Titel: Ueber die Benuzung der Rükstände von der Chlorbereitung; von Hrn. Ebelmen.
Fundstelle: Band 80, Jahrgang 1841, Nr. XXXVII., S. 147
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XXXVII. Ueber die Benuzung der Ruͤkstaͤnde von der Chlorbereitung; von Hrn. Ebelmen. Aus dem Echo du monde savant, 1841, No. 612. Ueber die Benuzung der Ruͤkstaͤnde von der Chlorbereitung. Bis jezt haben die Fabrikanten chemischer Producte noch nicht versucht, die Rükstände von der Bereitung des Chlors zu benuzen; dieselben bestehen bekanntlich aus salzsaurem Manganoxydul, gemengt mit salzsaurem Kalk, salzsaurem Baryt und salzsaurem Eisenoxyd. Ich habe einige Versuche angestellt, welche die Möglichkeit herausstellen, diese Rükstände vortheilhaft zu benüzen. Das Manganoxydul, welches man aus einer Auflösung durch ein Alkali oder eine alkalische Erde niederschlägt, verwandelt sich bekanntlich in Berührung mit der Luft in ein Gemenge von Oxydhydrat und kohlensaurem Oxydul; mit Salzsäure würde dieses Gemenge eine dem aus der Luft aufgenommenen Sauerstoff entsprechende Quantität Chlor geben. Nach der Theorie ist daher nicht zu zweifeln, daß dieses Verfahren gelingt; andererseits läßt sich das Manganoxydul aus seiner salzsauren Auflösung durch Kalkmilch sehr wohlfeil niederschlagen. Es war also bloß auszumitteln, ob der erhaltene Niederschlag an der Luft so viel Sauerstoff aufnehmen kann, daß es vortheilhaft wird, ihn wieder in Salzsäure aufzulösen. Ich habe zu meinen Versuchen den Braunstein von Cretnick benuzt, welcher 88 Proc. Superoxyd enthält. 1 Gramm davon, mit Salzsäure und schwefliger Säure probirt, gab 2,33 Gr. schwefelsauren Baryt und bei der Probe mit Salzsäure und Schwefelblumen 0,77 schwefelsauren Baryt. Bei allen Versuchen wurden 2 Gramme Erz in Salzsäure aufgelöst, die Flüssigkeit filtrirt und zur Trokne verdampft. Der Rükstand wurde dann wieder in Wasser aufgenommen und mit so viel Kalkmilch niedergeschlagen, als der Aezkalk von 2,5 Gr. Marmor lieferte; diese war mehr als hinreichend, um alles Manganoxydul abzuscheiden. Den zwei- oder dreimal durch Decantiren ausgesüßten Niederschlag sezte ich in einer weiten Schale der Luft aus, wobei ich ihn beständig feucht erhielt und seine Oberfläche häufig erneuerte. Das braune Pulver, welches der ausgetroknete Niederschlag lieferte, wurde mit Schwefelblumen und kochender verdünnter Salzsäure geprüft; es löste sich sehr leicht auf und die entstandene Schwefelsäure wurde mit salzsaurem Baryt bestimmt. Das Ergebniß der Versuche war: wenn man eine gewisse Menge Braunstein mit Salzsäure behandelt hat, die Flüssigkeit dann mit Kalk niederschlägt und den Niederschlag lange genug der Luft aussezt, so kann er bei neuer Behandlung mit Salzsäure 45 Proc. von dem das erstemal erhaltenen Chlor liefern. Ob sich die angegebene Behandlung der Rükstände in den Chlorkalk-Fabriken mit Vortheil anwenden läßt, hängt natürlich von den respectiven Preisen des Braunsteins und der Salzsäure ab. Wenn man sich das Mangansuperoxyd wohlfeil verschaffen kann, die Salzsäure hingegen theuer ist, so rentirt es freilich nicht, Chlor mittelst Manganoxyd darzustellen, welches anderthalbmal so viel Salzsäure als das Superoxyd erfordert, um dieselbe Menge Chlor wie lezteres zu liefern.