Titel: Beschreibung der verbesserten Harfe des Hrn. Challiot in Paris, Rue Saint-Honoré Nr. 336.
Fundstelle: Band 70, Jahrgang 1838, Nr. LXV., S. 290
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LXV. Beschreibung der verbesserten Harfe des Hrn. Challiot in Paris, Rue Saint-Honoré Nr. 336. Aus dem Bulletin de la Société d'encouragement. August 1838, S. 308. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Ueber Challiot's verbesserte Harfe. Fig. 35 zeigt die verbesserte Harfe mit allen dazu gehoͤrigen Theilen und einigen abgespannten Saiten. Fig. 36 ist ein Durchschnitt der in dem Fluͤgel (culée) untergebrachten Theile nach der in Fig. 37 angedeuteteten Linie c, d. Fig. 37 zeigt eben diese Theile im Grundrisse. Fig. 38 ist ein Querdurchschnitt nach der in Fig. 37 angedeuteten Linie a, b. Fig. 39 ist ein Durchschnitt des Fußes der Saͤule, dem eine leichte Schaukelbewegung gestattet ist. Fig. 40 ist ein an dem unteren Ende des Resonanzbodens befindlicher, zur Aufnahme des unteren Endes der Saͤule dienender Halsring. Der Sokel A, in dem die Pedale spielen, ruht mit vier Fuͤßen auf dem Boden, und diese Fuͤße sind so gestellt, daß dem Instrumente soviel Basis als moͤglich gegeben ist. Auf diesem Sokel ist mit Schrauben der Resonanzboden B befestigt. Der gut bestielte und an die Saͤule geleimte Hals (console) bildet gleichsam ein einziges Stuͤk, welches man den Arm (bras) nennt. Den Fluͤgel dieses Halses, der an den gewoͤhnlichen Harfen mittelst zweier einfacher hoͤlzerner Zapfen an dem kleinen Ende des Resonanzbodens fest gemacht wird, sieht man bei D. Das untere Ende a der Saͤule E, welche mehr oder weniger verziert seyn kann, ist in den eisernen, fest an den Resonanzboden geschraubten Halsring b eingesezt. Die Aufgabe, die Hr. Challiot sich sezte, ist Verhuͤtung des Brechens der Saiten. Um diesen Zwek zu erlangen, muͤssen die Saiten abgespannt werden. Ein Zuruͤkdrehen der Wirbel war jedoch nicht zulaͤssig, selbst wenn sie sich saͤmmtlich auf Einmal bewegt haͤtten; denn die Saiten platten sich an den Wirbeln ab, verlieren ihre Elasticitaͤt, und koͤnnen ohne zu brechen nicht wieder gespannt werden. Hr. Challiot war daher gezwungen, bei einer gegenseitigen Annaͤherung der Seitenenden stehen zu bleiben. Die Linien c in Fig. 35 deuten die verschiedenen Stellen an, welche die Saiten einnehmen koͤnnen, ohne eine Veraͤnderung ihrer Laͤnge und mithin auch ihrer Spannung zu erleiden. Die punktirten Linien d zeigen, um wieviel sich die Saiten beim Zuruͤkweichen des Fluͤgels D verkuͤrzen. Aus Fig. 36 und 37 erhellt, auf welche Art die eben besprochene Bewegung bewirkt wird. Eine in dem Kasten f, f festgehaltene Schraube e bewegt die Anwellen g, g in den Coulissen l, l vor- und ruͤkwaͤrts. An dem Kopfe dieser Schraube ist ein vierekiges Stuͤk, welches in die Dike des Fluͤgels eingesenkt ist, und mittelst des Schluͤssels der Wirbel umgedreht wird. Dieser ganze Mechanismus ist, wie in Fig. 35 durch punktirte Linien angedeutet ist, in dem Fluͤgel D untergebracht. Das Ende h des Resonanzbodens nimmt nur die beiden Anwellen, die sich in den Coulissen hin- und herbewegen, auf. Leztere sind in die auf den Theil h geschraubte Platte i, Fig. 36, geschnitten. Um die Reibung zwischen der Platte des Fluͤgels und jener des Endes des Resonanzbodens zu vermindern, ist eine kleine, in einem Falze laufende Rolle dazwischen gebracht. Ein in Fig. 38 bei a ersichtlicher Scharnierknopf, den man unten an der Saͤule bemerkt, wird von einem Halsringe b, der sich in einer in der Naͤhe des Resonanzbodens angebrachten Auskehlung befindet, aufgenommen. Will man die Saiten abspannen oder herablassen, so dreht man den Schluͤssel, nachdem man ihn an den vierekigen Theil der Schraube e gestekt, nach Rechts, und bringt den Fluͤgel in die in Fig. 35 ersichtliche Stellung. Zur Fuͤhrung und zur Regulirung dieser Bewegung, welche die Saͤule etwas auf ihrem Scharniergefuͤge bewegt und sie in erforderlichem Maaße nach Ruͤkwaͤrts fuͤhrt, dienen die Anwellen g, g. Will man die Saiten hingegen wieder spannen, so braucht man den Schluͤssel nur so weit nach Links zu drehen, daß die Harfe wieder in ihren fruͤheren Zustand kommt. Die Bewegung der Anwellen g, g in den Coulissen l, l ist beschrankt. Man kann sie ohne Nachtheil mit Gewalt bis an das Ende schieben; dagegen waͤre es von großem Einflusse, wenn der Fluͤgel nicht an den ihm angehoͤrigen Plaz zuruͤkgefuͤhrt wuͤrde, weil dann die Saiten nicht mehr ihre fruͤhere Stimmung erlangen und die halben Toͤne nicht mehr richtig ausfallen wuͤrden. Um die Harfe oͤhlen zu koͤnnen, was nur alle halbe Jahre zu geschehen braucht, ist unter dem Fluͤgel eine kleine Oeffnung angebracht. Die hier beschriebene Vorrichtung laͤßt sich fuͤr geringe Kosten an allen aͤlteren Harfen anbringen.

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Tafel Tab.
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Tab. IV