Titel: | Beschreibung des Pediometers, eines Instruments, um den Flächeninhalt in Karten ohne Rechnung zu erhalten; von J. F. Schiereck in Gießen. |
Autor: | Joseph Friedrich Schiereck [GND] |
Fundstelle: | Band 82, Jahrgang 1841, Nr. LXII., S. 251 |
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LXII.
Beschreibung des Pediometers, eines Instruments, um den Flaͤcheninhalt in Karten ohne
Rechnung zu erhalten; von J. F.
Schiereck in Gießen.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Schiereck's Pediometer.
Vorwort.
Nach der Herausgabe einer Polygonometrie, Gießen 1820, bin ich von dem Grafen v. Solms-Laubach, der damals kön. preuß.
Oberpräsident und Generaldirector des Katasters in den Rheinprovinzen war, daselbst
angestellt worden, um den Geometern die polygonometrische Methode kennen zu lehren,
und habe zu dem Behufe im Winter 1820–21 in Cleve, und im Winter
1821–22 in Düsseldorf Vorlesungen darüber abgehalten, und im Sommer
praktische Vermessungen ausgeführt.
Die Berechnung des Flächeninhalts in construirten Karten mittelst Cirkel und Maaßstab
durch Zerlegen in Dreieke erschien mir sogleich als etwas sehr Unzulässiges, da die
Plane durch die vielen Linien entstellt werden, durch die Cirkelspizen leiden, und
das ganze Verfahren höchst ermüdend und abspannend ist. Dieß veranlaßte mich, auf
Mittel zu denken, diesem Uebelstande abzuhelfen, und ich äußerte gegen den
Generalinspector Rollshausen im Frühjahr 1821, daß ich
die Idee zu einem Instrument aufgefaßt habe, durch dessen Anwendung das Berechnen
des Flächeninhalts vereinfacht würde. Derselbe nahm von dieser Aeußerung keine
Notiz, indem er sagte, daß er Glastafeln bestellt habe, die alles andere an
Genauigkeit und Zeitersparniß für die Bestimmung des Flächeninhalts übertreffen
müssen, und diese Glastafeln erwartend bildete ich die gefaßte Idee nicht weiter
aus. Um Neujahr 1823 ließ mich Hr. Obergeometer Stierlin in Düsseldorf, wo ich damals war,
ersuchen, die angekommenen Glastafeln zu sehen, und ihm meine Ansicht über deren
Nuzen und Anwendbarkeit mitzutheilen, welche dahin ausfiel, daß das von mir erdachte
Instrument bei größerer Bequemlichkeit größere Genauigkeit als diese Glastafeln
gewähren müsse. Die Glastafeln, auf denen kleine Quadrate eingeäzt waren, welche
durch Abzahlen und Abschäzen der kleineren Theile den Inhalt angeben sollten, waren dik, um
das Zerbrechen zu verhüten, und hiedurch schwer und unbequem, und werden dieselben
bald unbrauchbar dadurch, daß sich die untere Fläche abreibt und undurchsichtig
wird. In Irland hat man eine ähnliche Vorrichtung auf durchsichtigem Horn, das viel
bequemer als Glastafeln für den Gebrauch ist. Ich ließ nun von Holz einen
Winkelhaken und ein Lineal anfertigen, beklebte diese mit Papier und machte darauf
eine Eintheilung aus freier Hand, berief mehrere Geometer zusammen, und es wurden
mir mehrere Figuren zur Berechnung vorgelegt, die von einem anderen mit Hülse der
Glastafeln berechnet wurden, und bei genauer Untersuchung durch Anwendung eines
Stangencirkels und Maaßstabes ergab sich denn, daß mein Instrument weit genauere
Resultate lieferte, und dabei größere Zeitersparniß gewähre.
Es wurde nun beschlossen, einige dieser Instrumente anfertigen zu lassen, und ich
lieferte zu diesem Behufe die Beschreibung des Instruments, welches ich Kathetometer nannte, die dem damaligen Mechanikus,
jezigem Münzmeister Rößler in Darmstadt, überschikt
wurde, der einige dieser Instrumente zur vollkommenen Zufriedenheit ausführte, von
denen ich noch ein Exemplar besize.
Das Instrument ist so einfach, daß wenige Worte hinreichen werden, die Einrichtung
und den Gebrauch desselben kennen zu lernen.
Dasselbe besteht aus zwei messingenen Winkelhaken, die sich an einander horizontal
und vertical schieben lassen. Der eine derselben hat auf beide Schenkel BC und CD (Fig. 2) eine
Eintheilung, zu welcher der andere, der sich daran herschiebt, einen Nonius hat. Es
ist klar, daß beide Winkelhaken für zwei verschiedene Maaßstäbe können eingerichtet
werden, indem es nur darauf ankommt, welcher als äußerer und welcher als innerer
Winkelhaken gebraucht wird. Angenommen nun, daß das Lineal (Fig. 1) rechtwinkelig mit
einem anderen Lineal verbunden ist, und so den äußeren Winkelhaken bildet, der an
der inneren Seite nach einem verlangten Maaßstab eingetheilt ist, und der
Winkelhaken (Fig.
2) der innere ist, an AF und FE eine Eintheilung hat, die der Nonius zum
äußeren Winkelhaken ist, und bei n einen markirten Punkt
hat, so kann dieses Instrument auf folgende Weise zum Berechnen des Flächeninhalts
und zum Construiren von Karten mittelst rechtwinkeliger Coordinate vortheilhaft
angewendet werden. Um das Trapezium ABCD (Fig. 6) zu
berechnen, bringe die Seite CD (Fig. 2) des inneren
Winkelhakens an die Diagonale AC, und zwar so, daß
der markirte Punkt n auf A
zu liegen kommt. An den inneren Winkelhaken bringe den äußeren Winkelhaken, halte
diesen fest, und schiebe ersteren daran her, bis der markirte Punkt n auf C zu liegen kommt, und
in dieser Lage wird die Eintheilung des äußeren und der Nonius des inneren
Winkelhakens die Länge der Diagonale AC angeben.
