Titel: | Ueber von selbst entstehende Feuersbrünste und Selbstentzündungen; von Hrn. A. Chevallier. |
Fundstelle: | Band 82, Jahrgang 1841, Nr. L., S. 198 |
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L.
Ueber von selbst entstehende
Feuersbruͤnste und Selbstentzuͤndungen; von Hrn. A. Chevallier.Die Abhandlung, welche wir hier im Auszuge mittheilen, erschien in den Annales
d'Hygiène publique, Tom. XXV. 2. Partie, und wurde
auch aus diesem Journal als Broschüre besonders abgedrukt.A. d. R.
Chevalier, über von selbst entstehende Feuersbrünste und
Selbstentzündungen.
Der Hr. Verfasser hatte schon im Jahre 1833 die Absicht, eine Zusammenstellung von
Thatsachen zu machen, welche beweisen, daß verbrennliche Körper in Brand gerathen
können, ohne mit entzündeten Körpern in Berührung zu kommen. Eine vor Kurzem
erfolgte Feuersbrunst, welche von den ersten Experten für frei entstanden erklärt,
und über welche der Verf. in Gemeinschaft mit den HHrn. Devergie und Ollivier ein gerichtliches Gutachten abzugeben
beauftragt wurde, veranlaßte ihn nun, sein früheres Vorhaben dadurch in Ausführung
zu bringen, daß er 1) das dießfallsige Gutachten veröffentlichte, 2) Thatsachen
bekannt machte, welche darthun, daß von selbst entstehende Feuersbrünste häufiger
sind, als man glaubt, und viele derselben, deren Enstehung man nicht weiß, die Folge
besonderer, nicht gehörig gewürdigter Umstände sind. – Ueber die erwähnte
Feuersbrunst sagt das gerichtliche Protokoll Folgendes:
Am 17. Nov. 1840 brach auf dem Pachthofe des Hrn. W. in einer mit Ziegeln gedekten,
mit Getreide und Futtergewächsen angefüllten Scheune Feuer aus, welches dieselbe
ganz verzehrte. Obgleich dieses Unglük von Bosheit gestiftet zu seyn schien und der
Verdacht auf ein paar Individuen fiel, so hielten es doch einige für eine Folge von
Selbstentzündung, veranlaßt durch den feuchten Zustand, worin die Hafergarben
eingebracht worden waren und die dadurch entstandene Gährung; man hatte wirklich in
der niedergebrannten Scheune bemerkt, daß ein ungeheurer Haufen Hafergarben in der
Mitte ganz schwarz und verkohlt war, während die Garben außen herum ihre natürliche
Farbe beibehalten hatten und vom Brande nicht ergriffen waren, wonach das Feuer also
in der Mitte des Haufens selbst ausgebrochen seyn müßte; ferner wurde unter den
Garben, welche einen Tag vor dem Brand aus der Scheune zum Dreschen in ein Haus
gebracht worden waren, welches vom Feuer vollkommen verschont blieb, eine gewisse
Anzahl gefunden, welche dasselbe Aussehen hatten, wie die nach dem Brand in
verkohltem Zustande in der Scheune gefundenen; endlich hatten auch die Drescher,
welche die vorhergehenden Tage aus der Scheune zu räumen hatten, es auf dem
Haferhaufen so heiß
gefunden, daß sie darüber erschraken. Uebrigens soll in diesem Jahre der Hafer
überhaupt sehr naß eingebracht worden seyn. Die Aussagen aller ins Verhör gezogenen
Personen sprachen ebenfalls für die Wahrscheinlichkeit der Selbstentzündung. Die
oben genannten chemischen Experten erhielten den Auftrag, in einem Gutachten über
dieses Ereigniß folgende drei Fragen zu beantworten.
A. Ob es möglich sey, daß Ernten, und namentlich
Haferernten, sich von selbst entzünden können dadurch, daß sie in Folge des feuchten
Zustandes, in welchem sie eingebracht wurden, in Gährung übergehen;
B. durch welche Ursachen und unter welchen Umständen
diese Erscheinung eintreten kann;
C. ob unter den von dem Hrn. Substituten ermittelten
Umständen und nach der Untersuchung
1) der verschiedenen Garbentheile vom Aker und von dem eingehägten Stük Feld, wo sie
vor der Feuersbrunst hingebracht wurden,
2) des Hafers aus den einen Tag vor der Feuersbrunft aus der Scheune gebrachten
Garben, von dem Kornboden des Hrn. W., wohin er nach dem Dreschen gebracht
wurde,
3) des auf der Dreschmaschine gesammelten Abfalls, des einzigen Restes vom Hafer
(dessen Stroh schon verwendet war), welcher einen Tag vor dem Brande, am 16. Nov.,
in die Scheune gebracht worden war, ob nach Allem diesem es wahrscheinlich sey, daß
diese von selbst entstehende Verbrennung eintreten und die fragliche Feuersbrunft
dadurch veranlaßt werden konnte?
Diese Fragen wurden, wie folgt, beantwortet.
ad A. Eine große Menge Thatsachen beweisen, daß das
Einbringen in die Scheune, ja sogar das Schobersezen von Heu, Stroh, Grummet, Hafer,
wenn sie nicht vollkommen troken sind, eine Gährung
veranlaßt, welche oft eine Feuersbrunst zur Folge hat; man findet in Schriften über
den Akerbau eine Menge Angaben, welche den Zwek haben, auf diese Erscheinungen
aufmerksam zu machen und die Landleute vor der Gefahr, welcher sie sich durch das
Einbringen nassen Strohes aussezen, zu warnen.
ad B. Diese Frage löst sich durch die tägliche
Beobachtung, daß bei allen Gemengen zweier oder mehrerer Körper stets entweder Wärme
oder Kälte erzeugt wird; nun kommen, so oft feuchte
Vegetabilien in mehr oder minder großer Masse aufgehäuft sind, dieselben in Gährung, d.h. es bildet sich eine Anzahl chemischer
Producte unter Wärmeentwiklung. Diese Gährung, wenn sie einmal begonnen hat, nimmt
beständig zu und es entwikelt sich immer mehr Wärmestoff. Die Temperatur der Masse
erhöht sich dann um so leichter, als das Stroh ein sehr isolirender Körper, oder ein sehr schlechter Wärmeleiter ist, so daß weit
weniger Wärme abgegeben als erzeugt wird; endlich tritt der Zeitpunkt ein, wo sie
groß genug ist, um die Verbrennung des Pflanzenkörpers herbeizuführen.
ad C. Die Untersuchung der fraglichen Körper, welche den
Angaben nach der Feuersbrunst entgingen, beweist, daß der verbrannte Hafer in
feuchtem Zustande aufgehäuft worden, also der Gährung ausgesezt war. Dieser Gährung
ist die rußbraune Farbe des Strohes, der eigenthümliche Geruch, den es angenommen,
und die theilweise Zerstörung des Hafers zuzuschreiben; es ist daher möglich, ja
wahrscheinlich, daß diese durch Nässe herbeigeführte Gährung den Brand
veranlaßte.
Ursachen, welche die von selbst entstehenden Feuersbrünste
veranlassen.
Bartholdi, welcher sich viel mit dem Studium der
Selbstentzündungen beschäftigte, schreibt dieselben zu:
1) der durch Reibung entwikelten Wärme;
2) der Wirkung der durch Vereinigung der Sonnenstrahlen erzeugten Wärme;
3) der Wärmestoffentwikelung, welche durch besondere Umstände veranlaßt wird, wobei
sich unverbrennliche Körper in der Nähe von Brennmaterialien befinden, denen sie
einen solchen Hizgrad mittheilen können, daß Verbrennung eintritt;
4) der in vegetabilischen und animalischen, in großen Massen aufgehäuften Körpern
erregten Gährung;
5) der Aufhäufung von Wolle, Baumwolle und anderer mit Oehl getränkten
vegetabilischen oder animalischen Substanzen;
6) der Röstung, welche mit mehreren Substanzen vorgenommen wird;
7) den in Berührung mit brennbaren Körpern kommenden, selbstentzündlichen Gasen.
