Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 78, Jahrgang 1840, Nr. XLIX., S. 234
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XLIX. Miszellen. Miszellen. Ueber Clegg's Luft-Eisenbahn. Der Ingenieur-Premierlieutenant C. Beyse, von welchem Bemerkungen uͤber die sogenannte Luft-Eisenbahnen im vorhergehenden Hefte des polytechnischen Journals S. 156 mitgetheilt wurden, veroͤffentlicht im Koͤlner Organ fuͤr Handel und Gewerbe Nr. 118 folgende Thatsachen, welche ihm von einem in England wohnenden Freunde, der den Versuchen auf jener Eisenbahn selbst beiwohnte, zukamen: Das 1/2 englische Meile lange Stuͤk Probebahn (auf der Thames und Bristol-Junction-Eisenbahn) besteht aus zwei gegen den Horizont geneigten Ebenen, deren untere 1/120 und die obere 1/115 ansteigt. – Die Roͤhre enthaͤlt 9'' im innern Durchmesser, ist nicht ausgebohrt, sondern 1/10 Zoll dik mit gepreßtem Talg uͤberzogen, welcher den Kolben luftdicht haͤlt. Der obere Schliz ist 1 1/2 engl. Zoll weit. Der Lederstreifen, welcher als Ventil dient, liegt auf einem der Roͤhre am Schliz angegossenen Rande, und wird durch auf diesen Rand geschraubte Eisenstaͤbe festgehalten, so daß er als ein Charnier wirkt. Auf der andern Seite des Schlizes liegt er in einem Falze, der, mit Bienenwachs und Talg ausgeschmiert, denselben luftdicht macht. Dieser Lederstreifen oder das Ventil ist oben und unten mit einer eisernen Platte versehen, wovon die obere etwas uͤber den Schlizraͤndern vorsteht. Die untere Platte dagegen ist genau nach dem Kaliber der Roͤhre bearbeitet und mit gepreßtem Talg uͤberzogen. Diese Platten sind unabhaͤngig von einander. Ueber dem Ventil befinden sich Eisenplatten von 5'' Laͤnge, welche sich wie Fischschuppen, der Laͤnge der Roͤhre nach, uͤberdeken, um Schnee und Regen abzuhalten. In diese so zugerichtete Roͤhre paßt ein Kolben, und einige engl. Fuß hinter demselben sizen zwei staͤhlerne Raͤder, welche das Ventil oͤffnen. 6 Fuß hinter dem Kolben ist die senkrechte Zugstange im rechten Winkel mit der Kolbenstange verbunden. Hinter der senkrechten Stange befindet sich ein drittes staͤhlernes Rad, welches die Ventile und Schuzplatten niederdruͤkt, und hinter diesem eine kupferne etwa 10' lange Roͤhre mit einem Zugofen, dessen Hize die Schmiere schmilzt und dadurch das Ventil genau luftdicht verschließt. Eine stehende Dampfmaschine von 16 Pferdekraft mit 37 1/2zoͤlliger Luftpumpe und 22 1/2 Zoll Kolbenhub, macht in der Minute 40 bis 43 Hube. Die Luftsaugeroͤhre hat 9'' Durchmesser, wie die Triebroͤhre, worin sich der Kolben bewegt, an welchem die Wagenzuͤge befestigt sind. Die Luftverduͤnnung wird in der 1/2 Meile langen Roͤhre in 1 1/2 Minuten bis auf 18 bis 20'' Queksilber bewirkt, so daß auf jeden Quadratzoll nur 9 Pfd. nuzbarer Atmosphaͤrendruk gerechnet werden kann. Die 9zoͤllige Roͤhre hat 63,62 Quadratzoll Flaͤche, gibt 9 × 63,62 Pfd. = 572,58 Pfd. Kraft, wovon durch die Reibung etc. in jedem Fall noch viel verloren geht. Der Apparat (als Kolben, Raͤder, Stangen, Roͤhre, Ofen) wiegt 1 Ton. Zwei Wagen wiegen 4   – 35 Personen wiegen 3   – ––––– Summa 8 Ton. Die Bahn wurde in 20 Sectionen, jede zu 2 Ketten oder 44 Yards Laͤnge abgetheilt. Am Fuße der Rampe von 1/120 wurde nun der Kolben in die Roͤhre gebracht, nachdem das Vacuum bis auf 18'' Queksilber hergestellt war. Die Maschine blieb im Arbeiten und der Zug sezte sich in Bewegung mit zwei Wagen oder 8 Ton. Last (7 Ton. ohne Apparat). Es wurden durchlaufen: Die erste Section in 7 Secunden oder mit 13 engl. Meil. Geschwind. per