, da die Kammern vierekig und die in ihnen befindlichen Zwischenstuͤke unter dem erforderlichen Winkel gestellt seyn koͤnnen. Man kann diese Zwischenstuͤke, anstatt ihnen eine Neigung gegen die senkrechten Canale D, E zu geben, auch unter einem rechten Winkel mit diesen laufen lassen, in welchem Falle dann die zur Bewirkung der Circulation noͤthige Neigung dadurch erzielt wird, daß man den Kammern selbst eine Neigung gibt. Man kann ferner die Kammern ganz mit Wasser gefuͤllt erhalten, und die Scheidung des Dampfes von dem Wasser in einem eigenen Gefaͤße vor sich gehen lassen; in welchem Falle dann das in diesem Gefaͤße abgesezte Wasser durch eine Roͤhre in die Speisungskammer G zuruͤkfließen koͤnnte, um zur Speisung des senkrechten Canales E und der damit verbundenen Raͤume verwendet zu werden. Endlich kommt noch zu bemerken, daß die Kammern, wie gesagt, entweder aus Metallplatten gebaut, oder auch mit Ausnahme des senkrechten Canales E aus einem Stuͤke gegossen werden koͤnnen. Dieser Canal muß naͤmlich nach der ganzen Laͤnge der Kammer offen bleiben, damit man, nachdem die Oeffnungen an den Enden gegossen worden, den Kern herausnehmen kann. Der Schluß waͤre dadurch zu bewirken, daß man auf die an jedem Ende des offenen Canales befindlichen Randvorspruͤnge ein entsprechendes Metallstuͤk bolzt. Der zweite, den Bau der Dampfkessel betreffende Theil der Erfindung erhellt aus Fig. 55, wo ein Theil eines Kessels mit einer anderen Art von Kammer in einem senkrechten Querdurchschnitte abgebildet ist, waͤhrend man in Fig. 56 einen zwischen einem Kammerpaare genommenen Laͤngendurchschnitt durch den Kessel sieht. Das Neue an diesen Kammern ist hauptsaͤchlich darin gelegen, daß sie sowohl am oberen, als am unteren Ende eine Erweiterung haben, und daß hiedurch, wie Fig. 55 zeigt, der Boden und der Scheitel des Feuerzuges d, d gebildet wird. Die obere Erweiterung e, e bildet zugleich eine Wasser- und Dampfkammer, die irgend eine erforderliche Hoͤhe haben kann, waͤhrend die untere Erweiterung f eine Kammer fuͤr den Bodensaz bildet, welche sich unter den Roststangen befindet, und welche folglich der directen Einwirkung des Feuers nicht ausgesezt ist. Jede dieser Erweiterungen ist zum Behufe der Reinigung entweder an dem einen oder an beiden Enden mit entsprechenden Einsteigloͤchern zu versehen. Man kann uͤbrigens auch die unteren Loͤcher mit Roͤhren ausstatten, und diese mit einer gemeinschaftlichen, zum Ausblasen bestimmten Roͤhre in Verbindung bringen. Die Seitenwaͤnde der Kammern sind, damit sie dem Druke zu widerstehen vermoͤgen, wie aus dem Durchschnitte, Fig. 55, erhellt, durch eine sogenannte lange Vernietung zusammengenietet; sie koͤnnen entweder flach und eben oder gewoͤlbt und zwischen den Nietenlinien gefaltet seyn, wie man dieß an den partiellen Kesseldurchschnitten, Fig. 58 und 59, sehen kann. Wenn man es fuͤr gut findet, so kann man die Kammern an ihren schmalen Seiten durch querlaufende Feuerzuͤge, die man in Fig. 56 bei g, g angedeutet sieht, von einander trennen. Bei dem Baue des Kessels selbst kann man der groͤßeren Bequemlichkeit wegen die Kammern zuerst in einzelnen Stuͤken verfertigen und aus diesen dann den vollkommenen Kessel zusammensezen. Bestuͤnden die Kammern aus zwei Stuͤken, so koͤnnte man in der unteren Erweiterung ein Zwischenstuͤk anbringen, und zwar so, daß nur an dem oberen Theile eine Communication mit der anderen Haͤlfte bleibt. In diesem Falle wuͤrde das zur Speisung dienende Wasser zuerst in die hintere Haͤlfte der Kammern gelangen, waͤhrend die vordere Haͤlfte dadurch gespeist wuͤrde, daß das Wasser aus einer