Bartholdi nimmt noch mehrere Selbstentzündungen
veranlassende Ursachen an; so schreibt er die Verbrennung der Holzkohle, des Torfs,
dem Vorkommen von Phosphor oder einer Phosphorverbindung in diesen Körpern zu. Wir
können jedoch dieser Meinung nicht beistimmen; wohl glauben wir aber, daß die
Absorption von Gasen oder des Wassers in gewissen Fällen die Ursache dieser
Temperaturerhöhung seyn kann; daß aber in anderen Fällen, bei Steinkohlen, die
Wärme-Entwikelung der Verwandlung, welche die in den Kohlen enthaltenen
Schwefelverbindungen erfahren, zuzuschreiben ist; man könnte deßhalb auch diese Art von
Selbstentzündungen in eine besondere Gruppe bringen und noch beifügen:
8) in brennbaren Körpern, der Kohle, dem Torf, dem Schwefelkies u.s.w. entstehende
Selbstentzündungen.
Außer Bartholdi haben sich noch mehrere Gelehrte mit
diesem Gegenstande beschäftigt. Lancy legte der alten Académie des Sciences ein Werk vor: De l'action des sels sur des matières
inflammables, 1713. Geoffroy, Cadet, las im
Jahre 1726 eine Abhandlung vor über die verschiedenen Mittel die wesentlichen Oehle
und natürlichen Balsame durch saure Geister zu entzünden. Rouille veröffentlichte 1747 Beobachtungen über die Entzündung des
Terpenthinöhls durch reine salpetrige Säure nach Borichius' Verfahren. Auch der Akademie nicht angehörige Gelehrte
lieferten derartige Arbeiten: Beobachtungen über auf der Oberfläche der Körper
entstehende Selbstentzündungen, von Frisi, dem V. 1754;
Beobachtung über das Meteor einer Feuersäule, welche einen Stall in Brand sezte,
wobei die Pferde umkamen; Mittheilung an den Abbé Follet, 1759. Brief von Etienne, von Chartres
aus, über Feuersbrünste, deren Entstehung nicht bekannt wurde. – Ohne Zweifel
ist eine Menge in verschiedenen Schriften zerstreuter Thatsachen unseren
Nachforschungen entgangen.
§. I. Fälle der Selbstenzündung durch Reibung.
Haldat, Pictet und v. Rumford
haben hierüber viele Versuche angestellt und bewiesen, daß fortgesezte Reibung je
nach der Verschiedenheit der Substanzen eine mehr oder weniger große
Wärmestoffentwikelung hervorbringt. Brennbare Körper können sich dabei entzünden,
unverbrennliche erhizen sich und können anliegenden Körpern Wärme bis zur Entzündung
mittheilen.
Palcani rieb Hölzer, deren eines Tafelform und das andere
Spindel- oder Cylinderform hatte, aneinander, und fand das Resultat je nach
der Holzart verschieden. 1) Buchs gegen Buchs 5 Minuten lang gerieben, brachte
merkliche Hize hervor; 2) Buchs gegen Maulbeerholz brachte in 3 Minuten eine
bedeutende Hize und Rauch hervor; 3) Maulbeerholz gegen Lorbeerholz bewirkte
dasselbe in zwei Minuten. – Derselbe brachte, als er 1) z.B. einen
Pappelholzcylinder zwischen zwei Maulbeerholztafeln rieb, durch die Vermehrung der
Oberflächen eine bedeutendere Hize und Verbrennung zuwege; 2) ist auch die Wirkung
danach verschieden, ob die Hölzer, namentlich wenn sie von einer und derselben Art
sind, sich nach der Richtung der Holzfasern reiben, oder sich kreuzen; im ersten
Fall ist die erzeugte Hize viel stärker als im lezteren.
Bei großen Maschinen begegnet man der Erhizung dadurch, daß man einen fortgesezten Strom
kalten Wassers gegen die reibenden Flächen richtet. Bei Fuhrwerken (so wie bei
gewöhnlichen Maschinen) wird der Erhizung bekanntlich durch Schmieren mit Fetten,
seifigen Substanzen und mit Graphit entgegengearbeitet. Doch sind hiemit durch
Nachlässigkeit in der Besorgung schon viele Unfälle vorgekommen. Wir heben folgende
Fälle der Entzündung durch Reibung aus.
In einer Fabrik, wo man anstatt der abgenüzten metallenen Zapfenlager hölzerne
anwandte, fingen diese einmal Feuer, während sie von aller Flamme entfernt
waren.
Entzündungen an Wagenrädern haben schon so oft stattgefunden, daß einzelne Fälle
derselben zu erwähnen hier überflüssig wäre.
In einer Baumwollspinnerei in Puteaux entzündete sich einmal, gerichtlichen
Documenten zufolge, eine Rolle in Folge der Reibung.
Auch Mühlen sind durch Reibung schon in Brand gerathen; so brach im Jahre 1838 oder
1839 in den Mühlen Moneret bei Dôle durch die Entzündung des Kastens der
Mühlsteine Feuer aus. Diese drehten sich nämlich leer, und der Wächter war eingeschlafen. Auch der in
Dôle in der Nacht vom 11. auf den 12. Febr. 1841 in einer großen Mühle
ausgebrochene Brand soll auf diese Weise entstanden seyn.
Auch die durch chemische Zündhölzchen, durch Reibzündhölzchen entstehenden Brände gehören in diese
Classe. Solche sind schon häufig vorgekommen. Der Verf. führt vier bedeutende Fälle
an, einen in Marseille, wo 700 Pakete solcher Hölzchen sich auf einem Karren
befanden und sich entzündeten; die drei übrigen Fälle fanden in
Zündhölzchen-Fabriken statt, nämlich einer ebenfalls in Marseille, einer in
London, wo mehrere Häuser niederbrannten und 7 Menschen das Leben verloren, und der
dritte in Lyon im J. 1840, wo eine Person das Gesicht verlor, und noch mehrere mehr
oder weniger beschädigt wurden. Mehrere minder große Unglüksfälle, wo solche
Hölzchen sich in der Tasche etc. entzündeten, werden ebenfalls angeführt, so wie
Beispiele ihrer Gefährlichkeit, wo die Reibung oder Erhizung derselben nicht
sorgfältig vermieden wird, überhaupt nicht selten sind.
§. II. Entzündungen durch die Sonnenstrahlen, welche auf
Scheiben, Glasflaschen u. dergl. Körper fallen, welche als Brenngläser
wirken.
Bekanntlich werden parallele Strahlen, wenn sie auf eine doppeltconvexe Linse oder
ein als solche wirkendes Glas fallen, zweimal gebrochen, nämlich in der Linse und
beim Austritt aus derselben. Sie treten in einer gewissen, aber nicht bedeutenden
Distanz von einander in die Linse. Ist die Linse klein, so vereinigen sich alle
Strahlen in einem Punkt,
dem Focus, und bringen hier eine sehr hohe Temperatur hervor. Diese Eigenschaft des
Lichts scheint schon manche Entzündungen herbeigeführt zu haben, wovon hier einige
Beispiele.
Im Jahre 1780 warf Jemand den Boden einer Bouteille auf einen den Sonnenstrahlen
ausgesezten Strohhaufen; der Bouteillenboden wirkte wie ein Brennglas, und das Stroh
gerieth in Brand.
In Foulay, bei Mayenne, entzündeten die durch eine Scheibe gehenden Sonnenstrahlen
öfters verschiedene Gegenstände; im Julius 1780 namentlich entzündete sich eine
Wiege, aus der jedoch das Kind glüklicherweise noch frühzeitig genug gerettet
wurde.
Die Bibliothèque physico-économique
von 1787 erzählt: Hr. M. sey von seinem Bedienten auf einem Spaziergang eilig
benachrichtigt worden, daß es in seiner Schlafstube nach brennender Leinwand rieche
und rauche, also brennen müsse. Hr. M. wollte es nicht beachten, indem in seiner
ganzen Wohnung kein Kamin sey, gab endlich aber seinem Dringen nach, und fand,
heimgekehrt, nach einigem Suchen, daß der Rauch neben einer oben mit Marmor belegten
Commode sich entwikle, auf welcher eine mit Wasser gefüllte Flasche stand, von der
Form ungefähr, wie sich ihrer die Juweliere bei der Nachtarbeit bedienen. Nach dem
Wegrüken der Commode fand man, daß die ganze Kattuntapete hinter der Flasche in der
Länge von mehr als 1 Fuß verbrannt war, und daß dieser Zeug eben in Flamme
ausbrechen wollte. – Diesen Fall hier zu erklären ist nach obiger Einleitung
überflüssig. Hier hätte das Haus abbrennen können, ohne daß man auf die Ursache des
Brandes gekommen wäre.
