Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 82, Jahrgang 1841, Nr. LIV., S. 232 |
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LIV.
Miszellen.
Miszellen.
Verzeichniß der vom 4. bis 23. Sept. 1841 in England
ertheilten Patente.
Dem Richard Whitaker,
Mechaniker in Cambridge: auf einen Apparat zum Beschneiden von Buͤchern
und Papier, ferner seine Methode Buchstaben und Verzierungen auf den
Buͤchereinband aufzudruken. Dd. 4. Sept. 1841.
Dem Anton Wilhelm Graf v.
Hompesch im Mivart's Hotel, Brook Street: auf sein verbessertes
Verfahren Oehle und andere Produkte aus bituminoͤsen Substanzen
darzustellen und die so erhaltenen Oehle zu reinigen. Dd. 4. Sept. 1841.
Dem John Boot in
Quarndon, Leicester, und John King in Henor: auf Verbesserungen an der
Maschinerie zur Erzeugung gemusterter Fabricate in Zettel- und
Bobbinnetspizen-Maschinen. Dd. 4. Sept. 1841.
Dem John Grafton,
Civilingenieur in Cambridge: auf seine Methode Leuchtgas zu bereiten. Dd. 4. Sept.
1841.
Dem Michael Coupland,
Ingenieur im Pond Yard, Southwark: auf Verbesserungen an Oefen. Dd. 4. Sept.
1841.
Dem George Wildes in
Coleman Street: auf Verbesserungen in der Bleiweißfabrication. Von einem
Auslaͤnder mitgetheilt. Dd. 4. Sept. 1841.
Dem William Hill
Darker, Ingenieur in Lambeth, und
William Wood,
Teppichfabrikant in Wilton: auf Verbesserungen an den Webestuͤhlen. Dd. 4. Sept.
1841.
Dem Louis Lachenal in
Titchfield Street, Soho, und Antoine Vieyres in Pall Mall: auf eine
Maschinerie zum Schneiden des Korks. Dd. 4. Sept. 1841.
Dem John Juckes in
Lewisham: auf Verbesserungen an Oefen oder Feuerstellen. Dd. 4. Sept. 1841.
Dem Pierre Pelletan,
Professor der Medicin, im St. Paul's Church Yard: auf Verbesserungen im
Forttreiben der Fluͤssigkeiten und Fahrzeuge. Dd. 6. Sept. 1841.
Dem Thomas Drew
jun. in St. Peter's Port: auf eine Maschinerie zum
Walzen oder
Rollen und Schneiden von Zeltchen (Pastillen), so wie zum Ausschneiden von
Flintenpfropfen, Oblaten etc. Dd. 6. Sept. 1841.
Dem Luke Hebert im
Staple's Inn, London: auf Verbesserungen an den Apparaten
zum Bereiten und zum Brennen des Leuchtgases. Dd.
8. Sept. 1841.
Dem Richard Else Esa.
im Gray's Inn: auf eine verbesserte Maschinerie, um Wasser und andere
Fluͤssigkeiten in die Hoͤhe zu treiben. Dd. 8. Sept. 1841.
Dem William
Fairbairn, Ingenieur in Millwall, Poplar: auf eine verbesserte
Construction der Dampfmaschinen. Dd. 8. Sept. 1841.
Dem Joseph Cooke
Grant in Stamford, Lincoln: auf ein verbessertes Rek (fuͤr
Pferde) und verbesserte Pferdehaken. Dd. 8. Sept. 1841.
Dem Nathaniel Card in
Manchester: auf Verbesserungen in der Fabrikation von
Dochten fuͤr Kerzen, Lampen etc. Dd. 8. Sept. 1841.
Dem James Thorburn,
Mechaniker in Manchester: auf Verbesserungen an der
Maschinerie zur Erzeugung von Strumpfwirkerfabricaten. Dd. 8. Sept. 1841.
Dem Miles Berry,
Civilingenieur im Chancery Lane: auf eine verbesserte Methode die
Buchdrukerlettern nach dem Druken zu reinigen. Von einem Auslaͤnder
mitgetheilt. Dd. 8. Sept. 1841.
Dem Oglethorpe Wakelin
Barratt, Vergolder in Birmingham: auf
Verbesserungen im Niederschlagen der Metalle. Dd.
8. Sept. 1841.
Dem Joseph Garnett
und John Mason in
Rochdale: auf Verbesserungen an den Maschinerien, die man bei der Fabrikation
der Garne und Tuche anwendet. Zum Theil von einem Auslaͤnder mitgetheilt.
Dd. 8. Sept.
1841.
Dem Edward Loos de
Schelesdatt, Ingenieur u. Chemiker, und Etienne Sterlingne,
Gerber, im Regent's Square, Grafschaft Middlesex: auf verbesserte Apparate und
Methoden zum Gerben der Haͤute oder Felle. Dd. 8. Sept. 1841.
Dem George Mannering
in Dover, und Henry Harrison in Ashford: auf seine
verbesserte Methode Wasser und andere Fluͤssigkeiten zu heben. Dd. 8. Sept.
1841.
Dem Alphonse Rene Le Mire de
Normandy, Med. Dr., im Red Cross
Square, Cripplegate: auf Verbesserungen in der Seifenfabrication. Dd. 8. Sept.
1841.
Dem William Crosskill
in Beverley: auf verbesserte Maschinerien zum Walzen und Durchschneiden des
Bodens. Dd. 8.
Sept. 1841.
Dem William Hickling
Burnett in Ravensbourne Wood Mills, Deptford Creek: auf
Verbesserungen an der Maschinerie zum Schneiden des Holzes. Dd. 9. Sept.