Std. zweite 6       – 15     – dritte 5       – 18     – vierte 4       – 22 1/2     – alle uͤbrigen aber 4       – Die Kraft war also bei dieser Geschwindigkeit von circa 38 engl. Fuß in der Secunde zu Anfang der Bewegung, nur circa 150 Pfd. zur Ueberwaͤltigung der Steigung von 1/120 und es blieben fuͤr den Zug zur Ueberwaͤltigung der Reibung in den Buͤchsen und auf den Schienen am Kolben etc. 422,58 Pfd. uͤbrig. Wurde nur 4 Wagen mit 18 Passagieren angehangen, so durchlief derselbe bei 4 1/2 Ton. Bruttolast, incl. Apparat Die erste Section in 6 Secunden oder mit 15 engl. Meil. Geschwind. per Std. zweite 5       – 18     – dritte 4       – 22 1/2     – vierte 3       – 30     – Die Roͤhren sollen auf den Stationen, wo die Maschinen stehen, 100 bis 300 Yards von einander entfernt zu liegen kommen und die Zuͤge sich durch ihr eigenes Beharrungsvermoͤgen bis an die naͤchste Roͤhre bewegen, das Verschlußventil oͤffnen und nun wieder durch den luftleeren Raum fortgeschafft werden, wie in der ersten Roͤhre etc. Neuer Dampfbrander. Unter den maͤchtigen Kriegsmaschinen, welche in Woolwich vorbereitet werden, sind keine fuͤrchterlicheren, als die Dampfbrander, sogar nach dem Infernal, welcher einen Feuerstrahl so weit wirft, als die staͤrksten hydraulischen Drukwerke einen Wasserstrahl. Diese Brander bestehen in zwei konischen, wie Faͤsser bereiften Spindeln von Brettern verfertigt. Diese Kegel werden an den beiden Seiten eines 80 bis 90 Fuß langen Tannenbalkens befestigt. Auf dieser Art Floß errichtet man eine jener alten Dampfmaschinen von 6 bis 15 Pferdekraft, die man sehr haͤufig zum Preis des alten Eisens haben kann, und an den Vordertheil bringt man eine einzige, bis zur Muͤndung geladene, Paixhans-Kanone. Diese Maschine wird mit ihrer ganzen Geschwindigkeit waͤhrend der Nacht gegen die Seite des feindlichen Schiffes abgeschossen. Die mit Eisen beschlagene Spize des Balkens dringt in den Kiel, und der Stoß entzuͤndet die Kanone, welche ein ungeheures Loch in den unterhalb des Wassers befindlichen Theil des Schiffes schlaͤgt, wodurch dasselbe sogleich in den Grund gebohrt wird. Diese Brander haben die besondere Eigenschaft, daß sie, wenn kein Schiff vorhanden ist, an welches sie stoßen koͤnnen, ihren Weg in gerader Linie fortsezen, worauf sie dann ein Dampffahrzeug in einer oder zwei Meilen der Breite wieder zusammenholt, damit sie, wenn sie wieder mit Kohlen beschikt worden sind, von Neuem wieder ausgesendet werden koͤnnen. Hundert solche Maschinen reichen hin, um hundert Kriegssegelschiffe zu vernichten, welche ihnen nicht entgehen koͤnnen, und sie kosten nicht mehr als 8 bis 10,000 Fr. Man hat ihnen den Namen Javelots de mer (Meerstoßschlangen oder Wurfspieße) beigelegt, aber die Seeleute nennen sie navettes de mer (See-Weberschiffe), weil sie, wie die Weberschiffe, hin und her geworfen zu werden bestimmt sind, bis sie ein feindliches Schiff erreicht haben. So koͤnnen zwei Handels-Dampfschiffe, ohne andere Munition als Steinkohlen, mit dem groͤßten Kriegsschiffe fertig werden, indem sie es zwischen sich nehmen und sich außer seiner Schußweite halten. (Auszug aus einem Artikel von Thomas Don, Civilingenieur, im Echo du monde savant, 1840, No. 569.) Werth und Gewicht eines Schiffes. Werth. Hr. Baron Tupinier bestimmt die Schaͤzung des Werthes der franzoͤsischen Linienschiffe auf folgende Weise: Schiff ersten Ranges (120 Kanonen) 2,562,000 Fr., wovon 1,280,000 Fr. fuͤr das Schiff selbst (la coque), 902 000 Fr. fuͤr die Ausruͤstung, und 380,000 Fr. fuͤr die Artillerie. Schiff