Am 28. Nov. 1834 fand in Breslau ein ähnlicher Fall statt. Die ebenfalls durch eine
Wasserflasche gegangenen Sonnenstrahlen fielen hier auf einen wurmstichigen Tisch.
Diese Erscheinung ist auffallender, weil die Sonnenstrahlen zu dieser Jahreszeit in
der Regel wenig Kraft haben.
Am 28. April 1837 wurde in Königsberg ein Stubenboden durch eine am Fenster stehende
Wasserflasche auf gleiche Weise entzündet, der Rauch aber zur rechten Zeit bemerkt
und das Feuer gelöscht.
Es werden noch drei weitere, übrigens nicht constatirte, Fälle erzählt, wo
(unregelmäßige) Glasscheiben wie Linsen gewirkt und Brandunglük oder Explosionen
bewirkt haben sollen. Der eine Fall war in einer Mädchen-Pensionsanstalt in
Marseille, wo in der Capelle, in welcher die Wachskerzen schon längst ausgelöscht
waren, die Vorhänge ergriffen und der Altar stark beschädigt wurde. – Am 22.
Aug. 1837 fand eine Explosion im Schlosse in Vincennes statt, welche von derselben
Ursache herrühren soll. – Derselbe Fall soll es seyn mit dem Feuerwerkersaal
der Artillerie-Direction in Grenoble, welcher im Jul. 1840 in die Luft
flog.
§. III. Selbstentzündungen durch besondere Umstände, wo
sich unverbrennliche Körper in der Nähe von Brennmaterial befinden u. s.
f.
Gebrannter Kalk. – Daß dieser freiwillige
Entzündungen verursachen kann, ist allgemein bekannt. Der Verf. sah einen Kahn,
welcher Kalk geladen und Wasser aufgenommen hatte, in Brand gerathen und zu Grunde
gehen, und erzählt mehrere entsprechende Ereignisse. – Von ähnlichen
Entzündungen von Fahrzeugen aller Art werden mehrere Beispiele angeführt.
Nach Cadet des Gassicourt's Versuchen geben 20 Gramme Kalk mit 16 Gr. Wasser eine
Hize von 100° C.; 80 Gr. Kalk 245°; 640 Gr. 260°. Nach Pelletier kann man durch Löschen des Kalks Schießpulver
entzünden, Phosphor verbrennen, ein Gemenge von chlorsaurem Kali und Schwefel zur
Detonation bringen.
Ein trauriges (in der Biblioth. économ. 1787
enthaltenes) Beispiel von der brennenden Kraft des im Löschen begriffenen Kalks ist
folgendes. Ein Knabe verstekte ein paar Kalkstüke, welche er gestohlen hatte, unter
dem Hemd. Er führte hierauf für einen Cameraden, dem er begegnete, ein Pferd in die
Schwemme, welches so tief ging, daß das Wasser den Kalk zu löschen anfing. All sein
Schreien und Jammern, daß er brenne, hielt man, da er im Wasser war, für Scherz;
alle seine Anstrengungen, sich zu befreien, waren umsonst, die Bauchdeke wurde
durchgebrannt, so daß die Eingeweide bloß lagen und er bald den Geist aufgab.
Viele Beispiele beweisen, daß man sich wohl hüten muß, Kalk, der naß werden kann, in
die Nähe brennbarer Stoffe, wie Holz, Heu, Stroh, Blätter u. dergl. zu bringen. Auch
Wagen, welche mit Kalk beladen waren und in den Regen kamen, haben sich schon oft
entzündet.
Potasche und Soda. Die Gazette de
France von 1785 berichtet, daß durch einen feucht gewordenen Haufen
derselben in einem Magazin in Christianstadt (Schweden) Feuer auskam, welches sich
sehr verheerend fortsezte. – Der Verf. schenkt jedoch dieser Erzählung nicht
mehr Glauben, als sie verdient.
Eisenfeilspäne. – Diese können, wenn sie sich in
großer Masse beisammen befinden, sich von selbst entzünden, ohne Zweifel in Folge
der Oxydation des Eisens.
Charpentier (Biblioth.
économ. 1787) brachte 100 Kilogr. befeuchteter Eisenspäne in einen
Kübel, worin sie sich einen Monat darauf entzündeten. Auf den Fußboden geschüttet
bildeten sie eine leuchtende und brennende Hemisphäre. Als er Wasser darauf goß, schlugen lebhafte
und leichte Flammen von grünlicher Farbe aus; die Dauben und der Boden des Kübels
waren verkohlt.
Kobalt. – Man hat dem mit fremdartigen Substanzen
gemengten metallischen Arsenik den Namen Kobalt, Kobold
oder Fliegenstein gegeben. Er geht im Handel in
Pulverform und wird zum Tödten der Müken gebraucht. Dieser Körper ist entzündlich
und der Selbstverbrennung unterworfen.
Im Jahre 1827 wurde solcher Kobalt in dem Etablissement der HHrn. Menier und Comp. in Noissel (Marne)
pulverisirt. Er erhizte sich dabei so stark, daß er sich entzündete; doch ging die
Verbrennung so langsam vor sich, daß man dieselbe erst nach zwei bis drei Tagen
gewahr wurde, als er in das Magazin nach Paris kommen sollte. Er war sehr erhizt und
verbreitete sogleich Licht, wenn er nur ein wenig bewegt wurde. Man glaubte dieser
Verbrennung Einhalt zu thun, indem man das Pulver bedekte und an einen kühlen Ort
stellte, worauf man sich nicht mehr darum bekümmerte. Als man aber 10 Kilogr. davon
abzuliefern hatte und in einen Sak brachte, ohne daran zu denken, daß die
Verbrennung noch fortdauern könnte, entzündete in der darauf folgenden Nacht das
Paket die dasselbe berührenden Gegenstände und dann das Magazin. Nur schnelle Hülfe
that einer sehr großen Gefahr Einhalt.
Holzkohle. – Die Holzkohle in Stüken ist
selbstentzündlich. Es gibt viele Beispiele solcher Entzündungen. Der Verf. erinnert
sich, daß vor ungefähr 20 Jahren Kohlen in einem wohlverschlossenen Keller in der
rue de Vaugirard sich entzündeten, ohne daß man
wußte, warum. Man erklärte es damals dadurch, daß die Kohle Gase absorbirt und sie
verdichtet habe, wodurch der von den Gasen frei gewordene Wärmestoff sich in der die
Wärme schlecht leitenden Kohle angehäuft und hiedurch die Entzündung herbeigeführt
habe.
Bei der Administration der Stadt Paris sind vier Fälle von Feuersbrünsten durch
Selbstentzündung der Kohle aufgezeichnet. Bei einem dieser Fälle war nach der
Aussage des Polizeicommissärs, Hrn. Dyonnet, die fragliche, chemisch dargestellte (d.h. durch Glühen des
Holzes in verschlossenen Gefäßen bereitete) Kohle disponirt, sich, wenn sie etwas
befeuchtet wurde, zu erhizen und in Flamme auszubrechen; wirklich soll sie sich in
Folge eines darauf fallenden Regens entzündet haben.
Kohlenpulver. – Die gepulverte Kohle kann sich
freiwillig entzünden, was durch eine im J. 1801 in der Pulvermühle in Essonne von
Hrn. Robin, Obercommissär
aller Pulvermühlen, als Thatsache constatirt wird. – Im Monat Mai jenes
Jahres nämlich hatten
die Kohlenarbeiter dieser Fabrik eben eine kleine Menge Faulbaumkohlenpulver
durchgebeutelt; als sie dasselbe aus dem Beutelkasten herausnehmen und zu diesem
Zwek den Dekel desselben öffnen wollten, kam ihnen eine bedeutende Hize entgegen und
sahen sie einen schlangenartig sich bewegenden Feuerstreifen, so daß sie wieder
schließen mußten. Als durch den Dekel eine Menge Löcher gebohrt und nach und nach
viel Wasser hineingeschüttet worden war, schwamm die Kohle fortwährend brennend oben
auf, und konnte nicht früher gelöscht werden, als bis man mit einem Besen Wasser und
Kohle untereinander rührte. Die Kohle war von mehreren Bränden, deren lezter nach
dem Brennen vierzehn Stunden lang in der Löschbüchse geblieben war. Beim Sieben,
Auslesen, Mahlen wurde sie nicht so warm, wie es sonst öfters der Fall war, auch
nicht leuchtend, und obwohl alles dieß an der Luft geschah, welche die Anfachung
gewiß begünstigt hätte, nicht im Geringsten entzündet befunden. Aus diesen und allen
übrigen genau untersuchten Umständen mußte Hr. Robin in diese Entzündung für eine freiwillige
erklären, welche nur durch die von der Kohle, diesem schlechten Wärmeleiter, noch
zurükgehaltene Wärme, durch die Trokne und außerordentliche Zähigkeit derselben
begünstigt worden seyn konnte. – Hr. Robin machte dieses Alles in der Hoffnung
bekannt, hiemit etwas zur Erklärung der in Stampfmühlen öfters vorkommenden
Explosionen beizutragen. Allein durch drei im J. 1803 nach einander erfolgte solche
Explosionen überzeugte man sich, daß sie von der Anwendung von Stangenkohle
herrührten. Man hatte sich nämlich erinnert, daß unter gewissen Umständen durch
Schlagen auf verkohltes Holz Feuer erhalten wurde, wiederholte den Versuch und sah
nach drei bis vier aufeinander folgenden Schlägen drei starke Funken springen.