1841.
Dem Charles Louis Baron
Heurteloup, in Albany Street, Regent's Park: auf seine Methode Zuͤndkraut zu fabriciren und
seinen verbesserten Mechanismus, um dasselbe bei gewissen Feuergewehren
anzuwenden. Dd. 9.
Sept. 1841.
Dem Conrad Frederick
Stollmeyer in Golden Terrace, Barnsbury Road,
Islington: auf seine Methode die Winde und Wellen zur
Gewinnung von Triebkraft zu benuzen, um Schiffe und auch Maschinen zu treiben.
Dd. 17. Sept.
1841.
Dem George Shillibeer
in Melton Street, Euston Square: auf eine verbesserte Construction der
Leichenwagen, Trauer- und anderen Wagen. Dd.
20. Sept. 1841.
Dem Francois Marie Dez
Maurel in Newington Terrace, Surrey: auf eine verbesserte
Schnalle. Von einem Auslaͤnder mitgetheilt. Dd. 20. Sept. 1841.
Dem William Charlton
Forster in Bartholomew Close: auf ein Material oder eine
Composition, um das Aufsteigen der Feuchtigkeit in den Mauern zu
verhuͤten und die Mauern von Feuchtigkeit zu befreien. Dd. 20. Sept.
1841.
Dem William Newton,
Civilingenieur im Chancery Lane: auf eine verbesserte Maschinerie zur
Fabrication von Filz oder Filztuch. Von einem Auslaͤnder mitgetheilt. Dd. 20. Sept.
1841.
Dem Joseph Hulme,
Ingenieur in Manchester: auf Verbesserungen an der
Maschinerie zum Schleifen oder Schaͤrfen der Zaͤhne oder Karden
zum Kardaͤtschen der Baumwolle, Wolle und anderer Faserstoffe. Dd. 20. Sept.
1841.
Dem Thomas Huckvale,
Paͤchter in Over Norton, Oxford: auf Verbesserungen an Pferdehufeisen und an den
Apparaten zum Behandeln der Ruͤben, um sie vor Insecten zu
schuͤzen und ihr Wachsthum zu befoͤrdern. Dd. 20. Sept. 1841.
Dem Alfred Elam in
Huddersfield, Grafschaft York: auf Verbesserungen an
den Apparaten oder Instrumenten zum Heilen von procedentia und prolapsus uteri. Dd. 20. Sept. 1841.
Dem Luke Hebert in
Birmingham: auf Verbesserungen an der Maschinerie zum
Walken der Wollentuche. Von einem Auslaͤnder mitgetheilt. Dd. 20. Sept.
1841.
Dem William Bush,
Ingenieur in Deptford: auf verbesserte Methoden und Apparate, um unter Wasser zu
bauen und zu arbeiten. Dd. 21. Sept. 1841.
Dem Grafen Melano de
Calcina in Nassau Street, Middlesex: auf Verbesserungen im
Pflastern der Straßen. Dd. 21. Sept. 1841.
Dem Edward Emanuel
Perkins am Westow Hill, Norwood: auf Verbesserungen in der
Seifenfabrication. Dd. 21. Sept. 1841.
Dem John Duncan in
Great George Street, Westminster: auf Verbesserungen an
der Maschinerie zum Einrammen von Pfaͤhlen. Dd. 21. Sept. 1841.
Dem George Scott in
Louth: auf gewisse Verbesserungen an Mehlmuͤhlen. Dd. 23. Sept. 1841.
Dem James Whitelaw,
Ingenieur in Glasgow, und James Stirrat, Fabrikant in Paisley: auf
Verbesserungen an rotirenden Maschinen, welche durch Wasser getrieben werden.
Dd. 23. Sept.
1841.
Dem Henry Bessemer,
Ingenieur im Baxter House, St. Pancras, und Charles Schanberg,
Kuͤnstler am Sidmouth Place, Gray's Inn Lane Road: auf Verbesserungen in
der Fabrikation eines gewissen Glases. Dd. 23. Sept. 1841.
(Aus dem Repertory of
Patent-Inventions. Okt. 1841, S. 251.)
Die Great-Western-Eisenbahn.
Seit dem Jahre 1840 hat die Eisenbahnlinie Großbritanniens um 300 (engl.) Meilen
zugenommen, und die Totallaͤnge dieser Straßen betraͤgt
gegenwaͤrtig 1200 Meilen, was ungefaͤhr die Haͤlfte dessen
ausmacht, was die betreffenden Gesellschaften auszufuͤhren sich vorsezten.
Unter den neuen, dem Publicum eroͤffneten, Linien unterscheidet man die der
Midland Counties (Grafschaften des Mittellandes), welche sich auf 57 Meilen
erstrekt, die Lancaster-Preston-Bahn von 20 Meilen, welche die Linien
von Birmingham und Warrington ergaͤnzt; dann die South-Western
(Suͤdwest), welche am 11. Mai 1840 eroͤffnet wurde; leztere ist 76
Meilen lang und ihre Erbauung kostete 2,100 000 Pfd. St. Obwohl noch nicht in vollem
Ertrag, betrugen die Einnahmen dieser Bahn vom 11. Mai bis zum 20. Sept. doch
123,500 Pfd. St.
Zu derselben Zeit wurde auch die Mittelnordbahn eroͤffnet; diese
durchlaͤuft 75 Meilen und wurde troz der großen Arbeiten, welche dabei
auszufuͤhren waren, – 7 Tunnels und 200 Bruͤken! – mit
seltener Schnelligkeit vollendet. In drei Jahren war alles fertig; einen großen
Theil dieser Zeit hindurch waren 9 bis 10,000 Arbeiter dabei beschaͤftigt.
