Titel: Ueber die Behandlung des Holzes, um ihm eine längere Dauer zu sichern. Auszug aus einer Abhandlung des Hrn. A. Boucherie.
Fundstelle: Band 77, Jahrgang 1840, Nr. XXXV., S. 145
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XXXV. Ueber die Behandlung des Holzes, um ihm eine laͤngere Dauer zu sichern. Auszug aus einer Abhandlung des Hrn. A. Boucherie.Das von Hrn. Boucherie angegebene Verfahren ist in England bereits unterm 4. Sept. 1839 auf den Namen eines Hrn. Matth. Uzielli patentirt worden, wie aus dem polyt. Journal Bd. LXXVI. S. 50 zu ersehen. Die Abhandlung des Hrn. Boucherie, welche von der Akademie in Paris einer aus den HHrn. Mirbel, Arago, Dumas, Poncelet, Gambey, Audouin und Boussingault zusammengesezten Commission zur Prüfung übergeben worden, enthält jedoch so viele Erläuterungen über diesen Gegenstand, daß wir den in den Comptes rendus enthaltenen Auszug hieraus unseren Lesern nicht vorenthalten zu dürfen glaubten. A. d. R. Aus den Comptes rendus, 1840, 1er Sem., No. 17 und 18. Boucherie, uͤber die Behandlung des Holzes um es dauerhafter zu machen etc. Der Verfasser hat sich bei den Forschungen, welche den Gegenstand seiner Abhandlung bilden, folgende Aufgabe gesezt: 1) Sicherung der Aufbewahrung des Holzes durch Versezung desselben unter Umstände, unter denen es weder den zerstörenden Wirkungen der atmosphärischen Einflüsse, noch auch den Angriffen der Insecten unterliegt; 2) sicheres Verfahren dem Holze, wenn es die Zweke, zu denen es bestimmt ist, erheischen, auf dauerhafte Weise eine eben so große und selbst größere Elasticität und Geschmeidigkeit zu geben, als dasselbe in frischem Zustande besizt; 3) Verhütung des Werfens des verarbeiteten Holzes; 4) Verminderung der Entzündbarkeit und Brennbarkeit des Bauholzes; 5) Färbung der für die Tischlerei bestimmten Hölzer in ihrer ganzen Masse. Die Substanzen, deren sich der Verf. bedient, sind je nachdem die eine oder die andere dieser Bedingungen erfüllt werden soll, verschieden; das Verfahren aber, nach welchem die Stoffe, mit denen dem Holze die gewünschten Eigenschaften gegeben werden, bis in das Innerste des Holzgewebes hinein geschafft werden sollen, ist für alle Fälle dasselbe, und beruht auf der Benuzung der vegetabilischen Lebenskraft, die selbst dann noch einige Zeit fortwährt, wenn die Gewächse bereits von ihren Wurzeln getrennt worden. Als ich meine ersten Versuche unternahm, sagt Hr. Boucherie, wußte ich nicht, daß bereits vor mir Einiges in dieser Beziehung geschehen; erst seither habe ich erfahren, daß man schon längst an krautartigen Pflanzen sowohl als an jungen Baumzweigen den Gang des Saftes in denselben dadurch zu ermitteln suchte, daß man farbige vegetabilische Auflösungen von ihnen absorbiren ließ. Alle jene Versuche hatten jedoch nur einen rein wissenschaftlichen Zwek, und Niemand kam vor mir auf die Idee, die Lebenskraft der Pflanzen als eine industrielle Kraft zu benüzen, um mit ihrer Hülfe die Hölzer in ihrer Masse mit gewissen Stoffen zu erfüllen, durch welche ihnen nicht nur eine größere Dauer gesichert, sondern auch neue Eigenschaften gegeben werden sollen. Die Operation kann an Bäumen, welche noch stehen, vorgenommen werden; denn man kann bei dem Querschnitte, den man macht, um die Saftgefäße mit der Auflösung, die man absorbiren lassen will, in Berührung zu bringen, an zwei