Titel: | Ueber das Dörren des Holzes, besonders zum Hohofenbetrieb. Von v. Balascheff. |
Fundstelle: | Band 82, Jahrgang 1841, Nr. LI., S. 220 |
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LI.
Ueber das Doͤrren des Holzes, besonders
zum Hohofenbetrieb. Von v.
Balascheff.Dieser uns vom Verfasser mitgetheilte Artikel ist ein Auszug aus einem noch nicht
erschienenen Werke, welches den Titel führt: Notice sur l'exploitation du fer en Belgique et
sur la torréfaction du bois.Anmerk. der Red. der Bibl. univ.
Aus der Bibliothèque universelle de Genève
1841, No. 63 im Journal für praktische Chemie 1841, Nr. 18.
Balascheff, über das Dörren des Holzes.
In Belgien, welches noch einige holzreiche Provinzen besizt, verschwinden, wie in so
vielen anderen Ländern Europa's, die Wälder immer mehr. Die Seltenheit des Holzes
erzeugt ernstliche Besorgnisse in den Gegenden, deren Boden kein anderes Product
dafür in sich enthält, und auch lezteres wird immer schwieriger zu gewinnen. Alle
Erfindungen, die, wie das Dörren des Holzes, dazu dienen, die Consumtion desselben
zu vermindern, sind daher von immer zunehmender größerer Wichtigkeit.
Lange Zeit standen Hindernisse, welche unüberwindlich zu seyn schienen, der directen
Anwendung der Brennmaterialien in den Hohöfen ohne eine vorgängige Operation
entgegen, die, sey es nun die Umwandlung der Steinkohlen in Kohks oder die
Verkohlung des Holzes, einen beträchtlichen Verlust verursacht, welcher der
Wissenschaft eine bedeutende Ersparung in der Zukunft voraussehen ließ. Schon seit
einigen Jahren wendet man in England statt der Kohks unmittelbar die Steinkohlen an.
In unserem Lande, in Rußland, wo Besorgnisse dieser Art nur durch eine Voraussicht
in eine sehr entfernte Zukunft hervorgerufen werden können, hat man bereits mit
Vortheil Holz, selbst im rohen Zustande, angewandt. In Frankreich sind zahlreiche
Verfahrungsarten zum Dörren des Holzes in verschlossenen Gefäßen ausgesonnen worden.
Erst seit 5 Jahren werden sie in den Departements des Nordens in Anwendung gebracht
und jezt in Belgien eingeführt. Die Versuche werden von Tag zu Tag immer
zahlreicher. Obwohl sie zuweilen, unmittelbar von dem Gesichtspunkte der Ersparung
aus betrachtet, keinen Nuzen leisten, haben sie doch immer eine Verminderung in der
Consumtion des Holzes herbeigeführt.
Wir wollen einen Augenblik die Natur und Anwendung dieses neuen Brennmaterials von
dem theoretischen Gesichtspunkte aus betrachten. Bei der Verkohlung in Kohlenmeilern
werden die in dem Holze enthaltenen flüchtigen Substanzen frei gemacht und dadurch
das Holz dem Zustande
der reinen Kohle nahe gebracht. Diese Operation wird zu dem Zweke vorgenommen, das
Maximum der Wärme in dem kleinsten Volumen zu vereinigen. Wirtlich entwikelt die
Kohle bei gleichem Gewicht doppelt so viel Wärme als das Holz. Da das Verhältniß der
Gewichte bei gleichem Volumen ungefähr 2: 3 ist, so ist das der Heizkraft wie 4: 3.
Der Unterschied ist daher beträchtlich. Aber diese Concentration der Wärme, welche
so nothwendig ist, um die kräftigen Wirkungen des Hohofens zu erzeugen, wird nur
durch einen aus der Verkohlung entstehenden, sehr großen absoluten Verlust erhalten.
Das Dörren hat zum Zwek, diesen Nachtheil zu vermindern, indem das Holz in seinem
günstigsten Zustande angewandt wird.
Da das erste Erhizen des Holzes, welches bis zu einer Verminderung von 1/5 seines
Gewichtes langsam fortgesezt wird, fast einzig nur zur Entwikelung der Wasserdämpfe
dient, ohne daß eine andere, sehr merkliche Veränderung eintritt, so findet fast gar
kein Verlust an Brennmaterial statt. Hiebet hat man zugleich den Vortheil, daß man
das Entziehen von Wärme vermeidet, welches durch das Verdampfen des Wassers im
Innern des Hohofens herbeigeführt wird. In diesem Zustande ist das Holz sehr troken.
