Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 73, Jahrgang 1839, Nr. CV., S. 459
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CV. Miszellen. Miszellen. Dampfschifffahrt zwischen England und Amerika. Die englische Regierung hat einen Contract fuͤr 8 Jahre abgeschlossen, welchem gemaͤß vom Mai 1840 angefangen alle 14 Tage ein Dampfboot von England nach Boston abgehen, und dabei Halifax und Neuschottland beruͤhren soll. Drei Dampfschiffe, jedes zu 1000 Tonnen, sind fuͤr diesen Dienst bestimmt, und die Regierung zahlt jaͤhrlich fuͤr den Transport der Felleisen 270,000 Dollars. – Ferner werden in Philadelphia und in England zwei Dampfschiffe gebaut, welche in allen Dingen mit Ausnahme der Maschinen vollkommen gleich werden sollen, und die bestimmt sind zu zeigen, welche Maschineneinrichtung die vortheilhaftere ist. Das eine Boot soll naͤmlich liegende Maschinen mit 10 Fuß Kolbenhub, das andere dagegen senkrecht stehende Maschinen mit 7 Fuß Kolbenhub, jedoch von gleicher Kraft, bekommen. Beide Fahrzeuge sollen bei 220 Fuß Laͤnge, 39 Fuß Breite und 23 Fuß Kielraum 4650 Tonnen Ladung halten. (Civil Eng. and Archit. Journal. Aug. 1839.) Capt. Smith's Signal für Dampfboote bei Nebel. Hr. George Smith, Capitaͤn in der koͤnigl. großbrit. Marine, hat kuͤrzlich ein Instrument angegeben, durch welches die Annaͤherung eines Dampfbootes im Nebel kund gegeben werden soll. Dasselbe besteht aus einer Art von Tamtam oder Gong, worauf ein Hammer alle 10 Secunden eine gewisse Anzahl von Schlaͤgen macht. Steuert das Schiff nordwaͤrts, so erfolgt z.B. ein einziger Schlag; steuert es oͤstlich, so erfolgen ihrer zwei; bei suͤdlicher Richtung drei, und bei westlicher vier. Der Mechanismus, durch den der Hammer in Bewegung gesezt wird, soll sehr einfach seyn. Auf Fluͤssen duͤrften einzelne Schlage, die alle zehn Secunden erfolgen, in allen Faͤllen genuͤgen, um die Naͤhe eines Dampfbootes anzuzeigen. (Civil Eng. and Archit. Journal. Aug. 1839.) Leistungen der älteren und der neueren Dampfmaschinen. Hr. Sims stellte in einem Vortrage, den er in der Truro Institution uͤber die Dampfmaschine hielt, einen Vergleich zwischen den Leistungen dieser Maschine zu Watt's Seiten und heut zu Tage an. Die Leistung der Watt'schen Maschinen konnte hienach einem mittleren Durchschnitte gemaͤß nicht hoͤher angeschlagen werden als zu 15,000,000 Pfd., die mit Verbrauch von einem Bushel Steinkohlen einen Fuß hoch gehoben wurden, wogegen nach dem lezten Monatsberichte der HHrn. Lean die mittlere Leistung von 61 Pumpmaschinen 54,000,000 Pfd. betraͤgt. Diese 61 Maschinen verbrauchten innerhalb eines Monates 4283 Tonnen Steinkohlen und hoben damit 41,000,000 Tonnen Wasser 100 Faden hoch. Dieselbe Anzahl Watt'scher Maschinen wuͤrde, um dasselbe zu leisten, 15,418 Tonnen Steinkohlen verbraucht haben, so daß die Tonne Steinkohlen zu 45 Schill, gerechnet an 61 Maschinen nunmehr monatlich 8352 und jaͤhrlich gegen 100,000 Pfd. Sterl. erspart werden. Die groͤßte Last, welche noch je von einer Maschine gehoben wurde, ergab sich an einer der Maschinen an den Consolidated Mines in Cornwallis. Sie hob naͤmlich bei jedem Doppelhube, den sie machte, 9000 Pfd., und da dieß neun Mal in einer Minute geschah, so hob sie in 24 Stunden 567,022 Tonnen auf 7 Fuß 6 Zoll Hoͤhe! (Mechanics' Magazine, No. 831.) Der Boxtunnel an der Great-Western-Eisenbahn. Eine der groͤßten Schwierigkeiten, welche der Ausfuͤhrung der Great-Western-Eisenbahn im Wege standen, ward durch eine zwischen Chippenham und Bath liegende Anhoͤhe, deren hoͤchster Punkt 400 Fuß uͤber dem Niveau der Bahn gelegen ist, und welche den Namen Boxhill fuͤhrt, veranlaßt. Einen offenen Durchstich durch diese Anhoͤhe zu fuͤhren war unmoͤglich, und fuͤr ebenso unthunlich ward von vielen auch ein Tunnel gehalten. Dessen ungeachtet entschloß sich Hr. Brunel mit der ihm eigenen Kuͤhnheit zu einem Tunnel, welcher 4 3/4 engl. Meilen in der Laͤnge, 40 Fuß in der Hoͤhe und 30 Fuß in der Breite bekommen soll. Man begann die Durchbohrung dieser ungeheuren, großen Theils aus feinkoͤrnigem Sandsteine bestehenden Masse im Sommer 1836, und hofft im Jahre 1841 damit zu Ende zu seyn, obwohl man mit unsaͤglichen Muͤhseligkeiten zu kaͤmpfen hatte. Das Wasser, welches aus zahlreichen Felsenspalten sprudelte, machte so große Hindernisse, daß man namentlich in der Regenzeit an der Gewaͤltigung desselben verzweilfelte. Im November 1837 stieg das Wasser der unausgesezten Thaͤtigkeit der Dampfpumpen ungeachtet so sehr, daß es nicht bloß den Tunnel, sondern auch den Schacht bis auf 56'' Hoͤhe fuͤllte, weßhalb die Arbeiten bis zum naͤchsten Julius gaͤnzlich ausgesezt werden mußten, obwohl man noch eine weitere, mit 50 Pferdekraͤften arbeitende Pumpe aufgestellt hatte. Im November 1838 erfolgte ein neuer Wassereinbruch, den man jedoch in 10 Tagen, waͤhrend denen die Maschinen taͤglich 32,000 Hogsheads Wasser auspumpten, bemeisterte. Zwischen den Schachten Nr. 7 und 8 ist der Tunnel (eine Streke von 1520 Fuß) beinahe beendigt, und die beiden Contrahenten desselben, welche von den beiden Enden her zu arbeiten begannen, haben mit solcher Genauigkeit und Sicherheit gearbeitet, daß da, wo ihre Bauten zusammentrafen, im Niveau auch nicht ein Haarbreit Differenz zu bemerken war, und daß an den Seitenwaͤnden die groͤßte Abweichung von einer geraden Linie nur 1 1/4 Zoll betraͤgt. – Von Chippenham aus ist eine Streke von 2000 Fuß Laͤnge durch so festen Sandstein getrieben, daß auch nicht ein Stein Mauerwerk daran erforderlich war, und daß es auch am Boden nichts weiter bedarf, als daß die Schienen darauf befestigt werden. (Civil Eng. and Archit. Journal. Aug. 1839.) Ueber Ericsson's Feilenhaumaschine. Wir sahen kuͤrzlich, schreibt die Sheffield-Iris, die Feilenhaumaschine, auf welche die HHrn. Turton und Soͤhne vor ungefaͤhr drei Jahren ein Patent nahmen, in voller Thaͤtigkeit. Man wird sich erinnern, daß man diese Maschine bei dem ersten Bekanntwerden derselben fuͤr ebenso unpraktisch und unbrauchbar erklaͤrte, wie die fruͤheren zu gleichem Zweke bestimmten Maschinen; und daß man bisher allgemein der Ansicht huldigte, daß das Feilenhauen nur mit Menschenarmen bewerkstelligt werden kann. Zeit und Erfahrung haben jedoch gelehrt, daß sich weder der urspruͤngliche Erfinder der Maschine, Hr. Capitaͤn Ericsson, noch die oben genannten Kaͤufer der Erfindung in ihren Hoffnungen und Erwartungen tauschten. Die dermalen in Gang gebrachte Maschine liefert naͤmlich innerhalb derselben Zeit eine weit groͤßere Menge von Feilen, als mit Menschenhaͤnden erzeugt werden koͤnnen, und zwar Feilen, welche in Hinsicht auf Regelmaͤßigkeit und Genauigkeit des Hiebes uͤber denen stehen, die gewoͤhnlich aus den Haͤnden der Feilenhauer hervorgehen. Als wir die Maschine arbeiten sahen, erzeugte sie 18 zoͤllige runde Bastardfeilen, von denen 6 auf einmal in Arbeit waren, und die wirklich einen Hieb von bewundernswerther Regelmaͤßigkeit zeigten. Die Maschine zeichnet sich besonders durch die Einfachheit ihrer Bewegungen und durch einen hoͤchst sinnreichen Mechanismus aus, durch den der Hieb je nach der verschiedenen Dike des Stahles so modificirt wird, daß ex an der Spize mit geringerer Kraft und gegen das dikere Ende hin mit einer Kraft wirkt, welche in dem Maaße waͤchst, als die Dike des Metalls zunimmt. Nicht minder schoͤn waren die Schlichtfeilen, die wir in unserer Gegenwart aus der Maschine hervorgehen sahen. (Mechanics' Magazine, No. 833.) Plant's Maschine zur Abnahme des Haares von Häuten. Das London Journal gibt in seinem Juniushefte, S. 167, folgende Nachweisung uͤber eine Maschine zur Abnahme des Haares von verschiedenen Haͤuten und Fellen, worauf sich Frederick Plant von Bread-Street-Hill in der City of London am 13. Jan. 1834 ein Patent geben ließ. „Man legt die Haͤute oder Felle auf ein endloses Tuch, und laͤßt sie auf diesem zwischen zwei Walzenpaaren durchlaufen. Zwischen diesen beiden Walzenpaaren unterliegen sie der Einwirkung eines Schneidmessers, dem eine Hin- und Herbewegung nach der Quere gegeben ist, wobei sie mit der Fleischseite auf einem unbeweglichen Lager ruhen. Unmittelbar hinter dem Schneidmesser ist eine Stahlplatte fixirt, und diese wird mit einer Feder so gegen das Fell angedruͤkt, daß sie das Haar aufrichtet und ausgerichtet erhaͤlt, so lange das Messer auf dasselbe einwirkt. Die Felle bewegen sich allmaͤhlich unter dem Messer vorwaͤrts, und werden, wenn sie abgehaart sind, und nachdem sie durch das obere Walzenpaar gelaufen, auf eine Tafel niedergelegt. Maschinenfabrik für landwirtschaftliche Instrumente in Moskau. Diese Anstalt, welche die Gebruͤder Butenop gruͤndeten und unter dem Schuze der kaiserl. Moskou'schen Akerbaugesellschaft steht, existirt bereits seit fuͤnf Jahren, und hat sich waͤhrend dieser Zeit nicht allein das Vertrauen der Gutsbesizer zu erwerben gewußt, sondern auch die Aufmerksamkeit der Regierung auf sich gelenkt. Der Hr. Finanzminister hat dieser Anstalt eine Anleihe von 65,000 Rubel auf 15 Jahre ohne Zinsen ausgewirkt, um zu ihrer Vergroͤßerung und zur Anlage von Depots landwirtschaftlicher Maschinen in Charkow, Simbirsk und Kiew verwendet zu werden. Diese Beihuͤlfe erlaubte den Gebruͤdern Butenop, ihrer Anstalt eine groͤßere Ausdehnung zu geben und im Jahre 1837: 50 Schmiede, 50 Schlosser, 70 Tischler, 70 Zimmerleute und 40 Lehrlinge zu beschaͤftigen. In den Jahren 1836 und 1837 wurden aus dieser Anstalt verkauft: Dreschmaschinen   232 Worfelmaschinen 1312 Haͤkselschneiden   306 Pfluͤge   382 Exstirpatoren   120 und außerdem viele andere Gegenstaͤnde. Eine so bedeutende Nachfrage nach landwirthschaftlichen Maschinen und verbesserten Geraͤthen ist wohl ein sicheres Kennzeichen des Vorwaͤrtsschreitens der russischen Landwirthschaft. Außer der Anstalt der Gebruͤder Butenop wurde noch eine Werkstatt fuͤr landwirthschaftliche Maschinen von dem Mitgliede, Hrn. v. Bibikoff, im Raͤsan'schen Gouvernement gegruͤndet, welche