Bringe den inneren Winkelhaken in seine vorige Lage zurük, halte ihn fest, und
schiebe an demselben den äußern Winkelhaken so weit herunter, bis seine innere Seite
den Punkt D des Trapeziums trifft, halte diesen fest und
schiebe den innern Winkelhaken aufwärts, bis die Seite EF den Punkt B des Trapeziums trifft, so wird
in dieser Lage die verticale Eintheilung am äußeren und der dazu gehörige Nonius am
innern Winkelhaken die Summe der beiden Perpendikel des Trapeziums angeben, wodurch
dasselbe zu berechnen ist. Soll der Punkt B (Fig. 6)
mittelst eines Perpendikels auf AC in den Plan
gebracht werden, so bringe wie vorher den markirten Punkt n auf A, so daß die Seite CD des innern Winkelhakens auf den Punkt C (Fig. 6) liege, und lege den äußern
Winkelhaken fest an den innern; schiebe diesen horizontal so weil, bis sein Nonius
die Länge von A bis zum Perpendikel angibt, halte ihn da
fest und schiebe den äußern Winkelhaken dicht an, halte nun diesen fest, und schiebe
den innern Winkelhaken aufwärts, bis sein Nonius die Länge des Perpendikels angibt,
wo dann der markirte Punkt n den verlangten Punkt B angibt, ohne das Papier durch Linien und Cirkelspizen
zu verunstalten.
Nachdem das Instrument durch mehrfache Versuche geprüft wurde, ergab sich, daß
dasselbe den Flächeninhalt und das Austragen der Punkte viel genauer angebe und
verzeichne als Cirkel und Maaßstab, wovon die Ursache wohl darin liegt, daß der
Nonius die Unterabtheilungen genauer als der Maaßstab angibt, daß der Cirkel die
Punkte auf dem Papier und Maaßstab verdekt, und daß das Instrument das Papier immer
ebnet, was der Cirkel nicht thut; und als die hohe Generaldirection, damals in
Münster, davon Kunde erhielt, ließ dieselbe ein Instrument dahin kommen, um daselbst
Proben damit anzustellen.
Mittlerweile hatte ich ein Mittel ausgefunden, das Berechnen der Flächen gänzlich zu
ersparen und das Instrument so einzurichten, daß anstatt Grundlinie und Höhe zwei
andere Zahlen erhalten werden, deren Unterschied unmittelbar den Flächenraum des
Trapeziums angibt, und benachrichtigte hievon im März 1824 die hohe
Generaldirection, mit dem Bemerken, daß ich für diese Erfindung, die so viele Zeit
erspart, und irrthümliches Rechnen umgeht, eine der Sache angemessene Remuneration
in Anspruch nehme.
Hierauf erging von hoher Generaldirection am 1. Mai ein Circular an sämmtliche
Geometer des Inhalts: wer bis Ende August dieses das beste Instrument zur Bestimmung
des Flächeninhalts, zum Auftragen und Copiren einreicht, oder Proben bei der ihm
nächsten Katastercommission mit einem solchen Instrumente macht, der soll einen
Preis von 60 Thlrn. erhalten – und nebst diesem Circular erhielt ich ein
besonderes Schreiben hoher Generaldirection, worin dieselbe sich wohlgefällig über
mein Streben, die Arbeit zu erleichtern, äußerte, und noch außerdem sich also
ausdrükt: es wird nun von ihnen abhängen, den ausgesezten Preis zu erlangen.
Arbeiten und die Aeußerung des Generalcommissärs, daß es nicht nöthig sey, den
bestimmten Termin zu beobachten, weil einige andere Erfindungen bis dahin nicht
können ausgeführt werden, wodurch die Beurtheilung weiter hinaus müßte geschoben
werden, veranlaßten, daß ich erst im September Proben bei der Katastercommission in
Düsseldorf mit dem Instrument anstellte, aber selbst nach dieser Zeit wartete ich
lange und vergeblich auf irgend eine Nachricht über angestellte Vergleichungen der
verschiedenen Erfindungen.
Endlich trat in Köln am 12. Febr. 1826 unter dem Vorsiz des Generalcommissärs Rollshausen eine Commission zusammen, bestehend aus den
beiden Obergeometern, Gebrüder Wagner, dem Obergeometer Succalmaglio und
dem Obergeometer Reichard, um über die während der zwei
Jahre erdachten Instrumente zu urtheilen. Diese Commission erkannte nun den Preis
von 60 Thlr. dem einen der Herren Obergeometer Wagner,
einen Preis von 25 Thlr. dem Obergeometer Succalmaglio,
und die Preise von 15 und 10 Thlr. zwei Geometern zur Belobung ihres Eifers zu,
obschon deren eingereichte Instrumente von der Commission als ganz unbrauchbar
erklärt wurden; jedoch von meinem Instrumente ist in diesen Acten nichts erwähnt,
ausgenommen einige Worte über den vorher beschriebenen Kathetometer.
Im Mai desselben Jahres hatte ich Gelegenheit, dieß Verfahren dem damaligen Generaldirector des
Katasters Sr. Excellenz dem Hrn. Oberpräsidenten v. Vinke
in Münster bekannt zu machen, welcher mir im August bei der kön. Regierung in Köln
eine Remuneration von 20 Thlr. überwies, die ich jedoch nicht annahm.
Unter diesen Umständen befaßte ich mich nicht weiter mit dem Instrument, das noch
unvollständig war, und nur aus einem flachen Winkelhaken ABCDEF (Fig. 2) bestand, der CD entlang eingetheilt war, und mit AF parallel zwei auf- und abwärts gehende
Zahlenreihen hatte; und es war zur Bestimmung des Flächeninhalts nöthig, die Länge
der Grundlinie mittelst der Scale an CD zu
bemerken, und nach geschehener Verschiebung des Winkelhakens und Lineals, die dieser
Länge in den auf- und abwärts gehenden Zahlenreihen gegenüber stehenden
Zahlen auf dem Lineal (Fig. 1) von einander
abzuziehen.
