Titel: Ueber Krapp, die Benuzung des Krapproths zum Tafeldruk und das Verhalten dieses rothen Farbstoffes gegen einige Salze; von Dr. Gräger in Mülhausen.
Fundstelle: Band 77, Jahrgang 1840, Nr. LXXIV., S. 295
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LXXIV. Ueber Krapp, die Benuzung des Krapproths zum Tafeldruk und das Verhalten dieses rothen Farbstoffes gegen einige Salze; von Dr. Graͤger in Muͤlhausen. Aus Erdmann's u. Marchand's Journal fuͤr prakt. Chemie 1840, Nr. 13 u. 14. Graͤger, uͤber das Krapproth des Hrn. Weiß in Muͤlhausen. Der Güte meines ehemaligen Collegen, des Hrn. Weiß hier, verdanke ich einige Mittheilungen, den Krapp betreffend, die mir einer weiteren Verbreitung werth scheinen. Es ist wohl allgemein bekannt, daß die im Handel vorkommenden Krappsorten, der Nüance und der Menge ihres Farbstoffes nach oft mehr oder weniger von einander abweichen. Diese Verschiedenheiten scheinen eines Theils abhängig vom Boden, in welchem der Krapp erzogen ist, anderen Theils aber auch davon, ob in der Krappsorte mehr die holzigen oder die faserigen Theile der Wurzeln vorherrschen. Diese Verschiedenheiten sind jedoch von geringem Einflusse auf die technische Bearbeitung des Krapps. Nicht so verhält sich dieses, wenn der Krapp durch Zusaz der Beizmittel Abweichungen zeigt. Es kommt alsdann alles darauf an, wenn man den Krapp mit dem größten Nuzen behandeln will, die Natur dieser Beizmittel zu kennen und hienach sein Verfahren zur Ausziehung des Krapps einzurichten. Kann man die Natur der Beize nicht prüfen und danach seine Methode bestimmen, so ist das Gelingen dem Zufalle unterworfen, und Klagen über verdorbene Krappflotten werden hievon die Folgen seyn. Hr. Weiß hat sich also schon dadurch, auf die Nothwendigkeit der Prüfung der angewandten Beizmittel aufmerksam gemacht zu haben, um die Krappfärberei ein großes Verdienst erworben. Im Verlaufe seiner Versuche ist Hr. Weiß auch auf die Vermuthung gekommen, es enthalte die Wurzel der Rubia tinctorum nur einen rothen Farbstoff, und aus seinen mir hierüber gemachten Mittheilungen scheint mir hervorzugehen, daß die verschiedenen rothen Farbstoffe dieser Wurzel nur verschiedene Oxydationsstufen desselben Radicals sind. Hier muß ich es sehr bedauern, nicht Mehreres mittheilen zu können; Hr. Weiß durfte aus anderen Gründen auch mir hierüber keine genaueren Angaben machen; denn sein Verfahren (welches er geheim hält) scheint gerade darauf zu beruhen, daß er das Radical dieses rothen Farbstoffes auf derjenigen Stufe der Oxydation zu erhalten weiß, wo es in den geeigneten Mitteln am auflöslichsten ist. Nach der Methode des Hrn. Weiß wird das Krapproth in Breiform erhalten, und Hr. Weiß hat versucht, dasselbe in diesem Zustande zum Tafeldruke anzuwenden. Die Manipulation des Bedrukens ist Hrn. Weiß noch nicht recht geläufig; er hat deßhalb einige Färber zu gleichen Versuchen veranlaßt, aus denen sich ergibt, daß diese Art der Anwendung für den Tafeldruk von der größten Wichtigkeit zu werden verspricht, sowohl was Dauerhaftigkeit der Farbe, als Schnelligkeit des Färbens anlangt. Das von Hrn. Weiß hiebei befolgte Verfahren ist dieses. Die gebeizten Zeuge werden mit Krapproth bedrukt, 24 Stunden lang getroknet, dann in einem verschlossenen Raume eine Stunde der Einwirkung von Wasserdämpfen ausgesezt, hierauf vollkommen wieder getroknet und endlich ausgespült. Nach der Art der Beize, welche man den Zeugen gegeben hat, ist, wie nicht anders zu erwarten, die Farbe des Drukes verschieden. Hr. Weiß hat hierüber viele Versuche, doch größtentheils nur mit Salzmischungen angestellt. Hiebei hat es sich noch ergeben, daß nicht immer concentrirte Laugen zum Beizen notwendig, daß sie dagegen in vielen Fällen nachtheilig sind. Folgende Combinationen von Salzen sind zum Beizen der Zeuge für den Druk geprüft worden: Nr. 1 – 6 incl. geben Ziegel- bis Zinnoberroth,  –   7 Violett, Nr. 8 Orange,  –   9 – 16 Rothviolett oder Violettroth,  – 17 Gelb. Die Verhältnisse sind für 2 Pfd. Wasser berechnet.   1) 30 Gran Alaun und 5 Gran Zinnchlorür.   2) 30   –   –  –   5   –   arseniksaures Kali.   3) 30   –   –  –   5   –   Salmiak.   4) 1 Loth essigsaure Thonerdeflüssigkeit (= 33 Gr. Alaun).   5) 110 Gr.    –     – und 5 Gr. Oralsäure.   6) 2 Unzen    –     – (= 1/2 Unze Alaun) und 40 Gran Bleizuker.   7) 60 Gran essigsaure Thonerdeflüssigkeit (= 12 1/2 Gr. Alaun) mit 60 Gr. schwefelsaurem Eisenoxydul.   8) 120 Gr. essigsaure Thonerdeflüssigkeit mit 60 Gr. Zinnchlorür.   9) 40 Gran kohlensaures Kali. 10) 40   – essigsaure Thonerdeflüssigkeit. 11) 40   – Brechweinstein. 12) 40   – weinsteinsaures Natron. 13) 40   –   –    –,    2 Pfd. Kalkwasser. 14) 80   – Salpetersäure, 2 Pfd. Kalkwasser. 15) 40   – Bleizuker. 16) 40   – doppelt-kohlensaures Natron. 17) Zinnchlorür mit Wasser; hier ist das Verhältniß nicht angegeben. Wenn man eine durch diese Beizen erhaltene Farbenmustertafel betrachtet, so scheint es fast, als hänge der Erfolg sowohl von der Concentration der Lauge, als auch von der Natur des Beizmittels ab. Es gaben z.B. 40 Gr. essigsaure Thonerdeflüssigkeit und 2 Pfd. Wasser Violettroth und 40 Gr. Bleizuker und 2 Pfd. Wasser Dunkelviolett. Dagegen gaben 2 Unzen essigsaure Thonerdeflüssigkeit und 10 Gr. Bleizuker mit 2 Pfd. Wasser ein feuriges Ziegel-Zinnoberroth. Großen Gewinn kann man sich noch versprechen, wenn die Einwirkung eines jeden Salzes für sich untersucht wird. Uebrigens sind mir noch keine ähnlichen Versuche wie die vorstehenden bekannt geworden, und es dürfte deren weiterer Verfolg zu den wichtigsten Entdekungen für die praktische Färberei führen.