Titel: | Ueber das Leimen des Papiers in der Masse. |
Fundstelle: | Band 82, Jahrgang 1841, Nr. XIV., S. 48 |
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XIV.
Ueber das Leimen des Papiers in der Masse.Aus Karmarsch's Grundriß der mechanischen Technologie.
II. Bd. 1841.
Ueber das Leimen des Papiers in der Masse.
Manchmal (bei Maschinenpapier fast immer) wird das schon gebläute Ganzzeug im
Holländer noch geleimt, wodurch das bei gewöhnlichen, mittelst Handformen
geschöpften Papiergattungen meist übliche Leimen des fertigen Papiers erspart wird.
Man bezeichnet dieses Verfahren, das Ganzzeug vor der Verarbeitung zu Papier zu
leimen, mit dem Namen des Leimens in der Masse oder in der
Bütte, weil der Leim zuweilen nicht schon im Holländer, sondern erst in der
Schöpfbütte zugesezt wird. Es gewährt mehrere Vortheile vor der ältern und noch jezt
sehr allgemein gebräuchlichen Methode, wonach das Ganzzeug ungeleimt verarbeitet
wird; denn man erspart nicht nur das Leimen als besondere, mit mehreren
Nebenarbeiten (Pressen, Troknen) verknüpfte Operation, sondern erhält auch sicherer
eine gleichmäßige, das Innere des Papiers durchdringende Leimung (weßhalb dann die
Tinte auf radirten Stellen nicht fließt), ist in Bezug auf das Leimen weniger
abhängig von der Witterung und erreicht den Nuzen, daß die zum Bläuen angewendete
Schmalte sich in der dikflüssigeren Masse nicht so leicht absezt und dadurch keine
ungleiche Färbung des Papiers hervorbringt. Dagegen verunreinigt das geleimte
Ganzzeug die beim Schöpfen gebrauchten Formen, die Hände der Arbeiter und die Filze,
zwischen welchen das Papier abgelegt und gepreßt wird; und man findet öfters, daß
durch die scharfe Pressung, welcher das frischbereitete Papier (geleimt oder
ungeleimt) unterworfen werden muß, dasselbe zu arm an Leim wird, so daß die Dinte
darauf durchschlägt, wogegen beim Leimen des fertigen Papiers nur eine schwache
Pressung erforderlich ist, welche jenen üblen Erfolg nicht nach sich zieht.
Gewöhnlicher Leim ist zum Leimen im Holländer nicht wohl anwendbar, weil er in der
Zeit, welche bis zu beendigter Verarbeitung des Papierzeuges verfließt, leicht in
Fäulniß übergeht und dem Herausquetschen durch die Presse ganz besonders unterliegt.
Man hat daher andere Stoffe an dessen Stelle sezen müssen. Die Substanzen, welche
man anwendet, sind Wachs- oder Harzseife (Auflösungen von Wachs oder Harz in
äzender Kalilauge) und Alaun. Indem die Auflösung des Wachses oder Harzes mittelst
ihres Kaligehaltes den Alaun zersezt, entsteht schwefelsaures Kali, welches als ein leicht auflöslicher
Körper fast ganz mit dem Wasser aus dem Papier fortgeschafft wird; zugleich scheidet
sich das Wachs oder Harz mit der Thonerde des Alauns vereinigt ab, und diese im
Wasser unauflösliche Verbindung bleibt innig mit den Papierfasern gemengt. Um diesen
lezteren Erfolg zu erreichen, muß aber die Zersezung erst dann geschehen, wenn die
Wachs- oder Harzauflösung schon mit dem Zeuge vermischt ist, weßhalb der
Alaun später hinzugefügt wird. Für Papiergattungen, welche keine große Steifheit
erfordern (namentlich Drukpapier), ist ein Zusaz von gewöhnlicher weißer Seife
zwekmäßig, aus deren Zusammenwirkung mit dem Alaun eine unauflösliche fette
Thonerdeseife (öhl- und talgsaure Thonerde) entsteht. Zu Kleister gekochte
Kartoffelstärke, die man früherhin bei manchen Versuchen über Leimung des Ganzzeuges
zugesezt hat, wird jezt gewöhnlich weggelassen.