Im Mai 1836 haben mich besondere Absichten veranlaßt, eine Reise nach England zu
machen, woselbst ich bis Sept. 1840 weilte, und während dieser Zeit hatte ich
Gelegenheit, mit der Zehntaustauschungs-Commission in London in Berührung zu
kommen, und die bei dieser statthabenden Vermessungen veranlaßten, daß ich die Idee
zu dem Instrumente von Neuem erfaßte, ein Exemplar anfertigen ließ, das ich durch
die Anwendung des Bandes, der Röllchen und Schieber vervollständigte, und bei der
Commission Proben damit anstellte. Theoretische und praktische Untersuchungen haben
zur Genüge die Brauchbarkeit des Instruments und die große Zeitersparniß, die es
gewährt, nachgewiesen, in Folge deren mir die Lords des Schazes den von mir
perlangten Preis am Neujahrstage 1839 auszahlen ließen, und einem Instrumentenmacher
den Auftrag gaben, mehrere Exemplare anzufertigen.
Das Instrument hatte damals bei qr (Fig. 2) ein Plättchen wie
k, k' ohne den Draht, und es waren für diese beiden
Plättchen zwei verschiedene Zahlentafeln (auf Fig. 1) nöthig, was
dadurch bewirkt wurde, daß in der Mitte dieses Lineals ein Blättchen zum Umdrehen
angebracht war. Dieß verursachte dem Anfertiger Schwierigkeiten, besonders bei
lithographirten Tafeln, beide Seiten genau aneinander zu bringen, und veranlaßte
mich zur Anwendung des Drahtes, wodurch eine Tafel ganz unnöthig wurde, und der
Rechner den Vortheil genießt, das Umdrehen des Blättchens zu ersparen. Seitdem habe
ich mit dem Instrumente verschiedene Proben angestellt und viele Berechnungen
ausgeführt, und da sich dasselbe immer bewährt und noch keine Veränderlichkeit
zeigte, auch mir keine Ursache zu irgend einer Abänderung Veranlassung gegeben hat,
hege ich die Ueberzeugung, dasselbe hiemit dem Publicum in vollkommenster
Zusammensezung zu überliefern, und habe ich den von den Engländern dafür schiklich
gewählten Namen Pediometer beibehalten.
Im Jahre 1824 sollten in Düsseldorf alte Karten, die nach einem großen Maaßstabe
gezeichnet waren, in den üblichen, für die Katastralvermessungen eingeführten
Maaßstab reducirt werden, eine Arbeit, die durch Anwendung der bekannten
Reductionscirkel nicht ausgeführt werden konnte, da kleine Quadrate sowohl diese
Karten als die neu anzufertigenden Karten ganz entstellt haben würden, und dieses
gab mir den ersten Gedanken zu dem beschriebenen Cirkel, den ich dort anfertigen
ließ, ohne jedoch den Fuß im Scharniere B (Fig. 7) dabei
anzubringen; und das Instrument entsprach der Absicht, nur schade, daß dieß erste
Exemplar etwas zu schwer ausfiel.
In England, wo das Landmessen noch über 100 Jahre zurük ist, indem daselbst die
ganzen Bürgermeistereien durch die Kette allein ausgemessen werden und die Landmesser auch nicht
einmal den Gebrauch der Kettenstäbe kennen, wobei das Construiren der Karten durch
den Durchschnitt zweier Linien bewirkt wird, habe ich zu dem Ende den fünften Fuß in
B noch hinzugefügt, und zwei Instrumente, die nach
dieser Beschreibung dort angefertigt wurden, sind zur vollkommenen Zufriedenheit der
Besizer ausgefallen.
Durch den Meyer'schen Recipiangel bin ich auf die
Construction eines anderen winkelmessenden Instruments geleitet worden, dessen
äußere Form dem beschriebenen Ovalographen ähnlich ist, und bei Untersuchung der
Curven, die dabei entstehen, fand ich, daß dieselben Ellipsen und Eilinien seyen,
und dieses gab Veranlassung zur Zusammensezung des Instruments. Im Jahre 1815 ließ
ich mir von dem hiesigen Universitätsmechanikus Heß ein
Modell in Holz anfertigen, das für die damit angestellten Proben sich genügend
erwies; da ich aber keine Ursache hatte, davon Gebrauch zu machen, ließ ich es
liegen, glaube aber, bei dieser Gelegenheit es zum Nuzen von Baubeflissenen und
anderen Zeichnern bekannt machen zu müssen, besonders da es im Vergleiche mit dem
verschiedenartigen Gebrauche nur von geringen Kosten seyn kann.
Beschreibung des Pediometers.
Das Instrument besteht aus zwei Stüken, nämlich einem Lineal und einem Winkelhaken.
Auf dem Lineal sind vier Colonnen mit Zahlen, die auf unten angegebene Weise
construirt und geordnet sind, und wovon Fig. 1 einen Theil in
natürlicher Größe vorstellt, bei welchem der preuß. Maaßstab von 1/2500 angewendet
ist.
Die Seite rechts am Lineal ist, nach genanntem Maaßstabe, von Ruthe zu Ruthe
abgetheilt, und jeder zweite Theilstrich verlängert, begränzt ein Gefach in der
ersten Colonne. Die Gefächer in der zweiten Colonne werden begränzt durch
Verlängerung der Zwischentheilstriche, und denkt man sich die einzelnen Ruthen
halbirt, so bilden die Theilstriche der 1sten, 5ten, 9ten u.s.w. halben Ruthe die
Gefächer der dritten Colonne, so wie die Theilstriche der 3ten, 7ten, 11ten,
13ten... halben Ruthe die Gefächer der vierten Colonne ausmachen.
