Titel: | Ueber einige gerbstoffhaltige Färbematerialien, welche man zum Färben der gedrukten Baumwollenzeuge benuzt; von Hrn. Eduard Schwartz. |
Fundstelle: | Band 77, Jahrgang 1840, Nr. XV., S. 65 |
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XV.
Ueber einige gerbstoffhaltige
Faͤrbematerialien, welche man zum Faͤrben der gedrukten Baumwollenzeuge
benuzt; von Hrn. Eduard
Schwartz.
Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
Mulhausen, No. 62.
Schwartz, uͤber einige gerbstoffhaltige
Faͤrbematerialien.
Die adstringirenden Substanzen, welche man in der Färberei benuzt, rühren von Rinden,
Früchten oder Blättern her; ihre färbenden Eigenschaften scheinen sie dem darin enthaltenen
Gerbstoff, welcher mit mehr oder weniger gelbem Farbstoff vermengt ist, zu
verdanken. Lezterer wird bisweilen durch das Austroknen der Pflanze oder beim
Abdampfen seines Extracts dunkel und trübe, wo er dann zwar nicht mehr zum
Gelbfärben gebraucht werden kann, wohl aber um mit Eisenbeizen mannichfaltige graue
Nüancen hervorzubringen.
Die gelben Farben, welche die Adstringentien liefern, unterscheiden sich von
denjenigen, welche der Wau gibt, dadurch, daß sie bei einer zu hoch getriebenen
Temperatur des Färbebades und in Berührung mit der Luft viel leichter röthlich
werden.
Adstringirende Färbematerialien nennen wir die Quercitronrinde, das Catechu, die
Granatapfelschale, den Sumach, die Galläpfel, das Bablah etc. Einige darunter lassen
sich sowohl zum Gelbfärben als zum Graufärben benuzen, wie die Quercitronrinde und
der Sumach von Sicilien und Malaga. Das Catechu wird hauptsächlich zur Erzeugung der
Holzfarbe benuzt. Die Granatapfelschale wird meistentheils als Zusaz zum
Quercitronbade verwendet; der Sumach, die Galläpfel und das Bablah dienen nur zu den
verschiedenen grauen Nüancen. In einer früheren Abhandlung habe ich gezeigt, daß die
Blätter und Rinden von vielen unserer gewöhnlichsten Bäume Farbstoffe von ähnlicher
Beschaffenheit enthalten; da sich dieser Farbstoff aber verändert und durch das
Austroknen derselben sogar ganz verschwindet, so können diese Substanzen nur im
grünen Zustande zum Gelbfärben und im trokenen Zustande bloß zur Erzeugung
verschiedener grauer Nüancen verwendet werden.
In je größerer Menge der gelbe Farbstoff vorhanden ist, desto gelblicher wird das
Grau; die adstringirenden Substanzen wurden auch oben in der Reihe aufgeführt, wie
sie sich in dieser Hinsicht classificiren lassen. Das mit sicilianischem Sumach
gefärbte Gelb ist sehr rein, aber Heller als das von Quercitronrinde; dasjenige von
Sumach aus Donzère ist trübe; das Gelb von Granatapfelschalen ist grünlich
und das von Catechu bräunlich; die Nüancen, welche die Galläpfel und das Bablah
liefern, kann man kaum gelb nennen. Das Grau von Quercitronrinde, Catechu und
Granatapfelschalen ist nur hinsichtlich der Intensität verschieden; es hat aber eine
ganz andere Nüance als dasjenige, welches der Sumach, die Galläpfel und das Bablah
liefern. Das Grau von sicilianischem Sumach ist etwas röthlich, und wird es um so
mehr, je höher die Temperatur des Färbebades gesteigert wird; dasjenige von
Galläpfeln ist aschfarbig und das von Bablah hält zwischen beiden die Mitte. Das mit
Sumach von Donzère gefärbte Grau wird bei einer starken Erhizung der Flotte
weniger röthlich als das mit sicilianischem Sumach erzeugte. Der Sumach von Malaga
liefert dieselben Farben wie der sicilianische.
Die Granatapfelschalen wendet man nur selten allein an; sie färben wegen der großen
Menge von Extractivstoffen, welche sie enthalten, den weißen Grund zu sehr; gerade
wegen dieser Extractivstoffe eignet sich aber ein Absud von Granatapfelschalen sehr
gut als Zusaz zur Quercitronflotte, wenn man das Grau und Oliven durch Krapp in
Chocolat- oder Zimmtbraun verwandeln will. Jeder Praktiker weiß auch, daß
wenn man das Krappbad mit Quercitronrinde versezt, wegen lezterer die Temperatur
beim Färben nicht hoch getrieben werden darf; der Krapp scheint nämlich das bereits
aufgefärbte Quercitronpigment wieder auszutreiben, sobald die Flotte 32° R.
erreicht; dieß geschieht aber nicht, wenn man die Quercitronrinde mit
Granatapfelschalen vermengt hat. Die Galläpfel wendet man nur selten zum Färben
gedrukter Zeuge an, weil sie wegen ihres großen Gehaltes an Galläpfelsäure die
Eisenbeizen leicht angreifen. Wenn man sie in geringer Menge dem Blauholzbad beim
Schwarzfärben zusezt, erhält man damit eine bläulichere Farbe. Das Bablah, welches
ein eben so reines Grau wie die Galläpfel und noch ein lebhafteres als der Sumach
liefert, hat überdieß die gute Eigenschaft, den weißen Grund nicht einzufärben.
In Deutschland wendet man häufig noch ein anderes adstringirendes Färbematerial an,
nämlich die Knoppern; diese scheinen die Mitte zwischen dem Bablah und den
Galläpfeln zu halten, und man benuzt sie mit Vortheil als Zusaz zur Blauholzflotte
beim Schwarzfärben.Obgleich diese Abhandlung den Gegenstand nur unvollständig behandelt, so
glaubte der Ausschuß für Chemie, ihn doch in den Bulletin aufnehmen zu müssen, weil die darin mitgetheilten
Bemerkungen denjenigen von Nuzen seyn dürften, welche Untersuchungen über
die angeführten Färbematerialien anstellen wollen.