zweiten Ranges (100 Kanonen) 2,297,000 Fr., wovon 1,115,000 Fr. fuͤr das Schiff selbstDas Gebaͤude des Schiffes zweiten Ranges, Herkules, welches in Toulon im J. 1836 vom Stapel lief, kostete 1,433,374 Fr., oder 318,374 Fr. uͤber den Anschlag des Hrn. Tupinier., 839,000 Fr. fuͤr die Ausruͤstung und 343,000 Fr. fuͤr die Artillerie. Schiff dritten Ranges (90 Kanonen) 2,074,000 Fr., wovon 1,005,000 Fr. fuͤr das Schiff selbst, 729,000 Fr. fuͤr die Ausruͤstung und 313,000 Fr. fuͤr die Artillerie. Schiff vierten Ranges (80 Kanonen) 1,801,000 Fr., wovon 953,000 Fr. fuͤr das Schiff selbst, 576,000 Fr. fuͤr die Ausruͤstung und 270,000 Fr. fuͤr die Artillerie. Nach speciellen Berechnungen, welche im J. 1776 gemacht wurden, taxirt der Admiral Thévenard die Kosten eines Schiffgebaͤudes fuͤr 120 Kanonen auf 796,000 Fr., wovon 140,000 Fr. auf den Arbeitslohn und 656,000 Fr. auf das Material kommen; dieß betraͤgt 484,000 Fr. weniger als heutzutage, ein Unterschied, welcher bei der Erhoͤhung des Arbeitslohnes und des Preises des Materials in dem Zeitraume eines halben Jahrhunderts leicht begreiflich ist. Gewicht. Der Admiral Thévenard schaͤzt das Gewicht eines Schiffes von 120 Kanonen, das auf sechs Monate ausgeruͤstet ist, auf 5,083 Ton., naͤmlich: Gewicht des ausgerehdeten Gebaͤudes mit seinen Ankern und Schaluppen 2,716 1/4 Ton.; Gewicht des Ballastes 400 Ton.; Gewicht der Artillerie und Munition 530 1/4 Ton.; Gewicht der Mannschaft mit Gepaͤke und Effecten 238 1/4 T. und das Gewicht der Lebensmittel und Zubehoͤr 1,197 1/2 Ton. Die Schaͤzung des Totalgewichtes eines Schiffes von 100 Kan. betraͤgt nach demselben Admiral 4,666 1/4 Ton. Die eines Schiffes von 90 Kanonen 4,222 3/4 Ton. Die eines Schiffes von 80 Kanonen 3,620 1/4 Ton. Die eines Schiffes von 74 Kanonen 2,925 1/2 Ton. Hr. Bourdet de Villehuet schaͤzt ein Schiffsgebaͤude von 74 Kan. nur auf 1,640 1/2 Ton. – Nach demselben hat ein Schiff von 74 Kan. unter Segel mit seiner Artillerie, Munition, Kriegsmannschaft und Lebensmitteln fuͤr ein halbes Jahr 4,553 Ton. oder 9,106,000 Pfd. (Echo du monde savant, 1840, No 563 S. 472.) Ueber die Leistungen der Centrifugal-Troknenmaschinen für Wollenzeuge etc. Die im polytechn. Journal Bd. LXXVI. S. 30 beschriebene Centrifugal-Troknenmaschine (auch hydro-extracteur genannt) eignet sich besonders fuͤr Tuchfaͤrbereien zum Ausziehen des Wassers aus den Wollengeweben, aber auch fuͤr Kattun- und Wollenmusselindrukereien, Garnfaͤrbereien und Bleichanstalten. Hr. Mathieu Mieg (4, rue de Trevise) in Paris liefert solche Maschinen im Preise von 1000–2600 Fr. Es kostet naͤmlich eine Maschine mit einem Behaͤlter von 25 Zoll Durchmesser, welcher zwei Wollenmusselin- oder Kattunstuͤke faßt, 1000 Fr.; mit Behaͤlter von 30 Zoll Durchm., welche 3 Wollenmusselin- oder Kattunstuͤke faßt, 1500 Fr.     – 33 4        –        – 1800 –     – 36 5        –        – 2300 –     – 38 6        –        – 2500 –     – 39 7        –        – 2600 – Die drei lezteren Groͤßen, besonders aber ein Durchmesser des Behaͤlters von 39 Zoll, sind fuͤr Drukereien am geeignetsten und erfordern ein Local von beilaͤufig 10 Fuß Laͤnge auf 8 Fuß Breite. Die noͤthige Triebkraft betraͤgt so ziemlich eine Pferdekraft. Die kleinen Maschinen machen 2500 Umgaͤnge in der Minute, die großen nur 1500; diese Geschwindigkeit kann ohne Nachtheil fuͤr den kupfernen Behaͤlter und folglich ohne Gefahr nicht viel hoͤher gesteigert werden. In eine Maschine, welche 2600 Fr. kostet, kann man 7–8 Stuͤke Wollenmusseline und 6–7 Stuͤke Calico's