Die Zahlen in den Colonnen sind die halben Quadrate der natürlichen Zahlen in
folgender Weise:
Colonne 1 enthält die halben Quadrate
von
1/2
;
1 1/2
;
2 1/2
;
3 1/2
;
4 1/2
;
5 1/2
...
–
2
–
–
– –
0
;
1
;
2
;
3
;
4
;
5
...
–
3
–
–
– –
3/4
;
1 3/4
;
2 3/4
;
3 3/4
;
4 3/4
;
5 3/4
...
–
4
–
–
– –
1/4
;
1 1/4
;
2 1/4
;
3 1/4
;
4 1/4
;
5 1/4
Ueber die Zahlen und Punkte in der Seiteneintheilung wird gehörigen Orts Auskunft
gegeben werden. Die Zahlen der verschiedenen Colonnen bleiben dieselben für jeden
anderen zu nehmenden Maaßstab, der nur auf die Weite der Gefächer Einfluß haben
kann.
Der Winkelhaken ABCDEF (Fig. 2) von Holz
zusammengesezt und ungefähr 1/4 Zoll dik, ist mit einfachem Mechanismus versehen,
dessen Zusammenstellung durch folgende Theile erhalten wird. a, a, a, a sind vier Röllchen, die sich um einen durch den Mittelpunkt gehenden Stift drehen,
der mittelst eines metallenen Hakens durch Schräubchen mit dem Winkelhaken verbunden
ist, wie dieß Fig.
3 darstellt, worin a das Profil des Röllchens
ist, das unten einen kleinen Absaz hat, und b, b, b, b, b,
b die Form des Hakens ist.
Um diese Röllchen ist ein leinenes Band gelegt, wie b, c, d,
e, f, g, h (Fig. 2) zeigt, das mit den Enden zusammengenäht ist, und gleichsam eine
geschlossene Kette bildet. An diesem Bande ist in M ein
metallenes Plättchen von der Form, wie k, k', k' zeigt,
befestigt, wobei zu bemerken ist, daß dieses Plättchen bei k', k' senkrecht in die Höhe gebogen ist, und das Plättchen selbst ruht
auf der Fläche des Winkelhakens. Deßgleichen ist bei N
ein metallener Schieber mn, dessen Profil in Fig. 4 zu sehen
ist; dort ist no ungefähr die Dike des
Winkelhakens, mn die Breite vom Bande bis zur
Kante des Winkelhakens, mp die Höhe, die viel
länger als die Breite des Bandes ist, und womit der Schieber am Bande befestigt
ist.
Ferner ist ein starker Messingdraht gebogen, wie qrstuk (Fig. 2) zeigt, bei r an dem Bande befestigt,
zu welchem Zwek dieser Draht außer der oben beschriebenen Biegung noch bei r eine perpendikuläre Biegung hat, wie dieß durch rvws (Fig. 5) vorgestellt ist,
und sind die beiden Seiten r
v,
vw am Bande angenäht.
Die Entfernung der beiden Spizen kq des Drahtes
(Fig. 2)
von einander hängt von der Länge des Schenkels AF,
oder vielmehr von der Entfernung der beiden Röllchen von b nach c ab, da das Plättchen k k' k' nur zwischen diesen beiden Punkten kann bewegt
werden, und von derselben Entfernung kq hängt auch
die Stellung der Zahlen an der Seite des Lineals (Fig. 1) ab. In der
vorliegenden Zeichnung ist kq 40 Ruthen von
einander entfernt, was gleich der Länge vom Anfangspunkte des Lineals bis zum
Nullpunkte desselben ist.
Sind alle am Bande bcdefgh befestigten Theile in
eine solche Lage gebracht, daß die Spize des Plättchens k k'
k' mit der Spize des Drahtes uk
zusammenfällt, wo nämlich der Draht über dem Plättchen ist, dann wird am Schenkel
CD, an der Stelle, wo n denselben trifft, ein Zeichen gemacht, um die Stelle zu bezeichnen,
welche als Anfangspunkt dieses Schenkels betrachtet wird. In dieser Lage muß, wenn
der Punkt q auf O des
Lineals gebracht wird, der Punkt k auf 40 des Lineals
zeigen (es versteht sich, daß hier von der in der Zeichnung angenommenen Entfernung
kq = 40 Ruthen die Rede ist), welches jedesmal
zur Probe dient, ob irgend eine Aenderung vorgegangen sey, und wenn dieß geschehen
ist, dazu dient, das Instrument zu berichtigen. Außer diesem bei n markirten Punkte müßte auch am Schenkel AF ein Punkt unter qr oder ku markirt werden; es ist aber zur größeren
Bequemlichkeit ein Punkt R gewählt worden, der 10 Ruthen
von qr entfernt ist, und auf gleiche Weise ist
dieß mit einem 10 Ruthen unterhalb Null auf dem Lineal liegenden Punkte
geschehen.
Es ist nun klar, daß wenn der Punkt R am Lineal an den
Punkt R auf dem Schenkel AF geschoben wird, dann der Punkt k auf 40,
und der Punkt q auf O des
Lineals zeigen wird, und es ist daher bei etwaiger Correctur des Instruments auf den
Punkt R Rüksicht zu nehmen.
Nachdem dieses Alles gehörig angefertigt und zusammengestellt ist, wird ein
rinnenförmiger Dekel über A' BC' D' E F' mittelst
Schrauben an den Winkelhaken befestigt, und dieser Dekel läßt in A' F' und C' D' einen
Spielraum, damit der Draht qr, das Plättchen k k' k und der Schieber mn den Seiten entlang können geschoben werden. Bei s ist im Dekel ein kleines Loch, um den Draht rs durchzulassen, und über dem Band cd
ist im Dekel ein Einschnitt, um das Stük mp (Fig. 4)
durchzulassen, das über dem Dekel hervorragt und den Griff des Schiebers mnn'm' bildet, vermöge dessen der Schieber
fortbewegt werden kann.
