Titel: | Ueber zwei Legirungen von Zink und Eisen, welche man bei der Fabrication des galvanisirten Eisens erhält; von Hrn. P. Berthier. |
Fundstelle: | Band 80, Jahrgang 1841, Nr. XI., S. 44 |
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XI.
Ueber zwei Legirungen von Zink und Eisen, welche
man bei der Fabrication des galvanisirten Eisens erhaͤlt; von Hrn. P. Berthier.
Aus dem Echo du monde savant 1841, No.
619.
Berthier, uͤber zwei Legirungen von Zink und
Eisen.
Das galvanisirte Eisen ist bekanntlich äußerlich mit Zink überzogenes Eisen, gerade
so wie das Weißblech verzinntes Eisen ist. Die Erfahrung hat gezeigt, daß das Eisen
durch das Zink gegen die oxydirende Einwirkung von Luft und Feuchtigkeit geschüzt
wird, und zwar nicht nur an den mit Zink bedekten Stellen, sondern selbst an den
bloß gebliebenen, vorausgesezt, daß leztere keine zu große Fläche darbieten; dieß
ist z.B. der Fall auf dem Schnitt von Eisenblech, welches nach dem Verzinken
auseinandergeschnitten wurde, wenn nämlich die Dike solchen Blechs 1 1/2–2
Linien nicht übersteigt. Wegen dieser schäzbaren Eigenschaft ist das galvanisirte
Eisen zu vielen Zweken dem Weißblech vorzuziehen. Das Eisen wird nämlich durch die
Berührung mit Zinn noch oxydirbarer, als wenn es ganz bloß ist, daher, wenn die
Verzinnung nicht ganz sorgfältig bewerkstelligt wurde, die bloßgebliebenen Stellen
sich sehr schnell schiefern und zerstören.
Nach Verlauf einer gewissen Zeit oxydirt sich allerdings das Zink, womit das Eisen
überzogen ist, in Berührung mit der feuchten Luft; diese Oxydation macht aber keine
großen Fortschritte, sondern hört auf, wenn sie bis auf eine gewisse, wenig
beträchtliche Tiefe eingedrungen ist; auch hat die Erfahrung gelehrt, daß die
entstehende schwache Oxydkruste sehr hart wird und dem Metall stark anhängt, so daß
sie als ein Schuzmittel desselben zu betrachten ist.
Die technische Bereitung des galvanisirten Eisens im Großen bot viele Schwierigkeiten
dar, welche Hr. Sorel jedoch durch eben so einfache als
sinnreiche Verfahrungsarten zu überwinden wußte, daher er als der Schöpfer einer
ganz neuen und sehr nüzlichen Kunst zu betrachten ist.Man vergl. polyt. Journal Bd. LXVIII. S.
459 u. Bd. LXX. S.
454.
Man kann alle eisernen Gegenstände, nachdem man ihnen die gewünschten Formen gegeben
hat, galvanisiren oder verzinken; man galvanisirt z.B. Nägel, Ketten, Metallgewebe, Gitter,
Pferdegeschirre, Gartenwerkzeuge; im Zustande von Blech dürfte jedoch das
galvanisirte Eisen die meiste Anwendung finden. Solches wird schon vielfach zum
Dachdeken, zur Verfertigung von Ofenröhren, welche im Freien angebracht werden
müssen, zu Röhren für Wasserleitungen über oder unter dem Boden, zu Dampfröhren etc.
benuzt; man bedient sich desselben auch mit großem Vortheil zur Verfertigung der
Zukerformen. Das galvanisirte Blech ist bei gleichem Gewicht nicht theurer als das
bloße Eisenblech; es kostet ziemlich eben so viel wie das gewalzte Zink; vor
lezterem hat es den Vorzug, daß es viel zäher und biegsamer ist und bei
Feuersbrünsten weder schmilzt noch mit Flamme brennt.
