Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 80, Jahrgang 1841, Nr. CXVI., S. 459 |
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CXVI.
Miszellen.
Miszellen.
Belgische Münzprägmaschine.
Die belgischen Journale machen viel Aufhebens von einer, angeblich von einem ihrer
Landsleute, Hrn. V.
Capsouillet, von Mons gemachten Erfindung einer ungeheuer
Muͤnzpraͤgmaschine, welche mittelst einer Dampfmaschine von 10
Pferdekraͤften in einem Tage 115,200 Fuͤnffrankenstuͤke
praͤgen kann. – Diese Maschine, wenn sie existirt, waͤre nur
eine schwache Copie einer franzoͤsischen, vor bald 10 Jahren von dem
Muͤnzmeister Thonnelier in Paris erfundenen,
welche in den Ausstellungen der Jahre 1834 und 1839 Auffetzen erregte. Diese
fuͤr den Bedarf
der Pariser Muͤnzstaͤtte eingerichtete Presse wird nur von zwei Personen in Bewegung gesezt und praͤgt in der
Minute 30 Stuͤke und daruͤber. Wuͤrde man sie in
groͤßeren Verhaͤltnissen ausfuͤhren und eine Dampfmaschine von
10 Pferdekraͤften dabei anwenden, so koͤnnte sie in 24 Stunden nicht
bloß 115,200, wie die belgische Presse, sondern 1,728,000 Stuͤke
praͤgen. (France industrielle 1841, No. 20.)
Meslier's dreikantige
Achsen.
Diese Achsen von der Erfindung des Hrn. Meslier (Paris, rue du Regrad, 8.) waren
auf der juͤngsten Industrieausstellung zu sehen. Sie besizen zwei
Vorzuͤge, naͤmlich den der Wohlfeilheit und der Sicherheit, lezteren,
weil sie sich bei langem Laufe nicht wie andere Achsen erhizen koͤnnen, indem
das Oehl, welches in das Reservoir am kleinen Ende der Buͤchse gebracht wird,
leicht circulirt, was die Abnuͤzung der Buͤchse und der Spindel
verhuͤtet. Da die Absonderung der Schmierfluͤssigkeil fortdauernd und
stets reichlich ist, so nehmen die zwischen der Buͤchse und gewissen Theilen
der Achse befindlichen leeren Raͤume natuͤrlich die fremdartigen
Koͤrper auf, welche die Umdrehung hindern koͤnnten, was bei den
Patentachsen haͤufig der Fall ist. Bei einer von jedem zufaͤlligen
Hinderniß so befreiten Bewegung bietet die Meslier'sche
Achse nothwendig eine viel groͤßere Dauerhaftigkeit dar, befoͤrdert
das Rollen des Wagens und macht die Unterhaltung leichter und weniger kostspielig.
Mehrere solche Waͤgen haben mit Postpferden 100 bis 250 Lieues
zuruͤkgelegt, und sind auf dem ganzen Wege nicht geschmiert worden. (France industrielle 1841, No. 20.)
Neue Art Häuser zu bauen.
Eines der ausgezeichnetsten Mitglieder der kaiserl. Gesellschaft fuͤr den
Landbau in Moskau, der verstorbene v. Gérard, hat
eine neue Art, Huͤtten und Haͤuser zu erbauen, eingefuͤhrt.
Derselbe schlug vor, den Holzbau durch den Bau mit Ziegelsteinen, aber in besonderer
Weise, zu ersezen. Jede Mauer ist doppelt, d.h. aus zwei Mauern zusammengesezt. Die
Ziegelsteine werden ihrer Laͤnge, nicht ihrer Breite nach, uͤber
einander gelegt, so daß sie zwei parallele Mauern bilden, welche einen leeren Raum
von etwa 6 franz. Zoll zwischen sich lassen, wodurch das Ganze eine Dike von 1 Fuß
2–3 Zoll bekommt. Der leere Raum wird mit einer die Waͤrme wenig
leitenden Substanz, wie z.B. mit Asche, Kohle, Moos, Hanfstengeln, Eisenschlaken
u.s.w. ausgefuͤllt. Die beiden parallelen Mauern werden mittelst Klammern aus
duͤnnem Draht miteinander verbunden. Die Verbindung mittelst dieser Klammern
faͤngt bei der ersten Ziegelsteinreihe, welche auf dem Grunde liegt, an und
wiederholt sich von 8 zu 8 Reihen; der horizontale Abstand zwischen den Klammern
betraͤgt beilaͤufig 3 Fuß. Auch muͤssen die beiden Mauern an
jeder Eke mittelst Drahtklammern genau verbunden werden. (Echo du monde savant 1841, No. 632.)
Neues Druk-Verfahren.