gegenüberliegenden Seiten so viel Holz lassen, daß der Baum dadurch in seiner senkrechten Stellung erhalten wird. Dieses Verfahren ist mit einem geringeren Kostenaufwande verbunden, bewirkt die Sättigung des Holzes mit den fraglichen Substanzen am schnellsten, und wird daher auch von dem Erfinder in allen den Fällen, wo es thunlich ist, vorzugsweise angewendet. Ist der Baum einmal gänzlich von seinem Stoke getrennt, so vermindert sich die Aufsaugungskraft vom Augenblike der Fällung an; doch kann die Sättigung noch nach Ablauf von zwei Tagen und vielleicht noch nach längerer Zeit erfolgen. Die Aufsaugungskraft der Bäume ist zu verschiedenen Jahreszeiten verschieden; doch ist diese Verschiedenheit nicht an allen Arten dieselbe; im Allgemeinen ist sie im Herbste am lebhaftesten. Die Quantitäten, die ein Baum von Flüssigkeiten aufzusaugen vermag, sind sehr bedeutend; von neutralen Flüssigkeiten wird übrigens im Allgemeinen eine größere Menge aufgesaugt als von solchen, die sauer oder alkalisch reagiren. Eine vollkommene Durchdringung der Holzmasse wird durch die Aufsaugungsthätigkeit nie erreicht. An den weißen oder weichen Holzarten bleibt stets in der Mitte eine Röhre von verschiedenem Durchmesser, welcher der Sättigung widersteht. An den harten Hölzern sind es die innersten Theile, der sogenannte Kern, die ihre natürliche Beschaffenheit beibehalten. Es kommen in dieser Hinsicht an einer und derselben Holzart Unterschiede vor, die unstreitig zum Theil auf Rechnung des Alters des Baumes zu sezen, zum Theil aber auch anderen noch nicht genau erforschten Ursachen zuzuschreiben sind. Nachdem der Verf. erkannt hatte, daß der Herbst die für die Sättigung des Holzes günstigste Jahreszeit ist, stellte er sich die Frage: ob dieselbe Jahreszeit nicht auch die geeignetste zur Fällung jener Bäume sey, die keiner weiteren Behandlung zu unterliegen hätten. Gewöhnlich werden die Bäume im Winter gefällt, weil man glaubt, daß sie zu dieser Jahreszeit weniger Saft enthalten und mithin auch schneller und vollständiger austroknen. Diese Praxis hält nun Hr. V. für fehlerhaft. Er erkannte nämlich, daß die durchschnittenen Saftgefäße, auch wenn sie mit keiner Flüssigkeit in Berührung gesezt werden, doch stets ihre Aufsaugungskraft mehr oder minder üben; daß sie aber unter diesen Umständen nur Luft einsaugen, und zwar in um so größerer Menge, je thätiger die Lebenskraft des Baumes zu jenem Zeitpunkte war. Bei der Messung der Luftmenge, die ein unter die günstigsten Umstände gebrachter Baumzweig absorbirte, fand der Verf. mit Hülfe eines sehr einfachen Apparates, daß das Volumen der absorbirten Luft beinahe eben so groß war, als jenes des ganzen Zweiges. Diese Luft, sagt er, ersezt offenbar das aus den Blättern ausdünstende Wasser, und durch das Eindringen der Luft in das Innere des Holzes kann das Troknen desselben offenbar nur beschleunigt werden. Sollte man aus dieser Thatsache nicht schließen dürfen, daß man die Fällung der Bäume im Herbste und nicht im Winter vornehmen soll, und daß es zwekmäßiger wäre, den gefällten Bäumen ihre Blätter zu belassen? Wie bereits oben bemerkt worden, läßt der Verf. je nach den Zweken, welche er beabsichtigt, vermöge der Aufsaugungskraft der frisch gefällten Bäume verschiedene Substanzen absorbiren. Es bleibt somit anzugeben, welches diese Substanzen sind, deren er sich in den angedeuteten Fällen bedient. 