Treibt man das Erhizen noch weiter, so entwikeln sich, außer sehr wenig Wasser,
hauptsächlich brennbare Gase, die, wie das Wasserstoffgas und das Kohlenoxydgas, den
Vortheil gewähren, beim Verbrennen in dem Hohofen eine hohe Temperatur zu erzeugen
oder als desoxydirende Körper zu dienen. Nach dem, was so eben gesagt wurde, scheint
daher das Holz, welches den erwähnten Grad des Erhizens erlitten hat, das zum
Gebrauch der Hohöfen günstigste Brennmaterial zu seyn. Aber eine andere wichtige
Rüksicht, nämlich die auf das Volumen, modificirt diesen Schluß. Wenn das Holz
allmählich in verschlossenen Gefäßen geglüht worden ist und es 1/4 von seinem
Gewichte verloren hat, in welchem Zustande, wie wir so eben gesehen haben, ihm der
größere Theil seines Wassers entzogen ist, so bemerkt man eine Volumenverminderung
von kaum 1/10. Wenn dieses langsame Glühen fortgesezt wird, so daß ein neuer, dem
ersten gleicher Gewichtsverlust bewirkt wird, d.h. wenn man das Holz auf die Hälfte
seines Gewichtes reducirt hat, so bemerkt man, daß die neue Verminderung des
Volumens wenigstens doppelt so groß als die erste ist. Später ist das Verhältniß der
Abnahme noch bedeutender. Endlich behält das Holz bei der Verkohlung in Meilern,
wodurch sein Gewicht im Allgemeinen auf 17/100 reducirt wird, doch 1/4 oder selbst
1/5 des verschwundenen Volumens. Die Abnahme des Volumens folgt daher einem Geseze,
welches durch eine Curve dargestellt werden kann, deren Tangente, anfangs horizontal,
sich immer mehr neigt, um nachher von Neuem ihre erste Richtung zu nehmen. Da nun
das Glühen des Holzes zwei Hauptwirkungen erzeugt, eine Entwikelung von Brennstoff
und Verminderung des Volumens, so kann dieser lezte Vortheil, welcher die Brennkraft
des Brennmaterials direct vergrößert, den absoluten Verlust ersezen. Es ist daher
von Wichtigkeit, den günstigsten Grad des Dörrens zu bestimmen. Es ist bereits aus
dem Vorhergehenden sehr wahrscheinlich, daß dieser Grad den Gewichtsverlust von 1/4
übersteigt, denn wir haben gesehen, daß die Verminderung des Volumens, die bis dahin
nicht sehr merklich ist, nachher schnell zunimmt, um von Neuem nachzulassen, wenn
das Holz sich dem Zustande der Kohle nähert. Es geht aus den Versuchen von Sauvage hervor, daß man, wenn man Holz 6 1/2 Stunden
glüht, bis es etwas weniger als die Hälfte seines Volumens und als 2/3 seines
Gewichtes verloren hat, ein dichteres Brennmaterial als die Kohle erhält, welches
bei gleichem Volumen dieselbe Menge von Wärme entwikelt. Ein weiteres Glühen
verursacht daher einen absoluten Verlust ohne Ersaz.Da das geglühte Holz sich in diesem leztern Zustande befindet, welcher einem
Verluste an Volumen von 48/100 und an Gewicht von 61/100 entspricht, so ist
das Verhältniß seines Volumens zu dem der daraus entstehenden Kohle wie 16 :
10. Man kann meines Bedünkens hier eine sonderbare, sehr interessante
Vergleichung anstellen. Wir werden sogleich sehen, daß durch Anwendung von
gedörrtem Holze statt der Holzkohle in den Hohöfen die Menge des
erforderlichen Brennmaterials in rohem Holze bestimmt im Allgemeinen um 2/5
reducirt wird. Daher ist das Verhältniß der Consumtionen 5 : 3 fast ganz
genau das von 16 : 10. Es läßt sich leicht einsehen, daß diese sehr
merkwürdige Uebereinstimmung aus den vorher angeführten theoretischen Säzen
hervorgeht, wenn man jeden andern Einfluß entfernt. Dieser Grad, den man niemals überschreiten darf, ist etwas höher als der,
welchen man beim Dörren anwendet. Uebrigens zeigt das völlig trokene Holz, wie es
scheint, fast dieselben Vortheile, und die Wirkungen des Glühens gleichen sich
zwischen diesen beiden ziemlich weiten Gränzen aus.Die Versuche von Sauvage über das Wärmevermögen
des bei verschiedenen Graden geglühten Holzes wurden nach dem bekannten
Verfahren mit der Bleiglatte angestellt, wobei man von dem Grundsaze
ausging, daß die Wärmewirkung der Menge des durch das Brennmaterial
absorbirten Sauerstoffes und folglich der Menge des geschmolzenen Bleies
proportional ist. Aus seinen Versuchen geht hervor, daß das Holz folgende
chemische Zusammensezung hat:Kohlenstoff 375Asche 12Wasserstoff und Sauerstoff 338hygrometrisches Wasser 275–––––1000.Der Wasserstoff und Sauerstoff kommen in den zur Wasserbildung angemessenen
Verhältnissen vor.