Orphine Process nennt Hr. Morison ein von ihm erfundenes Verfahren
mittelst Cylindern zu druken, auf welches er sich ein Patent ertheilen ließ. Das
Princip, worauf dieses Verfahren beruht, ist folgendes: wenn man zwei Cylinder durch
Mittel, welche von der Beruͤhrung ihrer Oberflaͤchen
unabhaͤngig sind, einander Bewegung mittheilen laͤßt, so werden sie
einander oder jeder dazwischenkommenden Oberflaͤche genau so viel
Schwaͤrze abgeben, als einer (oder mehrere) von einem Cylinder empfangen hat,
der auf dieselbe Weise wie der erste in Bewegung gesezt wird. Durch Anwendung dieses
Princips ist Hr. Morison im
Stande, eine Letternflaͤche mit einem constanten und gleichen Ueberzug von
Schwaͤrze zu versehen, ob nun die Lettern, oder jede sonst abzudrukende
Flaͤche auf einen Cylinder gesezt und kreisfoͤrmig gedreht wirb, oder
einer geraden Flaͤche eine schwingende Bewegung ruͤk- und
vorwaͤrts mitgetheilt wird, weil der Zufluß von Schwaͤrze mit der
Bewegung der Oberflaͤche gleichen Schritt haͤlt, wobei die
Abdruͤke so schnell gemacht werden koͤnnen, als zwei Personen Papier
einzulegen und herauszunehmen im Stande sind. Der Erfinder hat dieses Princip auch
zum Walzendruk in Farben
angewandt, wobei eine Anzahl Cylinder oder Walzen rings um eine Trommel befestigt
ist, jeder Cylinder von einem besondern, Farbe abgebenden Apparat mit Farbe versehen
wird, und sie so geordnet werden, daß ihre verschiedenen Abdruͤke auf dem von
der Trommel gelieferten Papier zusammen eine Zeichnung bilden. Die Bewegung der
ganzen Vorrichtung geht von derjenigen der Trommel aus, von welcher alle Cylinder
die ihrige mittelst Zahnraͤdern erhalten. Ein kleines Werkchen, the Page of Knowledge, mit colorirten Zeichnungen, wurde
von Hrn. Morison mittelst
eines nur erst roh construirten Modells, also unter unguͤnstigen
Umstaͤnden, ausgefuͤhrt, dessen ungeachtet beweist es, daß das Princip
gut ist. Einer der Hauptvorzuͤge des hier kurz beschriebenen Verfahrens
besteht darin, daß man den Grad des Drukes, den eine Walze auf die andere
ausuͤbt, voͤllig in der Gewalt hat, und daher von den unbedeutendsten
Erhoͤhungen und von den biegsamsten Substanzen Abdruͤke machen kann,
ohne sie zu verderben. Die Zeichnungen in der oben erwaͤhnten Flugschrift
wurden theils von Kork-, theils von Leder- und zartem Holze, andere
von erhabenen Zeichnungen, welche auf die Kehrseite einer duͤnnen
Metallplatte eingekrazt wurden, abgedrukt. (Mechanics'
Magazine, 1841, No. 922.)
Letternabgüsse in Kupfer durch Galvanismus erzeugt.
Man bedekt die ganze Drukform mit etwas weichem, schwarzem Wachs, streicht das
Ueberfluͤssige bis zur Hoͤhe der Lettern mittelst eines
hoͤlzernen Lineals ab, druͤkt dann ein Duzend Makulaturboͤgen,
welche das in den Spatien und in dem Raum innerhalb der Lettern befindliche Wachs
hinwegnehmen. Wenn die Makulatur weiß abgehoben wird, beruͤhrt sie das Wachs
nicht mehr und ist diese Operation vollendet. Man bringt hierauf die Form in den
galvanoplastischen Apparat; es sezt sich Kupfer ab und man erhaͤlt eine
vertiefte, metallene Drukplatte, welche auf eine hoͤlzerne Walze genagelt,
durch fortgesezte Umdrehung taͤglich 20,000 Abdruͤke liefern kann. Man
darf nicht vergessen, die Form mit Graphit zu bestreuen, welcher sich an das Wachs
haͤngt, damit sich das Kupfer uͤber die ganze Form hin abseze.
– Der „Belgische Courier“ macht dieß bekannt, um das
Patentiren dieses Verfahrens in ganz Europa (!) zu verhindern. (France industrielle 1841, No. 20.) Ein so mit Lettern vertieft gravirter Cylinder muͤßte auf
einer den Walzendrukmaschinen in den Kattunfabriken aͤhnlichen Maschine mit
Huͤlfe einer Rakelfeder abgedrukt werden. D. Red.
Ueber den Farbstoff des Peganum
Harmala; von Hrn. v.
Mirbel.
Verflossenes Jahr schikte der franz. Handelsminister an die Verwaltung des Museum d'Histoire naturelle 100 Kilogramme von dem Samen
des Peganum Harmala mir der Aufforderung, denselben an
diejenigen ihrer zahlreichen Correspondenten zu vertheilen, welche sich mit der
Agricultur beschaͤftigen. Dieser Sendung war die Bemerkung beigefuͤgt,
daß Hr. Goebel, Professor der
Chemie zu Dorpat, einen schoͤnen rothen Farbstoff aus dem Peganum gezogen habe, und man vermuthete, ich weiß nicht
aus welchem Grunde, daß dieser Farbstoff im Samen enthalten sey. Hr. Chevreul suchte ihn darin, fand ihn
aber nicht. Ich schrieb an Hrn. Bung, Professor der Botanik zu Dorpat, um genaue Auskunft. Er
antwortete, daß das Peganum unbestritten einen rothen
Farbstoff enthalte, welcher in der Tuͤrkei zum Faͤrben der
Seiden- und Wollenstoffe mit Erfolg angewandt werde, daß er sich aber
uͤber das Extractionsverfahren keine Auskunft habe verschaffen
koͤnnen. Am 24. Maͤrz kuͤndigte mir Hr. Prof. Ernst Meyer an, daß mir von Hrn.
Goebel eine Probe Harmalaroth zugesandt werde. Ich lege hiemit der Akademie
Seiden- und Wollenmuster und ein Paket Raspelspaͤne der Pflanze vor.
Offenbar kommen leztere nicht von dem Samen, und aller Wahrscheinlichkeit nach hat
der Farbstoff in der Wurzel seinen Siz.Hr. Prof. Goͤbel
bemerkt in seiner Abhandlung uͤber das Harmalaroth (polytechnisches
Journal, Jahrgang 1838, Bd. LXIX. S.
374): „der Farbstoff laͤßt sich leicht aus den
Samen der Harmelraute gewinnen, ist aber
nicht urspruͤnglich als solcher darin enthalten, sondern bildet sich erst durch eine chemische
Wirkung.“ A. d. R. Es ist nun im Interesse des Producenten sowohl als des Consumenten zu ermitteln nothwendig,
ob das Harmalaroth dem Krapproth, mit welchem es viele Aehnlichkeit besizt,
vorzuziehen sey. (Comptes rendus, 1841, No. 19.)
