Titel: Darstellung eines neuen Verfahrens, Abdrüke von Medaillen und ähnlichen Gegenständen in metallischem Kupfer durch Druk hervorzubringen; von G. Osann.
Fundstelle: Band 80, Jahrgang 1841, Nr. CXI., S. 434
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CXI. Darstellung eines neuen Verfahrens, Abdruͤke von Medaillen und aͤhnlichen Gegenstaͤnden in metallischem Kupfer durch Druk hervorzubringen; von G. Osann. Vorgetragen in der 18ten Versammlung der deutschen Naturforscher in Erlangen. Poggendorff's Annalen 1841, Nr. 3. Osann's Verfahren Abdruͤke von Medaillen in Kupfer durch Druk hervorzubringen. Eine zufällige Beobachtung, welche ich im Jahre 1830 bei meiner Untersuchung über die Atomgewichte (siehe Kastner's Archiv, Bd. IV. S. 3) an mit Wasserstoffgas reducirtem Kupfer machte, hat mich zur Erfindung dieser neuen technischen Kunst geführt. Ich hatte damals die Bemerkung gemacht, daß Kupferoxyd mit Wasserstoffgas reducirt ein äußerst feines, leicht zusammendrükbares Pulver gibt, und daß dieß so erhaltene Kupferpulver durch Hize so zusammensintert, daß es die Festigkeit des geschmolzenen Kupfers annimmt. Als ich nun das neuerdings von Jacobi bekannt gemachte Verfahren, mittelst eines hydro-elektrischen Stroms dergleichen Abdrüke hervorzubringen, wiederholte und fand, daß bei Anwendung einer einfachen Kette sechs bis sieben Tage nöthig sind, um Kupferabdrüke von der Stärke einer Linie zu erhalten, so fiel mir meine frühere Beobachtung ein, und ich versuchte durch Compression dergleichen Abdrüke zu erhalten. Nachdem mir dieß gelungen war, machte ich den 23. Jun. vergangenen Jahres sowohl in der hiesigen Würzburger Zeitung, als im Fränkischen Courier eine Anzeige dieses Verfahrens bekannt. Bei allen Operationen, welche zum Zwek haben, einen Gegenstand in einer gewissen künstlerischen Vollkommenheit zu liefern, kommt es auf Beachtung einer Menge von Einzelnheiten an, welche unberüksichtigt gelassen werden können, wenn es sich nur darum handelt, einen empirischen Beweis zu liefern. Um nun die Leser in gehörige Kenntniß davon zu sezen, habe ich die Beschreibung des Verfahrens in vier Abschnitte eingetheilt. 1. Von der Darstellung des halb-kohlensauren Kupferoxyds. Man sucht aus einer beträchtlichen Menge von Krystallen von Kupfervitriol die größten und blausten Stüke heraus. Hierauf füllt man eine Porzellanschale fast ganz mit Brunnenwasser, bringt so viel Kupfervitriol hinein, als darin sich auflöst, sezt die Schale aufs Feuer und erhizt die Flüssigkeit zum Kochen. Nachdem sie ungefähr eine halbe Stunde gekocht hat, läßt man sie erkalten. Diese Operation hat zum Zwek, das bei dem Kupfervitriol befindliche schwefelsaure Eisenoxydul vollkommen zu oxydiren. Es fällt beim Erkalten als fünffach basisches schwefelsaures Eisenoxyd heraus, und kann aus der erkalteten Flüssigkeit durch Filtriren getrennt werden. Nachdem dieß abfiltrirt worden ist, füllt man eine Porzellanschale zur Hälfte mit der blauen Flüssigkeit. Sie wird zum Kochen gebracht und mit kleinen Mengen von Sodapulver oder kohlensaurem Natron, welches man in Pausen zusezt, gefällt. Beim Hineinwerfen findet ein starkes Aufbrausen statt, in Folge der Zersezung dieses durch den Vitriol; die Hälfte der Kohlensäure