Die Gesammtkosten beliefen sich auf 3,000 000 Pfd. St. – Eine der
schoͤnsten, dem Publicum eroͤffneten Eisenbahnen aber, welche die
Aufmerksamkeit der Bauverstaͤndigen in hohem Grad auf sich zog, ist die Great-Western- (große westliche) Eisenbahn.
Diese praͤchtige, dem Publicum in den ersten Tagen des Jul. 1841
gaͤnzlich eroͤffnete Bahn geht von London nach Bristol und verbindet
alle westlichen Grafschaften mit der Hauptstadt; denn sie erstrekt sich durch ihre
Verzweigungen bis an das Ende der Grafschaft Cornwallis; sie durchlaͤuft von
London nach Bristol 120 Meilen, geht durch den Wirndsorwald, an der Stadt Bath
vorbei, einem Lustorte, wie alle Staͤdte, welche ein Mineralwasser besizen,
und schließt endlich in Bristol, einem der groͤßten Handelshaͤfen des
vereinigten Koͤnigreichs. Bristol besizt Hammerwerke und Gießereien und eine
bedeutende Anzahl Zukerraffinerien, mehrere Schiffswerkte, zwei große Doks von 40
Acres Flaͤchenraum, feine Kornbranntweinbrennereien liefern dem In-
und Auslande ihre Producte, seine Messingfabriken sind die bedeutendsten von ganz
England, vorzuͤglich aber die Steknadelfabriken, welche woͤchentlich
fuͤr einen Werth von 20,000 Pfd. St. nach London versenden. Diese Stadt
ist seit langer Zeit in der Lage, bedeutenden Handel mit Amerika und Ostindien
treiben zu koͤnnen) da sie sich nun der Hauptstadt so genaͤhert hat,
werden ihre Geschaͤfte noch bedeutender werden.
Die ersten Wagenzuͤge, welche die Great-Western-Bahn
durchliefen, brauchten nur 4 Stunden, um den Weg zuruͤkzulegen; 120 Meilen in
4 Stunden. Diese im Februar 1836 angefangene Bahn waͤre viel fruͤher
eroͤffnet worden, wenn die Unternehmer nicht so viele Schwierigkeiten aller
Art zu uͤberwinden gehabt haͤtten. Die Erbauungskosten waren auf
2,500,000 Pfd. St. angeschlagen, und beliefen sich auf 5 Millionen. – Der
hoͤchste Punkt dieser Linie ist in Swindon, 76 Meilen weit von London. Er
liegt 253 Fuß hoͤher als der Paddington-Bahnhof in London und 275 Fuß
hoͤher als jener in Bristol. Zwischen dieser Stadt und Bath befinden sich in
einer Streke von ungefaͤhr 12 Meilen nicht weniger als 6 Tunnels, deren
einige von betraͤchtlicher Laͤnge sind; der groͤßte von allen
aber, das Meisterstuͤk dieser Unternehmung, ist der in Box-Hill, 6 Meilen von Bath; er ist 3 Meilen lang und wurde dem
beruͤhmten Baumeister Brunel, dem Director des
Themse-Tunnelbaues in London, anvertraut.
Dieser ungeheure Tunnel bot in der Ausfuͤhrung so viele Schwierigkeiten dar,
daß kein Architekt sich damit befassen wollte und man vorschlug, den Berg zu
umgehen, statt durch ihn hindurch zu bauen. Brunel wurde
herbeigerufen; er untersuchte die Oertlichkeit auf das Genaueste und
erklaͤrte sich fuͤr die Ausfuͤhrbarkeit des Unternehmens; er
uͤbernahm die Leitung selbst und fuͤhrte sie gluͤklich durch,
zum Beweise, daß Alles der maͤchtigen menschlichen Intelligenz weichen muß.
Der Box-Hill-Tunnel befindet sich 306 Fuß unter dem Boden, ist
groͤßtentheils in den Felsen gehauen und wurde auf einer Streke von mehr als
einer Meile mit Mauerwerk verkleidet; die Aushoͤhlung hat eine Flaͤche
von 300,000 Yards, und mehr als 20 Millionen Baksteine wurden zur Verkleidung
verwendet.
Man bedurfte einer Tonne (1,015 Kilogr.) Pulver zum Sprengen und jede Woche brauchten
die Arbeiter eine Sonne Kerzen zum Erleuchten. Die Dauerhaftigkeit dieser Arbeit und
die schoͤne Entwikelung der Boͤgen am Eingange sind uͤber alles
Lob erhaben. Sechs Schaͤchte (Oeffnungen) gegen den freien Himmel erhellen
ihn und unterhalten eine hinreichende Ventilation. – Bei der Einweihung der
Bahn hoͤrte man von Musikchors unter den majestaͤtischen
Gewoͤlben rauschenden Trompetenschall, waͤhrend sich das die
Feierlichkeit vornehmende Personal in einer mehr als 300 Fuß langen Streke
aufstellte und den Toͤnen der Musik mit tausendfaͤltigen Hurrahs
antwortete. Diese Vereinigung der Menschenstimmen mit den Instrumenten war von
wundervollem Effect. (Moniteur industriel, No. 538 und
540.)
Ueber das neue Filztuch.