Kammer in die andere uͤberfließt, indem an dem oberen Theile durch die Dampf- und Wasserkammer eine freie Communication besteht. Die obere Erweiterung einer jeden Kammer kann entweder in einer geraden horizontalen Linie oder auch in einer Curve bis uͤber die Feuerstelle hinaus gefuͤhrt werden, wie dieß in Fig. 56 bei h, h angedeutet ist. Ebenso laͤßt sich auch die untere Erweiterung unter den Roststangen fortfuͤhren. Jede der Kammern ist mit einer Roͤhre P, Fig. 56, versehen, die den Dampf in eine Dampfkammer H leitet, aus der er dann in die Maschine gelangt. Das Wasser wird durch eine gemeinschaftliche Roͤhre, von welcher Roͤhrenarme an jede einzelne Kammer auslaufen, eingefuͤhrt. Was uͤbrigens die Form des Wasserbehaͤlters oder die Verbindungsweise der Kammern unter einander, oder die Verbindung der Speisungsroͤhre mit den Kammern anbelangt, so bindet sich der Patenttraͤger an keine bestimmte Methode. Auch bemerkt er, daß die Stellung des Kessels eine solche seyn soll, daß jede Kammer, im Falle sie einer Ausbesserung bedarf, durch einfache Abnahme ihrer Speisungs- und Dampfroͤhren herausgenommen und durch eine andere ersezt werden kann, ohne daß die uͤbrigen Kammern deßhalb irgend eine Stoͤrung erdulden. Die ganze Reihe von Kammern soll durch lange Bolzen, welche von einer Seite des Kessels bis zur anderen laufen, und an deren Enden man, nachdem sie durch Ohren, welche sich an den beiden aͤußersten Kammern befinden, gegangen, Muttern anschraubt, gehoͤrig zusammengehalten werden. Eine Modification dieser Art von Kessel sieht man aus dem Querdurchschnitte Fig. 57. Die Kammern des Kessels haben hier parallele Waͤnde und koͤnnen irgend eine beliebige Laͤnge, Hoͤhe und Dike haben. Sie sind am Scheitel und am Grunde gegen die obere und gegen die untere Kammer e, f, welche beide mir saͤmmtlichen mittleren Kammern i, i verbunden sind, offen. Die oberen und unteren Raͤnder der Seitenwaͤnde der mittleren Kammern sind durch ein im Winkel gebogenes Eisen so miteinander verbunden, daß die Eisen der gegenuͤberliegenden Waͤnde zweier Kammern sowohl oben als unten etwas uͤber einander zu liegen kommen, und wenn sie vernietet worden, Scheitel und Boden der Feuerzuͤge a, a, a bilden. Wollte man den Feuerzuͤgen eine groͤßere Weite geben, als bei der Anwendung der erwaͤhnten Winkeleisen thunlich ist, so koͤnnte man zur Verbindung der im Winkel gebogenen Theile auch eine aufgenietete Platte benuzen. Um aus einem Aggregate solcher Kammern einen vollkommenen Kessel zu bilden, hat man oben und unten nur eine halbcylindrische oder auch anders geformte Kuppel aufzunieten, wie man in Fig. 57 sieht; denn dann ist sowohl fuͤr den Dampf als fuͤr den Bodensaz eine eigene Kammer gebildet. Der Ofen laͤßt sich eben so wie der in Fig. 56 abgebildete dadurch bilden, daß man die Dampfkammer uͤber die Roststangen hinaus reichen laͤßt, und die aͤußeren Kammern weiter gegen die Fronte vor fuͤhrt. Man kann, um einen vollkommenen Kessel zu bilden, entweder eine hinreichende Anzahl der beschriebenen Kammern miteinander verbinden; oder man kann mehrere solcher verbundener Kammern neben einander reihen, gleichwie dieß bei den mehr einfachen Kammern, Fig. 55, der Fall ist. Das Wasser wird auf irgend eine fuͤr zwekmaͤßig erachtete Weise von einem Behaͤlter her geliefert; der Dampf dagegen wird seinem Behaͤlter zugefuͤhrt. Der dritte Theil der Erfindung, welcher die Bildung der zu den Dampfkesseln, Dampfgeneratoren und Dampfbehaͤltern bestimmten Metallplatten betrifft, erhellt aus Fig. 60 und 61. Leztere Figur ist ein Durchschnitt einer Eisen- oder Kupferplatte, an welcher beim