entweicht, während die andere sich mit dem Kupferoxyd zu halb-kohlensaurem Kupferoxyd vereinigt. Erfolgt bei einem neuen Zusaz von Soda kein Aufbrausen mehr, so nimmt man die Schale vom Feuer und gießt sie bis an den Rand mit Brunnenwasser voll. Hiebet rührt man mit einem Glasstabe den Niederschlag auf, und durchmengt ihn so viel als möglich mit der Flüssigkeit. Man läßt nun die Flüssigkeit ungefähr eine halbe Stunde ruhig stehen. Während dieser Zeit sezt sich das halb-kohlensaure Kupferoxyd ab, und die darüber befindliche Flüssigkeit wird wasserklar. Hierauf gießt man die über dem Niederschlag befindliche Flüssigkeit, welche eine Auflösung von schwefelsaurem Natron ist, behutsam, d.h. ohne den Niederschlag aufzurühren, ab, und gießt dann von Neuem Brunnenwasser auf den Niederschlag. Dieser wird wieder mit dem Wasser gemengt, und wie oben beschrieben, verfahren. Dieses Verfahren wird so oft wiederholt, bis die über dem Niederschlag befindliche Flüssigkeit keinen Salzgeschmak mehr hat. Ist dieser Punkt erreicht, so bringt man den Niederschlag auf ein doppeltes Filtrum und läßt die Flüssigkeit ablaufen. Nachdem dieß geschehen ist und der Niederschlag mehrere Stunden darin gelassen worden ist (ich habe ihn gewöhnlich über Nacht im Filter gelassen), zieht man das Filter, indem man den oberen Rand zusammenlegt, heraus. Hatte man ein doppeltes Filter angewendet, so läßt es sich recht gut herausnehmen, ohne daß ein Zerreißen desselben zu befürchten wäre. War es hingegen nur ein einfaches, so ist es schwierig, es unverlezt aus dem Trichter heraus zu bekommen. Man breitet es nun über mehrere übereinandergelegte Bogen Fließpapier aus. Der Niederschlag wird dadurch getroknet, daß man ihn entweder der Wirkung der Sonnenstrahlen aussezt oder der warmen Luft einer geheizten Stube. Beim Troknen legt man das Filter öfters mit dem Spatel um, um alle Theile der Wirkung der erwärmten Luft auszusezen. Nach zwei bis drei Tagen ist der Niederschlag zum feinsten Pulver zerfallen, und hat jezt die Beschaffenheit, in welcher er reducirt werden kann. Bevor man es der Reduktion aussezt, siebt man es durch Flor, um die gröberen Stüke oder etwaige Unreinigkeiten zurükzuhalten. 2. Reduction mittelst Wasserstoffgas. Nachdem das kohlensaure Kupferoxyd auf die angegebene Weise dargestellt worden ist, schreitet man jezt zur Reduction desselben mittelst Wasserstoffgas. Ich will diesen Abschnitt in zwei Abtheilungen trennen. a) Darstellung des Wasserstoffgases. Um dieses zu gewinnen, schlage man gegossenes Zink in Stüke von 1/2 bis 1'' Größe. Diese bringe man in eine Flasche und gieße dann Wasser darauf, so daß ungefähr die Hälfte der Flasche davon erfüllt wird. Dann fügt man auf die Oeffnung derselben einen Stöpsel, welcher gut schließen muß. Durch denselben gehen zwei Glasröhren, die eine endet nach Außen mit einem Trichter. Ihre Oeffnung in der Flasche befindet sich unter der Flüssigkeit ungefähr 1'' über dem Boden derselben. Die zweite Röhre endet in dem Glas über der Flüssigkeit, außerhalb des Stöpsels ist sie gebogen, und in Verbindung mit einer weiteren Röhre. In dieser befinden sich zwei Schichten von in Streifen geschnittenen Filtrirpapiers, wovon die vordere, der Gasentbindungsflasche zugekehrte