Titel: | Verbesserungen an den Maschinen und Apparaten zum Ausspannen, Troknen und Appretiren gewebter Fabricate, worauf sich Thomas Ridgway Bridson, Bleicher von Great Bolton in der Grafschaft Lancaster, und William Latham, Maschinenbauer von Little Bolton in derselben Grafschaft, am 6. Mai 1838 ein Patent ertheilen ließen. |
Fundstelle: | Band 74, Jahrgang 1839, Nr. IX., S. 49 |
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IX.
Verbesserungen an den Maschinen und Apparaten zum
Ausspannen, Troknen und Appretiren gewebter Fabricate, worauf sich Thomas Ridgway Bridson,
Bleicher von Great Bolton in der Grafschaft Lancaster, und William Latham, Maschinenbauer von Little Bolton in derselben Grafschaft, am 6. Mai 1838
ein Patent ertheilen ließen.
Aus dem London Journal of arts. Aug. 1839, S.
294.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Bridson's u. Latham's Maschinen zum Ausspannen gewebter
Fabricate.
Die Erfindungen der Patentträger betreffen einen neuen Mechanismus, durch welchen die
in der Ueberschrift angegebenen Zweke besser und vollkommener erreicht werden
sollen, als nach irgend einem der bisher üblichen Verfahren, und durch welchen man
den Geweben auch einen äußerst elastischen Appret zu geben im Stande ist. Zur
Erläuterung desselben dienen die auf Taf. I gegebenen Abbildungen, in welchen man
einen zum Ausspannen, Troknen und Appretiren feiner Gewebe, wie z.B. glatter oder
gemusterter Musseline, Tulls und anderer derlei Fabricate bestimmten Apparat
sieht.
Fig. 11 zeigt
die Maschine, in welcher ein Stük Musselin ausgespannt ist, in einer horizontalen
Ansicht oder von Oben betrachtet. Fig. 12 ist ein
seitlicher oder Längenaufriß derselben, und Fig. 13 eine
Endansicht.
Die beiden Latten oder Rahmen a, a, welche nach der
ganzen Länge des auszuspannenden Stükes laufen, tragen an ihren äußersten Enden an
Armen die beiden Rollen oder Trommeln b, b, an deren
Umfang in gleichen Entfernungen von einander die kleinen Stifte c, c angebracht sind. Diese Stifte treten in
entsprechende Löcher, welche in die endlosen Bänder oder Riemen d, d gestochen sind. Auf der äußeren Oberfläche dieser
Riemen und zwar in der Nähe ihrer inneren Ränder sind sehr feine Nadeln oder
Spannungsspizen e, e befestigt, welche die Sahlbänder
des Fabricates während des Durchganges desselben durch die Maschine ausgespannt zu
erhalten haben.
Die der Länge nach laufenden Latten sind an mehreren queren Rahmen f, f, f, an denen sich die Zahnstangen g und die Ketten h, h
befinden, festgemacht. Die Zahnstangen dienen bekanntlich dazu, die Gewebe
unmittelbar, nachdem sie in den Apparat gebracht wurden, und während sie noch feucht
sind, der Breite nach auszuspannen. Die Nahmen f, f
ruhen selbst auf centralen Unterlagen i, i, und zwar so,
daß sie sich auf den in der Mitte angebrachten Zapfen umdrehen können. Dergleichen
Rahmen sollen durch die ganze Länge der Maschine, welche der Länge der Stüke gleichzukommen hat,
in irgend geeigneten Entfernungen von einander angebracht seyn.
Gesezt nun, es halten Knaben, welche an jenem Ende der Maschine, welches man in Fig. 11 und
12 zur
Rechten sieht, aufgestellt sind, das Ende eines Stükes Musselin oder eines anderen
Fabricates an den beiden Sahlbändern, so haben dieselben zuerst die beiden äußersten
Enden des Stükes auf die Schienen oder Spanner o, o zu
bringen, damit das Stükende hiedurch sicher und fest ausgespannt erhalten wird. Wenn
sie hierauf die beiden Sahlbänder auf die feinen Nadelspizen e, e der endlosen Riemen gelegt haben, so treiben die mit Filz oder
Flanell überzogenen Drukwalzen e*, e* die Nadelspizen in die Sahlbänder, so daß diese nach
der ganzen Länge des Stükes festgehalten werden. Sodann läßt der die Maschine
Bedienende die gezahnten Getriebe k, k, die sich an den
Treibwellen l, l befinden, in die Stirnräder m, m, welche mit den Trommeln b,
b an einen und denselben Zapfen aufgezogen sind, eingreifen. Da sich die
Getriebe k, k an Federn, die an der Treibwelle für sie
angebracht sind, schieben, so lassen sie sich mit Hülfe irgend einer Art von
Klauenbüchse, für welche an den Treibrädern gesorgt seyn muß, in und außer
Thätigkeit sezen. In dem Maaße als auf solche Weise die Trommeln b, b umlaufen, kommen auch die endlosen Riemen in
Bewegung, wodurch das Stük durch die ganze Länge der Maschine geführt und von Ende
zu Ende ausgespannt wird, wie man in Fig. 11 sieht. Ist dieß
geschehen, so sezt man die Getriebe k, k mit den Rädern
m, m außer Berührung, womit diese Operation aufhört.
