Titel: | Ueber Hrn. Elkington's Vergoldung auf nassem Wege; ein der Société d'Encouragement von Hrn. Péligot erstatteter Bericht. |
Fundstelle: | Band 82, Jahrgang 1841, Nr. LXXXI., S. 371 |
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LXXXI.
Ueber Hrn. Elkington's Vergoldung auf nassem Wege; ein der
Société d'Encouragement von Hrn. Péligot erstatteter
Bericht.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement. Sept. 1841, S. 382.
Péligot, über Elkington's Vergoldung auf nassem
Wege.
Hr. Elkington legte der Société d'Encouragement kupferne und
messingene Bijouteriegegenstände vor, welche mittelst des neuen Verfahrens, worauf
er im Jahre 1836 ein PatentElkington's
Patentbeschreibung findet man im polytechn. Journal Bd. LXV. S. 42 und die Versuche des
Hrn. Prof. Schubarth
über diese Vergoldungsmethode Bd. LXVI. S.
126; über die Theorie derselben wurde
S. 122 in diesem Bande des polytechn. Journals eine Abhandlung
mitgetheilt.A. d. Red. nahm, vergoldet worden waren.
Bekanntlich geschieht die Vergoldung des Kupfers, Messings und der Bronze gewöhnlich
mittelst Queksilber; nachdem der zu vergoldende Gegenstand bis zum Rothglühen erhizt
worden ist, wird er mit verdünnter Salpeter- oder Schwefelsäure abgebrannt;
nachdem das Metall gut gepuzt ist und einen gleichmäßigen Metallglanz besizt, wascht
man es mit Wasser wohl ab und troknet es durch Reiben mit Sägespänen.
Nach dieser Vorbereitung bringt man auf den mit einer sauren salpetersauren
Queksilberlösung befeuchteten Gegenstand ein, meistens aus einem Theile Gold und
acht Theilen Queksilber bestehendes Goldamalgam. Der Arbeiter verbreitet dieses
Amalgam mit der Krazbürste, einem aus Messingdrähten gemachten Pinsel, so
gleichförmig als möglich, worauf der Gegenstand aufs Neue gewaschen und getroknet
und dann allmählich bis zu der zur Verflüchtigung des Queksilbers nöthigen
Temperatur erhizt wird.
Der Gegenstand besizt nunmehr eine schmuziggelbe Farbe und läßt sich durch neue
Operationen nach Belieben matt oder polirt darstellen.
Das Queksilber ist beim Vergolden den seinem Dunste ausgesezten Arbeitern sehr
nachtheilig. Man wird sich erinnern, daß im Jahre 1816 Hr. Ravrio, von einem edlen Gefühl der
Menschlichkeit angetrieben, demjenigen einen Preis aussezte, der diese Kunst, welche
er selbst lange Zeit mit Auszeichnung ausübte, weniger ungesund machte; bekanntlich
wurden die Absichten des Hrn. Ravrio durch Hrn. d'Arcet, dem das Institut den Preis zuerkannte, erfüllt. Wenn auch
nicht alle Vergolder die von Hrn. d'Arcet angegebene Ventilir-VorrichtungPolytechn. Journal Bd. XXVIII. S.
464. benüzen, so kann man doch sagen, daß die Arbeiten unseres Collegen einen
glüklichen Einfluß auf dieses höchst ungesunde Gewerbe übten.
Nichtsdestoweniger erheischt die Kunst des Messing- und
Bronze-Vergoldens, so wie sie bis jezt betrieben wurde, noch bedeutende
Verbesserungen. Das Verfahren mit Queksilber erfordert viel Zeit und Arbeit; das zum
Auftragen des Goldes nöthige Queksilber geht verloren; das Auftragen des Amalgams
kann nur bei Stüken von einer gewissen Dike stattfinden, welche die nöthige Reibung
aushalten können; bei der Unmöglichkeit, ein vollkommen gleichartiges Amalgam zu
erhalten, um die Metallfläche gleichförmig damit zu bedeken, muß man so viel Gold
anwenden, daß die vergoldeten Waaren eine der heutzutage wichtigsten Bedingungen für
den Absaz, die Wohlfeilheit, nicht immer erfüllen können. Endlich kann die
Verflüchtigung des Queksilbers in der Nachbarschaft der Vergolderwerkstätten der
Gesundheit Gefahr drohen, was die Errichtung dieser Etablissements schwierig und oft
lästig macht.
