Titel: Verbesserungen in der Fabrication verschiedener essigsaurer Salze, worauf sich Adolph Röderer, in Wellington Street in der City of London, am 9. April 1859 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 77, Jahrgang 1840, Nr. LI., S. 213
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LI. Verbesserungen in der Fabrication verschiedener essigsaurer Salze, worauf sich Adolph Roͤderer, in Wellington Street in der City of London, am 9. April 1859 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Jul. 1840, S. 40. Roͤderer's Verbesserungen in der Fabrication verschiedener essigsaurer Salze. Die verschiedenen Processe, deren man sich bisher zur Darstellung der essigsauren Salze, und namentlich des Bleizukers bediente, beruhten darauf, daß man die Basis mit concentrirter oder verdünnter flüssiger Essigsäure vermischte. Dieses Verfahren ist jedoch mit mehreren ernstlichen Nachtheilen verknüpft, unter denen namentlich der große Aufwand an Brennmaterial, an Apparaten, an Arbeitslohn und an Zeit, der Verlust an Säure und die Schwierigkeit, sich auf diese Weise Salze von vollkommener Reinheit und Krystallisation zu verschaffen, angeführt werden müssen. Den meisten dieser Nachtheile wird nun durch das von mir verbesserte Verfahren entweder ganz oder doch in bedeutendem Grade gesteuert. Meine Erfindung beruht nämlich darauf, daß ich die Essigsäure als Dampf und nicht in flüssiger Form auf die Basen wirken lasse. Ich nehme ein Gefäß, welches einen Rauminhalt hat, welcher der Masse, mit der ich auf einmal zu arbeiten gedenke, entspricht, und welches aus irgend einem von der Säure nicht leicht angreifbaren Materiale besteht. Dieses Gefäß verschließe ich oben mit einem luftdicht schließenden Dekel, den ich auf irgend eine Weise gehörig versichere; in dem unteren Theile desselben bringe ich dagegen entweder einen mit feinen Löchern versehenen falschen Boden oder eine mehrere Windungen machende, gleichfalls durchlöcherte Röhre an, so daß durch diese Löcher Dampf frei ausströmen kann. Zur Verhütung des Verlustes an Säure bringe ich ferner in verschiedenen Höhen über einander mehrere, dem erwähnten falschen Boden ähnliche durchlöcherte Scheidewände an. Nachdem aus jeden dieser Böden, wenn ich Bleizuker zu fabriciren gedenke, eine Schichte Bleiglätte, oder, wenn es sich um die Erzeugung eines anderen essigsauren Salzes handelt, eine andere Basis gestreut worden, seze ich den Dekel so auf, daß er genau schließt. Sodann verwandle ich mittelst eines gewöhnlichen Destillirapparates starke oder schwache, reine oder unreine Essigsäure in Dampf, und den hiebei entwikelten Dampf leite ich mittelst einer Röhre in das erwähnte durchlöcherte Schlangenrohr oder in den zwischen dem wahren und dem falschen Boden befindlichen Raum, damit er sich von hieraus allerwärts zwischen den Scheidewänden verbreite, mit der Basis eine Verbindung eingehe, und als essigsaures Salz auf den Boden des Gefäßes niederfalle. Da das Salz bei seinem Niederfallen überall mit den aufsteigenden Essigdämpfen in Berührung kommt, so wird es hiedurch vollends in neutralen Zustand versezt werden. Die emporsteigenden, mehr wässerigen Theile des Dampfes werden von den über einander angebrachten Basisschichten vollends ihrer Säure beraubt, so daß sie am Ende bloßen Wasserdampf bilden, den ich zulezt durch eine oder mehrere Röhren am Scheitel des Gefäßes entweichen lasse. Da dieser Dampf jedoch immer noch beinahe die Siedhize haben wird, so leite ich ihn durch ein Schlangenrohr, um mittelst der in ihm enthaltenen Wärme die essigsauren Salze oder Mutterlaugen abzudampfen. Die Destillation der Säure seze ich so lange fort, bis das in dem Gesäße enthaltene essigsaure Salz den zur Krystallisation genügenden Grad von Concentration erlangt hat. Daß dieß der Fall ist, erkennt man leicht, wenn man bei dem am Boden des Gefäßes angebrachten Hahne, durch den man zulezt das Gefäß entleert, etwas von der Flüssigkeit zur Probe abläßt. Wenn sich die Operation zu Ende neigt und sich folglich beinahe alle Basis mit der Säure verbunden hat, so enthält der aus dem Gefäße austretende Dampf auch eine gewisse Menge Säure. Damit nun diese Säure nicht verloren gehe, was der Fall seyn würde, wenn man den Dampf in die Luft entweichen ließe, so leite ich den Dampf in ein zweites Gefäß, welches ebenso eingerichtet ist wie das erste, dabei aber so mit Basis überfüllt ist, daß jedes Theilchen Säure, welches bis zur Beendigung der Operation in dem ersten Gefäße aus diesem entweicht, an die Basis gebunden werden muß. Die große, mit meinem Verfahren verbundene Ersparniß an Brennmaterial geht daraus hervor, daß dasselbe da aufhört, wo das gewöhnliche Verfahren beginnt, und daß die Mutterlauge von der in dem Wasserdampfe enthaltenen Wärme abgedampft wird. Mein Apparat ist sehr einfach und wohlfeil; und da er selbstthätig ist, erspart er auch viele Arbeit. Da endlich die Temperatur der Salzauflösung die Temperatur des Dampfes nie übersteigen kann, so fällt das krystallinische Product auch von feinerer Qualität und besser aus, als gewöhnlich.