Das Verfahren von Gottlieb Lindemann in Leipzig, Copal zu Luxusartikeln zu verwenden,
auf welches demselben von dem saͤchsischen hohen
Ministerium des Innern eine Praͤmie von 50 Thalern zuerkannt wurde, besteht
in folgendem: der Copal, welcher entweder ostindischer, afrikanischer Kugelcopal
oder westindischer, amerikanischer Steincopal seyn kann (die zweite Sorte ist
haͤrter und schmilzt schwerer als die erste), wird zunaͤchst von allem
Schmuze gereinigt und nach Farbe und Helligkeit sortirt; hierauf werden die
gleichartigen Stuͤke zusammengeschmolzen, bis sie eine zaͤhe, eben so
wie der Toͤpferthon zu formende Masse geben, der dazu erforderliche
Waͤrmegrad ist bei verschiedenen Copalsorten verschieden und laͤßt
sich durch Uebung am besten bestimmen. Ist die Masse durch Ausziehen, Druͤken
und Bilden bei gleichmaͤßiger Waͤrme in die erforderliche Form
gebracht, wobei auch mehrmaliges Erwaͤrmen ohne Nachtheil erfolgen kann, so
wird der geformte Gegenstand mit der Feile behandelt und erst naß mit Schafthalm,
dann naß mit ausgeschlaͤmmtem und sandfreiem Trippel abgeschliffen. Die
geschliffenen Stuͤke werden vom Trippelstaube gereinigt, mit etwas
Baumoͤhl oder Leinoͤhl uͤberstrichen und mit Ziegen-
oder Hirschleder abgerieben, wodurch sie glashelle und reine Politur erhalten. Der
bei diesen Arbeiten entstehende Copalabfall laͤßt sich vortheilhaft theils
zum Lak- und Firnißsieden, theils zur Politur anwenden und wieder verwerthen.
Der so behandelte Copal eignet sich besonders zu einigen Luxusartikeln, welche
bisher aus Bernstein oder Glas gefertigt wurden, z.B. zu Pfeifenspizen,
Halsbaͤndern, Behaͤngen u.s.w., aber auch zu Loupen und
Brennglaͤsern. (Polytechn. Centralblatt, 1841, Nr. 27.)
Farbloser Firniß zum Ueberziehen von Gemälden, Landkarten,
Musterblättern u. dergl.
Um ein Wassergemaͤlde zu firnissen, braucht man, je nach der Groͤße
desselben, vorerst ein gutes und reines Leimwasser. Hiezu nimmt man eine Schnitte
besten, moͤglichst hellen oder weißen Koͤlner Leims, weicht diese unter Anwendung eines reinen, irdenen
Gefaͤßes, in einem Schoppen warmen Wassers ein und laͤßt es dann
verkochen. Nachher wird das Leimwasser durch reine Leinwand geseiht und mit 2 Loth
feinst gestoßenen Alauns in ein anderes Gefaͤß gethan. Ist dieser
aufgeloͤst, so wird das Gemaͤlde zuerst mit dem Leimwasser mittelst
eines feinen Haarpinsels, noch besser aber mit einem feinen, ganz reinen
Schwaͤmmchen nach und nach mehreremale bestrichen, und wenn der Leim ganz
troken ist, so geht man mit gutem, weißem Mastixfirniß ganz leicht daruͤber.
(Jahrb. der prakt. Pharmacie 1841, S. 225.)
Ueber die Leistungen des künstlichen, Carbolein genannten Brennmaterials im Vergleich mit Steinkohlen.
Im zweiten Maͤrzheft des polytechn. Journals (Bd. LXXIX. S. 349) haben wir einen sehr
guͤnstigen Bericht uͤber das von Hrn. v. Weschniakoff erfundene, Carbolein genannte
Brennmaterial aus der Nordischen Biene mitgetheilt. Im
Londoner Athenaͤum erschien hierauf ein Artikel gegen das neue Brennmaterial
mit der Bemerkung, die Nordische Biene habe uͤber die mit demselben vom
Capitaͤn Waters und dem Ingenieur Dinnen angestellten Versuche nicht
getreu berichtet (2tes Maiheft des polytechn. Journals S. 315); dieß Veranlaßte Hrn.
v. Weschniakoff, folgendes
Schreiben an die Redaktion des genannten englischen Journals zu richten:
„In Nr. 699 (20. Maͤrz) des Athenaͤums finde ich eine
Beurtheilung des neuen, von mir entdekten Brennmaterials
„Carbolein“ genannt, begleitet von einem Abdruke des Briefes, welchen
der Capitaͤn Hr. Waters und dessen erster Ingenieur Hr. Dinnen unterm 24. Okt. 1840 aus Kopenhagen
an mich geschrieben haben; man hat aber vergessen, die genauen Data des am Bord
des Sirius gemachten Experiments hinzuzufuͤgen, die in dem gedachten
Briefe enthalten waren. Das Nachstehende ist die sehr genaue Copie
derselben:
Steinkohlen.
Umgaͤnge des Schwungrades per Minute
12
Grade des Vacuums
27 1/2 bis 28 Zoll
Hizgrade des Condensators
90°
Anzahl der Meilen per
Stunde
6 1/2
Pfunde auf den Quadratzoll
5 Pfd.
Kohlenverbrauch per Stunde
2240 Pfd.
Künstliches Brennmaterial. (Carbolein.)
Umgaͤnge des Schwungrades per Minute fast
13
Grade des Vacuums
27 1/2 bis 28 Zoll
Hizgrade des Condensators
90°
Anzahl der Meilen per
Stunde
6 1/2 bis 7
Pfunde auf den Quadratzoll
5 bis 5 1/2 Pfd.