1. Von der Sicherung des Holzes gegen äußere Einflüsse und gegen Insecten. Von dem Grundsaze ausgehend, daß alle die Veränderungen, welche die Hölzer erleiden, von den in ihnen enthaltenen auflöslichen Bestandtheilen herrühren, und daß es nicht möglich ist, ihnen diese auch durch ein noch so langes Auswaschen vollkommen zu entziehen, war das Augenmerk des Hrn. V. darauf gerichtet, chemische Agentien ausfindig zu machen, durch welche diese Bestandtheile in unauflösliche Körper verwandelt würden. Das rohe holzsaure Eisen, welches bekanntlich sehr wenig kostet, schien ihm allen den gewünschten Bedingungen zu entsprechen, und seine Erwartungen wurden auch durch die in seiner Abhandlung zusammengestellten Resultate seiner Versuche vollkommen bewährt. Wir begnügen uns hier nur einen dieser Versuche anzuführen. Die aus Kastanienholz gearbeiteten Reifen der Fässer gehen bekanntlich schon bei einem sehr kurzen Verweilen in den Kellern zu Grunde; sie boten daher eine ganz gute Gelegenheit zu einer schnellen Vergleichung der Dauer des präparirten Holzes mit der Dauer des unpräparirten. Im December 1838 wurden nun in Gegenwart einer von dem Präfecten der Gironde niedergesezten Commission an dieselben Fässer Reifen aus präparirtem Holze und gewöhnliche käufliche Reifen angelegt. Diese Fässer wurden an die feuchtesten Orte mehrerer Keller gebracht und im August 1839 wieder untersucht, wobei sich fand, daß die gewöhnlichen Reifen bis in die Tiefe, ja durch und durch zerstört worden, während die präparirten kaum eine merkliche Veränderung erlitten hatten. Die Anwendung des holzsauren Eisens schüzt übrigens das Holz nicht bloß gegen die zerstörenden Wirkungen der atmosphärischen Einflüsse, sondern es scheint dem Holze dadurch auch eine größere Widerstandskraft gegen die mechanischen Agentien ertheilt werden zu können. 2. Von der Biegsamkeit und Elasticität der Hölzer. Biegsamkeit und Elasticität des Holzes, sagt der Verf., werden namentlich in der Marine sehr hoch geschäzt. Hölzer, die diese Eigenschaften besizen und sie auch sehr lange beibehalten, versprechen so gute Dienste und eine so lange Dauer, daß man keinen Anstand nimmt, sie bedeutend hoher zu bezahlen. Obschon in vielen Fällen der Bau oder die Textur der Holzarten, und unter gewissen Umständen auch deren chemische Zusammensezung es sind, wodurch ihre Geschmeidigkeit und Elasticität erhalten wird, so sind diese Eigenschaften doch weit mehr von dem Grade der Feuchtigkeit, auf welchem sich die Holzarten erhalten, abhängig. Diesen zu bewahren, war auch einer der Hauptzweke, auf den der Verf. sein Augenmerk richtete. Wie er angibt, hat er diesen Zwek vollkommen dadurch erlangt, daß er Auflösungen zerfließender Salze von dem Holze einsaugen läßt. Er fügt bei, daß diese Salze übrigens nicht nur die Feuchtigkeit im Holze zurükhalten, sondern daß sie zugleich auch nach Art der öhligen Körper zu wirken scheinen, indem sie dem Holze eine weit größere Biegsamkeit geben, als es im Augenblike der Fällung besaß. Aus zahlreichen Versuchen hat sich ihm ergeben, daß die Mutterlaugen der Salinen, welche größtentheils aus zerfließenden salzsauren Salzen bestehen, und denen man bisher nur sehr wenig Nuzanwendung zu geben wußte, diesem Zweke sehr gut entsprechen. Die Salzauflösungen müssen jedoch, wenn sie ihre höchste Wirkung zeigen sollen, sehr concentrirt seyn; auch räth Hr. V., obwohl er glaubt, daß schon diese Salzauflösungen allein die Hölzer hinreichend vor Zerstörung schüzen dürften, sie lieber noch mit dem Fünftheile holzsauren Eisens zu vermischen. 