Titel: | Verfahrungsarten zum mehrfarbigen Druken des Papiers mittelst des Galvanismus, worauf sich Isham Baggs in Cheltenham am 23. Jan. 1841 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 82, Jahrgang 1841, Nr. LXX., S. 308 |
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LXX.
Verfahrungsarten zum mehrfarbigen Druken des
Papiers mittelst des Galvanismus, worauf sich Isham Baggs in Cheltenham am 23. Jan. 1841 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Sept. 1841,
S. 180.
Baggs' Verfahrungsarten zum mehrfarbigen Druken des Papiers
mittelst des Galvanismus.
Meine Erfindung bezieht sich 1) auf die Anwendung der chemischen Kräfte der
Elektricität zum Druken in einer oder mehreren Farben, und 2) auf ein Verfahren
Reagentien beim Druken anzuwenden. Ich beschränke mich übrigens nicht auf die
Anwendung der galvanischen Batterie, worin sich diese chemische Action hauptsächlich
offenbart, sondern benuze nach Erforderniß der Umstände auch Elektricität aus
anderen Quellen, nämlich die durch Reibung hervorgebrachte, die aus der Atmosphäre
hergeleitete etc. Da bei der Elektricität je nach ihrer Gewinnungsart die Quantität
und Intensität immer in verschiedenem Verhältniß zu einander stehen, diese zwei
Eigenschaften aber, je nachdem die eine oder andere vorwiegt, einen wesentlichen
Einfluß auf die Ausführung meiner Erfindung haben, so müssen auch zwei verschiedene
Operationsweisen hienach angewandt werden.
Bei Anwendung der Volta'schen oder magneto-elektrischen Batterien, worin die
Quantität der Hauptcharakter des elektrischen Fluidums ist, wird ein Dessin zum
Druken folgendermaßen vorbereitet: – Man fängt damit an, eine Anzahl kleiner,
beiläufig 1/16 Zoll diker Platten von verschiedenen Metallen in die erforderliche
Form zu schneiden, zu feilen oder zu prägen, und nachdem man sie auf die Oberfläche
einer ebenen Metallplatte in solcher Anordnung aufgelöthet hat, daß sie das gegebene
Muster bilden, werden ihre Oberflächen vollkommen eben abgedreht oder abgeschliffen.
Angenommen z.B. das Muster soll aus einer gelben Blume mit grünen Blättern und
braunem Stiel bestehen, so kann man die Blätter aus Kupfer, die Blumen aus Eisen und
die Stiele aus Silber machen; diese Metalle werden auf eine Kupferplatte gelöthet
und dann ganz eben abgeschliffen. Der Graveur muß nun auf gewöhnliche Art die
erforderlichen Linien in den Blumen und Blättern des Musters herstellen, worauf der
Model zum Druken fertig ist.
Ein anderes Verfahren die Muster zum Druken mittelst der Elektricität herzustellen,
besteht darin, das verlangte Dessin aus Drähten von verschiedenen Metallen zu weben
und das Gewebe dann auf einer hölzernen Form zu befestigen, welche man mit der
Batterie in metallische
Verbindung sezt, wobei man folgendermaßen verfährt. Man befeuchtet einen Bogen von
dem zu bedrukenden Papier schwach mit einer Auflösung von kohlensaurem Natron, legt
es auf den negativen Pol einer Batterie und auf das Papier die metallene Drukform.
Das Papier wird nun vollkommen rein und weiß bleiben, so lange die Kette nicht
geschlossen ist, in dem Augenblik aber, wo die obere Platte mit dem positiven Draht
berührt wird, erfolgt die elektrochemische Zersezung, das Alkali des kohlensauren
Salzes geht an den negativen Pol und die Säure an den positiven, wo sie auf die
verschiedenen sich ihr darbietenden Metalle wirkt, so daß sogleich ein getreuer
farbiger Abdruk des Musters entsteht. Der Grund davon ist einleuchtend: kohlensaures
Kupfer ist grün, Eisenoxyd gelb, Silberoxyd braun, und diese drei Verbindungen
entstehen durch die Elektricität, wo die respectiven Metalle das Papier berühren.
Wird das Papier anstatt mit kohlensaurem Natron mit einer Auflösung von
eisenblausaurem Kali befeuchtet, so erhält man andere Farben, und je nach dem
verlangten Resultat müssen immer die Metalle auf der Drukform gewählt werden. Helle
Farben bekommt man durch Anwendung von Legirungen; da kohlensaures Kupfer grün und
kohlensaures Zink weiß ist, so würde man in dem gegebenen Beispiele durch Messing
ein helles Grün hervorbringen. Um das Ausfließen der Farben während der
Drukoperation zu verhüten, benuzt man die gewöhnlichen Methoden.
Meine zweite Operationsweise bezieht sich auf die Anwendung der Elektricität von
hoher Spannung und kleiner Quantität. Die Reibungselektricität ist in ihrer
Quantität so schwach, daß man sie durchaus nicht zum Druken mit metallenen Formen
auf die vorher beschriebene Weise benuzen kann. Die Fläche, worauf sie zu reagiren
hat, muß auf einen bloßen Punkt reducirt werden, ehe ein Effect stattfinden kann,
und dieß würde ihre Anwendung zum Druken ganz verhindern, wenn nicht ihre hohe
Spannung die Mittel lieferte, ihre Wirkungen in beliebigem Grade zu vervielfältigen.