Hälfte, mit Kalilauge, die Hintere mit einer Auflösung von essigsaurem Bleioxyd getränkt ist. Diese mit diesen Flüssigkeiten getränkte Streifen dienen dazu, das Wasserstoffgas beim Hindurchströmen zu reinigen, theils von dem anhängenden Oehle durch die Kalilauge, theils von dem Schwefel-, Phosphor- und Arsenikwasserstoffgas durch das essigsaure Bleioxyd. Diese Röhre ist mittelst eines Korks mit einer engeren verbunden, in welcher sich ein gedrehter Streifen Filtrirpapier befindet. Dieß dient dazu, die etwa durch das Gas mitgenommene Flüssigkeit zu absorbiren. An diese Röhre wird mittelst eines Stöpsels diejenige befestigt, in welcher das Kupfer reducirt werden soll. Zu dieser nimmt man eine Glasröhre von ungefähr 1 1/2 Fuß Länge und 3/4 Zoll Breite. Um das kohlensaure Kupferoxyd recht gleichmäßig darin zu vertheilen, verfährt man folgendermaßen. Man verschließt die eine Oeffnung der Röhre mit Kork, und bringt so viel Pulver von Kupfersalz hinein, daß ungefähr 1/3 der Röhre damit angefüllt ist. Hierauf hält man die Röhre horizontal und vertheilt durch Drehen derselben das Pulver gleichmäßig. Es wird nun ungefähr die Hälfte der Röhre oder etwas mehr einnehmen. Nachdem nun durch Zugießen von Schwefelsäure in das Glasgefäß Wasserstoffgas entwikelt worden ist, stellt man eine einfache Weingeistlampe unter die Röhre zu Anfang derselben, da wo das Wasserstoffgas in dieselbe tritt. Bald nachdem die Flamme anschlägt, wird man bemerken, daß sich das grüne Kupfersalz bräunt. Sobald es an der Stelle, an welcher sich die Lampe befand, Kupferfarbe angenommen hat, rükt man sie weiter, und läßt sie überall so lange stehen, bis alles Salz reducirt ist. Ob das Salz völlig reducirt sey, erkennt man aus dem Erglühen desselben; bei der Vereinigung des Wasserstoffgases mit dem Sauerstoff des Oxydes findet nämlich eine solche Temperaturerhöhung statt, daß das Salz erglüht. Sobald sich dieß Erglühen gezeigt hat, kann man annehmen, daß das Salz reducirt sey. Bei dieser Reduction bemerkt man bald einen stechenden Geruch nach schwefliger Säure. Diese rührt von einer geringen Menge von Schwefelsäure her, welche aus dem Vitriol, selbst durch Fällung bei Siedhize, nicht entfernt werden kann; diese wirkt auf die lezten Mengen des dem nicht verschlossenen Ende zugekehrten kohlensauren Kupferoxyds ein. Es bekommt eine gelbliche Farbe, und zugleich sammelt sich Wasser daselbst an. Da dieser lezte Theil des Salzes bei der Reduction kein so feines Pulver gibt, sondern zusammenbakt, so ist es besser, man unterbricht die Reduction des Salzes da, wo das Pulver anfängt feucht zu werden. Auch ist es nicht räthlich, die Lampe bis an diese Stelle zu rüken, da die Glasröhre wegen der darin angesammelten Feuchtigkeit daselbst leicht plazt. Mittelst eines Drahts, den man an einem Ende gekrümmt und breit geschlagen hat, zieht man das nasse Pulver heraus. Dieß wird besonders aufbewahrt. Hat man eine gewisse Quantität von mehreren Reductionen gesammelt, so bringt man sie in ein Glas mit Wasser, rührt das Salz darin um und filtrirt; das auf dem Filter Gebliebene wird ausgewaschen, getroknet und hierauf wieder zur Reduction angewendet. Bei dieser Reduction ist es durchaus nochwendig, das Kupfersalz bei der möglichst