Titel: | Mechanismus zum Treiben von Kriegs- und andern Schiffen, Booten etc., wobei die Schaufelräder durch ein den Füßen der Wasservögel analoges System ersezt sind, worauf sich Antonio Movillon, am Dorset-place in London, am 23. April 1839 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 79, Jahrgang 1841, Nr. XXXV., S. 167 |
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XXXV.
Mechanismus zum Treiben von Kriegs- und
andern Schiffen, Booten etc., wobei die Schaufelraͤder durch ein den
Fuͤßen der Wasservoͤgel analoges System ersezt sind, worauf sich Antonio Movillon, am
Dorset-place in London, am 23. April
1839 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of arts. April 1840, S.
33.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Movillon, Mechanismus zum Treiben von Kriegs- und andern
Schiffen etc.
Gegenwärtige Verbesserungen im Mechanismus zum Forttreiben der Schiffe, Boote u.s.w.,
deren Zwek darauf hingeht, die Schaufelräder entbehrlich zu machen, bestehen in der
Construction eines neuen mechanischen Apparats mit einem System expansibler
Schaufeln, welche den Füßen einer schwimmenden Ente oder eines andern Wasservogels
analog sich bewegen sollen.
Die Schaufeln sind mit ihrem Bewegungsmechanismus am Hintertheil des Schiffes oder an
dessen Seiten anzubringen; sie können durch Dampf oder eine andere geeignete
Triebkraft in Thätigkeit gesezt und in irgend einer verlangten Dimension ausgeführt werden.
Ein Hauptzwek ist die Anwendung des vorliegenden Treibapparates auf Kriegsschiffe
oder andere Fahrzeuge der größeren Classe anstatt der Schaufelräder, welche neben
andern Inconvenienzen einen beträchtlichen Kraftverlust verursachen.
Die Abbildungen stellen nur die Strekschaufeln und den Mechanismus dar, wodurch sie
in Wirksamkeit gesezt werden; denn in diesem Mechanismus allein besteht die
Verbesserung, welche den Gegenstand gegenwärtiger Erfindung bildet.
Fig. 29 und
30 zeigen
im Aufriß und in verschiedenen Lagen getrennt vom Schiff den Mechanismus, welcher
die Schaufeln, während sie durch das Wasser sich ihren Weg bahnen, ausbreitet und
zusammenlegt. Fig.
31 ist ein Grundriß des Gestells. Dieses trägt die Kurbelwelle mit den
Lenkstangen, durch welche der Apparat in Wirksamkeit gesezt wird. Fig. 32 ist eine
Frontansicht der nach dem Princip des Entenfußes gebauten Schaufel, welche eben sich
ausgebreitet hat, um den treibenden Impuls zu geben. Gleiche Buchstaben bezeichnen
in allen Figuren die gleichen Maschinentheile.
a, a ist die Kurbelwelle; b,
b sind die Kurbeln, an welche die Lenkstangen e,
e befestigt sind, um auf die Strekschaufeln zu wirken, c ist eine andere Kurbel an der Welle a (Fig. 31), mit welcher die
von der Dampfmaschine oder dem ersten Motor überhaupt herkommende Lenkstange a in Verbindung steht. Von dieser Lenkstange empfängt
die genannte Kurbel ihre Umdrehung, f und h sind Schenkel oder lange Hebel, an deren unterem Ende
die Entenfußschaufel befestigt ist. i, i sind die zwei
Klappen oder Bretterflügel, woraus die Schaufel besteht; sie hängen am unteren Ende
des Schenkels f an einem Verbindungsbolzen. Zwei Gelenke
oder Hebel l, l, welche mittelst eines
Verbindungsbolzens m an das untere Ende des andern
Schenkels h befestigt sind, stehen mit der Rükseite der
Platten i, i in articulirender Verbindung. Hieraus
folgt, daß durch das Oeffnen oder Schließen der Schenkel f und h die breiten Schaufelflächen entweder
zusammenklappen, so daß sie das Wasser unter dem möglichst geringen Widerstande
durchschneiden oder sich öffnen und dadurch dem Wasser zum Behuf des Fortstoßens
ihre ganze Breite darbieten.