Carboleinverbrauch per Stunde
1440 Pfd.
Der Capitaͤn Hr. Waters ist uͤberall zu sehr als ein Ehrenmann bekannt,
als daß er den am Bord seines Dampfschiffes gemachten Versuch, uͤber
welchen er mir die von ihm und Ingenieur Dinnen eben genau verzeichneten Data
zusendete, nicht als ein Experiment im Großen anerkennen sollte, da es mit einer
Maschine von 320 Pferdekraft in offener See und waͤhrend des Ganges
vom Schiffe gemacht wurde, wo auch die strengsten Bedingungen eines
guͤltigen Versuches erfuͤllt waren, und wobei kein Hinderniß oder
die geringste Unordnung obwaltete. Wenn die Anzahl der Meilen, die das
Dampfschiff waͤhrend des Versuchs mit dem einen wie mit dem anderen
Brennmaterial zuruͤklegte, wie sie in der obigen Note genau angegeben
sind, in dem Log-book des Capitaͤn Waters sich nicht verzeichnet finden, so ist das wahrlich nicht meine
Schuld. Es wird aber Niemand bezweifeln, daß ein Brennmaterial, welches ein so
maͤchtiges Feuer gibt, als Capitaͤn Waters selbst es beschreibt, mehr
Daͤmpfe entwikeln, und daß folglich das Schiff durch Carboleinheizung schneller vorwaͤrts getrieben werden
muͤsse, als durch Steinkohlen der besten Qualitaͤt.
Nichtsdestoweniger ist in der Berechnung in
oͤffentlichen Blaͤttern uͤber den Vortheil des Gebrauchs von Carbolein gegen Steinkohlen, bei
Dampfschiffen auf langen Reisen (welche Berechnung das Athenaͤum
uͤberaus sanguine zu nennen beliebt), nicht die
geringste Ruͤksicht auf den schnelleren Umschwung des
Schwungrades und auf die groͤßere Meilenzahl zu Gunsten des Carboleins
genommen worden, sondern sie enthaͤlt bloß einen Ueberschlag des reinen
Frachtgewinnes fuͤr den durch das Carbolein ersparten Raum im Schiffe, gegen welchen sich wahrlich nichts
einwenden laͤßt.
Zur Beruhigung aller Personen, die sich unparteiisch uͤber den Werth
meines neuen Brennmaterials unterrichten wollen, welches uͤberall in
England, Frankreich etc. fabricirt werden kann, bin ich so gluͤklich,
anzeigen zu koͤnnen, daß außer dem am Bord des Sirius stattgehabten
Versuche, hier in St. Petersburg eine große Anzahl anderer Experimente mit
Carbolein, in Gegenwart der ausgezeichnetsten Ingenieure und anderer Praktiker,
waͤhrend vieler Stunden gemacht worden sind und daß sie alle nicht allein
das Resultat des Sirius bestaͤtigt, sondern noch ein groͤßeres
gegeben haben.“
Den 24. April 1841.
(Unterz.) André Weschniakoff.
Ueber die Bereitung des Carboleins.
Hr. R. G. Koch (No. 50, rue du
Faubourg-Poissonnière in Paris) theilt im Namen des Hrn.
v. Weschniakoff einige
Details uͤber die Fabrication des neuen Brennmaterials mit, welche sehr
einfach ist; das Carbolein ist naͤmlich bloß eine kuͤnstliche fette Kohle. Man verbindet gepulverte oder gestoßene
Steinkohle oder andere Kohlen mit einer hinreichenden Menge thierischen oder Pflanzenoͤhls von
der geringsten Sorte; dieses Gemenge wird einem sehr starken Druk ausgesezt, wodurch
die Stuͤke so fest wie Stein werden. Zu seiner Verfertigung kann man das
schlechteste Oehl und den Steinkohlenstaub benuzen. In hundert Theilen Kohlen
bleiben nach dem Pressen nur sieben Theile Oehl zuruͤk. – Das neue
Brennmaterial gibt bei gleichem Volumen fuͤnfmal mehr Waͤrme als die
besten Steinkohlen, was ein außerordentlicher Vortheil, besonders fuͤr die
Dampfboote ist, und fuͤr seinen hoͤheren Preis mehr als
entschaͤdigt. (Echo du monde savant; 637.) In
England fabricirt man schon seit einigen Jahren aus Steinkohlenklein mittelst Pechs,
Theers etc. unter Zusaz von Lehm und anderen Erden Brennziegel, welchen man durch
Pressen eine harte Consistenz gibtMan vergl. S. 392 im vorhergehenden Heft des polytechn. Journals., und es war vorauszusehen, daß das Carbolein im Wesentlichen auf dieselbe
Art bereitet wird, daß jedoch das Pech oder der Theer hauptsaͤchlich durch
fette und oͤhlige Substanzen ersezt sind, weil es nach den Berichten in
oͤffentlichen Blaͤttern eine sehr lebhafte und heiße Flamme
liefert.
D. Red.
Anwendung verschiedener Substanzen zur Gewinnung von Schwefel
oder schwefliger Säure behufs der Schwefelsäure-Fabrication; von F. Praisser.
1) Gewinnung des Schwefels aus dem
Sodalaugenrükstand.
Die Sodalaugenasche ist bekanntlich der Ruͤkstand vom Auslaugen der rohen
Soda. Dieser Ruͤkstand enthaͤlt, im Zustande von
Oxy-Schwefelcalcium, mehr als 60 Proc Schwefel, der zur Bereitung von Schwefelsaͤure benuzt werden
koͤnnte. Dieser bedeutende Ruͤkstand, welcher außer dem
Oxy-Schwefelcalcium aus kohlensaurem Kalk, etwas Aezkalk und sehr viel
Kohle besteht, wird aber gewoͤhnlich vor die Fabrik in Haufen geworfen
und zu nichts benuzt. An der feuchten Luft zersezt sich ein großer Theil der
Schwefelverbindung durch die Kohlensaͤure und entwikelt
Schwefelwasserstoffgas, dessen widrigen Geruch und schaͤdlichen Einfluß
auf die Vegetation man kennt.
