Titel: | Nachträgliches über Wm. Bell's Verbesserungen in der Dampferzeugung. |
Fundstelle: | Band 70, Jahrgang 1838, Nr. LIX., S. 253 |
Download: | XML |
LIX.
Nachtraͤgliches uͤber Wm. Bell's Verbesserungen in
der Dampferzeugung.Es ist dieß ein Nachtrag zu den Aufsaͤzen, die, im polyt. Journal Bd. LXVIII. S. 81 und 83 uͤber die Bell'sche Erfindung mitgetheilt wurden.A. d. R.
Aus dem Scotsman im Mechanics' Magazine, No.
783.
Ueber Bell's Verbesserungen in der Dampferzeugung.
Hr. Bell hat zur Erprobung des von ihm aufgestellten
Principes in kleinem Maaßstabe eine Reihe von Versuchen vorgenommen, aus denen stets
hervorging, daß bei Anwendung der heißen Luft eine staͤrkere Verdampfung
Statt fand. Gleiche Resultate ergaben sich bei jenen Versuchen, welche Dr. Fyfe auf den Wunsch des Patenttraͤgers in
etwas groͤßerem Maaßstabe und mit einem ganz anders gebauten Apparate,
naͤmlich mit einem kleinen Dampfwagenkessel, durch dessen Mitte
Feuerzuͤge fuͤhrten, anstellte. In neuester Zeit endlich wurden von
demselben Chemiker in der Fabrike des Hrn. Morton
laͤngere Versuche mit einem Kessel einer Maschine von 8
Pferdekraͤften, durch dessen Mitte ein Feuerzeug fuͤhrte, und der auch
mit Feuerzuͤgen umgeben war, vorgenommen. Die Resultate wechselten je nach
Umstaͤnden. Im unguͤnstigsten Falle betrug die Ersparniß an
Brennmaterial, wenn heiße Luft durch den Kessel getrieben wurde, immer noch 17
Proc.; im Allgemeinen kann man jedoch auf eine Ersparniß von 20 bis 30 Proc.
rechnen, was also eine Durchschnittszahl von 23 Proc. gibt. An dem lezten Apparate,
womit diese Resultate erzielt wurden, befand sich unmittelbar hinter dem Feuer ein
eiserner Kasten, der vorne mit einem kreisrunden Geblaͤse in Verbindung
stand, so daß die Luft durch dieses in den Kasten getrieben wurde, und aus diesem
dann in Roͤhren durch den Kessel gefuͤhrt wurde, um ihre Hize an das
in diesem enthaltene Wasser abzugeben. Die Luft trat auf 600° F. und
daruͤber erhizt in das Wasser, und trat, nachdem sie dieses
durchstroͤmt hatte, mit einer Temperatur von beilaͤufig 212° F.
aus, so daß sie an das Wasser soviel Hize abgab, als noͤthig war, um ihre
Temperatur von 212 auf 600 bis 700° F. zu erhoͤhen, wodurch nothwendig
die Verdampfung gesteigert wurde.
Es ist offenbar, daß bei dieser Transmission der Luft ein Theil der Hize verloren
gehen muß, indem dieselbe mit der Temperatur des siedenden Wassers aus dem Kessel
austritt. Um diesen Verlust, jedoch zu verhuͤten, hat der
Patenttraͤger Mittel gefunden, die heiße Luft, nachdem sie ihre Wirkung
im Kessel vollbracht, unter die Aschengrube zu leiten, um dadurch die Verbrennung zu
bethaͤtigen. Er verbindet also mit seiner Methode auch noch die
Beguͤnstigung der Verbrennung durch Zufuͤhrung von heißer Luft, welche
bekanntlich einen unbestreitbaren Vortheil gewaͤhrt. Bei der Einleitung der
heißen Luft in die Aschengrube stieg die oben erwaͤhnte Ersparnis an
Brennmaterial deßhalb auch noch hoͤher: naͤmlich beinahe auf 33
Procent.
Bei den Versuchen, die gleichfalls unter der Leitung der HHrn. Fyfe und Morton angestellt wurden, bei denen
man aber die heiße Luft in Roͤhren durch das Wasser fuͤhrte, so daß
sie sich nicht mit diesem vermengen konnte, wurde das Wasser zum Sieden gebracht und
siedend erhalten, ohne daß ein Feuer unter demselben angezuͤndet worden
waͤre. In einem Falle leistete der Dampf einer Maschine von niederem Druke,
wenn man ihn durch einen großen, mit Wasser gefuͤllten Trog leitete, weniger,
als wenn in jeder Minute 100 Fuß Luft von 600° F. durch die
Fluͤssigkeit getrieben wurden, obschon aus dem Kessel innerhalb derselben
Zeit wenigstens 250 Fuß Dampf ausgestroͤmt seyn mußten.
Wir wissen, daß Einwendungen gegen dieses System gemacht werben koͤnnen und
auch wirklich gemacht wurden. So behauptet man, daß der Behaͤlter, in welchem
die Luft erhizt wird, wegen der großen Hize, der er ausgesezt ist, in Kuͤrze
ausgebrannt seyn wuͤrde: eine Behauptung, die nicht Stich haͤlt. Die
bei Hrn. Morton gebrauchte Vorrichtung hat, ungeachtet
sie laͤngere Zeit uͤber diente, nicht im Geringsten Schaden gelitten;
die fortwaͤhrend einstroͤmende kalte Luft schien naͤmlich
schuͤzend auf sie einzuwirken. Ferner sagte man, daß die Kraft, welche
erforderlich ist, um die heiße Luft durch die Roͤhren zu treiben, und durch
welche die Ersparniß zum Theil oder ganz erzielt werden sollte, aufgezehrt werden
muß, so daß also am Ende keine Ersparniß Statt finden kann. Auch dieser Einwurf, so
triftig er auch scheint, ist nicht haltbar; diejenigen, die ihn vorbrachten,
scheinen die Forttreibung der heißen Luft in den Eisenschmelzoͤfen im Auge
gehabt zu haben, was nicht gelten kann, da die Umstaͤnde in beiden
Faͤllen sehr verschieden sind. In lezterem Falle muß die Luft durch eine im
Ofen angehaͤufte halbfluͤssige Masse stroͤmen, wozu allerdings
eine bedeutende Kraft noͤthig ist; in ersterem dagegen stroͤmt sie
durch Roͤhren, in denen sie auf gar keinen oder nur auf einen unbedeutenden
Widerstand stoͤßt. Allein selbst dieser Unterschied braucht nicht einmal in
Betracht zu kommen; denn wenn die heiße Luft in die Aschengrube geleitet wird, so
wird diese gut verschlossen, wo dann erwiesen ist, daß der Zug im Rauchfange
vollkommen ausreicht, um einen gehoͤrigen Zug der Luft durch den
Behaͤlter zu
erzeugen. Gegen jene Einwendung endlich, daß der Luft bei ihrem Stroͤmen
uͤber erhiztes Eisen ihr Sauerstoff entzogen werden koͤnnte, so daß
sie nicht mehr die zur Foͤrderung der Verbrennung dienlichen Eigenschaften
besaͤße, genuͤgt die Bemerkung, daß nach den von Dr.
Fyfe angestellten Analysen, die Luft nie mehr als 3 bis 4
Procent ihres Sauerstoffes verliert, und sehr oft nur eine geringe oder gar keine
Veraͤnderung in ihrer Zusammensezung erleidet.