Die Lenkstange e bildet einen Hebel, welcher, wie Fig. 29 und
30 zeigt,
um einen am Schenkel f befindlichen Stüzpunkt oder
Zapfen n thätig ist. Das Ende des längern Hebelarms
wirkt auf die Kurbel b; der kürzere mit e* bezeichnete Hebelarm enthält eine bogenförmige fest
aufgenagelte Platte g, g. Diese besizt einen krummen
Einschnitt, auf welchen ein am andern Schenkel h
befestigter Zapfen oder
Stift p wirkt. Mit Hülfe dieser mechanischen Verbindung
versezt die durch die Kurbel b in Thätigkeit gesezte
Lenkstange e die Schenkel f
und h in schwingende Bewegung, worauf die Wirkung der
Schaufeln auf folgende Weise erfolgt:
In den Fig. 29
dargestellten Lagen aller Hebel und Kurbeln sind die Entenfußschaufeln ausgebreitet
und somit geeignet, einen nachhaltigen Impuls durch das Wasser zu geben. Der nach
der Richtung der Pfeile erfolgende progressive Uebergang der Kurbel b in die durch Punktirungen b² angedeutete Lage veranlaßt die Schenkel f, h, die Schaufel in ausgebreiteter Gestalt durch das Wasser in die
punktirte Lage i, i², zu bewegen. Die fernere
Notation der Kurbel in die Lage b³ bringt die
Schaufel in die Lage. i, i³ welche dem Ende des
Hubes sich nähert. Die fortgesezte Drehung der Kurbel in die Lage b⁴, Fig. 30, bringt die
Lenkstange e und die Schenkel in die Stellung f⁴ und h⁴, in
welcher begreiflicher Weise die Entenfußschaufel im Zusammenfallen und aus dem
Rükweg durch das Wasser begriffen ist. Dabei haben die Platten i, i⁴ nunmehr eine solche Lage angenommen, daß
sie nur ihre schmale Kante dem Wasser darbieten. Ist die Kurbel in ihre tiefste
Stellung b⁵ gerükt, so nehmen die Hebel und die
Stoßschaufeln die punktirten Lagen f⁵, h⁵ und i, i⁵
an, und das weitere Fortschreiten der Kurbel nach b⁶ versezt alle Theile in die Stellungen f⁶, h⁶ und i, i⁶.
Bei Annäherung der Kurbel in die Lage b⁷ beginnen
die Stoßschaufeln sich zu entfalten, wie i, i⁷
zeigt, nachdem sie auf ihrem Rükwege die Streke von i,
i⁴ bis i, i⁷ durchschnitten haben;
und wenn die Kurbel wieder in die Stellung b, Fig. 29,
angelangt ist, so sind die Schaufeln weit ausgebreitet, um von Neuem den
forttreibenden Impuls durch das Wasser zu geben.
Es versteht sich, daß das Entfalten und Zusammenklappen der Schaufelplatten i, i, während gleichzeitig die Schenkel f, h ihnen die oscillirende Bewegung ertheilen, mit den
verschiedenen Stellungen der Hebel l, l, die selbst von
dem Oeffnen und Schließen der Schenkel f, h abhängig
sind, im Zusammenhang steht. Die Schenkel f, h aber
öffnen oder schließen sich in Folge der Bewegungen der bogenförmigen Platte g, welche sich um den am Schenkel f befindlichen Zapfen n dreht. Der Einschnitt
dieser Platte wirkt auf den am Schenkel h befestigten
Stift p. Ich habe übrigens nicht die Absicht, mich auf
den Gebrauch der bogenförmigen Platte g zu beschränken,
indem ich denselben Erfolg durch die Anbringung eines zusammengesezten Hebelwerks
erreiche. Fig.
33 stellt das leztere Verfahren dar.
Im fraglichen Falle biege ich, anstatt mich der eingeschnittenen bogenförmigen Platte
zu bedienen, den kürzern Arm des Hebels e in die Lage
e* abwärts, und verbinde seine Enden mit einem
andern Hebel oder Gelenk
j, welches mit einem am Schenkel h befestigten Zapfen p
articulirt. In Folge der Kurbeldrehungen ertheilt der Hebel e den Schenkeln f, h die oben erwähnte
oscillirende Bewegung, und diese veranlaßt die Schenkel, vermöge der Wirkung der
Hebel e und j, während ihrer
Schwingung sich zu öffnen und zu schließen. Dadurch entfalten sich die Schaufeln und
fallen auf dieselbe Weise zusammen, wie bei der vorhergehenden Construction. Die
verschiedenen Schaufelstellungen sind in Fig. 33 und 34 durch
punktirte Linien sichtbar gemacht.
Ich bin nicht gesonnen, mich auf irgend eine bestimmte Zahl von Schaufeln, welche
nach meiner verbesserten Methode mit einer Kurbelwelle in Verbindung stehen sollen,
zu beschränken, indem es auf der Hand liegt, daß, je nachdem man es für gut findet,
eine, zwei oder mehrere Schaufeln von einer und derselben Kurbelwelle aus in
Thätigkeit versezt werden können. Ihre Lage, ob sie am Hintertheil oder an den
Seiten des Schiffs vorzuziehen sey, hängt von Umständen ab.
In dem Fig. 31
sichtbaren Grundriß des Apparates habe ich die Kurbelwelle in einen gebogenen Nahmen
oder Träger r, r eingesezt. Dieses Verfahren dürste
wünschenswerth befunden werden, wenn der Treibapparat am Hintertheil des Schiffs
angebracht werden soll, indem nun mit Hülfe eines gezahnten Quadranten s und eines Getriebes t der
Tragrahmen mit dem ganzen Treibapparat um einen solchen Winkel gedreht werden kann,
daß das Schiff im Stande ist, den Wirkungen heftiger Strömungen und Leefluthen zu
trozen.