Titel: | Verbesserungen an den Stiefeln, Schuhen und sonstigen Fußbekleidungen, worauf sich James Dowie, Schuhmacher in Frederik-Street in Edinburgh, am 2. Decbr. 1837 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 70, Jahrgang 1838, Nr. LXXXVII., S. 388 |
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LXXXVII.
Verbesserungen an den Stiefeln, Schuhen und
sonstigen Fußbekleidungen, worauf sich James Dowie, Schuhmacher in
Frederik-Street in Edinburgh, am 2. Decbr.
1837 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of Arts. Septbr. 1838, S.
330.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Dowie's Verbesserungen an Stiefeln und Schuhen.
Ich bezweke durch mein Verfahren den Stiefeln, Schuhen oder sonstigen Fußbekleidungen
in der Mitte oder zwischen dem sogenannten Vorder- und Hinterquartiere eine
Elasticitaͤt zu geben, die sie sonst nicht haben, und welche die Bewegungen
des Fußes beim Gehen außerordentlich erleichtert. Um diesen Zwek zu erreichen,
bringe ich in dem mittleren Theile des Schuhes oder Stiefels sowohl in der Linie der
Sohle, als auch in der Linie des Ueberleders gewisse elastische Stoffe an. So z.B.
zwischen dem Absaze und dem vorderen Theile der Sohle unmittelbar unter dem Bogen
der Fußsohle, in den Seitentheilen des Ueberleders der Stiefel und Schuhe nach Art
von Zwikeln, die gleich dem elastischen Theile der Sohle der Laͤnge nach
laufen, und die sich an den Stiefeln beinahe bis zur Hoͤhe der
Knoͤchel, an den Schuhen hingegen bis an das obere Ende des Hinterquartieres
hinauf erstreken. Diese elastischen Stuͤke koͤnnen verschiedene Formen
haben, und entweder aus Kautschuk allein oder aus einer Verbindung von solchem mit
Leder, Tuch oder irgend einem Gewebe bestehen.
Die auf Taf. V gegebenen Zeichnungen zeigen verschiedene Arten der meiner Erfindung
gemaͤß verfertigten Stiefel und Schuhe, sowie auch die elastischen Theile
derselben einzeln fuͤr sich. Ich will einige derselben beispielsweise
beschreiben, obwohl ich mich durchaus an keine Form binde, da diese mannigfach
abgeaͤndert werden kann.
Fig. 1 gibt
eine Ansicht eines nach meiner Methode gearbeiteten Schuhes von der Außenseite
betrachtet. Fig.
2 zeigt denselben Schuh von der inneren Seite gesehen. Fig. 3 ist eine
Darstellung seiner Sohle.
Fig. 4 zeigt
die Außenseite eines meiner Stiefel; Fig. 5 seine innere Seite;
Fig. 6
laͤßt seine Sohle erbliken.
An allen diesen Figuren ist a, a der vordere Theil des
Oberleders; b, b das Hinterquartier, welches aus einem
einzigen oder auch aus zweien, am Ruͤken zusammengenaͤhten
Lederstuͤken bestehen kann. Zwischen dem Vorder- und Hinterquartiere
befinden sich die elastischen Zwikel c, d, welche sowohl
an das Oberleder als an das Hinterquartier fest genaht sind; ersterer gehoͤrt
fuͤr die aͤußere, lezterer ist fuͤr die innere Seite bestimmt.
An dem unteren Theile oder an der Sohle des Stiefels oder des Schuhes befindet sich
der elastische Theile zwischen dem unelastischen Vordertheile g und dem Absaze h.
Einzeln und ausgebreitet sieht man die Theile des Oberleders und die Zwikel a, b, c, d in Fig. 7;
zusammengenaͤht erblikt man sie in Fig. 8; und in
verschiedenen Ansichten, von der inneren und aͤußeren Seite betrachtet, in
Fig. 9 und
10. Die
unelastischen ledernen Theile der Sohle erblikt man einzeln in Fig. 11, und das zu deren
Verbindung bestimmte elastische Stuͤk in Fig. 12.
Folgendes Beispiel wird genuͤgend zeigen, auf welche Weise sich die
verbesserten Stiefel und Schuhe verfertigen lassen. Die sogenannte Brandsohle (insole) besteht aus zwei Theilen von entsprechender
Form, welche man wie gewoͤhnlich zuerst auf den Leist legt, mit dem
Unterschiede jedoch, daß man jenen Theil, welcher Elasticitaͤt bekommen soll,
frei laͤßt. Man sieht dieß in Fig. 13, wo i, k die Theile der Brandsohle sind, und l der zwischen ihnen freigelassene Raum l. Die oberen Theile des Schuhes, naͤmlich das
Vorderquartier oder Oberleder, und das Hinterquartier werden, sie moͤgen aus
Leder oder einem anderen festen Stoffe bestehen, nachdem sie auf die aus Fig. 7
ersichtliche Weise gelegt worden, auf die in Fig. 8, 9 und 10. angedeutete Art mit
den elastischen Zwikeln zusammengenaͤht und hierauf auf den Leist Fig. 13, auf
dem sich bereits die Brandsohle befindet, genagelt. Wenn dann das Oberleder an die
Brandsohle genaͤht worden, und wenn man, wenn es noͤthig seyn sollte,
uͤblicher Weise auch noch eine Zunge daran befestigt hat, so verbindet man
die Endraͤnder m, n der elastischen Zwikel an der
unteren Seite des Leistes, wie man dieß aus Fig. 14 sieht. Hiedurch
wird jener Theil der Sohle, der unter den ausgewoͤlbten Theil der Fußsohle zu
liegen kommen soll, gebildet, und zugleich auch der zwischen den beiden
Sohlenstuͤken gelassene Raum mit einer elastischen Masse ausgefuͤllt.
