Titel: Hrn. v. Ertel's neue Construction eines Hahnes zum Absperren von Flüssigkeiten. Beschrieben von L. Seelinger.
Autor: L. Seelinger
Fundstelle: Band 82, Jahrgang 1841, Nr. XCIII., S. 419
Download: XML
XCIII. Hrn. v. Ertel's neue Construction eines Hahnes zum Absperren von Fluͤssigkeiten. Beschrieben von L. Seelinger. Mit Abbildungen auf Tab. VI. v. Ertel's neue Construction eines Hahnes. Es ist allgemein bekannt, daß der gewöhnliche Hahn, welcher kegelförmig in seiner Hülse eingeschliffen ist, bei Leitungen, worin die Flüssigkeit einen großen Druk besizt, manches Unangenehme darbietet. Wenn nämlich ein solcher Hahn geschlossen ist, so wird die Flüssigkeit einen Druk auf die schiefe Seitenwand desselben ausüben, der um so größer ist, je größer diese gedrükte Fläche und je größer der Druk der Flüssigkeit in der Leitung ist. Da dieser Druk auf eine schiefe Wand erfolgt, so wird nothwendig ein Theil desselben dahin wirken, den Hahn aus seiner Hülse herauszutreiben; die Folge davon ist, daß der vollkommen dichte Schluß desselben verloren geht und ein Theil der Flüssigkeit entweichen kann, wenn nicht eine entsprechende Kraft den Hahn in seiner Hülse niederhält. Dieses gewaltsame Einpressen des Hahns in seine Hülse erzeugt aber eine bedeutende Reibung, welche die Drehung desselben schwierig macht, so daß sie nur noch mit großem Kraftaufwand oder mit einem aufgestekten entsprechend langen Hebel möglich ist. Die starke Reibung zwischen dem Hahn und seiner Hülse führt aber bei Hähnen, welche häufig gedreht werden, eine rasche Abnüzung herbei, und da diese nicht auf der ganzen Fläche des Kegels gleichförmig stattfindet, sondern an den Stellen zwischen je zwei Durchgangsöffnungen desselben am stärksten ist, so wird an diesen Stellen ein Durchdringen der Flüssigkeit möglich, obwohl der Hahn am obern und untern Theile der Hülse noch vollkommen schließt; deßhalb muß man, um den vollkommenen Schluß wieder herbeizuführen, den Hahn jedesmal abdrehen und aufs neue einschleifen. Diese Uebelstände zu beseitigen, war der Zwek, den Hr. v. Ertel sich bei der Construction seiner Hähne vorgesezt hatte, und die Erfahrung hat bereits zu Genüge gezeigt, daß er denselben vollkommen erreicht hat. Fig. 5 ist ein verticaler Längendurchschnitt dieses Hahns und Fig. 6 ein horizontaler Durchschnitt durch die Mitte desselben. A ist die Hülse des Hahns in Verbindung mit der Zuleitungsröhre B und der Abflußrohre C. Statt daß bei dem gewöhnlichen Hahne der Flüssigkeit die Eintrittsöffnung in seine Hülse versperrt wird, wird hier umgekehrt die Austrittsöffnung aus derselben verschlossen. Die Hülse A bildet einen hohlen, im Innern genau ausgedrehten Cylinder, welcher oben durch den Boden a geschlossen ist. Im Innern dieser Hülse läßt sich ein Zapfen b, welcher mit den zwei Scheiben c und d ein Ganzes bildet, drehen; zu diesem Zwek steht der Zapfen b durch den Boden a vor und endigt daselbst in das Vierek e, auf welches der Schlüssel f aufgestekt werden kann. Die obere Scheibe c ist auf der innern Bodenwand a genau aufgeschliffen. Der untere Theil der Hülse wird durch einen Dekel g, der sich über dieselbe schrauben läßt, dicht verschlossen; zu diesem Zwek bringt man einen Ring von Staniol oder dgl. zwischen den Rand h der Hülse und den Dekel, damit beide vollkommen dicht aneinander anzuliegen kommen und keine Flüssigkeit durchzudringen im Stande ist. Der Dekel g hat ebenfalls einen vierekigen Zapfen i, auf welchen derselbe Schlüssel f paßt, um den Dekel losschrauben zu können; k ist eine federnde runde Platte, welche den Zapfen b nach Oben drükt, damit die Scheibe c immer dicht am Boden a anliegt. Den Haupttheil des Ganzen bildet eine nach der innern Hülsenwand kreisförmig gebogene Platte l, welche in ihrer ganzen Dike in die obere und untere Scheibe des Zapfens b eingelassen ist, so daß sie sich, wenn der Zapfen gedreht wird, mitdrehen muß. Eine Feder in drükt diese Platte schwach an die innere Wand der Hülse an; die Platte selbst ist auf dieser Wand vollkommen dicht aufgeschliffen. Die Flüssigkeit, welche in der Richtung des Pfeiles drükt, schließt diese Platte stets um so fester an die Wand an, je größer der Druk selbst ist; die Wirkung des Drukes ist also hier gerade die entgegengesezte von der des gewöhnlichen Hahns. Die Wirkung der durch diesen Druk erzeugten Reibung ist aber nie so groß, daß sich der Hahn nicht noch mit sehr geringer Kraft drehen ließe. Weil der Druk der Flüssigkeit nach allen Seiten gleich stark wirkt, so wird die obere Scheibe c ebenfalls an den Boden der Hülse angedrükt, damit keine Flüssigkeit zwischen ihr und dem Boden eindringen kann; dieser Druk nach Oben würde sich aber durch einen gleichen Druk auf die untere gleich große Scheibe ausgleichen, wenn nicht in der untern Scheibe die Löcher n, n gebohrt wären, welche der Flüssigkeit den Durchgang erlauben. Die Federn m und k haben einzig den Zwek, die Platte l und die Scheibe c beständig an die Wände anzudrüken, auch dann, wenn keine Flüssigkeit in der Röhre ist, damit kein Schmuz sich zwischen die aneinander anliegenden Flächen ansezen kann. Sollte sich etwas Unreinigkeit an die Seitenwand der Hülse angesezt haben, so wird sie durch die, nach der punktirten Linie p abgeschrägten Kanten der Platte l beim Umdrehen jedesmal weggeschoben werden. Diese Art Hähne sind bereits bei mehreren Wasser- und Dampfleitungen, bei hydraulischen Pressen, so wie bei einem Apparate zur Verdichtung der Kohlensäure mit großem Vortheil angewendet worden, und es hat sich gezeigt, daß man auch beim größten Druk dieselben selbst ohne einen langen Schlüssel leicht umdrehen kann; auch haben sie sich in Bezug auf Dauerhaftigkeit bereits bewährt, selbst wo sie mehrere Hundertmale des Tages, wie z.B. bei hydraulischen Pressen, auf- und zugedreht werden.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    VI
Tab. VI