Da diese Aschenruͤkstaͤnde groͤßtentheils aus
Schwefelcalcium, welches durch Saͤuren vollstaͤndig zersezbar ist,
bestehen, so hat man in England angefangen, sie auf Schwefel zu benuzen. Die
Salzsaͤure, welche in den Sodafabriken gewoͤhnlich zu Verlust
geht, wird naͤmlich bei ihrem Austritt aus den Oefen gesammelt und behufs
ihrer Erkaltung durch eine Reihe Roͤhren geleitet, sodann aber durch eine
Art abgestuzten Kegels von Maurerarbeit, der mit Kieselsteinen und
Kohksstuͤken gefuͤllt ist, worin sie sich groͤßtentheils
verdichtet. Ein kleiner, uͤber dem abgestuzten Kegel angebrachter
Schaukelapparat schuͤttet bestaͤndig kleine Mengen Wassers hinein,
welche die Saͤure noch mehr verdichten. Allerdings wird sie hiedurch
schwaͤcher; sie bleibt aber noch immer stark genug, um die
Aschenruͤkstaͤnde zu zersezen.
Diese Ruͤkstaͤnde werden nun in eine Reihe Faͤsser mit
mehreren durchloͤcherten Boͤden gebracht und die Salzsaͤure
in duͤnnen Faͤden auf die Schwefelverbindung geleitet; es findet
Zersezung und Entbindung von Schwefelwasserstoff und Kohlensaͤure statt,
und es erzeugt sich salzsaurer Kalk; auch die Kohlensaͤure zersezt, wenn
sie uͤber frische Aschenruͤkstaͤnde streicht, einen Theil
Schwefelcalcium und veranlaßt neuerdings die Bildung von Schwefelwasserstoff.
Dieses Gas begibt sich in einen Gasometer (aͤhnlich den in den
Gasfabriken gebraͤuchlichen); das Sperrwasser desselben loͤst,
wenn es einmal mit Schwefelwasserstoff gesaͤttigt ist, keines mehr auf,
so daß wenig Gas verloren geht; eine Roͤhre fuͤhrt hierauf das Gas
in eine Bleikammer, worin man es anzuͤndet und wo es ruhig mit
blaͤulicher Flamme und, wenn der Gasometer in Ordnung ist, auch ganz
regelmaͤßig verbrennt. – Nun ist bekannt, daß ein Atom
Schwefelwasserstoff, wenn es an der Luft verbrennt, sich in ein Atom schweflige
Saͤure und ein Atom Wasser verwandelt; und diese Koͤrper dienen
mit der salpetrigen Saͤure zur Erzeugung der Schwefelsaͤure.
2) Gewinnung des im Gypse
enthaltenen Schwefels; nach Pelouze.
Der Gyps (schwefelsaure Kalk) wird in verschlossenen gußeisernen Retorten oder
Cylindern mit Kohle gemengt roth gegluͤht, wobei er sich
vollstaͤndig in Schwefelcalcium und Kohlensaͤure zersezt.
Dieses Schwefelcalcium wird wie die Aschenruͤkstaͤnde in
Faͤsser mit mehreren klein durchloͤcherten Boͤden gebracht,
durch welche man die Kohlensaͤure streichen laͤßt. Es bildet sich
Schwefelwasserstoff, der durch Verbrennung in Wasser und schweflige
Saͤure verwandelt wird, und kohlensaurer Kalk bleibt zuruͤk,
welcher wieder zur Fabrikation der rohen Soda dienen kann.
3) Gewinnung des Schwefels aus dem
schwefelsauren Natron.
Es wollten einige das schwefelsaure Natron nach Pelouze's Vorschrift fuͤr den Gyps
behandeln, und gluͤhten dasselbe in verschlossenen Gefaͤßen mit
Kohle gemengt. Auch hier bildete sich Kohlensaͤure und es blieb
Schwefelnatrium als Ruͤkstand. Durch dieses Schwefelnatrium ließ man
Kohlensaͤure streichen, wodurch es ohne weitere Vermittelung in
kohlensaures Natron verwandelt wurde.
So rationell auch dieses Verfahren ist, so hat es sich in der Praxis doch nicht
bewaͤhrt. Es war beinahe allemal sehr schwierig, das schwefelsaure Natron
mit der Kohle zu gluͤhen. Das Salz schmilzt, und indem es sich durch die
Hize und die Kohle zersezt, gibt es eine harte und compacte Masse, welche nicht
mehr poroͤs genug ist, um die Kohlensaͤure hindurchstreichen zu
lassen. Wuͤrde diese Schwierigkeit besiegt werden, so boͤte das
Verfahren unbestrittene Vortheile.
4) Englisches Verfahren den Schwefel
aus dem Schwefelkies zu gewinnen.
Es wurde schon oͤfters und dringend die Ehre der ersten Ausbeutung des
Schwefels aus dem Schwefelkiese der franzoͤsischen Industrie vindicirt.
Die daruͤber veroͤffentlichten Briefe und Artikel haben die
Prioritaͤt dieser schaͤzenswerthen Entdekung, welche von einigen
uͤbel unterrichteten franzoͤsischen Journalen englischen
Fabrikanten zuerkannt wurde, auf unwiderlegliche Weise den HHrn. Risler, Dubost, Perré u.s.w. gewahrt. – Nach
Entscheidung dieser Frage wird es von Nuzen seyn, uͤber ein in England
angewandtes neues Verfahren der Behandlung des Kieses und der Ausziehung des in
ihm enthaltenen Schwefels zu berichten. Die Eisenkiese, welche man in den
Kohlengruben manchmal in sehr großer Menge findet, werden auf dem Herde eines
Ofens gegluͤht. Es bildet sich viel Schwefelwasserstoff durch die
Gegenwart des Kohlenwasserstoffs in der dem Kiese untermengten Steinkohle.