legen; das Wasser ist je nach der angewandten Geschwindigkeit in 6–10 Minuten ausgetrieben. Sobald der Cylinder sich umzudrehen anfaͤngt, lauft das Wasser durch eine Roͤhre in einen unter dem Apparate befindlichen Trog, und der die Zeuge enthaltende Behaͤlter (Cylinder) soll nur nach und nach schneller umgedreht werden, naͤmlich in dem Maaße, als weniger Wasser abzulaufen anfaͤngt; die Operation ist beendigt, wenn kein Wasser mehr ablauft. Der Arbeiter sorgt dann dafuͤr, daß sich die Geschwindigkeit der Maschine vermindert, und nach einiger Zeit zieht er lederne Handschuhe an, um mit den Haͤnden den Gang des Cylinders noch mehr zu maͤßigen und ihn endlich ganz zum Stillstehen zu bringen. Er nimmt hierauf den Dekel vom Cylinder ab und zieht die Stuͤke in einen Trog heraus; sie muͤssen sich feucht anfuͤhlen, ohne beim Angreifen die Haut zu nezen. Die Stuͤke lassen sich nun in kurzer Zeit ganz troknen, im Sommer an freier Luft, im Winter aber dadurch, daß man sie eine Viertelstunde lang in einen geheizten Rechen haͤngt oder uͤber Dampfcylinder passirt. Uebrigens koͤnnen nicht nur aͤchtfarbig, sondern auch falschfaͤrbig gedrukte Kattune mittelst dieser Maschine getroknet werden; besonders gut eignet sie sich fuͤr Stuͤke, welche appretirt werden sollen, weil man solche sehr schnell auf denjenigen Feuchtigkeitsgehalt herabbringen kann, der zum Appretiren erforderlich ist. Soyer's galvanisches Verfahren zum Copiren von Bildhauergegenständen. Hr. Soyer hat die uͤber Jacobi's Verfahren erschienenen Nachrichten mit so vielem Erfolge benuzt, daß er im Echo du monde savant (1840, Nr. 569) eine ausfuͤhrliche Anleitung zu geben im Stande ist. Er ist weit entfernt, sich de Erfindung anmaßen zu wollen, und hat den Apparat nur modificirt, welchen er, wie folgt, beschreibt. In einem bleiernen Gefaͤße befindet sich ein Behaͤlter von roher Thierhaut, welcher wieder einen Cylinder von Zink umschließt, der von Innen und Außen mit verduͤnnter Schwefelsaͤure umgeben ist. Dieß Alles ist zu einer galvanischen Batterie angeordnet. In einem in der Naͤhe dieser Batterie stehenden, hinlaͤnglich weiten Gefaͤße befindet sich schwefelsaures Kupfer, in Wasser aufgeloͤst, und das entweder vertieft oder en relief gearbeitete, nachzubildende Modell. Die Leitung wird mittelst einer Bleiplatte hergestellt, welche das mit einem metallischen Praͤparat uͤberzogene Modell mit dem Bleigefaͤße in Verbindung sezt und mittelst Kupferblechen, welche das Modell umgeben und bedeken, und mit dem Zinkcylinder (durch Kupferdraͤhte) communiciren. – Sobald diese Verbindung hergestellt ist, beginnt der Proceß; er muß langsam und mit Genauigkeit geleitet werden, indem man darauf Acht gibt, die Fluͤssigkeiten immer in derselben Staͤrke zu erhalten, was durch den Galvanometer ermittelt wird. Geschieht der Proceß zu stuͤrmisch, so werden die Oberflaͤchen rauh und gestreift; die metallischen Theilchen sezen sich ungleichfoͤrmig nieder, verlezen die Reinheit der Formen und bekommen das Ansehen von Sandkoͤrnern. – Nach der Beendigung des Processes ist die Kupferkruste, welche das Modell uͤberall bedekt oder dessen Raͤume ausfuͤllt, zerbrechlich; um sie haͤmmerbar zu machen, braucht sie aber nur einem gewissen Hizgrad ausgesezt zu werden. Dieser vernichtet zugleich das Modell, sey dieß nun eine rund erhabene Arbeit, ein Bluͤthen- oder ein Blattzweig, und es bleibt nichts zuruͤk als die kupferne Huͤlle, deren Feinheit nach Willkuͤr erzielt werden kann. – Ist das Modell nicht von Metall, so muß es einer Praͤparation unterliegen, die es