Geraͤthe liefert, die ebenfalls gelobt werden. In Jahre 1837 gingen aus dieser Werkstatt hervor: Dreschmaschinen   7 Worfelmaschinen 26 Reiben fuͤr Runkelruͤben und Kartoffeln 27 Mohnreiben 13 Saͤemaschinen   3 Pfluͤge und andere Akergeraͤthe 38 Hier sey auch der Ort, um uns mit Dank der Gabe von Modellen landwirtschaftlicher Geraͤthschaften zu erinnern, die Hr. v. Skalon der Gesellschaft aus dem Hohenheim'schen agronomischen Institute mitbrachte. Diese Modelle wurden den Gebruͤdern Butenop uͤbergeben, welche nach denselben schon mehr denn 50 Schwerz'sche Pfluͤge angefertigt und nach verschiedenen Gouvernements abgesezt haben. Ebenso wurde der in Nr. 2 des landwirthschaftlichen Journals beschriebene Schnellakerer des Hrn. Mayer, und die Egge des Hrn. Titoff, sowie viele andere Akergeraͤthe, nach Angabe und Zeichnung russischer Landwirthe, von den Gebruͤdern Butenop angefertigt. Ein Mitglied, Hr. Sazepin, uͤbergab der Gesellschaft kuͤrzlich das Modell eines Saatpfluͤgers seiner Erfindung, nach welchem ebenfalls von den Gebruͤdern Butenop ein Instrument angefertigt wurde, mit dem die Gesellschaft Versuche anstellen lassen wird, deren Resultate spaͤter bekannt gemacht werden sollen. (Aus dem Berichte der kais. Moskau'schen Akerbaugesellschaft.) d'Harcourt's Verbesserungen in der Papierfabrication. Die Verbesserungen in der Papierfabrication, auf welche dem Hrn. George Robert d'Harcourt, Civilingenieur in King William Street in der City of London, am 15. Aug. 1838 ein Patent ertheilt wurde, und die er selbst von einem Auslaͤnder anvertraut erhielt, betreffen die Fabrication von Papier aus Stoffen, die angeblich bisher noch nicht zu diesem Zweke verwendet wurden. Diese Stoffe sind die Blaͤtter und Staͤngel der Aloen und Agaven, die Spelzen des Mays oder tuͤrkischen Kornes; die Staͤngel der Feldbohnen, so wie auch die Staͤngel und Blaͤtter der Feuerbohnen; die Ranken, Blaͤtter und uͤbrigen Theile des Hopfens; die Staͤngel des Reißes, des Spargels, und endlich die Staͤngel und Blaͤtter der Kartoffelpflanze. Alle diese Stoffe werden, wenn sie ihre Reife erlangt haben, sortirt und in kaltem weichem Wasser macerirt, um ihre schleimigen Theile von den faserigen abzuscheiden. Bei kalter Witterung kann man sie auch einem durch Waͤrme beguͤnstigten Gaͤhrungsprocesse unterwerfen. Sind die schleimigen Theile dieser Pflanzenstoffe durch die Maceration hinlaͤnglich erweicht, so entfernt man sie durch Auspressen. Die hiebei zuruͤkbleibenden faserigen Theile werden sodann in ein aus Kalkwasser und Oehl (welches jedoch kein Fischthran seyn darf) bereitetes Gemenge eine hinlaͤnglich lange Zeit eingeweicht, und endlich in einem geschlossenen Gefaͤße unter fortwaͤhrender Agitation der Einwirkung von Dampf ausgesezt. Die auf solche Weise gebleichten Fasern koͤnnen nach dem gewoͤhnlichen Verfahren mit Stampfen in eine Zeugmasse verwandelt werden, die ein sehr brauche bares Papier geben soll. (London Journal. Aug. 1839, S. 322.) Firniß für die Daguerre'schen Bilder. Hr. Arago berichtete in einer Sizung der Akademie der Wissenschaften in Paris uͤber eine hoͤchst wichtige Verbesserung, welche in der Photographie durch Hrn. Dumas gemacht wurde; die Bilder, welche man nach Daguerre's Verfahren (S. 363 in diesem Bande des polytechn. Journals) erhaͤlt, werden naͤmlich durch die geringste Reibung sehr leicht verdorben; der beruͤhmte Kuͤnstler hatte zwar aus Arago's Veranlassung einen Firniß zum Schuz derselben zu bereiten versucht, welcher die beabsichtigte Wirkung nicht verfehlte, aber die Bilder etwas undeutlich machte, weßhalb er ihn auch nicht anwandte. Hr. Dumas benuzt hiezu eine kochende Aufloͤsung von 4 Theil Dextrin (dessen Bereitung im polytechn. Journal Bd. L. S. 495 angegeben ist) in 5 Theilen Wasser: gießt man diese Aufloͤsung auf die Platte, so wird das Bild durchaus nicht veraͤndert; sie troknet darauf zu einem sehr duͤnnen und vollkommen durchsichtigen Firniß ein, welcher ihr sehr stark anhangt und ohne Beschaͤdigung der Zeichnung spaͤter wieder weggewaschen werden kann. Bei Anwendung dieses Firnisses ist man im Stande die Bilder beliebig oft durchzuzeichnen, ohne daß das Original verlezt wird. Wir wollen bei dieser Gelegenheit bemerken, daß Hr. Sylvestre schon vor zwei Jahren das Dextrin zum Firnissen sehr zarter Zeichnungen empfahl und daß sich Hr. Mirbel desselben mit Erfolg fuͤr Zeichnungen auf chinesischem Papier bediente. Hr. Sylvestre nahm auf 2 Theile Dextrin 6 Theile Wasser und 4 Theil Alkohol. Eine nicht unwichtige Abaͤnderung des Daguerre'schen Verfahrens ist die Ersezung des plattirten Kupfers durch versilbertes; die Plattirung laͤßt sich naͤmlich bei aller Vorsicht doch nie an allen Stellen so gleichfoͤrmig adhaͤrirend herstellen wie die Versilberung. Wir wollen hier nicht die Beweise wiederholen, wodurch Hr. Arago die Behauptung zu widerlegen suchte, daß das Verfahren Daguerre's sehr umstaͤndlich ist, und nur bemerken, daß er alle Vorsichtsmaßregeln angab, welche