niedrigen Temperatur zu reduciren. Schon eine doppeltzügige Lampe gibt eine zu starke Hize, und noch viel weniger ist Kohlenfeuer hiezu zu gebrauchen. Kupfer, welches bei solcher Hize reducirt worden ist, hat eine körnige Beschaffenheit, und sintert nicht mehr durch Hize zusammen; es ist vollkommen unbrauchbar zu diesem Zwek. Das auf diese Weise reducirte Kupfer läßt man in der Röhre erkalten. Man bringt es hierauf in ein cylindrisches Gläschen und verschließt dieß sogleich mit einem Kork. Da dieß so dargestellte Kupfer sich leicht oxydirt, so ist zu rathen, daß noch an demselben Tag, an welchem die Reduction vorgenommen worden ist, die Abdrüke ausgeprägt und gebrannt werden. Als Kennzeichen der Güte des so reducirten Kupfers kann man folgende Eigenschaften anführen. Es muß den Aggregatzustand des Schwammplatins haben, und seine Farbe muß hell kupferroth seyn. Wendet man eine Glasröhre von 1 1/2 Fuß Länge an, so sind drei, nach angegebenen Verhältnissen reducirte Portionen Kupfersalz hinreichend, um einen Münzabdruk von 1 1/2 Zoll Durchmesser und von der Dike von ungefähr 3/4 Linie anzufertigen. 3) Von dem Ausprägen der Abdrüke durch Compression. Um die Compression des Kupferpulvers zu bewirken, habe ich mich zweier Verfahren bedient. 1) Man läßt sich ein Rohr von Eisen oder Eisenblech von der Breite der Münze und ungefähr 4'' Höhe betragend anfertigen, dann einen kleinen massiven Cylinder von Eisen, 1 bis 1 1/2'' hoch, von der Breite der Röhre, und einen Stempel von gleichem Umfang und demselben Metall, welcher, mit einem Griffe versehen, von solcher Länge ist, daß er, auf den Cylinder in der Röhre gestekt, noch über dieselbe hinausragt. Man bringt nun das reducirte Kupferpulver in ein vierekiges Stükchen Flor, hält die Enden desselben zusammen, so daß das Pulver sich darin wie in einem Beutel befindet, und schlägt von Unten, nach Oben mit einem Spatel dagegen, um das Kupfer recht fein durchzupudern. Das durchfallende Pulver fängt man auf einem Bogen Schreibpapier, oder, besser noch, farbigen geglätteten Papier auf. Von lezterem fällt das Pulver leicht ab, ohne hängen zu bleiben. Ist so viel durchgegangen, daß die erhaltene Menge, auf die Münze gebracht, dieselbe ungefähr zu 1/2 Linie bedekt, so hält man inne und legt das Papier, auf welchem das Pulver sich befindet, seitwärts. Dieß Pulver ist von bester Qualität, und wird gebraucht als erste Schicht, um unmittelbar die Oberfläche der Münze zu bedeken. Wir werden diese Pulvermenge mit a bezeichnen. Auf ein zweites Papier wird nun die übrige Menge des Kupferpulvers durchgepudert und zum Gebrauch aufgehoben. Wir bezeichnen sie mit dem Buchstaben b. Die gröberen Stüke Kupfer, welche im Flor zurükgeblieben sind, werden in eine Reibschale gebracht und zerrieben. Diese dritte Portion hat die geringste Qualität. Wir bezeichnen sie mit c. Nachdem diese drei Quantitäten Kupferpulver erhalten worden sind, fährt man auf folgende Weise fort. Der eiserne Cylinder wird mit Papier, gleich einer Geldrolle, umwikelt, und in diese Hülle Pulver irgend eines anorganischen Körpers, z.B. Ziegelmehl, gebracht, ungefähr von der Höhe einer Linie und darüber. Auf diese wird die Münze gelegt und gegen das Pulver stark angedrükt. Hierauf wird