geeignet macht, die Kupfertheilchen anzuziehen. Ist es von Gyps, so uͤberzieht man es mittelst eines Pinsels mit Kupferstaub; ist es ein Pflanzentheil, so taucht man diesen in ein harziges Oehl und bedekt ihn ebenfalls mit unfuͤhlbar seiner Kupferfeile. Ohne diese Maßregel wuͤrde die Operation nicht gelingen und alle nicht uͤberzogenen Stellen wuͤrden auch nicht mit Metall bedekt werden. Jeder einzelne Punkt dieses Verfahrens ist unerlaͤßlich, und das Umgehen eines solchen wuͤrde Streifen, grobkoͤrnigen Ansaz und Abweichungen von der Form veranlassen. Die am 17 Aug. der franzoͤsischen Akademie uͤbergebene Buͤste des jungen Herkules ist im Gesichte ganz von diesen Fehlern frei; ein grobkoͤrniger Ansaz ist nur am Haare zu bemerken, was von der Eile herruͤhrt, mit welcher man die Operation noch vor der Sizung des Instituts vollenden mußte. Die Zukunft der Galvanoplastik scheint sich fuͤr die Industrie sehr bedeutend zu gestalten; schon gegenwaͤrtig bietet das bekannte Verfahren so hinlaͤngliche Sicherheit und so namhafte Ersparungen dar, daß Hr. Soyer keinen Anstand nahm, dem Municipalrath von Paris die Ausfuͤhrung des kolossalen Elephanten der Bastille um 200 000 Fr. anzubieten, welche bei dem gewoͤhnlichen Gußverfahren nicht unter 600 000 Fr. zu stehen kaͤme. Mit desto groͤßerem Rechte kann man die Statuen, welche heutzutage alle oͤffentlichen Monumente zieren, auf diese Weise darstellen; sie brauchten nur 1 statt 2 bis 3 Millimeter dik zu seyn. – Auch Industriezweige geringerer Art, wie die Blumenmacherei, die Verfertigung kupferner Instrumente, die Goldarbeiterei und Bijouterie (denn das Verfahren ist nicht nur allein fuͤr Kupfer, sondern auch fuͤr Gold, Silber und Platin anwendbar) haben ungemeinen Nuzen von der Galvanoplastik zu erwarten, mit welcher man gleichsam auf den ersten Guß und nach der Natur Matrizen fuͤr Blumen, dann Guirlanden, allerlei Zierrathen Aehren, Blaͤtter, Fruͤchte, Blumen fuͤr Bijouterie, Puz, Meubles so fein wie in der Natur, ferner Trombons, Hoͤrner, Trompeten, Ophicleide, alles aus Einem Stuͤke darstellen kann. (Nachdem wir im vorhergehenden Hefte des polyt. Journals eine ausfuͤhrliche Beschreibung von Jacobi's galvanoplastischem Verfahren mitgetheilt haben, glauben wir, obige Notiz als in historischer Hinsicht interessant nachfolgen lassen zu muͤssen. D. Red.) Neues Verfahren Lichtbilder zu erzeugen; von Dr. Schafhäutl. Ueber die neuen photographischen Verfahrungsarten des Hrn. Dr. Schafhaͤutl, welche derselbe der British association for the advancement of science mittheilte, enthaͤlt das Athenaeum No. 675 Folgendes: Um ein sehr empfindliches Papier ziemlich schnell zu bereiten, empfiehlt er Penny's verbessertes Patent-Metallpapier zu benuzen und mit einer concentrirten Aufloͤsung von salpetersaurem Silber (140 Gran bis 2 1/2 Drachmen geschmolzenes salpetersaures Silber in 6 Drachmen destillirten Wassers aufgeloͤst) zu uͤberziehen, indem man das Papier lediglich uͤber die Oberflaͤche der in einer weiten Schale enthaltenen Aufloͤsung wegzieht. Um dieses salpetersaure Silber in Chlorsilber zu verwandeln, sezt er es den Daͤmpfen kochender Salzsaͤure aus, wodurch auf der Oberflaͤche des Papiers eine Schichte Chlorsilber von einem eigenthuͤmlichen seidenartigen Glanz erzeugt wird, ohne daß diese in die Masse eindringt; und um dieser Schichte den hoͤchsten Grad von Empfindlichkeit zu verleihen, wird sie getroknet und dann nochmals uͤber die Oberflaͤche der salpetersauren Silberaufloͤsung gezogen. Nach dem Troknen ist das Papier nun zum Gebrauch