Von dem durch den Winkelhaken bestimmten Nullpunkt am Lineal (Fig. 1) werden die
natürlichen Zahlen aufwärts und herunter zu auf die Theilstriche gesezt, und der
Bequemlichkeit und leichteren Uebersicht wegen geschieht dieß nur mit den geraden
Zahlen. Für den zwekmäßigen Gebrauch ist anzurathen, dem Winkelhaken die Ausdehnung
zu geben, daß die Entfernung kq etwa hundert
solcher Theile betrage, die hier als Ruthen angenommen wurden, wobei die Breite ABDE der Schenkel so wie in der Figur bleiben
kann. Die Länge des Lineals wird dann doppelt so groß oder zweihundert solcher
Theile lang seyn.
Das Obige enthält die Beschreibung aller einzelnen, das Instrument constituirenden
Theile, die sehr einfach und leicht anzufertigen sind, auch den Vortheil gewähren,
daß das Instrument nicht sobald abgenuzt wird, noch in seinen Verhältnissen
Veränderungen ausgesezt ist.
Anwendung des Pediometers zur Bestimmung der Flächen in einem
nach verjüngtem Maaßstabe gezeichneten Plane.
Das vorbeschriebene Instrument gibt die Flächeninhalte von Dreieken oder Viereken
durch den Unterschied zweier auf dem Lineale (Fig. 1) befindlichen
Zahlen an, und zwar ohne benöthigt zu seyn, die Längen der Grundlinien und Höhen der
Perpendikel zu wissen.
Bei der hiedurch entstehenden Zeitersparniß und Verminderung der Arbeit alles
Rechnens (ausgenommen einer kleinen Subtraction) entsteht auch noch der Vortheil,
daß die zu berechnenden Figuren nur in Viereke zu zerlegen sind, und daß der Plan
nicht durch Cirkelstiche leidet. Das Verfahren die Flächeninhalte vermittelst des
Instruments zu erhalten, ist der Einfachheit desselben ganz entsprechend.
Es sey das Vierek ABCD (Fig. 6) mittelst des
Instruments zu berechnen.
Vorläufig bemerke ich, daß es besser ist, in einem Trapezium die kleinere Diagonale
als Grundlinie anzunehmen, was auch für eine Berechnungsweise angewendet werden
mochte, wie in Folgendem wird bewiesen werden.
In Bezug hierauf bringe die Seitenlinie CD vom
Schenkel CDEF des Winkelhakens auf die Diagonale
AC des Trapeziums, und zwar so, daß der bei
n am Winkelhaken markirte Punkt auf A des Trapeziums zu liegen kommt; schiebe den Schieber
mnn'm' so weit fort, bis die Seite mn desselben über den Punkt C des Trapeziums liegt. Durch diese Operation wird das am Bande befestigte
Plättchen kk'k' nach c
zu bewegt, und der Draht qrstuk nach
entgegengesezter Richtung aufwärts gehen.
Hierauf bringe das Lineal (Fig. 1) an die Seite AF des Winkelhakens, um diesen beim Hinaufschieben
nach B in paralleler Richtung zu erhalten. Daselbst
angelangt, schiebe das Lineal an der Seite AF des
Winkelhakens so, daß der an derselben markirte Punkt R
mit dem Punkte R am Lineal zusammentrifft; schiebe dann
dasselbe festhaltend den Winkelhaken hinunter, bis die Seite CD desselben den Punkt D des Trapeziums trifft. In dieser Lage und bei dem auf der Tafel
verzeichneten Trapezium wird der Punkt k des Plättchens
k k' k' etwa unter dem Nullpunkt auf den Theilstrich
68, und der Punkt k des Drahtes überhalb des Nullpunktes
etwa auf den Theilstrich 8 zu liegen kommen. Der Theilstrich 68 deutet auf die Zahl
1458,00 und der Theilstrich von 8 deutet auf die Zahl
...
128,00,
und hiedurch ist der Flächeninhalt des
Trapeziums
–––––––
=
1330,00
Quadratruthen.
Die Theilstriche deuten auf die Mitten der zu gebrauchenden Zahlen in den beiden
ersten Colonnen für den Fall, wenn die Punkte k am
Plättchen und Draht genau auf die Theilstriche zu liegen kommen. Im Fall aber die
Spizen k in der Mitte zwischen zwei Theilstrichen
liegen, dann sind die entsprechenden Zahlen aus den Colonnen 3 und 4 zu entnehmen,
und um Irrthum in der Wahl der Colonnen zu vermeiden, ist zwischen den Theilstrichen
abwechselnd die rothe Farbe angebracht worden, und die Colonne (4) ebenfalls roth gefärbt worden.
Liegen nun die beiden Spizen k des Plättchens und
Drahtes auf der Mitte der rothen Farbe, dann sind die Zahlen aus den gerade
gegenüber stehenden Gefächern der Colonne (4) zu nehmen; liegen aber die Spizen k auf der Mitte weiß gelassener Felder, dann sind die
entsprechenden Zahlen aus den den Spizen gegenüber liegenden Gefächern der Colonne
(3) zu entnehmen.
Um Mißverständnisse zu verhüten und das eben erörterte Verfahren durch Beispiele zu
vervollständigen, construire man drei Viereke nach der beliebig angenommenen
Einheit, wofür das Instrument abgetheilt wurde, auf folgende Weise:
Die Länge der zur Basis
angenommenen Diagonalen
11,75 ; 11,25 ; 11,50 ;
die Längen der beiden dazu gehörigenPerpendikel
zusammengenommen, mögenseyn
23,25 ; 23,75 ; 24,00
Für diese Beispiele wird die Spize k des Plättchens den
gegebenen Zahlen entsprechend auf den Theilstrich 5 ; auf 5 ; in der Mitte zwischen
4 u. 5 auf Weiß liegen und die dazu gehörigen Zahlen 153,13; 153,13; 157,53
zeigen.
