Titel: | Ueber eine Verbesserung der flachen Dorn'schen Lehmbedachung. |
Fundstelle: | Band 79, Jahrgang 1841, Nr. XXXI., S. 130 |
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XXXI.
Ueber eine Verbesserung der flachen Dorn'schen
Lehmbedachung.
Ueber Dorn's Lehmbedachung.
Gleichwie der hydraulische Kalk Steine unter einander so fest verbindet, daß eine
gleichartige feste Masse gebildet zu seyn scheint, und also als Bindemittel für nasse Substanzen vorzügliche Dienste leistet, so dient
der Asphalt und in beschränkter ähnlicher Anwendung der Steinkohlentheer als
Bindemittel trokener Substanzen, um eine wasserdichte
Masse zu bilden. Hydraulischer Kalk und Asphalt, welche einander je nach Umständen
ersezen können, sind von unsern Bauhandwerksleuten, namentlich in der Anwendung, die
wir bei uns vor Augen haben, gar keiner oder nur geringer Aufmerksamkeit gewürdigt,
und Kräfte bleiben schlummernd, die anderwärts zu den riesenhaftesten Unternehmungen
dienen. Wir behalten uns übrigens vor, die Anwendung dieser Stoffe ein andermal zu
erörtern, und gehen zunächst auf die Verwendung des Steinkohlentheers über, wollen jedoch auf obige Vergleichung stets
hingewiesen haben.
Vermischt man in gelinder Wärme flüssig gemachten Asphalt mit Straßenstaub, feinem
Sand oder Lehm und läßt die gut gemengte Masse erkalten, so bildet sich eine
steinharte Masse, die, wenn man nicht auf den Kostenpunkt steht, zu verschiedenen
Zweken vortheilhaft verwendet werden kann. Geschieht das Gleiche mit dem
Steinkohlentheer, so erhält man zwar auch eine zusammenhängende Masse, die aber nie
hart wird. Der Theer behält nämlich seine Eigenschaften als zähe Flüssigkeit, die
ihn nicht in Verbindung, sondern nur in Vermischung mit der trokenen Substanz treten
läßt. Vielleicht nur durch diesen Zustand des Flüssigseyns bei gewöhnlicher
Temperatur unterscheidet er sich von dem Asphalt, und wenn wir ihn mit Mitteln in
Berührung bringen, die im Stande sind, die flüssige Substanz zu absorbiren, geben
wir ihm, wenn auch nicht ganz, doch in hohem Grade die Eigenschaft des Asphalts, als
Bindemittel zu dienen. Diese absorbirenden
(troknenden) Mittel sind Gerberlohe, Moos u.s.w.
Zufällig gibt Lehm mit Gerberlohe oder Moos vermischt und
mit Wasser zu zäher Masse gemengt, beim Troknen eine feste zusammenhängende Masse,
die jedoch dem Einfluß der Witterung nicht widerstehen kann. Damit sie diese
Eigenschaft erhalten sollte, wurde sie nun mit Theer bestrichen. Man nahm hiezu sogar Holztheer, weil dieser andern Orts das
Eindringen des Wassers verhindert. Auf solche Weise wurden Dachbedekungen gemacht.
Mißgriffe anderer Art in Folge von Mißachtung oder Unkenntniß oben aufgestellter
Grundsäze kamen noch hiezu und die Dorn'sche Erfindung
der Flächen Lehmbedachung, die so viele Vortheile für Fabrik- und
landwirtschaftliche Gebäude insbesondere darbietet, kam, wo nicht in Verachtung,
doch nicht zur Anwendung.
Soll also die Bedachung gut werben, so muß der Steinkohlentheer als Bindemittel aufgeführt werden; er muß die beigemischten
Stoffe ganz durchdringen, und dieß kann er nur, wenn dieselben ganz troken sind.
Holztheer kann gar nicht als Ersazmittel des Steinkohlentheers dienen, da seiner
festen Substanz, welche als Bindemittel Dienste leisten sollte, nicht die
Eigenschaften zukommen, wie dem Asphalt, der in dem Steinkohlentheer aufzutreten
scheint. In Betreff der Form der beigemengten Stoffe, als Lohe, Lehm u.s.w., ist es
nöthig, daß diese sehr gleichförmig, daß namentlich erstere in nicht zu großen
Stüken, lezterer wo möglich als feines Pulver verwendet werde.
Hienach können wir auch die Verbesserung, welche nach Förster's Allgem. Bauzeitung 1840 S. 210 von Hrn. Oberhofbaurath Laves in Hannover mit bestem Erfolg bei der Flächen
Lehmbedachung angewendet wurde, da sie auf den auf Erfahrung gestüzten Grundsäzen,
welche wir oben entwikelten, beruht, empfehlen. Indem wir voraussezen, daß unsern
Lesern die Dorn'sche Dachbedekung in ihren wesentlichen
Theilen bekannt seyMan vergleiche1) Praktische Anleitung zur Ausführung der neuen Flächen Dachbedekung, von J.