das Papier hinweggenommen und die Röhre von Eisen darübergeschoben, nachdem das Innere derselben vorher etwas mit Talg ausgestrichen worden ist. Man schüttet nun die beste Sorte Kupferpulver (a) auf die Münze, hierauf (b) und zulezt (c). Die Menge des Kupferpulvers muß dem Volumen nach vor der Zusammendrükung ungefähr das Sechsfache der Münze betragen. Die eiserne Röhre wird nun von Außen mit dem Stempel etwas geklopft, damit das Pulver sich recht gleichmäßig sezt, dann stekt man den Stempel in die Röhre und drükt stark gegen das Kupferpulver. Hierauf sezt man die ganze Vorrichtung auf einen Amboß und schlägt mit einem Hammer oder der Keule eines Mörsers so stark auf den Stempel, als man vermag, und so lange, als man noch eine Zusammendrükung des Pulvers bemerkt. Hiebet muß man in Obacht nehmen, daß die Schläge recht in die Mitte des Stempels fallen, damit der Druk gleichmäßig ausfalle. Ob das Kupfer das Maximum der Compression erhalten habe, erkennt man aus dem Indiehöhespringen des Stempels, welches eintritt, wenn dieser Punkt erreicht ist. Ist die Compression geschehen, so spannt man das Rohr in einen Schraubstok und schlägt auf den Stempel mit einem Stük Holz, während man die Hand unter das Rohr hält, damit der Inhalt der Röhre nicht auf einmal herausfällt. Ist dieser verschiebbar geworden, so stellt man die Röhre auf einen Tisch, nachdem man vorher einen Bogen Papier darauf ausgebreitet hat, und zieht das Rohr in die Höhe. Man nimmt jezt den Stempel hinweg und findet nun eine Schicht Kupferpulver zu eurer festen metallischen Masse zusammengedrükt; diese läßt sich nun entweder mit Leichtigkeit von der Münze abheben, oder sie haftet so fest auf derselben, daß sich ihrer Trennung Schwierigkeiten entgegensezen. Ist dieß der Fall, so erwärmt man ein Kupferblech mittelst einer doppeltzügigen Weingeistlampe. Nachdem dieß beinahe bis zur dunkeln Rothglühhize erwärmt worden ist, legt man die Münze mit der darauf befindlichen Kupfermasse darauf, und läßt es so lange daselbst liegen, bis die Masse erkaltet ist. Der Kupferabdruk wird sich dann mit Leichtigkeit von der Münze trennen lassen. 2) Ich habe mich zu diesen Versuchen auch der bekannten Kniepresse (Poggend. Annal. Bd. XLI. S. 501) bedient, jedoch nicht in der daselbst beschriebenen Gestalt, sondern in einer durch eine Verbesserung veränderten. Die gewöhnliche Einrichtung, bei welcher der Hebelarm nach Unten gedrükt wird, ist unbequem und zugleich nicht vortheilhaft, weil bei dem Wegdrüken vom Körper mehr Kraft verloren geht, als bei dem Andrüken nach dem Körper zu. Ich habe daher dem Hebelarm eine andere Form gegeben, und zugleich damit eine gabelförmige Vorrichtung verbunden, in deren oberem Theil sich eine Rolle befindet, wodurch, indem der Griff bewegt wird, der Hebelarm nach Unten gedrükt wird. Unter den Stempel kommen die Gegenstände, welche zusammengepreßt werden sollen. Die Art der Zusammenpressung geschieht nun auf folgende Weise. Um einen Cylinder von Eisen, vom Durchmesser der Münze, wird ein Blech, ungefähr 1 1/2'' breit, gelegt, und mit seinen Enden aneinander gelöthet. Man erhält hiedurch eine cylindrische Hülle, welche über den festen Cylinder von Eisen hin- und hergeschoben werden kann. Nachdem sie so