Titel: | Verbesserte Expansions-Steuerung und Schiebventile für Dampfmaschinen. Von Hrn. James Whitelaw in London. |
Fundstelle: | Band 71, Jahrgang 1839, Nr. XXXII., S. 177 |
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XXXII.
Verbesserte Expansions-Steuerung und
Schiebventile fuͤr Dampfmaschinen. Von Hrn. James Whitelaw in London.
Aus dem Mechanics' Magazine, No. 783, S.
305.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Whitelaw's Expansions-Steuerung fuͤr
Dampfmaschinen.
Fig. 40 zeigt
eine Form meiner verbesserten Expansions-Steuerung. Der in der Roͤhre
a herbeistroͤmende Dampf gelangt durch den um
den Cylinder gegossenen hohlen Guͤrtel b in das
Gehaͤuse c. Das Schiebventil d, d hat eine Dfoͤrmige Gestalt, so daß es von Außen einer Roͤhre gleicht, die
eine flache Seite mit vier in ihr befindlichen Oeffnungen hat, und an deren beiden
Enden ein Theil weggenommen ist. e, f ist ein durch das
Ventil fuͤhrender Canal, durch den der Dampf bei der Muͤndung g in den oberen Theil des Cylinders eintritt. h, i ist ein zweiter aͤhnlicher Canal, durch den
der Dampf in den unteren Theil k des Cylinders gelangt.
Die beiden Absperrventile l, l sind an einer und
derselben Stange befestigt. Wird der Dampf an der oberen Seite des Kolbens
abgesperrt, so bedekt das obere der beiden Ventile l, l
die obere der beiden mittleren Oeffnungen in der flachen Seite des Ventiles d, d; wird er hingegen an der unteren Seite des Kolbens
abgesperrt, so bedekt das untere der Ventile l die
untere der beiden genannten mittleren Oeffnungen. Die Auslaßroͤhre am oberen
Ende des Cylinders sieht man bei m, jene am unteren Ende
dagegen bei n. Das obere Ende des Ventiles d, d bekommt seine Liederung, indem man den Dekel des
Ventilgehaͤuses abnimmt; an dem unteren Ende dagegen laͤßt sich die
Liederung anbringen, indem man den Dekel o abnimmt.
Innerhalb der oberen, in den Cylinder fuͤhrenden Muͤndung g befindet sich ein gußeisernes Stuͤk, durch
welches die Stange der Absperrventile laͤuft, und welches bei seiner
Kleinheit diese Muͤndung um so weniger verengt, als man dieselbe hier etwas
weiter machen kann. Das Schiebventil d, d erhaͤlt
seine Bewegung durch ein Excentricum und durch die Schuͤttelwelle p; die Absperrventile erhalten ihre Bewegung durch einen
an der Kurbelwelle angebrachten Daͤumling, der zugleich auch die Stange q in Thaͤtigkeit sezt. r ist eine kleine Schuͤttelwelle, an der sich zwei Hebel befinden,
und von der aus die Bewegung durch die Stange s an den
Hebel t, t, der seinen Drehpunkt in u hat, fortgepflanzt wird. Wenn zum Betriebe der
Absperrventile nicht mehr als die bisher beschriebenen Hebel etc. vorhanden
waͤren, so wuͤrden, da das Schiebventil d,
d in steter Bewegung ist, und das Absperrventil waͤhrend eines
halben Umganges der Kurbelwelle nur eine einzige Bewegung macht, die Bewegungen des
Ventiles d, d die Absperrventile aus den ihnen
zukommenden Stellungen an der flachen Seite des Schiebventiles bringen. Da sich aber
der Mittelpunkt u des Hebels t,
t an einem in dem Winkelhebel u, v, w fixirten
Zapfen bewegt; da der Mittelpunkt v in horizontaler
Richtung eben so weit von der Schuͤttelwelle p
entfernt ist, als die Entfernung des Mittelpunktes der Ventilstange d, d von dem Mittelpunkte der zum Bewegen der
Absperrventile dienenden Stange betraͤgt; da der Theil v, w des Winkelhebels u, v, w durch das
Zwischenglied w, x mit dem an der Schuͤttelwelle
fixirten Hebel p, x verbunden ist; und da v, w mit p, x von gleicher
Laͤnge ist, so wird sich jenes Ende des Hebels t,
t, an dem sich die Stange der Absperrventile befindet, durch denselben Raum
bewegen, durch den sich das Schiebventil bewegt, waͤhrend sein anderes Ende
durch die Stange s verhindert wird emporzusteigen oder
herabzusinken. Hieraus folgt, daß die Absperrventile nie aus jenen Stellungen an dem
Schiebventile d, d kommen koͤnnen, in welche sie
durch den an der Kurbelwelle befindlichen Daͤumling gebracht werden.
In Fig. 41
sieht man den Kniehebel u, v, w und die damit in
Verbindung stehenden Theile.
