Titel: Verfahren die Gallerte so zuzubereiten, daß sie die Eigenschaften des Leimes besizt, worauf sich Georg Nelson, Chemiker von Milverton in der Grafschaft Warwick, am 23. Mai 1839 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 77, Jahrgang 1840, Nr. XIV., S. 61
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XIV. Verfahren die Gallerte so zuzubereiten, daß sie die Eigenschaften des Leimes besizt, worauf sich Georg Nelson, Chemiker von Milverton in der Grafschaft Warwick, am 23. Mai 1839 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Mai 1840, S. 269. Nelson's Verfahren Gallerte zu Leim zuzubereiten. Ich erzeuge nach meinem Verfahren zwei Sorten von Gallerte, nämlich eine von erster und eine von zweiter Qualität, und verwende dazu alle Häute und Felle und deren Abschnizel, welche man gewöhnlich auf Leim zu benüzen Pflegt; nur verwerfe ich Alles, was faul geworden, als zu meiner Behandlungsweise nicht geeignet. Meine Erfindung beruht darauf, daß ich die Leimschnizel mit einer äzenden alkalischen Auflösung und mit oder ohne Säuren (worunter jedoch keine flüssige schwefelige Säure seyn darf), behandle. Die Schnizel müssen jedoch, bevor ich sie meiner Behandlung unterwerfe, von Haar und Wolle sowohl als von Fleisch und Fett gereinigt werden; auch muß ich bemerken, daß ich mich zur Darstellung meiner Gallerte von erster Qualität hauptsächlich und vorzugsweise der Abfälle von Rindshäuten und Kalbsfellen bediene. Ich will zuerst angeben, wie ich die Gallerte erster Qualität erziele, und das hiebei eingeschlagene Verfahren die erste Operation nennen. Nachdem die Schnizel von Haar, Fleisch und Fett gereinigt, auch in reinem kaltem Wasser, abgewaschen worden, schneide ich sie, um die Wirkung des Alkali zu befördern und gleichmäßiger zu machen, in ungefähr einen Zoll weit von einander entfernten Linien an der Haarseite beiläufig einen Achtel Zoll tief ein. Nach dieser Vorbereitung macerire ich sie in einer äzenden alkalischen Auflösung von ungefähr 12° R. Ich bediene mich hiezu sogenannter Macerirbehälter, welche aus Baksteinen gemauert oder innen mit Cement ausgekleidet seyn oder auch aus irgend einer Substanz, die vom Alkali nicht angegriffen wird, bestehen können, und welche zur Abhaltung der Luft mit einem Dekel versehen seyn müssen. Diese Maceration seze ich so lange fort, bis ich die Schnizel mit Leichtigkeit mit einer Gabel oder einem anderen derlei Instrumente durchstechen kann, wozu meiner Erfahrung nach gewöhnlich 10 Tage hinreichen. Einer Natronlauge gebe ich hiebei den Vorzug, und diese bereite ich mir, indem ich auf 3 Theile käuflicher Soda 2 Theile frisch gebrannten Kalt und 16 Theile Wasser nehme. Das Verhältniß des Kalkes muß stets ein solches seyn, daß die Auflösung dadurch eine äzende Eigenschaft erhält. Nach beendigter Maceration bringe ich die Schnizel in Behälter, welche mit denen, worin die Maceration bewerkstelligt worden, Aehnlichkeit haben, und die gleichfalls mit Dekeln versehen sind, um sie in diesen unter Abhaltung der Luft und bei einer Temperatur von 12 bis 17° R. bis zur Erlangung der gehörigen Weichheit zu belassen. Daß sie diese erlangt haben, erkennt man daran, daß man sie mit einer Gabel oder einem anderen derlei Werkzeuge mit Leichtigkeit durchstechen kann. Ist dieß der Fall, so spalte ich die Schnizel, welche eine größere Dike zeigen als die übrigen, und bringe sie dann sammt und sonders in hölzerne Cylinder, welche in Wasserbehälter, die mit reinem kaltem Wasser gefüllt sind, eingesezt sind. Diese Cylinder, welche nicht weiter als bis zur Hälfte gefüllt werden dürfen, und die ich die Waschcylinder nenne, sollen so gebaut seyn, daß das Wasser frei durch sie laufen kann, und können auf irgend eine Art solchermaßen in den Wasserbehältern angebracht werden, daß sie sich in denselben drehen können. Cylinder von drei Fuß Durchmesser und eine Umlaufsgeschwindigkeit von ungefähr einem Umgange in der Minute fand ich am geeignetsten. Während die Waschcylinder, in denen die Schnizel auf irgend eine Weise zurükgehalten werden, langsam umlaufen, lasse ich durch jeden der Wasserbehälter