Die Spize k des Drahtes wird in der Mitte zwischen 28 und
29 auf Weiß; zwischen 27 und 28 auf Roth; deßgleichen zwischen 27 und 28, und dazu
die entsprechenden Zahlen
16,53
;
19,53
;
19,53
zeigen, und es wird daher derInhalt der
Trapezien
––––––
––––––
––––––
136,60
133,60
138,00
Es ist bei dem Bisherigen vorausgesezt worden, daß die Spizen k entweder auf Theilstrichen oder genau in der Mitte zwischen zwei
Theilstrichen zu liegen kommen, und es bleibt daher noch der Fall zu erörtern, wenn
dieß nicht eintrifft. Ein etwas geübtes Auge wird leicht zu entscheiden wissen, ob
die Spize k des Plättchens oder des Drahtes näher zum
wirkichen Theilstriche oder zur Mitte zwischen den beiden Theilstrichen ist, und es
ist dann die Zahl zu nehmen, welche dem näher liegenden Punkt entspricht. Es sey
z.B. die Länge der zur Basis angenommenen Diagonale = 11,50; die Länge der beiden
Perpendikel zusammengenommen = 23,10; so wird die Spize k des Plättchens näher zur Mitte zwischen 5 und 6 über dem Nullpunkt
liegen, und man hat daher die in der rothen Colonne stehende Zahl 148,78 zu nehmen.
Die Spize k des Drahtes wird ebenfalls näher zur Mitte
zwischen 29 und 28 über Null seyn, wofür die Zahl 16,53 zu nehmen ist, und der
Inhalt ist 132,25 Quadratruthen.
Es ist nun die Anwendung der Zahlen auf den Theilstrichen am Lineal zu erörtern, welche zu
der Absicht dastehen, um in den oft vorkommenden Fällen, wobei die Spize k des Drahtes über dem Lineal hinausgeht und daher die
abzuziehende Zahl nicht unmittelbar angibt, auszuhelfen. In solchem Falle wird die
Spize q des Drahtes über dem Nullpunkt am Lineal
entweder auf eine Zahl zeigen, oder zwischen zwei Zahlen liegen, und das Verfahren
die abzuziehende Zahl zu erhalten besteht in der einfachen Operation, das Lineal so
weit aufwärts zu schieben, bis die Spize q unterm
Nullpunkt des Lineals dieselbe Zahl zeigt oder auf gleiche Weise zwischen demselben
liegt, wie anfänglich überm Nullpunkt. In dieser Lage wird die Spize k des Drahtes die abzuziehende Zahl anzeigen. Zur
Erläuterung dieses Verfahrens construire ein Vierek ABCD auf folgende Weise: die Diagonale AC 0 36,0; in A sey AB perpendikulär auf AC und = 14,0; deßgleichen sey in C die CD perpendikulär auf AC, und = 12,50. Nimmt man die AC als
Basis an und verfährt mit dem Instrumente so, wie oben angegeben wurde, dann wird
die Spize k des Plättchens unterm Nullpunkt zwischen 22
und 23 seyn, und auf die Zahl 488,28 zeigen; die Spize k
des Drahtes aber wird überm Lineal hinaus reichen. In dieser Lage wird die Spize q des Drahtes zwischen 9 und 10 überm Nullpunkt des
Lineals seyn; schiebt man nun das Lineal auswärts oder den Winkelhaken herunterzu,
bis die Spize q zwischen 9 u. 10 unterm Nullpunkt des
Lineals ist, dann wird die Spize k des Drahtes auf die
Zahl 11,28 zeigen, und es ist daher der Inhalt = 488,28 – 11,28 = 477,00
Quadratruthen. Die Berechnung eines einzelnen Dreieks kann auf drei verschiedene
Arten mit Hülfe des Pediometers geschehen, wie hiernächst gezeigt wird.
Das Dreiek ABC (Fig. 6) zu berechnen,
verfahre wie dieß beim Vierek ABCD gezeigt wurde,
nur daß das Herunterschieben des Winkelhakens vom Lineal anstatt von B bis D, beim Dreiek nur von
B bis zur Basis AC
geschieht. Eine andere Art dieß zu bewirken ist, daß man das Dreiek umkehre und in
die Lage ACD bringe; lege dann den Winkelhaken an
AC, wie oben angegeben ist, und bringe in
dieser Lage den Punkt R am Lineal mit dem Punkte R am Winkelhaken in Berührung, und schiebe diesen dem
Lineal entlang, bis seine Seite den Punkt D trifft,
wobei die Punkte k am Draht und Plättchen die beiden
erforderlichen Zahlen nachweisen. Bei dieser Art der Berechnung ist zwar die
Operation des Hinaufschiebens des Winkelhakens erspart worden, es entsteht dabei
aber der Nachtheil, daß die beiden Endpunkte der Basis nicht genau können gesehen
werden.
Eine dritte Art, welche sehr zu empfehlen ist, besteht darin, daß man z.B. im Dreiek
ABC (Fig. 6) einen Punkt E in der Linie AB
so annimmt, daß die
Länge CE beinahe der Länge der von den Punkten A und B darauf gefällten
Perpendikel gleich ist, und dann das Dreiek so behandelt, als wenn es ein Vierek AEBC wäre. Diese Verfahrungsweise wird den
Flächeninhalt am genauesten angeben; es sey dieß bei Anwendung des Pediometers, oder
beim Gebrauche des Cirkels und Maaßstabes, wie es im Folgenden wird bewiesen werden.
Aus demselben Grunde ist es rathsam, ein Vierek, dessen Länge viel größer als die
Breite desselben ist, der Länge nach in kleinere Viereke zu zerlegen und jedes
besonders zu berechnen.