Wenn man die Dampfcanaͤle e, f und h, i so verlaͤngert, daß sich nur eine einzige
Scheidewand und keineswegs der bei y ersichtliche Raum
zwischen ihnen befindet, so wird, wenn die ganze uͤbrige Einrichtung dieselbe
bleibt, ein einziges Absperrventil die Stelle zweier vertreten. Die einzige
Einwendung, die man hiegegen machen kann, ist, daß ein betraͤchtlicher
Verlust an Dampf stattfinden wird, obschon dieser Verlust immer noch nicht so
bedeutend seyn wird, als bei den meisten Methoden, nach denen man dermalen den Dampf
abzusperren pflegt. In Fig. 42, wo der mittlere
Theil eines dem Schiebventile d, d aͤhnlichen
Ventiles abgebildet ist, und woraus diese leztere Einrichtung erhellt, ist a, a der Canal, der in den oberen Theil, und b, b der Canal, der in den unteren Theil des Cylinders
fuͤhrt. Das Absperrventil ist mit c
bezeichnet.
Fig. 43
erlaͤutert, wie mein System auf das kurze Schiebventil anwendbar ist. Hier
ist a, a ein Theil des Cylinders, in dessen Scheitel der
Canal b fuͤhrt, waͤhrend der Canal c in dessen Boden einmuͤndet. Das Sperrventil d verschließt und oͤffnet den Canal, der durch
das Schiebventil in den Canal b fuͤhrt; das
Sperrventil e dagegen gehoͤrt dem in den Canal
c fuͤhrenden Canale f an. Die zur Bewegung der Sperrventile dienende Stange laͤuft durch die
Stange des Schiebventiles. h ist der Auslaßweg.
Fig. 44 gibt
eine Fronteansicht der Absperrventile, die hier durch die Stangen i, i miteinander verbunden sind.
Fig. 45 zeigt
die zur Bewegung der Ventile dienenden Wellen, Stangen und Hebel. Der Hebel a dient zum Betriebe des Schiebventiles, waͤhrend
der Hebel b die Absperrventile in Thaͤtigkeit
sezt. c ist die Schuͤttelwelle, an die der Hebel
b so geschirrt ist, daß er sich lose an ihr bewegt.
Der durch punktirte Linien angedeutete Hebel ist derjenige, mit dem die Stange,
welche zur Bewegung des Schiebventiles von dem Excentricum herfuͤhrt, in
Verbindung steht. Die Stange d erhaͤlt ihre
Bewegungen von dem an der Kurbelwelle der Maschine angebrachten Daͤumlinge.
Die Zapfen der Schuͤttelwelle e laufen in zwei an
der Schuͤttelwelle c befestigten Hebeln, von
denen sich der eine genau hinter dem anderen befindet, und welche man beide durch
f angedeutet sieht. An der Schuͤttelwelle e bemerkt man ferner die Hebel g und h, die mittelst der Stange i die Bewegungen der Stange d an den Hebel b fortpflanzen. Eine der eben
beschriebenen aͤhnliche Anordnung laͤßt sich auch zur Steuerung der in
Fig. 40
angedeuteten Schiebventile benuͤzen.
In Fig. 46
sieht man eine andere Form meines Apparates, welcher gemaͤß sich die
Absperrventile am Ruͤken des vorderen Theiles des großen Schiebventiles der
Maschine bewegen. Die kleine Schuͤttelwelle a
ruht in Armen, die in gehoͤriger Entfernung uͤber oder unter der zum
Betriebe des großen Schiebventiles dienenden Schuͤttelwelle b fixirt sind. Diese leztere Welle b ist abgebogen, damit das Ende c des Hebels d, c dem
Bewegungs-Mittelpunkte der Welle b so nahe komme,
daß die Bewegungen, welche die Welle b dem großen
Schiebventile mittheilt, die Absperrventile nicht aus den Stellungen bringen, in
welche sie durch den Daͤumling der Kurbelwelle an dem großen Schiebventile
versezt worden. Der Mittelpunkt des Hebels d, c bewegt
sich an einem Zapfen, der in den Hebeln fixirt ist, welche mit den zur Bewegung des
großen Schiebventiles dienenden Gelenkstuͤken in Verbindung stehen. e ist ein Theil der Stange, welche die Bewegungen des an
der Kurbelwelle befindlichen Daͤumlinges an jene Stangen etc. fortpflanzt,
die die Absperrventile in Bewegung sezen. f ist die
Stange des Excentricum.