weit über den Cylinder geschoben ist, daß sie ungefähr mit 1 1/2'' Höhe über diesen wegragt, kommt eine Lage Pulver irgend eines festen Körpers als Füllung für die Münze hinein; auf diese wird jezt die Münze gelegt und stark dagegen gedrükt. Nachdem dieß geschehen ist, bringt man das Kupferpulver in der angegebenen Folge auf die Münze und füllt den ganzen inneren Raum damit an; oben darauf legt man eine Metallplatte, etwa eine Zink- oder Eisenplatte, und nimmt dann die Pressung vor. Ich habe nicht finden können, daß nach der Härtung durchs Feuer ein Unterschied zwischen den Kupferabdrüken, auf die eine oder andere Weise erhalten, stattfände, doch habe ich bemerkt, daß die Kupferabdrüke, welche durch Schlagen erhalten werden, mehr metallischen Glanz haben, welcher jedoch keinen Einfluß auf ihre Beschaffenheit nach dem Glühen hat. 4) Härtung der erhaltenen Abdrüke durchs Glühen. Die durch Compression erhaltenen Abdrüke haben eine gewisse Festigkeit, und können in diesem Zustande recht gut aufbewahrt werden; doch sind sie dem Zerbrechen beim Hinfallen unterworfen und ihre Oberfläche verliert ihren Glanz durch allmähliche Oxydation. Es ist daher zu rathen, sie zu Härten, was auf folgende Weise bewerkstelligt werden kann. Man läßt sich zwei Kapseln von Kupferblech machen, welche ineinander geschoben werden können, wie die beiden Theile einer Schachtel. In diese werden die Abdrüke gelegt, um darin geglüht zu werden. Ich habe gefunden, daß es am zwekmäßigsten ist, zwei Abdrüke zugleich zu glühen, und diese so hineinzulegen, daß sie mit ihren Vertiefungen aufeinander liegen. Um das Anbaken der Abdrüke beim Glühen zu verhindern, muß man drei dünne Stükchen Kupferblech auf den Rand des untern Abdruks legen; oder man kann auch zuerst schwach glühen, hierauf die Operation unterbrechen, erkalten lassen und dann von Neuem stärker glühen. Die Kupferschachtel wird von Außen mit Thon bestrichen, um möglichst den Zutritt der atmosphärischen Luft zu erschweren. Man glüht bis zu anfangender Weißglühhize, nimmt hierauf die Kapsel heraus, läßt sie erkalten, und die Operation ist beendet. Sind sämmtliche in dieser Darlegung angegebene Bedingungen erfüllt worden, so erhält man zwei Kupferabdrüke von schön kupferrother Farbe, welche im Innern, da wo die Zusammendrükung am stärksten war, Bronzeglanz haben. 5) Einige interessante neue Thatsachen, welche sich bei dieser Untersuchung ergeben haben. 1) Das mit Wasserstoffgas reducirte Kupfer ist außerordentlich elektrisch. Drükt man mit einer mit einem Glasstiel versehenen Messingplatte (dem Dekel eines Condensators) darauf, so wird diese so elektrisch, daß sie schon von Weitem das Goldblatt eines Elektrometers in Bewegung sezt. Diese Thatsache scheint mir für den theoretischen Theil der Chemie von großer Wichtigkeit zu seyn. Ich halte sie für einen sehr wesentlichen Beitrag zu den Beweisen, daß chemische Affinität und Elektricität ein und dieselbe Kraft sey. Das Kupfer ist in dem so dargestellten Zustand im höchsten Grad oxydirbar und zugleich höchst elektrisch; sollen wir hierin nicht einen Grund finden anzunehmen, daß die Elektricität es sey, welche die Verbindung des Kupfers mit dem Sauerstoff bewirkt? Affinität ist ein bloßes Wort, das nur so lange Werth hat, als es nicht gelingt, die Erscheinungen der Affinität einer bekannten Kraft unterzuordnen. Gelingt dieß, so kann man sie mit allem Recht aus der Reche der besonderen Kräfte ausstreichen. 