Hr. Director Karmarsch
aͤußert sich daruͤber in den Mittheilungen des hannover'schen
Gewerbevereins, 1841, No. 24 folgendermaßen:
„Filz als Kleiderstoff darzustellen und anzuwenden, ist keine neue
Erfindung. Man weiß, daß mehrere uncultivirte Nationen sich desselben in der
angezeigten Beziehung bedienen, und mehrmals ist in Europa aus Hasenhaar feiner
Filz zu Winterkleidern verfertigt worden, jedoch ohne ein Handelsartikel zu
werden, wozu dessen Kostspieligkeit ihn nicht geeignet macht. Das Neue an der
amerikanischen Filztuchbereitung ist die Anwendung von Maschinen, da man sonst
nur Handarbeit zu diesem Behufe gebrauchte. Durch Maschinen allein ist es
moͤglich, diesem Fabricate einen allgemeinen Eingang zu verschaffen und
dasselbe in Concurrenz mit dem gewebten Tuche zu bringen. Es entstehen aber nun
zwei Hauptfragen: 1) Kann sich das Filztuch dem gewebten Tuche in seinen
Eigenschaften an die Seite stellen? und 2) bewirkt die Filztuchfabrication eine
solche Ersparung an den Erzeugungskosten, daß eine voͤllige oder
theilweise Verdraͤngung des gewebten Tuches zu erwarten ist?
Die erste Frage anlangend, kann man jezt
natuͤrlich nur nach den bisherigen Leistungen der neuen Fabrication
urtheilen und dieses Urtheil wird sich modificiren, wenn selbe etwa dahin
gelangt, noch bedeutende Fortschritte zu machen. Ich habe mehrere und
verschiedene Proben von (englischem) Filztuche gesehen und untersucht. Die
meisten waren zwar von bedeutender Dichtigkeit und Festigkeit, zugleich aber auch sehr dik und dadurch zu den meisten Arten der
Kleidungsstuͤke wenig geeignet. Alle duͤnnen (das gewoͤhnliche Tuch an Dike nicht
uͤbertreffenden) Sorten zeigten sich in hohem Grade loker und schwammig,
ja zum Theil in so außerordentlichem Maaße, daß sie beim Durchsehen gegen das
Licht fast wie von Motten zerfressen erschienen, indem sie eine Menge
duͤnner, sehr durchscheinender Stellen darboten. Außerdem ist das
Filztuch viel dehnbarer, schlaffer, als gewebtes Tuch; es hat keinen Strich (ist dem Anschein nach weder gerauht
noch geschoren), und besizt demnach ein schlechtes Ansehen, welches sich noch
steigert, wenn der Stoff genezt wird, wobei er ungemein stark einlaͤuft
und eine sehr viel groͤßere Dike erlangt. Die duͤnnen Sorten
Filztuch zerreißen weit leichter als gewebtes Tuch, und muͤssen unbedingt
– so weit ich sie kennen gelernt habe – fuͤr ein sehr untergeordnetes Fabricat erklaͤrt werden.
Wie schon gesagt, koͤnnen Verbesserungen wohl noch erwartet werden.
Unsere zweite Frage scheint nicht unbedingt bejahend
beantwortet werden zu koͤnnen. In der Fabrication des
gewoͤhnlichen Tuches macht das Spinn- und Webelohn lange nicht den
groͤßten Theil der Erzeugungskosten aus. Wenn man nun bedenkt, daß die
gesammte Vorbereitung der Wolle in beiden Arten der Fabrication
uͤbereinstimmend stattfinden muß, daß beim Filztuche statt des Spinnens,
Webens und Walkens die Anwendung mehrerer großer und sehr kostspieliger
Maschinen eintritt, und daß – um schoͤne Waare zu produciren – das Rauhen, Scheren,
uͤberhaupt die ganze Appretur nicht wohl wird wegfallen koͤnnen,
so erscheint ein oͤkonomischer Vortheil der Filztuchfabrication ziemlich
problematisch. Dagegen unterliegt es kaum einem Zweifel, daß in Tuchen der
ordinaͤrsten Art die neue Fabrication mit der bisherigen wird concurriren
koͤnnen.“
Ueber die Verhinderung der Bleikolik bei den an
Jacquard-Stühlen beschäftigten Webern; von Hrn. Dalmenesche.
Der obere Theil der Jacquard'schen Webestuͤhle ist
mit kleinen Schnuͤrchen, den sogenannten Collets,
versehen, welche Haͤkchen tragen, an denen lange Faͤden befestigt
sind, welche sich an die zum Aufheben der Kettenfaͤden dienenden Lizen
hinziehen. Durch diese Lizen gehen kleine Schnuͤrchen, an welchen
Bleistuͤkchen in der Zahl von 1000 bis 8000, je nach der Breite des Zeuges,
haͤngen. Wenn gearbeitet wird, steigt ein Theil dieser Bleistuͤkchen
in die Hoͤhe, waͤhrend der andere Theil abwaͤrts geht, wodurch
eine bestaͤndige Reibung derselben gegen einander entsteht, so daß man nach
drei Tagen Arbeit unter den Stuͤhlen einen schwarzen Staub sieht, der nichts
anderes als sehr fein zertheilte metallisches Blei ist.
Das Beisammenseyn einer großen Anzahl dieser Stuͤhle in einem Arbeitssaal, das
Umhergehen der Aufseher, die bestaͤndig durch die Bewegung der Stuͤhle
selbst erschuͤtterte Luft, alles traͤgt dazu bei, die fruͤher
schon gefallenen Bleitheilchen aufzujagen, welche dann, von den Arbeitern
eingeathmet, ihnen sehr starke und heftige Kolik verursachen koͤnnen.
