Titel: Ueber die Bildung der Kruste in den Kesseln bei der Fabrication des Rohzukers (aus dem Zukerrohr); von Hrn. Avequin in Neu-Orleans.
Fundstelle: Band 79, Jahrgang 1841, Nr. XCV., S. 439
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XCV. Ueber die Bildung der Kruste in den Kesseln bei der Fabrication des Rohzukers (aus dem Zukerrohr); von Hrn. Avequin in Neu-Orleans. Aus dem Journal de Pharmacie, Januar 1841, S. 15. Avequin, uͤber die Bildung der Kruste bei der Fabrication von Rohzuker. Mit der Fabrication des Rohzukers sind mehrere Uebelstände verbunden; einer der schlimmsten und unangenehmsten ist die Entstehung der Kruste an den innern Wänden der Pfannen, worin das Abdampfen des Rohrsaftes vorgenommen wird. Ich will versuchen, über ihre Bildung und Beschaffenheit einige Aufschlüsse zu geben. Wenn man sich in einer Zukersiederei mehrere Tage lang eines Apparats bedient hat, so bildet sich an der innern Seite der Pfannen eine sie überkleidende Kruste, welche den Wänden sehr stark anhängt und, je länger man sich des Apparates bedient, ohne ihn zu reinigen, desto mehr an Dike zunimmt. Diese Kruste wird manchmal 3 bis 4 Linien dik, und verhindert oder verzögert bedeutend das Kochen des Rohrsaftes oder des Syrups, indem dieser Ueberzug ein sehr schlechter Wärmeleiter ist. Von den Zukersiedern wird dieser Ueberzug Cal genannt. Man erkennt, daß eine Pfanne eine solche Kruste hat, daran, daß man von ihrem Boden her ein gewisses Pfeifen hört, welches ganz besonders beim Umgießen sehr vernehmlich wird. Dieses Geräusch entsteht durch die in Folge der Hize in der Kruste sich erzeugenden Sprünge, und der Syrup oder die Zukerflüssigkeit, welche den Weg unter diese Sprünge gefunden hat, ist nun mit dem viel heißern Metall der Pfanne in Berührung; es entsteht alsdann ein Aufstoßen von weißem Dampfe, woran die Zersezung von etwas Zuker Schuld ist. Dieses Aufstoßen ist ein sicheres Zeichen des Vorhandenseyns einer solchen Kruste. Die Bildung dieser Kruste in den Pfannen wird durch den vorhandenen zweifach-phosphorsauren Kalk veranlaßt, welcher im Rohrsafte in sehr großer Menge enthalten ist; wenn man behufs des Klärens Kalkmilch zusezt, wird der Säureüberschuß des Biphosphats von dieser Basis gesättigt; es entsteht hiedurch unauflöslicher basisch-phosphorsaurer Kalk, welcher in großen graulichen Flöken erscheint, die etwas Farbstoff und Ueberreste vom Rohr mit sich führen. Diese Floken schwimmen im Rohrsaft oder im Syrup, wenn das Klären nicht gut vor sich ging, oder das Abschäumen nicht gehörig oder nicht rechtzeitig geschehen ist, und wenn diese Floken mit den Wänden der Pfanne in Berührung kommen, hängen sie sich fest an dieselben an und gehen nicht mehr los. Der Ueberzug nimmt an Dike immer zu, wie schon gesagt, und schadet dann sehr beim Eindampfen des Syrups, weil er die Wärme sehr ungern durchläßt. Man hat bis jezt noch kein Mittel gefunden, seiner Entstehung entgegen zu arbeiten oder sie zu verhüten. Um die Kruste aus einer Pfanne zu entfernen, müssen die Zukersieder, wie sie sagen, sie verbrennen. Diese Operation geschieht manchmal ohne den Gang der Apparate zu unterbrechen; sie benüzen zu diesem Zweke den Augenblik, wann der abgeklärte Rohrsaft umgegossen wird und die Pfanne leer ist; sie lassen dieselbe dann einige Secunden lang einem heftigen Feuer ausgesezt, oder so lange, bis ihr Boden dunkelroth glühend wird; der ganze Krustenüberzug erfährt alsdann eine anfangende Verkohlung und geht leichter los, indem er in großen Platten von manchmal 2 bis 3 Zoll Durchmesser abfällt. Dieß ist vorzüglich in den Klärpfannen, d.h. in den vom Feuerraum entferntesten Pfannen der Fall. In der Batterie oder den Siedepfannen wird diese Kruste gewöhnlich zur Hälfte in rothe oder braune Kohle verwandelt, je nachdem die Heizung mehr oder weniger stark war; um sie abzulösen, nimmt man so viel man kann mit einem Schaumlöffel schnell heraus, schüttet sogleich einen kleinen Kübel voll heißen Rohrsaft in die Pfanne, spült sie gut aus und füllt sie mit möglichster Sorgfalt wieder mit Syrup oder Rohrsaft, worauf die Arbeit von Neuem beginnt. Sehr oft wird diese Kruste nur auf die Weise herausgenommen, daß man die Arbeit einige Stunden aussezt. Lezteres Mittel ist bei weitem vorzuziehen, weil man sich dabei Zeit lassen kann und weniger Gefahr läuft, die Pfannen zu beschädigen. Es wäre unmöglich, die Kruste einer Pfanne ohne dieses Mittel loszumachen; sie hängt mit so viel Kraft an, daß der Meißel und der Hammer so zu sagen gar nicht darauf einwirken. Diese Kruste ist ein arger Uebelstand und ihre Bildung sehr nachtheilig, indem die Pfannen die Wärme nicht mehr so gut leiten; bedient man sich gußeiserner Pfannen, so wird oft deren Bruch durch sie herbeigeführt. Dieser Fall findet bei schmiedeisernen oder kupfernen Pfannen beinahe niemals statt, weil diese Metalle eine plözliche Ausdehnung und Zusammenziehung in ihren Theilen ertragen können, ohne Schaden zu leiden, worin sich das Gußeisen bekanntlich sehr von ihnen unterscheidet. Ich werde in meiner Abhandlung über die Zukerfabrication ein Mittel angeben, die Kruste sehr leicht, und ohne die Pfannen so stark brennen zu müssen, zu entfernen; durch dieses einfache Mittel gelang es mir, dieselbe in Platten von oft mehr als einem Fuß Durchmesser zu entfernen. Eine Analyse dieser Kruste gab folgendes Resultat: Nachdem dieselbe ausgeglüht worden war, um den Zuker und andere Pflanzenstoffe zu zerstören, enthielten 100 Theile (aus einem kupfernen Kessel) ungefähr basisch-phosphorsauren Kalk 92,43 Kalk, zum Theil mit Kohlensaͤure verbunden   1,35 Kieselerde   4,70 phosphorsaures Kupfer   1,41 ––––– 99,89.