noͤthig sind, um sogleich ein vollkommenes Resultat zu erzielen; in dem Verhaͤltniß als man sich davon entfernt, wird das Resultat natuͤrlich weniger entsprechen. (Echo du monde savant No. 469.) Ueber den artesischen Brunnen in Grenelle und dessen Temperatur. Man ist gegenwaͤrtig, wie Hr. Arago kuͤrzlich der Akademie in Paris berichtete, an dem artesischen Brunnen, welcher in Grenelle gebohrt wird, bis in eine Tiefe von 483 Meter gelangt. In einer Tiefe von 460 Meter veraͤnderte sich das weiße Kreidenlager in eine gruͤnliche Schichte, welche auf die Erreichung des Thonlagers hoffen ließ. Dermalen wurden mit der Sonde schwarze Fragmente heraufgeschafft, so daß das Wasser wahrscheinlich nicht mehr sehr ferne seyn duͤrfte. Die Bestimmung der in dieser Tiefe herrschenden Temperatur ist von hohem Interesse, allein wegen der vielen Ursachen, welche Anlaß zu irrigen Resultaten geben koͤnnen, auch sehr schwierig. So mußte man den Thermometern mit Inder entsagen; und auch der Thermometer á déversement lieferte in Folge der Erschuͤtterungen, die er erlitt, wenn man ihn versenkte, irrige Angaben; denn das gegen das obere Ende geschleuderte Queksilber wurde in die Capillarroͤhre getrieben, wodurch ein rein mechanischer Austritt einer gewissen Metallmenge veranlaßt wurde. Diesem Uebelstande ließ sich durch eine Erweiterung, die man oben anbrachte, abhelfen. Der Loͤffel, in welchem man das Instrument versenkte, mußte mit einer Schnur gefuͤhrt werden, denn der Mulot'sche Apparat entwikelte durch die Reibung an den Roͤhren zu viele Waͤrme. Um sich endlich auch gegen den Einfluß des erhoͤhten atmosphaͤrischen Drukes sicher zu stellen, wurden die Thermometer mit Roͤhren umgeben, und zwar so, daß zwischen dem Instrumente und der Roͤhre ein Raum von einem Millimeter blieb. Bei diesen Vorsichtsmaßregeln gaben 6 Thermometer in einer Tiefe von 481 Meter eine Temperatur von + 27,5° C. Dieß gibt von der Temperatur des Kellers des Observatoriums in Paris ausgegangen, welche in einer Tiefe von 28 Meter + 11,7° C. betraͤgt, eine Zunahme von 1° C. in 29 Meter. (Echo du monde savant, No. 462.) Wohlfeile Methode sich Kohlensäure in festem Zustande zu verschaffen. In der Sizung der Pariser Akademie der Wissenschaften vom 8. Jul. l. J. ward ein Brief des Hrn. Savaresse verlesen, in welchem der Verf. angibt, sich auf folgende Weise Kohlensaͤure in festem Zustande verschafft zu haben. Er comprimirt das kohlensaure Gas in einem Cylinder, welcher 8 bis 10 Liter faßt, und mit einem Hahne von 0,012 Meter Oeffnung versehen ist, bis auf 6 Atmosphaͤren. Die Muͤndung des Hahnes umwikelt er mit einem 6 bis 8 fach zusammengelegten Tuche. Oeffnet man den Hahn, so bildet sich das aus ihm entweichende Gas eine Hoͤhlung in dem Tuche, wobei es sich zum Theil zu einer festen Masse verdichtet. Wenn man das Tuch vorher befeuchtet, so sammelt sich die Kohlensaͤure in Form einer Kugel. (Echo du monde savant, No. 454.) Bowman's Methode thierische Kohle wieder zu beleben. Bei dem Verfahren, nach welchem man die in den Zukerraffinerien gebrauchte thierische Kohle wiederzubeleben pflegt, wird dieselbe in großen Massen in die dazu bestimmten Retorten gebracht. Da die ganze Kohlenmasse hiebei einem sehr hohen Hizgrade ausgesezt werden muß, so wird die Retorte leicht uͤberhizt, und die Folge hievon ist, daß die den Retortenwaͤnden zunaͤchst liegende Kohlenschichte eine Art Verglasung erleidet und ihrer Bleichkraft großen Theils oder gaͤnzlich verlustig wird, bevor noch der innere Theil der Masse in hinreichendem Grade erhizt worden. Diesem Uebel abzuhelfen ist der Zwek eines Patentes, welches sich Hr. Fred. Bowman, Zukerraffineur in Great Alie-Street in der Grafschaft Middlesex, am 17. Aug. 1835 auf die von einem Auslaͤnder erhaltenen Angaben hin ertheilen ließ. Man soll naͤmlich dem Patenttraͤger gemaͤß die Kohle in einer duͤnnen Schichte auf ein Blech ausgebreitet in einer Art Flammofen unter Umruͤhren anfaͤnglich einer gelinden Hize und hierauf auf einem anderen Bleche einer staͤrkeren Hize aussezen, wobei jedoch die Temperatur nie bis zum Rothgluͤhen getrieben werden darf. Der Patenttraͤger versichert, daß, wenn man bei diesem Verfahren die Hize gehoͤrig gradweise steigert, die Kohle ihre entfaͤrbende Kraft beinahe vollkommen hergestellt erhaͤlt, und daß kein Verlust durch Verglasung eines Theiles derselben entsteht. (London Journal of arts. Jul. 1839.) Ueber Zubereitung des Leinengarns mit Seife. Hr. Angerstein in Klein-Ilsede, welcher seit Kurzem eine neu errichtete Leinen- und Baumwollenweberei betreibt, hat der Direction des Gewerbevereins in Hannover die Beobachtung mitgetheilt, daß Leinengarn, welches mit Seifenschaum gerieben und nachher troken wieder gerieben wurde, so weich wie Baumwollengarn geworden sey, sich mit dem Schnellschuͤzen besser einschießen ließ und als Kettengarn die Schlichte besser annahm. Auf Ersuchen der Direktion ließ Hr. Olfe in Hannover durch einen seiner Weber das bezeichnete Verfahren in Ausfuͤhrung bringen. Das Leinengarn wurde wie gewoͤhnlich mit Buchenasche gekocht, dann in Wasser ausgespuͤlt. Ferner wurde ein Viertelpfund Seife in einem Eimer voll Wasser zu Schaum gerieben, hierin das Garn bearbeitet, dasselbe dann an der Luft getroknet und troken wieder gerieben. Es zeigte sich nun so weich, daß es mit dem Schnellschuͤzen so leicht wie Baumwollengarn verwebt werden konnte; auch beim Schlichten zeigte sich, daß das mit Seife zubereitete Garn die Schlichte leichter und besser annahm als das gewoͤhnliche nicht zubereitete Garn. (Hannov. Mittheil. 