Um diesem Uebelstand abzuhelfen, schlaͤgt der Verf. vor, anstatt der
Bleistuͤkchen kleine Glas- oder Krystallcylinder, oder besser noch
hohle Glascylinder, zu nehmen, in welche Blei eingegossen wuͤrde, damit sie
das gehoͤrige Gewicht erhalten, das Mittel aber, welchem der Verf. vor allen
den Vorzug gaͤbe, waͤre, die Bleistuͤkchen in eine Art der
Breite des Webestuhls angemessene hoͤlzerne Kiste oder einen Trog
einzuschließen. Die dem Arbeiter zugekehrte Seite waͤre beweglich und
koͤnnte herabgelassen werden, um im Fall einer nothwendigen Reparatur zu den
Bleistuͤkchen gelangen zu koͤnnen; der obere Theil der Kiste
waͤre von einem eng geflochtenen Metallgewebe bedekt, und der Eisendraht, an
welchem das Blei haͤngt, wuͤrde durch die Maschen des Drahtgewebes
gehen. Auf diese Art bliebe der schaͤdliche Metallstaub eingeschlossen und
wuͤrde sich nicht so leicht in der Luft verbreiten. Hiemit sollte man noch
eine gute Ventilation des Locals und wo moͤglich die Absonderung der Arbeiter
in kleine, nicht feuchte, Arbeitszimmer verbinden. (Bulletin
de la Société d'Encouragement. Jul. 1841, S. 298.)
Samuel Clegg, über
Gasbeleuchtung.
Unter dem Titel: A Practical Treatise on the Manufacture and
Distribution of Coal Gas (Praktische Abhandlung uͤber die
Herstellung und Vertheilung des Kohlengases) hat der in dieser Beziehung
ruͤhmlichst bekannte Samuel Clegg ein Werk
herausgegeben, aus welchem wir einiges vorzuͤglich Bemerkenswerthe
herausheben.
In dem Capitel „Vortheile des Gases“ stellt der Verf. mehrere
praktische Bemerkungen und Berechnungen auf, welche sehr schaͤzenswerth sind.
Die folgende Berechnung uͤber die Anlage- und Unterhaltungskosten und
das Einkommen einer kleinen Gasanstalt ist sehr nuͤzlich, indem sie zeigt,
mit welchem verhaͤltnißmaͤßig geringfuͤgigen Aufwande kleinere
Ortschaften beleuchtet werden koͤnnen.
„Wenn man die Zahl der erforderlichen Lampen weiß, kann man auch leicht
die Materialien berechnen, welche noͤthig sind, um das zu Fuͤllung
dieser Lampen erforderliche Gas zu produciren. Der Gewinn und Verlust solcher
Anstalten, wenn sie wirklich im Gange sind, ist eben so zuverlaͤssig, als
der auf dem Papiere berechnete.
Bei einem gut regulirten Systeme weichen die Productionskosten von je 1000
Kubikfuß Gas aus einer und derselben Kohle nicht um einen Penny das ganze Jahr
hindurch ab; die Quantitaͤt des erlangten Gases betraͤgt genau so
viel, als sie betragen soll, und nicht mehr. Die Abnuzung der Maschinen ist
genau die im Voraus berechnete, wodurch man die Summe der jaͤhrlichen
Unterhaltungskosten erfaͤhrt; mir gleicher Sicherheit laͤßt sich
der Verkauf des Products und das darnach ausfallende Einkommen berechnen,
wornach der aus der Differenz hervorgehende Gewinn sich herausstellt. Als Beleg
fuͤr die Ergebnisse einer kleinen, in der Provinz errichteten Gasanstalt
ist folgendes Beispiel anzufuͤhren:
Der Apparat zur Fuͤllung von 70 oͤffentlichen und
75 Privatlampen
kostet
500 Pfd. St.
– Shil.
– Den.
Retortenhaus und Esse
130
–
–
400 Yards 4 zoͤllige
Roͤhren
101
13
4
740 –
3
zoͤllige –
129
–
–
266 –
3
zoͤllige –
39
13
–
––––––––––––––––––––––––
900 Pfd. St.
6 Shil.
4 Den.
Unterhaltungskosten im Jahre
1838:
1839:
Kosten zur Gasproduction
Pfd. St.
204. 17. 11.
204. 19. 2.
– als Feuerungsmaterial
54. 15. –
54. 14. –
240 Scheffel Kalk
6. –
–
6. –
–
Ein Arbeiter bei Tage und einer bei
Nacht
62. 8.
–
62. 8.
–
Lampenanzuͤnder
31. –
–
31. –
–
Reparaturen an den Straßen
15. –
–
16. 3.
–
Reparaturen an den Werken,
mitEinschluß der Abnuzung anRetorten, Gasometer und Uhr
60. –
–
58. 16. –
Grundzins
20. –
–
20. –
–
Steuern
20. –
–
20. –
–
Buͤreauaufwand
10. –
–
10. –
–
–––––––––––––––––––––
Pfd. St.
484. –
11.
484. –
2.
Einkommen im Jahre
1838:
1839:
72 Privatlampen
à 3 Pfd. St.
= Pfd. St.
216. – –
75 à 3 Pfd. St.
= 225. – –
64 oͤffentl.
Lampen à 4 Pfd. St.
= –
256. – –
64 à 4 Pfd. St.
= 256. – –
200 Gallonen Theer à 1
Den.
= –
– 16.
8.
Kohks, 247 Chaldrons à 16
Sh.
= –
197. 12. –
243 à 16
Shl. = 194.
8. –
––––––––––––––––––
–––––––––––––––
Pfd. St.
670. 8. 8.