mittelst einer in deren Boden angebrachten Oeffnung und mittelst einer in das obere Ende oder den Scheitel derselben eingesezten Röhre fortwährend reines kaltes Wasser fließen. Die Bewegung der Cylinder muß so lange währen, bis das Alkali genügend aus den Schnizeln gewaschen worden, wozu bei gewöhnlicher Dike der Schnizel meistens 6 bis 7 Tage, bei größerer Dike derselben aber eine verhältnißmäßig längere Zeit erforderlich ist. Die ausgewaschenen Schnizel schaffe ich in eine hölzerne Kammer, welche so gebaut seyn muß, daß kein Gas aus ihr entweichen kann, und in der ich sie der directen Einwirkung des durch Verbrennung von Schwefel entwikelten schwefeligsauren Gases ausseze. Diese Behandlung muß so lange dauern, bis die Schnizel bei einer mit Lakmuspapier angestellten Probe etwas sauer reagiren. Ist dieß der Fall, so presse ich die möglich größte Menge des in ihnen enthaltenen Wassers nach irgend einem der bekannten Verfahren aus, und gebe sie sodann in glasirte irdene oder andere von Säuren unangreifbare Gefäße, um sie in diesen mit Dampf oder auch nach einem anderen geeigneten Verfahren bis auf 52° R. zu erwärmen, und auf dieser Temperatur zu erhalten. Dabei rühre ich sie mit einem passenden hölzernen Instrumente so lange um, bis sie sich beinahe gänzlich aufgelöst haben. Die auf diese Weise erzeugte Flüssigkeit ist Gallerte, die ich durch Abseihen von dem unausgelöst gebliebenen Rükstande abscheide, und die ich, nachdem dieß geschehen, zum Behufe der Sezung in Gefäße bringe, welche den eben beschriebenen Dampfgefäßen ähnlich sind, und auch auf eine ähnliche Weise auf einer Temperatur von 30 bis 40° R. erhalten werden. In diesen Gefäßen lasse ich die Gallerte so lange ruhig stehen, bis sich die in ihr enthaltenen Unreinigkeiten abgeschieden haben, wozu gewöhnlich 9 Stunden hinreichen. Sollte innerhalb dieser Zeit keine genügende Sezung eintreten, so seihe ich die Flüssigkeit lieber durch ein Wollentuch. Aus den Sizgefäßen kann die flüssige Gallerte entweder mittelst eines Hebers oder auch mit Hülfe irgend eines anderen Apparates herausgeschafft, und dann in einer Dike von ungefähr einem halben Zoll auf die sogenannten Kühlbretter ausgegossen werden. Ist sie auf diesen kalt und fest geworden, so schneide ich sie in Stüke, welche ich in den angegebenen Waschcylindern und Wasserbehältern auf die oben beschriebene Weise ab- und auswasche, bis alle Säure aus ihnen entfernt ist. Drei Tage reichen gewöhnlich hiezu aus, und die gänzliche Beseitigung der Säure erprobe ich auf die übliche Art mit Hülfe von Lakmuspapier. Die entsäuerte Gallerte löse ich hierauf abermals in den beschriebenen Dampfgefäßen auf, wobei ich jedoch eine Erwärmung der Gallerte auf mehr dann 23° R. vermeide. Nach gänzlicher Auflösung der Gallerte gieße ich dieselbe neuerdings auf die Kühlbretter, auf denen ich sie bis zum Abkühlen und bis zur Erstarrung belasse, um sie hierauf in Stüke von gehöriger Größe zu schneiden, und auf Nezen unter der Einwirkung eines trokenen kalten Luftstromes zu troknen. Der bei dieser Operation unaufgelöst bleibende Rükstand der Schnizel kann auf die weiter unten anzugebende Weise weiter benüzt werden. Das nach dem hiemit beschriebenen Verfahren erzielte Product nenne ich meine Gallerte erster Qualität. Man kann jedoch aus den Abfällen der Rindshäute und Kalbsfälle eine ebenso gute Gallerte durch Anwendung von Alkali allein und ohne alle Beihülfe von Säuren bekommen. Das Verfahren, welches ich hiebei einschlage und welches ich die zweite Operation nenne, ist folgendes. Ich gebe den Schnizeln bis dahin, wo sie aus den Waschcylindern kommen, die bei der ersten Operation beschriebene Zubereitung, scheide hierauf durch Auspressen die möglich größte Menge Wasser aus ihnen ab, und erwärme sie sodann in denselben Dampfgefäßen mit Dampf oder auf eine sonstige geeignete Weise bis auf 39° R. Auf dieser Temperatur erhalte ich sie unter Umrühren derselben mit einem geeigneten Instrumente durch vier Stunden, wo sie sich dann zum Theil, jedoch in geringerer Menge als bei der ersten Operation, aufgelöst haben werden. Die sich hiebei bildende