fertig und kann durch eine Wiederholung dieser Behandlung nicht mehr empfindlicher gemacht werden. Um endlich das Lichtbild auf dem Papier zu fixiren, verfaͤhrt er folgendermaßen: er taucht das Bild 5–10 Minuten lang in Alkohol, und nachdem er alle uͤberfluͤssige Feuchtigkeit mittelst Fließpapier beseitigt und es vor einem Feuer etwas ausgetroknet hat, wird das so zubereitete Papier noch durch verduͤnnte Salzsaͤure gezogen, welche mit einigen Tropfen saurem salpetersaurem Queksilberoxyd vermischt ist. Beim Zusezen dieses lezteren ist große Vorsicht noͤthig und man muß vor dessen Anwendung seine Wirkung auf Papierschnizeln, welche sich am Licht in verschiedenen Toͤnen faͤrbten, erproben; denn wenn es in zu großer Menge zugesezt wird, verschwinden die schwaͤchsten Schatten gaͤnzlich. Nachdem das Papier durch die oben erwaͤhnte Aufloͤsung gezogen worden ist, wascht man es gut in Wasser aus und troknet es dann bei hoͤchstens 56° N. oder so lange, bis sich seine weißen Stellen schwach gelblich faͤrben. Das Erscheinen dieser Farbe beweist, daß das Bild permanent fixirt ist. Um das Bild umzukehren, befolgt Sch. im Wesentlichen dasselbe Verfahren wie Talbot. Es lassen sich aber Lichtbilder auf directe Weise darstellen, so daß sie nicht erst umgekehrt zu werden brauchen, wobei Sch. folgendermaßen verfaͤhrt: er benuzt dazu sein obenerwaͤhntes Papier, laͤßt es in starkem Sonnenlicht sich dunkeln und weicht es wenigstens eine halbe Stunde lang in eine Fluͤssigkeit ein, welche er durch Vermischung von 1 Theil einer Aufloͤsung von saurem salpetersaurem Queksilberoxyd mit 9–10 Theilen Alkohol erhaͤlt; dabei faͤllt basisches untersalpetersaures Queksilberoxydul nieder und die klare Fluͤssigkeit wird zum Gebrauch aufbewahrt. Das eingeweichte Papier wird aus der alkoholischen Aufloͤsung genommen und schnell uͤber die Oberflaͤche von verduͤnnter Salzsaͤure (1 Th. starke Saͤure auf 7–10 Th. Wasser) gezogen, sodann rasch in Wasser gewaschen und sorgfaͤltig bei einer Waͤrme, welche den Siedepunkt des Wassers nicht uͤbersteigt, getroknet. In diesem Zustande wird das Papier durch die Sonnenstrahlen gebleicht, und um das erhaltene Bild zu fixiren, braucht man das Papier nur einige Minuten in Alkohol einzuweichen, welcher den freien Queksilbersublimat aufloͤst. Das Einweichen darf nicht zu lange fortgesezt werden, weil das Papier sonst wieder anfaͤngt sich zu dunkeln. Ein zweites Verfahren, um positive Lichtbilder, wie sie Sch. nennt, zu erhalten besteht darin, Metallplatten mit einer Schichte (durch Aufloͤsen in Alkohol und Faͤllung daraus) gereinigten Colophoniums so gleichfoͤrmig als moͤglich zu uͤberziehen, zu welchem Ende das Blech erhizt werden muß. Die Platte wild dann in einem verschlossenen gußeisernen Behaͤlter verkohlt und nach dem Erkalten durch zwei polierte Stahlwalzen gelassen. Hierauf taucht man die Platte in die oben erwaͤhnte Aufloͤsung von salpetersaurem Silber und bringt sie augenbliklich in die Camera obscura. Das Silber wird durch die Wirkung der Sonnenstrahlen vollkommen in metallischen Zustand uͤbergefuͤhrt und die Lichter werden durch die verschiedene Dichtigkeit des milchweißen Silbers, die Schatten durch die schwarze verkohlte Platte ausgedruͤkt. In wenigen Secunden ist das Bild vollendet; und die Platte ist so empfindlich, daß die Reduction des Silbers sogar durch Kerzenlicht beginnt. Um das Bild zu fixiren, braucht man die Platte nur in Alkohol zu tauchen, welcher mit etwas unterschwefligsaurem Natron oder Aezammoniak vermischt ist. Dr. Mohr's Verfahren Morphium zu