Dieser Schwefelwasserstoff wird in den Bleikammern geradezu verbrannt und
dadurch in Wasser und schweflige Saͤure umgewandelt. Die Kiese, welche
nichts anderes als starkgeschwefeltes Eisen sind, werden zu einfachem
Schwefeleisen, welches man mit Salzsaͤure behandelt, um
Schwefelwasserstoff daraus zu ziehen, der ebenfalls verbrannt wird. (France industrielle 1841, No. 17.)
Mehrere englische Patente, welche wir, als fuͤr Deutschland ganz werthlos,
nicht mitgetheilt haben, beweisen, daß man in Folge der Preiserhoͤhung
des Schwefels durch die Streitigkeiten mit Sicilien einige Zeit den Schwefelkies
wirklich auf die Art benuzte, daß man denselben destillirte, um die
Haͤlfte des darin enthaltenen Schwefels als solchen zu gewinnen, dann
aber das zuruͤkbleibende Einfach-Schwefeleisen in
Salzsaͤure aufloͤste, um das sich entwikelnde
Schwefelwasserstoffgas in Bleikammern zu verbrennen.Man vergl. Duclos' Patent im polytechn.
Journal Bd. LXXVI. S. 292. Erst spaͤter scheint man auf die bei weitem vortheilhaftere
Methode, den Schwefelkies in hohen Schachtoͤfen zu roͤsten (welche
Dr. Mohr im polyt.
Journal Bd. LXXIX. S. 106 beschrieb),
verfallen zu seyn.
D. Red.
Alaunfabrication in England.
Aller englische Alaun wird in Whetley (in England) und in Campsie bei Glasgow (in
Schottland) fabricirt. – Das Fossil, aus welchem man lezteren gewinnt, ist
der Alaunschiefer. Er schließt mehr oder weniger Schwefelkies mit kehligen und
bituminoͤsen Theilen gemengt, ein. Dieser Schiefer wird in ungeheuer große Haufen auf eine
Kohlenunterlage geworfen; man zuͤndet diese an, und das Brennen dauert
mehrere Monate fort. In dieser Hize verliert der Schwefelkies die Haͤlfte
seines Schwefels, welcher sublimirt und zu schwefliger Saͤure verbrennt. Der
Kies wird zu Einfach-Schwefeleisen, welches sich durch den Sauerstoff der
Luft in schwefelsaures Eisen verwandelt. Lezteres tritt der vorhandenen Alaunerde
einen großen Theil seiner Saͤure ab. Man muß wohl Acht haben, daß die Masse
nicht zu stark ausgegluͤht wird, wodurch sonst die schwefelsaure Alaunerde
zersezt wuͤrde. Man erkennt, daß die Ausgluͤhung gut vor sich gegangen
ist, daran, daß das Salz auf der Oberflaͤche der Haufen efflorescirt. Leztere
wirft man nun in Bassins oder weite steinerne Reservoirs, welche stufenweise oder
amphitheatralisch geordnet sind, und in welche mittelst Pumpwerken Wasser
eingeleitet wird. Dieses nimmt alles Loͤsliche in sich auf, fließt in das
zweite Bassin ab, beladet sich mit noch mehr Alaunerdesalz, bis es auf diese Art vom
lezten Reservoir aufgenommen wird, hier wird das Wasser gehoͤrig concentrirt
und mit ebenfalls concentrirter salzsaurer Kaliloͤsung gemischt. Das Salz
sezt sich als koͤrniges Pulver ab, welches man herausnimmt und mit kleinen
Portionen Wassers auswascht um es von dem stets anhaͤngenden schwefelsauren
Eisen zu befreien. Man hoͤrt mit diesem Auswaschen auf, wenn das Wasser
eisenblausaures Kali nicht mehr blaͤut. Nachdem das Salz so gereinigt worden,
wird es in sehr wenig Wasser aufgeloͤst und man laͤßt es langsam
krystallisiren. Dieses Auswaschen mit kleinen Portionen Wassers ist
unerlaͤßlich, wenn man ein sehr reines Salz haben will; es wird durch
dasselbe kaum ein Sechzigtheil Alaun mit aufgeloͤst, waͤhrend alles
Eisensalz dadurch entfernt wird. Diese Vorsichtsmaßregel sollten die
Kattundruk-Fabrikanten immer beobachten, wenn sie eisenhaltigen Alaun kaufen;
wuͤrden sie denselben in kleine Stuͤke zerstoßen und mit kleinen
Mengen Wassers auswaschen, so liefen sie nie Gefahr, daß ihre Beizen schmuzigrothe
Farben geben, deren Ursprung sie manchmal gar nicht kennen. (France industrielle 1841, No. 17)
Ueber Militärpachthöfe, von General Bugeaud.
Die Verwendung der Soldaten zu nuͤzlichen Arbeiten nimmt von Tag zu Tag zu und
unmoͤglich koͤnnen producirende Kraͤfte, welche Wunder wirken
koͤnnten, noch lange Zeit, ohne Jemanden zu nuzen, vergeudet werden. Wir
erinnern an die trefflichen: Vues sur l'application de
l'armée aux grands travaux d'utilité von Emile Girardin, 1838, wo dieser Gegenstand mit der
vollkommensten Sachkenntniß behandelt wird. Er zeigt darin, daß der Friede in
Zukunft der Normalzustand der europaͤischen Nationen ist. Die Armee kann,
wenn sie nicht aller Thaͤtigkeit entsagen will, sich nicht mehr
ausschließlich an ihre sich an die Vergangenheit knuͤpfenden Rechte halten;
sie muß sich nach den Beduͤrfnissen der gegenwaͤrtigen Zeit richten
und sich zu den Arbeiten des Friedens vorbereiten; sie muß ihre Reihen allen
Arbeitern oͤffnen, damit sie fuͤr dieselben eine große Schule der
Gewerbe werde, wo die Thaͤtigkeit, die Redlichkeit, die Intelligenz
gesicherte Rechte auf Ehren- und Geldbelohnungen bringen, eine Schule der
Ehre, der Ergebenheit, der Sparsamkeit, der Disciplin, wo alle auf das Herz des
Menschen einwirkenden Triebfedern angeregt werden und eine gute Richtung erhalten.