Flüssigkeit besteht aus Gallerte, welche ich, nachdem ich sie durch Abseihen von dem Rükstande geschieden habe, in die Sizgefäße bringe, um sie in diesen auf die oben angegebene Weise auf einer Temperatur von 30° R. zu erhalten, bis sich die Unreinigkeiten aus ihr zu Boden gesezt haben. Gewöhnlich reicht hiezu ein ruhiges Stehen während 6 Tagen hin; wenn man es für gut findet, kann man die Gefäße aber auch noch länger stehen lassen. Die auf solche Weise geklärte flüssige Gallerte gieße ich in der Dike von ungefähr einem halben Zoll auf den Kühlbrettern aus, auf denen ich sie abkühlen und erstarren lasse, um sie sodann in Stüke von gehöriger Größe schneiden und auf Nezen an einer trokenen kühlen Luft troknen zu können. Meine Gallerte zweiter Qualität erzeuge ich nach folgendem Verfahren, welches ich die dritte Operation nenne. Ich nehme hiezu dieselben Schnizel, die jedoch nicht faul seyn dürfen, wasche sie, nachdem sie von Haaren, Fleisch und Fett gesäubert worden, in kaltem Wasser ab, und weiche sie sodann in einer verdünnten Auflösung von Schwefelsäure, Salzsäure oder Essigsäure, worunter ich jedoch der ersteren den Vorzug gebe, ein. Es kann dieß in irgend welchen von den Säuren unangreifbaren Geschirren geschehen, und es soll der Auflösung von Zeit zu Zeit so lange Säure zugesezt werden, bis die Schnizel überschüssige Säure haben. Anstatt dieses Einweichens der Schnizel in verdünnter Säure seze ich sie bisweilen auch in einer hölzernen Kammer, aus der kein Gas entweichen kann, so lange der directen Einwirkung von schwefeligsaurem, durch Verbrennung von Schwefel erzeugtem Gase aus, bis sie einen Ueberschuß an Säure zeigen. Sobald die Schnizel bei der Prüfung mit Lakmuspapier überschüssige Säure zeigen, schaffe ich sie aus der Auflösung oder aus der Gaskammer in geeignete hölzerne Behälter, in denen ich sie ungefähr 3 Wochen lang auf einer Temperatur von 17° R. erhalte, und aus denen ich sie in die Dampfgeschirre bringe, in denen ich sie bis zu ihrer gänzlichen Auflösung auf einer Temperatur von 66° R. erhalte. Die hiedurch erzeugte flüssige Gallerte behandle ich auf die bei der ersten Operation beschriebene Weise bis zum Troknen derselben weiter. Den Rükstand, welcher bei der Behandlung der Schnizel nach der zweiten Operation bleibt, benüze ich zur Darstellung meiner Gallerte von zweiter Qualität, wobei ich folgendermaßen verfahre. Wenn nämlich der Rükstand von der flüssigen Gallerte abgeschieden worden, gebe ich ihn in hölzerne oder andere geeignete Geschirre, in denen ich ihm während er noch heiß ist, von Zeit zu Zeit so lange eine verdünnte Säure, die jedoch keine schwefelige Säure seyn darf, zuseze, bis er bei der Prüfung mit Lakmuspapier einen Ueberschuß an Säure zeigt. Man kann hiezu Schwefelsäure, Salzsäure oder Essigsäure nehmen; erstere scheint mir aber den Vorzug zu verdienen. Den somit gesäuerten Rükstand behandle ich hierauf entweder für sich allein weiter, oder ich menge ihn unter jene gesäuerten Schnizel, aus denen ich nach der oben beschriebenen Methode meine Gallerte von zweiter Qualität darstelle. Das weitere Verfahren bleibt ganz dasselbe wie ich es oben bei meiner dritten Operation angegeben habe. Wurde der Rükstand oder die Schnizel, woraus Gallerte von zweiter Qualität erzeugt werden soll, der Einwirkung von schwefeligsaurem Gase oder von Schwefelsäure ausgesezt, so ziehe ich es vor, alle überschüssige Säure durch Versezung der aus ihnen gewonnenen flüssigen Gallerte mit einer entsprechenden Menge äzenden oder kohlensauren Kalkes wegzuschaffen. In diesem Falle lasse ich die Gallerte in den Sizgefäßen, in welche ich sie unmittelbar darauf bringe, ungefähr 12 Stunden lang und in einer Temperatur von nicht weniger als 30° R. stehen, bevor ich sie auf den Kühlbrettern ausgieße und auf diesen erstarren lasse, um sie sodann zerschneiden und troknen zu können. Die nach irgend einem der angegebenen Verfahren erzeugte Gallerte kommt in allen ihren Eigenschaften dem Leime gleich, und kann auch zu allen Zweken wie dieser verwendet werden. Die Gallerte erster Qualität eignet sich auch für den Küchengebrauch.