In Fig. 47
sieht man die Kurbelwelle und den an ihr befindlichen, zur Bewegung der
Absperrventile dienenden Daͤumling. Das große, in Fig. 46 ersichtliche
Ventil ist eine Modification des oben erwaͤhnten Dfoͤrmigen Ventiles. Die Auslaßroͤhre h, welche die Verbindung mit dem oberen und unteren Ende des Ventiles
vermittelt, ist
staͤtig, und das Ventil schiebt sich hinter ihr. Das Emporsteigen der
Roͤhre h ist durch Randvorspruͤnge, welche
in der Naͤhe ihres unteren Endes angegossen sind, und die von
aͤhnlichen, inwendig an den unteren Theil der Nasen gegossenen
Randvorspruͤngen gefuͤhrt werden, verhuͤtet. Da der arbeitende
Theil dieses Schiebventiles sehr leicht ist, so kann dasselbe ganz aus Messing
gearbeitet und in einem Stuͤke gegossen seyn. Hinter der die beiden
Absperrventile miteinander verbindenden Stange bemerkt man eine kleine Rippe; durch
eine solche stehen zu beiden Seiten die oberen und unteren Theile des Ventiles
miteinander in Verbindung.
An den fuͤr Spinnmuͤhlen bestimmten Maschinen muß jener Theil des
Hubes, bei welchem der Dampf abgesperrt wird, durch den Governor regulirt werden. In
Fig. 48
sieht man einen solchen Governor, der den zur Bewegung der Absperrventile dienenden
Daͤumling so vorschiebt, daß der Dampf spaͤter abgesperrt wird, so oft
die Maschine zu langsam geht. Wenn sich die Maschine hingegen zu rasch bewegen
sollte, so gelangt der Daͤumling in eine Stellung, in Folge deren der Kolben
waͤhrend eines kuͤrzeren Theiles seines Hubes den ganzen Druk des
Dampfes erleidet. Der Governor unterhaͤlt demnach einen beinahe
gleichmaͤßigen Gang der Maschine, sie mag die Neigung haben zu wenig oder zu
viel zu arbeiten. Der Daͤumling a sezt die
Absperrventile mittelst einer der oben bei Fig. 40, 45 und 46 beschriebenen
aͤhnlichen Gestaͤng-, Hebel- und sonstigen Vorrichtung
in Bewegung; er hat die Gestalt des in Fig. 47 abgebildeten
Daͤumlinges. b ist ein Zahnrad, welches in das
Getrieb d eingreift. Der Theil e des Governors steht auf solche Weise mit dem Getriebe d in Verbindung, daß, wenn er faͤllt oder steigt,
das Getrieb d sich zugleich mit ihm bewegen muß,
obgleich hiedurch die Bewegung des Getriebes um die Spindel des Governors nicht im
Geringsten beeintraͤchtigt ist. Das Rad und das Getrieb sind so berechnet,
daß die Welle c, an welcher der Daͤumling a befestigt ist, eben so viele Umgaͤnge macht,
als die Kurbelwelle der Maschine. Das Getrieb d ist
ausgebohrt und auf solche Weise an die Spindel des Governors gepaßt, daß es sich an
ihr auf und nieder bewegen kann. Der Falz, der zur Verbindung der Spindel mit dem
Getriebe dient, laͤuft, wie man in der Zeichnung sieht, in einer Spirallinie,
und nicht gerade, wie dieß sonst der Fall zu seyn pflegt. In Folge dieser
Einrichtung wird das Getrieb, wenn es mittelst des Governors emporgehoben oder
herabgesenkt wird, durch den Falz zugleich auch um die Spindel herum
gefuͤhrt; der Daͤumling wird also je nach der Stellung der Kugeln des
Governors so verschoben, daß der Dampf fruͤher oder spaͤter abgesperrt
wird. Wenn die Zaͤhne der Raͤder b, d
spiralfoͤrmig
auf der Oberflaͤche der Radkraͤnze gestellt sind, wie dieß z.B. an den
White'schen Raͤdern der Fall ist, so wird das
Getrieb d, je nachdem es laͤngs des Rades b steigt oder faͤllt, bewirken, daß der
Daͤumling und dessen Welle noch weiter umlaͤuft, als dieß
vermoͤge des spiralfoͤrmig gezogenen Falzes allein der Fall seyn
wuͤrde. Es erhellt offenbar, daß wenn der Governor mit derselben
Geschwindigkeit treibt, wie die Kurbelwelle, es weder der Welle c noch des Rades b oder des
Getriebes d bedarf; da in diesem Falle der
Daͤumling a eben so wirken wuͤrde, als
wenn er an dem Governor an derselben Stelle und auf dieselbe Weise, wie das Getrieb
d, angepaßt waͤre.Hr. Whitelaw erhielt
fuͤr die hier beschriebenen mechanischen Vorrichtungen von der
polytechnischen Gesellschaft fuͤr Cornwallis die erste
Bronzemedaille. Er fand jedoch fuͤr gut, dieselbe nicht anzunehmen,
da er hiedurch seine Erfindung eher heruntergesezt als gehoͤrig
gewuͤrdigt hielt. A. d. R.