Um eiserne Gegenstände zu galvanisiren, werden sie zuerst gehörig gereinigt oder von
Rost befreit und dann in ein Zinkbad getaucht, welches in Kesseln aus starkem
Eisenblech enthalten ist und auf welches man von Zeit zu Zeit und in kurzen
Zwischenräumen gepulverten Salmiak streut. Es bildet sich nach und nach in dem Bade
eine Legirung von Eisen und Zink, dieselbe fällt aber in dem Maaße, als sie
entsteht, auf den Boden der Kessel, und wenn man dafür sorgt, daß das geschmolzene
Metall nicht umgerührt wird, sondern im Gegentheil ruhig bleibt und auch gehörig
erhizt wird, so bleibt das im oberen Theile des Bades befindliche Zink ziemlich
rein. Die eisenhaltige Legirung ist in einem teigartigen Zustande. Wenn sie sich bis
zu einer gewissen Höhe am Boden eines Kessels angesammelt hat, nimmt man sie heraus
und ersezt sie durch neues Zink.
Ich nahm aus einem Kessel eine Probe von dem am Boden befindlichen eisenhaltigen Zink
und ebenso eine Probe von dem sehr flüssigen Zink an der Oberfläche; bei der Analyse
fand ich:
In dem eisenhaltigen Zink.
Im geschmolzenen Zink.
Eisen
0,043
0,002
Blei
0,004
0,010
Kupfer
Spuren
Spuren
––––––––
––––––––
0,047
0,012
Die Legirung sah beinahe aus wie gewöhnliches Zink, war aber härter und sehr
krystallinisch. Sie wirkte durchaus nicht auf die Magnetnadel. Ihre Zusammensezung
ist genau dieselbe wie die der krystallinischen Massen, welche sich am Boden der
eisernen Kessel sammelten, worin man ehemals in Lüttich das Zink umschmolz, um es in
Barren zu gießen. Da diese Legirung jedoch zwanzig Atome Zink auf ein Atom Eisen
enthält, so ist es schwer zu glauben, daß sie eine bestimmte chemische Verbindung
ist.
Bei einer Verzinkung, wo man stärker als gewöhnlich erhizt hatte, indem der Boden des
Kessels fast rothglühend wurde, erhielt man eine eigenthümliche Legirung, welche
sich ebenfalls am Boden des Kessels ansammelte, aber den Kesselwänden so stark
anhing, daß man sie nur sehr schwer davon trennen konnte. Ich habe eine Probe dieser
Legirung, welche mir Hr. Sorel überschikte, analysirt;
sie besaß die Farbe des Zinks, war aber stellenweise irisirt; man konnte sie
zwischen den Fingern zerreiben und ihre Körner waren unregelmäßig krystallisirt. Von
Säuren wurde sie so leicht angegriffen, daß sie sich sogar in der Kälte in
Essigsäure auflösen ließ. Bei der Analyse gab sie:
Zink
90,1
8 Atome
Eisen
9,5
1
Blei
0,4
–––––
100.
Sie enthält folglich über zweimal so viel Eisen als die gewöhnliche Legirung. Die
Entstehung der sehr eisenhaltigen Legirung unter den angegebenen Umständen scheint
zu beweisen, daß die gewöhnliche Legirung mit 0,04 Eisen sich zersezt, wenn man sie
einer Hize aussezt, welche stark genug ist, aber doch nicht zur Verflüchtigung des
Zinks hinreicht, indem sie in eine viel eisenhaltigere und folglich strengflüssigere
Legirung und in beinahe reines flüssiges Zink zerfällt. Diese Eigenschaft der
gewöhnlichen Legirung, deren Erzeugung man nicht vermeiden kann, ließe sich also
benuzen, um daraus auf eine sehr einfache Art zum Galvanisiren geeignetes Zink zu
erhalten: sie würde davon 58 Procent oder beiläufig die Hälfte ihres Gewichts
liefern.