18. Lief., S. 334.) Rich. Badnall's Verbesserungen in der Teppichfabrication. Hr. Rich. Badnall, Gentleman von Cotton Hall in der Grafschaft Stafford, nahm am 27. Jun. 1838 ein Patent auf Verbesserungen in der Teppichfabrication. Die Beschreibung dieses Patentes lautet im Wesentlichen, wie folgt. „Ich beabsichtige keine Veraͤnderungen in dem Webeprocesse, sondern schlage bloß vor die Muster, welche die Teppiche bekommen sollen, mit Seide zu erzeugen, anstatt mit Wolle, die in Weiß oder in lichten Farben uͤberhaupt nicht genug Effect und Glanz zeigt. Man kann entweder Seide fuͤr sich allein, oder auch in Verbindung mit anderen zur Teppichfabrication dienlichen Stoffen nehmen. Ich winde meine Seide wie gewoͤhnlich von den Straͤhnen ab, dublire und zwirne sie und faͤrbe sie sodann. Die weitere Verarbeitung derselben zu den zu erzeugenden Mustern geschieht wie die Verarbeitung des Wollengarnes mit Huͤlfe des Jacquart oder einer anderen aͤhnlichen Vorrichtung.“ (London Journal of Arts. Jul. 1839.) Stead's Straßenpflasterung mit Holz. Das London Journal enthaͤlt in seinem lezten Augusthefte einen Auszug aus der Beschreibung des Patentes, welches sich Hr. David Stead, Kaufmann von Great Winchester Street in der City of London, am 19. Mai 1838 auf eine Pflasterung mit Holz geben ließ, die ihm angeblich von einem Auslaͤnder mitgetheilt worden, und welcher in dem Berichte uͤber die kuͤrzlich in London angestellten Pflasterungsversuche ruͤhmlich erwaͤhnt wird. Der Patenttraͤger verwendet hienach Eichen-, Foͤhren-, Buchen- oder irgend ein anderes hartes Holz, aus welchem er sechsekige Bloͤke schneiden laͤßt. Diese Bloͤke werden, um ihnen mehr Haͤrte und Dauerhaftigkeit zu geben, mit Theer, welcher in die Poren eindringt und dieselben ausfuͤllt, gesotten. Man sezt sie, wenn die Straßenunterlage fuͤr sie gehoͤrig zugerichtet und vorbereitet worden, senkrecht auf die Faser, und verbindet sie durch Zapfen oder auf irgend andere geeignete Weise mit einander. Die Zwischenraͤume werden mit Pech oder mit Pech und Sand ausgegossen, was jedoch nicht mit zur Erfindung gehoͤrt. Man kann auch drei- und vierseitige Bloͤke anwenden, in welch lezterem Falle sie jedoch der Diagonale nach quer uͤber die Straße gelegt werden sollen, damit keine bestimmte Verbindungslinie eine ploͤzliche Erschuͤtterung erleiden kann. Weiteres geht aus dem angefuͤhrten Journale nicht hervor. Bericht über Schafzucht in Rußland. Jeder Fortschritt einer Industrie bringt auch wieder neue Beduͤrfnisse fuͤr dieselbe mit sich. Die veredelte Schafzucht, die nunmehr fast allgemein auf den Guͤtern der Grundbesizer im suͤdlichen und innern Rußland eingefuͤhrt ist, erfordert gegenwaͤrtig von der kaiserlichen Moskau'schen Akerbau-Gesellschaft eine ganz andere Art von Beiwirkung, als es vor zwoͤlf Jahren erforderlich war. Jezt ist es weniger noͤthig, die Landwirthe zu Anlagen von Schaͤfereien aufzumuntern und sie auf die Vortheile, die sie aus ihnen ziehen koͤnnen, aufmerksam zu machen. Man muß sich vielmehr bemuͤhen, Verbesserungen einzufuͤhren, eine bessere Behandlung der Wolle zu veranlassen, hauptsaͤchlich aber den Wollhandel in einen solchen Zustand zu versezen, welcher, ohne ihn zu einem Monopol zu machen, doch die Schafzuͤchter ruͤksichtlich des angewandten Capitals sicher stellen, ihnen fuͤr ihre Muͤhe eine angemessene Belohnung verschaffen, den Fabrikanten aber und den auslaͤndischen Abnehmern Buͤrgschaft gewaͤhren wuͤrde, Wolle von der verlangten Beschaffenheit und zu angemessenen Preisen zu erhalten. In Uebereinstimmung mir diesen Beduͤrfnissen verfuhr die Gesellschaft auf zweierlei Weise; sie bemuͤhte sich: erstens die russischen Schafzuͤchter mit den beruͤhmtesten Werken auslaͤndischer Landwirthe uͤber diesen Gegenstand bekannt zu machen, und zweitens: die genauesten Notizen ruͤksichtlich der Bestaͤnde der russischen Schaͤfereien und der Ursachen, die ihrem Gedeihen hinderlich seyn koͤnnten, einzusammeln. Die Auswahl der Werke betreffend, war sie der Meinung, daß allgemeine Regeln und Anweisungen schon in hinreichender Menge in russischer Sprache gedrukt waͤren, sowohl in Auszuͤgen und kuͤrzeren Aufsaͤzen, die sich in den ersten drei Jahrgaͤngen des Journals fuͤr Schafzuͤchter gedrukt befinden, als auch durch Uebersezung der Werke Jotam's, Koppe's und Schmalz's. Die Gesellschaft hielt es daher fuͤr noͤthig, von dem Allgemeinen in das Speciellere uͤberzugehen, zur Belehrung in dem mehr Wissenschaftlichen der Schafzucht, ohne welches tiefere Eingehen in die Sache keine solide und sichere Fortschritte moͤglich sind. – Die Abhandlungen, die in diesem Sinne in das Journal fuͤr Schafzucht aufgenommen wurden, koͤnnen in folgende Abtheilungen gebracht werden: I. Den Unterhalt der Schafe betreffend: Elsner: 1) „Wie muß es der Schafzuͤchter anfangen, um die Race seiner Schafe zu verbessern?