Unter diesen Bedingungen wird die Armee an Arbeit und Sittlichkeit dem Lande
wenigstens das Aequivalent dessen leisten, was sie ihm heutzutage kostet, und die
Beschuldigungen der finanzwirthschaftlichen Parteigaͤnger werden von ihr
abgewendet. Dann nur werden der Handwerker und der Akersmann, fern dieses Schiksal
zu fuͤrchten, dem Rufe der Conscription zuvorkommen, um beim Regiment etwas
zu lernen und sich etwas zu erwerben Der verabschiedete Soldat wird dann, statt aus
der Caserne die Gewohnheiten des Muͤßigganges und der Ausschweifung
mitzubringen, sich befleißen, die Anwendung des landwirthschaftlichen Verfahrens,
welches man ihn lehrte, in seiner Umgebung zu verbreiten. Es wuͤrde hiedurch
eine Reserve unterrichteter Arbeiter geschaffen, und dem Land waͤre das
maͤchtigste aller Elemente des Fortschrittes gegeben.
Bugeaud, ein die Landwirthschaft verstehender General,
stellt Betrachtungen an uͤber die Sterblichkeit unter den
Militaͤrpferden bei dem jezigen Systeme, uͤber die unproductive
Thaͤtigkeit, zu welcher dieses System den Menschen und das Thier verdammt,
und endlich uͤber den Verlust an Duͤnger, welcher, wie er sagt, hinreichend waͤre,
den Menschen und das Thier zu ernaͤhren, und verbindet damit den Wunsch, daß
man mit drei Regimentern oder Regimentsabtheilungen folgenden Versuch anstelle.
„Man wuͤrde“, sind seine Worte, „auf 5
Jahre große Besitzungen in Limousin, Marche, Auvergne, Périgord, in der Bretagne pachten; ich bezeichne diese
Besizungen, welche in vielen Departements liegen, weil hier der Boden wohlfeiler
ist als anderswo, weil sie von groͤßerer Ausdehnung und in jeder
derselben sehr viel natuͤrlicher Wieswachs und viele Gebaͤude
sind; ich wuͤrde einen Stall fuͤr 40 Pferde, mit Heuboden
daruͤber, um 5 bis 6000 Fr. erbauen; wuͤrde in jede Besizung eine
Anzahl Leute sezen, welche sie mit Heu, Futter, kuͤnstlichen Wiesen,
Stroh, Hafer, Brod fuͤr die Menschen, Heizmaterial,
Huͤlsenfruͤchten u. f. w. versehen koͤnnte; Reiter und
Pferde muͤßten die Besizung anbauen; man brauchte von den Menschen nicht
mehr als 4 bis 5 Stunden taͤgliche Arbeit zu verlangen.“ Wir
verweisen auf Hrn. B's. Broschuͤre wegen der weiteren Details des Anbaues
dieser Militaͤrniederlassungen (assolements)
u.s.w.; uͤbrigens waͤre dieß nur ein Versuch; aber um dieses System zu
bewerkstelligen, muͤßte man nach den Berechnungen des Verf. fuͤr jedes
Regiment von 700 Mann ungefaͤhr fuͤr eine Million (Fr.) Besizungen
ankaufen und 200,000 Fr. zur Vermehrung der Wohnungen und zu landwirthschaftlichen
Reparaturen hinzufuͤgen. Das Capital waͤre demnach 1,200,000 Fr.;
hievon ausgehend berechnet Hr. B. die Ausgaben eines Militaͤrpachthofes, wie
folgt:
Interessen zu 5 Proc
60,000 Fr.
Jaͤhrliche Reparaturen
5000 –
Steuern
6000 –
–––––––––
71,000 Fr.
Deficit an Haferproduction
66,000 –
–––––––––
137,000 Fr.
Folgendes hingegen ist die jaͤhrliche Ausgabe eines gleich starken Regiments
bei gewoͤhnlichen Zeitumstaͤnden:
Futter, 412 Fr. fuͤr das
Pferd
288,715 Fr.
Brod, 54 Fr. 44 Cent. fuͤr den
Mann
37,830 –
Heizung, 4 Fr. 50 Cent. fuͤr den
Mann
5150 –
Wohnung zu 80 Fr. fuͤr Mann und
Pferd
56,000 –
–––––––––
387,695 Fr.
Der Unterschied wuͤrde demnach jaͤhrlich
fuͤr ein Regiment eine Ersparnis von 248,695 Fr., fuͤr 75 Regimenter
also von beinahe 19 Millionen Fr. ausmachen. Es mag wohl in den Ziffern des Hrn. B.
manches vergessen worden und in der Ausfuͤhrung manche Schwierigkeit zu
besiegen seyn; jedenfalls aber verdient sein Vorschlag gepruͤft zu werden.
Sollte man nicht auch eine ebenso permanente Arbeitsanstalt errichten? Es ist nicht
minder gewiß, daß die Agricultur auch aus den Arbeiten der Armee
unschaͤzbaren Nuzen ziehen koͤnnte, wie aus dem Austroknen der
Suͤmpfe, der Gesundmachung großer, unter Wasser stehender Flaͤchen,
welche unter guter Leitung fruchtbar werden koͤnnen, der Bepflanzung von
Haiden und Brachfeldern mit Holz, dem Nachpflanzen des Holzes in den
Staatswaldungen, namentlich auf entholzten Abhaͤngen; der Errichtung großer
Graͤben zu ihrer Entwaͤsserung sowohl als ihrem Schuze u.s.w. (Echo du monde savant, 1841, No. 633.)
