Titel: Versuche über die Stärke und den Preis der Beleuchtung mit Stearinsäure-Lichten (sogenannten Milly-Lichten; von Director Karmarsch und Dr. Heeren.
Fundstelle: Band 76, Jahrgang 1840, Nr. IX., S. 35
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IX. Versuche uͤber die Staͤrke und den Preis der Beleuchtung mit Stearinsaͤure-Lichten (sogenannten Milly-LichtenDer Name Milly-Lichte rührt bekanntlich von einem Hrn. de Milly her, welcher in Wien die Fabrikation der Stearinsäure-Lichte zuerst in sehr großer Ausdehnung zu betreiben anfing.; von Director Karmarsch und Dr. Heeren. Aus den Mittheilungen des Hannover'schen Gewerbe Vereins, 1839, 20ste Liefer. Karmarsch's u. Heeren's Versuche uͤber Saͤrke und Preis der Stearinsaͤurelichte. Zufolge einer Anfrage, welche an die Direction des Gewerbe-Vereins gestellt worden war, wurden wir von dieser lezteren beauftragt, einige uns zugleich übergebene Stearinsäure-Lichte im Vergleich mit Wachslichten einer Prüfung zu unterziehen. Diese Untersuchung bat folgendes Resultat ergeben: 1) Die Stearinsäure-Lichte zeigten sich völlig frei von Arsenikgehalt.Man pflegte früher der Masse dieser Lichte eine kleine Menge weißen Arseniks zuzusezen, um die krystallinische Beschaffenheit derselben zu zerstören, erreicht aber jezt den nämlichen Erfolg durch Beimischung von etwas Wachs. Die vorliegenden Lichte waren in Hannover angekauft, stammten aber wahrscheinlich aus der Fabrik von de Milly in Wien. 2) Um die Lichtstarke zu prüfen, wurden die Millylichte, wovon 4 Stük auf ein Pfund gingen, mit hiesigen Wachslichten, gleichfalls 4 Stük auf das Pfund, verglichen. Die angewendeten Wachslichte hatten etwas dikere Dochte, und waren etwas länger und dünner, als die Millylichte. Leztere brannten mit bemerkbar weißerer Flamme, als die Wachslichte. Ein Wachslicht und ein Millylicht, die beide zu gleicher Zeit angezündet waren, wurden im Laufe von 2 1/2 Stunden siebenmal auf die bekannte Weise (durch Vergleichung der Schatten) hinsichtlich ihrer Lichtstärke untersucht. Das Millylicht brannte mit bedeutend geringerer Helligkeit, als das Wachslicht. Die Lichtstärke des lezteren zu 100 angenommen, betrug jene des Millylichtes: nach   1/4 Stunde 84,1   1/2    – 81,3 1    – 78,7 1 1/4    – 79,6 1 3/4    – 84,4 2 1/4    – 80,8 2 1/2    – 80,4 –––– Durchschnitt 81,4 Durch einen Nebenversuch wurde die Ueberzeugung gewonnen, daß zwei andere Lichte ein ganz übereinstimmendes Verhältniß darboten. Man kann mithin annehmen, daß ein Wachslicht nahe in dem Verhältnisse von 5 zu 4 stärker leuchtet, als eins von den Millylichten. 3) Um die Schnelligkeit der Verzehrung bei den beiden Arten von Lichten zu ermitteln, wurden zwei der oben beschriebenen Wachslichte, welche zusammen 196,6 Gramm wogen, 2 1/2 Stunden im Brennen erhalten, und dann wieder gewogen. Ihr Gewicht betrug nun 151,0 Gramm; es waren folglich 45,6 Gramm verzehrt worden. Dagegen wurden zwei Millylichte, welche zusammen 224,8 Gramm schwer waren, ebenfalls 2 1/2 Stunden lang (zugleich mit den Wachslichten und neben denselben stehend) gebrannt; ihr Gewicht war dann noch 175,7 Gramm, und die verzehrte Menge betrug demnach 49,1 Gramm. – Es ergibt sich hieraus, daß in gleicher Zeit von den Millylichten im Verhältnisse von 491 zu 456 mehr verbrannt ist, als von den Wachslichten. 4) Insofern nun die Resultate aus 2) und 3) zusammengestellt werden, findet man, daß für gleiches Gewicht verbrannten Materials die daraus erzeugte Lichtmenge bei den Millykerzen nur (81,4 × 456)/491, d. i. 75,6 betrug, wenn sie bei Wachslichten als 100 angenommen wird. Die Leuchtkraft der Millylichte ist also nur drei Viertel von jener der Wachslichte; und um beide Arten von Beleuchtung in gleichem Grade ökonomisch zu machen, müßten daher die Millylichte auch nur drei Viertel des Preises der Wachslichte kosten.