“ 2) „Ueber die Nothwendigkeit der Bildung guter Schaͤfer;“ 3) „Anweisung fuͤr Schafzuͤchter, gegruͤndet auf Versuche und Beobachtungen, die in den besten saͤchsischen Schweizereien angestellt wurden.“ Loͤhner: „Ueber die Erhaltung der Schafe im gefunden Zustande, und von der Classification und Numerirung der Schafe.“ Wagner: „Ueber die Merinos und ihre Wolle.“ II. Die Fuͤtterung betreffend: B. Petri's vortreffliche Abhandlung: „Ueber die Fuͤtterung des Viehes mit Schnittwerk.“ Schmalz: „Ueber das Weiden der Schafe auf Brachfeldern.“ Tollar: „Ueber die Vortheile der Stallfuͤtterung der Schafe mit Wurzelwerk “ Boussingault: „Ueber die Quantitaͤt der naͤhrenden Bestandteile in verschiedenen Futterarten.“ III. In Betreff der Wolle: Wagner: „Ueber die Eigenschaften und die Behandlung der Wolle.“ Elsner: „Das Waschen der Wolle.“ Féburier: „Beschreibung des Waschverfahrens, wie es in Frankreich, Deutschland, Spanien und England eingefuͤhrt ist.“ Baumé: „Vergleichende Uebersicht des Preises und des Werthes der Wolle;“ und Petri: „Untersuchung der Feinheit der Wolle der vorzuͤglichsten Schafracen.“ Petri sammelte Proben der vorzuͤglichsten Arten von Wolle aus allen Gegenden der Erde und bestimmte ihre Feinheit mit dem Dollond'schen Wollmesser. Das feinste Lammhaar zeigte nach seiner Messung 3–4 Grad. Solche Wolle kommt gar nicht in den Handel. Die beste russische Electa aus den Schaͤfereien des Fuͤrsten Kotschudei und des Grafen Nesselrode hat 6–7 Grad, und steht daher keiner Art von Merinoswolle nach. Die gemeine russische Wolle hat 55 Grad, die schlenskische 22 Grad. (Man vergleiche Corda's Resultate S. 299 in diesem Bande des polyt. Journals.) Diese Abhandlungen, besonders die von Baumé und Petri, koͤnnen dazu dienen, unsere Schafzuͤchter damit bekannt zu machen, welche Eigenschaften der Wolle auf den europaͤischen Maͤrkten und von den Manufacturisten unerlaͤßlich gefordert werden, und welche Maͤngel vermieden werden muͤssen, wenn sie wuͤnschen, daß ihre Wolle Absaz im Auslande finden soll. Beschreibungen oͤrtlicher Verfahrungsarten in Betreff der Schafzucht in auslaͤndischen Schaͤfereien enthielten nachstehende Abhandlungen: a) gegenwaͤrtiger Zustand der Schafzucht in Frankreich, und b) Schafzucht in Spanien. Als die saͤchsische Regierung zum ersten Male Merinos aus Spanien kommen ließ, schikte sie Commissare dahin, mit Instructionen, in denen alle wesentlicheren Punkte in Betreff der Pflege und der Fuͤtterung der spanischen Schafe beruͤksichtigt waren. Die Abhandlung, die in das russische Journal aufgenommen wurde, enthielt von Vogler, einem jener saͤchsischen Commissaͤre, die Antwort auf jene Fragen. Die Abhandlung von Hrn. Sutei, einem Londoner Wollsortirer: „Anweisung, wie die Schafzucht und Wollsortirung in Australien verbessert werden koͤnnte“, kann auch russischen Schafzuͤchtern als Anweisung dienen. Die Erfahrungen, die uns in den erwaͤhnten Abhandlungen sowohl, als in Aussaͤzen, wie folgende: „Von dem gegenwaͤrtigen Zustande der preußischen Schaͤfereien“; „Einfuͤhrung von veredelter Schafzucht in Nordamerika“ und „Beschreibung der Anstalten zur Foͤrderung veredelter Schafzucht in Mecklenburg“ mitgetheilt werden, geben den russischen Schafzuͤchtern die Moͤglichkeit an die Hand, sich sowohl uͤber den allgemeinen Zustand und den Gang der europaͤischen Wollproduction, als auch uͤber die zeitgemaͤßen Anspruͤche des Handels und der Manufacturisten an die Wollproducenten, aufzuklaͤren. Aus demselben Grunde wurden auch zu seiner Zeit Nachrichten uͤber den Gang des Wollhandels auf den bekanntesten in- und auslaͤndischen Wollmaͤrkten gegeben, namentlich uͤber den Markt zu Lemberg, Berlin, Warschau, Charkow und Ekatherinoslaw; von dem Gange der Geschaͤfte der St. Petersburg'schen Compagnie fuͤr Schafzucht in Suͤdrußland, und von den Fortschritten der Neubeerberg'schen Schaͤferei, die von dem Grafen Wasiltschikoff, Fuͤrsten Kotschubei, Herrn Seniaͤwin und Baron Bissing gegruͤndet wurde. Unterdessen fanden sich viele Landwirthe durch die uͤbermaͤßige Verbreitung der Merinos und durch das dadurch herbeigefuͤhrte Sinken der Preise der feinern Wollsorten bewogen, ihr Augenmerk auf Erzeugung von Kammwolle zu richten. Aus dem Briefwechsel des Hrn. Direktors der Gesellschaft mit Hrn. Kaulei, einem englischen Kaufmanne, der im Journal fuͤr Schafzuͤchter abgedrukt wurde, ist zu ersehen, was fuͤr bedeutende Vortheile man von der Zucht der langwolligen englischen Schafe erlangen koͤnnte, und unter welchen Bedingungen Hr. Kaulei sich