Man bildet nämlich ein Dessin auf einer Glasplatte, indem man auf ihrer Oberfläche
eine Anzahl kleiner Stüke sehr feinen Platindrahts der Reihe nach befestigt. Sie
wird dann auf einen Bogen Papier gelegt, welcher mit einer geeigneten Auflösung,
z.B. Jodkalium und Stärke, befeuchtet ist und der Einwirkung eines Funkens oder
Stroms ausgesezt. Jedes einzelne Metallstükchen übt sogleich einen polaren Einfluß
aus und die purpurrothe Verbindung von Jod und Stärke entsteht durch alle Linien der
Zeichnung, so daß man einen Abdruk des Originals erhält. Nach dem gewünschten Effect
werden natürlich andere Metalle und andere Auflösungen angewandt. Die Elektricität
kann, nachdem sie
durch eine Tafel oder Platte gedrungen ist, zu einer zweiten, dann zu einer dritten
u.s.f. geleitet werden; und so lassen sich mit einer einzigen Entladung hundert oder
mehr Abdrüke von eben so vielen Platten gleichzeitig erhalten.
Wie sich bei meinem Verfahren die Thonerde als Basis von Farben benuzen läßt, zeigt
folgendes Beispiel. Angenommen, es soll die Fläche eines Kreises roth und seine
Peripherie grün gedrukt werden, so kann man eine kupferne Röhre von der Größe des
Kreises an einem Ende mit einem dünnen Pfropf von Gyps verschließen und dieselbe
dann mit einer Auflösung von Cochenille und Kali füllen. Um mit lezterer zu druken,
verbindet man die kupferne Röhre mit dem positiven Pol der Batterie, und wendet mit
essigsaurer Thonerde befeuchtetes Papier an. Die entstehenden Niederschläge haben
die verlangten Farben, indem der eine, das Roth nämlich, nicht durch die
Elektricität hervorgebracht wird, sondern dadurch, daß die alkalische
Cochenillelösung durch die Poren des Gypses sikert und dann auf die essigsaure
Thonerde reagirt.
Ein anderer Theil meiner Erfindungen besteht in einem Verfahren die verschiedenen
Reagentien beim Druken anzuwenden. Sehr oft ist man bei Anwendung besonderer
Reagentien nach der oben beschriebenen Methode auf gewisse Farben beschränkt: so
liefert Jodkalium mit Blei ein schönes Gelb; soll aber zugleich Blau erzeugt werden,
so gibt es kein Metall, welches diese Farbe mit demselben Reagens liefert. In diesem
Falle muß man ein Gemisch von verschiedenen Reagentien anwenden: die
Eisenoxydulsalze geben Blau mit eisenblausaurem Kali, während Jodkalium durchaus
nicht darauf wirkt; wenn man also diese beiden Reagentien mit einander vermischt und
das Papier mit dem Gemisch anstatt mit Jodkalium allein befeuchtet, so erhält man
zugleich das gewünschte Blau und Gelb.
Als Patentrecht nehme ich das Verfahren in Anspruch, in einer oder mehreren Farben
durch Anwendung von Elektricität zu druken, leztere mag wie immer gewonnen werden;
ferner das Verfahren Reagentien auf die beschriebene Weise anzuwenden.
Bemerkungen über dieses Drukverfahren.
Es ist nicht anzunehmen, daß der Patentträger im Ernste glaubt, man werde wirklich
jemals nach dem von ihm angegebenen Verfahren Papier auf galvanischem Wege
mehrfarbig bedruken, indem man es z.B. mit kohlensaurem Natron befeuchtet auf eine
Kupferplatte ausbreitet, welche mit dem negativen Pol der Batterie verbunden ist,
und dann die Drukform, worauf das Muster aus verschiedenartigen Metallen zusammengesezt ist,
darauf legt, welche nun mit dem positiven Pol verbunden wird.
Dieses Verfahren ist einerseits sehr kostspielig, denn es muß dabei ein galvanischer
Strom von solcher Stärke angewandt werden, daß dadurch das kohlensaure Alkali und
eine dem Sauerstoffgehalt des lezteren entsprechende Menge Wasser augenbliklich
zersezt werden kann, während man überdieß eine ziemliche Anzahl Drukformen zur Hand
haben müßte, um rasch operiren und folglich die Thätigkeit der Batterie so gut als
möglich benuzen zu können. Andererseits ist aber auch das Gelingen der Operation bei
diesem Drukverfahren mit so großen Schwierigkeiten und Umständlichkeiten verbunden,
daß es sich schon deßhalb als ganz unpraktisch erweist; die Drukform muß nämlich
nach bloß einmaligem Gebrauch immer abgefeilt und
abgeschliffen werden, um nicht nur die gebildeten Metalloxyde vollständig zu
beseitigen, sondern die Drukfläche auch wieder ganz eben herzustellen; wird das
Papier etwas zu stark befeuchtet, so läßt es sich auch nicht mehr ohne Verlezung von
der Drukform abnehmen. Erwägt man alle Umstände, welche bei diesem galvanischen
Drukverfahren in Betracht kommen, so ist klar, daß der Patentträger ein Mittel
angegeben hat, wodurch es einem gewandten Chemiker bei der größten Umsicht möglich
gemacht ist ein Resultat zu erreichen, welches der bloße Empiriker nach dem
gewöhnlichen Verfahren unfehlbar viel vollkommener, schneller und wohlfeiler
erzielen wird; sein Zwek kann daher kein anderer gewesen seyn, als sich jeden seiner
Landsleute tributär zu machen, dem es noch gelingen sollte, ein analoges Verfahren
zu besonderen Zweken vortheilhaft anwenden zu können.
E. D.