Titel: | Ueber Luftpumpenkolben aus Filz; von Otto Autenrieth, Mechaniker in Ulm. |
Autor: | Otto Autenrieth |
Fundstelle: | Band 78, Jahrgang 1840, Nr. LI., S. 257 |
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LI.
Ueber Luftpumpenkolben aus Filz; von Otto Autenrieth, Mechaniker in
Ulm.
Autenrieth, uͤber Luftpumpenkolben aus Filz.
Man verfertigte bisher, so viel mir bekannt, die Kolben der Luftpumpen stets aus
Lederstreifen, welche gehämmert, fest auf einander geschraubt, sorgfältig abgedreht
und mit Fett getränkt und geschmiert wurden. So gute Dienste nun solche Kolben
Anfangs thun, so sehr bringen sie in Verlegenheit, wenn mit der Zeit der Gerbestoff
des Leders in Verbindung mit der Fettsäure das Messing des Cylinders angreifen und
zulezt eine wahre Verkittung bilden, welche die Kolben so fest hält, daß öfters der
Hammer zur Hand genommen werden muß, um dieselben von der Stelle zu bringen; ferner
haben solche Kolben fast gar keine Elasticität: werden sie nicht ganz genau
abgedreht, so halten sie nicht luftdicht, läßt man aber dieselben fest gehen, so
darf man auf den oben gerügten Uebelstand zählen, und zulezt scheint noch die
Feuchtigkeit troz alles Einschmierens darauf Einfluß zu haben: so daß eine solche
Luftpumpe sehr sorgfältig behandelt seyn will, wenn sie in gutem Zustand bleiben
soll.
Da zu manchen technischen Zweken Luftpumpen angewandt werden und immer mehr in
Gebrauch kommen dürften, wenn sie weniger Reparationen ausgesezt wären, so theile
ich hier ein Verfahren mit, durch welches es mir gelang, mit leichter Mühe eine
bessere Art von Kolben zu verfertigen.
Ich nahm anstatt der Scheiben von Leder solche von Filz, drehte sie mit einem
Flachmeißel ab, daß sich der Kolben ohne große Anstrengung schieben ließ; sodann
tauchte ich sie so lange in ein Gefäß mit heißem Talg, bis keine Luftblasen mehr
aufstiegen, nahm sie, als der Talg am Gestehen war, heraus, und ließ sie vollends
erkalten. Dann erwärmte ich den Cylinder ein wenig und drükte den Kolben in
denselben, um den überflüssigen Talg abzustreifen, und schmierte zulezt Cylinder und
Kolben mit Schweinefett ein, worauf sich lezterer sehr satt und leicht in ersterem
schieben ließ. Auf ähnliche Art verfertigte ich auch die Stopfbüchse der
Kolbenstange aus talggetränktem Filz und mit gleich gutem Erfolg.
Da ich anfangs zweifelte, ob ein solcher Kolben luftdicht schließen könne, so stellte
ich verschiedene Proben damit an: ich comprimirte z.B. die Luft unter dem Kolben,
nachdem ich denselben 1/2 Zoll hoch mit Wasser bedekt hatte, ohne Luftbläschen
aufsteigen zu sehen etc., wodurch sich die Dichtigkeit desselben außer Zweifel
stellte.
Um schließlich noch die Vortheile dieser Verfertigungsart zusammenzustellen, so
bestehen dieselben in Folgendem:
1) die Kolben sind leichter zu verfertigen als lederne;
2) haben dieselben weniger Friction;
3) schmiegen sie sich den Ungleichheiten des Cylinders besser an;
4) quellen sie nicht fest in den Cylindern.
Es ist zwar möglich, daß dergleichen Kolben schon anderswo verfertigt werden oder
wurden, da dieß aber jedenfalls, gleich mir, noch manchem Mechaniker unbekannt seyn
wird, so glaube ich diese Anzeige hier am rechten Plaze, und wünsche nur, daß obige
Vorzüge auch von Andern bestätigt gefunden werden möchten.