Titel: | Verbesserungen in der Steuerung der Schiffe, worauf sich John Rapson, Ingenieur in Emmett Street, Poplar, in der Grafschaft Middlesex, am 9. September 1839 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 77, Jahrgang 1840, Nr. LXII., S. 261 |
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LXII.
Verbesserungen in der Steuerung der Schiffe,
worauf sich John Rapson,
Ingenieur in Emmett Street, Poplar, in der Grafschaft Middlesex, am 9. September 1839 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of arts. Jun. 1840, S.
326.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Rapson's Verbesserungen in der Steuerung der Schiffe.
An dem gewöhnlichen zur Steuerung der Schiffe dienenden und mit Rädern versehenen
Apparate ist das Steuerreep direct mit dem Ende des Helmstokes (tiller) verbunden, so daß es also bei seiner Bewegung je
nach dem Radius des Helmstokes eine Curve beschreibt. Wenn man daher das Rad zum
Behufe der Steuerung des Fahrzeuges bewegt, so muß viel erschlafftes Steuerreep
aufgewunden werden; auch kann man sagen, daß während dieses Auswindens der Helmstok
und mithin auch das Steuerruder nicht unter gehöriger Aufsicht und Controle ist. Da
aber ein großer Nachtheil daraus erwächst, daß das Ruder nicht jederzeit unter
Commando steht und durch jede Bewegung des Rades nicht nach der einen oder nach der
anderen Seite bewegt werden kann; da vielmehr dem Rade eine bedeutende Bewegung
gegeben werden muß, bevor das Steuerreep gespannt wird; da ferner der an dem Rade
stehende Mann durch plözlich auf das Ruder wirkende Gewalten nicht selten von dem
Rade hinweggeschleudert wird, so habe ich, um diesen Nebeln abzuhelfen, die
Steuerreeps in der Art angebracht, daß sie beständig gespannt sind, und daß der
Helmstok sowohl als das Steuerruder durch jede Bewegung des Rades gleichfalls in
Bewegung gerathen müssen. Es versteht sich übrigens von selbst, daß die meiner
Erfindung gemäß anzubringenden Steuerreeps nach der Größe der Fahrzeuge von größerer
oder geringerer Stärke seyn müssen.
Fig. 35
zeigt einen meiner Erfindung gemäß eingerichteten Steuerungsapparat, den man in Fig. 36 in
einem Grundrisse sieht. Er ist hier von der einfachsten Art, und für solche Fälle,
in denen kein großer Aufwand an Kraft erforderlich ist, geeignet. a ist ein Theil des Gestelles, in welchem die Welle des
Steuerrades ruht. Dieses leztere selbst mitsammt seiner Trommel sieht man bei b; es ist in allen seinen Theilen den gewöhnlich
gebräuchlichen Steuerrädern vollkommen ähnlich. Das Steuerreep c, c ist an dem Schieber d
befestigt, über die
Leitungsrollen f, f geführt, und nachdem es 3 bis 4 mal
um die an der Welle des Steuerrades befindliche Trommel geschlungen worden, an
dieser lezteren befestigt. Der Schieber d spielt
zwischen den Führern oder Platten e, e, welche aus Holz
oder einem anderen geeigneten Materiale bestehen können. An diesem Schieber befindet
sich eine Dille oder Hülse, in der sich das Ende des Helmstokes mit Leichtigkeit
schiebt, und die sich selbst mit Leichtigkeit um ihre Achse dreht. Leztere ist in
Löcher eingesezt, die in dem oberen und unteren Balken des Schiebers für sie
angebracht sind. Die beiden Balken des Schiebers sind, wie man aus Fig. 35 sieht, durch
Schrauben und Schraubenmuttern mit einander verbunden. Es erhellt hieraus, daß das
Steuerreep stets und jederzeit aufgewunden seyn wird, denn der Schieber bewegt sich
stets in einer geraden Linie und nicht in der Curve, welche das Ende des Steuerreep
beschreibt. Bei der Bewegung des Schiebers von der einen Seite zur anderen wird sich
der Helmstok frei in der Hülse bewegen und mithin wird der Helmstok und somit auch
das Steuerruder beständig in der Macht des an dem Rade stehenden Steuermannes seyn.
Dieser wird daher nie schlaffes Steuerreep aufzuwinden haben, und das Ruder wird in
jedem Augenblike bewegt werden können, da sich das Rad nach keiner Richtung bewegen
läßt, ohne daß sich nicht unmittelbar seine Wirkung auf das Ruder äußert. Endlich
sind auch alle die Unglüksfälle, denen der Steuermann sonst durch plözliche
gewaltsame Wirkung der See auf das Ruder ausgesezt ist, und die nicht so selten
vorkommen, wenn das Ruder während des Auswindens des schlaffen Steuerreeps sich
selbst überlassen ist, unmöglich gemacht.