Hieraus wurde zu den übrigen Vorsichtsmaßregeln auch die noch abgeleitet, die zur
Pulverfabrication nöthige Holzkohle für sich zu pulverisiren. (Rapport de la Séance publique de l'Académie de
Dijon, 19 Fructidor an X.) – Mehrere
Kohlenstaubentzündungen, welche nebenbei bemerkt, auch den Erstikungstod sehr leicht
herbeiführen, werden vom Verf. noch als Beispiele angeführt.
Kienruß ist ebenfalls selbstentzündlich, wovon hier ein
Beispiel. Das Schiff, die Catherinelog, befand sich am 3. Febr. 1826 1°37'
nördliche Breite und 86°55' östliche Länge. Um 1 Uhr Nachmittags bemerkten
einige einen starken brenzlichen Geruch und einen Rauch, welcher aus dem Vorderraum
zu kommen schien. Der Officier ließ sogleich die Luken öffnen, aus welchen nun
ungeheure Rauchwolken mit erstikendem Geruch hervordrangen. Diese kamen von einem
Faß Kienruß, welches am Steuerbord Feuer gefaßt hatte. Nur durch Bedeken mit nassen Tüchern,
Beiseiteräumung der brennbaren Umgebungen, fleißiges Löschen der hiezu vereinigten
Mannschaft und Passagiere, konnte man endlich dahin gelangen, sich des zwar nicht
selbst brennenden, aber äußerst heißen Fasses zu bemächtigen und es ins Meer zu
werfen, ehe es selbst Feuer fing. Außerdem wäre das Schiff nothwendig verloren
gewesen, indem mehr als 200 Fässer Theer und 80 Krüge Oehl in der Nähe jenes Fasses
waren. – Da man sich gar keine Ursache dieses Ereignisses denken kann und
seit der Abfahrt von England nicht ein einzigesmal Licht in den Raum gebracht werden
durfte, so mußte diese Entzündung für eine freiwillige erklärt werden, und die
Sicherheit des Schiffes, der Mannschaft, der Passagiere und der Ladung machte
deßhalb sogar nothwendig, alle solche Kienruß enthaltenden Fässer, deren 61 da
waren, über Bord zu werfen. Kaum war das Schiff daran vorbei, so sah man zwei
derselben schon rauchen. (Revue britannique. April
1837.)
Steinkohle ist ebenfalls der Selbstentzündung fähig. Duhamel erzählt in einem im J. 1757 der Akademie darüber
erstatteten Bericht einen dem obigen ähnlichen Fall. Man ließ nämlich im J. 1741 im
Hafen in Brest an der Stelle eines früher offenen Verschlags für Steinkohlen in der
Meinung, daß diese, der Luft ausgesezt, an ihrer Güte verlieren, ein verschlossenes
und bedektes Magazin bauen, welches durch eine Scheidemauer in zwei Abtheilungen
getheilt wurde, in deren einer 1200 Tonnen Kohle aufbewahrt wurden. Bald darauf sah
man aus den Thürspalten Rauch entweichen, welcher erst durch vieles Wasser gelöscht
werden mußte, ehe man hinzu konnte, um die Kohle auszuräumen. Die oben befindliche
Kohle war durch den Rauch nur etwas erwärmt, im Centrum aber und etwas unterhalb
desselben hatte sie ihre verbrennlichen Theile schon verloren und war in eine Art
Schlake verwandelt; die unteren Theile waren nicht erwärmt. Man brachte hierauf den
verschont gebliebenen Rest mit einem großen, neu angekommenen Vorrath, weil nur in
der einen Abtheilung Feuer ausgekommen war, in die zweite. Kurze Zeit darauf brach
aber in dieser Abtheilung unter denselben Umständen ebenfalls Feuer aus. –
Eine Abhandlung, welche Hr. Janvier der Akademie einreichte: Sur les
accidens spontanés du feu dans les masses de houille enthält viele
Details über solche bei den Dampfschiffvorräthen vorgekommene Fälle. Die bisherige
Meinung, daß der in der Steinkohle enthaltene Schwefelkies diese Entzündungen
herbeiführe, sucht Hr. J. zu widerlegen. Die meisten auf den Dampfschiffen
vorkommenden Entzündungen dieser Art entstehen dadurch, daß der Kohlenraum auf einer
Seite von der Wand des Dampfkessels, auf der anderen von dem Bord des Schiffes selbst gebildet wird;
von dem Aufenthalt der Heizer ist er nur durch einen Verschlag getrennt, in welchem
sich eine Schubthüre befindet, durch die man die Kohle zum Gebrauch für die Heizer
hinabwerfen kann. In jenem Raum, und zwar nahe beim Kessel, bricht das Feuer
gewöhnlich aus. Man hatte eine Zeit lang auf jeder Reise oft vier solche Fälle
beobachtet; jedoch war nur bei dem ersten derselben etwas Gefahr. Jezt hat man
diesem Uebelstand beinahe völlig dadurch abgeholfen, daß man einige Zoll von der
Kesselwand entfernt einen Eisenblech-Verschlag anbrachte, welcher die Kohle
von jener Wand trennen muß; in dem dazwischen gelassenen Raum kann eine Luftschicht
circuliren.
Das Feuer bricht viel öfter beim Ankerwerfen, wenn das Feuer ausgelöscht und das
Wasser aus den Kesseln gelassen wird, aus, als auf der Fahrt, was Hr. J. dadurch
erklärt, daß die Temperatur des Kessels eine Gränzlinie bildet, welche die mit
demselben in Berührung stehende Kohle nicht leicht übersteigen kann; sobald aber
Wasser und Dampf aus dem Apparate sind, hört dieses Hinderniß der Entzündung auf,
die gährende Steinkohle erhizt sich stärker, wird glühend und verkohlst sich. Alle
diese durch etwas Feuchtigkeit begünstigten Umstände verschwinden bei einer
reichlichen Besprengung mit Wasser. Hr. J. untersuchte einmal den Kohlenvorrath zur
Zeit einer solchen Gährung; er nahm sogleich einen Geruch nach Kohlenwasserstoff
wahr und konnte sehr leicht den Punkt, von welchem das Feuer ausging, durch das
Gefühl finden. Beim Löschen mit Wasser, welches bald nothwendig wurde, fand er, daß
sich die Kohle sehr ähnlich mit dem Kalk verhielt und zusehends zerfiel. Als man an
den untersten Punkt gelangte, von welchem die Hize kam, war der Rauch unerträglich,
die Kohle glühend, mehrere Stüke waren verkohlst, eine Flamme aber kam kaum zum
Ausbruch. – Je besser die Steinkohlen sind, desto mehr ist das auskommende
Feuer zu fürchten.
Es wird noch einiger, mit mehr oder weniger Wahrscheinlichkeit von selbst
entstandener, Steinkohlen-Entzündungen Erwähnung gethan.
Torfkohle. – Es sind keine constatirten Fälle
vorhanden, daß Selbstentzündungen dieser Kohle stattfanden; Bartholdi sagt hierüber ohne alle näheren Angaben nur, daß in Paris und an andern Orten unbedekte Vorräthe dieser
Kohle durch die doppelte Einwirkung der Wärme und des Regens sich
entzündeten. – Um Unglüken und falschen Beschuldigungen der
Brandlegung vorzubeugen, sollten hierüber von den Verwaltungen Recherchen angestellt
werden.