Auswalzen Rippen oder Erhoͤhungen erzeugt wurden, deren gegenseitige Entfernung, Breite und Dike durch den Druk bedingt ist, den die Platte wahrscheinlich auszuhalten haben duͤrfte. Diese Rippen werden, wenn zwei parallele Oberflaͤchen auf die aus Fig. 58 und 59 ersichtliche Weise zusammengenietet werden, oder wenn ihre Vereinigung durch kurze Nieten zu geschehen hat, den Nieten mehr Halt geben, als dieß an den gewoͤhnlichen Metallplatten der Fall ist. Wollte man zwei parallele Platten, gleichviel, ob die zwischen ihren Rippen befindlichen Theile eben oder gewoͤlbt sind, durch Schweißung miteinander verbinden, so muͤßte man die Rippen zweier derlei Platten miteinander in Beruͤhrung bringen, sie in solcher erhalten, waͤhrend man die Platten in einem entsprechenden Ofen bis zur Schweißtemperatur erhizt, und dann die Schweißung durch den Druk eines Walzenpaares oder einer anderen geeigneten Vorrichtung vollbringen. Fig. 61 ist ein Durchschnitt einer buchtigen oder gefalteten Metallplatte mit ausgebauchten Zwischenraͤumen, an der die dikeren Stellen mit a, a bezeichnet sind. In Fig. 58 sieht man einen Theil einer Kammer, welche aus solchen Platten zusammengesezt worden ist. Die erste der die Dampfmaschinen selbst betreffenden Erfindungen bezieht sich auf jene Art von Maschinen, an denen der Dampf ausdehnungsweise arbeitet, oder die nach dem Principe der Woolf'- und Edward'schen Expansionsmaschine mit Doppelcylindern gebaut sind. Die Ventile und Roͤhren erhalten hiedurch eine bedeutende Vereinfachung, abgesehen davon, daß auch an dem Raume, den die Maschine zu ihrer Aufstellung erheischt, bedeutend erspart wird. Die Cylinder sollen dieser Einrichtung gemaͤß innerhalb einander angebracht und dabei ihre Dampfwege so geordnet werden, daß es nur eines einzigen Ventiles bedarf, um den Dampf in dem ersten Cylinder uͤber und unter dem Kolben eintreten, hierauf in dem groͤßeren oder aͤußeren Cylinder an den Boden oder Scheitel des Kolbens gelangen, und endlich aus dem zweiten Cylinder in den Verdichter oder noͤthigen Falles noch in einen anderen Cylinder entweichen zu lassen. Fig. 62 ist ein horizontaler Durchschnitt durch die beiden Cylinder, woraus sowohl deren Stellung, als auch jene des Schiebventiles, durch welches die Ein- und Auslaßcanaͤle veraͤndert werden, erhellt. Fig. 63 ist ein senkrechter Durchschnitt durch die Cylinder nach der in Fig. 62 angedeuteten Linie a, b; und Fig. 64 ist ein aͤhnlicher Durchschnitt nach der Linie c, d. Der erste oder innere Cylinder A ist von einem aͤußeren Cylinder B umgeben, der seinerseits mit einem Gehaͤuse oder Mantel C, C ausgestattet ist. Der Kolben D des inneren Cylinders ist von gewoͤhnlicher Art und auch auf die herkoͤmmliche Weise durch seine Kolbenstange mit dem Querhaupte verbunden. Der Kolben E des aͤußeren Cylinders dagegen muß eine ringfoͤrmige Gestalt haben, wie Fig. 63 zeigt, und auch an seiner inneren Seite mit einer Liederung versehen seyn, die sich an der aͤußeren Oberflaͤche des Cylinders A reibt. Dieser ringfoͤrmige Kolben hat zwei oder mehrere Kolbenstangen P, P, die an dasselbe Querhaupt geschirrt sind, wie die Kolbenstange des inneren Cylinders. Die Kraft wird auf solche Art concentrirt und laͤßt sich mithin auch besser anwenden, als wenn man mit den Kolbenstangen zweier von einander getrennter Cylinder zu thun hat. Beide Cylinder haben eine gemeinschaftliche Bodenplatte F und auch einen gemeinschaftlichen Dekel G; die Gefuͤge muͤssen jedoch sehr genau abgeschliffene Oberflaͤchen haben, damit Alles ganz gut zusammen paßt. Der Mantel des aͤußeren Cylinders ist dazu bestimmt, die Temperatur