Ist eine Figur zu berechnen, die aus mehreren Viereken zusammengesezt ist, dann bilde
man zwei Colonnen und bezeichne die eine Colonne mit +, die andere mit –,
schreibe dann alle Zahlen, welche die Spize k des
Plättchens für die verschiedenen Viereke nachweist, in die mit + bezeichnete
Colonne, und alle Zahlen, welche die Spize k des Drahtes
angibt, in die mit – bezeichnete Colonne und dann wird die Summe der –
Colonne von der Summe der + Colonne abgezogen, den Inhalt der ganzen Figur
angeben.
Theorie der Grundlage des Pediometers im Vergleich mit der
Construction desselben.
Das Product zweier Zahlen kann durch den Unterschied zweier Quadrate erhalten werden,
denn es ist
Textabbildung Bd. 82, S. 261
und dieß ist die Grundlage der Construction des Pediometers.
Der Flächeninhalt des Viereks, dessen Basis b und beide
Perpendikel = p, p' sind, wird durch
Textabbildung Bd. 82, S. 261
erhalten, und wird daher durch den Unterschied von
Textabbildung Bd. 82, S. 261
wenn die Grundlinie größer als die beiden Perpendikel
zusammengenommen ist, oder durch
Textabbildung Bd. 82, S. 261
wenn die beiden Perpendikel zusammen größer als die Basis
sind, erhalten.
Wollte man für die Multiplikation in Zahlen diese Verwandlung des Multiplicirens in
Subtrahiren anwenden, so würde man bei dem Gebrauche ausgedehnter Quadrattafeln noch
die halbe Summe und halbe Differenz der beiden Factoren zu berechnen, und dadurch
vielleicht mehr Arbeit haben, als das Multipliciren erfordert.
Ein Anderes ist es mit dem Berechnen von Flächen durch Figuren, die nach einem
verjüngten Maaßstabe gezeichnet sind, wobei die Factoren selbst erst durch Zerlegen
in Dreieke und Abmessen durch Cirkel und Maaßstab erhalten werden sollen. Hiebet
wird das nochwendige Abmessen durch den am Instrumente angebrachten Mechanismus
unmittelbar in Addiren und Subtrahiren von Grundlinie und Höhe verwandelt, wie dieß
sogleich klar wird dargethan werden.
Der Schieber mn (Fig. 1, 2 und 6) entfernt sich von dem
an der Seite CD des Winkelhakens als Anfangspunkt
markirten Punkt, um die ganze Länge der als Grundlinie angenommenen Diagonale,
folglich bewegt sich das Plättchen k k' k' eben so weit
herunterzu, und der Draht um eben dieselbe Länge aufwärts, da sich das Band in allen
seinen Punkten um diese Länge von der anfänglichen Lage entfernt. Wenn der
Winkelhaken mit der Seite CD den Punkt B trifft, wird nach Oben angegebenem Verfahren der
markirte Punkt R des Lineals mit dem markirten Punkt R am Winkelhaken vereinigt, in welcher Lage die
anfängliche Lage der Spize k des Plättchens und des
Drahtes auf den obersten Punkt des Lineals, so wie die anfängliche Lage der Spize
q auf den Nullpunkt am Lineal zeigen würde. Dadurch
aber, daß der Schieber mn sich von dem
anfänglichen Punkt um die Länge der Diagonale AC
entfernt hat, wird die Spize k des Plättchens, so wie
die Spize k des Drahtes von dem oberen Punkte des
Lineals um die Länge der zu messenden Diagonale entfernt seyn, und diese über jene
unter dem obersten Punkte des Lineals. Wird nun bei dieser Lage des Lineals, wie
dieß angegeben wurde, der Winkelhaken dem Lineal entlang so weit fortgeschoben, bis
die Seite CD desselben den Punkt D des Viereks trifft, so wird die Spize k des Plättchens von dem obersten Punkte des Lineals um
die Länge der Diagonale AC nebst der darauf
senkrechten Länge zwischen BD entfernt seyn, oder
die Spize k des Plättchens wird an der Seite des Lineals
die Summe der Grundlinie und Höhe zeigen. Nimmt man vorläufig an, daß die Diagonale
AC kleiner als die Summe der beiden
Perpendikel sey, welches sehr oft der Fall ist, da es oben ausdrüklich verlangt
wurde die kleinere Diagonale als Basis anzunehmen, so wird der Punkt k des Drahtes von dem obersten Punkte am Lineal
herunterzu um den Unterschied der Länge der beiden Perpendikel zusammen und der
Länge der Diagonale entfernt seyn. Im Fall aber die Summe beider Perpendikel kleiner
wäre als die Länge der Diagonale ist, welches in vielen Fällen auch selbst dann
statt haben kann, wenn die kürzere der Diagonalen als Grundlinie angenommen wird,
dann ist der Punkt k des Drahtes über dem obersten Punkt
am Lineal um den Unterschied der Basis und der Heiden Perpendikel entfernt.
Da aber die Spize q von der Spize k am Draht um die ganze Länge des Lineals über dem Nullpunkt desselben
entfernt ist, so wird die Spize q den erforderlichen
Unterschied über dem Nullpunkt am Lineal anzeigen, und wird diese Spize q auf dieselbe Entfernung unterm Nullpunkt des Lineals
gebracht, dann wird die Spize k des Drahtes von dem
obersten Punkte am Lineal herunterzu um eben diesen Unterschied entfernt seyn.
Die Spizen k des Plättchens und des Drahtes geben auf
diese Weise die ganze Summe und die ganze Differenz von Grundlinie und Höhe an, und
da nach obigem Saze die Quadrate von der halben Summe und halben Differenz verlangt
werden, so ist zu dem Ende die Stellung der Quadrate benuzt worden, so wie auch um
die Hälfte der Producte zu erhalten, die halben Quadrate in die Gefächer gesezt
werden. So sind in der zweiten Colonne, die für die natürliche Zahlenreihe nur die
geraden Zahlen enthält, die halben Quadrate der natürlichen Zahlenreihe eingetragen.