2) Bringt man etwas von diesem mit Wasserstoffgas reducirten Kupfer in Chlorgas, so entzündet es sich darin schon bei der gewöhnlichen Temperatur und verbrennt mit weißer Flamme. Es ist dieß ein Versuch, der sich sehr gut eignet, in den Vorlesungen gezeigt zu werden. Zugleich ist er ein entscheidender Beleg für den Saz, daß die Masse und die Cohärenz der Körper gegen die chemische Affinität wirkt. 3) Es ist eine sehr merkwürdige Erscheinung, daß die Kupferabdrüke beim Glühen sich so bedeutend zusammenziehen. Nach ungefährer Schäzung mag das Maximum der Zusammenziehung ein Fünftel des Durchmessers der Münze, von welcher der Abdruk genommen war, betragen. Bei dieser Zusammenziehung erleidet die Zeichnung nicht die geringste Verschiebung. Man findet genau dasselbe wieder, nur in verkleinertem Maaßstab. 4) Das so zusammengesinterte Kupfer ist härter als das geschmolzene. Es ergibt sich diese Eigenschaft schon beim Anfühlen, noch mehr aber beim Feilen. Es ist dieß gewiß ein recht interessanter Umstand, daß Kupfer im zusammengesinterten Zustand, also einem, in welchem die Theile weniger genähert sind, als im geschmolzenen, eine größere Härte und, wie mir scheint, auch Festigkeit hat, als im geschmolzenen. 6) Versuche mit anderen Metallen dergleichen Abdrüke zu erhalten. Es ließ sich erwarten, daß dergleichen Abdrüke auch mit anderen Metallen erhalten werden können. Bis jezt habe ich mit zwei Metallen, mit Silber und Blei, derartige Versuche gemacht. Das Silber wurde durch Fällung einer Auflösung von salpetersaurem Silberoxyd mittelst Kupfer erhalten. Ausgewaschen und getroknet, wurde es auf eine Münze mittelst der Kniepresse gepreßt. Durch Erwärmen konnte der Abdruk von der Münze getrennt werden. Er hatte ein matt silberfarbiges Aussehen. In der beschriebenen Kapsel von Kupfer wurde er geglüht. Man fand ihn nur unbeträchtlich durch die Hize zusammengezogen, übrigens von unverändertem Aussehen. Das Metall war fest zusammenhängend geworden und hatte einen schönen Glanz. Blei wurde aus einer Auflösung von essigsaurem Bleioxyd mittelst Zink gefällt. Es wurde gesammelt, das adhärirende Wasser mittelst Fließpapier ausgedrükt und das nun vom Wasser befreite Blei auf einer Münze zusammengepreßt. Der Abdruk löste sich leicht von der untergelegten Münze. Es war ein genauer Abdruk derselben, der sich jedoch durch das matte Aussehen des Bleies nicht sehr empfahl. 7) Vorzüge, welche dieß Verfahren vor dem voraus hat, bei welchem der hydro-elektrische Strom angewendet wird, und praktische Anwendung desselben. Als derartige Vorzüge lassen sich hauptsächlich folgende anführen: 1) Daß es, nach einmal dargestelltem Kupferpulver, nicht die geringste Schwierigkeit hat, Abdrüke von jeder beliebigen Dike zu machen, welche eine noch größere Härte besizen, als selbst das geschmolzene Kupfer hat. 2) Daß jeder Körper, gleichviel ob er Leiter der Elektricität ist oder nicht, als Unterlage zu diesen Kupferabdrüken angewendet werden kann. Dieß Verfahren erhält hiedurch eine ganz allgemeine Anwendbarkeit, und kann sogar auf organische Körper ausgedehnt werden. Ich habe versucht, Steinplatten, auf welchen lithographische Zeichnungen sich befanden, in Kupfer abzudrüken, welche vollkommen gelungen sind. Eben so wird man von geäzten Kupferplatten Abdrüke nehmen können. Auch größere Gegenstände, selbst Statuen, lassen sich auf diese Weise in Kupfer abdrüken. Diese Abdrüke können dann als Formen für erhabene Abdrüke in Kupfer benuzt werden. 