Auf diesen elastischen Sohlentheil kann man, wenn man es fuͤr noͤthig
erachtet, mittelst Kautschukaufloͤsung eine Kautschukschichte auftragen.
Diese Schichte wird zugleich auch als Cement oder Kitt zur besseren Befestigung des
elastischen Theiles der Sohle e dienen.
Bevor man jene Theile, welche die eigentliche Sohle zu bilden haben, auf dem Leiste
befestigt, werden die steifen Sohlenstuͤke g, h
durch eine Nath oder auch auf eine sonstige geeignete Weise mit dem elastischen
Theile e verbunden. Am besten geschieht dieß, indem man
die aͤußersten Enden von g, h etwas weniges
duͤnner schneidet, und dann nach Art der sogenannten Spleißung einen
Viertelzoll von dem Rande weg an den elastischen Theil e
der Sohle naͤht. Die aͤußersten Raͤnder des elastischen Theiles
e selbst naͤht man an die harten Leder g, h, so zwar, daß die Nath einen Viertelzoll weit von
den Raͤndern lezterer weg faͤllt, wie dieß aus Fig. 15 zu ersehen, und
auch aus dem in Fig. 16 gegebenen Laͤngendurchschnitte der Sohle. Nach diesen
Vorkehrungen werden alle die steifen Theile der Sohle durch Naͤhte an den
Zungen, dem Oberleder und den Quartieren befestigt; der elastische Theil dagegen
wird, wie schon oben angedeutet, mittelst Kautschukaufloͤsung oder eines
anderen starken elastischen Kittes an den Zwikeln fest gemacht. Wenn man es
fuͤr noͤthig erachten sollte, koͤnnte man, um die
Raͤnder des elastischen Theiles der Sohle noch sicherer an den oberen Theilen
und an dem Absaze des Schuhes zu befestigen, Nieten anwenden, wie man dieß in Fig. 17 sieht.
Zulezt wird der Schuh ganz auf die gewoͤhnliche Weise vollendet und fertig
gemacht.
Man kann sowohl zu dem elastischen Theile der Sohle, als auch zu den Zwikeln des
Oberleders entweder starken, blaͤtterformigen Kautschuk, oder Kautschuk,
welcher mit duͤnnem Leder uͤberzogen, oder mit Tuch, Pergament u. dgl.
verbunden ist, verwenden. Das beste Material scheint mir uͤbrigens Kautschuk
mit Leder.
Es bedarf fuͤr Sachverstaͤndige wohl kaum der Erinnerung, daß nach der
beschriebenen Methode auch verschiedene Arten von Ueberschuhen, Pantoffeln u. dgl.
verfertigt werden koͤnnen. Es braucht hiezu keiner weiteren, durch
Abbildungen erlaͤuterten Beschreibung.
Eine Modification des angegebenen Verfahrens erhellt aus Fig. 18, wo, wie man sieht, der ganze
mittlere Theil des Schuhes (oder jener Theil, der elastisch seyn soll), mitsammt dem
Hinterquartiere aus elastischem Materiale gearbeitet ist. Diese Methode
duͤrfte fuͤr manche Faͤlle sehr empfehlenswerth seyn, da
hiedurch nicht nur der Bogen oder die Woͤlbung des Fußes, sondern auch die
Ferse eine elastische Unterlage bekommt.
Das Leder, welches durch Verbindung mit Kautschuk Elasticitaͤt bekommen soll,
muß einer eigenen Behandlung unterliegen, durch die es verkuͤrzt wird. Es
wird zu diesem Behufe, nachdem es dem Gerbeprocesse unterlegen und nachdem es von
dem Lederbereiter geschaben worden, bevor man jedoch noch Oehl oder irgend ein
anderes Fett in dasselbe eingelassen hat, zusammengepreßt oder geschniegelt. Nach
dieser Zubereitung klebt man mit Kautschukaufloͤsung ein duͤnnes
Kautschukblatt darauf, und wenn dieß geschehen ist, wird Oehl oder Fett eingelassen
und dem Leder die gewoͤhnliche Zurichtung und Vollendung gegeben.
Wuͤrde man das Oehl fruͤher einlassen, so wuͤrde dieß der
vollkommenen und innigen Verbindung des Leders mit dem Kautschuk nachtheilig
seyn.
Ich weiß, daß man bereits Ueberschuhe und andere Fußbekleidungen besizt, die ganz aus
Kautschuk gearbeitet sind, und auf denen man nur eine Sohle aus Leder befestigte.
Diese Fußbekleidungen waren an allen oberen Theilen elastisch, an den unteren
dagegen starr und unbiegsam, waͤhrend die meinigen gerade an diesen Theilen
die gewuͤnschte Elasticitaͤt haben.