bereiten. Hr. Dr. Mohr, Professor in Coblenz, hat der British association for the advancement of science ein Verfahren, das Morphium von Narcotin und allen anderen fremdartigen Substanzen zu trennen, mitgetheiltmitgetheit, welches im Wesentlichen darin besteht, es in uͤberschuͤssigem Aezkalk aufzuloͤsen und mit Salmiak niederzuschlagen. Man verfaͤhrt folgendermaßen: das Opium wird in Wasser gekocht, worin es sich leicht aufloͤst; der Absud wird durch Leinwand filtrirt und der Ruͤkstand ausgepreßt; das Auskochen und Auspressen wird bei derselben Quantitaͤt Opium zweimal vorgenommen und die saͤmmtlichen Fluͤssigkeiten werden dann auf das vierfache Gewicht des angewandten Opiums eingedampft. Die concentrirte Aufloͤsung wird noch warm mit Kalkmilch vermischt, zu deren Bereitung man so viel Aezkalk nimmt, als dem vierten Theil vom Gewicht des Opiums gleichkommt. Das Gemisch wird zum Kochen erhizt und noch heiß durch Leinwand filtrirt; die filtrirte Fluͤssigkeit ist hell braungelb. Sie wird noch heiß mit gepulvertem Salmiak in Ueberschuß versezt, wobei sich der Kalk mit der Salzsaͤure verbindet, das Ammoniak frei und das Morphium niedergeschlagen wird. Ist die Aufloͤsung sehr concentrirt, so erfolgt der Niederschlag augenbliklich und betraͤgt fast die Haͤlfte vom Volum der Aufloͤsung; ist die Aufloͤsung aber weniger concentrirt, so entsteht anfangs kein Niederschlag, sondern es erscheinen beim Abkuͤhlen derselben nadelfoͤrmige Krystalle und in einem gewissen Zeitpunkt bildet sich ploͤzlich eine reichliche Masse Niederschlag. Das Eigenthuͤmliche dieses Verfahrens besteht darin, daß es ein gut krystallisirtes und reines Morphium liefert, ohne daß man Alkohol anzuwenden braucht; dieß beruht darauf, daß das Ammoniak nicht in freiem Zustande beigemischt, sondern in unmittelbarer Beruͤhrung mit der Substanz, worauf es wirken soll, erzeugt wird. Das gewonnene Morphium ist fast farblos; loͤst man es in Salzsaͤure auf und dampft die Fluͤssigkeit zur Krystallisation ab, so erhaͤlt man salzsaures Morphium in vollkommen weißen und ganz reinen Krystallen. Die Kalkmilch darf der Aufloͤsung des Opiums nicht beigemischt werden, waͤhrend diese kochend heiß ist, weil sich sonst der Niederschlag an die Seiten des Gefaͤßes anhaͤngt und dann nicht mehr vollstaͤndig wieder aufloͤst. Die das Morphium enthaltende Fluͤssigkeit soll beim Zusezen der Kalkmilch kalt oder nur lauwarm seyn; ist sie kochendheiß, so muß man sie in die Kalkmilch gießen, und nicht umgekehrt. (The Athenaeum, No. 675.) Methode der Gebrüder Bouffier von Genf bei der Auswechselung der Unterlagen von Seidenwuͤrmern. Die HHrn. Bouffier haben der Société d'Encouragement ein neues Verfahren zum Lagern der Seidenwuͤrmer angegeben, welchem sie verschiedene Vortheile im Vergleich mit der Anwendung von Staͤben zuschreiben. Sie zeigen an, daß sie mit Erfolg den Apparat des Hrn. Vasseur mit beweglichen Tafeln angewendet haben. Auf jede dieser Tafeln, welche vor der Person feststeht, die mit der Besorgung der Wuͤrmer beauftragt ist, sezen sie zwei bewegliche hoͤlzerne Rahmen von 6 Fuß Laͤnge und 2 Fuß Breite, welche vier gleiche Abtheilungen haben, die durch Scheidewaͤnde getrennt sind; auf diese Rahmen, welche die Horden ersezen, ist starkes Papier aufgeleimt und gut angespannt, welches mit gleich weit von einander entfernten runden Loͤchern von 5 Linien Durchmesser versehen ist. Wenn diese Rahmen mit frischen Blaͤttern belegt sind, steigen die Wuͤrmer durch die Loͤcher des Papiers; man nimmt alsdann den unteren Rahmen weg, reiniget