in demselben zu erhalten, und dadurch die Ausdehnung des inneren Cylinders auszugleichen. An dem senkrechten Durchschnitte, Fig. 64, bemerkt man das Ventil H und die abwechselnden Ein- und Auslaßcanaͤle a, a und b, b. Ein Blik auf die Zeichnung wird sowohl dieses Ventil als auch dessen Spiel verstaͤndlich machen. Der Cylinder A wird von dem Ventilsize oder von der Dampfbuͤchse her auf die herkoͤmmliche Weise mit Dampf gespeist; c ist die von dem Kessel herfuͤhrende Dampfroͤhre. Das Ventil H hat zwei Wege, von denen der eine d den Dampf aus dem Cylinder A in den groͤßeren Cylinder B leitet, waͤhrend der andere e den Dampf aus dem Cylinder B in die Auslaßroͤhre L leitet. Das Spiel dieses Ventiles duͤrfte fuͤr keinen Praktiker einer weiteren Erlaͤuterung beduͤrfen. Der Patenttraͤger besteht nicht darauf, daß nur zwei Cylinder concentrisch innerhalb einander angebracht werden; er schlaͤgt vielmehr vor, sich dreier concentrischer Cylinder zu bedienen, wenn die Kraft vom Anfange bis zum Ende des Hubes besser ausgeglichen werden soll, als dieß mit zwei Cylindern moͤglich ist, besonders wenn kein Schwungrad gehoͤrig angebracht werden kann. In diesem Falle findet ein Theil der gewuͤnschten Ausdehnung des Dampfes im zweiten, die volle Ausdehnung aber erst im dritten Cylinder Statt. Es versteht sich von selbst, daß hier zwei ringfoͤrmige Kolben und drei Reihen von Dampfwegen, die auf die aus der Zeichnung ersichtliche Weise vom Boden und Scheitel der drei Cylinder ausgehen, erforderlich werden. Ein einziges Ventil reicht auch bei dieser Einrichtung aus, nur muß dasselbe drei Leitungswege besizen, die ebenso angeordnet sind wie die Wege des oben beschriebenen Ventiles. Anstalt zweier Stangen kann man an jedem der ringfoͤrmigen Kolben eben so gut auch vier anbringen, die dann an ein mit Armen ausgestattetes Querhaupt geschirrt werden muͤssen, wie dieß aus Fig. 65 erhellt. Waͤren drei Cylinder vorhanden, so muͤßten die Arme des Querhauptes nothwendig so verlaͤngert werden, daß auch die Kolbenstangen des zweiten ringfoͤrmigen Kolbens damit verbunden werden koͤnnten. Was die Fixirung des inneren Cylinders anbelangt, so bindet sich der Patenttraͤger hierin an keine Vorschrift, so wie man auch die Boden- und Dekelplatte fuͤr jeden einzelnen Cylinder aus einem eigenen Stuͤke bestehen lassen kann. Eine weitere Erfindung und Verbesserung betrifft die nach dem Principe der sogenannten Barker'schen Muͤhle arbeitende rotirende Dampfmaschine, oder vielmehr jene Maschine, die in aͤlterer Zeit schon von Hero und in neuerer von Avery empfohlen wurde. Die Bewegung wird hier erzielt durch die Reaction des Dampfes, welcher frei aus Oeffnungen, die sich im Umfange einer Trommel oder eines Rades befinden, oder aus den Enden roͤhrenfoͤrmiger, unter rechten Winkeln gegen einander gestellten Armen ausstroͤmt. Fig. 66 ist ein senkrechter Querdurchschnitt der neuen Maschine nach der in dem senkrechten Laͤngendurchschnitte, Fig. 67, durch Punkte angedeuteten Linie e, f. A, B sind die beiden Raͤder, aus denen die Maschine besteht, und welche an gesonderten Wellen aufgezogen sind. Das Rad B ist an der hohlen Welle g fixirt, die in dem Gestelle der Maschine in entsprechenden Zapfenlagern laͤuft, und deren Ende auf irgend eine der uͤblichen Verkuppelungsmethoden mit der Dampfzufuͤhrungsroͤhre verbunden ist. Die Welle leitet den Dampf in die Mitte des Rades B, von wo aus er dann durch die Canale i, i, Fig. 66, in den ringfoͤrmigen, am Umfang des Rades befindlichen Canal h, h vertheilt wird. Aus diesem Ringe stroͤmt der Dampf durch die an dessen Umfang angebrachten Oeffnungen