Die erwähnten Uebelstände haben schon seit langer Zeit Versuche hervorgerufen, um
entweder durch mechanisches Verfahren, wodurch das Queksilber entbehrlich würde,
oder mit Goldlösungen zu vergolden. Die bekannte Eigenschaft des Goldes, beinahe von
allen Metallen aus seiner Auflösung gefällt zu werden, wurde zum Vergolden des
Eisens und Stahls mittelst in Aether aufgelösten Goldchlorids benuzt; die zum
Vergolden des Messings aber auf nassem Wege angestellten Versuche blieben bis zur
jüngsten Zeit erfolglos.
Hrn. Elkington blieb es
vorbehalten, diese neue Kunst zu schaffen, und sogleich auf eine hohe Stufe der
Vollkommenheit zu bringen. Sein Vergoldungsverfahren auf nassem Wege erfreut sich
schon einer bedeutenden Ausbildung und ist vorzüglich für sehr dünne, gepreßte oder
nezartige Bijouterie-Gegenstände anwendbar, welche durch jedes andere
Verfahren, wenn auch nicht unmöglich, doch nur sehr schwierig zu vergolden wären.
Diese von Hrn. Elkington
vergoldeten Gegenstände
bilden von nun an einen neuen und wichtigen Handelszweig.
Sein Verfahren beruht auf der Eigenschaft des Goldoxyds, mit Alkalien eine in Wasser
auflösliche Verbindung einzugehen, deren Existenz durch die wichtigen Untersuchungen
über dieses Metall von unserm Collegen, Hrn. Pelletier, außer Zweifel gesezt wurde.
Kupfer- und Messinggegenstände, welche man, nachdem sie wohl abgebrannt (mit
Säure gereinigt) wurden, in die Lösung derselben taucht, überziehen sich
augenbliklich mit einer sehr gleichförmigen und glänzenden Goldschicht.
Wie das Verfahren beim Vergolden mittelst Queksilber, zerfällt auch jenes des Hrn.
Elkington in drei
verschiedene Operationen: 1) das Abbrennen, 2) das Vergolden, 3) das Färben.
Das Abbrennen geschieht auf die den Vergoldern bekannte und bei ihnen übliche Weise.
Man legt die Gegenstände in Eisenblechbüchsen noch einmal ins Feuer, reinigt sie
durch Kochen in schwacher Schwefelsäure und troknet sie dann sorgfältig ab. Hierauf
brennt man sie mit concentrirter Salpetersäure ab, dann mit derselben Säure, welcher
man Kienruß und Salz zugesezt hat; nach gehörigem Abwaschen troknet man sie wieder
mittelst etwas warmer Sägespäne.
Die Bereitung des Bades zum Vergolden bildet den neuen und delicaten Theil des
Verfahrens; man löst das Gold in Königswasser auf und verdünnt die Lösung mit sehr
viel Wasser; hierauf sezt man allmählich einen großen Ueberschuß krystallisirten
Kali-Bicarbonats hinzu. Die in einem gußeisernen oder porzellanenen Gefäße
enthaltene alkalische Flüssigkeit läßt man beiläufig zwei Stunden lang sieden und
nach Verlauf dieser Zeit probirt man sie durch Eintauchen einiger Stüke: wenn deren
Vergoldung gut ausfällt, taucht man die abgebrannten Gegenstände successive einige
Secunden hinein. Diesem Eintauchen in die kochende Flüssigkeit geht ein anderes in
starke Salpetersäure, ein wiederholtes Waschen in Wasser, dann ein zweites
Eintauchen in einem Wasser voraus, worin sehr wenig saures salpetersaures Queksilber
aufgelöst ist.
Wenn die Gegenstände aus dem Vergoldungsbade kommen, werden sie noch einmal
gewaschen; sodann schreitet man zu ihrem Färben, welches mit den beim gewöhnlichen
Vergolden gebräuchlichen Mischungen geschieht. Bekanntlich besteht diese Operation
im Eintauchen der Gegenstände in mehrere Salze, namentlich in eine Mischung von
Salpeter, Alaun, Eisen- und Zinkvitriol, ferner im Erhizen der mit dieser
Auflösung befeuchteten Gegenstände beinahe bis zum Rothglühen; der Zwek dabei ist,
die Farbe und den Glanz des Goldes, welche diese Gegenstände gleichförmig besizen,
zu erhöhen.
Im Allgemeinen ist zu ersehen, daß das ganze Verfahren des Hrn. Elkington in der Fällung des Goldes aus der
alkalischen Lösung durch das hineingebrachte Metall besteht. Wenn es gelingen soll,
ist es unerläßlich, daß die zu vergoldenden Gegenstände vollkommen gut gereinigt,
abgebrannt und gepuzt sind. Die dem Vergolden selbst vorausgehenden und darauf
folgenden Operationen sind dieselben wie beim Vergolden mittelst Queksilber.
