Titel: Verbesserungen in der Bereitung von Leuchtgas, worauf sich Alexander Croll, Chemiker und Fabrikant in Greenwich in der Grafschaft Kent, am 26. Jul. 1838 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 75, Jahrgang 1840, Nr. LXXIX., S. 471
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LXXIX. Verbesserungen in der Bereitung von Leuchtgas, worauf sich Alexander Croll, Chemiker und Fabrikant in Greenwich in der Grafschaft Kent, am 26. Jul. 1838 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Decbr. 1839, S. 355. Croll's Verbesserungen in der Bereitung von Leuchtgas. Meine Erfindung betrifft: 1) die Reinigung des aus den Gasretorten herbeiströmenden Gases durch Anwendung gewisser Salze. 2) die Gewinnung von Ammoniak aus den zur Reinigung der Gase verwendeten Salzen. 3) die Reinigung des zur Beleuchtung bestimmten Gases, indem ich Sauerstoff auf dasselbe wirken lasse, wodurch der Schwefelwasserstoff in schweflige Säure verwandelt und das Ammoniak zersezt wird. Die Anwendung der fraglichen Salze zur Reinigung des Gases bewerkstellige ich folgendermaßen. Ich löse 5 Cntr. salpetersaures Natron oder eine gleiche Menge salpetersaures Kali in einem cylindrischen Gefäße, wie man sich seiner in den dermalen an den Gaswerken gebräuchlichen Reinigungsapparaten mit Kalkmilch zu bedienen pflegt, in 250 Gallons Wasser auf, und lasse das Gas vermöge des in den Retorten stattfindenden Drukes durch diese Auflösung treiben. In Folge der Einwirkung des Natrons auf den Schwefelwasserstoff und der Salpetersäure auf das Ammoniak wird hiebei schwefelwasserstoffsaures Natron und salpetersaures Ammoniak gebildet, während das Gas, nachdem es diese vorgängige Reinigung erlitten, auf die bekannte Weise mit Kalk noch weiter gereinigt wird. Der ganze Unterschied eines nach der neuen Methode eingerichteten Reinigungsapparates beruht demnach darauf, daß an demselben für Gefäße, in denen die Reinigung mit salpetersaurem Natron oder Kali zu geschehen hat, gesorgt ist. Zwekmäßig wird es seyn, wenn man zwei oder mehrere derlei Gefäße vorräthig hat, damit, wenn die Flüssigkeit in dem einen ihre Sättigung erlangt hat und daher abgelassen werden muß, das Gas gleich durch ein anderes geleitet werden kann. Wenn die Flüssigkeit gesättigt ist, so muß sie abgelassen werden. Um zu erkennen, ob sie gesättigt ist, darf man nur ein Stük eines mit einer Säure gerötheten Lakmuspapieres dem durch die Auflösung geströmten Gase aussezen. So lange nämlich das Gas die blaue Farbe des Lakmuspapieres nicht wieder herstellt, ist dieß ein Beweis, daß die Auflösung noch länger brauchbar ist, und daß sich das in dem Gase enthaltene Ammoniak noch fortwährend mit der Salpetersäure des Salzes verbindet. Wird die Farbe des Lakmuspapieres dagegen wieder hergestellt, so ist dieß ein Beweis der erfolgten Sättigung der Auflösung, aus der nunmehr das Ammoniak und der Schwefelwasserstoff ausgetrieben werden muß, um das salpetersaure Natron neuerdings wieder zur Reinigung des Gases verwenden zu können. Diese Austreibung kann nach drei verschiedenen Methoden geschehen. Erstes Verfahren. Ich erhize die Flüssigkeit in einem Destillirkolben zum Sieden, wobei das Natron den Schwefelwasserstoff abgibt, und sich dafür mit der Salpetersäure verbindet. Das mit dem Schwefelwasserstoffe übergehende Ammoniak gewinne ich, indem ich die Dämpfe je nach dem Ammoniaksalze, welches ich zu erhalten wünsche, in Röhren in Salzsäure oder irgend eine andere Säure, die sich in einem sachgemäßen offenen Gefäße befinden soll, leite. Das Salz in der Vorlage gewinne ich durch Krystallisation; der in dem Kolben bleibende Rükstand ist salpetersaures Natron, welches wieder weiter zur Reinigung des Gases verwendet werden kann. Zweites Verfahren. Wenn salpetersaures Kali zur Reinigung des Gases genommen worden, so seze ich der Flüssigkeit, nachdem sie sich mit den in dem Gase enthaltenen Unreinigkeiten gesättigt hat, Salzsäure oder auch eine andere Säure zu. Das Ammoniak verläßt hiebei die Salpetersäure, um sich mit der Salzsäure oder der anderen Säure zu verbinden, während das Kali sich die Salpetersäure aneignet, und der Schwefelwasserstoff entweicht. Ich bekomme hier in der Auflösung salpetersaures Kali oder Salpeter und salzsaures Ammoniak oder ein anderes Ammoniaksalz, welches ich durch Krystallisation scheide. Drittes Verfahren. Wenn das zur Reinigung verwendete Salz so sehr verloren hat, daß es nicht die Mühe lohnt, dasselbe wieder zu gewinnen, so vermenge ich die aus dem Reinigungsapparate kommende Flüssigkeit in einem geschlossenen Gefäße mit frisch gelöschtem Kalke, und lasse dann Wärme auf dieses Gefäß einwirken. Es entwikelt sich hiebei Ammoniak, welches ich in einem offenen, mit Salzsäure oder einer anderen Säure gefüllten Gefäße auffange. Der dritte Theil meiner Erfindung beruht, wie schon oben bemerkt, darauf, daß ich eine hinreichende Menge Sauerstoff auf das Gas wirken lasse, theils um den Schwefelwasserstoff in schweflige Säure zu verwandeln, theils um das Ammoniak zu zersezen, theils um das Volumen des Gases zu vermehren. Ich gebe hiezu der Salpetersäure den Vorzug, und schlage folgendes Verfahren ein. Ich lasse nämlich das Gas, so wie es aus den Retorten kömmt, auf dieselbe Weise, auf die es sonst der Reinigung mit Kalkmilch unterliegt, durch Salpetersäure von 1,15 spec. Gewichte, welche ich vorher mit ihrem dreifachen Gewichte Wasser verdünnt habe, strömen. Um die schädliche Einwirkung der Säure zu verhüten, wende ich hiebei bleierne Gefäße und Röhren an, und treffe eine solche Vorkehrung, daß das Gas so viel als möglich mit der Säure in Berührung gebracht wird. Der Sauerstoff der Salpetersäure geht, indem er zu dem Schwefel des Schwefelwasserstoffes eine größere Verwandtschaft hat als zu dem Stikstoffe, zu ersterem und bildet damit schweflige Säure. Diese leztere entziehe ich dem Gase, indem ich es in Röhren in Wasser leite, und indem ich es hierauf durch die gewöhnlichen Kalkreinigungsapparate strömen lasse, in denen ihm auch die Kohlensäure, mit der es immer verunreinigt ist, entzogen wird.