k, k aus, wobei er die Fluͤgel oder Schaufeln l, l des zweiten Rades A trifft, so daß also dieses Rad A in einer dem Rade B entgegengesezten Richtung umgetrieben wird. Das aͤußere Gehaͤuse r, r ist mit einer Roͤhre s versehen, durch welche der verbrauchte Dampf austritt. Da bereits von Anderen verschiedene Arten umlaufender Arme, Trommeln und Raͤder vorgeschlagen und angewendet wurden, so bindet sich der Patenttraͤger an keine bestimmte Form des Dampfrades B. Er erklaͤrt vielmehr ausdruͤklich, daß seine Erfindung lediglich in der Anwendung des concentrischen Rades A, dessen Ring sich in derselben Ebene bewegt wie das Dampfrad, beruht. Dieser Ring ist mit den Fluͤgeln oder Schaufeln ausgestattet, deren Stellung deutlich aus Fig. 66 erhellt. Das Spiel dieser Maschine ist folgendes. Der frei bei den Oeffnungen b ausstroͤmende Dampf theilt dem umlaufenden Koͤrper, aus dem er ausstroͤmt, nur einen Theil seiner Geschwindigkeit mit, woraus denn folgt, daß die nicht mitgetheilte Geschwindigkeit ebenso verwendet werden kann, wie Dampf, der mit einer gleichen Geschwindigkeit aus einer unbeweglichen Muͤndung ausstroͤmt. Diese Geschwindigkeit wird nun benuzt, um das concentrische Fluͤgelrad in Bewegung zu sezen, und zwar in einer den Austrittsmuͤndungen entgegengesezten Richtung. Diese Bewegungen werden mittelst irgend eines der bekannten Mechanismen in der Haupttreibwelle F combinirt, wie dieß z.B. in Fig. 67 durch Riemen und Trommeln geschieht. Fig. 68 zeigt eine Modification der verbesserten rotirenden Dampfmaschine. Dieser gemaͤß laͤuft das concentrische Fluͤgelrad frei an der Achse oder Welle des Dampfrades, und die Bewegungen beider Raͤder A, B sind mittelst der drei Winkelraͤder m, n, o combinirt. Das Rad m ist an der Nabe des Fluͤgelrades fixirt. Das Zwischenrad n laͤuft an einem Zapfen und ruht mit seiner Welle in einem an dem Gestelle befestigten Traͤger. Das dritte Rad o endlich ist an der Welle des Dampfrades fixirt. Die Kraft der beiden Raͤder A, B wird also in der Treibwelle F combinirt und concentrirt, und von dieser durch ein Treibband, einen Rigger oder irgend eine andere taugliche Vorrichtung weiter fortgepflanzt. In Fig. 69 sieht man die eben beschriebene Modification in horizontaler Stellung angewendet. Die hohle Welle g des Dampfrades B laͤuft durch eine andere hohle Welle, an der das Fluͤgelrad A aufgezogen ist. Die Bewegungen dieser Wellen und deren Kraft sind auf die oben beschriebene Weise mittelst dreier Winkelraͤder in der Treibwelle F concentrirt. Diese Maschine ist auch in solchen Faͤllen anwendbar, wo Wasser die Triebkraft bildet; denn wenn das Wasser, nachdem es wie an der Barker'schen Muͤhle durch Oeffnungen von gehoͤrigen Dimensionen ausgetreten, auf die Fluͤgel des concentrischen Rades faͤllt, so wird dieß ebenso umgetrieben werden, wie es in dem zuerst beschriebenen Falle durch Dampf getrieben wurde. In Fig. 70, 71 und 72 sieht man verschiedene Formen von Fluͤgeln und deren Stellung in dem Ringe des Rades A. Die Zeichnungen sind so deutlich, daß es keiner Beschreibungen bedarf. Wuͤnschenswerth ist es, daß die Raͤnder der Fluͤgel der austretenden Fluͤssigkeit dargeboten werden, wie dieß aus Fig. 66 erhellt. Der Ausschnitt, in den die Fluͤgel eingesezt werden, kann entweder die Gestalt eines Vierekes haben, wie z.B. in Fig. 67; oder man kann ihm irgend eine winkelige, Fig. 68 und 69, oder eine krummlinige Form geben. Eine fernere Verbesserung der rotirenden Maschinen beruht auf einer Verbindung der oben in Hinsicht auf die ausdehnungsweise arbeitenden Maschinen angegebenen Verbesserungen mit dem Principe der rotirenden