Pfd. St. 675. 8. –
––––––––––––––––––
–––––––––––––––
Bleibt Gewinn
Pfd. St.
186. 7. 9.
Pfd. St. 191. 7. 10.
Die gleichen Ergebnisse dieser beiden Jahre finden nicht bloß bei dieser Anstalt
statt, indem es viele von weit groͤßerm Umfange gibt, wo dasselbe der
Fall ist.“
Das Capitel uͤber „Retorten“ beschreibt die verschiedenen
in Aufnahme gekommenen Plane, deren Fehler und Vortheile, die Ausfuͤhrung, Construction und Kosten
derselben und ist durch schoͤne Abbildungen und Holzschnitte
erlaͤutert.
„Hr. Croll,
Oberauffeher an den Werken der privilegirten Gasgesellschaft
(Brick-Lane-Station) hat das System eingefuͤhrt, die in
gluͤhendem Zustande befindlichen Kohks als Feuerungsmaterial zu benuzen.
Zu diesem Zweke wird die Fuͤllung aus den Retorten in einen eisernen
Wagen gezogen und sogleich in die Oefen gebracht, welche der Speisung
beduͤrfen. Nach seiner Aussage betraͤgt das durch dieses einfache
Verfahren herbeigefuͤhrte Ersparniß 10–12 Proc., was sich auch
leicht denken laͤßt. Der Grund ist klar, denn wenn eine Quantitaͤt
schwarzer Kohks auf die vorher erhizte Brennstoffmasse geworfen wird,
kuͤhlen sich die Rauchfaͤnge bis zu einem gewissen Grade ab, indem
die heiße Luft absorbirt wird. Werden dagegen gluͤhende Kohks
aufgeschuͤttet, so findet keine Absorption statt und die
Rauchfaͤnge bleiben in gleichfoͤrmiger Temperatur.“
Ueber Grafton's irdene Retorte
spricht sich der Verfasser sehr belobend aus.
„In England und Schottland hat die irdene Retorte den Gebrauch des Metalls
in nicht weniger als vierzig Staͤdten verdraͤngt; in einigen
Faͤllen hat sie den außerordentlichen Zeitraum von 12 Jahren ausgehalten,
waͤhrend in dieser Zeit bei allen andern Werken, wo diese Erfindung noch
nicht im Gebrauche ist, die eisernen Retorten eben so vielmal erneuert worden
sind. Die Bakofen- oder Dfoͤrmigen Retorten sind als die
vortheilhaftesten erkannt worden, da in denselben stuͤndlich 1 Cntr.
Kohlen destillirt werden kann. Sie koͤnnen zur Heizung entweder mit
Kohksoͤfen oder Kohksfeuerungsloͤchern oder auch mit Brennen von
Theer eingerichtet werden; die mit Kohksoͤfen sind die dauerhaftesten.
Die Erfahrung hat gelehrt, daß irdene Retorten, wenn sie nach den
gehoͤrigen Dimensionen construirt werden, eine große Kraft zum Zuruͤkhalten der Hize haben, wenn sie in die
zur Zersezung der Kohlen erforderliche Temperatur, naͤmlich 27 Grad Wedgewood, gebracht worden sind.
Aus laͤngerer Praxis hat sich ergeben, daß diese Kraft, die Hize
zuruͤkzuhalten, 1100 Kubikfuß Gas per Tonne von derselben Kohle mehr
hervorbringt, als man durchschnittlich in London erzielt. Der Feuerungsbedarf
betraͤgt, nach einem sechsmonatlichen Durchschnitte, nicht mehr als 22
bis 23 Pfd. Kohks, um 100 Pfd. Newcastler Kohlen zu destilliren; bei den Kohlen
von Staffordshire oder Lancashire betraͤgt er sogar noch
weniger.“ (Aus dem Civil Engineer's
Journal
Bd. IV, S. 191 im polytechn. Centralblatt,
1841, No. 52.)
Grove's Verfahren die
Daguerre'schen Lichtbilder
auf galvanischem Wege zu äzen.
Man macht die Platte, welche geaͤzt werden soll, zur positiven Elektrode in
einem Elektrolyt von verduͤnnter Salzsaͤure und laͤßt die
Wirkung einige Secunden andauern. Es wurden der Electrical
Society in London mehrere Abdruͤke so geaͤzter Platten
vorgelegt, welche wenigstens beweisen, zu welchen großen Erwartungen die weitere
Vervollkommnung dieser Kunst berechtigt. Grove bemerkt,
daß diese Abdruͤke nicht so getreu wie das Originalbild sind, denn wenn man
die Platten zur Aufnahme der Drukerschwaͤrze tief genug aͤzt,
verschwinden einige von den feinen Linien. Dieß thut aber in praktischer Hinsicht
dem Verfahren keinen Eintrag, weil nur solche Linien verloren gehen, welche man doch
nicht bemerken koͤnnte, wenn sie vorhanden waͤren. Eine wichtige
Anwendung dieser Kunst besteht darin, ein Bild sehr zart zu aͤzen und von
dieser vollkommenen Aezung auf galvanoplastischem Wege
Copien zu nehmen. Leztere sind so getreu, daß Grove bei
einer derselben auf einer Flaͤche von 1/10 Zoll Laͤnge und 6/100 Zoll
Breite fuͤnf Linien Schrift mittelst des Mikroskops wirklich ablesen konnte.
Wir koͤnnen uns also jezt Bilder verschaffen, welche von dem Licht aufgezeichnet und von der Elektricitaͤt gestochen sind (Philosoph.