bereit erklaͤrt hat, in der Naͤhe von Moskau eine Heerde Leicester'scher und Tofanter'scher Schafe einzufuͤhren. Nach seiner Angabe gibt ein Schaf jener beiden Racen im Mittel 10 1/2–12 1/2 Pfd. (7 1/2–9 bayer. Pfd.) Wolle von der Laͤnge von 8–12 Zoll, und wiegt im gut gefuͤtterten Zustande 5–6 Pud (1 1/2–1 4/5 Cntr.), so daß ein Schaf 2 1/2–3 Pud (70–90 Pfd.) Talg gibt.Die Leicester-Schafe finden nach dem Urtheil erfahrner Landwirthe ihr bestes Gedeihen nur unter einem feuchten Klima auf grasreichen nahen Weiden im Sommer und bei saftigem Winterfutter, welche Erfordernisse, namentlich ein feuchtes Klima, in vorzuͤglichem Grade in England gegeben sind. Herr Baron von Lotzbek und Hr. Baron von Eichthal haben mit großen Geldopfern Original-Leicester-Heerden aus England nach Bayern kommen lassen. Allein die Erfolge der Zuͤchtung haben gezeigt, daß ungeachtet der aufmerksamsten Fuͤtterung und Haltung doch die Nachkommen an Koͤrpergroͤße und Wollertrag merklich zuruͤkgingen, aller Wahrscheinlichkeit nach deßwegen, weil das Klima auf dem Flachlande Bayerns zur Erhaltung der Eigenthuͤmlichkeiten jener Schafrace zu troken ist. Von den nach Bayern gekommenen Original-Leicester-Schafen haben einzelne Stuͤke zwar 6–7 bayerische Pfund Wolle gegeben. im Durchschnitt ganzer Heerden trafen aber auf das Stuͤk nur 4 Pfd. Und selbst von den groͤßten Muͤttern betrug das lebende Gewicht nur 120–130 Pfd. Diese im Großen gemachten Erfahrungen beweisen wenigstens, wie nothwendig es sey, vor der Einfuͤhrung fremder Viehracen die Bedingungen ihres Gedeihens genau kennen zu lernen, um nicht durch uͤberspannte Lobeserhebungen angereizt – fruchtlos große Opfer zu bringen. A. d. R. Die Gesellschaft hat außerdem noch mehrere andere Aufsaͤze, ruͤksichtlich dieses Gegenstandes, druken lassen, und in einer ihrer lezten Sizungen, auf Vorschlag des Hrn. v. Samarin, den Director der Gesellschaft beauftragt, mit Hrn. Kaulei wegen Anschaffung einer Heerde Leicester'scher Schafe zu unterhandeln. Die Gesellschaft zweifelt nicht, daß die Einfuͤhrung der langwolligen englischen Schafe in Rußland moͤglich und vorteilhaft sey. Ein Gegenstand von dringendster Notwendigkeit ist die Herausgabe eines Handbuchs uͤber Behandlung der Schafkrankheiten. Auf Veranstaltung der Gesellschaft wurde schon der Anfang durch Uebersezung und Herausgabe von Beschreibungen der in unserm Klima am haͤufigsten vorkommenden Schafkrankheiten gemacht. Die in dieser Hinsicht erschienenen Aufsaͤze sind folgende: Gruͤnwald: „Beobachtungen uͤber die paralytische Schwaͤche der Laͤmmer;“ „von der Gelbsucht der Schafe;“ „von der Schafrinde.“ Kanert: „Beobachtungen uͤber die Schafpoken;“ und Schrader: „Kurze aber vollstaͤndige Anweisung zur Heilung der Schafkrankheiten.“ Diese Abhandlungen wurden auf Veranstaltung der Gesellschaft gedrukt und vertheilt. Auch wurde von der Gesellschaft beschlossen, mit der Herausgabe der Beschreibung von Schafkrankheiten, der Nachfrage gemaͤß, fortzufahren. Gegenwaͤrtig ist die Abhandlung: „Ueber das Hinken der Laͤmmer“ unter der Presse; ein Unternehmen, welches der Hr. Commerzienrath Schiraeff auf eigene Kosten zu bestreiten unternommen hat. Die Verbindungen der Gesellschaft mit ihren Correspondenten haben keine Unterbrechung erlitten. Außerdem, daß sie Nachrichten aus fast allen Gouvernements, in denen man sich mit Schafzucht beschaͤftigt, erhielt, haben auch viele Mitglieder thaͤtigen Antheil an den Beschaͤftigungen der Gesellschaft genommen. Der ehemalige Generalgouverneur des oͤstlichen Sibiriens, Hr. v. Bronewski, und das Mitglied, Hr. Basnin, ertheilten der Gesellschaft fortwaͤhrend Nachricht uͤber den Zustand der veredelten Schafzucht in Ostsibirien. Nach dem Zeugniß des Hrn. General Bronewsky verdankt die sibirische Schafzucht sehr viel den Bemuͤhungen und dem Eifer des Hrn. Oberstlieutenants Slobin, welcher auch eine Anweisung zur Schafzucht fuͤr die dortigen Gegenden schrieb. Das Mitglied, Hr. Schumakoff, stellte der Gesellschaft einen sehr beachtenswerthen Aufsaz zu: „Ueber die Landwirthschaft, namentlich in Bezug auf die veredelte Schafzucht im Dneprow'schen Kreise“ und einen andern nicht weniger interessanten: „Anweisung fuͤr diejenigen, welche veredelte Schafzucht in Neurußland einzufuͤhren wuͤnschen.