Man verdankt im Allgemeinen der Anwendung des gedörrten Holzes einen regelmäßigem
Gang des Hohofens, weniger häufige Verstopfungen. Das Metall scheint sich auch,
besonders zum Gießen, verbessert zu haben. Aber der durch die neue Behandlungsart
überall erhaltene große Vortheil besteht in der sehr beträchtlichen Verminderung der
Menge des zum Reduciren des Minerals und zur Erzeugung des Gußeisens erforderlichen
Brennmaterials. Man kann annehmen, daß die Consumtion des rohen Holzes im
Allgemeinen um 2/3 reducirt wird, wie man bald sehen wird. Man kann selbst bestimmte
Beispiele anführen, durch die eine noch größere Differenz in der Consumtion des
Brennmaterials festgestellt wird. So z.B. absorbirte der Ofen von Bièvres, als er bloß mit Kohle betrieben wurde, 28
Kubikm. Holz, um 1000 Kilogr. Roheisen zu erzeugen. Als derselbe Hohofen zu einer
andern Zeit mit gedörrtem Holze nebst einem geringen Zusaze von Kohle betrieben
wurde, so wurden bei derselben Production von Roheisen nur 10,40 Kubikm. Holz
verbraucht. Es muß jedoch bemerkt werden, daß die Menge von 28 Kubikm. die
gewöhnlichen Gränzen übersteigt, und daß der ungeheure Unterschied in der Consumtion
zum Theil von einem verschiedenen Gange des Hohofens abhängt. Dessen ungeachtet sind
die angeführten Zahlen aus einem mehrmonatlichen Verbrauche in den Jahren 1832 und
1837 abgeleitet worden. Bei einigen Hohöfen ist, wie ich zu Biesmerée bei
Philippeville selbst Zeuge davon war, die Ersparung an Brennmaterial von einer
geringen Verminderung in der Ausbeute des Erzes begleitet. Dieses Resultat scheint
davon abzuhängen, daß die Anwendung von warmer Luft im Allgemeinen zum gedörrten
Holze paßt, eben so wie in England die über 300° C. erhizte Luft allein die
directe Anwendung fetter Steinkohlen gestattet hat, welche bis auf 1/3 flüchtige
Substanzen enthalten.
Ich werde mehrere Verfahrungsarten anführen, welche zum Dörren des Holzes angewandt
wurden. Fauveau kam zuerst darauf, die Gichtflamme zu
diesem Zweke zu benuzen. Seinen Apparat, der von Beaudelot zu Harrancourt vervollkommnet wurde, hat Sauvage in einer Abhandlung beschrieben. Nach Herausgabe dieser Abhandlung
wurden Versuche angestellt, das Dörren an Ort und Stelle vorzunehmen, damit die
Transportkosten vermindert würden, indem so die Herstellung eines besondern Feuers
im Walde den wegen ihrer Höhe immer kostspieligen Apparaten zur Benuzung der
Gichtflamme vorgezogen wurde, welche die Errichtung eines besondern, von den
Bewegungen des Hohofens unabhängigen Mauerwerkes erfordern. Ueberdieß hat man andere
Mittel, die Wärme der Gichtflamme nüzlich zu verwenden, und bei vielen Hohöfen findet man es sehr
vortheilhaft, sie so schwach wie möglich zu machen. Endlich gestattet eine neue
sinnreiche Erfindung, selbst auf der Oberfläche des Bodens die Gase nüzlich zu
verwenden, indem man dieselben abkühlt, erkaltet und vermittelst eines Zuges oder
eines Ventilators an den Ort leitet, wo man sie entzünden will.