Magazine, Sept. 1841.) Ueber das Aezen der Metalle uͤberhaupt
mittelst Galvanismus verweisen wir auf Dr. Mohr's Mittheilung im polytechn.
Journal Bd. LXXX. S. 140.
Claudet's Verfahren die
Metallplatten für Lichtbilder zu jodiren.
Hr. Claudet benuzt zur
Vorbereitung der Platten die Verbindung von Chlor mit Jod, das Jodchlorid, und
befolgt uͤbrigens das Verfahren Daguerre's. Nachdem er die Platte kurze Zeit in die
Jodbuͤchse gelegt hat und noch ehe sie sich
wirklich gelb gefaͤrbt hat, nimmt er sie heraus und haͤlt sie
beilaͤufig zwei Secunden uͤber die Oeffnung einer Jodchlorid
enthaltenden Flasche, wo sie sehr bald die gelbe Farbe erlangt und dann in die Camera obscura gebracht werden kann. Das Bromchlorid
gibt fast dasselbe Resultat, doch liefert Jodchlorid einen bessern Effect. Nach
diesem Verfahren erhielt Claudet in zehn Secunden ein
Bild, wozu ohne Anwendung von Jodchlorid in demselben Apparat vier bis fuͤnf
Minuten erforderlich waren. Wir bemerken noch, daß diese Methode der Royal Society schon Anfangs Mai 1841 mitgetheilt wurde.
(Philosoph. Magazine, August 1841.)
Ueber das Durchbohren nichtleitender Substanzen durch die
mechanische Wirkung der Elektricität.
Man band die Enden zweier Draͤhte einander gegenuͤber fest auf ein
Stuͤk Fensterglas und ließ durch Verbindung derselben mit den respectiven
Conductoren einer kraͤftigen Elektrisirmaschine rasch nach einander Funken
zwischen ihnen durchschlagen; das Resultat war eine Durchbohrung. Diese gelang Hrn.
Erosse sogar mit einem Quarzkrystall und er vermuthet, daß selbst Diamanten auf
diese Art durchbohrt werden koͤnnten. (Philosoph.
Magazine, Sept. 1841.)
Wirkung der giftigen Metalloxyde und Salze auf die
Vegetation.
Bekanntlich pflegt man in einigen Gegenden metallische Gifte, wie z.B. die arsenige
Saͤure, auf das Erdstreich zu streuen, um die schaͤdlichen Insecten zu
vertilgen. Dieses Verfahren mußte das Mißtrauen des Publicums auf sich ziehen und
verdiente daher von einer gelehrten Koͤrperschaft in naͤhere
Untersuchung gezogen zu werden. Die Bruͤsseler Akademie der Wissenschaften
ergriff hierin die Initiative, und schrieb eine Preisaufgabe aus, auf welche zwei
Abhandlungen einliefen, von denen hier berichtet werden soll. Vor Allem bemerken
wir, daß, was Theodor v. Saussure voraussah, sich
vollkommen bestaͤtigte. „Die Wurzeln der Pflanzen, sagte derselbe,
sind zu dichte Filter, als daß sie andere Substanzen, als Fluͤssigkeiten
aussaugen koͤnnten. Wenn sie feste Koͤrper zulassen, so
muͤssen dieselben verduͤnnt und so fein zertheilt seyn, daß ihre
Verbreitung in der Fluͤssigkeit alle Merkmale einer wahren
Aufloͤsung besizt.“
In einer im vergangenen Jahre von Hrn. de
Hemptinne der Akademie eingereichten Abhandlung erklaͤrte
derselbe, daß er bei der Analyse der verschiedenen Theile von gelben Ruͤden,
Kartoffeln, Hafer, Weizen, welche er in einem Boden hatte saͤen und
cultiviren lassen, worin auf den Quadratmeter 250 Gramme gepulverter arseniger
Saͤure verbreitet worden waren, nicht die mindeste Spur Arseniks entdeken
konnte. Alle diese Gewaͤchse gingen schoͤn in die Hoͤhe und
gediehen zur Reife, ohne waͤhrend ihres Wachsthums besondere Erscheinungen zu
bieten. Diese Resultate werden durch die Arbeiten, uͤber welche wir nun
berichten wollen, bestaͤtigt.
Der Verfasser der ersten Abhandlung, Hr. Louyet, Professor der Chemie an der Centralschule in
Bruͤssel, traͤnkte den Boden mit mehreren giftigen Substanzen. Er
streute 256 Grane arseniger Saͤure auf eine Schichte Erde von 64 Fuß
Oberflaͤche; das Keimen und sogar das Reifen der Samen ging wie
gewoͤhnlich vor sich, ohne daß man in den Pflanzen eine Spur Arseniks
haͤtte auffinden koͤnnen.
Wenn aber der Boden mit einer zu großen Quantitaͤt arseniger Saͤure
beladen ist, wenn er in demselben Flaͤchenraum 1,280 Grane davon
enthaͤlt, so machen die Samenkoͤrner nur den Anfang einer Keimung. Sie
enthalten dann eine merkliche Quantitaͤt arseniger Saͤure. So sah der
Verf. auch mit einer starken Aezsublimatloͤsung begossene Pflanzen in ein
paar Tagen zu Grunde gehen. Die Analyse ergab, daß sie Queksilber enthielten.