In der ersten Colonne, in deren Gefächer die ungeraden Zahlen als Zeiger dienen,
sind die halben Quadrate der Zahlen Textabbildung Bd. 82, S. 263 und so sind in den beiden anderen Colonnen die halben Quadrate der Zahlen
Textabbildung Bd. 82, S. 263 und Textabbildung Bd. 82, S. 263 gesezt worden. Vielfache Erfahrugen haben gezeigt, daß diese vier Colonnen
wenigstens eben so genau als Cirkel und Maaßstab den Flächeninhalt angeben, im Falle
die Einheit der Eintheilung nicht größer ist als die hier angenommene Ruthe,
besonders da man in dem Falle, wenn die Spize k weder
auf einen Theilstrich zeigt, noch gerade in der Mitte zwischen zwei Theilstrichen
ist, das Mittel der beiden nahe aufeinander folgenden Zahlen nehmen kann. Will man
aber einen größeren Maaßstab annehmen, oder pedantischer Weise bei dem vorliegenden
Maaßstabe eine größere Genauigkeit zu erlangen vorgeben, dann sind mehr Colonnen
nöthig, zu denen die Zahlen durch Einschalten zu berechnen sind.
Es ist übrigens klar, daß durch ein einmal für einen gegebenen Maaßstab angefertigtes
Instrument auch Figuren berechnet werden können, die nach einem anderen Maaßstabe
gezeichnet sind, wenn man das Verhältniß dieses Maaßstab es zu dem dem Instrumente
zum Grunde liegenden Maaßstabe kennt oder ermittelt; indem es hiebei nur darauf
ankommt, das Endresultat der ganzen Fläche im quadratischen Verhältnisse der beiden
Maaße zu vergrößern oder zu verringern.
Das Instrument kann durch anderweitige Anordnungen nach zu anderen Zweken benuzt werden.
Bringt man z.B. auf der Seite CD des Winkelhakens
eine Eintheilung nach dem Maaßstabe an, und richtet den Draht so ein, daß die Spize
q in der Verlängerung der Linie CD ist, wenn der Schieber mn am markirten Anfangspunkte ist, so kann man
durch Hülfe dieses Schiebers und der dabei angebrachten Eintheilung sowohl
Grundlinien als Höhen messen und auftragen, wodurch das Instrument gleichzeitig
Cirkel, Maaßstab und rechten Winkel ersezt.
Es ist oben erwähnt worden, daß es eine genauere Bestimmung des Flächeninhalts
gewähre, wenn man in einem Viereke die kleinere Diagonale zur Basis annimmt, und da
diese Behauptung gegen das gewöhnliche Verfahren der Geometer ist, indem diese
größtentheils die längere Diagonale des Viereks als Grundlinie annehmen, ich auch
noch nicht Gelegenheit hatte, diese Behauptung in einem Werke über Feldmeßkunst
anzutreffen, und der Beweis des Sazes so sehr einfach ist, glaube ich denselben
nicht auslassen zu dürfen.
Es ist wohl an und für sich klar, daß unter der hier zu behandelnden genaueren
Ausmessung des Flächeninhalts nur die Verminderung der Unterschiede zu verstehen
ist, welche durch Parallelachsen und durch die Unvollkommenheit unserer Sehorgane
und der zum Ausmessen anzuwendenden Instrumente entstehen, keinesweges aber den
Einfluß solcher Fehler, welche durch unrichtig hingeschriebene Zahlen oder durch
Rechnungsfehler veranlaßt worden, beseitigen können. Jene Fehler nun, die wir
Collimationsfehler nennen wollen, schwanken zwischen bestimmten Gränzen, und haben
für kleinere Linien dieselbe Gränze wie für längere, weil die Dike der Cirkelspizen,
die Breite der Theilstriche und die Stärke der Sehkraft des Auges nur auf die
Endpunkte der Linien sich beschränken und auf die anderweitige Ausdehnung derselben
nicht influiren.
Es sey nun in einem Vierek ABCD (Fig. 6) die Länge der
kleineren Diagonale AC = a; die Länge der größeren Diagonale BD =
a + b, und der Winkel,
unter dem sie sich durchschneiden, = α; auch sey
der Collimationsfehler jeder Linie = Δ l, das
positiv oder negativ seyn kann.
Nimmt man nun die kleinere Diagonale als Basis an, so wird die Summe der beiden
darauf von B und D gefällten
Perpendikel = (a + b) sin . α, und der
Flächeninhalt wird mit Berüksichtigung des Einflusses des Collimationsfehlers
Textabbildung Bd. 82, S. 264
welches bei Hinweglassung von
Textabbildung Bd. 82, S. 264
wird. Wenn hingegen die größere Diagonale a + b als Grundlinie angenommen wird, dann ist
die Summe der beiden Perpendikel = a . sin. α, und der Flächeninhalt wird
Textabbildung Bd. 82, S. 265
da nun sin. α ein ächter Bruch ist, so ist (a + b) sin. α + a < a . sin. α + a + b, welches zu beweisen war. Bei Cirkel und Maaßstab ist
man genöthigt, jeden der beiden Perpendikel besonders auszumessen, wodurch die
beiden Arten der Flächenberechnung sich also darstellen:
Textabbildung Bd. 82, S. 265
wo a . sin . α + 2a + 2b viel größer als (a + b) sin . α + 2a ist. Hieraus ergibt sich also auch in Bezug auf Genauigkeit ein Vorzug
des Pediometers im Vergleich mit Cirkel und Maaßstab, da bei jenem für die beiden
Perpendikel nur ein Collimationsfehler statt haben kann, wohingegen bei jenen zwei
Collimationsfehler vorkommen können.