Der noch wenig bekannte Apparat ist wegen der Regelmäßigkeit und Gleichförmigkeit des
dadurch bewirkten Dörrens merkwürdig. Er wurde zuerst in der Hütte zu Phade, im
Departement der Ardennen, errichtet und mit vielem Erfolg angewandt. In diesem
Etablissement werden die gußeisernen Oefen von Harrancourt durch 17 Cylinder von
starkem Eisenblech ersezt, welche 0,55 Meter im Durchmesser, 1,10 M. Länge haben und
ungefähr 1/4 Stere geschnittenes Holz fassen können. Diese Cylinder, welche mit
einer Thüre auf dem gekrümmten Theile versehen sind und sich langsam um ihre Achse
drehen, sind in eine Reihe von kleinen Zellen aus Baksteinen und Gußeisen
eingeschlossen und nehmen die Wärme des Hohofens durch die in das horizontale
Gewölbe gebohrten Oeffnungen auf, welches von der Gicht ausgeht, um den am
entgegengesezten Ende befindlichen Zug zu erreichen. Die Hize kann nach Belieben in
jeder kleinen Zelle mehr oder weniger entwikelt werden. Jeder Cylinder ist auf einer
Art von Wagen errichtet, welcher auf zwei kleinen Schienen nach dem Eingange in die
Zelle und dem Ausgange rollt. Am Ende der Operation entledigt sich jeder Cylinder
seiner wieder erkalteten Ladung in einen außerhalb des Ofens unter die Schienen
gestellten Korb. Zu Phade werden alle Cylinder durch dieselbe eiserne Stange
herumgedreht, welche hinter der Reihe der Oefen angebracht ist. Diese Stange greift
vermittelst kleiner Theile einer Schraube ohne Ende in Drehlinge ein, welche am Ende
jeder der Achsen der Cylinder befestigt sind. Die Stange wird durch ein
hydraulisches Rad in Bewegung gesezt.
Unter den bis jezt zur Ausführung gebrachten Versuchen zum Dörren des Holzes im Walde
erfüllt der von Eschment, obwohl er noch unvollkommen
ist, mehr als jeder andere den dabei vorgesezten Zwek, nämlich die Gleichförmigkeit
des Productes. Das Dörren des Holzes wird dabei in Haufen bewirkt, welche mit den
zum Verkohlen des Holzes angewandten Meilern Aehnlichkeit haben. Dieses im
Departement der Ardennen versuchte neue Verfahren wird jezt in in Belgien in den
Hütten des Herzogs von Aremberg (Marchesles-Dames) bei Namur eingeführt. Vier Menschen reichen hin,
um gleichzeitig an drei von diesen Meilern zu arbeiten. Sie errichten den einen, blasen den andern an
und öffnen den dritten. Diese Arbeit dauert ohne Unterbrechung Tag und Nacht. Die
stärksten Scheite Holz nehmen den untern Theil des Haufens ein. Nach der Oberfläche
zu nimmt die Stärke derselben immer mehr ab. Die Oberfläche wird durch kleines Holz
gleich gemacht, welches in eine gesenkte Lage gebracht wird. Sie wird mit einer
Schicht von Moos und Erde bedekt, indem man jedoch an verschiedenen Stellen einige
Ausgänge läßt. Die Holzscheite sind so gelegt, daß sie im Mittelpunkte des Meilers
und über dem Feuerherde einen leeren Raum lassen, welcher der Canal heißt. Dem Herde
wird durch einen von einem Kinde bewegten kleinen Ventilator Luft zugeführt. Man
benuzt daselbst zum Verbrennen Holzabfälle, welche auf den über dem Aschenraume
befindlichen Rost gelegt werden. Ist der Herd einmal in Thätigkeit, so verschließt
man ihn durch ein Blech, so daß alle durch die Verbrennung entstehenden Gase und die
durch den Ventilator hineingetriebene Luft sich in dem Canale sammeln und in die
Masse des Holzes sich verbreiten. Hat die erste Entwikelung von Dämpfen, welche aus
dem ganzen Haufen ausströmen, nachgelassen, so bedekt man ihn mit viel Erde, wobei
man von Oben anfängt. Die Gase verlassen alsdann den obern Theil und steigen nieder,
je nach dem Maaße, daß man ihn bedekt. Man erhält auf diese Weise ein gleichförmiges
Resultat. Man begreift leicht, daß man nach Belieben in irgend einem Theile des
Haufens Wärme entwikeln kann, weil die heißen Gase keinen andern Ausgang haben als
den, welchen man ihnen auf der Oberfläche darbietet. Man kann auch vermittelst eines
langen Hakens Durchgänge in dem Gewölbe öffnen, welches den Canal bedekt, wenn es
nöthig ist. Das Holz verliert ungefähr nur 1/4 von seinem Gewichte. Man sieht, daß
dieses Dörren oder vielmehr dieses Troknen unzureichend ist. Jede Operation dauert
etwas länger als 24 Stunden und liefert 30 Stere getroknetes Holz. Die Consumtion an
Brennmaterial beträgt 11,80 Procent.