3. Von der Verhütung des Werfens der Hölzer. Das verarbeitete Holz verändert unter den atmosphärischen Einflüssen fortwährend sein. Volumen; und verwendet man es vollends ehe es einen hinreichenden Grad von Trokenheit erlangt hat, so sind diese Veränderungen oft sehr bedeutend und daher mit großen Nachtheilen verbunden. Man hat sich schon vielfach mit Auffindung von Mitteln beschäftigt, wodurch die Austroknung des Holzes, die, wenn man sie der Natur überläßt, sehr viele Zeit erfordert, beschleunigt werden könnte; der Erfolg war jedoch bisher nur sehr gering. Niemand vor Hrn. Boucherie hat aber die Frage aufgeworfen, ob denn eine vollkommene Trokenheit des Holzes der einzige Zustand ist, durch welchen es verhindert wird, sich zu werfen. Von der Ansicht ausgehend, daß die Umfangsveränderungen der Hölzer davon herrühren, daß sie Substanzen enthalten, welche sehr gierig nach Wasser sind, und dieses abwechselnd abgeben und wieder aus der Luft aufnehmen, dachte er, daß wenn man diese Art von Schwämmen mit Feuchtigkeit gesättigt erhielte, ihr Umfang und mithin auch jener der ganzen Masse keine Veränderungen erleiden würde. Dieser Erforderniß war seiner Ansicht nach sehr leicht dadurch entsprochen, daß man die Hölzer vermöge ihrer Aufsaugungsthätigkeit mit zerfließenden salzsauren Salzen sättigte. Die in dieser Beziehung angestellten Versuche hatten gleichfalls einen vollkommen günstigen Erfolg. 4. Von der Verminderung der Entzündbarkeit und Brennbarkeit des Bauholzes. Nachdem einmal hergestellt gewesen, daß man den Hölzern durch deren Sättigung mit erdigen salzsauren Salzen eine gewisse Feuchtigkeit zu bewahren vermag, konnte man leicht voraussehen, daß man mit Hülfe eben dieser Substanzen nicht nur deren Entzündbarkeit bedeutend zu vermindern, sondern auch die Verbrennung ihrer Kohlen sehr zu erschweren im Stande seyn würde, indem sie durch die auf ihrer Oberfläche und in ihrem Inneren vorgehende Schmelzung der erdigen Salze gegen den Zutritt der Luft geschüzt wären. Das, was der Theorie nach vorausgesehen werden konnte, hat bei einer Reihe von Versuchen seine Bestätigung erlangt. Die mit den salzsauren Salzen behandelten Hölzer schließen, wie der Verf. sagt, die Möglichkeit einer jeden Feuersbrunst aus, die nicht durch fremdartige, eigentlich nicht zu dem Gebäude gehörige Stoffe und Gegenstände erzeugt und unterhalten wird. 5. Von der Färbung der Hölzer. Die Hölzer können sowohl durch mineralische als durch vegetabilische Farbstoffe gefärbt werden. In ersterem Falle wird das Holz nicht sowohl mit einer bereits gefärbten Substanz gesättigt, sondern man läßt von demselben Körper aufsaugen, aus denen sich sodann durch gegenseitige Zersezung ein dritter farbiger Stoff ablagert. So läßt sich das Holz blau färben, wenn man zuerst ein Eisensalz und dann blausaures Kali von demselben einsaugen läßt. Die vegetabilischen Farbstoffe dringen, wie Hr. B. bemerkt zu haben glaubt, nicht so leicht in das Holzgewebe ein, als die mineralischen; ja einige Hölzer nehmen gar nichts davon auf, wenn die angewendeten farbigen Flüssigkeiten auch noch so klar seyn mögen.