Lumpenhaufen. – Der Verf., welcher als Mitglied
des Gesundheitsraths Gelegenheit hatte, die vorkommenden Fälle in Erfahrung zu
bringen, erlebte einen einzigen vor ungefähr 20 Jahren, wo sich die Lumpen eines
Lumpensammlers in der rue Neuve
Saint-Médard in einem dunkeln Kämmerchen, welches Niemand als
der Besizer selbst betrat, und in das seit einem halben Jahr kein Licht gekommen
war, freiwillig entzündeten.
Schwefelkies. – Nach Mac
quer (dessen chem. Lexikon) ist derselbe in Haufen je nach seiner Art mehr
oder weniger, und zwar der gelbliche so leicht entzündlich, daß nicht nur
Schwefeldämpfe und beträchtliche Hize entstehen, sondern oft alles sich entzündet
und in Brand geräth.
Rükstand von der Zinnsalzbereitung. – Dieser graue
Rükstand beträgt nach Descroizilles (Précis analytique des travaux de l'Acad. de Rouen
pour 1806) 1/576 des angewandten Zinns. In der chemischen
Producten-Fabrik zu Dieuze entzündete sich derselbe einmal, als ein Arbeiter
ihn in ein Faß bringen wollte, so daß er durchaus verbrannte und das Faß selbst
Feuer fing.
Rükstand von der Bereitung des Radicalessigs. –
Dieser Rükstand vom Calciniren des essigsauren Kupfers ist fein zertheiltes Kupfer
in Verbindung mit ebenfalls sehr fein zertheilter Kohle. Der Verf. überzeugte sich
selbst, als er einmal in der Centralapotheke diesen Essig bereitete und einen Tag,
nachdem der Apparat schon auseinander genommen worden war, den Rükstand aus der
Steingutretorte nehmen wollte, daß derselbe das Papier, auf welches er geschüttet
wurde, entzündete, und sich überhaupt wie ein Pyrophor verhielt. – Ein
ähnlicher Fall fand auch in einer Apotheke statt, wodurch beinahe ein Brand
entstanden wäre.
Goldschwefel. – Ein junger Droguist, Hr. Soudeman, sezte Hrn. van Moes im Jahre 1797 von einer
freiwilligen Entzündung des Goldschwefels bei der Präcipitation desselben im Großen
in Kenntniß. Annales de Chimie année 1798. Doch
liegen keine diesem seltsamen Fall ähnliche weitere Erfahrungen vor.
§. IV. Von selbst entstehende Feuersbrünste in Folge der
Gährung, in welche vegetabilische und animalische Substanzen, wenn sie in
feuchtem Zustande aufgehäuft oder aufgespeichert werden, übergehen.
Die Unglüksfälle, welche durch Aufspeichern feuchten Heues, Strohes, Hafers, Grummets
u.s.f. entstehen können, sind bekannt. Sie richten nicht nur oft den Besizer,
sondern ihre Nachbarn, ja ganze Gemeinden zu Grunde, und werfen manchmal auf
Individuen den ungerechten Verdacht absichtlicher, verbrecherischer Brandanlegung.
Troz aller Warnungen und
der Angabe der Mittel, um solches Unglük zu verhüten, fährt Sorglosigkeit und
Indolenz doch häufig fort, beim alten Verfahren zu beharren und unwillkürlich Unheil
zu stiften. Einige Schriftsteller über diesen Gegenstand behaupten, daß wenn aus
Versehen ein Stük Eisen, z.B. von einer Heugabel, im Schober gelassen wird, eine
Feuersbrunst beinahe nicht ausbleiben könne. Die Richtigkeit dieser Behauptung
verdiente wohl durch Versuche außer Zweifel gestellt zu werden.
Die Vorsichtsmaßregeln gegen das Entstehen der Brände in den
Schobern für Heu, Stroh u. dergl. könnten darin bestehen, daß man 1) in die
Mitte der Stelle, wo der Schober errichtet werden soll, ein großes leeres Faß
stellt, Heu oder Stroh rings um dasselbe aufhäuft, und das Faß in dem Maaße der
Aufhäufung des Heues oder Strohes in die Höhe zieht, bis der Schober die gewünschte
Höhe hat; hiedurch erhält der Schober innerlich einen Luftzug, welcher die
Verdunstung der Feuchtigkeit befördert und sonach die Erhizung und freiwillige
Verbrennung verhindert; 2) daß man unter und zwischen die Lagen des Strohes in den
Scheunen und Böden in gehörigen Entfernungen, etwa von 3 Fuß, Reisbündel legt,
welche ebenfalls der Luft Circulation gestatten und die Erhizung und Gährung
verhindern würden; 3) daß man in die Mitte der Schober entweder eine vom Boden bis
an die Spize gehende Säule von Reisholz legt, oder Stangen aufstellt, welche unten
auseinander, mit der Spize zusammenstehen und demnach, indem sie einen kegelförmigen
freien Raum lassen, den Luftdurchzug durch den Schober gestatten.
Die Engländer, welche ihr Heu auf der Wiese so wenig als möglich troknen zu lassen
pflegen, damit es sein Arom nicht verliert, bedienen sich eines Mittels, welches von
vielen Landleuten sehr vortheilhaft befunden wird. Sie fahren nämlich in
horizontaler und verticaler Richtung mit einem eigens dazu gemachten Bohrer durch
die Heuschober (Hausen), damit die Wärme einen Ausgang findet. Es wird hiedurch das
Schimmeln und das In-Brandgerathen verhindert.
Auch soll man diese Brande verhüten können, wenn man einige Hände voll Kochsalz unter
die Heulagen ausbreitet, durch welches Mittel noch außerdem das Futter einen dem
Vieh mundenden Geschmak bekommt, die Verdauung befördert und mancher Krankheit
vorgebeugt wird.
Bartholdi sagt, daß, wenn das Heu einmal in Gährung ist,
man sich wohl hüten müsse, es schnell auszubreiten, sondern die Lagen eine nach der
andern allmählich wegzunehmen seyen. Macht man ein Loch mitten durch das Heu, so
bricht in demselben Augenblik das Feuer aus. Einzelne Fälle solcher Brände anzuführen,
finden wir mit dem Verf. überflüssig.
Mehl. – Feucht aufgehäuftes Mehl kann sich
entzünden. – Am 14. Decbr. 1758 grub ein Bäkerjunge in Turin bei Licht in
einen sehr trokenen Mehlhaufen neben einer, in einem obern Magazin zum Hinabfallen
des Mehles in das untere, angebrachten Oeffnung, und bewirkte einen beträchtlichen
Absturz desselben; es entstand augenbliklich ein mit Mehl gemengter Dampf, welcher
sich unter heftiger Detonation entzündete. Gesicht und Arme des Jungen wurden
versengt, seine Haare verbrannten ganz, und 14 Tage lang war er krank. Die in großer
Entfernung gehörte Explosion richtete auch an Fenstern und Läden Schaden an. Graf
Marozzo, welcher dieses
Ereigniß erzählt, will es durch Ansammlung von Wasserstoffgas in der Mehlmasse
erklären, das am Lichte plözlich Feuer fing.
Abgefallenes Laub. – Das zu ökonomischen Zweken
häufig gesammelte Laub kann in Gährung gerathen und Brand verursachen. Collin erzählt einen Fall, wo ein solcher Blätterhaufen
in einem Walde sich entzündete, die Bäume in Brand stekte und die verheerende
Wirkung desselben eine große Streke des Waldes sich fortpflanzte.
Dünger. – Der Dünger ist eben so und aus denselben
Ursachen selbstentzündlich wie das feuchte Heu, und kann durch den Verlust seiner
selbst, so wie auch durch die Fortpflanzung des Feuers an die benachbarten Häuser,
großen Schaden anstellen. Einige von dem Verf. erzählte mehr oder weniger
constatirte Fälle solcher Brände können wir, da sie in der Entstehung und in ihren
Erscheinungen den Heubränden ganz gleich sind und zudem nicht der neuern Zeit
angehören, wiederzugeben unterlassen.