ihn, und bedient sich desselben wieder fuͤr eine andere Schichte. Jene Herren behaupten, daß durch ihr Verfahren die Wuͤrmer eine bestaͤndige Erneuerung der Luft, immer frische Nahrung und eine große Reinlichkeit genießen, daß die Behandlung der Rahmen leicht ist und eine große Ersparniß an Blaͤttern gewaͤhrt. Das Comité, welches dieses Verfahren gepruͤft hat, bemerkt, daß in einigen Gegenden des suͤdlichen Frankreichs und in vielen Orten Italiens durchloͤchertes Papier zum Umlagern der Seidenwuͤrmer von dem ersten Alter angewendet wird; in einigen Orten von Boulogne wendet man es selbst zum Umlagern der Wuͤrmer von jedem Alter an; allein statt starken Papiers nimmt man duͤnnen Pappendekel, der mit Loͤchern von verschiedener Groͤße durchbohrt ist, je nach dem Alter der Wuͤrmer. Bei der Anwendung legt man sie auf Stuͤzen, damit sie nicht auf den Wuͤrmern, die man umlagern will, aufruhen. Das Verfahren der HHrn. Bouffier bietet also nichts Neues dar, als die Anwendung hoͤlzerner, mit Papier bespannter Rahmen, und daß das Umlagern schneller und leichter geschieht, obschon die Staͤbe auf Rahmen angebracht, die naͤmlichen Vortheile gewaͤhren. Die Erfahrung muß hinsichtlich der Ersparniß an Blaͤttern entscheiden; aber im Voraus laͤßt sich sagen, daß die Papierrahmen nicht so leicht gereinigt werden koͤnnen wie die Staͤbe, und daß sie haͤufig werden erneuert werden muͤssen. (Bulletin de la Société d'Encouragement, April 1840.) Wie kömmt es, daß Kartoffeln unter der Erde faulen? Der Ami de l'ordre hat durch diese zwekgemaͤße Preisfrage zwei Abhandlungen veranlaßt, von welchen das Echo du monde savant, 1840, No. 563 S. 474 folgende Auszuͤge gibt: – Sonst legte man die Kartoffeln in den Monaten Maͤrz und April und grub sie am Ende des Monates Oktober aus; jezt legen sie viele Leute erst gegen das Ende des Monats Mai bis zur Haͤlfte des Junius und ziehen sie schon am Anfange des Oktobers, ja Ende Septembers aus, um in denselben Boden noch Getreide saͤen zu koͤnnen. Da sie aber da noch nicht reif sind, so haben sie auch die Kraft nicht, im Fruͤhjahr Keime zu treiben, abgesehen davon, daß sie nicht mehlig sind, einen sehr schlechten Geschmak haben und, nach der Aussage Mehrerer, im Winter, namentlich bei armen Leuten, die sich ausschließlich davon naͤhren, Krankheiten hervorbringen. Man schreibt sogar die neue Rinderkrankheit, welche erst seit einigen Jahren existirt, und deren Siz hauptsaͤchlich an der Zunge ist, der Nahrung mit diesen Knollen und ihrem Mehle zu. Diejenigen, welche in der Mitte des Junius legen, thun es des bessern Wachsthums wegen, weil, wie sie sagen, ihre Pflanzen nicht so von der großen Sommerhize leiden, als die fruͤher gelegten. Ein Gartenliebhaber, welchem ebenfalls mehrere Jahre die Kartoffeln gefault waren, fand nach mannichfaltigen Versuchen endlich die Ursache. Beim Legen der Kartoffeln naͤmlich haben die Landwirthe die Gewohnheit, sie in Stuͤke zu schneiden, und sogleich zu legen; nun muͤssen sie aber nothwendig am frischen Schnitte faulen, woher es koͤmmt, daß ein großer Theil derselben fehlschlaͤgt. Folgendes Mittel wandte er dagegen mit sehr gutem Erfolge an: Ich ließ die Kartoffeln in Stuͤke schneiden, und diese in einer Stube ausbreiten, damit der Schnitt troknen konnte; nach 8 Tagen ließ ich sie legen und nicht ein einziges Stuͤk versagte; zu gleicher Zeit ließ ich auch frisch geschnittene in denselben Boden legen, welche aber alle faulten. Diese kleine Entdekung theilte ich mehreren aufgeklaͤrten Landwirthen mit, welche sie alle bewaͤhrt fanden.“