Das Stük befindet sich in diesem Zustande feucht, so wie es aus der Wringemaschine
oder anderen Apparaten kommt, der ganzen Länge nach in einem leichten Grade von
Spannung. Man beginnt sodann die Kurbel n, welche an dem
Zapfen, der das Getrieb p trägt, festgemacht ist,
umzudrehen. Dieses (Betrieb greift nämlich in das Rad q,
welches an dem Ende der centralen Welle r, r festgemacht
ist, welche leztere mittelst Verzahnungen die Zahnstangen g,
g in Bewegung sezt. Durch Vermittelung der Ketten h,
h werden demnach die Latten a, a und mit ihnen
auch die Riemen, auf denen die Sahlbänder des Stükes festgemacht sind, weiter aus
einander gezogen und mithin das Stük auf jede beliebige Breite ausgespannt. In
dieser Ausspannung werden die Latten, während das Troknen von Statten geht, mittelst
des an der Kurbel n befindlichen Sperrrades und
Sperrkegels s, s erhalten.
Es bedarf kaum der Bemerkung, daß man eine beliebige Anzahl von derlei Maschinen
neben oder über einander anbringen und mittelst sogenannter Hot-flues oder auf irgend eine andere
sachdienlich befundene Art heizen kann.
Wir wollen nunmehr zeigen, wie beim weiteren Appretiren der Stüke zu Werke gegangen
werden soll, um ihnen die Steifheit zu benehmen, so daß sie sich weich und biegsam
anfühlen. Es wird dieß nämlich durch andere Theile der Maschine, welche in
Thätigkeit kommen, während sich die eben beschriebenen in Ruhestand befinden, und
durch welche die Stüke, während das Troknen von Statten geht, wiederholt nach
diagonalen Richtungen ausgespannt werden, bewerkstelligt.
Wie man in den Zeichnungen sieht, befinden sich an dem Hebel t, t zwei Ausschnitte u, v. Wenn der Arbeiter
den Ausschnitt u von dem Stüke w abhebt, und dafür den Ausschnitt v auf den
Zapfen x, welcher sich an dem oberen Ende des
Schwanzhebels y befindet, sezt, so kommt dieser Theil
des Mechanismus in Thätigkeit. Die mit der Haupttriebkraft in Verbindung stehende
senkrechte Welle z trägt das Excentricum 1, welches,
indem es umläuft, den Hebel 2, der mit dem Hebel y an
eine und dieselbe Welle 3 geschirrt ist, in Schwingung versezt. Bei dieser
Verbindung der Theile wird der Hebel y den Hebel t, t um eine dem Durchmesser des Excentricums
gleichkommende Streke rük- und vorwärts bewegen; und da dieser Hebel t, t an den Rahmen f, f
(oder wenn man es für zwekmäßiger erachtet, an den Latten a,
a) festgemacht ist, so werden diese Rahmen veranlaßt werden, sich um ihre
Zapfen i, i zu schwingen, wie dieß in Fig. 11 durch punktirte
Linien angedeutet ist, und dadurch die Latten a, a der
Länge nach zu verschieben. Die Folge hievon wird seyn, daß die Einschußfäden des
Zeuges abwechselnd in schiefe Richtung oder nach der Diagonale gezogen werden, und
daß durch diese Bewegungen die Stärke, welche die Zwischenräume zwischen den Fäden
ausfüllte, gebrochen wird, wodurch die Zeuge die gewünschte Elasticität bekommen,
indem jeder Faden seine Rundung behält, und von den benachbarten Fäden frei und
unabhängig bleibt.
Wenn dieses Ausspannen nach der Diagonale bis zur vollkommenen Trokenheit des Zeuges
fortgesezt worden, so hebt der Arbeiter den Hebel t
empor, und befreit den Ausschnitt u von dem an dem Hebel
y befindlichen Zapfen x,
um dafür den Ausschnitt v auf den Fänger w zu bringen. Wenn hiedurch der die Schwingungen
veranlassende Apparat außer Thätigkeit gesezt worden, so läßt man die Getriebe k, k wieder in die Räder m,
m eingreifen, wo dann, wenn man dieses Räderwerk nach der entgegengesezten
Richtung umlaufen läßt, die Trommeln und Riemen den fertigen getrokneten Zeug in die Hände des an dem
rechten Ende der Maschine aufgestellten Arbeiters abliefern.
Wir müssen bemerken, sagen die Patentträger am Schlusse, daß wir sehr gut wissen, daß
die Sahlbänder der Zeuge mit Hülfe sehr verschiedener einfacher Vorrichtungen zu dem
angegebenen Zweke in vibrirende Bewegung gesezt werden können. Da es jedoch nicht
angeht, daß wir alle diese Vorrichtungen im Detail beschreiben, so begnügen wir uns
mit der Erklärung, daß wir alle zu dem erwähnten Zweke dienenden Vorrichtungen,
selbst wenn durch sie nur eine Seite des Zeuges in Bewegung gesezt würde, während
die andere unbeweglich bliebe, als Nachahmungen unserer Erfindung betrachten. So
könnte man z.B. die Stüke auf gewöhnlichen Trokentischen (clamp-tables) ausspannen, und an diesen, während das Troknen von
Statten geht, der einen Seite eine Hin- und Herbewegung geben. Ebenso könnte
man die oben beschriebenen Riemen des Apparates, anstatt daß man sie mit einander
und gleichzeitig vorwärts laufen läßt, abwechselnd und von einander unabhängig
laufen lassen, wodurch gleichfalls abwechselnde diagonale Spannungen erzielt werden
könnten. Ferner könnte man dem ganzen Apparate eine cylindrische Form geben, und ihm
eine continuirliche oder eine unterbrochene Umlaufsbewegung mittheilen, wobei sich
gleichfalls die Einrichtung treffen ließe, daß die ausgespannten Sahlbänder einer
Wechselbewegung theilhaftig werden.