Flachs. – Bartholdi
sagt, daß auch der Flachs in Haufen in Feuer ausbrechen kann. Folgendes Beispiel
unterstüzt diese Behauptung. Am 20. August 1827 gerieth das mit einer Ladung Flachs
und andern Waaren nach Stockholm gehende Schiff Fanny von
London, Capitän Hodart, Nachts in Brand und versank bei
Scarborough. Man schrieb diese Feuersbrunst dem Umstand zu, daß der noch feuchte
Flachs sich in Folge des im Raum erlittenen Drukes erhizte. Schiff und Ladung gingen
zu Grunde, die Mannschaft aber wurde gerettet.Hull Observer. Vielleicht, daß der Flachs beim Laden troken war, aber auf dem Boden des
Raumes erst feucht wurde, gährte und sich entzündete.
Kartoffeln. – Im Jahre 1827 und 1828 hatten die
HHrn.
Lecheminant und Desprès, Directoren der franz. Brennerei auf Isle de Guernesey, einen
großen, zur Branntweinbereitung bestimmten Vorrath von Kartoffeln in mit Holz
ausgelegten Kammern. Die Kartoffeln geriethen in Gährung und es entstand ein
Brand.
Leinwand. – Als Beweis, daß auch diese sich selbst
entzünden kann, wird erzählt (ohne Jahrzahl und Quelle), daß der Fuhrmann Delangre von Armentières eine Ladung grobes
Leinentuch für Kaufleute in Lille zu fahren hatte, ein Theil derselben aber,
wahrscheinlich weil sie feucht verpakt wurde, zu Verlust ging, indem sich die am
festesten gewikelten Stüke innerlich entzündeten. Das Ereigniß wurde durch den
zwischen dem Fuhrmann und den Kaufleuten entstandenen Streit bekannt.
Torf. – Der Torf in Haufen kann sich ebenfalls
selbst entzünden. Die Biblioth. économ. 8. Jahrg.
erzählt von zwei solchen Fällen, welche im Jahre 1789 stattfanden. Bosc sagt im Dictionnaire
d'agriculture de l'encyclopédie, daß alle ausgetrokneten Torfe, wenn
sie Schwefelkies enthalten, gleichviel ob schon ausgestochen oder noch im Lager, von
selbst in Brand gerathen können, daß man also im erstem Fall den
schwefelkieshaltigen Torf nicht in der Nähe von Häusern oder brennbaren Gegenständen
aufhäufen soll, und im zweiten die Ueberschwemmung oder ein breiter Graben das
einzige Mittel sey, um die Fortpflanzung des Brandes zu verhüten.Bosc sagt auch, daß in den Steinkohlengruben
dieselbe Erscheinung vorkomme. Ein Beispiel solcher Verbrennungen von
Steinkohlengruben geben jene von Comentry (Depart. Allier).. – Abbé Rozier sagt in seinem Cours complet d'Agriculture, V, daß die Waldbrände immer
Folge einer Unvorsichtigkeit oder Bosheit seyen; doch führt er einen im Jahr 1774 zu
Vergnotte, 3 Meilen von Blaye, vorgekommenen Waldbrand an, welcher zu beweisen
scheint, daß von selbst entstehende Brände eintreten können, wenn mehrere Umstände
zusammenwirken. Der Boden jenes Waldes bestand nämlich aus einer 1 Fuß 6 Zoll bis 4
Fuß in der Dike wechselnden Torfschicht, welche auf einer Schicht von Thon ruhte.
Das Wetter war seit einigen Tagen heiß, die Sonne sehr brennend. – Unter
mehreren Fällen solcher Waldbrände geriethen bei einem die Bäume nicht in Feuer,
sondern es entstand der Brand zwischen zwei Erdlagen, griff immer mehr um sich,
verzehrte die Wurzeln der Bäume, das Erdreich senkte sich gleichförmig und die Bäume
blieben stehen, bis ein Windstoß eintrat, welcher sie den Kartenblättern gleich
umblies. – Trimik, ein deutscher Schriftsteller
über Waldbrände durch Torf und Heidekraut, sagt, daß man, wenn die Erde schwarz wird
oder zu rauchen
anfängt, dieß als das Vorzeichen eines Brandes betrachten müsse; der Forstwart muß
diese Stellen dann überwachen, die Erde sondiren, und wenn er Asche oder Staub
herauszieht, Gräben und Löcher um diese Stellen herum machen lassen, in welche
Wasser gegossen wird; auch muß das Heidekraut, der Torf und alles Verbrennliche von
jenen Stellen hinweggeräumt werden.
Kurzer, zu Staub gewordener Mist. – Auch dieser
ist der Selbstentzündung fähig, wie das Heu und der Dünger. Fälle solcher
Entzündungen erzählen Abbé Tessier in der Encyclopédie méthodique, Abtheilung Agriculture, Tome IV. p.
420, und Parent-Duchatelet in der Hygiène publique, Paris 1836, Tom. II. p. 267.
Tabak. – Angestellte Nachforschungen lieferten dem
Verf. das Ergebniß, daß seit der Einführung der Schnupftabak-Fabrication
mittelst doppelter Gährung niemals ein Fall vorgekommen ist, wo die Hize der Massen,
welche oft bis auf 80° C. ging, ein Erglühen derselben hervorbrachte. Ein
einzigesmal hat diese hohe Temperatur den Tabak eine gewisse Streke weit in einen
verkohlten, todten, leichten und gänzlich entmischten Zustand versezt. Diese
Erfahrungen scheinen darzuthun, daß die Tabakblätter keinen brennbaren Stoff
enthalten.
§. V. Von selbst entstehende Feuersbrünste in Folge von
Aufhäufung der Wolle, Baumwolle und Gewebe, welche mit Oehl getränkt
sind.
Mit Hanfsamenöhl getränkter Hanf. – Am 20. April
1781, 11 Uhr Nachts, stieg von einer Fregatte im Hafen zu Cronstadt, auf welcher
seit 5 Tagen kein Feuer angemacht worden war, ein dichter Rauch auf, welcher aus dem
Zimmer des Obmanns der Mannschaft zu kommen schien; man öffnete dasselbe, und fand
brennendes Segeltuch. Es wurde vermuthet, daß dieser Brand von einer Mischung
gekochten Hanföhls mit Kienruß herrühre, welche in diesem Zimmer aufbewahrt war, zum
Anstreichen des Schiffes gehörte, und selbst Feuer sing. Um sich von der Richtigkeit
dieser Vermuthung zu überzeugen, wurde eine Mischung von Kienruß und mit Bleiglätte
gekochtem Hanföhl gemacht, in Leinentuch eingewikelt und am 26. April um 11 Uhr in
eine Hängmatte gelegt. Am andern Morgen um 6 Uhr zeigte sich schon der Rauch, es
brach das Feuer auch bald aus, und sezte, sobald man durch Oeffnen der Thüre dieses
Raumes Luft zutreten ließ, die Hängmatte in Flamme. Diese Entdekung veranlaßte eine
Reihe auf Befehl der Admiralität und von Hrn. Akademiker Georgi angestellter weiterer Versuche, bei
welchen man mit den Verhältnissen des angewandten Oehles und Kienrußes wechselte.
Nicht bei allen
diesen Versuchen gelang die Entzündung auf gleiche Weise. Man ersah aus denselben,
daß der russische Kienruß, welcher etwas fett zu seyn scheint, die Entzündung
sicherer veranlaßt, als der holländische und deutsche, welcher fein und troken ist,
und als der gewöhnliche Nuß der Kamine. Hr. Georgi glaubt, daß sie mit dem Mohn-,
Lein-, Nuß- und überhaupt jedem troknenden Oehl eben so gut
stattfinden muß. Was die Proportion des Leinöhls und des Kienrußes betrifft, so
scheint sich die Mischung am leichtesten zu entflammen, wenn das Gewicht des Oehles
nicht unter der Hälfte jenes des Kienrußes beträgt, oder wenn es ihm ungefähr
gleichkommt. Man braucht das Oehl nur auf den Kienruß zu gießen und die Masse 2 bis
3 Stunden lang sich zu überlassen; will man mehr zu ihrer Vermischung thun, oder sie
etwa untereinander kneten, so entzündet sie sich nicht so leicht. Zwischen der
Vermischung und der Entzündung vergehen 4 bis 48 Stunden. Der Zustand der Atmosphäre
ist von großem Einfluß auf diese Entzündung, indem Mischun gen bei Regenwetter sich
nicht oder nur schwer entzündeten, welche sich außerdem bald entflammten. Das
Einwikeln in Tuch ist eben nicht nothwendig, wenn auch zwekdienlicher. Große Massen
entzünden sich leichter als kleine, weil in jenen die Reaction auf mehreren Punkten
vorgeht, so daß immer einer oder der andere Punkt die Entzündung schneller eingeht.