Fig. 37 zeigt
eine Modification meines Apparates, welche man in Fig. 38 auch im
Grundrisse sieht. Es sind hier zur Bezeichnung der einzelnen Theile die bei Fig. 35 und
36
gebrauchten Buchstaben beibehalten. Das Steuerreep ist in diesem Falle noch über
zwei Rollen g, g geführt, an deren Enden sich Sperrräder
befinden, in welche die beiden Sperrkegel h, h
einfallen. Der Zwek dieser beiden Rollen ist, die durch die See veranlaßten
plözlichen Erschütterungen des Ruders dem Steuermanne minder fühlbar zu machen. Der
einzige Unterschied, welcher in der Steuerung mit diesem und dem zuerst
beschriebenen Apparate besteht, liegt darin, daß die eine der beiden Rollen g, g sich stets bewegt, während die andere durch ihren
Sperrkegel unbeweglich erhalten wird, und daß also das Steuerreep über die
Oberfläche der stehenden Rolle geschleppt wird.
Es sind ferner an diesen Figuren die Leitungsoberflächen der Schieber, so wie auch
diese selbst und die Hülfe etwas anders gebaut als in Fig. 35; denn die Hülfe
umfaßt hier den Helmstok nur theilweise, und der Zapfen, um den sich die Hülse bewegt,
sezt durch den Helmstok. Ich habe diese Modificationen hier hauptsächlich nur
angebracht, um zu zeigen, daß ich mich keineswegs an eine bestimmte Form und
Anordnung der Theile binde, in so lange die Steuerreeps in der Art angebracht sind,
daß sie stets aufgewunden oder gespannt sind.
Fig. 39 ist
ein Aufriß; Fig.
40 ein seitlicher Aufriß, und Fig. 41 ein Grundriß
eines meiner Erfindung gemäß gebauten Apparates, an welchem zur Erzielung von Kraft
eine geeignete Rollenvorrichtung angebracht ist. Fig. 42 ist ein ähnlicher
Grundriß, wie Fig.
41, nur sind an demselben die Steuerreeps weggelassen, damit die anderen
Theile deutlicher sichtbar werden. Auch an diesen Figuren sind die bereits früher
gebrauchten Buchstaben beibehalten; und der ganze Unterschied liegt eigentlich in
der Anwendung von einigen Rollen zur Erzielung einer größeren Kraft, unter
Beibehaltung des Steuerungssystemes mit aufgewundenen oder gespannten Steuerreeps.
Das eine Ende des Steuerreeps ist hier an dem Punkte i
des Gerippes der Platform festgemacht; sodann zum Theile um eine der Rollen j, welche sich an dem Schieber d befinden und deren Beschaffenheit aus der Zeichnung erhellt,
geschlungen; hierauf zum Theil um die Rolle k geführt;
dann in einigen Windungen um die an der Welle des Steuerrades befindliche Trommel
gewunden; ferner zum Theil um die an dem Schieber angebrachte Rolle m geschlungen, und endlich mit seinem anderen Ende an
einem Ringe n, der in das Geripp der Platform
eingelassen ist, befestigt. Durch diese Einrichtung wird zwar allerdings die
Geschwindigkeit, mit der die Bewegung von dem Helmstoke an das Steuerruder
fortgepflanzt wird, bedeutend vermindert, dafür aber auch die Kraft verhältnißmäßig
gesteigert. Wie man aus der Zeichnung ersieht, sezt der Zapfen oder die Spindel der
Rollen j und m durch den
Helmstok, dessen Ende aus drei eisernen Platten besteht, von denen jede eine Spalte
oder ein Fenster hat, worin sich die Spindeln dieser Rollen j, m bewegen, und die also gleich der Hülse in Fig. 35 wirken, so daß
sich der Helmstok bewegt, wenn sich der Schieber d
bewegt, obwohl dem Helmstok in Bezug auf den Schieber d
verschiedene Stellungen gestattet sind.
Fig. 43 zeigt
eine andere zur Erzielung von Kraft bestimmte Rollenvorrichtung. Hier haben nämlich
die Rollen j und m ihre
eigenen von dem Schieber d getragenen Spindeln, und in
dem Ende des Helmstokes befindet sich eine Spalte, die sich an einem in der Mitte
des Schiebers d angebrachten Zapfen bewegt.