F. Dorn. Berlin, 1837.2) Der Bau der Dorn'schen Lehmdächer nach eigenen
Erfahrungen etc., von Gustav Linke. Braunschweig,
1837.5) Faßliche Anleitung zur besonders wohlfeilen Errichtung und Bedachung von
Gebäuden. Heilbronn, 1839. Gedrukt bei Karl Schell's Wittwe.4) Anweisung zum Bau der Dorn'schen Lehmdächer,
nach gemachten Erfahrungen faßlich beschrieben. Mit lithogr. Zeichnungen und
Holzschnitten. Chemnitz, in der Expedition des Gewerbeblattes für Sachsen.
4te Aufl. Preis 36 kr., führen wir Laves' Verbesserung hier wörtlich
auf.
„Es werden die nämlichen Materialien, Lehm, Lohe, Theer und Sand, wie bei
den Dorn'schen Dächern, verwendet, nur daß dieselben
in einem andern Verhältnisse und in trokenem Zustand
vermischt, durch
Eisenschlägel in einen Teig verwandelt und daraus vierekige 1 bis 1 1/2
Quadratfuß große und einen halben Zoll dike Platten bereitet werden. Um den
Theer mit dem getrokneten und durchgesiebten Lehm und der auf gleiche
Weise behandelten Gerberlohe möglichst vollkommen zu vereinigen und das
Mischen zu erleichtern, ist es räthlich, das Zusammenschlagen, Durcharbeiten und
nachherige Bilden der Tafeln auf erwärmten Eisenplatten zu verrichten, welche
durch mäßige Feuerung so zu heizen sind, daß die darauf vertheilte Masse eine
Wärme von etwa 60° R. erhalte. Fließt die Masse bei einer solchen
Temperatur nicht, so darf man versichert seyn, daß das Verhältniß des Theers zu
den consistenten Bestandtheilen richtig sey, indem die Sonnenhize von 30 und
mehreren Graden keinen nachtheiligen Einfluß auf das mit solchen Platten gedekte
Dach wird äußern können. Diese Arbeit kann mehrere Wochen vor der Zeit, wo ein
Dach gedekt werden soll, und auch entfernt von einem Bauplaze in einem Schoppen
vorgenommen werden, indem die erzeugten Platten ihre Klebrigkeit und Elasticität
lange Zeit behalten.“
„Ist das zu dekende Dach eben so flach, wie es die Dorn'sche Dekungsart erfordert, construirt und auch mit eben so großer
Sorgfalt eng gelattet worden, so werden die Zwischenräume von einer Latte zur
andern, dann die übrigen Unebenheiten mit möglichst trokenem Strohlehm oder Lohe
und Lehm ausgeglichen, und auf die geebnete Dachfläche unmittelbar die nach der
oben beschriebenen Art angefertigten wieder etwas erwärmten Platten dergestalt
neben einander gelegt, daß selbe mit abgeschrägten Kanten übergreifen, worauf
dieselben durch das Bestreichen mit einem heißen Eisen auf das innigste
miteinander vereinigt und endlich die Oberfläche durch eben dieses Eisen
abgeglättet wird. Hierauf kann man das Ganze nochmals mit einem Anstrich von
Theer versehen und darauf eine Lage Grund oder Sand bringen, je nachdem das Dach
mehr oder weniger betreten werden soll.“
„Zur Anfertigung von je 7 bis 8 Platten, jede 1 Fuß breit, 13 1/2 Zoll
lang und (schwach) 1/2 Zoll dik, werden folgende Materialien verbraucht:
1) 3 Maaßtheile (33 Pfd.) getrokneten und durchgesiebten Lehms,
2) 2 1/2 Maaßtheile (9 Pfd.) eben so zubereiteter Gerberlohe,
3) 8 bis 9 Pfd. Steinkohlentheer.
Ein Gesell kann mit Beihülfe von 4 bis 5 Handlangern in 12 Arbeitsstunden im
Durchschnitt 50 bis 60 Platten von 1 1/3 Quadratfuß, mithin 66 bis 80 Quadratfuß
anfertigen.“
Zu dieser Beschreibung haben wir nun nichts mehr zu bemerken, als daß es nach unserer
Erfahrung, wenn es sonst thunlich, besser und empfehlenswerth ist, die Masse zu den
Platten auf dem Bauplaz zu machen und sogleich zu legen. Außerdem kann, wenn Platten
gemacht werden, das Dach bei jeder Jahreszeit hergestellt werden, was bei der Dorn'schen Bedekungsart nicht der Fall ist. (Riecke's Wochenblatt 1840, Nr. 50.)