Da ein gewisses Verhältniß zwischen den Bestandtheilen der Mischung stattfinden muß,
so ist es nicht zu verwundern, wenn diese Verbrennungsfälle selten eintreten, indem
nicht oft alle Bedingungen dazu vereinigt sind. – Es wurden auch Versuche mit
Hanf, der mit Hanföhl allein, so wie mit einer Mischung desselben mit Kienruß
getränkt war, angestellt; ersterer brannte aber nicht, lezterer nur ein einzigesmal;
doch wird das Abbrennen von Hanfmagazinen im Jahr 1780 in Rußland dem möglichen
Umstand zugeschrieben, daß der Hanf in solchen öhlgetränkten Matten etwa eingewikelt
war, und diese Wirkung im Großen leichter eintreten konnte, als bei Versuchen im
Kleinen.
Mit Leinöhl getränkte Baumwolle. – Leinöhl auf
einen in einer Schachtel eingeschlossenen Baumwollenzeug gegossen, bewirkte nach
Thomas Woodman in drei aufeinander folgenden Versuchen
dessen Entzündung. (Transactions of the Royal Society,
London, 1794, 1795, 1796.) – Dem Munitions-Commissär der
englischostindischen Compagnie wurde eine Oehlflasche, welche er auf einem Tische im
Zeughause stehen gelassen hatte, umgeworfen und zerbrochen, deren Oehl dann durch
den Dekel eines Koffers drang, welcher mit grobem Baumwollenstoff angefüllt war.
Beim Oeffnen des Koffers fand man das Tuch brennend und zum Theil verkohlt. Der Verdacht, daß man das
Zeughaus habe in Brand steken wollen, beunruhigte ihn so lange, bis man ihn mit den
Vorfällen in Rußland (siehe oben) und mit Georgi's Versuchen bekannt machte und ihn durch Gegenversuche
überzeugte, daß unter solchen Umständen diese Entzündungen sehr leicht eintreten.
(Annales des arts et manufact., et propagateur des conn.
utiles, 1834, p. 24.)
Mit troknendem Oehl getränkte Baumwolle und Wolle.
– Die Entzündbarkeit derselben ist wohl nachgewiesen. Joh. Michael Hausman (Annales de Chimie,
T. XLVIII. p. 233) tränkte Baumwollensträhne,
welche mit einer alkalischen Thonerdelösung gebeizt waren, mit gekochtem Leinöhl
(1/8, 1/12 und 1/16 der Lösung auf die angewandte Menge des mit Bleiweiß gekochten
Leinöhls) und troknete sie; sie entzündeten sich und sezten die umgebenden
Gegenstände in Flammen. Der Versuch hatte bei der Wiederholung denselben Erfolg.
– Fälle solcher Entzündungen findet man in Zeitschriften häufig
aufgezeichnet.
Wollabfälle. – Selbstentzündungen
zusammengehäufter Wollabfälle sind häufig. – Im Jahr 1836 machte Hr.
Boutigny zu Evreux
bekannt, daß Kardirwolle, welche man in einem Speicher
gelassen hatte, von selbst einen Brand veranlaßte. – Im Jahre 1838, am 11
Junius, fand ein solcher Brand in der Spinnerei des Hrn. Sourdeaux zu Créteil (Depart. der Seine)
statt. – Der Apotheker Ducosté-Godré zu Elbeuf, gab dem Verf. über das
Entstehen dieser Brände folgende Aufschlüsse. Alle Wolle, in welchem Zustande der
Fabrication sie auch sey, kann, wenn sie gefettet ist und in Haufen liegt, sich von
selbst entzünden. Scherwolle, wenn auch in Menge
aufgehäuft, hat noch nie einen Fall freiwilliger Entzündung geliefert, weil sie
nicht gefettet ist. – Hr. Carette, Apotheker zu Lille, berichtet einen Fall, wo Kinder aus
alter gesponnener Wolle, welche sie, um sie elastischer zu machen, wohl eingeöhlt
hatten, einen Ballen machten, ihn mittelst Bindfaden fest zusammenschnürten und dann
mit gelbem Leder überzogen. Dieser Ball, welcher anfangs sehr hart war, verlor seine
Härte sehr bald, so daß man hätte glauben können, er sey mit Asche oder Kleie
gefüllt; auf das Pflaster geworfen, zersprang er und enthielt nichts, als einen
schwarzen, kohligen Staub, welcher nicht die mindeste Spur von Wolle oder Bindfaden
mehr zeigte. Hier war Verkohlung, aber keine Verbrennung eingetreten.
In Oehl gekochte Kräuter. – Apotheker Carette zu Lille und Doctor Saladin machten die Entzündlichkeit in Oehl, Fett oder Rindsmark gekochter
und dann in Haufen gelegter Pflanzen im Jahr 1783 und 1784 (Journal de Physique) bekannt. Ersterer hatte Johanniskrautblüthen in Oehl
gekocht, welche ausgepreßt sich an der Luft entzündeten. Wiederholte Versuche
bestätigten diese Erfahrung.
Weißer Sarsch, Wollenzeuge. – Wenn diese Stoffe
nicht entfettet wurden, sind sie der freiwilligen Entzündung unterworfen. Fälle
hievon sind genugsam vorhanden. In einer Walkmühle war eine Partie Sarsch
aufgeschichtet, bis sie zum Entfetten vorgenommen werden konnte; ehe 14 Tage
vergingen, fing er sich zu erhizen an. Die sechs untersten Stüke waren in eine
schwarze, spröde, glänzende Masse verwandelt, welche nach verbranntem Horn roch, am
Feuer flüssig wurde und sich entzündete; drei von diesen sechsen waren ganz verkohlt
oder in eine bituminöse Substanz verwandelt, welche die Textur des Zeuges nicht mehr
erkennen ließ. (Mém. de l' Acad. des Sciences,
1725, p. 4.) Es wird überflüssig seyn, mehrere ähnliche
Fälle anzuführen, deren in der Bibliothèque
physico-économique, 1786 viele aufgezeichnet sind. Hr.
Montet, Mitglied der
Akademie zu Montpellier, vernahm von den Fabrikanten: 1) daß diese Fälle der
Selbstentzündung nur im Sommer, niemals im Winter vorkommen; 2) daß nur das
Aufschichten und die Erhizung des Stoffes sie hervorrufen, und 3) daß die
entfetteten Wollenzeuge ihnen nicht mehr ausgesezt sind.
Mit einer öhlig-harzigen Substanz durchzogene
Baumwollfäden. – Descroizilles erzählt
einen Fall, wo er ein Waschhaus der Ersparniß wegen mit Brettern bedachte, welche er
mit Leinentuch überzog, das mit einem öhlig-harzigen Firniß bestrichen wurde,
was mit großen Pinseln aus grobem Baumwollfaden geschah. Mehrere dieser Pinsel
blieben auf dem Tuche liegen und einer derselben veranlaßte einen Brand, welcher
übrigens leicht gelöscht wurde. Bei der Entfernung dieses Daches von Kaminen u.s.f.
konnte nichts diesen Brand verursacht haben, als der mit Oehl und Harz getränkte
Baumwollfaden. (6. Mai 1825.)
Mit Oehl getränktes Segeltuch. – Dieses Tuch
(franz. Prélat) wird von sehr groben Wergfäden
gemacht, befeuchtet und auf einer Seite mit rothem, mit Oehl angerührtem Oker
bedrukt. Am 18. Julius 1757 wurde zu Brest solches Tuch von 30 bis 40 Fuß Länge
gedrukt, um drei Segelüberzüge daraus zu machen; es wurde an der heißen Sonne
schnell getroknet. Am 20sten um 3 Uhr Nachmittags wurde es eines heranziehenden
Gewitters wegen schnell aufgehoben, zu diesem Zweke Anstrich auf Anstrich
zusammengelegt und jedes Stük für sich zu einem Pak fest zusammen gebunden. Man
legte diese in das Segelfabriklocal, welches des Nachts immer verschlossen wurde,
auf ein weites Gitter von Holzleisten, etwa 1 Fuß vom Boden entfernt. Am 22sten
wurde bemerkt, daß diese Päke brennend heiß waren, und als man sie öffnete, ging ein
dichter Rauch heraus. Man überzeugte sich bald, daß dieses Feuer weder durch
Nachlässigkeit noch durch Bosheit entstanden sey, sondern daß 1) das Feuer im
Mittelpunkt eines jeden Paks ausgebrochen, 2)das Aeußere gar nicht beschädigt war
und 3) daß die verkohlten Stellen Falten, und vorzüglich die durch den Strik am
meisten gepreßten waren. – Alten Segelmeistern war dieser Fall früher schon
vorgekommen; sie hatten ihn aber verschwiegen, weil sie nicht glaubten, daß das
Feuer von selbst entstehen könne und die Strafe für Nachlässigkeit fürchteten.