Der Wachsleim, welcher durch seine weiße Farbe für feine weiße Papiere unentbehrlich
(obschon kostspieliger als Harzleim) ist, wird auf folgende Weise bereitet: Man löst
10 Pfd. gute trokene Potasche in 50 Pfd. Flußwasser auf, macht die Auflösung durch
Einrühren von 5 Pfd. frisch gebranntem (vorher zu Pulver gelöschtem) Kalk äzend,
klärt sie mittelst Absezen und Filtriren durch Leinwand, macht sie in einem Kessel
kochend und trägt allmählich so viel weißes Wachs ein, als sich auflösen will
(ungefähr 40 Pfd.), indem man unter beständigem Sieden und Umrühren dem
Uebersteigen, so oft es nöthig ist, durch Zugießen kleiner Mengen kalten Wassers
zuvorkommt. Die aus dem Kessel genommene Masse kann in bedekten Gefäßen beliebig
lange aufbewahrt werden, ohne an Tauglichkeit zu Verlieren. Um sie anzuwenden, nimmt
man davon so viel, daß darin 1 Pfd. Wachs enthalten ist, auf einen Holländer mit 50
Pfd. (troken berechnetem) Ganzzeug; löset sie in vier Handeimern voll Wasser auf,
gießt diese Flüssigkeit in den Holländer in dem Zeitpunkte, wo das Ganzzeug zu
seiner Vollendung nur noch eine Viertelstunde Arbeit bedarf, und fügt 5 Minuten
später eine Auflösung von 1 1/2 Pfd. Alaun hinzu. Das eintretende Schäumen der Masse
(welches theils eine mechanische Ursache in der Bewegung der etwas klebrigen
Flüssigkeit hat, theils von der durch den Alaun entwikelten Kohlensäure des nicht
ganz äzenden Kali herrührt) hebt man durch Zusaz einer kleinen Menge Oehl.
Der Harzleim wird auf die nämliche Weise bereitet und angewendet; jedoch löset die
Lauge aus 10 Pfd. Potasche nur ungefähr 30 Pfd. Harz auf, und es bleibt mehr oder
weniger Bodensaz von Unreinigkeiten, den man absondern muß. Wendet man weißes oder
gelbliches Fichtenharz an, so eignet sich der Leim für gewöhnliche halbfeine Schreibpapiere; für
geringes Schreibpapier und für Pakpapier kann man sich des Kolophoniums
bedienen.
Gewöhnliche weiße Seife, für sich allein im Wasser aufgelöst und auf die beschriebene
Weise angewendet (auf 50 Pfd. Ganzzeug, troken berechnet, 1 1/2 Pfd. Seife und 1 1/2
Pfd. Alaun) ertheilt dem Papier eine schwächere Leimung und wenig Steifheit.
Mittlere Abstufungen in der Beschaffenheit erhält man, wenn nur ein Theil des
Wachs- oder Harzleims durch Seife ersezt wird.
Da die mit Wachs, Harz oder Seife bereitete Leimmasse Alkali enthält, so darf in
diesen Fällen zum vorausgehenden Bläuen weder Pariserblau, Berlinerblau oder
Mineralblau, noch Indig angewendet werden. Die erstgenannten Farbstoffe werden durch
das Kali zersezt, scheiden Eisenoxyd ab und verändern sich demzufolge ins Röthliche
oder Rostgelbe; der Indig aber scheidet, vermöge der zu seiner Auflösung
angewendeten Schwefelsäure, das Wachs oder Harz sogleich beim Eingießen des Leims in
den Holländer ab, verhindert folglich eine innige Vermischung desselben mit dem
Papierzeuge. Man ist daher auf den Gebrauch der Schmalte und des künstlichen
Ultramarins beschränkt.