“ Beide Aufsaͤze enthalten viele interessante Bemerkungen uͤber den Zustand der Schafzucht in jenen Gegenden, uͤber die Ursachen, welche die Ausbreitung dieser Industrie verzoͤgern, uͤber die Krankheiten, die dort am haͤufigsten die Schafe befallen, und Berechnungen, aus denen hervorgeht, daß daselbst die Schafzucht auch dann noch Vortheil bringt, wenn die Preise der feinern Wolle auch bis auf 25 Rbl. per Pud heruntergehen sollten. Die Berechnungen des Hrn. Schumakoff werden uͤbrigens durch die Angaben des Hrn. Demol bestaͤtigt, die sich in seinem „Handbuche fuͤr die Schafzuͤchter Neurußlands“ befinden. Hr. Demol zeigt durch vergleichende Berechnungen, daß unter drei Arten von Hausthieren, deren Zucht die Landwirthe Neurußlands besonders beschaͤftigt, den Pferden, Ochsen und Schafen, die leztern bei weitem den groͤßten Gewinn bringen. Hr. Kiriakoff theilte der Gesellschaft sehr befriedigende Nachrichten von dem Zustande der Schafzucht im Cherson'schen Gouvernement mit: „Das Streben, Schafzucht bei sich einzufuͤhren,“ schreibt Hr. Kiriakoff, „ist bei uns allgemein geworden. Die deutschen Colonisten namentlich beschaͤftigen sich mit dem besten Erfolge mit der veredelten Schafzucht. Sie verbreitet sich uͤberhaupt so allgemein, daß die Pferdezucht, die fruͤher bei uns einen der wichtigsten Zweige landwirthschaftlicher Industrie ausmachte, nicht allein in Verfall geraͤth, sondern ihrem gaͤnzlichen Untergange nahe ist.“ Hr. Skiadan theilte der Gesellschaft einen sehr interessanten Aufsaz mit: „Ueber das vorteilhafteste Verhaͤltniß zwischen der Anzahl von Teglos (Bauerfamilien), zu der Menge von Schafen und Land, und uͤber die Vermehrung der Einkuͤnfte der Guͤter durch veredelte Schafzucht.“ Nach seinen Berechnungen bringt die veredelte Schafzucht in allen Gegenden Rußlands, wo der Preis des Heues nicht hoͤher als 25 Kop. per Pud, und der des Strohs nicht hoͤher als 1 Rubel per Fuhre ist, auch dann noch Vortheil, wenn die Wolle zum Preise von 15 Rubel per Pud verkauft werden sollte, ein Preis, der uͤbrigens nie vorkommen kann. Hr. Rimsky-Korsakoff theilte der Gesellschaft seine Bemerkungen „Ueber das zeitige Lammen“ mit. „In Betreff der Verbreitung der Schafzucht“ bemerkte er, „daß sie sich in den Steppen ungemein vermehre; sogar in Gegenden, wo man bis jezt die veredelte Schafzucht nicht kennt, bemuͤhe man sich, die gemeine Schafrace zu verbessern. Die Wolle, die aus jenen Gegenden auf die Markte gebracht werde, zeige sich merklich besser, als fruͤher; die Huͤter hatten aufgehoͤrt, die Wuͤsche im ersten besten schmuzigen Fluͤßchen vorzunehmen, sie fangen an, die Staͤlle reiner zu halten, und brachten auch ungewaschene Wolle zu Markte, bei deren Verkauf sich Kaͤufer und Verkaͤufer besser staͤnden.“ Hr. v. Samarin theilte eine Beschreibung seiner Schaͤferei im Suͤßranskischen Kreise mit, welche eine besondere Beruͤksichtigung der Landwirthe verdient, weil die darin mitgetheilten Berechnungen einen sehr großen Zeitraum umfassen und deßhalb den uͤberzeugendsten Beweis der Vortheile der Schafzucht gewaͤhren. In dieser Beschreibung heißt es: „Vom Jahre 1809 bis zu Ende 1836 wurden fuͤr die Schaͤferei verausgabt 114,272 Rubel. In diesem Zeitraͤume wurde dagegen nicht allein dieses Capital wieder zuruͤkbezahlt, sondern auch noch außerdem die Summe von 361,977 Rubel gewonnen, wobei der Bestand der Heerde, aus 18,520 Stuͤk Schafen, gar nicht in Anschlag gebracht wurde.“ B. Petri theilte der Gesellschaft die Beschreibung seiner Schaͤferei spanischer Schafe bei Wien mit. In dieser Abhandlung befindet sich, außer der interessanten Beschreibung dieser Heerde, auch noch eine fuͤr russische Schafzuͤchter wichtige Bemerkung uͤber Verbesserung der Heerden durch Inzucht. Das Handelshaus Schlitter in Lauenburg an der Elbe schlug der Gesellschaft seine Vermittelung bei Ankauf von Schafen in Deutschland, namentlich in Sachsen, Boͤhmen, Mecklenburg und Preußen vor, und versprach einen Rabatt von 50 Proc. gegen die fruͤher gezahlten Preise. Die Gesellschaft theilte diesen Vorschlag ihren Mitgliedern mit. Der Hr. Generalmajor Schamscheff schikte an den Direktor der Gesellschaft Wollproben von Ziegen und von Schafen, die er aus Persien mitgebracht hatte. Diese Wolle, besonders die von den Ziegen, war vorzuͤglich wegen ihrer Laͤnge und Weichheit beachtenswert!). Die Gesellschaft erklaͤrte ihre Bereitwilligkeit, die Kaufleute auf diese Wolle aufmerksam zu machen. Im Allgemeinen nahmen fast alle Mitglieder der Gesellschaft an ihren Arbeiten Theil, auch erhielt sie neuerdings Nachrichten uͤber den Bestand folgender Schaͤfereien der Herren: A. P. Wassiltschikoff 5,957 Stuͤk. S. N. Kotschubey 5,083   – A. W. Wassiltschikoff 7,896   – Galagan 3,203   – Theilweise Beschreibungen von Schaͤfereien erhielt die Gesellschaft von den Mitgliedern: Hrn. Larionoff, eine sehr interessante Mittheilung uͤber die Einfuͤhrung veredelter Schafzucht bei seinen Bauern, Hrn. Rimsky-Korsakoff, Bemerkungen, die Einfuͤhrung veredelter Schafzucht in waldigen Gegenden betreffend; von den Herren Kondiby, Sussalin, Gorlenko, Lesewitzky, Kolesnikoff, Baron Wolf, Sumarokoff, Klepazky und Bantisch. Die Wollsortiranstalt sezt ihre Arbeiten unter der Protektion der Gesellschaft fort. In den lezten zwei Jahren wurden folgende Quantitaͤten spanischer Wolle sortirt: Textabbildung Bd. 73, S. 468 Von den HHrn. Schafzuͤchtern; Von den HHrn. Fabrikanten; Zoͤglinge wurden aufgenommen; Eintretende; Maͤnner; Austretende; Am 1. Januar 1838 befanden sich in der Anstalt an Wolle; Von den HHrn. Schafzuͤchtern; Von den HHrn. Fabrikanten Die an die Anstalt abgelieferte Wolle wurde fuͤr die Summe von 50,000 Rbl. Ass. assecurirt.