Nachdem der Verf. den Boden nacheinander mit arsenigsaurem Kali, weißem Arsenik,
Brechweinstein impraͤgnirt hatte, wuchsen die Getreidearten noch darauf; bei einem der Versuche
aber wurde das arsenigsaure Salz im Boden beinahe voͤllig unloͤslich,
wahrscheinlich weil es sich durch die Einwirkung des kohlensauren Kalks in
arsenigsauren Kalk verwandelt hatte; bei einem andern Versuche wurde das Antimonsalz
beinahe voͤllig unloͤslich. Dieß geschah auch bei maͤßiger
Anwendung essigsauren Bleies, schwefelsauren Zinks, salpetersauren Queksilberoxyduls
und Queksilbersublimats, ohne Zweifel aus gleicher Ursache.
In einem mit Eisenvitriol impraͤgnirten Boden zeigten die Gewaͤchse
einen groͤßern Eisengehalt als die in gewoͤhnlichem Boden. Eben so
wurde in Pflanzen, welche in mit Kupfervitriol beladenem Boden gewachsen waren,
Kupfer gefunden, waͤhrend eine vergleichende Untersuchung in
natuͤrlich gewachsenen Pflanzen keine Spur desselben finden ließ. Diese
Resultate stimmen mit jenen anderer Chemiker uͤberein, welche ebenfalls
zeigten, daß kupfer- und eisenhaltige Substanzen entweder als in Wasser
aufgeloͤste kohlensaure Salze oder als Oxyde, welche durch gewisse im
Erdreich enthaltene Stoffe aufgeloͤst sind, in die Pflanzen eindringen
koͤnnen.
Aus allen diesen Versuchen geht hervor, daß die giftigen Metallverbindungen nur, wenn
sie aufloͤslich sind, von den Pflanzen absorbirt werden und daß, wenn dieses
geschehen ist, die Keimung aufgehoben wird; daher man in einem wohl aufgewachsenen
und zur Reife gediehenen Gewaͤchse keine merkliche Menge davon auffinden
kann; daß hingegen die nicht giftigen Metallverbindungen, wie die des Eisens,
leichter aufgesaugt werden, obgleich das schwefelsaure Eisen, dessen man sich zum
Versuche bediente, im Boden ebenfalls zersezt und in der Regel unloͤslich
wird.
Mit einem Worte, man kann dem Boden ohne Anstand vor der Saat metallische Gifte
beimengen, ohne befuͤrchten zu muͤssen, daß die keimenden und
aufwachsenden Getreidearten eine merkliche Quantitaͤt davon enthalten, was,
wie man sieht, mit dem Resultate des Hrn. Hemptinne uͤbereinstimmt.
Hr. Verner, Candidat der
Universitaͤt zu Groningen, war der Einsender der zweiten Abhandlung.
Hinsichtlich der arsenigen Saͤure stimmen seine Beobachtungen mit denen
seines Concurrenten uͤberein. Gleiches Verhalten fand er bei dem sauren
arsenigsauren Kali. Daß der Kupfervitriol die Keimung nicht verhindert und sich,
wahrscheinlich durch das Vorhandenseyn von kohlensaurem Kalk, zersezt,
bestaͤtigte er ebenfalls; Spuren von Kupfer hingegen konnte er in den
Pflanzen nicht auffinden. – Kugeln aus arseniger Saͤure und Mehl,
arsenigsaures Kali oder arsenige Saͤure in Pulver stoͤrten, am Fuße
von Weizen und Gartenkresse, die Vegetation nicht, was mit obigen Resultaten ganz
uͤbereinstimmt. Anders aber verhielt es sich, wenn die Pflanzen mit
Arsenikloͤsungen begossen wurden. Polygonum
orientale starb unter diesen Umstaͤnden nach 24 Stunden ab, und der
Verf. fand den Arsenik dann nicht nur in den Blaͤttern und Stengeln, sondern
auch in den Samen. Die Gifte scheinen demnach, wenigstens unter gewissen
Umstaͤnden, bis in die Samenkoͤrner der Gewaͤchse zu dringen,
was man bisher zu bezweifeln berechtigt war. Hinsichtlich der Metallsalze, welche im
Boden zersezt oder unloͤslich gemacht werden koͤnnen, fand der Verf.,
daß diese durch Begießen der Pflanzen mit ihren Loͤsungen nicht zum
Eindringen in dieselben gebracht werden koͤnnen. – Werden ganze
Gewaͤchse sammt ihren Wurzeln in Metallaufloͤsungen getaucht, so
dringen diese Metallverbindungen in alle Theile der Pflanze, sogar in die
Getreidekoͤrner.
Man ist durch diese Erfahrungen, wie es scheint, zu der Annahme berechtigt, daß das
besprochene Verfahren der Landwirthe keine Gefahr fuͤr die Gesundheit
veranlaßt. Doch sind alle diese Versuche noch lange nicht absolut entscheidend und
ihre negativen Resultate koͤnnen nicht unbedingte Geltung erhalten.
Hr. Martens begoß, um die
Resultate der beiden Abhandlungen zu pruͤfen, mehrere Gewaͤchse, wie
einen jungen Orangenbaum, einen Cactus speciosus, ein
Pelargonium capitatum, mit einer concentrirten
Aufloͤsung von arseniger Saͤure; nachdem er 8 bis 10 Tage damit
fortgefahren hatte, starben die Pflanzen ab. Die Analyse gab in keinem ihrer Theile
eine Spur Arseniks zu erkennen, woraus also zu schließen ist, daß die arsenige
Saͤure die Pflanzen tobten kann, ohne in ihren Stengel aufzusteigen.
Wahrscheinlich dringt sie dann nur in ihre Wurzeln oder in ihre Zasern und
fuͤhrt den Tod herbei, indem sie sie in ihren Functionen hindert oder ihre
Organisation veraͤndert. (Echo du monde savant,
1841. No. 665 und No.
667.)