Reinigung des stetigen, brandigen und angefressenen
Getreides.
Eine der bedeutendsten Verbesserungen, welche die Muͤllerei seit einigen
Jahren erfahren hat, ist die Reinigung des Getreides sowohl auf trokenem als auf
nassem Wege. Die Riceville'schen Schwungmaschinen mit
Centrifugalkraft sind, wenn das Getreide von ziemlich guter Beschaffenheit ist,
hinreichend, um die Oberflaͤche der Kornhuͤlle zu saͤubern,
deren kleines dem Keime gegenuͤber liegendes Buͤschchen man fliegen lassen muß, was durch die Rauhigkeit der
Schwungfluͤgel und des Gehaͤuses der ganzen Vorrichtung sehr gut
bewerkstelligt wird, wenn man dieselben noch mit einem guten Ventilator mit
kuͤnstlichem Luftzuge und zwekmaͤßigem Siebcylinder versah. Eine
solche, in allen ihren Theilen wohlbeschaffene Vorrichtung ist zur ersten trokenen
Reinigung immer hinlaͤnglich. Wenn aber das Getreide durch den Mehlthau, den
Brand, die Faͤulung gelitten hat, wenn vorher gutes Getreide durch irgend einen Vorfall
beschaͤdigt wurde, so daß es einen Geruch annimmt, muß die Reinigung
desselben auf nassem Wege geschehen, naͤmlich durch kunstgemaͤßes
Waschen und Troknen. Hr. Bouchotte hat die Aufgabe des Waschens ganz richtig aufgefaßt. Nach
ihm geschieht dasselbe ganz schnell, indem das Getreide ziemlich lange gegeneinander
gerieben wird, um es von Schmuz zu befreien, jedoch auch kurz genug, damit das
Getreide sich mit so wenig Wasser als moͤglich saͤttige. Nach dieser
ersten Operation koͤmmt das Getreide in einen sehr lebhaft bewegten
Ruͤhrkasten, welcher durch die Erschuͤtterung jedes Korns einen Theil
des an der Huͤlle desselben haͤngen gebliebenen Wassers davon
losmacht. Dann koͤmmt es in die Trokenvorrichtung, welche von der Maupeou'schen ganz verschieden ist, indem hier
atmosphaͤrische Luft durch einen Ventilator mit Centrifugalkraft
herbeigefuͤhrt wird, dessen Windrad beinahe 1000 Umgaͤnge in der
Minute macht, was in einem Locale von hoher Temperatur geschieht, dessen
Waͤrme durch Dampfheizung erzeugt wird. Die aͤußere Luft wird hier
sehr warm und ihre Waͤrme reicht allein hin, damit die Verdampfung schnell
vor sich geht. In dieser Verschiedenheit in der Troknung liegt die eigentliche
Verbesserung; denn wenn man die Anzahl der in die Vorrichtung getriebenen Kubikmeter
Luft weiß, die Menge der entwikelten Waͤrme, und endlich die Menge des von
dem Getreide beim Waschen aufgenommenen Wassers kennt, kann die Zeit, wie lange man
das Getreide mit der warmen Luft in Beruͤhrung lassen soll, wohl bestimmt
werden, damit es immer hinreichend troken aus der Vorrichtung kommt. (Echo du monde savant, 1841, No. 635.)
Neue Cultur der Zwiebel; von Hrn. Marquis de la Boessiére.
Vom 15. Julius bis zum 15. August saͤet man in ein wohl zubereitetes Erdreich,
in mit der Schnur gezogenen Linien, stampft mit den Fuͤßen die Erde nieder,
damit sie nicht hohl liege und die Linien nicht zu tief bleiben, indem die
Schoͤnheit der Pflanze davon abhaͤngt, daß sie, vorzuͤglich
wenn sie stark in ihrer Entwikelung ist, ganz an der Oberflaͤche des Bodens
liegt. Die Linien werden in Zwischenraͤumen von 8 Zollen gezogen, um die
Pflanzen vor dem Eintritte der starken Froͤste, welche sie in die
Hoͤhe heben und toͤdten wuͤrden, mit Erdschollen bedeken zu
koͤnnen. Man saͤet eher mehr als weniger, weil der Winter, wenn er
hart ist, einen Theil derselben zerstoͤrt, fuͤllt diese Linien mit
Dammerde, wozu man nicht viel braucht, weil sie sehr wenig hohl sind; bei trokenem
Wetter gießt man, um den Samen an die Hoͤhe zu bringen. Wenn die großen
Froͤste voruͤber sind, raͤumt man die Erdschollendeke wieder
weg, lichtet die Reihen, und jaͤtet durch nicht zu tiefes Aufscharren der
Erde mit kleinen Handscharren. Diese Weise ist die wohlfeilste von allen, man
erspart die Kosten des Versezens und braucht keinen besondern Raum fuͤr die
Samenzwiebeln; die Ausjaͤtung geht viel leichter und schneller und man hat
reife Zwiebeln zwei Monate vor den im Januar und Februar gesaͤeten. Hr. v. B.
bemerkt, daß ein Theil der auf diese Weise erhaltenen Zwiebel im Fruͤhjahr in
Samen schießt, was aber nichts zu sagen habe, vielmehr von einigem Vortheil sey,
weil die in einem zur Samenzucht unpassenden Erdreich in Samen gegangenen Zwiebeln
schoͤnere und groͤßere Samen tragen, als die in dieser Absicht
besonders versezten. Die an der Stelle der Saat natuͤrlich
uͤberwinterten Zwiebeln muͤssen wirklich einen schoͤnern,
vollern Samen geben, der fruͤher reif wird, als die versezten Samenzwiebeln.
(Echo du monde savant, 1841, No. 636.)