Maschinen. Fig. 73 zeigt eine demgemaͤß eingerichtete Maschine in einem Laͤngendurchschnitte. Das luftdicht schließende Gehaͤuse I, I ist durch die Scheidewaͤnde P, P in mehrere, mit 1, 2, 3 bezeichnete Kammern abgetheilt, und in jeder dieser Kammern ist an der Hauptwelle F ein dem oben beschriebenen aͤhnliches oder auch anders gebautes Dampfrad B aufgezogen. Jedes dieser Raͤder hat einen hohlen Halsring g, der sich in den entsprechenden Scheidewaͤnden in kegelfoͤrmigen Anwellen bewegt. Diese hohlen Halsringe leiten den Dampf aus den Kammern in das Innere der Raͤder. Der in der Roͤhre K herbeistroͤmende Dampf tritt in die Mitte des Ra des in Nr. 1 ein, und entweicht durch die am Umfange dieses Rades befindlichen Loͤcher in die Kammer Nr. 1, die hiedurch zum Dampfbehaͤlter fuͤr das in Nr. 2 befindliche Rad wird. Ebenso wird die Kammer 2 zum Dampfbehaͤlter fuͤr das Rad in Nr. 3, und so fort durch alle Kammern, welche die Maschine zaͤhlt. Diese Zahl leidet nur durch den Druk des Dampfes im Kessel und durch das Verhaͤltniß, welches in der Differenz des Dampfdrukes in den verschiedenen Kammern besteht, eine Beschraͤnkung. Der Patenttraͤger bemerkt, daß aus der beschriebenen Verbindung einer Reihe von Kammern und Raͤdern kein Vortheil erwachsen wuͤrde, wenn die Oeffnungen saͤmmtlicher Raͤder gleichen Flaͤchenraum haͤtten. Der Vortheil ergibt sich vielmehr erst dann, wenn man diesen Flaͤchenraum an den auf einander folgenden Raͤdern so regelt, daß in dem Druke, den der Dampf in den verschiedenen Kammern hat, eine bestimmte Differenz besteht und unterhalten wird; und wenn man so viele Raͤder und Kammern miteinander in Verbindung bringt, daß die Expansivkraft des Dampfes gaͤnzlich erschoͤpft ist, bevor derselbe in die atmosphaͤrische Luft oder in den Verdichter entweicht. Gesezt z.B., daß die Roͤhre K Dampf liefere, dessen Druk 80 Pfd. auf den Zoll betraͤgt; daß die Differenz des Drukes in den einzelnen Kammern 10 Pfd. ausmache, und daß 8 Kammern vorhanden sind, so erhellt offenbar, daß mit jeder Verminderung des Drukes durch die Ausdehnung auch eine entsprechende Zunahme im Volumen Statt finden wird; und daß der Uebergang dieses groͤßeren Volumens aus einer Kammer in die andere, waͤhrend gleichzeitig das angegebene Differenzverhaͤltniß des Drukes beibehalten wuͤrde, gaͤnzlich von der gehoͤrigen Regulirung der Oeffnungen bedingt waͤre. Ist diese Regulirung erzielt, so muß nothwendig durch die ganze Reihe von Kammern die Geschwindigkeit eine gleichfoͤrmige bleiben. Nimmt man demnach an, daß sich der Dampf in demselben Verhaͤltnisse ausdehne wie die atmosphaͤrische Luft, und daß der Druk des Dampfes in der lezten Kammer durch Ausdehnung auf 10 Pfd. per Zoll vermindert worden, so hat sich das Volumen des Dampfes im Vergleiche mit dem urspruͤnglichen Volumen um das Achtfache vergroͤßert; woraus dann folgt, daß die Oeffnungen des lezten Rades acht Mal mehr Flaͤchenraum haben muͤssen, als jene des ersten der acht Raͤder, und daß deren Reactionskraft folglich auch acht Mal so groß seyn wird. Da die Ausdehnung in der ersten Kammer beginnt und durch die ganze Kammerreihe fortwaͤhrt, so wird der Gesammtbetrag der erzielten Kraft, nach dem Verhaͤltnisse der atmosphaͤrischen Ausdehnung berechnet, beilaͤufig 2 2/3 Mal soviel betragen, als wenn der Dampf nur durch ein einziges Rad gestroͤmt waͤre. Zu bemerken kommt nur noch, daß man die Kraft noch erhoͤhen kann, wenn man in jeder der Kammern an der Hauptwelle ein Fluͤgelrad A, A. aufzieht, und sich dann der bei Fig. 68 beschriebenen Steuerung bedient.

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