§. VI. Von selbst entstehende Feuersbrünste in Folge der
Röstung oder Erwärmung verschiedener Substanzen.
Geröstete Kleie. – Bartholdi (Ann. de Chimie, Tom. XLVIII) sagt,
daß sie sich sehr leicht entzündet. Viele in Ställen auskommende Brände werden durch
damit angefüllte, dem kranken Viehe angehängte Säkchen verursacht. Es ist also hier
die größte Vorsicht zu empfehlen.
Gekeimte Gerste, Malz. – Bartholdi und Remer
(Polizeilich-gerichtliche Chemie) sagen, daß die geleimte und getroknete
Gerste, das Malz, vorzüglich wenn es noch warm in Säke kömmt, Selbstentzündungen
unterworfen ist, und schreiben manchen Brand in Brauereien diesem Verfahren zu.
Holz zur Verfertigung der Zündhölzchen und zum Heizen der
Baköfen. – In Folge eines in der Zündhölzchenfabrik des Hrn.
Lizerai entstandenen
Brandes wurde der Verf. beauftragt, Untersuchungen über die Entstehung desselben
anzustellen. Da das Local, in welchem das Feuer ausbrach, vernichtet wurde, war die
Entstehungsursache schwer aufzufinden. Die dessen ungeachtet angestellte
Untersuchung überzeugte ihn von der merkwürdigen Thatsache, daß erwärmtes und faules Holz, wenn es im Ofen getroknet
worden ist und dann an die Luft kommt, Feuer fangen und Brand verursachen kann. Hr.
L. hatte hierauf aufmerksam gemacht und Bäker bestätigten, daß dieselbe Erscheinung
oft eintrete, wenn sie Holz in dem Bakofen austroknen, nachdem das Brod gebaken ist;
es entzündet sich dann gleich einem Pyrophor.
§. VII. Selbstentzündungen durch Gase.
Bartholdi meint, daß von den Gasen das Phosphor-
und Schwefelwasserstoffgas Brände durch Selbstentzündung veranlassen können; von
ersterem ist dieß wohl anzunehmen; das leztere aber bedarf, so wie das
Kohlenwasserstoffgas, einer Flamme zu seiner Entzündung. Die Frage, ob das an Orten,
wo thierische Körper faulen, an niedern und feuchten Stellen, auf Kirchhöfen, sich
entwikelnde Phosphorwasserstoffgas, welches verbrennend die sogenannten Irrlichter
bildet, immer dasselbe, namentlich aber, ob es von gleicher Zusammensezung sey mit
jenem in unseren Laboratorien bereiteten, ist der Verf. geneigt, verneinend zu
beantworten, und zwar in Folge der Vergleichung der in den Jahren 1670, 1671, 1685,
1743 und 1754 und zu verschiedenen Zeiten beobachteten Thatsachen (die wir jedoch
hier nicht wiedergeben), wo aus der Erde aufsteigendes Feuer Weiler und Dörfer in
Brand sezte, und der Ergebnisse der Versuche, welche Hr. Veron, Präparator an der École de Pharmacie, auf Verlangen des Verf. anstellte.
Diese Versuche sind folgende: 1) In eine mit Phosphorwasserstoffgas gefüllte Gloke
über der Queksilberwanne wurden Papierschnizel und trokenes Stroh gebracht; hob man
nun mittelst einer Schale die Gloke aus der Wanne, und brachte man, indem man die
Gloke umstürzte, das Gas in Berührung mit der atmosphärischen Luft, so verbrannte
wohl das Gas, aber die auf den Boden des Gefäßes gefallenen brennlichen Körper
fingen nicht Feuer und veränderten kaum ihre Farbe etwas. – 2) Wenn man
hingegen dieselben Körper an die Mündung der umgestürzten Gloke brachte, so
entzündeten sie sich leicht, was daher kommt, daß hier eine große Menge Gas auf
einmal verbrennt und die verbrennlichen Körper erhizt und entzündet. – 3)
Läßt man das aus der Röhre eines Gasapparates sich entwikelnde
Phosphorwasserstoffgas unter dem Queksilber einer Wanne austreten, so wird sich von
Papier, Spänen, Stroh, welche man über das Queksilber, dort, wo das Gas ausströmt,
bringt, nur das Papier, und auch dieses erst nach einigen Minuten, entzünden. Die
andern Körper werden nur roth, entzünden sich aber nicht bei aller Begünstigung der
Entzündung, welche eine Viertelstunde lang dauerte. Diese Nichtentzündung ist sicher
Folge der Anlegung von Wasser- und Phosphorsäure-Dämpfen, welche sich
der Verbrennung widersezen, indem der Verf. bei einem gerichtlichen Fall sich schon
zu überzeugen Gelegenheit hatte, daß durch Phosphor aus demselben Grunde bei Heu und
Stroh nicht leicht Feuer anzulegen ist. Der Phosphor bahnt sich nämlich brennend
eine Oeffnung, deren Wände sich aber mit Phosphorsäure belegen, wodurch dem
Weiterbrennen Plözlich Einhalt gethan ist.
Eine neue Untersuchung der sich aus der Erde entwikelnden selbstentzündlichen Gase,
welche glüklicherweise nicht immer die verbrennlichen Körper, womit sie in Berührung
kommen, in Brand zu sezen im Stande sind, wäre sehr wünschenswerth. Das
Schwefelwasserstoffgas bedarf, wie schon erwähnt, einer entzündenden Flamme.
Dasselbe hat schon zu unzähligen Unglüksfällen, namentlich in Abtrittgruben, wo es
sich in großer Menge entwikelt, Veranlassung gegeben. Doch gehören diese Fälle der
Asphyxie, der Detonation bei Annäherung einer Flamme nicht hieher.
§. VIII. Verschiedene Substanzen, welche sich von selbst
entzünden können.
Es gibt noch eine Anzahl Körper, welche der Selbstentzündung fähig sind; als solche
werden von mehreren Schriftstellern folgende, jedoch ohne Anführung thatsächlicher
Beispiele, genannt.
In feuchtem Zustande in Haufen gebrachtes Getreide;
gemahlener Kaffee;
geröstete Cichorie;
gerösteter Roggen;
in Haufen geworfene Torfasche;
mit ausgeglühter Thierkohle bedekte Knochen;
in Haufen geworfener gerösteter Cacao;
gebügelte, warm gepreßte Wäsche in großer Quantität;
feuchtes Holzsägemehl;
das Mehl der Gramineen (Grasarten) und der Leguminosen
(Hülsenfrüchte);
altes, aufgehäuftes Strikwerk;
Leinkuchen;
Gemenge von Kräutern, welche mit fetten Substanzen gekocht
wurden und noch solche in sich schließen;
Tabak in Fässern;
Schwefelsäure und Salpetersäure in Berührung mit brennbaren
Körpern, wie StrohEs wird aus der jüngsten Zeit ein Fall angeführt, daß einem Fuhrmann, aus
Paris kommend, auf der Landstraße nach Flandern, sein mit Schwefelsäure
beladener Wagen bis auf die Räder vollkommen verzehrt wurde, was er dem
Bruch einer einzigen Flasche zuschrieb. (Aus dem Journal de Valenciennes). Die Entzündung der Wolle durch
Salpetersäure hatte Hr. Soudmann zu beobachten Gelegenheit., Wolle, ätherischen Oehlen;
die Phosphorzündhölzchen.
§. IX. Von den Pyrophoren.
Unter die Substanzen, welche durch Selbstentzündung Brand veranlassen können,
verdienen auch die Pyrophore oder Luftzünder gerechnet zu werden. Sie werden bekanntlich, sobald sie an die
Luft kommen, glühend; man kennt deren mehrere, welche in allen Lehrbüchern der
Chemie abgehandelt sind.