3) Daß die Abdrüke eine ungemeine Schärfe haben. Die Ursache dieser Schärfe, welche selbst die des Originals übertrifft, ist darin zu suchen, daß der Abdruk sich beim Erhizen zusammenzieht, folglich das Weitere in einem engeren Raum zusammengedrängt wird. Wenn man einen durch Feuer gehärteten Abdruk mit einem zusammenhält, mit welchem diese Operation nicht vorgenommen worden ist, so erscheint ersterer wie graphirt. Da man diese Abdrüke nun wieder gebrauchen kann als Formen zu neuen erhabenen, so begreift man, wie bei der Eigenschaft derselben, sich durch Hize zusammenzuziehen, von einer Münze Abdrüke vom kleinsten Umfang erhalten werden können. 4) Mittelst dieses Verfahrens kann man wirkliche Copien von Medaillen mit zwei erhabenen Seiten nachmachen. Um dergleichen anzufertigen, nimmt man zwei Hohlabdrüke von beiden Seiten, bringt dazwischen Kupferpulver und preßt sie gegen einander. Die erhaltene Copie wird nun durch Feuer gehärtet, und gibt die Medaille in scharfen Umrissen in etwas verkleinertem Maaßstab. Als praktische Anwendungen dürften vorläufig folgende aufgestellt werden: 1) Da sich die Hohlabdrüke sehr schön in Siegellak abdrüken, so kann von einem erhabenen Metalltisch jede beliebige Anzahl von Abdrüken in Kupfer genommen werden, welche als Pettschaft gebraucht werden können. Man würde auf diese Weise Stempel sehr einfach und mit wenig Kosten vervielfältigen können. 2) Es kann dieß Verfahren gebraucht werden, um Buchdrukerlettern anzufertigen. Zu dem Ende würde man nur nöthig haben, das reducirte Pulver in die Matrize zu drüken. Die erhaltenen Lettern würden etwas kleiner als die Matrizen, aber schärfer als gegossene seyn. 3) Man wird es sehr gut anwenden können, um Metallspiegel anzufertigen. Zu diesem Vorhaben wird man das reducirte Kupfer nur auf ein geschliffenes convexes oder concaves Glas zu pressen haben. Diese durch Compression erhaltene Masse wird hierauf in einer Kupferkapsel gebrannt, und je nachdem man einen Sammlungs- oder Zerstreuungsspiegel haben will, die innere oder äußere Seite versilbert. 4) Da sich das mit Wasserstoffgas reducirte und gepreßte Kupfer so gleichmäßig in der Hize zusammenzieht, so wird man es sehr gut zu pyrometrischen Messungen benuzen können. Man würde es hiezu auf dieselbe Weise gebrauchen können, wie die Thoncylinder in dem Wedgewood'schen Pyrometer. Da die Münzen, von welchen Kupferabdrüke genommen werden, nicht beschädigt werden, so würde Jemand, dem ein Münzcabinet zur Disposition steht, die beste Gelegenheit haben, von seltenen Münzen ganz genaue Copien zu machen. Diese würden außer ihrer großen Schärfe auch noch den Vorzug vor denen von Gyps und Schwefel haben, daß sie nicht zerbrechlich sind. Auch von anderen Kunstgegenständen würde man treue und dauerhafte Copien anfertigen können.