Bei dem Elkington'schen Verfahren werden die Gegenstände
mit einer außerordentlich dünnen Goldschicht überzogen; dieselbe ist so dünn, daß
das Gewicht des Goldes, welches eine Oberfläche von einem Quadrat-Decimeter
bedekt, nach den Analysen zwischen 2 und 4 Centigrammen variirt. Da diese Quantität
des übergelagerten Goldes nicht nach Belieben verstärkt werden kann, wie bei dem
Vergolden mittelst Queksilber, so könnte man befürchten, daß die auf nassem Wege
vergoldeten Gegenstände nicht die Dauerhaftigkeit besizen, welche bei den alten
Verfahrungsweisen erzielt wird. Allein diese Furcht ist ungegründet; denn, wenn es
gewiß ist, daß das successive Auftragen einer großen Anzahl amalgamirter
Goldschichten die Möglichkeit darbietet, eine solide und dauerhafte Vergoldung
hervorzubringen, so veranlassen andererseits, Ausnahmsfälle abgerechnet, die
Concurrenz und folglich die Nothwendigkeit, wohlfeil zu produciren, die Vergolder
davon wenig Gebrauch zu machen; dieselben begnügen sich beinahe immer, gerade genau
so viel Gold anzuwenden, als nöthig ist, damit die Kupfer- oder
Bronze-Oberfläche gleichförmig vergoldet erscheint. Das Verfahren auf nassem
Wege aber gewährt den Vorzug, daß die vergoldeten Gegenstände mit einer vollkommen
regelmäßigen und gleichförmigen Goldschicht bedekt sind, da das Gold auf diese
Gegenstände mittelst einer Flüssigkeit aufgetragen wird, welche alle ihre Theile
befeuchtet und, welche Form sie auch haben mögen, überall hin dringt; es wird
demnach auch alles Aufheben des Zusammenhangs vermieden, welches die Ursache jener
stellenweisen Oxydationen und stichartigen Vertiefungen ist, die man auf
Bronzewaaren, welche mittelst Queksilber vergoldet wurden, so oft sieht.
Ein sehr einfacher Versuch beweist die ganze Vollkommenheit des neuen Verfahrens in
dieser Hinsicht; wenn man nämlich einen auf nassem Wege vergoldeten Gegenstand
einige Augenblike in verdünnte Salpetersäure taucht, so verschwindet das Kupfer
allmählich und das Gold, welches dasselbe bedekte, bleibt und behält die
ursprüngliche Form des Gegenstandes in seiner ganzen Reinheit bei. Das Vorhandenseyn
dieser so dünnen Goldschicht beweist schon, mit welcher Gleichförmigkeit das Metall
auf alle Punkte des vergoldeten Gegenstands vertheilt war; ferner gestattet die
Möglichkeit, eine so kleine Menge Goldes anzuwenden, die, besonders bei vergoldeten
Bijouteriewaaren, welchen hauptsächlich das Elkington'sche Verfahren zu gute kömmt, so nothwendige Bedingung der
Wohlfeilheit zu erfüllen. So kostet die Vergoldung von zwölf Duzend Westenknöpfen
bei Hrn. Elkington nur 1 Fr.
75 Cent.; die von zwölf Duzend Geldbeutelringen 5 Fr. u.s.w., daher man sagen kann,
daß unter allen Firnissen, womit Kupfer oder Messing
überzogen werden können, um ihre Oxydation zu verhindern, dieser im Belegen
derselben mit Gold auf ihrer ganzen Oberfläche bestehende, der vollkommenste und
wohlfeilste ist.
Wir haben schon bemerkt, daß das Elkington'sche Verfahren
nur auf kleine Gegenstände anwendbar ist; das Bronze zu Stokuhren, großen Leuchtern
u.s.w. kann bis jezt auf nassem Wege nicht leicht vergoldet werden. Es ist
wahrscheinlich zum Gelingen dieser Vergoldung nothwendig, daß der. zu vergoldende
Gegenstand augenbliklich die Temperatur des Bades, in welches er gebracht wird,
annimmt, was bei obigen Gegenständen nicht möglich ist, weil die Metallmasse
derselben zu groß ist. Die Queksilbervergoldung wird demnach noch ferner zur
Vergoldung des Bronze angewandt werden, wenn anders nicht das von Hrn. Prof.
de la Rive angegebene elektrochemische Verfahren der Vergoldung des Silbers und
Messings allgemein in Gebrauch kommt.